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Mandingo Sucher des verlorenen Schlüssels
Anmeldungsdatum: 03.01.2005 Beiträge: 456
Wohnort: Köln-Nähe
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(#243564) Verfasst am: 13.01.2005, 20:00 Titel: Atheismus als „religiöse Ich-AG“ |
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Leider weiß ich nicht,
ob ihr schon über das Thema "Freier Wille des Menschen" diskutiert habt,
wie es vor einiger Zeit in GEO behandelt wurde.
Ich möchte auch nicht gegen Atheisten polemisieren,
sondern wäre froh, wenn von dieser Seite weitere Infos kämen.
Es ging damals im Stern um
die neue psychologische Forschung zum „freien Willen“ des Menschen,
die sagt:
Wenn der Mensch etwas tut, reagiert er meist im Sinne der Sensoren seines Gehirns auf Umweltreize.
Dann erst „will“ er etwas. Und sein Wille, sein Vorhaben usw. verläuft nach einem menschlichen kulturell geprägten Modell,
das er subjektiv über das Reiz-Reaktions-Schema legt,
nach seiner Geschichte, die er über die Realität projiziert.
Dass Religionen derartige Interpretationsmuster unserer Verhaltensweisen modellieren, ist wohl allen klar.
Nur, nach diesen Erkenntnissen tun wir das alle auch ohne Religion.
Jeder von uns entwirft sein Weltbild,
seine Willens-Schemata im Sinne seiner kulturellen Prägung.
Somit wäre also der Unterschied zwischen Atheismus und Religionen kein fundamentaler mehr, sondern ein gradueller.
Jeder macht sich sein Bild, nach dem er zu handeln glaubt,
obwohl er das nur glaubt.
Religionen orientieren sich an einer nicht mehr hinterfragbaren "letzten Instanz",
Atheisten orientieren sich an einer Art "narrativem Ich",
über dessen Grenzen sie auch nicht hinauskommen,
einer Geschichte von sich selbst, die sie auf ihre Erfahrungen projizieren.
Ich werde mir die alten Artikel und die Theorie noch einmal genauer unter diesem Aspekt ansehen
und hoffe, dass auch andere schon darüber Informationen gesammelt haben.
_________________ "Wer sagt, hier herrscht Freiheit, lügt, denn Freiheit herrscht nicht." (Erich Fried)
Zuletzt bearbeitet von Mandingo am 14.01.2005, 18:23, insgesamt 2-mal bearbeitet |
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#243568) Verfasst am: 13.01.2005, 20:12 Titel: Re: Atheismus als „religiöse Ich-AG“ |
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Mandingo hat folgendes geschrieben: |
Atheisten orientieren sich an einer Art "narrativem Ich",
über dessen Grenzen sie auch nicht hinauskommen,
einer Geschichte von sich selbst, die sie auf ihre Erfahrungen projizieren.
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Atheisten orientieren sich an irgendwas.
An ihrer Umwelt, an ihren Eltern, am Fernsehen, am Internet, an der Wissenschaft, an der Landkarte, am HartzIV-Bescheid, am KontoAuszug, an Grimms Märchen, an der Unendlichkeit des Weltalls usw usw
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#243573) Verfasst am: 13.01.2005, 20:29 Titel: |
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Unabhängig, davon das ich Determinist bin, bin ich der Auffassung, dass ein freier Wille nicht möglich ist.(Frei von Motiven/Beweggründen?)
Ich war determiniert dazu Gott zu hinterfragen und zu denken, Gott hingegen war determiniert zu verpuffen.
Bei Kurzzeithandlung, will man sogar was man tut(man tut es bevor es bewusst wird und interpretiert anschließend, dass man es so gewollt hat)
Der fundamentale Unterschied zwischen Theist und Atheist ist die Annahme u. Nichtannahme Gottes, die Nichtannahme kann im Gegensatz zur Annahme aus intersubjektiv ausreichenden Grund erfolgen.
Freier Wille wurde bereits diskutiert, ich hab sie(die Diskussion) leider zu spät endeckt und nicht teil genommen.
_________________ Trish:(
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#243592) Verfasst am: 13.01.2005, 20:54 Titel: |
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Hi Mandingo,
Du vermischt zwei Ebenen. Natürlich verlaufen die Denkvorgänge, die Realitätsprojektion und auch die Illusion einer Handlungsfreiheit beim Atheisten wie beim Gläubigen recht ähnlich, schließlich sind die Weltbildunterschiede zwischen ihnen marginal im Vergleich zu den neurobiologischen und kulturellen Gemeinsamkeiten.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen einem Gläubigen und einem kritischen Rationalisten ist allerdings, daß letzterer sein Weltbild nicht dogmatisiert, sondern im Gegenteil relativiert. Das Weltbild des kritischen Rationalisten wird auf effizientere und intersubjektiv nachvollziehbare Weise weiterentwickelt, während zumindest gewisse Teile des theistischen Weltbilds im Dunkel des Aberglaubens verharren.
gruß/step
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Wolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 23.08.2004 Beiträge: 16610
Wohnort: Zuhause
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(#243631) Verfasst am: 13.01.2005, 21:42 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | Hi Mandingo,
Du vermischt zwei Ebenen. Natürlich verlaufen die Denkvorgänge, die Realitätsprojektion und auch die Illusion einer Handlungsfreiheit beim Atheisten wie beim Gläubigen recht ähnlich, schließlich sind die Weltbildunterschiede zwischen ihnen marginal im Vergleich zu den neurobiologischen und kulturellen Gemeinsamkeiten.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen einem Gläubigen und einem kritischen Rationalisten ist allerdings, daß letzterer sein Weltbild nicht dogmatisiert, sondern im Gegenteil relativiert. Das Weltbild des kritischen Rationalisten wird auf effizientere und intersubjektiv nachvollziehbare Weise weiterentwickelt, während zumindest gewisse Teile des theistischen Weltbilds im Dunkel des Aberglaubens verharren.
gruß/step |
Wo hast du gelernt dich so schön zu formulieren?
_________________ Trish:(
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#243664) Verfasst am: 13.01.2005, 22:21 Titel: |
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Tja, der step ist äußerst vielseitig gebildet.
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#243670) Verfasst am: 13.01.2005, 22:24 Titel: |
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jetzt aber!
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#243962) Verfasst am: 14.01.2005, 12:01 Titel: |
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Ich verstehe den Zusammenhang zwischen den Themen Willensfreiheit und Religiösität nicht so ganz.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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King Lui Großstadtdschungelist
Anmeldungsdatum: 19.11.2004 Beiträge: 211
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(#244090) Verfasst am: 14.01.2005, 15:20 Titel: |
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Shadaik hat folgendes geschrieben: | Ich verstehe den Zusammenhang zwischen den Themen Willensfreiheit und Religiösität nicht so ganz.  |
[polemik an]
Verstehst du als Freigeist den Zusammenhang zwischen Willensunfreiheit und Religiosität?
[/polemik aus]
Es ist offensichtlich, dass Menschen, was ihren Glauben oder ihre Weltanschauung angeht, von ihrem kulturellen Umfeld, von ihrer Erziehung und damit auch von ihrer Ausbildung mitgeprägt werden. Es kommt eher selten vor, dass Personen ihre Religion oder Weltanschauung wechseln.
Wir hier in der westlichen Welt, leben in einem Kulturkreis, der u. a. durch die christliche Religion, die Aufklärung und eine allgemeine Schulpflicht, welche einen zu wissenschaftlichem Denken animiert, geprägt ist. Es ist also keineswegs nur die christliche Religion, wie oft behauptet wird, welche unsere Kultur hier ausmacht.
Was den freien Willen angeht, ich denke, den haben wir nicht. Wir haben einen Willen, und können uns gegen oder für diesen entscheiden. Eine Entscheidung gegen den Willen jedoch ist häufig keine einfache einmalige Entscheidung, sondern ein langwieriger Prozess. Wir müssen um es in der Kürze der Zeit mal ungenau auszudrücken unsere Synapsen umprogrammieren, bis unser Wille mit unserer Entscheidung wieder auf einer Wellenlänge ist (Beispiel Rauchen abgewöhnen).
Eine Änderung der Religion oder Weltanschauung ist auf diese Weise nicht möglich, solange man sich in seiner Religion oder Weltanschauung wohl fühlt. Selbst wenn man sich in ihr nicht wohl fühlt, ändert man an ihr nichts, solange man sie für wahr oder gut oder was auch immer hält.
Meines Erachtens kann man daher nicht durch Willenfreiheit und nicht einmal durch Entscheidungsfreiheit seine Religion oder Weltanschauung wechseln. Es kann allerdings geschehen, dass man bemerkt, dass sie nicht mehr mit den eigenen Überzeugungen übereinstimmt.
Die Aussage, dass ein Agnostiker eine Rückbindung (als eine Religion) zu seiner eigenen Lebensgeschichte hat, welche wiederum kulturell geprägt ist, ich denke das kann man so gelten lassen.
_________________ Bastelanleitung für ein ideologisches Weltbild:
1. Stülpe den Tatsachen eine höhere Wahrheit über.
2. Passe die Tatsachen der höheren Wahrheit an.
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Mandingo Sucher des verlorenen Schlüssels
Anmeldungsdatum: 03.01.2005 Beiträge: 456
Wohnort: Köln-Nähe
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(#244155) Verfasst am: 14.01.2005, 18:15 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | ...Das Weltbild des kritischen Rationalisten wird auf effizientere und intersubjektiv nachvollziehbare Weise weiterentwickelt, während zumindest gewisse Teile des theistischen Weltbilds im Dunkel des Aberglaubens verharren. gruß/step |
Als kritischer Christ habe ich ebenso die Pflicht,
mein Weltbild "auf effizientere und intersubjektiv nachvollziehbare Weise weiterzuentwickeln." Dazu hat Gott uns den Verstand gegeben,
und wer sich nicht weiterentwickelt, ist nicht mehr lebendig.
Dabei bleibe ich wie der Atheist im Rahmen meiner Kultur, das mir seine Muster liefert (siehe Umberto Ecos "Name der Rose").
Wenn das noch stimmen sollte, was sie Neurobiologen da sagen,
sind wir noch mehr gemeinsam begrenzt.
Nur dass in den Religionen die Anhänger die Weiterentwicklung gemeinsam versuchen, die Atheisten allein, als "Ich-AG".
Aberglauben findest du bei den Fundamentalisten aller Weltanschauungen.
Auch wer glaubt, die Menschen würden sich allein "frei und zielstrebig" zum Positiven hin entwickeln,
kann einem Aberglauben aufsitzen.
Die "Von-Gott-Befreiten" der französischen Revolution hackten auch fleißig Köpfer ab,
um alle "frei, gleich und brüderlich" nachwachsen zu lassen,
aber es kamen keine solchen nach.
_________________ "Wer sagt, hier herrscht Freiheit, lügt, denn Freiheit herrscht nicht." (Erich Fried)
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GermanHeretic Individualoptimist & Kulturpessimist
Anmeldungsdatum: 16.06.2004 Beiträge: 4932
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(#244176) Verfasst am: 14.01.2005, 18:54 Titel: |
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Ich halte den Freien Willen (TM) für überbewertet.
Die Umwelt und unsere Gene determinieren zu einem viel höheren Grad unser Verhalten (inkl. Denken) als es uns lieb ist. Das soll jetzt nicht heißen, daß ich den freien Willen komplett negiere, ich halte ihn nur für wenig ausgeprägt. Eine wirklich kreativer Gedanke im Sinne von "etwas völlig Neues denken" z.B. erfordert Freiheit im Sinne von "wenigstens tw. nicht von anderen Dingen determiniert sein".
Freier Wille im Christentum ist ja die übliche Lösung für das Theodizee-Problem, und da sehe ich enorme logische Fallstricke. Zum einen ist ein Universum, das ein allmächtiger und allwissender Gott erschaffen hat, automatisch vollständig deterministisch, Freier Wille somit unmöglich.
Gesetzt den Fall daß Gott nun gerade so nicht all-irgendwas ist, daß Freier Wille möglich wäre: Ein Akt Freien Willens, d.h. eine nicht durch die Erschaffung des Universums determinierte Handlung, führt die christl. Überzeugung ad absurdum, daß Gott der Schöpfer von ALLEM ist (Jes. 45:7 z.B.). Der mit Freiem Willen ausgestattete Mensch müßte schöpferisch tätig sein bzw. ursachenlose Handlungen vollführen können.. Das widerspricht aber immens dem prima causa-Argument (Thomas v. Aquin).
Die Einführung des Freien Willens in die chrsitl. Theologie sollte einige Insistenzen der christl. Mythologie beseitigen, führt aber mE nur zu mindestens einer neuen.
_________________ "Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück." (Henrik Ibsen)
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Reschi registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.09.2004 Beiträge: 3073
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(#244177) Verfasst am: 14.01.2005, 18:54 Titel: |
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Dieser Post ist nur dazu da interessante Posts zu markieren, damit sie dann in "View your posts" angezeigt werden, und ich sie nicht vergesse
In den Favoriten kann ich sie jetzt leider nicht speichern, weil ich nicht auf meinem PC bin, ich könnte mir aber die Adresse einfach in mein Postfach machen, dann würde ich auch nicht Schummeln bei meinen Beiträgen. Das wäre das beste.
Aber jetzt habe ich gerade so schön geschrieben, und möchte die Erkenntnis niemandem vorenthalten.
Und immerhin ist es ein Beitrag mehr *lechz
_________________ You're not fanatical about something that you are sure about
(MacYoung)
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annox Grim Reaper
Anmeldungsdatum: 30.05.2004 Beiträge: 5800
Wohnort: Berlin
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(#244183) Verfasst am: 14.01.2005, 19:05 Titel: |
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Mandingo hat folgendes geschrieben: |
Als kritischer Christ habe ich ebenso die Pflicht, |
Das Attribut "kritisch" ist recht allgemein und hat sehr unterschiedliche Bedeutung, wenn es auf die Subjekte "Christ" und "Rationalist" bezogen wird. Der Christ spart fundamentale Bereiche seiner Weltanschauung von jeglicher Kritik aus, der Rationalist nicht.
Zitat: | Dazu hat Gott uns den Verstand gegeben, |
Ich kenne kein Indiz, dass dies belegen wuerde. Im Gegensatz dazu gibt es ganz gute Beweise, dass das grundsaetzlich auf unsere Eltern zurueckzufuehren ist.
Zitat: | Nur dass in den Religionen die Anhänger die Weiterentwicklung gemeinsam versuchen, die Atheisten allein, als "Ich-AG". |
Tscha, selber denken macht klug.
Zitat: | Aberglauben findest du bei den Fundamentalisten aller Weltanschauungen. |
Ich bin fundamentalistischer Atheist. Welchem Aberglauben unterliege ich denn?
Zitat: | Auch wer glaubt, die Menschen würden sich allein "frei und zielstrebig" zum Positiven hin entwickeln, kann einem Aberglauben aufsitzen. |
Was ist denn das Positive?
Zitat: | Die "Von-Gott-Befreiten" der französischen Revolution hackten auch fleißig Köpfer ab, |
...aber sie postulierten es nicht als Gottes Wille, um sich der eigenen Verantwortlichkeit von vornherein zu entziehen.
_________________ Ich bin jenes Pferd, das unter der Peitsche der Kutscher den Wagen voller Gesindel hinter sich her ziehen muss.
[Sadegh Hedayat]
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#244186) Verfasst am: 14.01.2005, 19:08 Titel: |
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Svantevit hat folgendes geschrieben: | Mandingo hat folgendes geschrieben: | Die "Von-Gott-Befreiten" der französischen Revolution hackten auch fleißig Köpfer ab, |
...aber sie postulierten es nicht als Gottes Wille, um sich der eigenen Verantwortlichkeit von vornherein zu entziehen. |
Was man von den "Von-Gott-Gefesselten" nicht unbedingt sagen kann oder konnte: deus lo volt.
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#244195) Verfasst am: 14.01.2005, 19:49 Titel: |
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Mandingo hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | ...Das Weltbild des kritischen Rationalisten wird auf effizientere und intersubjektiv nachvollziehbare Weise weiterentwickelt, während zumindest gewisse Teile des theistischen Weltbilds im Dunkel des Aberglaubens verharren. gruß/step |
Als kritischer Christ habe ich ebenso die Pflicht, mein Weltbild "auf effizientere und intersubjektiv nachvollziehbare Weise weiterzuentwickeln." |
Pries Jesus nicht explizit die naiv Gläubigen?
Mandingo hat folgendes geschrieben: | Dazu hat Gott uns den Verstand gegeben, ... |
Hier könntest Du einmal mit dem kritischen Hinterfragen beginnen. Letztens war Gott nur die Liebe des Nächsten, jetzt hat er persönlich den Menschen den Verstand gegeben? Gibt es möglicherweise eine bessere Erklärung für das Entstehen des Verstandes?
Mandingo hat folgendes geschrieben: | ... und wer sich nicht weiterentwickelt, ist nicht mehr lebendig. |
Dann müßten wir einen toten Nächsten lieben, auwei ...
Mandingo hat folgendes geschrieben: | Dabei bleibe ich wie der Atheist im Rahmen meiner Kultur, das mir seine Muster liefert (siehe Umberto Ecos "Name der Rose"). |
Ich mag das Buch nicht, aber recht hast Du natürlich.
Mandingo hat folgendes geschrieben: | Nur dass in den Religionen die Anhänger die Weiterentwicklung gemeinsam versuchen, die Atheisten allein, als "Ich-AG". |
Du meinst, weil sich Gläubige in Gemeinden versammeln? Meinst Du nicht, daß die allermeisten sozialen Interaktionen auch unter Atheisten stattfinden, z.B. Liebe, Freundschaft, Eifersucht, gemeinsame Freizeitgestaltung usw.?
Mandingo hat folgendes geschrieben: | Aberglauben findest du bei den Fundamentalisten aller Weltanschauungen. |
Ein Fundi steht zumindest immer in dieser Gefahr, egal welcher Ideologie er anhängt. Aber der Gläubige schafft das, auch ohne Fundamentalist zu sein. Du zum Beispiel bist sicher kein Fundi, aber abergläubisch, etwa weil Du glaubst, ein Gott habe dem Menschen seinen Verstand gegeben.
Mandingo hat folgendes geschrieben: | Auch wer glaubt, die Menschen würden sich allein "frei und zielstrebig" zum Positiven hin entwickeln, kann einem Aberglauben aufsitzen. |
Tja, da biste bei mir falsch. An sowas glaube ich nicht.
gruß/step
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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King Lui Großstadtdschungelist
Anmeldungsdatum: 19.11.2004 Beiträge: 211
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(#244200) Verfasst am: 14.01.2005, 20:18 Titel: |
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step hat folgendes geschrieben: | ...Das Weltbild des kritischen Rationalisten wird auf effizientere und intersubjektiv nachvollziehbare Weise weiterentwickelt |
Mandingo hat folgendes geschrieben: |
Nur dass in den Religionen die Anhänger die Weiterentwicklung gemeinsam versuchen, die Atheisten allein, als "Ich-AG". |
Hier widerspricht sich meiner Ansicht nach irgendwas, spätestens dann, wenn man "Atheist" durch "Atheist und kritischen Rationalist" ersetzt.
Welche Methode zur Weiterentwicklung seines Weltbilds ist effizienter? Die intersubjektive oder die gemeinsame?
Zitat: | Aberglauben findest du bei den Fundamentalisten aller Weltanschauungen. |
Dies Aussage ist meines Erachtens richtig. Daher versuche ich nicht zu glauben, sondern nur zu vermuten. Übrigens findet man Aberglauben nicht nur bei Fundamentalisten. Niemand kann von sich behaupten er sei unfehlbar (außer der Papst )
Zitat: | Auch wer glaubt, die Menschen würden sich allein "frei und zielstrebig" zum Positiven hin entwickeln, kann einem Aberglauben aufsitzen. |
Wer dies glaubt, sitzt einem Aberglauben auf. Wenn man es sich erlaubt zu pauschalisieren, können sich die Menschen bestenfalls gemeinsam entwickeln.
Zitat: | Die "Von-Gott-Befreiten" der französischen Revolution hackten auch fleißig Köpfer ab,
um alle "frei, gleich und brüderlich" nachwachsen zu lassen,
aber es kamen keine solchen nach. |
Darüber kann man stundenlang diskutieren. Die französische Revolution ist ein interessantes Thema.
_________________ Bastelanleitung für ein ideologisches Weltbild:
1. Stülpe den Tatsachen eine höhere Wahrheit über.
2. Passe die Tatsachen der höheren Wahrheit an.
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#244201) Verfasst am: 14.01.2005, 20:22 Titel: Re: Atheismus als „religiöse Ich-AG“ |
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Mandingo hat folgendes geschrieben: |
Es ging damals im Stern um
die neue psychologische Forschung zum „freien Willen“ des Menschen,
die sagt:
Wenn der Mensch etwas tut, reagiert er meist im Sinne der Sensoren seines Gehirns auf Umweltreize.
Dann erst „will“ er etwas. Und sein Wille, sein Vorhaben usw. verläuft nach einem menschlichen kulturell geprägten Modell,
das er subjektiv über das Reiz-Reaktions-Schema legt,
nach seiner Geschichte, die er über die Realität projiziert. |
Reiz-Reaktionsschema? Der Behaviorismus ist schon längst passé.
Ansonsten geht die Wissenschaft klarerweise von einer naturalistischen Funktionsweise des Verstandes aus. Die Details können uns hier ja egal sein.
Worauf willst du eigentlich hinaus? Zweifelst du an, dass unser Verstand naturalistisch funktioniert? Wenn nicht, dann würde sowieso jeden Schluss, den du daraus für den freien Willen ziehst auch automatisch für dein theistisches Weltbild gelten.
Falls du aber an einen übernatürlichen Verstand/Willen glaubst, dann möchte ich weiters gerne wissen, was es für einen Unterschied machen soll, ob der Verstand naturalistisch oder supernaturalistisch funktioniert.
Zum freien Willen selbst: Das ist ja meistens nur eine Stellvertreterdebatte für die Frage nach der Moralität Gottes. Christen versuchen alles Böse auf den freien Willen abzuschieben, was aber sowieso nutzlos ist, da Gott ihn ja erschaffen hat und ihn auch auf beliebige andere Weise erschaffen haben könnte. Weiters stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit ewiger Höllenfolter usw.
Der Kern des Begriffs "freier Wille" ist meiner Meinung nach die Fähigkeit ohne Fremdbestimmung zu entscheiden. Unter Fremdbestimmung zähle ich aber nur Manipulation durch andere Lebewesen, nicht etwa physikalische Effekte, Information, Eindrücke, usw.
Wenn mir jemand eine Pistole an den Kopf hält, dann habe ich keinen freien Willen mehr. Das gleiche gilt, wenn mir jemand Drogen eingeflößt hat, oder ich jemandem hörig wäre.
In Bezug auf die Religion ist ein Aspekt des freien Willens, dass Gott nicht direkt in die Gedanken der Menschen eingreift. Der christliche Gott tut das zum Beispiel nicht. Allah hingegen greift ein, genauso wie Amor, wenn er einen Pfeil abschießt.
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magnusfe MASTERMISSIONATOR OF THEOLOGIK
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 3944
Wohnort: dunkler Ort :
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(#244203) Verfasst am: 14.01.2005, 20:29 Titel: Indirekte Proportionalität ... |
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Ich vermute, der freie Wille ist indirekt proportional zur Anzahl der innewohnenden Dämonen im eigenen Körper, ab 1000 Stück ist der freie Wille stark eingeschränkt, man zieht es dann vor in Höhlen zu leben und alle zu verprügeln die sich einem nähern, siehe Markus 5
D.h. man sollte, da wir ja in einem Staat leben, der die Freiheit des Einzelnen massiv betont,
die Obergrenze der Dämonen pro Person Verfassungsrechtlich limitieren
Dies würde auch zu einer gerechteren Verteilung der Dämonen auf die Ungläubigen führen und Verhindern, dass die Schere Dämonisiert - nicht dämonisiert immer weiter auseinanderklafft und die Mitte der Besessenen wegfällt und es nur noch Extrempositionen gibt (wie bei der Vermögensverteilung)
Auch muss man, sollte sich heraustellen, dass Frauen nicht so gerne von Dämonen besetzt werden, eine Frauenquote einführen ...
_________________ http://www.magnusfe.npage.de
Wer meine Worte klaut wird schlau
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22782
Wohnort: Germering
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(#244221) Verfasst am: 14.01.2005, 21:01 Titel: |
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King Lui hat folgendes geschrieben: | step hat folgendes geschrieben: | ...Das Weltbild des kritischen Rationalisten wird auf effizientere und intersubjektiv nachvollziehbare Weise weiterentwickelt |
Mandingo hat folgendes geschrieben: | Nur dass in den Religionen die Anhänger die Weiterentwicklung gemeinsam versuchen, die Atheisten allein, als "Ich-AG". |
Hier widerspricht sich meiner Ansicht nach irgendwas, spätestens dann, wenn man "Atheist" durch "Atheist und kritischen Rationalist" ersetzt. Welche Methode zur Weiterentwicklung seines Weltbilds ist effizienter? Die intersubjektive oder die gemeinsame? |
Der Gläubige macht etwas nicht Nachvollziehbares, dies jedoch gern in der Gruppe.
gruß/step
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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