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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#266755) Verfasst am: 24.02.2005, 00:10 Titel: United Fruit Company |
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Es ist nun doch erstaunlich, wie korrupt ein Unternehmen seine Ziele verfolgen kann, wenn es international vor Gesetzen ausweichen kann.
Die Geschichte des United Fruit Company ist nicht ohne!
Diese Firma verschlang im Laufe des 20. Jahrhunderts mehrere lateinamerikanische Kleinstaaten bei lebendigem Leib.
http://www.stern.de/politik/ausland/?eid=501298&id=135676&nv=ex_L3_ct
Auch hier: http://de.wikipedia.org/wiki/United_Fruit_Company
Wikipedia hat folgendes geschrieben: | Bis 1985 befand sich der Hauptsitz der UFC in Guatemala. Der Konzern betrieb Plantagen, die Post, die Eisenbahn sowie den einzigen Karibikhafen. Diese Infrastruktur wurde fast ausschließlich für wirtschaftliche Zwecke benutzt, die Gebühren waren für die Zivilbevölkerung meist unbezahlbar. Der bis 1944 regierende Diktator Jorge Ubico gewährte der UFC zollfreie Importe auf Baumaterialien und geringe Ausfuhrzölle auf Bananen. 1944 wurde jedoch die Diktatur in Guatemala gestürzt und daraufhin 1950 Jacobo Arbenz als neuer demokratischer Präsident gewählt. Die neue Regierung enteignete gegen eine angemessene Entschädigung etwa 53.000 Hektar Land von der UFC und verteilte es an Kleinbauern. Außerdem forderte sie bessere Arbeitsbedingungen, Mindestlöhne und Sozialleistungen. Die UFC protestierte daraufhin beim amerikanischen Außenministerium und forderte unter dem Vorwand, die neue Regierung sei kommunistisch, einen Regierungssturz. Der damalige Außenminister der USA, John Foster Dulles (welcher früher als Anwalt bei UFC arbeitete) sowie sein Bruder Walter Bedell Smith, Chef der CIA, leiteten dann am 16. Juni 1954 mittels einer Söldnertruppe von nur 400 Mann um den Exil-Guatemalteken Castillo Armas den Sturz der guatemaltekischen Regierung ein (Operation PBSUCCESS). Als Präsident Arbenz endgültig die Kontrolle über sein Land verlor, trat er am 27. Juni 1954 zurück und überließ Castillo Armas das Amt. Als eine der ersten Amtshandlungen gab er der UFC das enteignete Land zurück und strich sämtliche Arbeitnehmerschutzgesetze. Es folgte eine fast 40 Jahre andauernde, von der CIA unterstützte Militärdiktatur, die vermutlich über 100.000 Tote forderte. |
Stern hat folgendes geschrieben: | 1950 wird Jacobo Arbenz zum Staatspräsidenten von Guatemala gewählt. Zwei Jahre später enteignet er 53 576 Hektar bestes Plantagenland der United Fruit Company und verteilt es an Kleinbauern. Dem Unternehmen offeriert er eine Entschädigung von 627 572 Dollar - exakt die Summe, die der Konzern für die steuerliche Bewertung seiner Ländereien selbst deklariert hat. |
Diese beiden Quellen widersprechen sich etwas. Nach Wikipedia wurde UFC gegen eine "angemessene Entschädigung" enteignet. Nach Stern handelte es sich um eine läppische Summe von 627 572 Dollar, ein Wert, der allerdings vorher vom Konzern selbst deklariert wurde, um möglichst wenig Steuern zu zahlen. Doch da kommt ein neuer Widerspruch in der gleichen Quelle auf, nämlich:
Stern hat folgendes geschrieben: | Die United Fruit Company verlegt ihren Hauptsitz nach Guatemala. Weder Steuern noch Zölle muss der Bananenriese in dem kleinen Land zahlen... |
Seltsam... Wozu also eine geringe Wertdeklaration, wenn sowieso keine Steuern gezahlt werden mussten?
Wenn die beiden Quellen in etwa richtig liegen, so war die Enteignung der UFC in Sachen fairness fragwürdig, jedoch verfassungsrechtlich völlig legal.
Die USA stürtzte also nicht nur einmal eine legale Regierung, um seinen Interessen nachzufolgen.
Des Weiteren noch hier:
Wikipedia hat folgendes geschrieben: | so wurde z.B. 1910 ein Schiff mit angeheuerten Söldnern (die meisten waren vormalige Sträflinge) von New Orleans nach Honduras geschickt, um den Präsidenten zu stürzen. Grund für die Aktion war, dass der Präsident sich geweigert hatte, United Fruit Steuererleichterung zu gewähren. Nach dem Putsch befreite Honduras die UFC für 25 Jahre von der Zahlung jeglicher Steuern. Alleine von 1912 bis 1924 gab es in Honduras vier US-Interventionen. 1975 kommt heraus, dass Eli Black, der Chef der damals in United Brands umbenannten Firma, vom Präsidenten von Honduras mit 2,5 Millionen Dollar Zollvorteile erkaufen wollte. Eli Black begeht daraufhin Selbstmord.
Pablo Neruda bearbeitet das Wirken der UFC in seinem Gedicht La United Fruit Co., welches Teil des Gedichtzyklus Canto General ist. Dieses Gedicht findet auch Eingang in die partielle Vertonung des Canto General duch Mikis Theodorakis. |
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Alchemist registrierter User
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 27897
Wohnort: Hamburg
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(#266865) Verfasst am: 24.02.2005, 14:11 Titel: |
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Arschlöcher!
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Malone auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.09.2004 Beiträge: 5269
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(#266870) Verfasst am: 24.02.2005, 14:29 Titel: |
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Uh, ich glaube mir kommen gerade sämtliche Chiquitabananen hoch, die ich unwissend im Laufe meines Lebens verzehrt habe....
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ALGDGADU registrierter User
Anmeldungsdatum: 12.01.2004 Beiträge: 392
Wohnort: Nürnberg
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(#266982) Verfasst am: 24.02.2005, 18:50 Titel: |
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Hat die United Fruit Company nicht auch beim Putsch gegen Allende in Chile eine sehr unrühmliche Rolle gespielt?
Verbrecher!!!
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#267155) Verfasst am: 25.02.2005, 00:33 Titel: |
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A.:L.:G. .:G.:A. .:U.: hat folgendes geschrieben: | Hat die United Fruit Company nicht auch beim Putsch gegen Allende in Chile eine sehr unrühmliche Rolle gespielt?
Verbrecher!!!
. |
Das ist anzunehmen. Ich weis aber nicht genau, in welchem Ausmaß diese Firma für diesen Umsturz mitverantwortlich war.
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#267159) Verfasst am: 25.02.2005, 00:38 Titel: |
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Malone hat folgendes geschrieben: | Uh, ich glaube mir kommen gerade sämtliche Chiquitabananen hoch, die ich unwissend im Laufe meines Lebens verzehrt habe....  |
Genau das waren auch meine ersten Gedanken, als ich diese Sachen über UFC las!
Mit mehr Öffentlichkeitsarbeit hätte man solchen korrupten Machenschaften solcher Firmen besser begegnen oder sie zumindest etwas eindämmen können.
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Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
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(#267893) Verfasst am: 26.02.2005, 20:23 Titel: |
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Danke für diesen interessant - kuriosen Beitrag, Kossuth - wieder was dazugelernt
_________________ Storm by Tim Minchin
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vanitas Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.01.2005 Beiträge: 517
Wohnort: Freiberg
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(#268035) Verfasst am: 27.02.2005, 10:29 Titel: |
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Hui, euch war der Bananenkrieg noch unbekannt? Mal etwas neues im Vergleich zum üblichen "Krieg um Öl". Naja, einer unter vielen "kleinen, schmutzigen Kriegen".
_________________ Nackt duschen widerspricht katholischer Moral.
(Generalkirchenvikariat Köln)
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#268244) Verfasst am: 27.02.2005, 23:12 Titel: |
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vanitas hat folgendes geschrieben: | Hui, euch war der Bananenkrieg noch unbekannt? Mal etwas neues im Vergleich zum üblichen "Krieg um Öl". Naja, einer unter vielen "kleinen, schmutzigen Kriegen". |
Ich habe bis zu meiner Recherche für diesen Thread noch kaum etwas davon gewusst.
Welchen Krieg meinst du jetzt konkrett unter dem Begriff "Bananenkrieg"?
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vanitas Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.01.2005 Beiträge: 517
Wohnort: Freiberg
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(#268335) Verfasst am: 28.02.2005, 11:43 Titel: |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | vanitas hat folgendes geschrieben: | Hui, euch war der Bananenkrieg noch unbekannt? Mal etwas neues im Vergleich zum üblichen "Krieg um Öl". Naja, einer unter vielen "kleinen, schmutzigen Kriegen". |
Ich habe bis zu meiner Recherche für diesen Thread noch kaum etwas davon gewusst.
Welchen Krieg meinst du jetzt konkrett unter dem Begriff "Bananenkrieg"? |
"Bananenkrieg" ist nur das Lemma unter dem ich mir diese "kleine Eskapade" gemerkt hatte. Es ging ja hauptsächlich um Bananen und den Preis den die United Fruit Company hierfür zu bezahlen hatte. Ein Land aufgrund von Zöllen auf Bananen und einer mässigen Landenteignung in eine Militärdikatur zu "demokratisieren" ist ja nicht gerade das was man vom obersten "Wächter der Freiheit" so erwarten würde. Ein erschreckendes Schlaglich darauf wohin eine ideologisch dominierte Realaußenpolitik selbst bei einer Demokratie am Ende führen kann.
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joyborg registriert
Anmeldungsdatum: 20.01.2004 Beiträge: 2235
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(#268374) Verfasst am: 28.02.2005, 14:09 Titel: |
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Noch ein paar Details zum "Bananenkrieg":
Zitat: | Die Reformen verursachten Spannungen zwischen den USA und Guatemala, dem angeblichen "Brückenkopf des internationalen Kommunismus". Vor allem die UFC setzte ab 1952 alle Hebel in Bewegung, um die Regierung Eisenhower von der Notwendigkeit eines Sturzes der Regierung Arbenz zu überzeugen. Dazu brauchte es nicht viel, denn Außenminister John Foster Dulles und sein Bruder, CIA-Chef Allen Dulles, waren ehemalige Mitarbeiter des Rechtsanwaltbüros, das die Interessen der UFC vertrat. Auch waren führende Vertreter der Eisenhower-Administration Hauptaktionäre oder Vorstandsmitglieder der Bananengesellschaft.
Die bald einsetzende Medienkampagne gegen Guatemala und die Versuche zur Destabilisierung des Landes mündeten bald in einen heißen Bananen-Krieg. Am 17. Juni 1954 drang eine von der CIA geleitete, nur 300 Mann starke Söldnertruppe unter Oberst Carlos Castillo Armas wenige Kilometer nach Guatemala ein. Aufmarschbasis für den Luft- und Bodenangriff gegen Guatemala war Honduras, dessen Präsident Juan Manuel Galvez als ehemaliger Prokurist der UFC noch immer enge Beziehungen zum Konzern pflegte. Auch andere zentralamerikanische Diktaturen, etwa Nicaragua, wurden von Anfang an von der CIA in die Operation Success genannte Aktion eingebunden. Als die Invasion zu scheitern drohte, verlangte John Peurifoy, der amerikanische Botschafter in Guatemala, von den CIA-Chefs in Opa-Locka (Miami) eine Verstärkung der Bombenangriffe auf die Hauptstadt seines Gastlandes. Von Nicaragua aus starteten US-Piloten massive Angriffe auf Militäreinrichtungen, Krankenhäuser, Treibstofflager, Eisenbahnen und Schulen in Guatemala. Unter dem Eindruck des Terrors gegen die Zivilbevölkerung und der mangelnden Bereitschaft seiner Militärführung, Waffen an das Volk auszugeben, gab Arbenz am 27. Juni 1954 seinen Rücktritt bekannt. Am nächsten Tag teilte US-Außenminister Dulles in Washington der internationalen Presse den "Sturz des Präsidenten Arbenz in Guatemala" mit und sprach von einem "glorreichen Sieg über den Kommunismus". |
Quelle
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#268484) Verfasst am: 28.02.2005, 18:42 Titel: |
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Zitat: | [...]Damit kontrollierte die UFC 69 Prozent des kultivierten und unkultivierten Landes der gesamten Bananenanbauregion Kolumbiens. Ein regelrechter Staat im Staate entstand, in dem die Gesetze des "Gastlandes" keine Gültigkeit mehr hatten. Die BananenarbeiterInnen nannten diese mächtige Enklave ohne arbeitsrechtliche Beschränkungen "Große Mama", und die United Fruit Company hieß auch hier, wie in den Bananenanbaugebieten Mittelamerikas, Mamita Yunai.
Im November 1928 mündeten die unhaltbaren Arbeits- und Lebensbedingungen der bananeros in einen umfassenden Streik. Die ArbeiterInnen forderten u.a. 50 Prozent mehr Lohn, Entschädigung bei Arbeitsunfällen, wöchentliche statt 14tägige Lohnzahlungen, arbeitsfreie, bezahlte Sonntage, hygienische Wohnmöglichkeiten, ausreichende ärztliche Versorgung und vor allem Normverträge anstelle der Unterverträge mit contratistas, die die UFC jeder sozialen und rechtlichen Verantwortung für ihre ArbeiterInnen enthoben. Alle diese Forderungen standen im Einklang mit den Gesetzen Kolumbiens. Nach vier Wochen Streik und horrenden wirtschaftlichen Verlusten für die UFC wurde der Streik vom Militär blutig beendet.
In den Folgemonaten überzog das Militär die gesamte kolumbianische Bananenregion mit einer Terrorwelle. Am Ende des langen Massakers zählte man noch einmal Hunderte von Toten. Die genaue Zahl wurde nie ermittelt. |
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