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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#198499) Verfasst am: 23.10.2004, 14:11 Titel: Feind und Feindbild |
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Aus einem Interview mit Arno Gruen im SZ-Magazin:
Zitat: | [...]
Sie unterscheiden zwischen jemandem, der objektiv ein Feind ist, und jenen, die sich ein subjektives Feindbild aufgebaut haben?
Ja. Man darf erkennen, dass Menschen feindlich sind, aber Feindbilder sind etwas anderes.
Etwas Schlechtes?
Alle Feindbilder beruhen auf Hass. Sie haben nie mit der Wirklichkeit zu tun, sondern mit der Entwicklung, die viele von uns als Kind durchmachten: In westlichen Kulturen wird es auch heute noch als unumstößliche Wahrheit angesehen, dass ein Kind dazu gebracht wird, sich dem Willen der Eltern zu unterwerfen. So wird der Gehorsam tief in der menschlichen Seele verankert und die eigenen Bedürfnisse und Wahrnehmungen des Kindes zum Feind. Das Eigene wird zum gehassten Fremden.
Das klingt entsetzlich.
Aber genau so entstehen Feindbilder: Der Feind, den wir in anderen zu sehen glauben, muss ursprünglich in unserem Inneren zu finden sein. Man hasst sich selbst für die wahre Liebe, die man braucht. Hass bedeutet immer Selbsthass. Und deshalb sucht man da draußen Feindbilder, um andere niederzumachen. Nur so können wir aufrecht gehen. Feindbilder sind in diesem Sinne immer etwas Irrationales, der Hass aber ist real.
[...]
Ich meine, wenn ein Siebenjähriger mit einer solchen Aufgabe konfrontiert wird, dann führt das zu riesiger Selbstüberschätzung, zu Arroganz und innerer Leere, weil selbst ein Kleinkind weiß, es kann in so einer Situation gar nichts tun. Sein Überleben hing davon ab, sich mit den Eltern zu arrangieren. Alles, was ihm eigen war, wurde abgelehnt und entwickelte sich zur potenziellen Quelle eines inneren Terrors.
Der sich später in einen äußeren wandelt?
Ja, denn die Notwendigkeit verlangt danach, den Selbsthass nach außen zu wenden. |
Um welchen Siebenjährigen es sich handelt kann man hier nachlesen:
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/front_content.php?lang=2&idcatside=714
Eigentlich banal, aber schön klar gesagt.
Eine Frage an die Bewanderten:
Könnte die Neigung, sich mit Gruppen auseinanderzusetzen anstatt mit Individuen, ein Indiz dafür sein, daß ein Feindbild vorliegt?
Grüße
zelig
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#198516) Verfasst am: 23.10.2004, 14:23 Titel: |
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Ich finde den Text sehr gut. Habe eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
zelig hat folgendes geschrieben: | Könnte die Neigung, sich mit Gruppen auseinanderzusetzen anstatt mit Individuen, ein Indiz dafür sein, daß ein Feindbild vorliegt? |
Möglicherweise ein Indiz...
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#198526) Verfasst am: 23.10.2004, 14:35 Titel: |
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Interessante Ansicht.
Hass würd ich aber nicht gleich als Selbsthass bezeichnen.
Auserdem möcht ich nicht von Hass sondern von Agression sprechen.
Agression ist vorhanden, ich habe die Wahl sie nach innen oder nach ausen zu projezieren.
_________________ Trish:(
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Brochi registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.07.2003 Beiträge: 93
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(#198680) Verfasst am: 23.10.2004, 18:09 Titel: Re: Feind und Feindbild |
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zelig hat folgendes geschrieben: |
Eigentlich banal, aber schön klar gesagt. |
Für mich eher schön unklar gesagt. Ein Haufen unscharfer, schwer zu fassende Begriffe gepaart mit einem Haufen behaupteter Kausalitäten, von denen mir nicht klar ist, wie sie belegt werden könnten.
zelig hat folgendes geschrieben: |
Könnte die Neigung, sich mit Gruppen auseinanderzusetzen anstatt mit Individuen, ein Indiz dafür sein, daß ein Feindbild vorliegt? |
ME nicht. Feinbilder können gleichermaßen auf Individuen, Ideologien, Institutionen etc. ausgerichtet sein. I.d.R. geht das eh fliessend ineinander über.
Grüße
Brochi
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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#198698) Verfasst am: 23.10.2004, 18:30 Titel: |
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Ich hasse den der ist wie ich einst war, weil ich nicht sein darf wie ich bin?
Quatsch!
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