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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#163914) Verfasst am: 10.08.2004, 02:37 Titel: Sind Familienbetriebe eine Form der Kinderarbeit? |
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Also bezogen auf die Frage, die den Titel dieses Threads darstellt, würde ich ganz klar "ja" sagen!
Ich sehe es als ein soziales Problem an, wenn Eltern ihre Kinder zwingen, in ihrem Betrieb mitzuhelfen.
Ich musste zB. beobachten, wie in einem Restaurant die Kinder sogar während den Schultagen Nachmittags mitarbeiten mussten.
Ein Greisler hatte Sonntags offen und der Betrieb wurde dabei teilweise von einem Kind geführt, welches vom Aussehen her kaum älter als 12 Jahre gewesen sein konnte.
Eine ältere Frau um die 50 beklagte sich bei einem Unterhaltungsgespräch bei mir, dass sie kaum Zeit hatte, sie von der Pflichtschule abgesehen, weiterzubilden, oder auch in der Pflichtschule die Hausaufgaben zu machen, weil sie als Kind in einem Lokal ihrer Eltern viel aushelfen musste.
Auf manchen traditionelleren familieren Landwirtschaften müssen auch immer noch Kinder viel mithelfen und das auch hier in Österreich.
Ist solche Kinderarbeit überhaupt verboten?
Und wenn ja, warum geht dann der Staat nicht konsequent dagegen vor?
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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nickchanger auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.06.2004 Beiträge: 1753
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(#163923) Verfasst am: 10.08.2004, 07:22 Titel: |
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man kanns auch übertreiben.
musstest du zuoft den müll rausbringen?
ich frag mich,, wann der erste draufkommt vor lauter rechtschaffenheit arbeit generell zu verbieten
_________________ RKK, Mafiosi, Kinderschänder, Hetzer, Massenmörder
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den Zusammenhang kennt jeder hier, drum bleibt er unausgesprochen!
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#163927) Verfasst am: 10.08.2004, 07:47 Titel: Re: Sind Familienbetriebe eine Form der Kinderarbeit? |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | Also bezogen auf die Frage, die den Titel dieses Threads darstellt, würde ich ganz klar "ja" sagen!
Ich sehe es als ein soziales Problem an, wenn Eltern ihre Kinder zwingen, in ihrem Betrieb mitzuhelfen. |
Vielleicht zwingen sie sie gar nicht? Oder hat ein Kind Dich angefleht: Hilf mir hier raus, Fremder?
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Ein Greisler hatte Sonntags offen und der Betrieb wurde dabei teilweise von einem Kind geführt, welches vom Aussehen her kaum älter als 12 Jahre gewesen sein konnte. |
Aber profitiert hast Du davon dennoch, indem Du sonntags da einkaufen konntest.
Vielleicht hilft ja das Kind gerne im Laden aus? Vielleicht ist es sogar stolz darauf, daß ihm der elterliche Laden anvertraut wurde? Immerhin lernt das Kind auch etwas Nützliches; körperlich schwere Arbeit ist es ja wohl auch nicht.
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Und wenn ja, warum geht dann der Staat nicht konsequent dagegen vor?  |
Und wie stellst Du Dir das vor? Razzia auf dem Bauernhof? Die Kinder unter Polizeiaufsicht zum Spielplatz bringen?
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
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(#163934) Verfasst am: 10.08.2004, 08:27 Titel: |
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Die Dosis macht da Gift, gut möglich das in einigen Betrieben (bei uns) noch Kinder ausgebeutet werden, in der Regel verdienen sie sich aber einfach etwas Geld für den neuen PC/Markenklamotte/Pokemonscheiß dazu
_________________ Storm by Tim Minchin
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#163938) Verfasst am: 10.08.2004, 08:52 Titel: |
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nickchanger hat folgendes geschrieben: | man kanns auch übertreiben.
musstest du zuoft den müll rausbringen?
ich frag mich,, wann der erste draufkommt vor lauter rechtschaffenheit arbeit generell zu verbieten  |
Gesetzlich heißt es zumindest offiziell, dass Kinderarbeit verboten ist, wobei man Bildung und die Mithilfe im Haushalt nicht als Kinderarbeit betrachten kann.
Deffiniert ist hier, soweit ich mich erinnern kann allerdings nicht, dass Arbeit in den Familienbetrieben nicht als Kinderarbeit angesehen wäre...
Ich denke mir, dass man mehr Druck auf die Eltern machen sollte. Kinderarbeit soll in allen Betrieben vorboten und auch innerhalb des Haushaltes beschränkt werden, wobei schwere körperliche Tätigkeit auf jeden Fall zu verbieten ist und am sonsten ist das mit der Hausarbeit soweit zu beschränken, dass die Schulleistungen nicht darunter leiden.
Ein Kind muss schon in der Lage sein, ausreichend für Tests und Schularbeiten zu hause lernen zu können.
Wenn man mein Schulsystem einführen würde, dann würde es im Interesse der Lehrer liegen, dass die Kinder gut lernen. Lehrer sollen in die Aufgabe des Staates, die Kinderarbeit noch stärker zu verbieten, als bisher, einbezogen werden. Um solche Sachverhalte klären zu können bedarf es vermutlich einer kleinen Zusatzausbildung.
Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Vielleicht zwingen sie sie gar nicht? Oder hat ein Kind Dich angefleht: Hilf mir hier raus, Fremder? |
Ja genau! Das wird ein Kind ganz sicher sagen, wenn es seine Lernleistung zugunsten des Betriebs seiner Eltern, an die es sich ja meistens am gebundesten fühlt vernachlässigen muss!
Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Aber profitiert hast Du davon dennoch, indem Du sonntags da einkaufen konntest. |
Ja bitte! Ein Kind hat nicht solche Arbeiten zu leisten... Da kannst du auch sagen, dass du profitiert hast, wenn du indische Schuhe dank Kinderarbeit billiger kaufen konntest.
Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: |
Vielleicht hilft ja das Kind gerne im Laden aus? Vielleicht ist es sogar stolz darauf, daß ihm der elterliche Laden anvertraut wurde? |
Hey, wenn das von Tag zu Tag zugeht, dann ist so eine Routinearbeit nur selten ein Vergnügen. Auch müssen die Eltern ihren Kindern keinen Lohn zahlen, so dass sie dadurch keinen Anreiz zur Arbeit haben dürften.
Natürlich ist man kurzfristig stolz, wenn man das machen darf, was Erwachsene sonst machen. Aber wie lange der Stolz anhält ist eine andere Frage. Ausserdem ist Kinderarbeit so oder so nicht gerechtfertigt.
Mir ist als Kind schließlich auch der Gedanke gekommen, arbeiten zu gehen und selbst Geld zu verdienen. Heute weis ich, dass wenn das nicht verboten wäre, dass ich heute vielleicht noch ein Analphabet sein könnte. Zwar ist die Kinderarbeit in den Familienbetrieben, wenn gleichzeitig die Schulpflicht eingehalten wird, keine Ursache für den Analphabetismus, aber es hemmt die Leistung des Kindes als Schüler und stellt für Kinder eine Doppelbelastung dar...
Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | Immerhin lernt das Kind auch etwas Nützliches; körperlich schwere Arbeit ist es ja wohl auch nicht. |
Das Kind lernt in der Schule viel nützlichere Sachen. Solche Arbeit kann es nach der Schule lernen und während der Schulzeit durch Zuschauen lernen. Gegen einen gelegentlichen Einsatz als eine Art Praktikum ist auch im Betrieb der Eltern Nichts einzuwenden, aber derzeit werden Kinder in Familienbetrieben regelrecht als reguläre Arbeitskräfte benutzt!
Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: |
Und wie stellst Du Dir das vor? Razzia auf dem Bauernhof? Die Kinder unter Polizeiaufsicht zum Spielplatz bringen? |
Es muss erst einmal klar deffinierte Gesetze geben, die exakter festschreiben, was in dieser Hinsicht erlaubt sein soll und was nicht! Ausserdem ist teilweise durch Spitzel aber vor allem im Rahmen der ohnehin vorkommenden Betriebskontrollen, zu beobachten, ob diese Gesetze eingehalten werden. Nicht zuletzt sollen Lehrer als Informationssammler in dieser Sache eine wichtige Rolle spielen und Familienbetriebe, die verdächtig sind, Kinder zu beschäftigen, der Polizei weiterzumelden.
Das mag zwar diktatorisch klingen. Aber für den Fortschritt sind auch härtere Maßnahmen zulässig. Außerdem sind solche Maßnahmen noch viel demokratischer, als Zwänge, wie die Wehrpflicht oder der Zivildienst...
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#163939) Verfasst am: 10.08.2004, 09:01 Titel: |
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Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben: | Die Dosis macht da Gift, gut möglich das in einigen Betrieben (bei uns) noch Kinder ausgebeutet werden, in der Regel verdienen sie sich aber einfach etwas Geld für den neuen PC/Markenklamotte/Pokemonscheiß dazu |
Ich habe nicht den Eindruck, dass Eltern ihren Kindern Geld für ihre Arbeit auszahlen.
Und selbst wenn sie es tun würden, auch dann ist Kinderarbeit nicht akzeptabel.
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#163941) Verfasst am: 10.08.2004, 09:02 Titel: |
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@Kossuth
Deine Empörung über Kinderarbeit in Ehren, aber ich denke, es gibt Regionen in der Welt, wo sie angemessener ist, da die Kinderarbeit und damit einhergehend entgangene Bildungschance wirklich ein flächendeckendes Problem darstellt. Hier ist es, schätze ich, in 99% der Fälle eher so, wie Tante Jolesch es sagte: daß sich die Blagen einfach etwas Taschengeld dazuverdienen.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
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(#163945) Verfasst am: 10.08.2004, 09:33 Titel: |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben: | Die Dosis macht da Gift, gut möglich das in einigen Betrieben (bei uns) noch Kinder ausgebeutet werden, in der Regel verdienen sie sich aber einfach etwas Geld für den neuen PC/Markenklamotte/Pokemonscheiß dazu |
Ich habe nicht den Eindruck, dass Eltern ihren Kindern Geld für ihre Arbeit auszahlen.
Und selbst wenn sie es tun würden, auch dann ist Kinderarbeit nicht akzeptabel. |
Auf die Idee das Kinder und Jugendliche freiwillig mitarbeiten bist Du noch nicht gekommen? Wieviele Betriebe kennst du von "innen" in denen Kinder ausgebeutet werden?
Solltest du welche kennen geh zur Polizei und erstatte Anzeige oder informiere das Jugenamt / Kinderanwaltschaft
_________________ Storm by Tim Minchin
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#164147) Verfasst am: 10.08.2004, 18:37 Titel: |
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Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | @Kossuth
Deine Empörung über Kinderarbeit in Ehren, aber ich denke, es gibt Regionen in der Welt, wo sie angemessener ist, da die Kinderarbeit und damit einhergehend entgangene Bildungschance wirklich ein flächendeckendes Problem darstellt. Hier ist es, schätze ich, in 99% der Fälle eher so, wie Tante Jolesch es sagte: daß sich die Blagen einfach etwas Taschengeld dazuverdienen. |
Dieser Meinung möchte ich mich absolut anschliessen. Wenn man bedenkt, wie Kinderarbeit auch heute in anderen Ländern leider getätigt wird (Bangladesh zum Beispiel), dann relativiert sich dieser Vorwurf, hier in Deutschland oder Österreich doch in dem Sinne, wie Du es gerade formuliert hast, meines Erachtens nach recht deutlich.
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#164148) Verfasst am: 10.08.2004, 18:38 Titel: |
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Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben: | Kossuth hat folgendes geschrieben: | Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben: | Die Dosis macht da Gift, gut möglich das in einigen Betrieben (bei uns) noch Kinder ausgebeutet werden, in der Regel verdienen sie sich aber einfach etwas Geld für den neuen PC/Markenklamotte/Pokemonscheiß dazu |
Ich habe nicht den Eindruck, dass Eltern ihren Kindern Geld für ihre Arbeit auszahlen.
Und selbst wenn sie es tun würden, auch dann ist Kinderarbeit nicht akzeptabel. |
Auf die Idee das Kinder und Jugendliche freiwillig mitarbeiten bist Du noch nicht gekommen?
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Das kommt noch dazu. Nimmt man z. B. mal Kinder und Jugendliche, die auf Bauernhöfen aufwachsen, und im elterlichen Betrieb mitarbeiten.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#164176) Verfasst am: 10.08.2004, 20:07 Titel: |
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Man muss sich verdeutlichen, welchen Sinn das Verbot von Kinderarbeit hatte und hat: Kinder vor wirtschaftlicher Ausbeutung und vor gesundheitlichen Schäden zu schützen, ihnen die Nutzung von Bildungs- und Entwicklungschancen zu ermöglichen und last but not least, ihnen Gelegenheit zu Spiel und Freizeit zu schaffen, wie es unter anderem auch die UN-Kinderrechtskonvention vorsieht. An Müll raustragen oder ein bisschen Mithilfe im Haushalt oder elterlichen Betrieb ist dabei sicher nicht gedacht, jedenfalls solange die oben aufgeführten Punkte dabei erfüllt bleiben.
Man kann im Gegenteil sogar anführen, dass die Mithilfe im elterlichen Betrieb für das Kind eine ungeheuere Lern- und Bildungschance darstellt, und das gerade heute, wo die Lebenswelten von Kindern und Erwachsenen fast völlig getrennt sind, so dass Kinder und Jugendliche oft gar keine Vorstellung entwickeln können, was Arbeit ist und wie es in der Arbeitswelt zugeht. Ich glaube, dass in Deutschland heute viele Jugendliche nach der Schule vor dem Problem stehen, gar nicht zu wissen, was sie eigentlich arbeiten können und möchten. In früheren Zeiten hatten junge Menschen mehr Gelegenheiten, Erwachsene bei der Arbeit zu beobachten oder bei der Mithilfe bei den eigenen Eltern oder Freunden zu erleben, wie sich bestimmte Arbeiten anfühlen.
In Deutschland können Kinder von ihren Eltern verpflichtet werden, im elterlichen Betrieb mitzuhelfen. Allerdings muss das ganze in einem vernünftigen Rahmen bleiben, der eben genügend Zeit für Schulisches, Spiel und Freizeit lässt und bei dem der Jugendschutz gewahrt bleibt. Gefährliche, gesundheitsschädliche oder einfach nicht altersgemäße Arbeiten dürfen die Kinder nicht ausführen. Also z.B. kein Ausschank in der Kneipe. Im Zweifel gibt das Jugendamt dazu sehr konkrete Empfehlungen. An das Jugendamt dürfen sich beide Seiten jederzeit wenden, die Kinder/Jugendlichen und auch die Eltern. Trotzdem gibt es natürlich Eltern, die ihre Kinder regelrecht ausbeuten, nur dass das eben nicht legal ist.
In Deutschland darf das Jugendamt nicht aus eigener Initiative tätig werden, sondern erst, wenn Eltern oder Kinder um Hilfe bitten, oder es Hinweise aus der Bevölkerung gibt. Also mal eben routinemäßig kontrollieren, ob Kinder zur Arbeit gezwungen werden, ist nicht erlaubt. Dass das so geregelt ist, hat damit zu tun, dass der Staat vor 60 Jahren recht ungeniert in die elterliche Erziehung eingegriffen hat, und dabei ist bekanntlich eine Menge Mist herausgekommen. Jetzt sind die Rechte des Staates abgesehen von der Schulpflicht sehr eingeschränkt. In manchen Fällen wäre es vielleicht besser, dem Staat wieder mehr Kontroll- und Einflussmöglichkeiten zu gewähren.
Ich bin in einem Familienbetrieb aufgewachsen. Als Kind und als Jugendlicher wurde ich häufiger zur Mithilfe aufgefordert aber nie gezwungen. Als Kind fiel es mir schwerer, nein zu sagen, als Jugendlicher leichter. Allerdings haben mich meine Eltern auch für meine Mithilfe bezahlt. Besonders gut fand ich aber immer, wenn ich nach Stückzahl bezahlt wurde. Da konnte ich Gas geben und entsprechend mehr verdienen. Allerdings war Bezahlung nach Stückzahl eben nur bei bestimmten Arbeiten möglich, weil nicht alle Arbeitsabläufe sich so sinnvoll organisieren und abrechnen lassen. Besonders gerne habe ich die Arbeit nicht gemacht, aber immerhin wusste ich dann mit 16, dass ich schon mal nicht Gärtner oder Florist werden wollte. Durch die Erfahrungen im elterlichen Betrieb habe ich die entscheidende Motivation gewonnen, in der Schule doch noch ordentlich Gas zu geben und zu studieren. Heute helfe ich nur noch selten mit, aber zur Adventszeit produziere ich manchmal immer noch auf Stückzahl.
Meine Schwester hat immer gerne mitgeholfen. Über die Mithilfe im elterlichen Betrieb ihre floristische und kunsthandwerkliche Begabung entdeckt. Sie hat in ihren Prüfungsjahrgang als zweitbeste Floristin in NRW abgeschnitten, führt heute als erstklassige Floristin ein gutes Blumengeschäft, bildet selbst aus und beschäftigt eine Angestellte. Für eine Anfang 20-jährige hat sie einen guten Lebensstandart. Was du als Kinderarbeit bezeichnest, sieht sie als die große Chance ihres Lebens.
Der eigentliche Missbrauch fand bei uns in anderer Form statt. Mein Vater hat versucht, mich und meinen Bruder zu zwingen, eine Gärtnerausbildung zu machen, damit wir seinen Betrieb übernehmen. Das hat natürlich nicht funktioniert, aber sein Anspruch, dass wir gefälligst sein Lebenswerk übernehmen sollen, hat unser Familienleben über Jahre sehr belastet.
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#164190) Verfasst am: 10.08.2004, 20:33 Titel: |
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Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben: | Die Dosis macht da Gift, gut möglich das in einigen Betrieben (bei uns) noch Kinder ausgebeutet werden, in der Regel verdienen sie sich aber einfach etwas Geld für den neuen PC/Markenklamotte/Pokemonscheiß dazu |
Es geht hier aber nicht um Kinder, die sich was dazuverdienen, sondern um Familienbetriebe. Und da schätze ich auch, dass da einiges im Argen liegt. Nicht jeder wird, wie Wygotzky, "nie gezwungen", und mithelfen ist was anderes als regelmäßig arbeiten - und dass Kinder in Familienbetrieben für gewöhnlich angemessen bezahlt werden, davon bin ich alles andere als überzeugt.
Nur leider kann man als Außenstehender die einen nicht von den anderen Unterscheiden (Wenn ich in einen Laden komme, und dort von einem Kind bedient werde, dann weiß ich eben in der Regel nicht, unrter welchen Bedingungen das Kind da arbeitet - und das Jugenamt einzuschalten ist schon alleine deswegen kritisch, weil sich nämlich am Ende womöglich rausstellt, dass es zwar tatsächlich illegal, trotzdem aber freiwillig war ...)
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#164192) Verfasst am: 10.08.2004, 20:36 Titel: |
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Peter Raulfs hat folgendes geschrieben: | @Kossuth
Deine Empörung über Kinderarbeit in Ehren, aber ich denke, es gibt Regionen in der Welt, wo sie angemessener ist, da die Kinderarbeit und damit einhergehend entgangene Bildungschance wirklich ein flächendeckendes Problem darstellt. Hier ist es, schätze ich, in 99% der Fälle eher so, wie Tante Jolesch es sagte: daß sich die Blagen einfach etwas Taschengeld dazuverdienen. |
Ich habe eher den Eindruck, dass das einfach in der Tradition liegt. Kinder werden von ihren Eltern als Arbeitskräfte benutzt, sie gehorchen und haben ihre Arbeit zu erledigen, egal ob es ihnen passt, oder nicht. Für viele ist das noch heute Alltag und Selbstverständlichkeit.
Moment. Ich habe ein interessantes Buch bezüglich des Sachverhalts in den Fünfziger-Jahren:
Sepp Holzer in 'Der Agrar-Rebell' hat folgendes geschrieben: |
Wegen Arbeit die Schule geschwänzt.
Es kam nicht nur einmal vor, dass wir Bauernkinder zu Hause arbeiten mussten und dannach mit falschen Entschuldigungen in die Schule geschickt wurden. Deswegen gab es Strafen und wir mußten oft zum Nachsitzen in der Klasse bleiben.
Es war keine Seltenheit, wenn wir dabei vom Pfarrer oder vom Lehrer im Klassenzimmer "vergessen" wurden. Wenn es schlecht herging, konnte man seinen Heimweg erst zur finsteren Abendstunde antreten und das meist allein. Zu Hause hatte man dann Probleme wegen der Verspätung, schließlich hätte man ja zu arbeiten gehabt.
[...]
1957 schloss ich die Volksschule ab. Für Bauernkinder gab es die Möglichkeit, schon sechs Wochen vor Ferienbeginn um Sommerbefreiung anzusuchen. Ich konnte damals auf Wunsch meiner Eltern einen solchen vorzeitigen "Ernteurlaub" antreten, hatte aber keine rechte Freude mit dieser Befreiung, denn sie bedeutete nur schwere Arbeit. |
Das ist nur ein Ausschnitt davon, wie besonders noch vor ein paar Jahrzehnten, die Kinderrechte allerseits mit Füßen getretten wurden. Die Tradition wurde damals (ich weis nicht, wie das heute aussieht) noch gesetzlich durch solche "Ernteurlaube" unterstrichen.
Das ist absolut wider der Kinderrechte und mit aller Heftigkeit zu verurteilen.
Noch früher, nämlich 18. und 19. Jh., war das in großen Industriebetrieben so, wo auch fremde Kinder gearbeitet haben. In vielen Wirtschafts- und Managementbüchern wurde den Industriellen die Kinderarbeit sogar dringendst empfohlen, weil es viele Branchen gab und auch gibt, wo die Kinder genauso leistungsfähig arbeiten, wie Erwachsene und dafür trotzdem weitaus billiger entlohnt werden.
Und dann gab es auch noch diese sogenannten Heimwerkerfamilien. Dort wurden Kinder in einer großen Zahl "adoptiert" nur um sie Arbeiten für die Familie machen zu lassen. Werkstücke wurden oft aus Manufakturen nach Hause genommen und dort bearbeitet. Das war für die Eltern ein gutes Zusatzeinkommen, besonders dann, wenn diese Kinder wie Vieh in einem Zimmer zusammengepfercht leb(t)en und mit einem Frass gefüttert werden, von dem sie nicht leben können.
So war es früher und so ist es heute in der dritten Welt. Hier und heute ist es in der Regel ganz anders, aber Familienbetriebe sind trotzdem eigentlich Nichts anderes, als die konsequente Fortsetzung dieser Heimwerkertradition. Das ist immer noch oft nur eine Umgehung des Verbotes der Kinderarbeit und wird, wie so viele Missbräuche mit "Tradition" und "Kultur" gerechtfertigt.
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#164195) Verfasst am: 10.08.2004, 20:45 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Man muss sich verdeutlichen, welchen Sinn das Verbot von Kinderarbeit hatte und hat: Kinder vor wirtschaftlicher Ausbeutung und vor gesundheitlichen Schäden zu schützen, ihnen die Nutzung von Bildungs- und Entwicklungschancen zu ermöglichen und last but not least, ihnen Gelegenheit zu Spiel und Freizeit zu schaffen, wie es unter anderem auch die UN-Kinderrechtskonvention vorsieht. An Müll raustragen oder ein bisschen Mithilfe im Haushalt oder elterlichen Betrieb ist dabei sicher nicht gedacht, jedenfalls solange die oben aufgeführten Punkte dabei erfüllt bleiben. |
Und genau das sit bei Familienbetrieben die Frage ....
Zitat: | Ich bin in einem Familienbetrieb aufgewachsen. Als Kind und als Jugendlicher wurde ich häufiger zur Mithilfe aufgefordert aber nie gezwungen. Als Kind fiel es mir schwerer, nein zu sagen, als Jugendlicher leichter. Allerdings haben mich meine Eltern auch für meine Mithilfe bezahlt. |
Tja, dass ich mit vorgehaltener Pistole gezwungen wurde, kann ich nicht sagen - aber wenn man das Kind ertsmal soweit hat, dass es sich sowieso nicht mehr traut, ein "nein" auch nur in Erwägung zu ziehen, ist das wohl auch nicht mehr nötig. Und daran, dass ich bezahlt worden wäre, kann ich mich ehrlich gesagt nicht erinnern. Gut, ich hatte meine Formen passiven Widerstandes entwickelt, was die Verwendungsmöglichkeiten eingeschränkt hat - aber man hat mir schon deutlich zu spüren gegeben, dass man mehr von mir erwartet hätte.
Und noch eine Bemerkung am Rande: Eltern können ihre Kinder zur Mitarbeit im Familienbetrien verpflichten - auch wenn das nur in einem "vernünftigen Rahmen" legal ist, ist es Zwangsarbeit, wenn das Kind nicht will (wohl gemerkt, wir reden hier nicht von Hausarbeit, sondern von Erwerbsarbeit!). Denselben Leuten aber ist es strikt verboten, ein anderes Kind gegen Bezahlung dieselbe Arbeit tun zu lassen, das diese Arbeit tun will (und das Geld vielleicht dringend brauchen würde)
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#164202) Verfasst am: 10.08.2004, 20:51 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: |
Man kann im Gegenteil sogar anführen, dass die Mithilfe im elterlichen Betrieb für das Kind eine ungeheuere Lern- und Bildungschance darstellt, und das gerade heute, wo die Lebenswelten von Kindern und Erwachsenen fast völlig getrennt sind, so dass Kinder und Jugendliche oft gar keine Vorstellung entwickeln können, was Arbeit ist und wie es in der Arbeitswelt zugeht. |
Wie schon gesagt, gegen ein Praktikum ist nichts einzuwenden(trotzdem sollte auch hier ein Mindestalter bereits erreicht sein). Auch in der Pflichtschulzeit gibt es bereits Möglichkeiten für Praktikum und Berufsorientierung. Gelegentlich ein Praktikum zu absolvieren ist auch ok. Aber nicht zu oft und schon gar nicht andauernd. Ein Kind darf nicht als Arbeitskraft eingesetzt werden.
Zitat: |
In Deutschland können Kinder von ihren Eltern verpflichtet werden, im elterlichen Betrieb mitzuhelfen. Allerdings muss das ganze in einem vernünftigen Rahmen bleiben, der eben genügend Zeit für Schulisches, Spiel und Freizeit lässt und bei dem der Jugendschutz gewahrt bleibt. | Das dürfte in der Bananenrepublik Österreich genauso sein.
Zitat: | Besonders gut fand ich aber immer, wenn ich nach Stückzahl bezahlt wurde. Da konnte ich Gas geben und entsprechend mehr verdienen. |
Das bedeutet, dass deine Eltern es verstanden, dich zur Arbeit zu motivieren. Dass dies aber bei Familienbetrieben eine gängige Praxis wäre, zeigen meine Informationen nicht gerade.
Aber wie schon gesagt. So oder so ist Kinderarbeit zu untersagen!
Eine weitere Massnahme zur Bildungsförderung und Unterbindung solcher Kinderarbeiten ist die Ausdehnung der Schulpflicht um ein Jahr, wobei nicht die obere, sondern die untere Altersgrenze ausgedehnt werden soll. Die Förderung von Erziehungseinrichtungen, wie Kindergärten usw.... kann zusätzlich helfen.
Zitat: |
Der eigentliche Missbrauch fand bei uns in anderer Form statt. Mein Vater hat versucht, mich und meinen Bruder zu zwingen, eine Gärtnerausbildung zu machen, damit wir seinen Betrieb übernehmen. Das hat natürlich nicht funktioniert, aber sein Anspruch, dass wir gefälligst sein Lebenswerk übernehmen sollen, hat unser Familienleben über Jahre sehr belastet. |
Auch gegen solche Missbräuche gäbe es wirkungsvolle Massnahmen. Aber solange der Staat bei Familienbetrieben tatenlos zusieht, ist nicht zu erwarten, dass er sich konsequent für Kinder- und Jugendrechte einsetzt...
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#164203) Verfasst am: 10.08.2004, 20:53 Titel: |
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caballito hat folgendes geschrieben: | Und noch eine Bemerkung am Rande: Eltern können ihre Kinder zur Mitarbeit im Familienbetrien verpflichten - auch wenn das nur in einem "vernünftigen Rahmen" legal ist, ist es Zwangsarbeit, wenn das Kind nicht will (wohl gemerkt, wir reden hier nicht von Hausarbeit, sondern von Erwerbsarbeit!). |
Ja, da ist was dran.
Wobei anzumerken wäre, dass in Familienbetrieben die Grenzen zwischen Haus- und Erwerbsarbeit häufig fließend sind. "Kannst du mal schnell im Laden aufpassen, während ich Mittagessen koche?"
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#164221) Verfasst am: 10.08.2004, 21:30 Titel: |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | Zitat: |
Der eigentliche Missbrauch fand bei uns in anderer Form statt. Mein Vater hat versucht, mich und meinen Bruder zu zwingen, eine Gärtnerausbildung zu machen, damit wir seinen Betrieb übernehmen. Das hat natürlich nicht funktioniert, aber sein Anspruch, dass wir gefälligst sein Lebenswerk übernehmen sollen, hat unser Familienleben über Jahre sehr belastet. |
Auch gegen solche Missbräuche gäbe es wirkungsvolle Massnahmen. Aber solange der Staat bei Familienbetrieben tatenlos zusieht, ist nicht zu erwarten, dass er sich konsequent für Kinder- und Jugendrechte einsetzt... |
So weit ich weiß, müssen die Eltern die Berufsausbildungswünsche ihrer Kinder bei ihrer Entscheidung berücksichtigen, ihnen aber nicht unbedingt entsprechen.
Auf dem Wege der emotionalen Erpressung dürfte letztlich alles möglich sein.
Wie gesagt: Von alleine kommt der Staat nicht vorbei. Das Kind bzw. der Jugendliche müsste zum Jugendamt gehen oder sich einer Vertrauensperson öffnen, die ihrerseits das Jugendamt informiert. Beim abgelegenen Bauerhof ist das Kind erwachsen, bevor es gerafft hat, dass es so etwas wie ein Jugendamt gibt. Aber selbst in der Stadt, wo alle Naselang Aufkleber vom Kinder- und Jugendtelefon hängen, werden viele Kinder es nicht schaffen, selbst um Hilfe zu bitten. Das ist ja selbst bei sexuellem Missbrauch und massiven körperlichen Misshandlungen so. Wie viel schwerer muss es sein, sich über Arbeitszwänge zu beschweren, die niemand als Missbrauch ansieht.
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Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
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(#164350) Verfasst am: 11.08.2004, 09:34 Titel: |
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Irgenwie kommt mir das vor wie eine Scheindisskusion: Die einen glauben die Mehrheit der Kinder wird gut behandelt. Die anderen glauben das viele ausgebeutet werden. Belegen tut das keiner.
Ich hab etwas recherchiert und nichts gefunden das darauf hinweist dass "Ausbeutung" in Familiebetrieben ein Problem ist. Auch aus meinem persönlichen Umfeld ist mir nicht ein (ehemaliges) Kind bekannt das im Betrieb seiner Eltern leiden musste.
Ergo gehe ich mal davon aus das meine Position näher an der Realität ist als die andere. Widerlegt mich....
Kossuth hat folgendes geschrieben: | Das dürfte in der Bananenrepublik Österreich genauso sein. |
Nestbeschmutzer! Heimatvernaderer!
_________________ Storm by Tim Minchin
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nickchanger auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.06.2004 Beiträge: 1753
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(#164351) Verfasst am: 11.08.2004, 09:35 Titel: |
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was ich viel schlimmer finde ist der umgekehrte weg!!!
ich zahle meiner mutter noch heute entschädigungen, weil sie mich erziehen musste und ich sie oft über die gesetzliche höchstarbeitszeit hinaus beansprucht habe....
_________________ RKK, Mafiosi, Kinderschänder, Hetzer, Massenmörder
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den Zusammenhang kennt jeder hier, drum bleibt er unausgesprochen!
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#164372) Verfasst am: 11.08.2004, 10:03 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: |
Ja, da ist was dran.
Wobei anzumerken wäre, dass in Familienbetrieben die Grenzen zwischen Haus- und Erwerbsarbeit häufig fließend sind. "Kannst du mal schnell im Laden aufpassen, während ich Mittagessen koche?" |
Genau das ist auch ein Problem.
Familienbetriebe sind grundsätzlich getrante Formen der Kinderarbeit.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#164374) Verfasst am: 11.08.2004, 10:10 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: |
So weit ich weiß, müssen die Eltern die Berufsausbildungswünsche ihrer Kinder bei ihrer Entscheidung berücksichtigen, ihnen aber nicht unbedingt entsprechen.
Auf dem Wege der emotionalen Erpressung dürfte letztlich alles möglich sein.
Wie gesagt: Von alleine kommt der Staat nicht vorbei. Das Kind bzw. der Jugendliche müsste zum Jugendamt gehen oder sich einer Vertrauensperson öffnen, die ihrerseits das Jugendamt informiert. Beim abgelegenen Bauerhof ist das Kind erwachsen, bevor es gerafft hat, dass es so etwas wie ein Jugendamt gibt. Aber selbst in der Stadt, wo alle Naselang Aufkleber vom Kinder- und Jugendtelefon hängen, werden viele Kinder es nicht schaffen, selbst um Hilfe zu bitten. Das ist ja selbst bei sexuellem Missbrauch und massiven körperlichen Misshandlungen so. Wie viel schwerer muss es sein, sich über Arbeitszwänge zu beschweren, die niemand als Missbrauch ansieht. |
Genau diese Gedanken gehen mir ständig durch den Kopf. Als Vertrauensperson habe ich mir eben die Lehrer vorgestellt. Beratungslehrer genießen unter den Schülern in der Regel hohes Ansehen und können besonders gut in solchen Situationen helfen.
Eventuell könnten Schulen spezialisierte Ansprechpartner bei Bedarf bestellen.
Natürlich tretten viele Probleme auf. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen sind immer begrenzt, selbst wenn solche Ansprechpartner darauf ausgebildet wären, die Kinder aktiv anzusprechen und es gut wüssten, wie man es machen sollte.
Und das zweite Problem ist immer noch das Geld des Staates.
Zwar soll meines Erachtens der Schutz von Kindern samt der Bildung eine wichtige Priorität für den Staat sein, aber die Finanzen sind eine Sache, über die man IMMER nachdenken und zumindest als einen von mehreren Hauptfaktoren bei quasi allen politischen Entscheidungen betrachten sollte.
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nickchanger auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.06.2004 Beiträge: 1753
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(#164387) Verfasst am: 11.08.2004, 10:40 Titel: |
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man könnte analog den befreiungsaktionen militanter tierschützer die kinder bei nacht und nebel direkt von den höfen und aus den läden holen und sie auf einem abenteuerspielplatz in ihr neues besseres leben entlassen (aussetzen)
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#164455) Verfasst am: 11.08.2004, 12:58 Titel: |
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Tante_Jolesch hat folgendes geschrieben: | Ich hab etwas recherchiert und nichts gefunden das darauf hinweist dass "Ausbeutung" in Familiebetrieben ein Problem ist. |
Was natürlich daran liegen könnte, dass manches als "normal" gilt, was sehr wohl ein Problem ist ...
Zitat: | Auch aus meinem persönlichen Umfeld ist mir nicht ein (ehemaliges) Kind bekannt das im Betrieb seiner Eltern leiden musste. |
Naja, die nachträgliche Bewertung als Erwachsene ... nach der Logik müsste man auch die Prügelstarfe erlauben, da ja die Mehrheit der ehemaligen geprügelten Kinder bereitwillig bestätigt, dass es ihnen nichts geschadet hat.
Zitat: | Ergo gehe ich mal davon aus das meine Position näher an der Realität ist als die andere. Widerlegt mich.... |
Man sollte die betroffenen Kinder mal fragen, bevor sie ehemalig sind ....
Und mal ganz davon abgesehen: Es gibt mit Sicherheit beides - und das eine wird nicht besser oder schlechter dadurch, dass es das andere auch gibt. Es gibt Kinder, die nicht ausgebeutet werden - und das ist gut so. Und es gibt Kinder, die ausgebeutet werden. Und das ist nicht gut so - und denen ist so gut wie möglich zu helfen, ganz egal, wie viele nichtausgebeutete Kinder es auch noch gibt.
Die ausgeuteten Kinder im Stich zu lassen, weil es auch nichtausgebeutete gibt, ist genauso schlimm, wie den nichtausgebeuteten die Mitarbeit zu verbieten, weil es auch Ausbeutung gibt.
Edit: Und noch eine Amerkung: Mitarbeit im Familienbetrieb ist Kinderarbeit. Die Frage, um die es geht, ist, ob das Totalverbot von Kinderarbeit sinnvoll ist - und es bringt absolut nichts, dieser Frage dadurch auszuweichen, dass man bestimmte Formen der Kinderarbeit zu Nicht-Kinderarbeit umdefiniert, um sie zu erlauben, und gleichzeitig das Totalverbot zum Schein aufrechtzuerhalten.
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#164473) Verfasst am: 11.08.2004, 13:30 Titel: |
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caballito hat folgendes geschrieben: | Die Frage, um die es geht, ist, ob das Totalverbot von Kinderarbeit sinnvoll ist |
Genau darum geht es. Ich bin gegen ein Totalverbot von Kinderarbeit. Wohl aber für ein Verbot von Arbeit, die Kinder emotional, körperlich überfordert, gefährlich oder gesundheitsschädlich ist, Bildungschancen beeinträchtigt, dem Alter der Kinder nicht angemessen ist, oder ihr Recht auf Spiel, Freizeit, Erholung und Teilhabe am kulturellen Leben beeinträchtigt. Die UN-Kinderrechtskonvention ist in dieser Hinsicht für mich eine gute Orientierung, unter anderem weil sie nicht nur für die reichen Nationen der Welt gemacht wurde. Sie formuliert Grundrechte des Kindes und ist gleichzeitig flexibel genug, um sich lokalen Gegebenheiten anpassen zu können. Dem Kleinbauern in der dritten Welt bleibt gegenwärtig gar nichts anderes übrig, als seine Söhne mit aufs Feld zu nehmen. Da geht es oft ums reine Überleben. Beim deutschen Bauern geht es im schlimmsten Fall ums wirtschaftliche Überleben des Betriebes, aber nicht mehr darum, ob die Familie im Winter genug zu essen haben wird. Diese Unterschiede sollte man schon berücksichtigen, wenn man Kinderarbeit pauschal verbieten will.
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#164486) Verfasst am: 11.08.2004, 13:50 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | caballito hat folgendes geschrieben: | Die Frage, um die es geht, ist, ob das Totalverbot von Kinderarbeit sinnvoll ist |
Genau darum geht es. Ich bin gegen ein Totalverbot von Kinderarbeit. |
Ich auch.
Zitat: | Wohl aber für ein Verbot von Arbeit, die Kinder emotional, körperlich überfordert, gefährlich oder gesundheitsschädlich ist, Bildungschancen beeinträchtigt, dem Alter der Kinder nicht angemessen ist, oder ihr Recht auf Spiel, Freizeit, Erholung und Teilhabe am kulturellen Leben beeinträchtigt. |
Hehre Begriffe, die größtenteils schlecht umzusetzen, wenn nicht gefählich sind ... wann z.B. ist ein Kind emotional oder körperlich überfordert? Das hängt ja wohl vom Kind ab. Die pauschale Forderung, Kinder nicht zu überfordern - klar, selbstverständlich. Aber wenns dann darauf hinausläuft, für alle Kinder einheitlich zu reglemtieren, was erlaubt ist uns was nicht, dann sind wir wieder in der Situation, dass die einen immer noch überfordert werden, und die anderen ihr Potential nicht ausschöpfen dürfen. Genauso: was ist "dem Alter des Kindes angemessen" - meist ein moralisches Konstrukt, um Kinder daran zu hindern, mis bestimmten Dingen in Kontakt zu kommen. Und mir dem recht auf Spiel: Schön und gut, aber wenn das Kind tatsächlich mehr Spaß an der Arbeit hat, als daran, ins Schwimmbad zu gehen?
Zitat: | Die UN-Kinderrechtskonvention ist in dieser Hinsicht für mich eine gute Orientierung, unter anderem weil sie nicht nur für die reichen Nationen der Welt gemacht wurde. |
Von ddr UN-Kinderrectskonvention halte ich überhaupt nichts ...
Zitat: | Sie formuliert Grundrechte des Kindes und ist gleichzeitig flexibel genug, um sich lokalen Gegebenheiten anpassen zu können. |
Warum müssen es lokale Gegebenheiten sein, und nicht individuelle?
Zitat: | Dem Kleinbauern in der dritten Welt bleibt gegenwärtig gar nichts anderes übrig, als seine Söhne mit aufs Feld zu nehmen. Da geht es oft ums reine Überleben. |
Wenn es ums überleben geht, muss das Kind arbeiten - und zwar auch dann, wenn die obigen Kriterien dabei nicht erfüllt sind. Traurig, dass man das extra erlauben muss. Wenn aber die großzügige Erlaubnis, dass Kinder für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen "dürfen" letzlich davon ablenkt, dass sie es eigentlich gar nicht nötig haben dürften, dann halte ich eine solche Regelung irgendwie nicht für sonderlich löblich. Und genauso sehe ich da die Kinderrechtskonvention.
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nickchanger auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 07.06.2004 Beiträge: 1753
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(#164529) Verfasst am: 11.08.2004, 14:53 Titel: |
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ist ehelicher sex in ein-verdiener-haushalten (keine leerzeichen!) auch immer prostitution?
diese diskussion ist mal ein krasses beispiel wie gutmenschen sich in sackgassen verdiskutieren...
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#164574) Verfasst am: 11.08.2004, 16:21 Titel: |
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nickchanger hat folgendes geschrieben: | ist ehelicher sex in ein-verdiener-haushalten (keine leerzeichen!) auch immer prostitution?
diese diskussion ist mal ein krasses beispiel wie gutmenschen sich in sackgassen verdiskutieren...  |
Wenn Kinder arbeiten, ist das Kinderarbeit. Immer.
Wenn jemand gewerbsmäßig sexuelle Dienstleistungen erbringt, ist das Prostition. Auch immer.
Was aber hat die Frage, ob die Leistungen des nichtverdienenden Ehegatten dem anderen gegenüber als gewerblich einzustufen sind, mit dem Thema dieses Threads zu tun
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#164580) Verfasst am: 11.08.2004, 16:30 Titel: |
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@caballito
Du missverstehst den Geist der UN-Konvention.
Es handelt sich nicht um einen Katalog bürokratischer Vorschriften. Es geht auch nicht darum, Kindern etwas zu erlauben oder zu verbieten.
Die UN-Konvention ist eine Absichtserklärung und Selbstverpflichtung der Staaten, bestimmte Rechte des Kinder anzuerkennen und etwas dafür zu tun, dass diese Rechte gewahrt werden.
Es gibt in der Konvention keinen Artikel, der Kindern überlebensnotwendige Arbeit erlaubt oder verbietet. Es gibt aber z.B. den Artikel 31, in dem ihr Recht auf Erholung, Freizeit, Spiel und Teilhabe am kulturellen Leben formuliert wird. Dafür sollen die Staaten etwas tun.
Die UN-Konvention ist in gewisser Weise vergleichbar mit dem Grundgesetz. Hier werden allgemeine Werte und Ziele formuliert. Wie das konkret umgesetzt wird, regeln Gesetze und Verwaltungsvorschriften. Die Höhe der Sozialhilfe oder die konkrete Ausgestaltung der Lehrerausbildung kann aus dem Grundgesetz nicht gefolgert werden.
Ein bürokratisches Regelwerk, das an jedem Ort der Welt anwendbar ist, wäre Wahnsinn.
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fenriswolf Das Ende ist nah !
Anmeldungsdatum: 23.08.2003 Beiträge: 376
Wohnort: Celle
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(#164586) Verfasst am: 11.08.2004, 16:49 Titel: |
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Mein Schwiegereltern sind Landwirte und haben 4 Kinder. Es war selbstverständlich , das die Kinder mitgeholfen haben. Beim Melken , bei der Kartoffelernte , beim Pflügen... und so weiter.
Und wenn man es Kinderarbeit nennt , schön und gut. Alle vier haben inzwischen ihre Ausbildungen abgeschlossen , sie sind also nicht um ihre Lebenschancen gebracht worden. Solange es nicht gesundheitsschädlich ist oder das Lernen zu kurz kommmt , was spricht also dagegen?
Freizeit hatten sie auch zu genüge , auch das blieb nicht auf der Strecke.
Ich denke , sie hatten durch ihr Aufwachsen auf einem Hof beruflich immer Vorteile. Die Ausbilder und Arbeitgeber haben alle 4 immer mit Kußhand angestellt. Die wußten , sie stellen jemanden ein , der nicht unbeholfen in der Gegend herumsteht , der anzupacken weiß , der die Arbeit sieht und fleißig ist. Da stimmt die Mentalität bezüglich zur Arbeit. Da kenne ich aus eigener Erfahrung Praktikanten , die sind einfach nicht einsetzbar. Sicherlich verläuft die Jugend auf einem Hof etwas anders als im Allgemeinen. Aber schon beizeien zu lernen was Arbeiten bedeutet sehe ich nicht als einen Makel an.
Gruß
Wolfgang
_________________ Gott ißt Brot.
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#164590) Verfasst am: 11.08.2004, 17:00 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | @caballito
Du missverstehst den Geist der UN-Konvention.
Es handelt sich nicht um einen Katalog bürokratischer Vorschriften. Es geht auch nicht darum, Kindern etwas zu erlauben oder zu verbieten. |
Es geht darum, Kindern ein Surrogat für einen Teil jener Rechte zu geben, die sie als Menschen eigentlich sowieso haben, deren Ausübung ihnen aber für gewöhnlich verwehrt wird.
Gäbe man den Kindern die Menschenrechte, wären Kinderrechte weitgehend überflüssig.
Zitat: | Die UN-Konvention ist eine Absichtserklärung und Selbstverpflichtung der Staaten, bestimmte Rechte des Kinder anzuerkennen und etwas dafür zu tun, dass diese Rechte gewahrt werden. |
Sie dient aber, absichtlich oder unabsichtlich, der Verschleierung der Tatsache, dass den Kindern die Menschenrechte vorenthalten werden.
Zitat: | Ein bürokratisches Regelwerk, das an jedem Ort der Welt anwendbar ist, wäre Wahnsinn. |
Ich bezog mich damit auch nicht auf die Konvention als solche, sondern ebne auf die Art und Weise, wie so etwas für gewöhnlich umgesetzt wird.
Und eines nämlich garantiert die Kinderrechtskonvention den Kindern nicht: Anerkennung ihrer Individualität.
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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