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Schottisches Dorf entschuldigt sich für Hexenverbrennungen

 
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44649

Beitrag(#204212) Verfasst am: 01.11.2004, 11:20    Titel: Schottisches Dorf entschuldigt sich für Hexenverbrennungen Antworten mit Zitat

http://ap.tbo.com/ap/breaking/MGBJHB9WW0E.html

Die christliche Gemeinde eines Dorfes in Schottland hat sich gestern für die Hexenverbrennungen im 16. und 17. Jahrhundert entschuldigt.

Gutes Zeichen oder Alibi?
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Reschi
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Anmeldungsdatum: 09.09.2004
Beiträge: 3073

Beitrag(#204244) Verfasst am: 01.11.2004, 12:29    Titel: Re: Schottisches Dorf entschuldigt sich für Hexenverbrennungen Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
http://ap.tbo.com/ap/breaking/MGBJHB9WW0E.html

Die christliche Gemeinde eines Dorfes in Schottland hat sich gestern für die Hexenverbrennungen im 16. und 17. Jahrhundert entschuldigt.

Gutes Zeichen oder Alibi?


öhm, für etwas, dass man nicht begangen hat, und wofür man nichts kann, muss man sich nicht entschuldigen

Ich entschuldige mich auch bei niemandem für den Holocaust, wäre doch lächerlich

In unserem Geschichtsunterricht war das auch schon wirklich ander Grenze.
Da erzählte uns unsere Lehrerin, schon fast mit Tränen in den Augen, mit einer Überdosis an Mitgefühl und Pseudo-das-ist-so-verdammt-ernst-und-schrecklich-Getue, wie schlimm das doch war.
Erbrechen

Ich meine war wahrscheinlich wirklich so schlimm, aber wieso sollte ich ein schlechtes Gewissen haben ?
Ich wars nicht. Man muss es in Erinnerung halten, man darf es nicht verharmlosen etc.
Aber so ne Pseudo-Vergangenheitsbewältigung ist nur was für psychisch Kranke.

Und das ist bei der Hexenverbrennung dort genauso...Schwachsinn sich für das zu entschuldigen
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Alchemist
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
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Wohnort: Hamburg

Beitrag(#204249) Verfasst am: 01.11.2004, 12:35    Titel: Re: Schottisches Dorf entschuldigt sich für Hexenverbrennungen Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
http://ap.tbo.com/ap/breaking/MGBJHB9WW0E.html

Die christliche Gemeinde eines Dorfes in Schottland hat sich gestern für die Hexenverbrennungen im 16. und 17. Jahrhundert entschuldigt.

Gutes Zeichen oder Alibi?


Die Hexenverbrennungen sind ein Zeichen dafür, wozu religiöser Fanatismus führen. Dies sollte nicht vergessen werden. Für jeden einzelnen ist es natürlich unsinnig ein schlechtes Gewissen zu haben oder ähnliches. Deshalb ist ne Entschuldigung der falsche Weg. Ich wäre eher für einen Gedenstein oder so etwas in der Art, gegen das vergessen.
(Und bezahlen muss das die Kirche! zynisches Grinsen )
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Reschi
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Anmeldungsdatum: 09.09.2004
Beiträge: 3073

Beitrag(#204253) Verfasst am: 01.11.2004, 12:40    Titel: Re: Schottisches Dorf entschuldigt sich für Hexenverbrennungen Antworten mit Zitat

Alchemist hat folgendes geschrieben:

Die Hexenverbrennungen sind ein Zeichen dafür, wozu religiöser Fanatismus führen. Dies sollte nicht vergessen werden. Für jeden einzelnen ist es natürlich unsinnig ein schlechtes Gewissen zu haben oder ähnliches. Deshalb ist ne Entschuldigung der falsche Weg. Ich wäre eher für einen Gedenstein oder so etwas in der Art, gegen das vergessen.
(Und bezahlen muss das die Kirche! zynisches Grinsen )


Ja, stimmt, ein Gedenkstein ist wohl wirklich das Beste.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#204334) Verfasst am: 01.11.2004, 14:32    Titel: Re: Schottisches Dorf entschuldigt sich für Hexenverbrennungen Antworten mit Zitat

Reschi hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
http://ap.tbo.com/ap/breaking/MGBJHB9WW0E.html

Die christliche Gemeinde eines Dorfes in Schottland hat sich gestern für die Hexenverbrennungen im 16. und 17. Jahrhundert entschuldigt.

Gutes Zeichen oder Alibi?


öhm, für etwas, dass man nicht begangen hat, und wofür man nichts kann, muss man sich nicht entschuldigen

Ich entschuldige mich auch bei niemandem für den Holocaust, wäre doch lächerlich.


Du bist auch nicht Mitglied in der Organisation, die den Holocaust veranstaltet hat. Wenn es die NSDAP noch gäbe und du Mitglied in ihr wärest, dann sähe die Sache ganz anders aus, selbst wenn du persönlich keine Juden verschleppt, denunziert oder ermordet hättest. Ein simples "ich hab nicht mitgemacht" würde dann nicht reichen. Wer den Fortbestand einer Organisation durch seine Mitgliedschaft unterstützt, macht mit, und muss sich unbequeme Fragen gefallen lassen.

Und so verhält es sich auch mit der Gemeinde und den Hexenverbrennungen. Die heutigen Repräsentanten müssen bekennen, dass ihre Vorgänger Unrecht getan haben, und angeben, was sie dafür tun möchten, dass sich so etwas nicht mehr wiederholt. Gut wäre eine Wiedergutmachtung, die auch symbolisch sein kann. Ein Gedenkstein wäre eine von vielen Möglichkeiten. Denkbar wären auch Publikationen, in denen das damalige Unrecht dokumentiert wird.

Interessant ist übrigens die Frage, was damals mit dem Vermögen der "Verbrannten" geschehen ist - ihrem Haus, ihrem Land, ihrem Vieh, ihrem Geld. Wenn man das eingesackt hat, drängt sich mir automatisch die Frage auf, ob eine Wiedergutmachung nur symbolisch bleiben darf.
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caballito
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
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Beitrag(#204335) Verfasst am: 01.11.2004, 14:35    Titel: Antworten mit Zitat

Nur mal so zur Info: davon, dass die fragliche Gemeinde sich entschuldigt habe, steht da nichts. Sie hat sie vielmehr begnadigt!

Und dass das nichts als blanker Hohn ist, darüber sollte man sich eigentlich einigen können.
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Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Reschi
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Anmeldungsdatum: 09.09.2004
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Beitrag(#204337) Verfasst am: 01.11.2004, 14:42    Titel: Re: Schottisches Dorf entschuldigt sich für Hexenverbrennungen Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:


Du bist auch nicht Mitglied in der Organisation, die den Holocaust veranstaltet hat.



Aber ich bin Mitglied der "Organisation", die nichts gegen den Holocaust unternommen hat (bis auf wenige Ausnahmen) und zugesehen hat bei den Gräueltaten, weil sie sich allesamt in die Hosen geschissen hatten.

Zitat:


Wenn es die NSDAP noch gäbe und du Mitglied in ihr wärest, dann sähe die Sache ganz anders aus, selbst wenn du persönlich keine Juden verschleppt, denunziert oder ermordet hättest. Ein simples "ich hab nicht mitgemacht" würde dann nicht reichen. Wer den Fortbestand einer Organisation durch seine Mitgliedschaft unterstützt, macht mit, und muss sich unbequeme Fragen gefallen lassen.

Und so verhält es sich auch mit der Gemeinde und den Hexenverbrennungen. Die heutigen Repräsentanten müssen bekennen, dass ihre Vorgänger Unrecht getan haben,



Sehr richtig, man muss sich dazu bekennen, dass die Vorgänger Unrecht getan haben, man muss es verhindern, informieren, und nichts rosa einfärben, aber mann muss sich nich entschuldigen

Zitat:


und angeben, was sie dafür tun möchten, dass sich so etwas nicht mehr wiederholt. Gut wäre eine Wiedergutmachtung, die auch symbolisch sein kann. Ein Gedenkstein wäre eine von vielen Möglichkeiten. Denkbar wären auch Publikationen, in denen das damalige Unrecht dokumentiert wird.

Interessant ist übrigens die Frage, was damals mit dem Vermögen der "Verbrannten" geschehen ist - ihrem Haus, ihrem Land, ihrem Vieh, ihrem Geld. Wenn man das eingesackt hat, drängt sich mir automatisch die Frage auf, ob eine Wiedergutmachung nur symbolisch bleiben darf.


Ja natürlich, dieses ganze durch Unrecht erbeutete Zeugs muss man wieder zurückgeben, sofern es in der eigenen Macht steht das zu tun.
Zumindest alles Materielle.
Aber das ist für mich (hoffe ich zumindest) selbstverständlich, aber entschuldigen tu ich mich nicht, ich wars nicht.
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Reschi
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Beitrag(#204339) Verfasst am: 01.11.2004, 14:46    Titel: Antworten mit Zitat

caballito hat folgendes geschrieben:
Nur mal so zur Info: davon, dass die fragliche Gemeinde sich entschuldigt habe, steht da nichts. Sie hat sie vielmehr begnadigt!

Und dass das nichts als blanker Hohn ist, darüber sollte man sich eigentlich einigen können.


Gröhl... Weinen Argh

Ich weiß nicht ob ich darüber lachen oder weinen soll...(wie bei vielem)
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Raphael
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Beitrag(#204341) Verfasst am: 01.11.2004, 14:46    Titel: Antworten mit Zitat

caballito hat folgendes geschrieben:
Nur mal so zur Info: davon, dass die fragliche Gemeinde sich entschuldigt habe, steht da nichts. Sie hat sie vielmehr begnadigt!

Und dass das nichts als blanker Hohn ist, darüber sollte man sich eigentlich einigen können.



Richtig, "will be pardoned" heißt nicht, man werde sich bei ihnen entschuldigen, sondern man werde sie begnadigen - und das auch noch im Rahmen des Halloween-Spektakels. Hier sind keineswegs einsichtige Gemeindemitglieder am Werk, die sich von den Verbrechen ihrer Vorväter distanzieren wollen, sondern gedankenlose Blödmänner und -frauen, die sich pünktlich zu Halloween in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses setzen wollen. Vielleicht kann man ja eine Tradition begründen und diese Zeremonie alljährlich unter Presserummel und mit anschließendem Bierfest und Budenzauber wiederholen. Böse
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
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Beitrag(#204346) Verfasst am: 01.11.2004, 14:51    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
It's too late to apologize but it's a sort of symbolic recognition that these people were put to death for hysterical ignorance and paranoia," said local historian Roy Pugh, who presented evidence to the court supporting the pardons.


Nicht die Kirche begnadigt diese Leute, sondern das Gericht, das sie damals fälschlich zum Tode verurteilt hat (und das selbst kurz vor seiner Auflösung steht). Formal betrachtet ist die Begnadigung notwendig, da sonst das damalige Unrechtsurteil in Kraft bliebe.

Langenscheidt hat folgendes geschrieben:
pardon I Verb/transitiv 1. jemandem oder eine Sache verzeihen, jemanden oder etwas entschuldigen: pardon me! Verzeihung!, entschuldigen Sie!, verzeihen Sie!; pardon me for interrupting you! entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche!;
2. Schuld vergeben;
3. jemandem das Leben schenken, jemandem die Strafe erlassen, jemanden begnadigen;
II s. 4. Verzeihung f: a thousand pardons ich bitte Sie tausendmal um Entschuldigung; beg (oder ask) someone's pardon jemanden um Verzeihung bitten; (I) beg your pardon a) entschuldigen Sie bitte!, Verzeihung!, b) F a. pardon? wie sagten Sie (doch eben)?, wie bitte?, c) empört: erlauben Sie mal!;
5. Vergebung f; römisch-katholisch Ablaß m; Recht Begnadigung f, Straferlaß m: general pardon (allgemeine) Amnestie;
6. Pardon m, Gnade f
© 2001 Langenscheidt KG, Berlin und München


Ich hätte es selbstverständlich besser gefunden, wenn auch das Wort "apologize" aufgetaucht wäre. Und ich finde nicht, dass es dafür zu spät ist.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
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Beitrag(#204349) Verfasst am: 01.11.2004, 14:54    Titel: Re: Schottisches Dorf entschuldigt sich für Hexenverbrennungen Antworten mit Zitat

Reschi hat folgendes geschrieben:
[Sehr richtig, man muss sich dazu bekennen, dass die Vorgänger Unrecht getan haben, man muss es verhindern, informieren, und nichts rosa einfärben, aber mann muss sich nich entschuldigen


Die Organisation muss sich entschuldigen, wenn sie weiter besteht. Dies wird in der Regel durch Individuen geschehen, die als offizielle Repräsentaten gelten. Wir Deutschen haben für so etwas zum Beispiel einen Bundespräsidenten.
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Heike J
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#204352) Verfasst am: 01.11.2004, 14:57    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Formal betrachtet ist die Begnadigung notwendig, da sonst das damalige Unrechtsurteil in Kraft bliebe.


Bedeutet eine Begadigung nicht nur einen (teilweisen) Straferlass, wobei die Verurteilung trotzdem gültig bleibt?

Wir kennen da ja im Gegensatz zur Begnadigung noch die Rehabilitation bzw. Aufhebung des Urteils, so dass das Urteil im Nachhinein nichtig wird.
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Raphael
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Anmeldungsdatum: 01.02.2004
Beiträge: 8362

Beitrag(#204353) Verfasst am: 01.11.2004, 14:58    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Zitat:
It's too late to apologize but it's a sort of symbolic recognition that these people were put to death for hysterical ignorance and paranoia," said local historian Roy Pugh, who presented evidence to the court supporting the pardons.


Nicht die Kirche begnadigt diese Leute, sondern das Gericht, das sie damals fälschlich zum Tode verurteilt hat (und das selbst kurz vor seiner Auflösung steht). Formal betrachtet ist die Begnadigung notwendig, da sonst das damalige Unrechtsurteil in Kraft bliebe.

Langenscheidt hat folgendes geschrieben:
pardon I Verb/transitiv 1. jemandem oder eine Sache verzeihen, jemanden oder etwas entschuldigen: pardon me! Verzeihung!, entschuldigen Sie!, verzeihen Sie!; pardon me for interrupting you! entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche!;
2. Schuld vergeben;
3. jemandem das Leben schenken, jemandem die Strafe erlassen, jemanden begnadigen;
II s. 4. Verzeihung f: a thousand pardons ich bitte Sie tausendmal um Entschuldigung; beg (oder ask) someone's pardon jemanden um Verzeihung bitten; (I) beg your pardon a) entschuldigen Sie bitte!, Verzeihung!, b) F a. pardon? wie sagten Sie (doch eben)?, wie bitte?, c) empört: erlauben Sie mal!;
5. Vergebung f; römisch-katholisch Ablaß m; Recht Begnadigung f, Straferlaß m: general pardon (allgemeine) Amnestie;
6. Pardon m, Gnade f
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Ich hätte es selbstverständlich besser gefunden, wenn auch das Wort "apologize" aufgetaucht wäre. Und ich finde nicht, dass es dafür zu spät ist.



Das Unrechtsurteil bleibt auch so in Kraft. Eine Begnadigung bedeutet nämlich nicht die Aufhebung des Urteils, sondern den Verzicht auf seine Vollstreckung. Wer die Opfer voll rehabilitieren will, darf aber nicht Gnade üben, sondern muss erklären, dass das Urteil und das dahinter stehende Gesetz Unrecht waren.
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caballito
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 12112
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Beitrag(#204356) Verfasst am: 01.11.2004, 15:00    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Nicht die Kirche begnadigt diese Leute, sondern das Gericht, das sie damals fälschlich zum Tode verurteilt hat (und das selbst kurz vor seiner Auflösung steht). Formal betrachtet ist die Begnadigung notwendig, da sonst das damalige Unrechtsurteil in Kraft bliebe.


Das Urteil als solches wird durch die Begnadigung doch gerade nicht aufgehoben! Es wird nur die Strafe erlassen. Eine Rehabilitation ist was anderes ...
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Tarvoc
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Beiträge: 44649

Beitrag(#204363) Verfasst am: 01.11.2004, 15:13    Titel: Antworten mit Zitat

Raphael hat folgendes geschrieben:
Das Unrechtsurteil bleibt auch so in Kraft. Eine Begnadigung bedeutet nämlich nicht die Aufhebung des Urteils, sondern den Verzicht auf seine Vollstreckung.


Was macht es für einen Sinn, auf eine Vollstreckung zu verzichten, die schon vollzogen wurde? Pillepalle
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Reschi
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Anmeldungsdatum: 09.09.2004
Beiträge: 3073

Beitrag(#204370) Verfasst am: 01.11.2004, 15:20    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Raphael hat folgendes geschrieben:
Das Unrechtsurteil bleibt auch so in Kraft. Eine Begnadigung bedeutet nämlich nicht die Aufhebung des Urteils, sondern den Verzicht auf seine Vollstreckung.


Was macht es für einen Sinn, auf eine Vollstreckung zu verzichten, die schon vollzogen wurde? Pillepalle


Gottes Wege sind unergründlich, vertraue einfach darauf, es macht Sinn !
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Alchemist
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Beitrag(#204371) Verfasst am: 01.11.2004, 15:20    Titel: Antworten mit Zitat

Raphael hat folgendes geschrieben:
Wer die Opfer voll rehabilitieren will, darf aber nicht Gnade üben, sondern muss erklären, dass das Urteil und das dahinter stehende Gesetz Unrecht waren.


Eben!
Und das z.B. die (kath.) Kirche das frühere Gesetz als Unrecht erlärt, darauf können wir wohl lange warten.

Hmm, gibt's in Deutschland oder sonstwo eigentlich Gedenksteine oder Ähnliches, die der Opfer gedenken, die durch kirchlich legitimierter Gealt ums Leben kamen?
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Reschi
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Anmeldungsdatum: 09.09.2004
Beiträge: 3073

Beitrag(#204373) Verfasst am: 01.11.2004, 15:23    Titel: Antworten mit Zitat

Alchemist hat folgendes geschrieben:


Hmm, gibt's in Deutschland oder sonstwo eigentlich Gedenksteine oder Ähnliches, die der Opfer gedenken, die durch kirchlich legitimierter Gealt ums Leben kamen?


Daran habe ich noch nie gedacht...ja sowas sollte es schon geben

Wenn dem nicht so ist, ist das ja wieder ein weiteres Argument gegen das Kuschelchristentum
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Nergal
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Beiträge: 11433

Beitrag(#204389) Verfasst am: 01.11.2004, 15:31    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
http://www.kirchenopfer.de/


hier wird daran gearbeitet[/quote]
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narziss
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Beiträge: 21939

Beitrag(#204411) Verfasst am: 01.11.2004, 15:49    Titel: Antworten mit Zitat

Zu einer Entschuldigung muss es mE nicht kommen.
Aber zumindest sollte die Vergangenheit korrekt dargestellt werden.
In der Türkei herrscht die offizielle Meinung vor, dass der Völkermord an den Armeniern niemals stattfand.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#204419) Verfasst am: 01.11.2004, 15:52    Titel: Antworten mit Zitat

Raphael hat folgendes geschrieben:
Das Unrechtsurteil bleibt auch so in Kraft. Eine Begnadigung bedeutet nämlich nicht die Aufhebung des Urteils, sondern den Verzicht auf seine Vollstreckung. Wer die Opfer voll rehabilitieren will, darf aber nicht Gnade üben, sondern muss erklären, dass das Urteil und das dahinter stehende Gesetz Unrecht waren.


Ich hab "pardon" in mehreren Dictionarys nachgeschlagen. Leider hast du völlig recht.

Frage: Wie nennt man es (im Deutschen), wenn das Gerichtsurteil widerrufen wird, wenn also das Gericht wirklich erklärt, dass es falsch geurteilt hat?
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Heike J
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 26284

Beitrag(#204434) Verfasst am: 01.11.2004, 16:01    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Frage: Wie nennt man es (im Deutschen), wenn das Gerichtsurteil widerrufen wird, wenn also das Gericht wirklich erklärt, dass es falsch geurteilt hat?


Dann beschließt ein Gericht die "Aufhebung" des Urteils.
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Reschi
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Beiträge: 3073

Beitrag(#204448) Verfasst am: 01.11.2004, 16:09    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
Zu einer Entschuldigung muss es mE nicht kommen.
Aber zumindest sollte die Vergangenheit korrekt dargestellt werden.
In der Türkei herrscht die offizielle Meinung vor, dass der Völkermord an den Armeniern niemals stattfand.


Also die offzizielle Meinung kann imho gar nicht vorherrschen ,

es gibt nur eine offizielle Meinung


Aber es gibt auch noch genung Leute bei uns, die denken der Holocaust ist nur eine riesige Verschwörung der pöhsen pöhsen Junden an der Ostküste, der Kommunisten, den feigen Franzosen und den arroganten Engländern
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#204495) Verfasst am: 01.11.2004, 16:43    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
Zu einer Entschuldigung muss es mE nicht kommen.
Aber zumindest sollte die Vergangenheit korrekt dargestellt werden.
In der Türkei herrscht die offizielle Meinung vor, dass der Völkermord an den Armeniern niemals stattfand.


Eine korrekte Darstellung reicht nicht. Was wäre denn, wenn die Türkei den Völkermord an den Armeniern einräumte, zugleich aber erklärte, dass die Armenier nichts anderes verdient hätten? Das wäre kulturelle Gewalt. Nein, man muss auch zugeben, dass Unrecht geschehen ist.

In Schottland wäre eine Aufhebung des Urteils das Mindeste gewesen.
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Raphael
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Anmeldungsdatum: 01.02.2004
Beiträge: 8362

Beitrag(#204623) Verfasst am: 01.11.2004, 18:48    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
narziss hat folgendes geschrieben:
Zu einer Entschuldigung muss es mE nicht kommen.
Aber zumindest sollte die Vergangenheit korrekt dargestellt werden.
In der Türkei herrscht die offizielle Meinung vor, dass der Völkermord an den Armeniern niemals stattfand.


Eine korrekte Darstellung reicht nicht. Was wäre denn, wenn die Türkei den Völkermord an den Armeniern einräumte, zugleich aber erklärte, dass die Armenier nichts anderes verdient hätten? Das wäre kulturelle Gewalt. Nein, man muss auch zugeben, dass Unrecht geschehen ist.



Wieso "was wäre denn"? So ist es doch. Die Türkei hat eine amtliche Geschichtsklitterung erfunden, nach der die Armenier mit den Russen kollaboriert haben und deshalb aus ihrer Heimat "umgesiedelt" wurden. Wer etwas Anderes behauptet, setzt sich politischer Verfolgung in Gestalt einer Gefängnisstrafe aus. - Übrigens einer der zahlreichen Gründe, weshalb die Türkei nicht in die EU aufgenommen werden kann.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#204636) Verfasst am: 01.11.2004, 19:08    Titel: Antworten mit Zitat

Raphael hat folgendes geschrieben:
Wygotsky hat folgendes geschrieben:
narziss hat folgendes geschrieben:
Zu einer Entschuldigung muss es mE nicht kommen.
Aber zumindest sollte die Vergangenheit korrekt dargestellt werden.
In der Türkei herrscht die offizielle Meinung vor, dass der Völkermord an den Armeniern niemals stattfand.


Eine korrekte Darstellung reicht nicht. Was wäre denn, wenn die Türkei den Völkermord an den Armeniern einräumte, zugleich aber erklärte, dass die Armenier nichts anderes verdient hätten? Das wäre kulturelle Gewalt. Nein, man muss auch zugeben, dass Unrecht geschehen ist.



Wieso "was wäre denn"? So ist es doch. Die Türkei hat eine amtliche Geschichtsklitterung erfunden, nach der die Armenier mit den Russen kollaboriert haben und deshalb aus ihrer Heimat "umgesiedelt" wurden. Wer etwas Anderes behauptet, setzt sich politischer Verfolgung in Gestalt einer Gefängnisstrafe aus. - Übrigens einer der zahlreichen Gründe, weshalb die Türkei nicht in die EU aufgenommen werden kann.


Danke für den Hinweis. Solche Fehler unterlaufen mir leider häufig, da ich historisch sehr ungebildet bin.

Mir ging es darum, dass Vergangenheitsbewältigung sich nicht darin erschöpfen darf, die historischen Fakten einzuräumen. Man muss auch zugeben, dass damals Unrecht geschehen ist. Sonst gibt es nämlich keinen Grund, nicht wieder zu foltern, morden, vertreiben.
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Anmeldungsdatum: 01.02.2004
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Beitrag(#204642) Verfasst am: 01.11.2004, 19:15    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Mir ging es darum, dass Vergangenheitsbewältigung sich nicht darin erschöpfen darf, die historischen Fakten einzuräumen. Man muss auch zugeben, dass damals Unrecht geschehen ist. Sonst gibt es nämlich keinen Grund, nicht wieder zu foltern, morden, vertreiben.



Das meine ich auch. Genau darauf zielt Karlheinz Deschner mit seiner Aussage, dass wer die Geschichte nur erzähle, ohne sie zu bewerten, ihr Komplize werde.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#204651) Verfasst am: 01.11.2004, 19:36    Titel: Antworten mit Zitat

Raphael hat folgendes geschrieben:
Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Mir ging es darum, dass Vergangenheitsbewältigung sich nicht darin erschöpfen darf, die historischen Fakten einzuräumen. Man muss auch zugeben, dass damals Unrecht geschehen ist. Sonst gibt es nämlich keinen Grund, nicht wieder zu foltern, morden, vertreiben.



Das meine ich auch. Genau darauf zielt Karlheinz Deschner mit seiner Aussage, dass wer die Geschichte nur erzähle, ohne sie zu bewerten, ihr Komplize werde.


Eine Formulierung, die ich mir merken werde.
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