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Marxismus als Religion?
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max
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Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 3055

Beitrag(#186606) Verfasst am: 01.10.2004, 19:45    Titel: Marxismus als Religion? Antworten mit Zitat

Man hört sehr oft Vergleiche zwischen politischen Philosophien und Ideologien mit Religionen. Z.B. Marxisten würden wie Religiöse argumentieren, wenn sie sagen, dass der Staatskapitalismus nicht auf einer richtigen Umsetzung der Theorie beruhe. Dies wäre gleiche, wie wenn überzeugte Religiöse sagen, dass die Welt noch nicht ein Paradies sei, weil die Menschen nicht den Willen Gottes erfüllten. Ein anderer Vergleich ist, dass Marxismus ein Glaubensystem wie eine Religion sei, weil an diese Theorie geglaubt werden müsse.

Dies bringt uns an den entscheidenden Punkt. Es gibt viele Ideologien, deren Theorien im krassen Kontrast zur Wirklichkeit stehen, z.B. Religionen, die neoliberale Ideologie (mit einem Bild des Kapitalismus, der eher einem Bauernmarkt, als der heutigen Realität entspricht) oder der Stalinismus mit dem "realexistierenden Sozialismus".

Es gerade zu ein Kennzeichen von Religionen, dass sie nicht auf einem wissenschaftlichen Weltbild beruhen, was automatisch zur Folge hat, dass sich die Realität von der (religiösen) Ideologie unterscheidet.

Nur eine politische Philosophie, die auf wissenschaftlichen Grundlagen beruht, kann von sich behaupten, nicht auf Glauben, sondern auf Tatsachen zu beruhen. Es gibt natürlich das Problem, dass jeder Ideologie eine Widerspiegelung der materiellen (sozialen) Realität ist und entsprechend die Wirklichkeit nur subjektiv und verzerrt wiedergibt. Dieser Einwand steht im nicht im Gegensatz dazu, dass versucht werden sollte die Realität wissenschaftlich zu erklären. "Objektivität" ist hier aber nicht das Kriterium, genauso wie politische Neutralität nur eine Phrase sein kann. Ehrlicher ist es, zu den eigenen politischen Ansichten und Zielen zu stehen, als diese hinter vorgeblicher wissenschaftlicher Objektivität zu verstecken. Es geht darum, dass man Theorien aufstellt, die an der Realität gemessen werden können. Also entweder bestätigt oder widerlegt werden.

Also wie sieht es mit den Theorien aus? Kann man eine evolutionäre Entwicklung zum Sozialismus sehen, wie die Sozialdemokraten behaupteten, als sie sich von der Revolution distanzierten? Führt der Kapitalismus dazu, dass es überall auf der Welt Wohlstand und Demokratie gibt, wie viele Liberale behaupteten? Reicht es an die unsichtbare Hand des Marktes, Gott oder die Lila Kuh zu glauben und alles wird besser? Reicht der Glaube an die Arbeiterklasse und die Unvermeidlichkeit des Zusammenbruchs des Kapitalismus, um den Sozialismus zu erreichen?

Wenn man eine politische Philosophie – egal ob religiös oder atheistisch - auf die Wissenschaftlichkeit prüfen will, muss man natürlich erst einmal sich mit diesen Theorien beschäftigen, um sagen zu können, ob sie im Widerspruch zur realen Entwicklung stehen.

Also gibt es eine materialistische, wissenschaftliche politische Philosophie, gibt es eine politische Richtung, die behaupten kann, dass sie auf wissenschaftlichen Grundlagen beruht? Beruht der Marxismus auf wissenschaftlichen Grundlagen oder ist er ein Glaubenssystem?
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Gast






Beitrag(#186607) Verfasst am: 01.10.2004, 19:47    Titel: Antworten mit Zitat

Marx hat aus der utopischen Religion "Kommunismus" durch die Beigabe eines wissenschaftlichen Fundaments eine ernsthafte Weltanschauung gemacht.

Der technokratische Sozialismus wäre ein brauchbares Modell, weil er nicht vergißt, wie weit sich die Technik und die Gesellschaft seit Marx weiterentwickelt haben.
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magnusfe
MASTERMISSIONATOR OF THEOLOGIK



Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 3943
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Beitrag(#186609) Verfasst am: 01.10.2004, 19:57    Titel: Kompetente Antwort Antworten mit Zitat

Materialismus
Der Materialismus ist eine philosophische Grundrichtung, die die Materie bzw. das wissenschaftlich Erklärbare als die alleinige Realität und alles Bestimmende ansieht. Nicht naturwissenschaftlich Fassbares wie "Gott" oder seelisch-geistige Prozesse ohne direkten Bezug zur Physik, Biologie oder Chemie werden verneint. Ausschließlich die physikalischen, biologischen und chemischen Gesetze und Zusammenhänge erklären demnach das gesamte Sein. Es gibt nur die naturwissenschaftlich erfassbare Materie. Naturwissenschaften seien demzufolge in der Lage, alles zu erkennen und zu erklären.

Ziel dieser Anschauungen, besonders seit dem 18. Jahrhundert, war es, Theologie und Metaphysik durch experimentelles, nach
Nicht mehr Gott stand mit Liebe und Plan hinter dem Leben, sondern liebloser, neutraler, zielloser Zufall.
naturwissenschaftlichen Methoden gewonnenes Wissen zu ersetzen. Gott, Glaube und Kirche wurden als von den Unwissenden festgehaltene Irrtümer abgetan. Das theistische Weltbild wurde ersetzt und sollte dem Weltbild der Wissenschaften weichen. Besonders in der Biologie kam es zu weitgreifenden Entwicklungen, abgebildet in der Evolutionstheorie, mit der die Entstehung und das Wesen der „Schöpfung“ erklärt werden sollten. Nicht mehr Gott stand mit Liebe und Plan hinter dem Leben, sondern liebloser, neutraler, zielloser Zufall.
(Aus „Die Demission des wissenschaftlichen Materialismus“ von Prof. Dr. Wilder Smith).

Daraus folgt, dass Phänomene wie das Leben oder die Seele ausschließlich als erklärbare Eigenschaften der Materie angesehen werden. Das menschliche Denken, Fühlen, Wollen, ja sogar so etwas wie Glaube und Hoffnung sind demnach ausschließlich erklärbar als die Summe der physikalischen, chemischen und biologischen Prozesse.

Politisch führte dieses Weltbild zum Sozialdarwinismus mit seinen extremen Auswirkungen wie Marxismus, Kommunismus und Nationalsozialismus, die dankend das materialistische Gedankengut aufnahmen.

Neurobiologie
Speziell die Neurobiologie ist eine „Disziplin der Biologie, die Struktur und Funktionsweise [...] von Nervenzellen und Nervensystemen untersucht. Teilgebiete der Neurobiologie sind u.a. die Neuroanatomie, die sich mit Entstehung, Differenzierung und feingeweblichem Aufbau des Nervensystems befasst, die Neurochemie, die die chemischen Vorgänge der Aufnahme, Übertragung, Speicherung und Verarbeitung von Informationen im Nervensystem untersucht, und die Neuroimmunologie, die sowohl Immunreaktionen im Nervensystem als auch nervöse Einflüsse auf das Immunsystem untersucht.“
(c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2003

Die Neurobiologie musste für den Materialismus herhalten, um zu erklären, dass beispielsweise psychische Phänomene des Menschseins rein biologisch, chemisch oder physikalisch ableitbar sind.

Das biblische Weltbild
Die Bibel bezeugt die Existenz von Wirklichkeiten, die über unser rein naturwissenschaftliches Erkennen hinaus gehen.

„Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende“.
Prediger 3,11
Gott als Schöpfer wird in der Bibel bezeugt. Er ist der Schöpfung nicht wesensmäßig gleich, sondern ihr „übergeordnet“. Zudem wird uns mitgeteilt, dass Gott Geist ist, also nicht materiell fassbar.

„Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit. Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als allein der Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiß auch niemand, was in Gott ist, als allein der Geist Gottes. Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, dass wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist. Und davon reden wir auch nicht mit Worten, wie sie menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Geist lehrt, und deuten geistliche Dinge für geistliche Menschen. Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt werden. Der geistliche Mensch aber beurteilt alles und wird doch selber von niemandem beurteilt.“
1.Korinther 2,10-15

„Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“
Johannes 4,24

Gott ist keine Idee, kein Mythos, sondern real existierende Person, allerdings jenseits der bekannten naturwissenschaftlichen Wahrnehmungen. Und dennoch offenbart sich Gott, vor allem indem er Mensch wird und somit auch „materiell“ erfahrbar. Die Bibel drückt das vor allem im Johannesevangelium Kapitel 1 so aus, dass Gott Fleisch wird. So wird Gott in und durch Christus erfahrbar, anfassbar, betastbar (1.Johannes 1,1). Hier spielt der Glaube, wie die Bibel ihn versteht, eine wesentliche Rolle.

„Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“
Hebräer 11,1

Die Bibel schildert uns unsichtbare Welten und Gewalten, wie Himmel, Engel und dergleichen (Epheser 6,12). Diese sind zwar teilweise in dieser Schöpfung anwesend, dennoch vom Wesen des Materiellen, wie wir es kennen, verschieden.
Das Handeln Jesu zeigt, dass unsere rein materialistischen Erfahrungshorizonte durchbrochen werden.

Das Handeln Jesu wie die Brotvermehrung, die sogenannte Verklärung (Matthäus 17,1-13) oder sein Erscheinen in einem abgeschlossenen Raum (Johannes 20,19) zeigen, dass unsere rein materialistischen Erfahrungshorizonte durchbrochen werden.
Auch unser bekanntes Zeitverständnis wird gesprengt. Neben den zeitlichen Abläufen kennt die Bibel so etwas wie „Ewigkeit“ (s. Prediger 3,11) - etwas, was über die bekannte „physikalische“ Zeit hinausgeht.
Der Mensch wird als aus Leib, Seele, Geist bestehend beschrieben (1.Timotheus 5,23). Neben der reinen Materie wird ein Bestandteil „Geist“ erwähnt, die Verschmelzung dieser beiden führt zum Leben, zur Seele. Gott haucht den Atem des Lebens ein, da wurde aus der geformten Materie der lebendige Mensch, die lebendige Seele (1.Mose 2,7). Paulus spricht von äußeren und inwendigen Menschen (Römer 7,22; Epheser 3,16).

„Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.“
2.Korinther 4,16
Das „Herz“ ist in der Bibel Ausdruck des Seins, des Wollens, des Denkens, des Verstehens, der Erkenntnis. Dieser Begriff wird sehr oft verwendet, um das Wesen des Menschen zu charakterisieren. Hier wird deutlich, dass die Wirklichkeit des Menschen mehr darstellt als nur Hirnströme und Neuronenverbindungen.

Auch die biblische Tatsache, dass mit dem leiblichen Tod kein Aufhören einer Existenz verbunden ist, zeigt, dass es mehr gibt als nur die menschliche Biologie. „Er versammelte sie zu den Vätern ...“ beispielsweise zeigt, dass es über die rein biologische und physikalische Existenz hinaus etwas gibt. Das Alte Testament spricht von einem „sheol“ als einen Aufenthaltsort Verstorbener, das Neue Testament ähnlich vom „hades“ (dem sogenannten Totenreich) – Erfahrungshorizonte jenseits des wissenschaftlichen Verstehens.

Dass es um mehr geht als die rein materielle Existenz, wird im Psalm 139 deutlich. Dort zeichnet David ein Bild von Dingen, die seine Person betreffen, die weit über die bekannte Dimension unseres wissenschaftlich erfassbaren Raum-Zeit-Kontinuums hinausgehen.

Früchte des Materialismus aus der Sicht der Bibel

Außerdem zeigt die Bibel auf, was das Ziel des Menschen ist. Das Streben nach Reichtum, Wohlergehen, Gier und andere Früchte des Materialismus ist eine Folge der Gottlosigkeit des Menschen. In der Bibel werden andere Merkmale hervorgehoben: Sanftmut, Demut, Leidensbereitschaft, Freude, Friede, Liebe, Geben etc. Gottes Segnungen, besonders bez. des ewigen Lebens sind Gesichtspunkte, die der materialistischen Gesellschaft oft befremdlich erscheinen.

Argumente gegen den Materialismus

Wie gehen wir mit den Befürwortern eines Materialismus um? Ich denke, dass es nicht primär darum gehen kann, sich in philosophischen Streitgesprächen zu verstricken, obwohl beispielsweise der Apostel Paulus auch solche als Einstieg in die Evangeliumsverkündigung (z.B. in Athen; Apostelgeschichte 17,16-34) genutzt hat. Ich wünschte mir, wir könnten einem Menschen, der materialistisch denkt, aufzeigen, dass es mehr gibt „als wir sehen“. Ich hoffe, dass erkannt werden kann, dass Aspekte wie Liebe und Gerechtigkeit, Sünde und Gnade über das materialistische Denken hinausgehen und dass diese und weitere Dinge wie Seele, Geist, Leben, Ewigkeit und Gott sehr wohl existent sind und eben nicht mehr mit Argumenten der Wissenschaft fassbar sind.

Das menschliche Erfassen geht eben doch weit über das rein faktische Begreifen hinaus. Wie wenig ist doch physikalisch fass- und messbar. Der Materialismus hat doch nur ein sehr begrenztes Blickfeld und wird Psyche, Gefühle, menschliches Wollen und Verhalten doch nicht angemessen erklären können.
Das menschliche Erfassen geht eben doch weit über das rein faktische Begreifen hinaus.

Allein die menschliche Geschichte mit der Vielzahl von Religionen, Vorstellungen von Göttern, Geistern, Existenzen nach dem Tod ist ein Hinweis darauf, dass es mehr gibt als das materielle Diesseits. Die aktuelle Sehnsucht nach Idolen und Suche nach Antworten auf Lebensfragen, besonders deutlich in der Esoterik und neu aufblühenden „charismatischen“ Bewegungen in nahezu allen großen Religionen zeigt, dass es mehr zu geben scheint als nur Materie.
Zudem ist zu erwähnen, dass die Physik beispielsweise schon längst gezeigt hat, dass die Materie in sich selbst keine Quelle der biologisch ordnenden Informationen besitzt (siehe hierzu das oben erwähnte Buch von A. E. Wilder Smith, das Buch „Energie – optimal durch Information“ von Prof. Dr.-Ing. Werner Gitt oder „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“ von R. Junker u. S. Scherer).

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse haben sich in den letzten hundert Jahren gewaltig verändert. Heute besitzen wir klare experimentelle Beweise dafür, dass es andere Dimensionen neben der von den „Vätern“ des Materialismus angenommene und als absolut erforschbare Realität des Zeit-Raum-Kontinuums gibt. Es gibt Ereignishorizonte (wie z.B. bei den Schwarzen Löchern), die alle Erkenntnisse der bekannten Gesetze übersteigen. Hier hören alle uns bekannten Gesetzmäßigkeiten auf. Hier beispielsweise endet Materie, Zeit und materielle Wirklichkeit, wie wir sie kennen. Hier stößt der wissenschaftliche Materialismus an seine Grenzen.

Ähnlich verhält es sich mit der Relativitätstheorie, die allerdings auch schon wieder im Detail angezweifelt und widerlegt wird. Die Raum-Zeit-Phänomene, die in der Physik des 20. Jahrhunderts entdeckt und theoretisch behandelt wurden, lassen die Gedanken des Materialismus absurd erscheinen. Allein die Tatsache, dass Licht weder allein Materie noch allein elektromagnetische Welle ist, sonders beides gleichermaßen, was nach der klassischen Physik eigentlich gar nicht sein kann, zeigt, wie begrenzt wissenschaftliche Sicht sein kann.

Je weiter man in den Mikro- oder Makrokosmos vordringt, umso mehr Unklarheiten und Fragen der klassischen Naturgesetze tauchen auf. Hat man sich anfänglich damit beholfen, dass Elektronen in geordneten Bahnen um ein Atomkern herumfliegen (Bohr’sches Modell), ist heute klar, dass es keine definierten Bahnen von Elektronen, sondern nur Aufenthaltswahrscheinlichkeiten geben kann. Und schon gibt es neue wissenschaftliche Fragestellungen.

Fazit:
Gerade heutzutage ist die Physik mehr „Philosophie“ als empirisch nachweisbare Wissenschaft. Forschungen und Gedanken von Leuten wie Stephen Hawkins, aber auch von Newton, Kant, Pascal, Heisenberg oder Einstein zeigen, dass eine metaphysische Sichtweise einfach nicht auszuklammern ist.
Es ist also eine Illusion, zu glauben daß es nur die naturwissenschaftlich erfassbare Materie gäbe und daher die Naturwissenschaften in der Lage seien, alles zu erkennen und zu erklären.

Es gilt: „So muss der Materialismus die Menschen frustrieren, denn er kann dieses Ursehnen nach dem Bleibenden und Ewigen nie befriedigen.“ „Der Körper braucht Essen und Trinken, braucht also Hunger und Durst, die dafür sorgen, dass der Körper ernährt wird. Die Psyche und der Geist haben auch ihren Appetit – Sinn für Schönheit und Kunst, auch Sinn für das Göttliche.“ „ Wir werden nie zu einem befriedigenden Verständnis von uns selbst kommen, solange wir das Verständnis nur nach materialistischer Art und Weise „kastrieren“. Der Materialismus schneidet das Transzendente aus unserem Wesen weg und macht uns zu einem Haufen Chemikalien, die vielleicht 10 Dollar wert sind.“ (A. E. Wilder Smith in „Die Demission des wissenschaftlichen Materialismus)

Die Bibel hat hier ein ganz anderes Weltbild aufzuzeigen und vermittelt eine wirklich unvergängliche und sinngebende Perspektive.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
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Beitrag(#186610) Verfasst am: 01.10.2004, 20:04    Titel: Re: Kompetente Antwort Antworten mit Zitat


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Sokrateer
souverän



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Beitrag(#186614) Verfasst am: 01.10.2004, 20:17    Titel: Re: Marxismus als Religion? Antworten mit Zitat

Zu einer Religion gehären auch rituelle Handlungen und irgendwelche übernatürliche oder spirituelle Vorstellungen.

max hat folgendes geschrieben:
Man hört sehr oft Vergleiche zwischen politischen Philosophien und Ideologien mit Religionen. Z.B. Marxisten würden wie Religiöse argumentieren, wenn sie sagen, dass der Staatskapitalismus nicht auf einer richtigen Umsetzung der Theorie beruhe. Dies wäre gleiche, wie wenn überzeugte Religiöse sagen, dass die Welt noch nicht ein Paradies sei, weil die Menschen nicht den Willen Gottes erfüllten.

Der Vergleich besteht eher darin, dass Gläubige der Religion X, wenn mit Anhängern von X konfrontiert, die böses tun, üblicherweise erklären, dass es sich bei diesen Leuten ja gar nicht um echte X-Gläubige™ handle. Das hat weniger mit Religion zu tun, sondern mit mangelnder Kritikfähigkeit. Die kann jeden betreffen. Und viele religiöse Menschen sind wiederrum gar nicht davon betroffen.

max hat folgendes geschrieben:

Es gerade zu ein Kennzeichen von Religionen, dass sie nicht auf einem wissenschaftlichen Weltbild beruhen, was automatisch zur Folge hat, dass sich die Realität von der (religiösen) Ideologie unterscheidet.

Wirtschaftstheorien stehen auf wissenschaftlich höchst wackeligem Untergrund. Das liegt daran, dass man sie schwer falsifizieren kann. Außedem gibt es zu viele Gruppen, die eine bestimmte Wahrheit aus persönlichem Interesse bevorzugen. Nicht zuletzt werden all die neoliberalen Think-Tanks der USA und auch in Europa von Superreichen finanziert. Wir sind in der Hinsicht noch in einem proto-wissenschaftlichen Bereich, ähnlich dem Mittelalter. Die anhaltende Reformpolitik erinnert mich stark an den Aderlaß, an dem auch Jahrhunderte lang festgehalten, trotz miserabler Erfolge.

max hat folgendes geschrieben:

Kann man eine evolutionäre Entwicklung zum Sozialismus sehen, wie die Sozialdemokraten behaupteten, als sie sich von der Revolution distanzierten?

Definiere Sozialismus und Revolution.
Wir sprechen ja auch von der industriellen Revolution. Da ist auch kein Schuß gefallen und sie hat viele intensive Jahrzehnte lang gedauert und hält eigentlich immer noch an.
Und was ist Sozialismus? Sprechen wir hier von einem Anforderungsprofil oder einer konkreten Implementierungsidee?

max hat folgendes geschrieben:

Reicht der Glaube an die Arbeiterklasse und die Unvermeidlichkeit des Zusammenbruchs des Kapitalismus, um den Sozialismus zu erreichen?

Lachen Offensichtlich nicht. Wenn der Kapitalismus zusammenbricht wird es uns ziemlich dreckig gehen. Wieso sollten wir gerade dann plötzlich das Ei des Kolumbus finden und den perfekten Sozialismus erfinden? Warum haben die Leute in der dritten Welt keinen Sozialismus erfunden, dort wo der Kapitalismus rein gar nicht funktioniert, oder es gar nie einen gegeben hat.
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kungfutius
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Anmeldungsdatum: 25.08.2004
Beiträge: 454
Wohnort: köln

Beitrag(#186617) Verfasst am: 01.10.2004, 20:19    Titel: Antworten mit Zitat

Natürlich versuchte Marx, die Bibel - wissenschaftlich! - `umzudichten`. Er stellte ja Ansprüche, die jenen Jesus überlegen sind: Jesus wollte die Menschen immerhin erst im Königreich Gottes zufrieden machen, Marx legte es aber (total utopisch, übrigens) darauf an, dass dies bereits in diesem Leben geschehen sollte.
Und er wurde auch als Messias erachtet. Ich bin in einem sogenannten `marxistischen` Staat aufgewachsen, und hasste bereits als Kind Marx regelrecht wie die Pest - allein wegen des Gelabers, was man da über den Grossen Zampano Marx abgezogen hatte.
Da war er echt grösser als Jesus und alle 12 Apostolen zusammen.
Und zusammen mit Engels und Lenin bildete er sogar eine regelrechte heilige Dreieinigkeit.
Mit den Augen rollen Dschisass!!!
Aber auch an sich ist jede Ideologie Religion, weil jede Ideologie nur vom Glauben leben kann.
kungfutius
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22767
Wohnort: Germering

Beitrag(#186620) Verfasst am: 01.10.2004, 20:42    Titel: Antworten mit Zitat

Interessantes Thema!

Ich meine, man muß bei der Beurteilung des Kommunismus differenzieren. Es ist nicht ausgeschlossen, daß er sowohl prüfbare oder sogar gute Theorien, als auch religiöse Elemente enthält.

Um ein Beispiel für letzteres zu nennen:

Zwar ist der dialektische Materialismus im Gegensatz zum Monotheismus nicht am Jenseits, sondern am Diesseits orientiert, hat aber dennoch eine transzendentale Ausrichtung. Dem transzendentalen Sein der Religion entspricht beim Kommunismus eine Art "transzendentales Sollen". Es gibt auch noch weitere theoretische Ähnlichkeiten, etwa die eschatologischen Aspekte, also das Heilsversprechen, sowie die Teleologie, also die Überzeugung, es müsse ein Ziel aller Geschichte geben.

Natürlich kann man darüber streiten, wieweit diese Ähnlichkeiten gehen. Z.B. erlaubt der theoretischen Kommunismus die Kritik an seinen Grundprinzipien?

Am deutlichsten sind die Ähnlichkeiten aber in den bisherigen praktischen Versuchen, den Kommunismus zu realisieren. Hier ähneln sich Kommunismus, Faschismus und Gottesstaat, z.B. weil geistige Liberalität ihnen allen eine Bedrohung des Plans darstellt. Auch Kaderhierarchien, Führerkult usw. sind Zeichen aller gelebten Ideologien.

gruß/step
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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max
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Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 3055

Beitrag(#186760) Verfasst am: 02.10.2004, 00:09    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Der Vergleich besteht eher darin, dass Gläubige der Religion X, wenn mit Anhängern von X konfrontiert, die böses tun, üblicherweise erklären, dass es sich bei diesen Leuten ja gar nicht um echte X-Gläubige™ handle. Das hat weniger mit Religion zu tun, sondern mit mangelnder Kritikfähigkeit.

Und worauf beruht der Vorwurf der mangelnden Kritikfähigkeit? Nur wenn jemand nicht die gleichen Schlussfolgerungen wie du ziehst, kannst du ihm kaum mangelnde Kritikfähigkeit vorwerfen. Ich kenne deutlich mehr marxistische Artikel und Bücher, die sich nur mit Kritik von Aktionen von Marxisten in der Vergangenheit beschäftigen, während ich kaum Artikel z.B. von Liberalen und Sozialdemokraten kenne, die sich mit deren krassen Versagen - z.B. 1917 oder 1933 - beschäftigen. Diese politische Richtungen neigen eher dazu, statt Selbstkritik zu üben, die menschliche Natur oder gleiche eine ganze Nation (Kollektivschuldthese) verantwortlich zu machen. Es ist ja eigentlich gerade zu ein Kennzeichen der marxistischen Linken, da es wegen Kritik an Aktionen in der Vergangenheit zu harten internen Auseinandersetzungen und Spaltungen kommt. Die Geschichte der Trotzkisten spricht hier Bände (um Claudia zuvorzukommen zwinkern ).
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Wirtschaftstheorien stehen auf wissenschaftlich höchst wackeligem Untergrund. Das liegt daran, dass man sie schwer falsifizieren kann.

Die Auswirkungen einer Theorie auf eine bestimmte Wirtschaftspolitik ist aber analysierbar und die Theorie damit überprüfbar. Die Schwierigkeit besteht höchstens dann, wenn es darum geht, ob eine alternative Theorie in der gleichen Situation eine Grundlage für eine bessere Politik gewesen wäre.
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Definiere Sozialismus und Revolution.

Sozialismus: Übergangsstadium zwischen einer Klassengesellschaft (Kapitalismus) und einer klassenlosen Gesellschaft (Kommunismus), die durch die Herrschaft einer unterdrückten Klasse im Kapitalismus - der Arbeiterklasse - gekennzeichnet ist. Diese Herrschaft kann nur demokratisch sein, da anders eine Herrschaft einer Klasse von Millionen (global Milliarden) nicht möglich ist.

Revolution: gesellschaftlicher Umsturz, ein Machtwechsel, der von "unten" - den Unterdrückten - vollzogen wird. Ein Putsch geht dagegen von "oben" - also von einem Teil der Herrschenden - aus. Der Punkt ist hier, dass die Sozialdemokratie die Notwendigkeit eines Machtwechsels geleugnet hat und von einem evolutionären, kontinuierlichen Übergang in den Sozialismus ausging - einfach durch das Gewinnen einer parlamentarischen Mehrheit, was natürlich die realen sozialen Verhältnisse und Grundlagen für Macht und Herrschaft im Kapitalismus ignoriert.
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
max hat folgendes geschrieben:
Reicht der Glaube an die Arbeiterklasse und die Unvermeidlichkeit des Zusammenbruchs des Kapitalismus, um den Sozialismus zu erreichen?

Offensichtlich nicht. Wenn der Kapitalismus zusammenbricht wird es uns ziemlich dreckig gehen. Wieso sollten wir gerade dann plötzlich das Ei des Kolumbus finden und den perfekten Sozialismus erfinden?

Sicher, offensichtlich nicht. Es reicht nicht an etwas zu glauben und auf den Zusammenbruch zu warten. Ein Zusammenbruch des Kapitalismus ist schliesslich nicht automatisch etwas positives, sondern kann eben auch einen Zusammenbruch der Zivilisation bedeuten. Aber meine "Frage" oben gibt auch keine marxistische Position wieder - sondern eben eine Position, die wirklich einer Religion ähnelt, deterministisch ist und zur Passivität aufruft.
step hat folgendes geschrieben:
Es gibt auch noch weitere theoretische Ähnlichkeiten, etwa die eschatologischen Aspekte, also das Heilsversprechen, sowie die Teleologie, also die Überzeugung, es müsse ein Ziel aller Geschichte geben.

Der Punkt mit dem Heilsversprechen ist interessant. Aber im Endeffekt besagt eigentlich fast jede Ideologie, dass ihre Strategie gesellschaftliche Verbesserungen möglich macht. Eine Politik, die nicht Verbesserungen verspricht, existiert doch eigentlich überhaupt nicht und dürfte wenn auch nur Zyniker als Anhänger haben.

Die Überzeugung, dass die Geschichte ein Ziel hat, ist eigentlich ebenso weit verbreitet. Das interessante an der Dialektik finde ich aber gerade, dass sie eine nicht-deterministische Philosophie ist und eben nicht davon ausgeht, dass es eine zwangsläufige Entwicklung gibt, nur eine Entwicklung möglich ist und damit betont, dass das Handeln von Menschen entscheidend ist.
step hat folgendes geschrieben:
Am deutlichsten sind die Ähnlichkeiten aber in den bisherigen praktischen Versuchen, den Kommunismus zu realisieren. Hier ähneln sich Kommunismus, Faschismus und Gottesstaat, z.B. weil geistige Liberalität ihnen allen eine Bedrohung des Plans darstellt.

Man könnte noch die Neoliberalismus hinzuzählen, der ja nicht zufällig zuerst in der Militärdiktatur Pinochets umgesetzt wurde zwinkern

Wie gesagt, eigentliche jede politische Richtung - wozu ich auch religiöse beeinflusste Tendenzen, wie z.B. den Islamismus zähle - hat Verbesserungen als Ziel. Sozialismus/Kommunismus wollen z.B. verschiedenen politischen Tendenzen - von revolutionären Sozialisten (Marxisten), über Stalinisten, Sozialdemokraten, Anarchosyndikalisten hinzu einzelnen Kapitalisten mit entsprechend patriachalen Ansätzen. Die entscheidende Frage ist, wie können Verbesserungen erreicht werden? Mit welcher politischen Strategie? Einfach an den Markt glauben? Einfach an Allah glauben und die Ungläubigen bekehren oder umbringen? Einfach an den Lauf der Geschichte glauben?

Was analysiert werden muss, ist also die Strategie und historische (und falls vorhanden aktuelle) Beispiele für deren Anwendungen. Eine Strategie zu verwerfen, weil jemand das gleiche Ziel mit einer anderen Strategie nicht erreicht hat, ist offensichtlich idiotisch. Noch idiotischer ist es, ein Ziel aufzugeben, wenn eine Strategie versagt hat. Und vollkommen irrsinnig wird es, wenn man ein Ziel aufgibt, weil jemand behauptet, ein Ziel verfolgt zu haben, aber nichts dafür spricht, dass er dieses Ziel je erreichen wollte.

Beispiele für eine falsche Taktik wäre z.B. die Passivität der KPD 1923, als eine Revolution wohl möglich gewesen wäre, wenn die KPD gehandelt hätte. Beispiele für eine falsche Strategie wären die Anarchosyndikalisten in der Spanischen Revolution 1936, die den Stalinisten nichts entgegensetzen konnten. Ein Beispiel für die Aufgabe eines Ziels, wenn eine Strategie versagt hat, wären die Sozialdemokraten, die in vielen Fällen heute das Wort Sozialismus komplett aus ihren Programmen entfernt haben, weil ihre reformistische Strategie gescheitert ist. Beispiele für den Irrsinn, ein Ziel aufzugeben, weil dies propagandistisch für andere Ziele missbraucht wurde, wäre z.B. die Ablehnung des Kommunismus angesichts der Realität in den staatskapitalistischen Staaten (nach Stalins Konterrevolution mit dem Ziel eine kapitalistische Gesellschaft zu entwickeln) oder die Ablehnung der Demokratie angesichts der Angriffskriege imperialistischer Grossmächte, die mit der Verbreitung der Demokratie begründet wurden.
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rabenkrähe
Gast






Beitrag(#186788) Verfasst am: 02.10.2004, 02:49    Titel: Antworten mit Zitat

Weltanschauungen und Religionen miteinander zu vergleichen, steht stets auf wackeligen Beinen, weil es absolute Analogien gibt, aber eben auch Unterschiede.
Die Analogien finde ich wichtiger. Dazu gehört zum Beispiel der Ausschließlichkeitsanspruch. Ein gläubiger und überzeugter Marxist (ich schreibe jetzt absichtlich nicht Maxist Lachen Lachen Lachen Lachen ) wird keine Götter neben dem seinen dulden.
Denn diese Weltanschauung ist, wie die meisten Religionsgemeinschaften auch, von der Theorie her in sich schlüssig.
Eine weitere wesentliche Analogie findet sich im Feindbilddenken.
Wer sich klarmacht, daß bis heute im Namen irgendwelcher Götter die mit Abstand meisten Menschen umkamen, sei es aus darauf resultierenden Kriegen, Verfolgungen, Unterdrückungen oder Vernichtungsaktionen, der spürt das traurig nah.
Nicht weniger stringide sind Anhänger von Weltanschauungen, wie des Marxismus. Wer die Anschauung nicht teilt, sich nicht überzeugend läßt, ist Kapitalist, oberflächlich, uninformiert, oder, ganz besonders schlimm, neoliberal.
Schon bei diesem Begriff schüttelts schon mal überzeugte Marxisten.
Tja, mit der Toleranz ist es da nicht so weit her, weil stringide Gläubigkeiten an Religionen oder Weltanschauungen die Sicht und die Bereitschaft zur Offenheit anderen Ideen, anderem Gedankengut gegenüber verstellen.
Auch dies ist zwischen Weltanschauungen und Religionen identisch.

bin rabenkrähe Anbetung des lila Einhorns
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max
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Beitrag(#186799) Verfasst am: 02.10.2004, 08:43    Titel: Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Eine weitere wesentliche Analogie findet sich im Feindbilddenken.[...] Wer die Anschauung nicht teilt, sich nicht überzeugend läßt, ist Kapitalist, oberflächlich, uninformiert, oder, ganz besonders schlimm, neoliberal.
Schon bei diesem Begriff schüttelts schon mal überzeugte Marxisten.

Kapitalist definiert sich durch die soziale Stellung und nicht durch die Einstellung. Niemand wird Kapitalist, wenn er/sie den Marxismus ablehnt. Er/sie macht sich höchstens selbst zum Lakaien der Kapitalisten. Antikommunisten können sehr wohl gut informiert sein, aber dies gilt natürlich automatisch nicht für alle. Manche sind einfach oberflächliche, uniformierte Typen, die sich lieber in ihren Vorurteilen suhlen. "Neoliberal" ist eigentlich das Feindbild der reformistischen Linken in der Sozialdemokratie und den Gewerkschaften. Also von Leuten, die meinen, dass das Problem nicht der Kapitalismus an sich ist, sondern nur eine bestimmte Wirtschaftspolitik. Der Punkt mit dem Feindbilddenken ist eigentlich ein typischer Glaubenspunkt von Gegnern des Marxismus, die sich beschweren, dass Kapitalisten als gierig oder böse dargestellt werden - während Marxisten eben nicht Einstellungen von Kapitalisten kritisieren, sondern die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Auch dies ist zwischen Weltanschauungen und Religionen identisch.

Jeder hat eine Weltanschauung (=Ideologie)! Nur manche sind sich entweder nicht klar darüber und sind einfach nicht ehrlich und verstecken diese. Es gibt natürlich auch Ideologien, die behaupten, dass sie alle Ideologien ablehnen Lachen
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Tja, mit der Toleranz ist es da nicht so weit her, weil stringide Gläubigkeiten an Religionen oder Weltanschauungen die Sicht und die Bereitschaft zur Offenheit anderen Ideen, anderem Gedankengut gegenüber verstellen.

Der Punkt ist interessant, weil es doch eine nennenswerte Anzahl von Leuten gibt, die bei Erwähnung von typischen marxistischen Begriffen oder gar von Kommunismus oder Marxismus selbst, anscheinend geistig blockieren und plötzlich nur noch ausgelaugte Standartsprüche ("undifferenziert", "monokausal" etc.), Unterstellungen und Gleichsetzen mit den Stalinisten bringen.
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Beitrag(#186803) Verfasst am: 02.10.2004, 09:31    Titel: Antworten mit Zitat

max hat folgendes geschrieben:
Es gibt natürlich auch Ideologien, die behaupten, dass sie alle Ideologien ablehnen Lachen


Und es gibt Ideologien, die behaupten, dass sie alle Ideologien annehmen!

Alles ist wahr.

Kallisti.
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nickchanger
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Beitrag(#186825) Verfasst am: 02.10.2004, 11:39    Titel: Antworten mit Zitat

max hat folgendes geschrieben:
Ich kenne deutlich mehr marxistische Artikel und Bücher, die sich nur mit Kritik von Aktionen von Marxisten in der Vergangenheit beschäftigen, während ich kaum Artikel z.B. von Liberalen und Sozialdemokraten kenne, die sich mit deren krassen Versagen - z.B. 1917 oder 1933 - beschäftigen.


werden auf wsws.org also gleichviel liberale artikel wie marxistische publiziert? liest du die artikel immer unvoreingenommen?

max hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Definiere Sozialismus und Revolution.

Sozialismus: Übergangsstadium zwischen einer Klassengesellschaft (Kapitalismus) und einer klassenlosen Gesellschaft (Kommunismus), die durch die Herrschaft einer unterdrückten Klasse im Kapitalismus - der Arbeiterklasse - gekennzeichnet ist. Diese Herrschaft kann nur demokratisch sein, da anders eine Herrschaft einer Klasse von Millionen (global Milliarden) nicht möglich ist.

Revolution: gesellschaftlicher Umsturz, ein Machtwechsel, der von "unten" - den Unterdrückten - vollzogen wird. Ein Putsch geht dagegen von "oben" - also von einem Teil der Herrschenden - aus.


nach dieser definition gibt es gar keinen putsch, sondern nur eine gegenrevolution oder wieso sollten sich die herrschenden selber wegputschen?

max hat folgendes geschrieben:

step hat folgendes geschrieben:
Es gibt auch noch weitere theoretische Ähnlichkeiten, etwa die eschatologischen Aspekte, also das Heilsversprechen, sowie die Teleologie, also die Überzeugung, es müsse ein Ziel aller Geschichte geben.

Der Punkt mit dem Heilsversprechen ist interessant. Aber im Endeffekt besagt eigentlich fast jede Ideologie, dass ihre Strategie gesellschaftliche Verbesserungen möglich macht. Eine Politik, die nicht Verbesserungen verspricht, existiert doch eigentlich überhaupt nicht und dürfte wenn auch nur Zyniker als Anhänger haben.


diese heilsversprechen seh ich z.B. bei nav, wenn die lösung auf alle probleme wie rassismus, gleichberechtigung, hunger und wirklich alles in der klassenlosen gesellschaft gesehen wird.
du hast dich zwar noch nicht sorum geäussert, aber kommst von der anderen seite her und gehst davon aus, dass alle probleme in der klassengesellschaft begründet sind. implizierst also auch deren lösung durch die revolution. das sieht tatsächlich oft nach "religion" aus zwinkern
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den Zusammenhang kennt jeder hier, drum bleibt er unausgesprochen!
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rabenkrähe
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Beitrag(#186837) Verfasst am: 02.10.2004, 13:03    Titel: Antworten mit Zitat

max hat folgendes geschrieben:
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Eine weitere wesentliche Analogie findet sich im Feindbilddenken.[...] Wer die Anschauung nicht teilt, sich nicht überzeugend läßt, ist Kapitalist, oberflächlich, uninformiert, oder, ganz besonders schlimm, neoliberal.
Schon bei diesem Begriff schüttelts schon mal überzeugte Marxisten.

Kapitalist definiert sich durch die soziale Stellung und nicht durch die Einstellung. Niemand wird Kapitalist, wenn er/sie den Marxismus ablehnt. Er/sie macht sich höchstens selbst zum Lakaien der Kapitalisten. Antikommunisten können sehr wohl gut informiert sein, aber dies gilt natürlich automatisch nicht für alle. Manche sind einfach oberflächliche, uniformierte Typen, die sich lieber in ihren Vorurteilen suhlen. "Neoliberal" ist eigentlich das Feindbild der reformistischen Linken in der Sozialdemokratie und den Gewerkschaften. Also von Leuten, die meinen, dass das Problem nicht der Kapitalismus an sich ist, sondern nur eine bestimmte Wirtschaftspolitik. Der Punkt mit dem Feindbilddenken ist eigentlich ein typischer Glaubenspunkt von Gegnern des Marxismus, die sich beschweren, dass Kapitalisten als gierig oder böse dargestellt werden - während Marxisten eben nicht Einstellungen von Kapitalisten kritisieren, sondern die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Auch dies ist zwischen Weltanschauungen und Religionen identisch.

Jeder hat eine Weltanschauung (=Ideologie)! Nur manche sind sich entweder nicht klar darüber und sind einfach nicht ehrlich und verstecken diese. Es gibt natürlich auch Ideologien, die behaupten, dass sie alle Ideologien ablehnen Lachen
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Tja, mit der Toleranz ist es da nicht so weit her, weil stringide Gläubigkeiten an Religionen oder Weltanschauungen die Sicht und die Bereitschaft zur Offenheit anderen Ideen, anderem Gedankengut gegenüber verstellen.

Der Punkt ist interessant, weil es doch eine nennenswerte Anzahl von Leuten gibt, die bei Erwähnung von typischen marxistischen Begriffen oder gar von Kommunismus oder Marxismus selbst, anscheinend geistig blockieren und plötzlich nur noch ausgelaugte Standartsprüche ("undifferenziert", "monokausal" etc.), Unterstellungen und Gleichsetzen mit den Stalinisten bringen.


Unter Kapitalismus wird ja eine Wirtschaftsform verstanden, eine, die angeblich unterdrückt, ausbeutet etcpp. Der Kapitalist ist demnach wer, der ausbeutet und unterdrückt.
Natürlich ist der Kapitalismus keine Ideologie, das ist ja sein Riesenvorteil, deswegen funktioniert er ja auch halbwegs, aber er ist Kritikziel von Ideologen und wird damit in einen Rang gehievt, der ihm nicht gebührt.

In der Replik auf Ideologie und ideologischer Ideologiefreiheit vergißt Du eine wesentliche Variante: Die des Neutralismus!
Ich selber möchte dort hinkommen aus allen Weltanschauungen das herauszufischen, was ich als sinnvoll erachte. So bin ich in der Lage, aus dem Christentum, aus dem Buddhismus, aus dem Marxismus, aus liberalem Denken das zu beziehen, was mir von Wert ist, ohne zum Jünger einer dieser Weltanschauungen/Religionen zu werden.

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max
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Beitrag(#186844) Verfasst am: 02.10.2004, 13:54    Titel: Antworten mit Zitat

nickchanger hat folgendes geschrieben:
werden auf wsws.org also gleichviel liberale artikel wie marxistische publiziert? liest du die artikel immer unvoreingenommen?

Der Sinn dieser Aussage erschliesst sich mir nicht ganz. Falls du der Meinung bist, dass ich nur Artikel auf der wsws lese, irrst du dich. Nur denke ich mal, dass ich einen deutlich besseren Überblick über liberale und konservative Medien habe, als viele Liberale und Konservative über marxistische Literatur. Du kannst mir aber gerne ein entsprechendes Beispiel für selbstkritische Literatur aus dem liberalen oder sozialdemokratischen Lager nennen, um mich zu widerlegen. Haffners "Tagebuch eines Deutschen" wäre ein Beispiel, was du bringen könntest zwinkern
nickchanger hat folgendes geschrieben:
nach dieser definition gibt es gar keinen putsch, sondern nur eine gegenrevolution oder wieso sollten sich die herrschenden selber wegputschen?

Die herrschende Klasse ist deutlich grösser, als die eigentliche Regierung zwinkern Und es gibt mehr als genug Fälle von Meinungsverschiedenheiten innerhalb der herrschenden Klasse, die durch Putsche einer Fraktion entschieden werden.
nickchanger hat folgendes geschrieben:
diese heilsversprechen seh ich z.B. bei nav, wenn die lösung auf alle probleme wie rassismus, gleichberechtigung, hunger und wirklich alles in der klassenlosen gesellschaft gesehen wird.

Es gibt hier natürlich eine Parallele. Aber wie geschrieben, jede politische Richtung meint, Lösungen für alle Probleme zu haben. Auch wenn manche meinen, dass es für jedes Problem eine eigene Lösung gibt und diese unabhängig voneinander funktionieren können. zwinkern
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Natürlich ist der Kapitalismus keine Ideologie, das ist ja sein Riesenvorteil, deswegen funktioniert er ja auch halbwegs, aber er ist Kritikziel von Ideologen und wird damit in einen Rang gehievt, der ihm nicht gebührt.

Der Kapitalismus ist keine Ideologie, aber es gibt mehr als genug Ideologien, die den Kapitalismus stützen, z.B. sozialdemokratische, linksliberale, neoliberale, konservative, islamistische, christliche-fundamentalistische, faschistische Ideologien etc.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Ich selber möchte dort hinkommen aus allen Weltanschauungen das herauszufischen, was ich als sinnvoll erachte. So bin ich in der Lage, aus dem Christentum, aus dem Buddhismus, aus dem Marxismus, aus liberalem Denken das zu beziehen, was mir von Wert ist, ohne zum Jünger einer dieser Weltanschauungen/Religionen zu werden.

Damit machst du lediglich klar, dass deine Ideologie eine Mischung verschiedener Ideologien ist. Jeder sucht sich selbst eine Mischung heraus. Schliesslich wird niemand mit einer bestimmten Ideologie geboren.
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Beitrag(#186878) Verfasst am: 02.10.2004, 15:57    Titel: Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:

Unter Kapitalismus wird ja eine Wirtschaftsform verstanden, eine, die angeblich unterdrückt, ausbeutet etcpp. Der Kapitalist ist demnach wer, der ausbeutet und unterdrückt.


Angeblich? Du traegst nicht Scheuklappen, sondern Augenklappen. Lachen
Es gibt eine Laufvogelart, die sich so aehnlich verhaelt wie Du. Das funktioniert ganz gut, solange es stets einen anderen Artgenossen erwischt.


Zitat:
Natürlich ist der Kapitalismus keine Ideologie, das ist ja sein Riesenvorteil, deswegen funktioniert er ja auch halbwegs, aber er ist Kritikziel von Ideologen und wird damit in einen Rang gehievt, der ihm nicht gebührt.


Er funktioniert nicht 'halbwegs', sondern nach den ihm eigenen Mechanismen und Grundsaetzen. Darf man Deiner Auffassung nach nichts kritisieren, das funktioniert? Atombomben funktionieren auch...
Es ist die Funktionsweise des Kapitalismus, die z.B. von Kommunisten kritisiert wird, aber Du scheinst das ja nicht begreifen zu wollen.


Zitat:
In der Replik auf Ideologie und ideologischer Ideologiefreiheit vergißt Du eine wesentliche Variante: Die des Neutralismus!


Das sind Leute, die sich fuer 'unpolitisch' halten, oder? Lachen


Zitat:
Ich selber möchte dort hinkommen aus allen Weltanschauungen das herauszufischen, was ich als sinnvoll erachte. So bin ich in der Lage, aus dem Christentum, aus dem Buddhismus, aus dem Marxismus, aus liberalem Denken das zu beziehen, was mir von Wert ist, ohne zum Jünger einer dieser Weltanschauungen/Religionen zu werden.


Daher ruehrt ja auch Deine Kapitalismusfroemmigkeit und Deine Erkenntnis, dass Strom ja schliesslich aus der Dose kommt.
Was beziehst Du denn aus dem Marxismus??? ...doch hoechstens die Seitenzahl des "Kommunistischen Manifests". Lachen Die verifizierbaren Zusammenhaenge von Marx' Kapitalismuskritik ignorierst Du voellig. Dein Herumkeschern im Neoliberalismus und anderen Religionen erspart Dir zumindest die Auseinandersetzung mit deren Widerspruechlichkeiten...ewig, allmaechtig, allwissend. Mit den Augen rollen
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Beitrag(#186919) Verfasst am: 02.10.2004, 19:00    Titel: Antworten mit Zitat

Ich sehe keinerlei inhaltliche Gemeinsamkeiten zwischen Religionen und dem Marxismus, die derartige Unterstellungen rechtfertigen koennen.

Wie ich bereits an anderer Stelle erwaehnte, sollte als Messlatte fuer den zivilisatorischen Fortschritt der menschlichen Gesellschaft der Umgang mit seinen schwaechsten Mitgliedern gelten. Gerade in dieser Hinsicht sind die Unterschiede zwischen Marxismus und Religionen von elementarer Natur. Jenseitsgewandte Verheissungen und Bedrohungen sowie das Anbetteln nichtexistenter Goetter und Geister sind mit der marxistischen Analyse von Ursachen und Auswirkungen von Ausbeutung und Unterdrueckung ueberhaupt nicht vergleichbar.

Dinge wie das Postulieren der Erbsuende und anderer religioeser Nonsens sind eine Herabwuerdigung des Menschen und als uebelste Scharlatanerie zu bewerten. Ich betrachte diese Abwertungen des Menschen als eine Art 'pseudophilosophischen Rassismus'. Tatsaechlich wurden und werden Religionen gerade dafuer instrumentalisiert, Gesellschaftsordnungen die auf Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft basieren, moralische Untermauerung zu liefern. Ich kenne keine Ideologie bzw. Weltanschauung, die bzgl. ihrer Ziele der edlen Idee des Kommunismus gleichwertig sein koennte.
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rabenkrähe
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Beitrag(#187541) Verfasst am: 04.10.2004, 03:30    Titel: Antworten mit Zitat

Svantevit, danke, danke, danke.
Du hast mir trotz schmerzhaft eingeklemmtem Nerv zu höchstem Amüsement verholten.
Danke.
Da betest Du den heiligen Kommunismus völlig unkritisch und beweihräuchernd an, wahrscheinlich küßt Du jeden Abend vor dem Einschlafen KMs Meisterwerke, aber Du siehst keine Analogie zu einer Religion.
Ich krieg mich ja wohl nicht mehr ein.
Das ist nur noch köstlich.

Dafür wird diese verbale Demagogiekonstruktion des Neoliberalismus zu einer Religion erhoben.
Nur mal so zur Erinnerung: Liberalismus beinhaltet die Freiheit der Menschen, Menschenwürde und freie Selbstentscheidung.
Na, wenn das dann eine Religion wäre....

Von Freiheit merke ich in denen und ihnen innerlich verwandten Weltanschauungen aber verdammt wenig.

Neutrale wären jene, die unpolitsch sind? Ist es unpolitisch, gegen Krieg und Folter zu sein? Gegen Unterdrückung und willentliche Ohnmacht?

Ist dieses alles zum Beispiel lediglich eine lächerliche Vermischung von Ideologien, @ Max?

Dir, immerhin, muß ich in einem Punkt recht geben, oh ja, freisozial marktwirtschaftlicher Kapitalismus finde vielfache Unterstützung.
Analogisieren wir das mal mit dem Sozialdienst einer Religionsgemeinschaft.
Ist dieser Sozialdienst nur deswegen und von vornherein schlecht, weil er von der Religionsgemeinschaft getragen wird?

bin rabenkrähe Anbetung des lila Einhorns
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annox
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Beitrag(#187577) Verfasst am: 04.10.2004, 09:34    Titel: Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Svantevit, danke, danke, danke.
Du hast mir trotz schmerzhaft eingeklemmtem Nerv zu höchstem Amüsement verholten.
Danke.


Gern geschehen. Ich bin meist freundlich und stets hilfsbereit. Mr. Green

Zitat:
Da betest Du den heiligen Kommunismus völlig unkritisch und beweihräuchernd an,


Auf welcher von meinen Aeusserungen basiert Deine Vermutung?

Zitat:
wahrscheinlich küßt Du jeden Abend vor dem Einschlafen KMs Meisterwerke,


Aehm...nein, eigentlich nicht. Aber ich wuerde Dir glatt aus diesen Meisterwerken was vorlesen, wenn ich nur die Spur einer Chance saehe, dass Du irgendetwas davon verstehen koenntest. Dies gilt natuerlich nur fuer den Fall, dass Du mit "KM" Karl Marx meintest und nicht Karl May. zwinkern

Zitat:
aber Du siehst keine Analogie zu einer Religion.
Ich krieg mich ja wohl nicht mehr ein.
Das ist nur noch köstlich.


Naja, Geschmackssache.

Zitat:
Dafür wird diese verbale Demagogiekonstruktion des Neoliberalismus zu einer Religion erhoben.


Wegen seiner elementaren Glaubensgrundsaetze.

Zitat:
Nur mal so zur Erinnerung: Liberalismus beinhaltet die Freiheit der Menschen, Menschenwürde und freie Selbstentscheidung.
Na, wenn das dann eine Religion wäre....


Das sind neoliberale Glaubensgrundsaetze. Die Anhaenger des Neoliberalismus glauben und/oder postulieren, dass er fuer die obenstehenden Werte stuende. Willst Du wirklich mit mir darueber reden wie es mit den tatsaechlichen Zusammenhaengen zwischen Neoliberalismus sowie Freiheit, Menschenwuerde und freier Selbstentscheidung in der Realitaet bestellt ist. Willst Du wirklich noch einmal aufgezaehlt bekommen, was neoliberale Politik alles zu verantworten hat..?


Zitat:
Von Freiheit merke ich in denen und ihnen innerlich verwandten Weltanschauungen aber verdammt wenig.


Ich weiss zwar nicht auf welche Weltanschauungen Du Dich beziehst, aber nach den Possen die Du so im Kapitalismus-Thread vom Stapel laesst, ist zwangslaeufig zu vermuten, dass Du Dich noch nichtmal ansatzweise mit den Grundsaetzen anderer Weltanschauungen befasst hast.

Zitat:
Neutrale wären jene, die unpolitsch sind?


Nur die Ruhe, das war eine Fangfrage. zwinkern

Zitat:
Ist es unpolitisch, gegen Krieg und Folter zu sein?


Gegenfrage: Was nuetzt es dem Hund, wenn er in die Peitsche beisst mit der er geschlagen wird. Wenn sein Herr es ihm befiehlt, wird der Hund die Peitsche auch kuenftig folgsam apportieren.

Zitat:
Gegen Unterdrückung und willentliche Ohnmacht?


"Willentliche Ohnmacht"? Gröhl... Das ist so etwas wie 'hektische Gelassenheit', oder?

Unterdrueckung? Ich habe nicht den Eindruck, dass Du das Prinzip der Unterdrueckung ueberhaupt erkennen kannst. Oder um mit Otto Waalkes zu sprechen: "Er war so taub, als ihm das heisse Buegeleisen auf den Fuss fiel, hat er es noch nichtmal gehoert." Lachen
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GermanHeretic
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Beitrag(#187601) Verfasst am: 04.10.2004, 10:51    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke, der Grund warum der Marxismus bei vielen (einschließlich mir) an Anschein einer Religion hat, liegt in der Art und Weise, wie er von seinen Anhängern behandelt (hätte beinahe zelebriert geschrieben) wird.

Anstatt die Lehren von Marx als Theorie/philosophisches Weltbild/Utopie zu nehmen, werden sie zum Dogma erhoben und alles (politisch/wirtschaftlich), was in der Welt so geschieht, wird mit dieser Meßlatte beurteilt. Nun gibt es aber durchaus Dinge, die der Marxismus nicht erklären kann, schon allein deshalb, weil seit seinem Aufkommen Dinge passiert und Umstände eingetreten sind, an die im 19. Jhd noch niemand gedacht hat. Und damit kommt eine dogmatischer Marxist genausowenig zurecht, wie ein Kreationist, der das Weltbild von Hirten daherbetet, die vor 2000 Jahren gelebt haben.

Der Ausschließlichkeits- und Vollständigkeitsanspruch, der von Marxisten erhoben wird, rückt den Marxismus u.a. in das Lager der Religionen. Hinzu kommen noch die Dinge, die beim Versuch, ihn praktisch einzuführen, aufgekommen sind: Personenkult, Terrorherrschaft, Beeinflußung/Gängelung der Wissenschaft; aber da will ich gar nicht drauf rumreiten, weil das zugegebenermaßen nicht unebdingt so von Marx geplant war (Auch wenn ich glaube, daß zumindest der Terror unausweichlich ist, aber das haben wir schon an anderer Stelle diskutiert).

Ein weitere Gemeinsamkeit ist, daß der Marxismus als mehr oder weniger komplexe Theorie sich wie eine Religion auch fürs einfache Volk auf eine simples, für jeden verständliches Prinzip reduzieren läßt. "Nimms den Kapitalisten weg und verteil es unter alle, dann geht's allen besser," versteht jeder. So wie "Glaube fest an mich, dann geht's Dir nach dem Tod besser".

Anekdote:
Den krassesten Auswurf dogmatischen Marximus' habe ich an der Uni erlebgt, wo tatsächlich jemand einen Vortrag mit dem Thema "Eine marxistische Widerlegung der Quantenphysik" hielt. Nach dem Motto, Quantenphysik ist falsch, weil sie dem Materialismus widerspricht. Argh (Vieleicht war's auch Satire, ist mir nur entgangen.)
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Sokrateer
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Beitrag(#187852) Verfasst am: 04.10.2004, 18:43    Titel: Antworten mit Zitat

GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Ein weitere Gemeinsamkeit ist, daß der Marxismus als mehr oder weniger komplexe Theorie sich wie eine Religion auch fürs einfache Volk auf eine simples, für jeden verständliches Prinzip reduzieren läßt. "Nimms den Kapitalisten weg und verteil es unter alle, dann geht's allen besser," versteht jeder.

Schwachsinn! Der Marxismus fordert schlicht und einfach, dass diejenigen, die eine Arbeit verrichten, auch die Früchte dieser Arbeit bekommen sollen. Das ist auf jeden Fall ein erstrebenswertes Ziel.
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Beitrag(#187858) Verfasst am: 04.10.2004, 19:03    Titel: Antworten mit Zitat

Der Kommunismus wäre eine blosse Idee geblieben, wenn die Kirchen ihre Lämmer geweidet hätten. Haben sie aber nicht getan (stattdessen mit den Herrschenden gemeinsame Sache gemacht) und somit ausgespielt als Instanz für soziale Gerechtigkeit.

Es ist übrigens falsch, den Materialismus a la Marx und Lenin auf bloße Materie zu reduzieren. Ideen wurden sehr wohl anerkannt und man sprach vom dialaktischen Verhältnis zwischen Materie und Bewußtsein.

Leider gab es auch einen dogmatischen, fundamentalistischen Marxismus, der übrigens nicht im Sinne Marx war, welcher sich selber nicht als Marxist ansah.
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max
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Beitrag(#187864) Verfasst am: 04.10.2004, 19:25    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:

Ein weitere Gemeinsamkeit ist, daß der Marxismus als mehr oder weniger komplexe Theorie sich wie eine Religion auch fürs einfache Volk auf eine simples, für jeden verständliches Prinzip reduzieren läßt. "Nimms den Kapitalisten weg und verteil es unter alle, dann geht's allen besser," versteht jeder.

Schwachsinn! Der Marxismus fordert schlicht und einfach, dass diejenigen, die eine Arbeit verrichten, auch die Früchte dieser Arbeit bekommen sollen. Das ist auf jeden Fall ein erstrebenswertes Ziel.

Eine sehr treffende Richtigstellung und Widerlegung der Vorurteile der Antikommunisten. Daumen hoch!
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Anstatt die Lehren von Marx als Theorie/philosophisches Weltbild/Utopie zu nehmen, werden sie zum Dogma erhoben und alles (politisch/wirtschaftlich), was in der Welt so geschieht, wird mit dieser Meßlatte beurteilt. Nun gibt es aber durchaus Dinge, die der Marxismus nicht erklären kann, schon allein deshalb, weil seit seinem Aufkommen Dinge passiert und Umstände eingetreten sind, an die im 19. Jhd noch niemand gedacht hat. Und damit kommt eine dogmatischer Marxist genausowenig zurecht, wie ein Kreationist, der das Weltbild von Hirten daherbetet, die vor 2000 Jahren gelebt haben.

Wenn man die Ideen von Marx als Teil einer Philosophie und einer politische Theorie wahrnimmt, würde man erkennen, dass es überhaupt nicht der Punkt ist, ob Marx im 19. Jahrhundert Ereignisse des 20. und 21. Jahrhunderts erklärt hat. Schliesslich gibt es durchaus noch viele heutige marxistische Theoretiker, die den Marxismus weiterentwickelt haben, z.B. im "International Socialist Journal" und "Socialist Review".
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GermanHeretic
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Beitrag(#187866) Verfasst am: 04.10.2004, 19:28    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Ein weitere Gemeinsamkeit ist, daß der Marxismus als mehr oder weniger komplexe Theorie sich wie eine Religion auch fürs einfache Volk auf eine simples, für jeden verständliches Prinzip reduzieren läßt. "Nimms den Kapitalisten weg und verteil es unter alle, dann geht's allen besser," versteht jeder.

Schwachsinn! Der Marxismus fordert schlicht und einfach, dass diejenigen, die eine Arbeit verrichten, auch die Früchte dieser Arbeit bekommen sollen. Das ist auf jeden Fall ein erstrebenswertes Ziel.

Ach ja?
Und wie sieht es so mit den Produktionsmitteln aus, die angeblich in den falschen Händen sind? Wenn man da einen Eigentumstransfer vornehmen will, muß man sie jawohl erstmal jemandem wegnehmen.
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max
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Beitrag(#187869) Verfasst am: 04.10.2004, 19:32    Titel: Antworten mit Zitat

GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Ach ja?
Und wie sieht es so mit den Produktionsmitteln aus, die angeblich in den falschen Händen sind?

Und wer hat die Produktionsmittel geschaffen? Vielleicht die Kapitalisten, die eigenhändig einen Industrieroborter zusammengeschraubt haben? Oder ein Kapitalist, der selbst in einer Mine arbeitet?

Bei den Produktionsmittel geht es darum, ob diese weiter diktatorisch von einer Minderheit kontrolliert werden (Kapitalismus) oder ob sie demokratisch kontrolliert werden (Sozialismus).
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Beitrag(#187870) Verfasst am: 04.10.2004, 19:37    Titel: Antworten mit Zitat

GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Ein weitere Gemeinsamkeit ist, daß der Marxismus als mehr oder weniger komplexe Theorie sich wie eine Religion auch fürs einfache Volk auf eine simples, für jeden verständliches Prinzip reduzieren läßt. "Nimms den Kapitalisten weg und verteil es unter alle, dann geht's allen besser," versteht jeder.

Schwachsinn! Der Marxismus fordert schlicht und einfach, dass diejenigen, die eine Arbeit verrichten, auch die Früchte dieser Arbeit bekommen sollen. Das ist auf jeden Fall ein erstrebenswertes Ziel.

Ach ja?
Und wie sieht es so mit den Produktionsmitteln aus, die angeblich in den falschen Händen sind? Wenn man da einen Eigentumstransfer vornehmen will, muß man sie jawohl erstmal jemandem wegnehmen.


Du hast es erfaßt. Cool
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Beitrag(#187876) Verfasst am: 04.10.2004, 19:40    Titel: Antworten mit Zitat

max hat folgendes geschrieben:
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Ach ja?
Und wie sieht es so mit den Produktionsmitteln aus, die angeblich in den falschen Händen sind?

Und wer hat die Produktionsmittel geschaffen? Vielleicht die Kapitalisten, die eigenhändig einen Industrieroborter zusammengeschraubt haben? Oder ein Kapitalist, der selbst in einer Mine arbeitet?

Bei den Produktionsmittel geht es darum, ob diese weiter diktatorisch von einer Minderheit kontrolliert werden (Kapitalismus) oder ob sie demokratisch kontrolliert werden (Sozialismus).

Exakt. Und nicht nur das. Das Eigentumsrecht geht, wie jedes andere Recht auch, vom Volk aus und wird von den Organen des Staates umgesetzt. Ich möchte mal sehen, wie der Kapitalist sein Eigentum selbst verteidigen will. Alleine schon daher kann das Volk darauf bestehen, dass das Eigentumsrecht in seinem Sinne, also zu Gunsten aller ausgeübt wird.
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Beitrag(#187877) Verfasst am: 04.10.2004, 19:40    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
max hat folgendes geschrieben:
GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Ach ja?
Und wie sieht es so mit den Produktionsmitteln aus, die angeblich in den falschen Händen sind?

Und wer hat die Produktionsmittel geschaffen? Vielleicht die Kapitalisten, die eigenhändig einen Industrieroborter zusammengeschraubt haben? Oder ein Kapitalist, der selbst in einer Mine arbeitet?

Bei den Produktionsmittel geht es darum, ob diese weiter diktatorisch von einer Minderheit kontrolliert werden (Kapitalismus) oder ob sie demokratisch kontrolliert werden (Sozialismus).

Exakt. Und nicht nur das. Das Eigentumsrecht geht, wie jedes andere Recht auch, vom Volk aus und wird von den Organen des Staates umgesetzt. Ich möchte mal sehen, wie der Kapitalist sein Eigentum selbst verteidigen will. Alleine schon daher kann das Volk darauf bestehen, dass das Eigentumsrecht in seinem Sinne, also zu Gunsten aller ausgeübt wird.


Bravo!

So einen Staat würden wir endlich mal brauchen, da würde ich auch gerne leben! Ich liebe es...
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GermanHeretic
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Beitrag(#187905) Verfasst am: 04.10.2004, 21:18    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:

Exakt. Und nicht nur das. Das Eigentumsrecht geht, wie jedes andere Recht auch, vom Volk aus und wird von den Organen des Staates umgesetzt. Ich möchte mal sehen, wie der Kapitalist sein Eigentum selbst verteidigen will. Alleine schon daher kann das Volk darauf bestehen, dass das Eigentumsrecht in seinem Sinne, also zu Gunsten aller ausgeübt wird.

Und das ist kompletter Schwachsinn.

Das Recht auf körperliche Unversehrtheit geht auch vom Volke aus. Darf das Volk deshalb demokratisch entscheiden, wann Du wie verprügelt wirst?

Vor allem, wo ist denn die Grenze zwischen "normalen" Privateigentum und diktatorisch kontrolliertem Privateigentum? Wird das im Einzelfall auch demokratisch beurteilt? Nehmen wir mal ein privates Automobil (je nach Branche durchaus zu den Produktionsmitteln zu rechnen), darf über das dann auch "zum Wohle aller" "demokratisch" verfügt werden?
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
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Beitrag(#187910) Verfasst am: 04.10.2004, 21:30    Titel: Antworten mit Zitat

GermanHeretic hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:

Exakt. Und nicht nur das. Das Eigentumsrecht geht, wie jedes andere Recht auch, vom Volk aus und wird von den Organen des Staates umgesetzt. Ich möchte mal sehen, wie der Kapitalist sein Eigentum selbst verteidigen will. Alleine schon daher kann das Volk darauf bestehen, dass das Eigentumsrecht in seinem Sinne, also zu Gunsten aller ausgeübt wird.

Und das ist kompletter Schwachsinn.

Das Recht auf körperliche Unversehrtheit geht auch vom Volke aus. Darf das Volk deshalb demokratisch entscheiden, wann Du wie verprügelt wirst?

Vor allem, wo ist denn die Grenze zwischen "normalen" Privateigentum und diktatorisch kontrolliertem Privateigentum? Wird das im Einzelfall auch demokratisch beurteilt? Nehmen wir mal ein privates Automobil (je nach Branche durchaus zu den Produktionsmitteln zu rechnen), darf über das dann auch "zum Wohle aller" "demokratisch" verfügt werden?

Es ist ein Faktum, dass jedes Recht vom Volk ausgeht und zwar heute, nicht in einer fernen Utopie. Es handelt sich hierbei nicht um eine hypothetische Debatte. Und ja, wenn das Volk der Ansicht ist, dass jemand verprügelt werden darf, dann sieht es für diese Person schlecht aus. In den USA dürfen ja auch Kinder sogar in Schulen verprügelt werden, weil die Bevölkerung der Ansicht ist, dass das Okay ist. Und da das Gewaltmonopol beim Staat liegt, kann ihnen niemand helfen.

Angenommen ein paar Typen fangen an auf deinem Grundstück zu siedeln. Wer verhilft dir zu deinem Recht auf alleinige Nutzung deines Grundstücks? Wer wirft diese Leute letztendlich raus? Die Polizei! Nur das vom Volk getragene staatliche Gewaltmonopol kann letztlich das Recht auf Eigentum sicherstellen.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
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Wohnort: Germering

Beitrag(#187913) Verfasst am: 04.10.2004, 21:35    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Das Eigentumsrecht geht, wie jedes andere Recht auch, vom Volk aus und wird von den Organen des Staates umgesetzt. Ich möchte mal sehen, wie der Kapitalist sein Eigentum selbst verteidigen will. Alleine schon daher kann das Volk darauf bestehen, dass das Eigentumsrecht in seinem Sinne, also zu Gunsten aller ausgeübt wird.

So trivial ist das keineswegs:

Hinter Deiner Argumentation steht nämlich zum einen die Überzeugung, der Mehrheitswille sei der höchste Wert, zum zweiten der Glaube, die Gleichverteilung des einmal vorhandenen Eigentums maximiere die Befriedigung des Einzelnen auch mittelfristig. Beides ist mindestens diskutabel, letzteres halte ich sogar für eher falsch.

Dazu kommt noch, daß sich Bewußtsein und Sein gegenseitig bestimmen. Dies führt - wie auch Marxisten wissen - zu dem theoretischen wie praktischen Dilemma, daß das Volk zuerst einmal im kommunistischen Wollen "geschult" werden muß. Ist es aber dann noch ihr Wollen?

gruß/step
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