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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#1127) Verfasst am: 18.07.2003, 11:44 Titel: Sexualität und Gewalt: Ein Modell |
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Hallo zusammen
Zuletzt wurde im alten Denkerforum Pornographie im Zusammenhang mit sexueller Gewalt diskutiert. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob sich die Darstellung von nackten Frauen, z.b. auf den Titelseiten der Bild, negativ auf das Frauenbild von Männern auswirken und dadurch die Schwelle zur sexuellen Gewaltbereitschft herabgesetzt werden könnte. Wirft man einen Blick in die Forschungsliteratur (z.B. Bauserman, 1996), stösst man häufig auf widersprechende Befunde. Einige Arbeiten berichten positive Korrelationen zwischen Pornographiekonsum und sexueller Gewalt (z.b. Jaffee & Strauss, 1987), andere Autoren finden keine oder sogar gegenläufige Effekte (z.b. Kutschinsky, 1991). Die widersprüchlichen Ergebnisse der bisherigen Wirkungsforschung machen damit die Annahme eines monokausalen Zusammenhangs zwischen Pornographie und sexueller Gewalt eher unwahrscheinlich. Vielmehr scheint die Auswirkung sexuellen Materials auf das Individuum von anderen Einflussgrößen moduliert zu werden, die sowohl die Eigenschaften des Individuums selbst betreffen, als auch in gesellschaftlichen Normen und kulturellem Background zu vermuten sind. So könnte eine allgemein negative Einstellung zur Sexualität, wie sie z.B. bis heute vom Christentum propagiert und sich mehr oder weniger implizit in gesellschaftlichen Normen und Strukturen wiederspiegelt, dazu beitragen, dass Menschen oder Menschengruppen, die häufig in einem sexuellen Kontext wahrgenommen werden, ebenfalls negativer bewertet werden. Solche negativen sozialen Einstellung könnten wiederum die Gewaltbereitschaft derjenigen, die sie hegen, erhöhen. Interessant wäre sicherlich auch die Frage, ob dieser Mechanismus auch in umgekehrter Richtung arbeitet und damit selbstverstärkend wirkt, bzw. ob Menschen mit einem sehr negativen Menschenbild auch zu einer negativeren Einstellung zur Sexualität gelangen, wenn sie häufig Sexualität und den Menschen eng miteinander assoziiert sehen.
Ich habe mir auf Anregung von Heike N. mal die Mühe gemacht, meine eigenen und fremde Gedanken zu diesem komplexen Thema in einem Modell zusammenzufassen, das auch die aktuellen Forschungserbnisse berücksichtigen soll. Hoffentlich ist es nicht zu unübersichtlich geraten :
Jeder Pfeil legt einen direkten kausalen Zusammenhang nahe, Doppelpfeile verweisen auf wechelseitige Beeinflussungen. Modulierende Effekte werden durch Pfeile signalisiert, die auf andere Pfeile gerichtet sind. So wäre z.B. der Zusammenhang zwischen Pornographie und sozialen Einstellungen von Einstellungen zur Sexualität abhängig (vgl. obiger Text). Neben direkten Effekten postuliert das Modell zahlreiche indirekte Pfade. Sexuelle Interaktion (Quantität x Qualität sexueller Kontakte) hätte demnach zum einen einen direkten Einfluss auf die soziale Einstellung (Einstellung gegenüber Menschen oder Menschengruppen) und vice versa. Zum anderen fördert sexuelle Interaktion hoher Qualität aber auch die Entwicklung sozialer Kompetenzen (Empathiefähigkeit + soziale Handlungskomopetenz), die wiederum die Wahrscheinlichkeit anderer sozialer Interaktionen hoher Qualität erhöhen, was zu positiveren Bewertung sozialer Interaktionspartner (soziale Einstellungen) führen sollte.
Direkte Effekte auf die Gewaltbereitschaft (sexuell, physisch, psychisch) des Individuums haben jedoch nur die Variablen soziale Einstellung, soziale Interaktion, soziale Kompetenz und sexuelle Interaktion. Gewaltbereitschaft wird schließlich durch einen oder mehrere Auslöser (A), z.b. ein Motiv, in tatsächliche Gewalt überführt.
Das Modell beansprucht keine Vollständigkeit und ist an vielen Punkten sicherlich verbesserungs- und auch ausbaufähig. Es ist der Versuch einer Annäherung an eine bestimmt komplexere Realtität. Wenn ihr also weitere Anregungen, Vorschläge oder Fragen habt, würde ich mich natürlich sehr darüber freuen.
Gruss
Babyface
Zuletzt bearbeitet von Babyface am 18.07.2003, 15:58, insgesamt einmal bearbeitet |
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Markus Polygamer, polymorph perverser Psychopath
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 1320
Wohnort: Südhessen
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(#1129) Verfasst am: 18.07.2003, 11:49 Titel: |
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Interessanter Ansatz. Allerdings wird hier der sicherlich nicht unwichtige Punkt der konsensuellen Gewalt außer Acht gelassen, der sicherlich ebenfalls eine erhebliche Rolle spielen dürfte.
Oder bezieht sich das Modell nur auf nichtkonsensuelle Gewaltausübung?
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Nav Gast
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(#1132) Verfasst am: 18.07.2003, 11:57 Titel: |
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Markus hat folgendes geschrieben: | Interessanter Ansatz. Allerdings wird hier der sicherlich nicht unwichtige Punkt der konsensuellen Gewalt außer Acht gelassen, der sicherlich ebenfalls eine erhebliche Rolle spielen dürfte.
Oder bezieht sich das Modell nur auf nichtkonsensuelle Gewaltausübung? |
Definitiv nur non-con. Konsensuelle Gewaltausübung (BDSM) ist ein erotisches Spiel und hat m.E. nur wenig bis gar nichts mit realer Gewalt zu tun - selbst die Bezeichnung "Gewaltausübung" halte ich für falsch.
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#1136) Verfasst am: 18.07.2003, 12:03 Titel: |
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Hmm. Das Modell ist ursprünglich nur für nicht-konsensuelle Gewalt konzipiert. Autoaggressionen könnte man aber problemlos ins Modell integrieren. Diese sind ja irgendwie auch konsensuell.
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Markus Polygamer, polymorph perverser Psychopath
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 1320
Wohnort: Südhessen
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(#1140) Verfasst am: 18.07.2003, 12:09 Titel: |
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@Nav:
Da gehe ich mit Dir konform.
Wer allerdings z.B. die Diskussionen im Forum von www.emma.de in den letzten Wochen verfolgt hat, wird feststellen, dass diese Dinge oftmals undifferenziert in denselben Topf geworfen werden. Dazu wird noch die Pornographiedebatte mit untergemischt und schon passt alles.
Der aktive Teil wird als krank und pervers betrachtet, als ein Monster, der sich ein willenloses Opfer sucht, um seine gewalttätigen Neigungen auszuleben. Der passive Teil wiederum wird als Opfer gesehen, das sich der Gewalt nur fügt, um den Partner nicht zu verlieren.
Die Existenz konsensueller Gewalt wird geleugnet.
Das passt dann natürlich wieder hervorragend ins Bild.
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ric Gast
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(#1141) Verfasst am: 18.07.2003, 12:09 Titel: |
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@Babyface
Was ist A?
Irgendwie wird aus diesem Bild nicht klar, was sind verstärkende oder hemmende Faktoren. Und das bei Kultur nur "Religion" steht, kommt mir etwas ... merkwürdig vor.
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Nav Gast
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(#1142) Verfasst am: 18.07.2003, 12:13 Titel: |
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@Markus
Völlig richtig. Ich bin ja selber sadomasochistischen Praktiken alles andere als abgeneigt und kann Dir versichern, daß das ABSOLUT NICHTS mit Menschenverachtung oder Brutalität zu tun hat... die EMMA - Tussen haben nicht die geringste Ahnung.
Kein Mensch, der sich als submissiver Part an so einem Play beteiligt wird unterdrückt oder verliert sein "Würde", er wird auch nicht benutzt, sondern ist gleichwertiger Partner.
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Nav Gast
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(#1147) Verfasst am: 18.07.2003, 12:26 Titel: |
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@Markus
Was ich noch anmerken möchte, insbesondere in Bezug auf EMMA und die Diskussion dort:
Von radikalfeministischer Seite wird, wie Du auch gesagt hast, immer behaupt, daß submissive Frauen "Opfer" sind.
Das stimmt, zumindest aus meiner bisherigen Erfahrung, so auf keinen Fall.
Die Frauen mit einer Affinität zu sadomasochistischen Praktiken (egal, ob Top, Bottom oder Switch), denen ich bisher begegnet bin, verfügen über ein ausgeprägtes Selbstbewußtsein, einen starken Willen und meist auch (ich bin mir aber nicht sicher, ob es hier eine Korrelation gibt) über hervorragende soziale Kompetenzen. Jedenfalls hatte ich bisher NIE den Eindruck, submissive Personen (weder männlich noch weiblich) würden da nur mitmachen, weil sie den Partner behalten wollen.
Außerdem gibts dann noch die Sache mit dem "Safeword"... das ist ein vereinbartes Wort, das sowohl vom dominanten als auch vom submissiven Partner benutzt werden kann, wenn das Spiel zu weit geht / zu erniedrigend / zu schmerzhaft wird.
Ich denke, daß es vielmehr ein Zeichen von Schwäche ist, dieses Safeword NICHT zu benutzen (und sich damit in eine tatsächlich unangenehme Situation abseits des erwünschten erotischen Kontextes zu begeben) als es DOCH zu benutzen (und damit klare Verhältnisse in Bezug auf Grenzen) herzustellen.
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#1149) Verfasst am: 18.07.2003, 12:32 Titel: |
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Hi ric
A steht für Auslöser.
Ob Faktoren hemmend oder verstärkend wirken lässt sich nicht immer per se sagen. Religion z.B. könnte sich je nach Inhalt sowohl positiv, als auch negativ auf die Qualität der sexuellen Interaktion auswirken. Zudem sind manche Konstrukte wie soziale Einstellungen noch nicht hinreichend präzise definiert. Eindeutig hemmende Effekte auf die Gewaltbereitschaft haben jedoch soziale Kompetenz, Qualität und Quantität der sexuellen und sozialen Interaktion. Gesellschaftliche sexuelle Tolerenz wirkt sich verstärkend auf die Verfügbarkeit sexueller Darstellungen (z.B. Pornographie aus) und die daraus resultierende Normalisierung wiederum positiv auf die sexuelle Toleranz.
Aus Übersichtlichkeitsgründen habe ich Religion mal als einzige kulturelle Variable gesetzt, da ihr in diesem Kontext wohl auch eine besondere Bedeutung zukommt und das Modell insgesamt eher stärker auf das Individuum fokussiert. Was würdest aber Du noch unter Kultur aufführen?
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Markus Polygamer, polymorph perverser Psychopath
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 1320
Wohnort: Südhessen
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(#1167) Verfasst am: 18.07.2003, 12:58 Titel: |
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@Nav:
Ich weiss durchaus, was ein Safeword ist.
Da Du aus Wien kommst, kennst Du Helene?
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Nav Gast
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(#1169) Verfasst am: 18.07.2003, 12:58 Titel: |
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Markus hat folgendes geschrieben: | @Nav:
Ich weiss durchaus, was ein Safeword ist.
Da Du aus Wien kommst, kennst Du Helene? |
Nein... wer ist die Dame?
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#1174) Verfasst am: 18.07.2003, 13:03 Titel: |
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Nav hat folgendes geschrieben: | Markus hat folgendes geschrieben: | @Nav:
Ich weiss durchaus, was ein Safeword ist.
Da Du aus Wien kommst, kennst Du Helene? |
Nein... wer ist die Dame? |
http://www.bdsm.at/helene/
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Markus Polygamer, polymorph perverser Psychopath
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 1320
Wohnort: Südhessen
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(#1194) Verfasst am: 18.07.2003, 13:21 Titel: |
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@Heike:
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ric Gast
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(#1242) Verfasst am: 18.07.2003, 14:51 Titel: |
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Babyface hat folgendes geschrieben: | ...Was würdest aber Du noch unter Kultur aufführen? | Hi,
Unter Kultur?
z.B. Politisches System. Im Hinterkopf habe ich da z.B. die Bedeutung von FKK und Porno/Aktfotografie in den ehemaligen Ostblockstaaten.
Wobei, wenn man die Gleichung Religion=Ideologie=Politisches System aufstellt, dann verschwindet die Religion, und es bleibt die Ideologie übrig. In Gebieten mit unterschiedlichen Ideologien kann es aus den Widersprüchen heraus zu unterschiedlichen Verstärkungen kommen. z.B. Rassismus und Sexualität.
Ich habe Schwierigkeiten mit der Darstellung (als Informatiker), da sie so beliebig interpretierbar ist. Die Darstellung ist nicht Dein Modell, oder?
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#1257) Verfasst am: 18.07.2003, 15:31 Titel: |
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ric hat folgendes geschrieben: | Babyface hat folgendes geschrieben: | ...Was würdest aber Du noch unter Kultur aufführen? | Hi,
Unter Kultur?
z.B. Politisches System. Im Hinterkopf habe ich da z.B. die Bedeutung von FKK und Porno/Aktfotografie in den ehemaligen Ostblockstaaten.
Wobei, wenn man die Gleichung Religion=Ideologie=Politisches System aufstellt, dann verschwindet die Religion, und es bleibt die Ideologie übrig. In Gebieten mit unterschiedlichen Ideologien kann es aus den Widersprüchen heraus zu unterschiedlichen Verstärkungen kommen. z.B. Rassismus und Sexualität.
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Du hast Recht. Ideologie finde ich auch besser als nur Religion, da der umfassenderer Begriff. Ich werde das umändern. Urprünglich erschien mir auch die Beschränkung auf Pornographie viel zu eng, da die Verbindung Mensch-Sexualität sicherlich nicht nur über pornographisches Material hergestellt wird, sondern notwendigerweise auch über z.B. eigene sexuelle Interaktionen.
Zitat: | Ich habe Schwierigkeiten mit der Darstellung (als Informatiker), da sie so beliebig interpretierbar ist. Die Darstellung ist nicht Dein Modell, oder? |
Ohne Text kommt die Darstellung freilich nicht aus. Ich würde sie als ein grobes Rahmenmodell betrachten, das zum Nachdenken und Diskutieren anregen soll. Viele Verbindungen sind noch nicht ausreichend konkretisiert. Auch Die einzelnen Konstrukte sind für eine Operationalisierung und anschliessende Überprüfung von Hypothesen noch nicht hinreichend präzisiert. Einige Verbindungen sind dagegen bereits empirisch untermauert. Beispielsweise erzeugt sexuelle Frustration ein gewisses Aggressionspotential.
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ric Gast
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(#1363) Verfasst am: 18.07.2003, 21:07 Titel: |
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@Babyface
Dann warte ich die Erläuterungen ab.
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#1367) Verfasst am: 18.07.2003, 21:22 Titel: |
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Welche Verbindungen sind Dir denn besonders unklar?
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ric Gast
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(#1380) Verfasst am: 18.07.2003, 21:35 Titel: |
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Babyface hat folgendes geschrieben: | Welche Verbindungen sind Dir denn besonders unklar? | Wenn ich ehrlich sein soll, ist zwar auf den ersten Blick alles klar und plausibel, aber ich könnte anhand der Pfeile und Begriffe alles möglich herauslesen.
Jeder dieser Pfeile kann verstärkend, oder abschwächend auf die einzelnen Kategorien wirken. Diese wiederum "feuern" ihre Einflüsse auf die anderen Kategorien ab. Man müßte also den Wertebereich der Pfeile bestimmen, und ihre Auswirkung auf die Kategorie quantifizieren. Diese Kategorien wiederum haben Schwellwerte, die sie den Ihnen entspringenden Pfeilen weitergeben. Habe ich mich jetzt verständlich ausgedrückt?
Es entsteht dann ein Netz, mit dem man spielen, und dem man Fragen stelllen könnte. z.B. wie hoch muß der Auslöser-Faktor für einen Fundamentalchristen sein, bis er zuschlägt? Wie hoch für einen Atheisten ?
Müßte nicht auch eine Rückkopplung, von der sexuellen Einstellung zur Ideologie da sein?
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#1416) Verfasst am: 18.07.2003, 22:12 Titel: |
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ric hat folgendes geschrieben: | Babyface hat folgendes geschrieben: | Welche Verbindungen sind Dir denn besonders unklar? | Wenn ich ehrlich sein soll, ist zwar auf den ersten Blick alles klar und plausibel, aber ich könnte anhand der Pfeile und Begriffe alles möglich herauslesen.
Jeder dieser Pfeile kann verstärkend, oder abschwächend auf die einzelnen Kategorien wirken. Diese wiederum "feuern" ihre Einflüsse auf die anderen Kategorien ab. Man müßte also den Wertebereich der Pfeile bestimmen, und ihre Auswirkung auf die Kategorie quantifizieren. Diese Kategorien wiederum haben Schwellwerte, die sie den Ihnen entspringenden Pfeilen weitergeben. Habe ich mich jetzt verständlich ausgedrückt?  |
Ok. Ich denke ich weiß jetzt worauf Du hinauswillst. Quantifiziert werden die Verbindungen gewöhnlich durch Pfadkoeffizienten (sowas ähnliches wie Korrelationen). Ein Informatiker würde deren Stärke dann vielleicht apriori festlegen um die Ergebnisse der daraus abgeleiteten Simulation mit der Realität zu vergleichen? Solche Ansätze findet man zwar auch in der Psychologie, insbesondere der experimentellen Forschung, ich selbst habe allerdings keine Erfahrungen mit der Programmierung von solchen "neuronalen" Netzwerken. Mein Vorgehen wäre eher gewesen, alle Variablen bei einer großen interkulturellen Stichprobe zu erheben und darüber erstmal die Adäquatheit der Modellsstruktur zu überprüfen (bestehen die vermuteten Verbindungen überhaupt). Da ich leider nur ein armer kleiner Bettelstudent bin, wird dieses Vorhaben wohl leider nicht in die Tat umgesetzt werden können.
Zitat: | Es entsteht dann ein Netz, mit dem man spielen, und dem man Fragen stelllen könnte. z.B. wie hoch muß der Auslöser-Faktor für einen Fundamentalchristen sein, bis er zuschlägt? Wie hoch für einen Atheisten ?  |
Könntest Du denn sowas programmieren, wenn ich die Verbindungen quantifiziere (hättest Du überhaupt Bock dazu? )? Ich stelle es mir sehr schwierig vor, die ganze Dynamik des Systems zu erfassen. Schliesslich werden hier Prozesse abgebildet, die von frühester Kindheit an kontinuierlich wirksam sind.
Zitat: | Müßte nicht auch eine Rückkopplung, von der sexuellen Einstellung zur Ideologie da sein?  |
Theoretisch ja. Gilt für alle Kulturellen und gesellschaftlichen Variablen. Praktisch sind sie jedoch so gering, dass sie hier vernachlässigt werden können.
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ric Gast
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(#1569) Verfasst am: 19.07.2003, 15:46 Titel: |
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Babyface hat folgendes geschrieben: | Könntest Du denn sowas programmieren, wenn ich die Verbindungen quantifiziere (hättest Du überhaupt Bock dazu? )? Ich stelle es mir sehr schwierig vor, die ganze Dynamik des Systems zu erfassen. Schliesslich werden hier Prozesse abgebildet, die von frühester Kindheit an kontinuierlich wirksam sind. |
Wäre ein interessantes Projekt. Ich schau mal, was es an vorhandenen Tools gibt (von Grund auf möchte ich das nicht programmieren).
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ric Gast
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(#5288) Verfasst am: 28.07.2003, 12:23 Titel: |
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@Babyface
Hi,
leider habe ich kein Tool gefunden, mit dem sich so ein Modell einfach abbilden lassen würde. Es gibt zwar Simmulationen für neuronale Netzwerke, aber bei denen müßte man jede der Kategorie als eigenes Netzwerk modellieren, um die Schwellenübergänge hinzubekommen. Und das ist eine verdammt aufwenige Arbeit.
Ich hab dann eine Soziologin befragt, und die hat mir bestätigt, daß sie zwar ähnliche Modelle aufstellen, aber entweder per Hand simulieren, oder programmieren lassen.
Um Dein Modell zum "laufen" zu bringen, würde ich mich an einen Informatikstudenten wenden, der Dir so etwas programmiert (evtl im Rahmen einer Studienarbeit).
Sorry.
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#5295) Verfasst am: 28.07.2003, 12:33 Titel: |
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Ist schon ok, ric. Wenn es zu zeitaufwendig ist, lassen wir es. Es war auch mehr als Denkanregung gedacht. Aber vielen Dank, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, nach Tools zu suchen.
Lieber Gruss
Babyface
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ric Gast
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(#5297) Verfasst am: 28.07.2003, 12:39 Titel: |
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Es hat mir wieder mal gezeigt, daß es viel mehr Problem als Lösungen gibt. Wobei ich vor der Recherche gewettet hätte, daß es für diese Problemstellung garantiert schon eine Standardlösung gibt.
Die Arbeit geht halt nie aus
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16354
Wohnort: Arena of Air
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(#5596) Verfasst am: 28.07.2003, 22:25 Titel: |
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Ist etwa die Beschneidung von Mädchen religiös motiviert, oder anderweitig?
Was uns auf die Frage führt, ob Kultur ohne Religion überhaupt denkbar sei. Religion ohne das, was man landläufig Kultur nennt, wohl eben schon, weil etwa Paviane sich bei Sonnenuntergang auf einem bestimmten Felsen zusammenfinden und gen Himmel brüllen, so als wollten sie das Licht davon abhalten, zu verschwinden. Andererseits aber schlagen auch Schimpansen Artgenossen vermittels Waffeneinsatz (Knüppel, aber immerhin) tot - knacken aber nicht nur die Köpfe ihrer Mitprimaten, sondern auch Nüsse. Besitzen sie also eine Kultur, so haben sie aber keine Religion. Fragen über Fragen.
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Sermon panta rhei
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 18430
Wohnort: Sine Nomine
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Hobbypsychiaterin registrierter User
Anmeldungsdatum: 26.11.2004 Beiträge: 13
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(#238913) Verfasst am: 06.01.2005, 14:39 Titel: zu de sade |
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de sade kann man nicht nur von einer seite beleuchten.- de sade bedarf einer ausgereiften, vollständigen betrachtung, in seinen werken und in seinem leben.
ich möchte hier dringend empfehlen, einen blick auf folgende seiten zu werfen:
http://www.hobbypsychiaterin.ch/Sade.php
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frajo dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.08.2003 Beiträge: 11440
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(#238925) Verfasst am: 06.01.2005, 15:16 Titel: Re: zu de sade |
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Hobbypsychiaterin hat folgendes geschrieben: | ich möchte hier dringend empfehlen, |
schön. die bezeichnung "dringende empfehlung" erspart mir immer wieder so einiges.
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Anatoly registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.07.2003 Beiträge: 414
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(#238974) Verfasst am: 06.01.2005, 17:28 Titel: |
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2 vielleicht ganz brauchbare Links, die zu diesem Thema passen:
http://www.scireview.de/
http://www.violence.de/index.html
_________________ Bye,
Anatoly
"..., all das Ringen nach Freiheit sei fingiert, eine Komödie, die der Mensch seinem Narzissmus vorspielt und ihn deshalb veranlasst, ungehalten zu sein, wenn er aus seinem Spiel gerissen wird."
Wilhelm Reich, Libido Konflikte und Wahngebilde in Ibsens 'Peer Gynt'
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