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Kindergärten - kirchlicher Eigenanteil und Elterngebühren
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notkerbakker
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
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Beitrag(#122640) Verfasst am: 08.05.2004, 13:54    Titel: Kindergärten - kirchlicher Eigenanteil und Elterngebühren Antworten mit Zitat

Wird über die Finanzierung von kirchlichen Sozialeinrichtungen geredet, spielt kirchliche Finanzierung bei Krankenhäusern und Altenheimen keine Rolle.

Anders sieht es bislang bei kirchlich betriebenen Kindergärten aus. Lokal unterschiedlich werde hier auch einige Prozent der Kosten aus Kirchen(steuer)mitteln aufgebracht.

In letzter Zeit vermehren sich die Bestrebungen der Kirchen auch von diesen paar Prozent loszukommen. In Hamburg gibt es wohl schon kirchliche Kindergärten, in denen der kirchliche Finanzierungsanteil bei Null liegt.
Zeit mal in einem gesonderten thread Fakten hierzu zu sammeln.

Anlaß hierzu Äußerungen des Evangelenoberen Huber , der ansagt wos der EKD zu folge wohl langgehen soll - verpackt in schön klingende Worte zur Armut in Deutschland und gegen Sozialabbau.

Zitat:
Huber warnte vor weiteren Steuerentlastungen. Dabei bestehe die Gefahr, dass die Gemeinwesen ihre sozialen Aufgaben nicht mehr erfüllen können. Insbesondere die Kirche könne keine weitere Entlastung bei den direkten Steuern verkraften. "Elementar notwendige Arbeit, zum Beispiel in der Jugendhilfe" würde dadurch wegfallen. Für den Bischof sind daher Steuererhöhungen kein Tabu.


Mit anderen Worten: die Kirche will nicht mehr zahlen, der Staat solls tun. Die - ohne weitere Diskussion - auch als Gemeinwesen bezeichneten Kirchen ziehen sich - obwohl meistenteils schuldenfrei, aus der Finanzierung zurück. Die Frage der weiteren kirchlichen Trägerschaft, wird aber nicht aufgeworfen.

So liest sich dies im Grundsatzpapier der EKD "Der Auftrag evangelischer
Kindertageseinrichtungen - Eine Erklärung des Rates der EKD" - hier als pdf-Datei:

Zitat:
Die EKD hält es vor dem Hintergrund des bestehenden Rechtsanspruches für perspektivisch richtig, dass der Staat die Kosten für die Rechtsanspruchsplätze in Kindergärten übernimmt: (...)


Und Huber (und EKD) sucht sich hierfür verbal "Koalitionspartner" bei den betroffenen Eltern.

Zitat:
Der 61-jährige Theologe mahnte zudem einen grundsätzlichen Richtungswechsel in der Familienpolitik an. "Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass Deutschland im Blick auf die Geburtenrate unter 190 Ländern auf Rang 185 liegt", forderte Huber. Kinder dürften kein Armutsrisiko darstellen. Notwendig sei "ein kinder- und familienfreundlicheres Klima in der Gesellschaft". Daher sollten etwa die Kindergartengebühren abgeschafft werden. (0501/06.05.04)

_________________
"[Die Kirchen versuchen] ... das, was sie an unmittelbarem Einfluß auf die moderne Gesellschaft verloren haben, mittelbar durch staatskirchenrechtliche Institutionalisierung zurückzugewinnen" Der Staatsrechtler Konrad Hesse 1965.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#122686) Verfasst am: 08.05.2004, 15:25    Titel: Re: Kindergärten - kirchlicher Eigenanteil und Elterngebühre Antworten mit Zitat

notkerbakker hat folgendes geschrieben:
Und Huber (und EKD) sucht sich hierfür verbal "Koalitionspartner" bei den betroffenen Eltern.

Zitat:
Der 61-jährige Theologe mahnte zudem einen grundsätzlichen Richtungswechsel in der Familienpolitik an. "Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass Deutschland im Blick auf die Geburtenrate unter 190 Ländern auf Rang 185 liegt", forderte Huber. Kinder dürften kein Armutsrisiko darstellen. Notwendig sei "ein kinder- und familienfreundlicheres Klima in der Gesellschaft". Daher sollten etwa die Kindergartengebühren abgeschafft werden. (0501/06.05.04)


Die Abschaffung der Kindergartengebühren für Eltern ist etwas ganz anderes als die Abschaffung des Trägeranteils.

Der Kindergarten ist gesetzlich als die erste Stufe des Bildungssystems definiert. Es ist nicht einzusehen, warum die Grundschule kostenlos, der Kindergartenbesuch aber kostenpflichtig sein soll. Das Argument, der Kindergarten diene ja auch der Betreuung der Kinder und ermögliche den Eltern eine Arbeitsaufnahme, gilt nicht, denn es trifft auch auf die Schule zu. Vielleicht ist hier nicht allen bekannt, dass die Elternbeiträge nach dem Einkommen gestaffelt sind. Ein gut verdienendes Ehepaar, das Ganztagsbetreuung braucht, zahlt möglicherweise über 500 Euro im Monat. Die alleinerziehende Sozialhilfeempfängerin zahlt dagegen fast nichts.

Damit ich hier nicht falsch verstanden werde. Natürlich finde ich es nur fair, wenn die Kosten unseres Bildungswesens nicht von allem Mitgliedern der Gesellschaft zu gleichen Teilen sondern entsprechend ihrer Finanzkraft aufgebracht werden. Die sogenannten Besserverdienenden ziehen nur leider häufig die Konsequenz, aufgrund der hohen Kosten keine oder nur wenig Kinder zu bekommen. (Und damit meine ich nicht nur Kindergartengebühren sondern vor allem die beruflichen Nachteile, die sich durch eine vernünftige öffentliche Kinderbetreuung ausgleichen lassen.) Daher fordere ich, dass Kinderbetreuung und Schulbildung (bis zum Abitur) vollständig aus Steuermitteln finanziert werden. In diesem Punkt bin ich mir mit Herrn Huber völlig einig.

Was den kirchlichen Trägeranteil angeht, hier sehe ich nur eine vernünftige Lösung: Der Staat darf elementare Bildung und Kinderbetreuung nicht den Kirchen überlassen, sondern muss endlich selbst für ein vernünftiges und dem Bedarf entsprechendes Angebot sorgen. Das er dazu nicht gewillt ist, zeigt die Schnapsidee der offenen Ganztagsschule. Dieser neue Begriff wurde nur eingeführt, um die im Kindertagesstättengesetz definierten Mindeststandards der Kinderhorte legal unterlaufen zu können. Das wird dem Bürger dann auch noch als Fortschritt und als Investition in die Zukunft angedreht, und die Medien spielen mit.

Erst wenn es genug städtische Kindergärten gibt, wird sich zeigen, ob genügend Eltern bereit sind, über ihre Kirchensteuer einen "religiösen Mehrwert" in der Elementarpädagogik zu finanzieren. Die Kirchen mögen sich dann in Ruhe überlegen, ob sich die Investition per Trägeranteil in künftige Steuerzahler lohnt. Das setzt natürlich auch voraus, dass die Erziehung zum Kirchensteuerzahler in den städtischen Einrichtungen eben nicht stattfindet, was leider auch nicht überall der Fall ist.

Alles in allem ein sehr trauriges Thema.
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Shadaik
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Beitrag(#122689) Verfasst am: 08.05.2004, 15:29    Titel: Antworten mit Zitat

Die Grundcshule ist verpflichtend, der Kindergarten mW nicht.
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Heike J
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
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Beitrag(#122693) Verfasst am: 08.05.2004, 15:32    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
Die Grundcshule ist verpflichtend, der Kindergarten mW nicht.


Wird aber zumindest für 5-Jährige angedacht. (Es kann sein, dass es im Saarland schon so ist.)
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Wygotsky
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Beitrag(#122697) Verfasst am: 08.05.2004, 15:34    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
Die Grundcshule ist verpflichtend, der Kindergarten mW nicht.


Vorschlag: Warum nicht den Besuch der Schule freistellen und im Gegenzug Schulgeld verlangen? Scheint ja bei der Bildung der unter 6-jährigen und über 19-jährigen die Super-Strategie zu sein.
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Shadaik
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Beitrag(#122700) Verfasst am: 08.05.2004, 15:37    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
Die Grundcshule ist verpflichtend, der Kindergarten mW nicht.


Vorschlag: Warum nicht den Besuch der Schule freistellen und im Gegenzug Schulgeld verlangen? Scheint ja bei der Bildung der unter 6-jährigen und über 19-jährigen die Super-Strategie zu sein.

Für dich nochmal aufgedröselt. Wenn man etwas verpflichtend macht und sich dann dafür bezahlen lässt ist das eine Unverschämtheit.

Wenn man eine freiwillig annehm- oder ablehnbare Dienstleistung zur Verfügung stellt ist es eine Selbstverständlichkeit.

Privatschulen kosten ja auch Geld.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
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Beitrag(#122715) Verfasst am: 08.05.2004, 16:02    Titel: Antworten mit Zitat

Shadeik hat folgendes geschrieben:
Wenn man eine freiwillig annehm- oder ablehnbare Dienstleistung zur Verfügung stellt ist es eine Selbstverständlichkeit.


Die Frage ist, ob die Bildung und Erziehung der nachfolgenden Generation eine Dienstleistung ist wie z.B. ein Kinobesuch. Natürlich kann man Kinder als besonders exotische Haustiere betrachten. Wer sich einen Grizzlybären halten möchte, der muss ja auch sehen, wie er das finanziert. Ich habe dazu eine andere Auffassung. Für mich sind Kinder Bürger, die noch nicht in der Lage sind, selber für ihren Lebensunterhalt aufzukommen. Damit sie das eines Tages können und sogar dazu beitragen, andere bedürftige Bürger zu finanzieren, müssen sie gebildet werden. Und in der Zwischenzeit muss man ihre elementaren Bedürfnisse nach Nahrung, sozialen Kontakten und angemessenem Wohnraum befriedigen. Das ergibt sich für mich aus der Menschwürde.

Wir haben uns in unserer Gesellschaft dafür entschieden, diese Kosten vorrangig den Blutsverwandten aufzubürden. Da man sich mittlerweile per Pille gegen die desaströsen finanziellen Folgen des Kinderkriegens absichern kann, darf man sich nicht wundern, wenn immer mehr Bürger diesen Ausweg aus der Verantwortung wählen.

Hier noch mal die Frage: Warum nicht den Besuch der Grundschule zur freiwilligen Leistung erklären und von den Eltern Schulgeld verlangen?
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Shadaik
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
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Beitrag(#122720) Verfasst am: 08.05.2004, 16:10    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Shadeik hat folgendes geschrieben:
Wenn man eine freiwillig annehm- oder ablehnbare Dienstleistung zur Verfügung stellt ist es eine Selbstverständlichkeit.


Die Frage ist, ob die Bildung und Erziehung der nachfolgenden Generation eine Dienstleistung ist wie z.B. ein Kinobesuch.

Ich sehe einen gewissen Unterschied zwischen der mit dem sechsten lebensjahr (und nicht früher!) beginnenden Schulbildung und der wesentlich kürzeren, früheren und zwra positiv zu bewertenden, aber nicht unbedingt benötigten Kindergartenzeit. Hier wird (noch) nichts an Wissen vermittelt, was nicht später in der Grundschule ohnehin auf dem lehrplan steht oder was im Normalfall von den Eltern vermittelt werden kann.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#122742) Verfasst am: 08.05.2004, 16:33    Titel: Antworten mit Zitat

Mit dieser Ansicht bist du leider nicht allein. Die Mehrheit der Bürger fasst den Kindergarten als Spielplatz und Betreuungseinrichtung zur Entlastung gestresster Hausfrauen auf. Die Bildungsarbeit, die dort stattfindet, erfährt keine Wertschätzung. In anderen Ländern ist man da weiter. Das zeigt sich auch in der Ausbildung von Erziehern. In den meisten europäischen Ländern werden sie an Universität gemeinsam mit Lehrern ausgebildet, mindestens jedoch an der Fachhochschule. Hier in Deutschland erreicht die Ausbildung formal betrachtet nicht einmal Abiturniveau.

Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe von Fähigkeiten, die im Kindergarten vermittelt werden. Wissen gehört zwar auch dazu, aber nicht vorrangig. Die einseitige Zuspitzung von Bildung auf Wissen ist ein weiteres deutsches Problem. Was nicht dem methodisch völlig veralteten Schulunterricht gleicht, den die meisten von uns durchlaufen mussten, kann in der Vorstellung der meisten Bürger keine ernstzunehmende Bildung sein. Dabei ist seit Jahrzehnten bekannt, dass nur das wenigste dessen, was gekonnt wird, auch gewusst ist.

Bereiche in denen der Kindergarten vorranging Bildungsarbeit leistet, auf die die Schule explizit aufbaut:
- Übungen des täglichen Lebens
- Sozialkompetenz
- Umgang mit Aufgaben
- Ausbildung der Grobmotorik und darauf aufbauend Ausbildung der Feinmotorik
- Förderung der sinnlichen Wahrnehmung und Differenzierungsfähigkeit
Die Methoden, mit denen das in einem guten Kindergarten geschieht, werden von der Grundschule im allgemeinen nicht mehr aufgegriffen, was im übrigen auch wieder eine Schande für das deutsche Bildungssystem ist

Aber auch im Bereich der Vermittlung von Wissen und kognitiven Fähigkeiten hat der Kindergarten mittlerweile viel zu bieten. Meine eigene Gruppe arbeitet z.B. schwerpunktmäßig in den Bereichen Sprach- und Leseförderung und naturwissenschaftliche Experimente. Wer das hört, stellt sich vor, dass wir einfach nur das vorziehen, was die Grundschule später ohnehin machen wird. Nein, so läuft es schon seit den 70er nicht mehr, jedenfalls nicht in guten Einrichtungen.

Zu dem Argument, dass all dies auch von den Eltern geleistet werden kann: Das trifft genauso auch auf die Schulbildung zu. Viele Eltern wären durchaus in der Lage ihrem Kind in hervorragender Weise lesen, schreiben und rechnen beizubringen, während selbst hervorragend gebildete Eltern häufig nicht in der Lage sind zu begreifen, warum ihr Kind auch motorisch gefördert werden muss. Im übrigen kann man dieses Argument auch auf viele andere öffentliche Aufgaben anwenden. Auch um Sicherheit, Entsorgung von Müll oder das Instandhalten von Straßen könnten sich die Bürger selbst kümmern. Wir arbeiten in diesen Bereichen mit gutem Grund arbeitsteilig und professionell und niemand käme auf die Idee, das grundsätzlich in Frage zu stellen. Mit einer Ausnahme: Alle Arbeiten, die früher vorwiegend von Frauen erledigt wurden, also Erziehung und Pflege von Kindern, Alten, Behinderten, Kranken, brauchen natürlich keine besondere Qualifikation und sind erst recht kein Geld wert. Wer so etwas nicht selbst erledigen möchte, der soll halt dafür zahlen.
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Sanne
gives peas a chance.



Anmeldungsdatum: 05.08.2003
Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland

Beitrag(#122747) Verfasst am: 08.05.2004, 16:39    Titel: Antworten mit Zitat

Ich stimme Wygotsky zu. Auch in dem Punkt, daß leider die Qualtät der Kindergärten häufig zu wünschen übrig läßt Traurig
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Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#122764) Verfasst am: 08.05.2004, 17:17    Titel: Antworten mit Zitat

In NRW wird zur Zeit die Erzieherausbildung reformiert. Wie üblich in Deutschland auf die dümmste nur denkbare Weise. Früher brauchte man als Eingangsvoraussetzung eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein einjähriges Vorpraktikum in einer sozialpädagogischen Einrichtung. Das ändert sich ab Sommer. Nach Ansicht der Reformer behindern die "unreflektierten Erfahrungen" im Vorpraktikum die spätere fachschulische Ausbildung. Daher wird das Vorpraktikum durch eine vorwiegend schulische 2-jährige Ausbildung zum Kinderpfleger ersetzt. Die Ausbildung, die früher 4 Jahre dauerte verlängert sich damit auf 5 Jahre, eine Zeit, in der man bequem studieren könnte. Trotzdem erreicht die Ausbildung formal betrachtet nicht einmal Abiturniveau.

Ich rechne damit, dass sich dadurch noch weniger Abiturienten als bislang für den Erzieherberuf entscheiden werden. Im Klartext: Die grundlegende Stufe des Bildungssystems und die steigenden Anforderungen an Elementarpädagogik legen wir ausgerechnet in die Hände derer, die mit Bildung zu Schulzeiten nicht viel am Hut hatten. In der Erzieherausbildung, die von den Inhalten her gar nicht mal schlecht ist, wird durch das Abblocken der Besten wirksam verhindert, dass die Qualität der Absolventen internationales Niveau erreicht.

Das ist übrigens ein fundamentaler Unterschied zum Bildungswunderland Finnland. Dort sind es gerade die besten Schüler, die sich für den Lehrer oder Erzieherberuf entscheiden. Dort wird übrigens auch die Finanzierung von Bildung nicht zum Privatproblem von Eltern gemacht.

Um hier keinen falschen Eindruck zu hinterlassen: Es gibt und ich kenne persönlich sehr viele sehr gute Erzieherinnen, die ganz hervorragende Bildungsarbeit im Kindergarten leisten und die sehr wohl in der Lage sind, aus der vergleichsweise schlechten deutschen Ausbildung eine gute Praxis zu entwickeln. Auch erwarte ich mir von einer Reform der Ausbildung keine wesentlichen Verbesserungen in der deutschen Elementarpädagogik, da schon jetzt das Gelernte aufgrund schlechter Rahmenbedingungen nicht in die Praxis umgesetzt werden kann. Dazu folgendes Beispiel: Ich habe bei einer vollen Stelle ca. 2 Stunden pro Woche zur Vorbereitung der pädagogischen Arbeit zur Verfügung, wobei ich diese Zeit nicht einmal vollständig zur Vorbereitung nutzen kann, da auch organisatorische, und administrative Arbeiten anstehen, ganz zu schweigen von Elternarbeit, Öffentlichkeitsarbeit und Weiterentwicklung von Konzepten. Dass es in meiner Einrichtung trotzdem gut läuft, liegt daran, dass die Kolleginnen außerhalb ihrer Arbeitszeit die Aufgaben erledigen, die eigentlich das Anspruchsvollste an ihrer Tätigkeit sind. Diese Art von Engagement kann man nicht von jedermann erwarten. Darum müssen die Rahmenbedingungen so verändert werden, dass ein vernünftiges Qualitätsniveau auch mit durchschnittlich begabten und motivierten Arbeitnehmern zu erreichen ist.

In eine Broschüre zu drucken, dass Kinder künftig individuell gefördert werden, ist viel billiger und medienwirksamer, als die Gruppen z.B. um ein Kind zu verkleinern. Daher gibt es eine heile deutsche Bildungswelt, die leider nur virtuell existiert, und das real existierende deutsche Bildungschaos. Andererseits: Auch Haushaltspläne und Arbeitsmarktreformen sind ja mittlerweile zu einem Genre fiktionaler Literatur evolviert. Warum sollte es also ausgerechnet in der Bildung anders laufen?
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step
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Wohnort: Germering

Beitrag(#122773) Verfasst am: 08.05.2004, 17:30    Titel: Antworten mit Zitat

Meine Töchter hatten einen absolut superguten Kindergarten, die pädagogische Qualifikation, das Klima, individuelles und soziales Lernen waren dort um Klassen besser als die Qualität auf Grundschule und Gymnasien.

Es war übrigens ein Kindergarten unter kirchlicher Leitung, allerdings haben die Erzieherinnen sich diesbezüglich lobenswert zurückgehalten.

Überhaupt steht und fällt nach meiner Erfahrung so gut wie alles mit den Erziehern, im KiGa wie in der Schule, und diese Qualifikation scheint mir reine Glücksache. Deswegen stimme ich Wygotsky auch zu, daß unbedingt in Erzieher und Lehrerauswahl bzw. -ausbildung mehr investiert werden muß.

--> Beamtentum an Schulen abschaffen
--> Direktoren bezahlen Lehrer nach Leistung, Kündigungen oder Prämien möglich
--> in der Ausbildung viel mehr Parxis und Pädagogik

gruß/step
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Nordseekrabbe
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
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Beitrag(#122783) Verfasst am: 08.05.2004, 17:46    Titel: Antworten mit Zitat

Hier in S-H gibt es schon seit langem kirchliche Bestrebungen, die 20 Prozent, die die Kirche für ihre eigenen Einrichtungen zur Finanzierung aufbringt (80 Prozent vom Staat), zu lasten des Staates noch deutlicher zurückzufahren. zynisches Grinsen
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
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Beitrag(#122787) Verfasst am: 08.05.2004, 17:48    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:

--> Beamtentum an Schulen abschaffen
--> Direktoren bezahlen Lehrer nach Leistung, Kündigungen oder Prämien möglich
--> in der Ausbildung viel mehr Parxis und Pädagogik


Bei Schule kann ich nicht so mitreden.

Kindergärtnerinnen werden nicht verbeamtet.

Zur Bezahlung nach Leistung: Ich habe da eine Befürchtung. Solange die Leute nach Tarif bezahlt werden müssen, gibt es eine natürliche Grenze für Kürzungen. Wenn Gehälter frei verhandelt werden können, ist auch der Weg nach unten frei. Wenn sich das rumspricht, wird sich der Schulabgänger gut überlegen, ob er ausgerechnet auf Lehramt studieren soll. Wenn der Direx bestimmt, was gute Leistung ist, kann sich das auch desaströs auswirken. Nämlich dann, wenn der alte Direx nicht offen für neue Formen des Unterrichts ist. Mit dem Problem haben angeblich viele Junglehrer zu kämpfen.

Zu mehr Praxis in der Ausbildung:
- Bei Lehrern für die weiterführende Schule: Uneingeschränkte Zustimmung. Praxis vor allem schon früh in der Ausbildung.
- Bei Grundschullehrern: Kenn ich mich nicht genug aus.
- Bei Erziehern: Der Praxisanteil in der Ausbildung ist gerade hier vergleichsweise groß. Ich habe den direkten Vergleich zwischen Studium und Ausbildung und muss sagen, dass der Praxisbezug in D echt nicht schlecht ist. Bei Erziehern ist IMHO eher das Problem, dass zuviele Leute in die Ausbildung eintreten, die keine Theorie verdauen können.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
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Beitrag(#122788) Verfasst am: 08.05.2004, 17:52    Titel: Antworten mit Zitat

Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
Hier in S-H gibt es schon seit langem kirchliche Bestrebungen, die 20 Prozent, die die Kirche für ihre eigenen Einrichtungen zur Finanzierung aufbringt (80 Prozent vom Staat), zu lasten des Staates noch deutlicher zurückzufahren. zynisches Grinsen


Ich kenne einen Fall, wo diskutiert wurde, den staatlichen Anteil der Förderung zurück zu fahren, weil die kirchlichen Einrichtungen ein besseres Qualitätsniveau erreichten als die städtischen, z.B. Gruppenstärke, Personalausstattung, räumliche Ausstattung. Das ist natürlich auch nicht in Ordnung, denn hier geht es nicht um eine Entflechtung von Kirche und Staat, sondern darum, durch Nivellierung der Unterschiede den Vergleich dafür zu nehmen, dass die Qualität in der städtischen Kita schlecht ist.
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notkerbakker
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Beitrag(#124539) Verfasst am: 13.05.2004, 18:09    Titel: Antworten mit Zitat

Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
Hier in S-H gibt es schon seit langem kirchliche Bestrebungen, die 20 Prozent, die die Kirche für ihre eigenen Einrichtungen zur Finanzierung aufbringt (80 Prozent vom Staat), zu lasten des Staates noch deutlicher zurückzufahren. zynisches Grinsen


Genau hierum geht es aktuell.

Hier ein kurzer Leserbrief zu einem Artikel der Lübecker Nachrichten zur Situation in Oldenburg/Schleswig-Holstein, wo die Nordelbische Kirche versucht den Eigenfinanzierungsanteil (Defizitausgleich) von 20 auf 10 % zu drücken. Noch 1995 lag dieser Anteil bei 50 %.

Zieht sich aber die Kirche faktisch komplett aus der Finanzierung zurück, ist die Frage der Trägerschaft zu stellen.

Dann kann das auch direkt die jeweilige Kommune tun oder einen freien Träger beauftragen, der das Verfassungsprinzip der religiös-weltanschaulischen Neutralität einhält - hier ist nämlich ein Unterscheidungskriterium zwischen kirchlichen und anderen nichtstaatlichen Trägern zu suchen.

Zitat:
Hoffentlich beachten die Partnergemeinden bei den Verhandlungen folgendes: Käme es zu keiner Einigung, einem Rückzug der Kirche und dem Ende der christlichen Erziehung in den Kitas, wäre die Kirche mit großem Abstand der Hauptverlierer. Warum verzichten andere Kirchenkreise auf Kürzungen?
Nicht nur aus Nächstenliebe, sondern weil bei einem Wegfall der christlichen Erziehung in den Kitas zukünftig der Rückgang der Kirchensteuereinnahmen tatsächlich existenzbedrohende Ausmaße erreichen würde. Im Interesse der Kommunen und der Eltern dürfen Erpressungsversuche der Kirche keinen Erfolg haben.
Die anderen freien Träger haben keine Steuereinnahmen.
Die Nordelbische Kirche leistet sich schon seit vielen Jahren ein unwirtschaftliches Verhalten. Ihr geht es viel besser als den meisten Kommunen. In Schönwalde habe ich nach § 16 e Gemeindeordnung die Gemeindevertretung aufgefordert, einer Kürzung des kirchlichen Anteils nicht zuzustimmen. Möglicherweise lösen die Eltern ihr Problem ohne fremde Hilfe: Kirchenaustritt und Finanzierung der Beitragserhöhung mit der eingesparten Kirchensteuer.

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"[Die Kirchen versuchen] ... das, was sie an unmittelbarem Einfluß auf die moderne Gesellschaft verloren haben, mittelbar durch staatskirchenrechtliche Institutionalisierung zurückzugewinnen" Der Staatsrechtler Konrad Hesse 1965.
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notkerbakker
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Beitrag(#124986) Verfasst am: 14.05.2004, 23:36    Titel: Antworten mit Zitat

Beispiel Herten/Westfalen

Zitat:
Beispiel: Kindergärten. Je 1200 Gemeindemitglieder "genehmigt" das Bistum eine Kindergartengruppe (25 Kinder) und trägt 20 Prozent der Kosten (je 40 Prozent kommen von Stadt und Land). Die elf katholischen Kindergärten in Herten haben derzeit 35 Gruppen - finanziell unterstützt werden vom Bistum aber nur 21,5 Gruppen (bei 25 000 Katholiken in Herten) - den Rest der Kosten übernimmt jetzt schon die Stadt Herten.

Da das Bistum die Bemessungsgrundlage jetzt von 1200 auf 1500 Katholiken erhöht, werden in Herten nur noch 16,8 Gruppen von der Kirche bezuschusst. Wer das neue Finanzloch stopft, ist noch nicht geklärt. "Da gibt es noch Gespräche mit der Stadt", so Reinhard Ollmert. Denn letztendlich müssen ohnehin die Städte für den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz gerade stehen.

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Wygotsky
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Beitrag(#125005) Verfasst am: 15.05.2004, 00:46    Titel: Antworten mit Zitat

Im Grunde könnte es ganz interessante Konsequenzen haben, wenn die Kirchen den Trägeranteil auf 0% drückten. Dann könnte auch jeder andere Träger den Kindergarten betreiben. Warum nicht auch der IBKA?

Wenn ihr mal in der Nähe so einen Laden aufmacht, werde ich mich gerne bewerben.
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notkerbakker
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Beitrag(#125010) Verfasst am: 15.05.2004, 00:57    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Im Grunde könnte es ganz interessante Konsequenzen haben, wenn die Kirchen den Trägeranteil auf 0% drückten. Dann könnte auch jeder andere Träger den Kindergarten betreiben. Warum nicht auch der IBKA?


Zwar nicht der IBKA, aber der HVD hat in Berlin und Nürnberg (noch woanders ... !!??) Kindergärten.
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notkerbakker
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Beitrag(#128913) Verfasst am: 24.05.2004, 00:23    Titel: Antworten mit Zitat

Beispiel Aachen

Zitat:
Aachen. Bleibt der katholische Kindergarten trotz akuter Sparzwänge im Bistum Aachen auch künftig ein Mittelpunkt der Kirchengemeinde?


Zitat:
Eindrucksvoll haben dazu am vergangenen Samstag mehr als 3000 Betroffene ihr Wort erhoben: Kinder, Eltern und Beschäftigte des Bistums demonstrierten auf dem Aachener Katschhof lautstark gegen Kürzungen im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit.


Gemeint sind Kürzungen seitens der Katholen, nicht des Landes.

Zitat:
Ihre Transparente klagten an: «Kinder sind keine Ungeheuer - sie zahlen Euch später die Kirchensteuer.» Sparen sei zwar notwendig, so die einhellige Meinung der Demonstranten, dürfe aber nicht auf Kosten von katholischen Kindergärten gehen.


Ebenso klar wie die Transparente, worums in der Auseinandersetzung wirklich geht, sagt dann ein "Basisvertreter" der Katholen:

Zitat:
«Gerade junge Familien finden über unsere Einrichtungen einen Weg in die Gemeinde», erklärte KTK-Sprecher Dieter Genten aus Eschweiler bei seiner Ansprache auf dem Katschhof.


Und:

Zitat:
«Wer erzählt unseren Kindern demnächst noch von Jesus», fragt Pfarrer Genten provokativ.


Aber:

Zitat:
Genten sparte nicht mit Kritik an Landes- und Bundesregierung: «Der Staat lebt davon, dass wir uns als Kirche engagieren».


Und das ist aus finanzieller Perspektive - und um just diese gehts aus säkularer Perspektive (und eben nicht um Jesusideologie) - schlicht falsch.
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notkerbakker
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Beitrag(#130305) Verfasst am: 26.05.2004, 23:21    Titel: Antworten mit Zitat

Beispiel Moers

Der Hintergrund ist hier derselbe wie oben im Falle Herten: Kürzungen seitens des Bistums Münster.

Zitat:
MOERS. Die katholischen Gemeinden gehen schweren Zeiten entgegen. Nachdem der Kirchensteuerrat beschlossen hat, die Berechnungsgrundlage für die Finanzierung der Kindergartengruppen zu ändern, müssen sich die Pfarrer in Moers mit der Schließung von sechs Kindergartengruppen abfinden. Allerdings sind, so Pfarrer Bernhard Lauer, keine Kindergartenschließungen zu erwarten.

Das Bistum Münster wird künftig nur eine Kindergartengruppe für je 1500 Gemeindemitgliedern fördern, bisher lag die Zahl bei 1200. Daraus resultiert der Wegfall von 300 Gruppen in der gesamten Diözese, sechs davon werden in Moers entfallen müssen. Begründet wird dies mit den verminderten Kirchensteuereinnahmen und der sinkenden Zahl der Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Bis 2010 soll deren Zahl um rund 14 % sinken.

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"[Die Kirchen versuchen] ... das, was sie an unmittelbarem Einfluß auf die moderne Gesellschaft verloren haben, mittelbar durch staatskirchenrechtliche Institutionalisierung zurückzugewinnen" Der Staatsrechtler Konrad Hesse 1965.
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notkerbakker
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Beitrag(#130310) Verfasst am: 26.05.2004, 23:33    Titel: Antworten mit Zitat

Beispiel Kirn/Rheinland-Pfalz

Zitat:
Die Sparpläne des Bistums Trier, zu dem die Seelsorgeeinheit Kirn gehört, könnten nach Einschätzung von Pastor Heinz-Erhardt Griethe an Kirn vorübergehen. 30 Millionen Euro will das Bistum Trier sparen und deshalb 114 der 443 Kindergärten aufgeben. "Bisher ist nicht abzusehen, ob auch Kirn davon betroffen ist", sagte Pastor Griethe auf AZ-Anfrage. Derzeit werde auf Diozösanebene verhandelt, im Juli sollten Ergebnisse vorliegen.


Zitat:
Nach dem Sparkonzept des Bistums soll es höchstens zwei katholische Kindergärten pro Bezirk geben.


Zitat:
Unabhängig von dem Sparkonzept, hat der Kindergarten seit längerem mit Geldnot zu kämpfen. "Die Finanzierung der Sachkosten ist nicht geregelt", erklärt Griethe. Das Bistum zahle nur rund ein Viertel der laufenden Ausgaben etwa für Heizung und Strom, ein dreistelliger Betrag bleibe jedes Jahr offen, der von Fördervereinen oder Sponsoren aufgefangen werden müsste.


In diesem Artikel wird auch klar gesagt:

Zitat:
Außerdem biete der Kindergarten eine der wenigen Möglichkeiten, die Botschaft Jesu zu vermitteln.

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Wygotsky
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Beitrag(#130317) Verfasst am: 27.05.2004, 00:06    Titel: Antworten mit Zitat

Wer keinen Wert auf Religionserziehung legt, kann sich doch freuen, dass die Kirche Kindergartengruppen schließen möchte. Die Kinderzahlen gehen zurück. Es werden daher auf jeden Fall Gruppen dichtgemacht. Es wird die freien Träger und Elterninitiativen entlasten, wenn die Kirche von sich aus Gruppen schließt. Hier im Köln-Bonner Raum sieht es übrigens so aus, dass gerade unter den katholischen Kindergärten viele ein schriftliches Konzept, ein Handbuch und ein Qualitätsmanagementsystem haben. Viele kleinere Einrichtungen und Elterninitiativen bekommen so etwas alleine nicht hin. Wenn öffentliche Mittel gekürzt werden, stehen die katholischen Einrichtungen mit QM-System gut da und werden wahrscheinlich eher verschont. Den kleinen Trägern geht es dann an den Kragen. Insofern kann man wirklich nur dankbar sein, wenn die Kirche von sich aus Gruppen schließt.
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notkerbakker
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Beitrag(#136044) Verfasst am: 08.06.2004, 19:51    Titel: Antworten mit Zitat

notkerbakker hat folgendes geschrieben:
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
Hier in S-H gibt es schon seit langem kirchliche Bestrebungen, die 20 Prozent, die die Kirche für ihre eigenen Einrichtungen zur Finanzierung aufbringt (80 Prozent vom Staat), zu lasten des Staates noch deutlicher zurückzufahren. zynisches Grinsen


Genau hierum geht es aktuell.

Hier ein kurzer Leserbrief zu einem Artikel der Lübecker Nachrichten zur Situation in Oldenburg/Schleswig-Holstein, wo die Nordelbische Kirche versucht den Eigenfinanzierungsanteil (Defizitausgleich) von 20 auf 10 % zu drücken. Noch 1995 lag dieser Anteil bei 50 %.

Zieht sich aber die Kirche faktisch komplett aus der Finanzierung zurück, ist die Frage der Trägerschaft zu stellen.

Dann kann das auch direkt die jeweilige Kommune tun oder einen freien Träger beauftragen, der das Verfassungsprinzip der religiös-weltanschaulischen Neutralität einhält - hier ist nämlich ein Unterscheidungskriterium zwischen kirchlichen und anderen nichtstaatlichen Trägern zu suchen.

Zitat:
Hoffentlich beachten die Partnergemeinden bei den Verhandlungen folgendes: Käme es zu keiner Einigung, einem Rückzug der Kirche und dem Ende der christlichen Erziehung in den Kitas, wäre die Kirche mit großem Abstand der Hauptverlierer. Warum verzichten andere Kirchenkreise auf Kürzungen?
Nicht nur aus Nächstenliebe, sondern weil bei einem Wegfall der christlichen Erziehung in den Kitas zukünftig der Rückgang der Kirchensteuereinnahmen tatsächlich existenzbedrohende Ausmaße erreichen würde. Im Interesse der Kommunen und der Eltern dürfen Erpressungsversuche der Kirche keinen Erfolg haben.
Die anderen freien Träger haben keine Steuereinnahmen.
Die Nordelbische Kirche leistet sich schon seit vielen Jahren ein unwirtschaftliches Verhalten. Ihr geht es viel besser als den meisten Kommunen. In Schönwalde habe ich nach § 16 e Gemeindeordnung die Gemeindevertretung aufgefordert, einer Kürzung des kirchlichen Anteils nicht zuzustimmen. Möglicherweise lösen die Eltern ihr Problem ohne fremde Hilfe: Kirchenaustritt und Finanzierung der Beitragserhöhung mit der eingesparten Kirchensteuer.


Neuerlicher Leserbrief in den Lübecker Nachrichten (nicht online zu finden - jedenfalls von mir net ...)

Zitat:
Verträge mit den neuen Konditionen hat bislang noch keine Partnergemeinde abgeschlossen. Neustadt will die Bedingungen akzeptieren und auf fünf Jahre festschreiben. Für den kirchlichen Kindergarten wird sich der städtische Zuschuss damit um 16200 auf
98200 Euro erhöhen. Die Einrichtung ändert ihre Struktur, bietet für 130 Euro eine Ganztagsbetreuung an und erhöht zum 1. August die Elternbeiträge für die Regelbetreuung auf 95 Euro. In Heiligenhafen steigen die Gebühren für vier Stunden auf 110 Euro, ganztags(neun Stunden) kostet 200 Euro. In Grömitz wird der Vormittagsplatz 118 Euro und der Ganztagsplatz 200 Euro kosten. Der kirchliche Kindergarten Kellenhusen hat die Gebühr bereits auf 116 Euro angehoben, in Grube will man bei 110 Euro bleiben.

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Beitrag(#137362) Verfasst am: 11.06.2004, 20:58    Titel: Antworten mit Zitat

Hier ein Artikel zu einem Aufruf für eine bessere Kinderbetreuung - wobei sich wieder einmal, natürlich, die Finanzierung entscheidender Punkt ist

Zitat:
21 prominente Frauen aus Politik, Wirtschaft, Medien und Wissenschaft machen sich gemeinsam für einen Ausbau der Kinderbetreuung stark. Die gezielte Förderung der Kleinkinder müsse endlich auch in Deutschland einen höheren Stellenwert erhalten, heißt es in einem Aufruf, der am kommenden Montag dem Kanzler überreicht wird und der der WELT vorliegt. Bund, Länder und Gemeinden werden darin aufgefordert, "den bedauerlichen und gefährlichen Rückstand" gemeinsam zu beheben. Die dringend benötigte Bildungsreform müsse im Kindergarten beginnen und nicht erst mit der Hochschulausbildung. Denn dann sei es für vieles längst zu spät.


Zitat:
Schwan plädierte dafür, das von Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) angekündigte Gesetz zum Ausbau der Tagesbetreuung "zügig zu verabschieden". Nach dem Zeitplan der Regierung soll dies noch vor der Sommerpause geschehen. Das Problem ist allerdings die Finanzierung. Schmidt hatte den Kommunen für den Ausbau von Krippen, Kindergärten und Tagespflegeangeboten ab 2005 jährlich 1,5 Milliarden Euro an Bundesmitteln zugesichert. Das Geld soll über die Einsparungen, die durch die geplante Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe (Hartz IV) erzielt werden, aufgebracht werden. Die Kommunen sind allerdings skeptisch, dass das Geld tatsächlich bei ihnen ankommt und sträuben sich deshalb bisher dagegen, einen Ausbau verbindlich zuzusagen.

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Beitrag(#137390) Verfasst am: 11.06.2004, 22:18    Titel: Antworten mit Zitat

Beispiel Dormagen/Niederrhein

Zitat:
Für Horrem sind dann nur noch drei statt wie bisher fünf Gruppen geplant. Im Jugendhilfeausschuss befanden Elternrat, Verwaltung und Politik allerdings die Aufrechterhaltung der vierten Gruppe einhellig für notwendig. Inzwischen gibt es auch einen Beschluss des Kirchenvorstandes, der beim Generalivikariat in Köln die Genehmigung für die vierte Gruppe beantragt.

Stadt und Kirche wollen jetzt über den Trägeranteil aller 42 kirchlichen Kindergarten- und Hortgruppen in Dormagen neu beraten und so auch über die Zukunft des Horremer Kindergartens entscheiden.


Zitat:
Eine Umstrukturierung oder eine weitere Übernahme des Trägeranteils wird dabei nicht ausgeschlossen. "Wir sind bereit zur Verhandlung", signalisiert Trzeszkowski. Die Stadt will sich einen Verhandlungsrahmen offen lassen und äußert deshalb keine Zahlen. Bisher hat sich die Stadt verpflichtet, für 10,5 der 42 Kindergartenund Hortgruppen den Trägeranteil zu übernehmen.


Auch in diesem Falle: Statt die Aufgabe selbst zu übernehmen, wird solange verhandelt bis die kirchliche Einrichtung nur noch mit Brosamen aus Kirchenmitteln finanziert wird.
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Beitrag(#138699) Verfasst am: 15.06.2004, 10:34    Titel: Antworten mit Zitat

notkerbakker hat folgendes geschrieben:
Beispiel Moers

Der Hintergrund ist hier derselbe wie oben im Falle Herten: Kürzungen seitens des Bistums Münster.

Zitat:
Das Bistum Münster wird künftig nur eine Kindergartengruppe für je 1500 Gemeindemitgliedern fördern, bisher lag die Zahl bei 1200. Daraus resultiert der Wegfall von 300 Gruppen in der gesamten Diözese, sechs davon werden in Moers entfallen müssen. Begründet wird dies mit den verminderten Kirchensteuereinnahmen und der sinkenden Zahl der Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Bis 2010 soll deren Zahl um rund 14 % sinken.


Während wie oben bereits gepostet (auch) auf Grund verminderter Kirchensteuereinnahmen im gesamten Bistum Münster Kindergartenplätze zusammengestrichen werden und die (bekanntlich überaus reichen und nicht verschuldeten) Kommunen unter Druck gesetzt werden, scheint das Geld an anderer Stelle im Bistum Münster vorhanden zu sein.

RV-Newsletter vom 14. Juno 04.

Zitat:
Mit der Grundsteinlegung am Mittwoch beginnt das Bistum Münster ein Bauvorhaben mit einem Gesamtumfang von 30 Millionen Euro. Für 13 Millionen Euro bekommt die Diözesanbibliothek ein neues Domizil, das Platz für 25 Regalkilometer bieten soll. In unmittelbarer Nachbarschaft entsteht für rund 11,5 Millionen Euro außerdem ein neues Bürogebäude für das Bischöfliche Generalvikariat. Überdies wird das Bischöfliche Priesterseminar für etwa 5,5 Millionen Euro vollständig saniert. (pm)

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Beitrag(#139632) Verfasst am: 18.06.2004, 14:16    Titel: Antworten mit Zitat

Die Kita-Elternvertretung in Schleswig-Holstein zitiert den Verein zur Umwidmung von Kirchensteuern

Zitat:
Unter schamloser Ausnutzung des Subsidiaritätsprinzips errang die kath. Kirche in vielen Gegenden Deutschlands eine Art Monopolstellung, unter Missachtung des Kindertagesstättengesetzes(z.B. des von NRW), das die Beachtung der Trägervielfalt fordert und unter Umgehung der ebenfalls vorgeschriebenen Elternbefragungen. Das erfolgreiche Motto: Durch Dienen zur Herrschaft.
Die kirchlichen Träger konnten dank ihrer Machtposition die Kommunen unter Druck setzen und ihren Trägeranteil kontinuierlich von ca. 30 % der Kosten, über 20 % auf 12 % herabdrücken und mittels des Konstruktes der "Überhanggruppen" sogar erreichen, dass die Kommunen den kirchlichen Trägeranteil ganz übernehmen. In manchen Kommunen ist bereits ein Drittel aller kirchlichen Kindergartengruppen in Wirklichkeit städtisch. Dabei kommt ihnen zustatten, dass die politischen Entscheidungsträger inder Stadt häufig identisch sind mit den Mitgliedern ihrer Kirchenvorstände. Die Kirche bedient sich sebst!

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Heike J
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Beitrag(#140201) Verfasst am: 20.06.2004, 12:58    Titel: Antworten mit Zitat

Bistum Münster

Zitat:
Wofür Gerrit Thiemann (SPD) wenig Verständnis aufbringen konnte: "Irgendwann wird auch die Kirche sagen, wir sind ein armer Träger. Dann muss die Gemeinde den Anteil komplett übernehmen."


Münstersche Zeitung
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Eifellady
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Beitrag(#189938) Verfasst am: 09.10.2004, 11:57    Titel: Antworten mit Zitat

Ich habe hier auch noch Infos erhalten:

Ein Brief von Herr Reth an die Kita- Elternvertretungen in Schleswig- Holstein
besagt, dass die meisten Kirchengemeinden ihren Eigenanteil auf Null herabgesetzt sehen wollen.



OHA ( Ostholsteiner Anzeiger) vom 27.01.04

Zitat:
Eutin
Die evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden Eutin, Malente und Süsel haben die Verträge mit den Kommunen über die Kostenbeteiligung bei Kindertagesstätten gekündigt. Das bestätigte Propst Matthias Wiechmann dem OHA. Ziel der Kirche sei es, einerseits zwar überall Trägerin von Kindergärten zu bleiben, andererseits aber weniger, am besten gar nichts, aus eigener Kasse dafür zu zahlen.
……
Probst Wiechmann kündigte an, dass die meisten Kirchengemeinden als Träger so behandelt werden wollten wie seit Jahren schon der Kinderschutzbund oder die Arbeiterwohlfahrt: „ Wir wollen den Eigenanteil bei den Betriebskosten auch auf Null gesetzt haben.“


Dazu eine Lesermeinung im OHA vom 31.1.04

Zitat:
…. Die Kirche möchte Trägerin bleiben, aber nicht einen Cent dazu bezahlen? Heißt dass etwa: Die Kirche trifft Personalentscheidungen; erwartet, dass ihre Mitarbeiter Kirchensteuer bezahlen; schreibt sich auf ihre Fahnen, dass sie Kindergärten hat?
Aber zahlen- Nein Danke?...


Diese Information wurden mir freundlicherweise von Herrn Gerhard Reth zur Verfügung gestellt. Es liegen mir Kopien der Zeitungsausschnitte vor. Wer diese Infos haben möchte, kann sie entweder bei Herrn Reth selber oder bei mir anfordern.




Also, ist ein Bestreben der Kirchen zu sehen, die Kosten auf Null zu bringen, aber als Trägerin weiterhin genannt zu werden. Da diese Kirchen ja ihre eigenen Arbeitsgesetze haben- die sie durch einen angeblich *neutralen* Staat garantiert bekommen, ist dies ein nicht zu übersehender Kritikpunkt, denn die kirchlichen Arbeitsbedingungen werden von ALLEN Bürgern mitgetragen, ohne das die meisten Menschen es wissen und nicht nur durch die Mitglieder der Kirchen. Im Normalfalle liegen die kirchlichen Anteile auf Bistumsebene ( oder Gesamtebene) bei höchstens 20 %. Das heißt, dass der größte Teil sowieso von den Kommunen und damit von allen Bürgern getragen wird.
Das die Kindergärten in den einzelnen Gemeinden einen großen Teil des Haushaltes ausmachen, ist eine andere Sache, doch auf Gesamtebene gesehen, ist nur dieser Anteil von höchsten 20 % vorgesehen. Und diese sind, wenn man die Bestrebungen betrachtet, wenn es nach den Kirchen geht, auf Null zu senken.

Weitere Infos dazu gibt es hier

Ellen
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