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Warum der Kommunismus versagt
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RdC
Zyniker



Anmeldungsdatum: 25.11.2004
Beiträge: 740

Beitrag(#272637) Verfasst am: 10.03.2005, 17:02    Titel: Warum der Kommunismus versagt Antworten mit Zitat

Die Idee des Kommunismus gibt es ja auch nach dem Zerfalls des Ostblocks noch immer.

Es gibt aber fundamentale Probleme, die im Kommunismus ignoriert werden und Fragen, die unbeantwortet bleiben.

Diese unbeantworteten Fragen, diese Probleme führen dazu, dass die kommunistischen Ideen in der Praxis dann zum "realen" Kommunismus führen, so wie ihn wir von Osteuropa kennen.

1. Es gibt keine individuelle Motivation

Eines der Merkmale des idealisierten Kommunismus ist eine leistungsunabhängige Bezahlung gibt. Das heißt es gibt für einen Arbeiter keinerlei Belohnung für gute oder viel Arbeit.

Überzeugte Kommunisten (wie z.B. Max) behaupten dass eine gute individuelle Leistung gut für die Gemeinschaft ist (was stimmt) und deswegen jeder super motiviert ist (was absoluter Schwachsinn ist).
Im Endeffekt ignorieren die Kommunisten einfach das Problem indem sie (ohne jeglichen Beweis) behaupten es würde von ganz alleine verschwinden.

In der Praxis führt das dazu, dass man finanzielle Motivation durch Gewaltandrohung ersetzt. Also z.B. Arbeitslager, Exekutionen etc. so wie sie in praktisch allen realen Kommunismen üblich waren.

2. Das Problem der Arbeitszuteilung

Im idealisierten Kommunismus darf jeder den Beruf ergreifen, der ihm am besten gefällt. Hört sich schön an, aber was ist mit Berufen, die weniger beliebt sind? Was ist mit Berufen mit mehr Bewerbern als Stellen? Wenn sich 200 für eine Filmrolle bewerben, wer weist dann 199 ab - und wie wird das begründet?

Max widerspricht sich etwas, manchmal behauptet er dass die Anzahl der Bewerber und die Anzahl der freien Stellen in allen Branchen und Berufen zufällig gleich sind, es also für alle Berufe möglich ist genügend Arbeiter und für alle Arbeiter nicht nur irgendeine Stelle sondern sogar den Traumberuf zu finden. Widersprüchlich dazu sagt er dass unbeliebte Berufe dann halt "von allen" in Rotation gemacht werden müssen.

Das letztere ist nichts anderes als eine nette Umschreibung für Zwangsarbeit. Und genau die ist eines der Merkmale des realen Kommunismus.
Zu glauben, dass Bewerber und Stellenanzahl überall zufällig gleich sind, ist illusorisch und naiv.

3. Das Problem der Machtaufteilung

Eine der Eigenschaften des Kommunismus ist die gemeinschaftlich gesteuerte Wirtschaft. Anders ausgedrückt sind private Eigenentscheidungen verboten, alles, angefangen von dem geforderten Produktionsvolumen jeder Firma bis hin zu der Zuteilung von Arbeiten (siehe 2) muß irgendwie gemeinschaftlich entschieden werden.

In der kommunistischen Theorie wird das Problem lapidar mit "demokratisch organisiert" übergangen.
In der Praxis gibt es ja enorme Probleme, es ist ganz einfach nicht möglich z.B. die Zuteilung von individuellen Arbeiten demokratisch zu entscheiden, schließlich kann man nicht jeden Tag tausende oder sogar millionen Volksabstimmungen durchführen.

Wenn man mit Mühe und Not einen Kommunisten dazu bringt darüber überhaupt nachzudenken, wird er antworten es wird in kleineren Einheiten entschieden werden. Aber das ergibt ja noch mehr Probleme: Wer darf wo mitstimmen? Wer bestimmt wer wo mitstimmen darf?

Kurz ausgedrückt wird es verdammt kompliziert.

In der Praxis führt das zu einer enormen Bürokratie. Auch das konnte man im realen Kommunismus beobachten.

4. Was ist mit Andersdenkenden?

Auch unbeantwortet bleibt die Frage was mit Andersdenkenden geschehen soll. Der Kapitalismus verbietet niemanden Kommunen oder kommunistisch organisierte Betriebe zu gründen. Aber was ist im Kommunismus? Darf eine Frisöse am Wochenende für die eigene Tasche arbeiten? Darf man selber Dinge produzieren und verkaufen?

Eine Wahnvorstellung der Kommunisten sind auch Großkonzerne, obwohl die natürlich ein Faktum sind, ist es auch ein Faktum, dass die Mehrheit der Personen in kleinen und mittleren Betrieben arbeiten, die oft aus nur wenigen Personen bestehen. Auch kleine Firmen können großen Erfolg haben.
Was ist wenn z.B. 4 oder 5 Leute nicht mehr im Kommunismus mitmachen wollen und eine Firma aufmachen wollen und den Gewinn behalten wollen?
Was ist wenn z.B. ein Bundesland beschließt den Kapitalismus einzuführen?

Das Problem ist dass der Kommunismus schwach und ineffizient ist. Wenn man kapitalistische Inseln zulassen würde, würden die sofort den Rest beschämen indem sie vergleichsweise wohlhabend werden würden. (Egal wie klein diese Inseln sind, es reicht eine kleine Handvoll von Leuten, um eine Firma aufzubauen) Daher muß natürlich jegliche Eigeninitiative im Keim erstickt werden.
Außerdem steht das im Widerspruch zur freien Berufswahl: Was ist wenn jemand freier Unternehmer oder Selbständig sein will? Darf er nicht sein, also gibt es auch keine freie Berufswahl. Man darf nur Berufe wählen, die von der Partei "genehmigt" worden sind.

Ganz tief drinnen scheinen das viele Kommunisten auch zu wissen, schließlich glauben viele dass der Kommunismus nur weltweit erfolgreich sein kann. Das ist natürlich vor allem eine Ausrede selbst keine Initiative zu ergreifen und z.B. anhand einer Kommune oder eines kommunistisch geführten Betriebs allen zu zeigen dass es doch funktioniert.

Auch das ist typisch für den realen Kommunismus: Ein riesiger Polizeiapparat, der dafür sorgt, dass es keine "kapitalistischen Umtriebe" gibt, dass niemand ins "kapitalistische Ausland" flüchtet und dass niemand mit bösen, kapitalistischen Gedanken konfrontiert wird ("West-Fernsehen").
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max
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Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 3055

Beitrag(#272654) Verfasst am: 10.03.2005, 17:53    Titel: Antworten mit Zitat

zu 1.) Es gibt keine individuelle Motivation
RdC hat folgendes geschrieben:
Eines der Merkmale des idealisierten Kommunismus ist eine leistungsunabhängige Bezahlung gibt.

Leistungsunabhängige Bezahlung gab und gibt es in vielen Bereichen im Kapitalismus.
RdC hat folgendes geschrieben:
In der Praxis führt das dazu, dass man finanzielle Motivation durch Gewaltandrohung ersetzt. Also z.B. Arbeitslager, Exekutionen etc. so wie sie in praktisch allen realen Kommunismen üblich waren.

In allen staatskapitalistischen Regimen gab es leistungsabhängige Löhne. Also warum gab es dann noch Arbeitslager und den Terrorapparat?

zu 2.) Das Problem der Arbeitszuteilung
RdC hat folgendes geschrieben:
Max widerspricht sich etwas, manchmal behauptet er dass die Anzahl der Bewerber und die Anzahl der freien Stellen in allen Branchen und Berufen zufällig gleich sind

Mit den Augen rollen Pillepalle
RdC hat folgendes geschrieben:
Widersprüchlich dazu sagt er dass unbeliebte Berufe dann halt "von allen" in Rotation gemacht werden müssen.

Das letztere ist nichts anderes als eine nette Umschreibung für Zwangsarbeit.

Pillepalle
Rotation ist eine Umschreibung für Zwangsarbeit? Mit den Augen rollen Rotation ist bei Arbeiten innerhalb eines Bereichs (z.B. Fabrik) sinnvoll, z.B. wenn es um Reinigung oder andere ärgerliche Arbeiten geht. Unbeliebte Berufe sind im Kapitalismus die ekelhaftesten und am schlechtest bezahlten Arbeiten, in die Menschen nur durch Armut gezwungen werden können. Diese Berufe werden nicht automatisiert, obwohl es meist möglich wäre, weil es billiger ist einen Billigstarbeiter zu beschäftigen. Im Sozialismus hätte die Automatisierung Priorität. Dies gilt auch für schwere körperliche Arbeiten. In vielen Bereichen wurde diese bereits durch den Einsatz von schweren Gerät, Robotern etc. überflüssig gemacht, z.B. im Autobau, Schiffsbau und für den Hausbau kann man ähnliche Techniken einführen, die sich zum Teil bereis in der Anwendung befinden.

Die Frage, wie man mit Arbeitsteilung umgeht, ist aber eigentlich durchaus interessant, z.B. braucht es Spezialisten oder kann es in der heutigen Zeit Generalisten geben, die auch Spezialisten überflüssig machen? (ich tendiere dazu, dass es noch Spezialisten braucht).

zu 3.) Das Problem der Machtaufteilung

Lauter Beispiele von jemanden, der sich offensichtlich keine demokratische Gesellschaft vorstellen kann und deshalb meint, dass die Wirtschaft weiter diktatorisch von den Kapitalbesitzern kontrolliert werden müsste. Und im übrigen fordert, dass alle Armen sterilisiert werden und sich nur vorstellen kann, dass jemand arbeitet, wenn es Bestrafungsmechanismen (für die Mehrheit) und Belohnung (für eine winzige "Elite", zu der sich wohl gerne RdC zählen würde) gibt.
RdC hat folgendes geschrieben:
Aber das ergibt ja noch mehr Probleme: Wer darf wo mitstimmen? Wer bestimmt wer wo mitstimmen darf?

Grundsätzlich sollen die entscheiden, die die Entscheidung betrifft. Deshalb soll es Räte (= Versammlung aller!) z.B. für die einzelnen Betriebe und Nachbarschaften geben. Daneben gibt es übergeordnete Räte, in die Abgeordnete z.B. aus den einzelnen Betrieben und Nachbarschaften geschickt werden, in denen über Produktionsziele, grössere Investionen oder sonstige Entscheidungen, die alle betreffen, entschieden wird. Die Abgeordneten haben dabei ein imperatives Mandat. Sie sind also ihren Wählern verpflichtet und können jeder Zeit wieder ersetzt werden.
RdC hat folgendes geschrieben:
In der Praxis führt das zu einer enormen Bürokratie. Auch das konnte man im realen Kommunismus beobachten.

In keinen der staatskapitalistischen Gesellschaften gab es je eine Demokratie (Ausnahme in Russland, wo sie durch den Bürgerkrieg und dann vollständig durch die Konterrevolution Stalins vernichtet wurde). Wie konnte also eine nicht vorhandene Demokratie (z.B. in der DDR) eine enormen Bürokratie verursachen?

zu 4.) Was ist mit Andersdenkenden?

Die werden sich um demokratische Mehrheiten bemühen müssen.
RdC hat folgendes geschrieben:
Darf eine Frisöse am Wochenende für die eigene Tasche arbeiten?

Ja, aber es nützt ihr nichts, da sie bereits ohne zusätzliche Arbeit Zugang zu allen notwendigen hat.
RdC hat folgendes geschrieben:
Darf man selber Dinge produzieren und verkaufen?

Ja, aber es nicht sinnvoll, weil niemand etwas kaufen wird, was sonst frei erhältlich ist. Muss also schon was sehr besonderes sein (z.B. Kunst). Produkte selber produzieren bedeutet aber nicht, dass man andere ausbeuten darf, sondern nur, dass man selber produzieren darf.
RdC hat folgendes geschrieben:
Egal wie klein diese Inseln sind, es reicht eine kleine Handvoll von Leuten, um eine Firma aufzubauen

Und warum sollte in diesen Inseln der Wohlstand höher sein? Diese Leute hätten - wenn sie sich abspalten und damit nicht mehr bereit sind auch für andere zu arbeiten - keinen Zugang zu dem gesellschaftlichen Reichtum. Also keinen Zugang zu Rohstoffen und anderen Mitteln. Sie hätten keine Einnahmemöglichkeiten, weil die notwendigen Güter für den Rest frei zugänglich sind, also keine Notwendigkeit besteht für etwas zu bezahlen.
RdC hat folgendes geschrieben:
Ganz tief drinnen scheinen das viele Kommunisten auch zu wissen, schließlich glauben viele dass der Kommunismus nur weltweit erfolgreich sein kann. Das ist natürlich vor allem eine Ausrede selbst keine Initiative zu ergreifen und z.B. anhand einer Kommune oder eines kommunistisch geführten Betriebs allen zu zeigen dass es doch funktioniert.

Eine kleine Kommune ist nur Verwaltung von Elend, da sie auf einem winzigen Bruchteil der vorhandenen Mittel der Gesellschaft beruhen würde. Eine bessere Gesellschaft kann nicht aufgebaut werden, wenn sie nicht über den vorhandenen Reichtum verfügen kann. Das Problem heute ist doch, dass die Produktionsmittel und ein Grossteil des Reichtums in den Händen einer winzigen Minderheit ist (dieser Reichtum beruht aber nicht auf der Arbeit dieser Minderheit, sondern auf der Arbeit der Arbeiterklasse). Der vorhandene Reichtum muss unter demokratische Kontrolle gebracht werden, um den vorhandenen Überfluss und die vorhandenen Technologien allen zugänglich zu machen. Mit dem vorhandenen Reichtum (der ja nur zu einem Bruchteil investiert wird, der Grossteil des Kapitals in den Industriestaaten ist ebenfalls "arbeitslos") kann in alternative Technologien (z.B. Regenerative, Ersatz der Erdölwirtschaft) und in den Ausbau der Produktion von notwendigen Gütern investiert werden. Der Kapitalfluss von den armen Staaten in die reichen Staaten kann gestoppt werden und die armen Staaten können bei deren Entwicklung unterstützt werden (also keine Entwicklungshilfe, die in Wirklichkeit nur Subventionen für die eigenen Konzerne darstellt).

Im übrigen hätte auch der Kapitalismus keine Chance gehabt, wenn der Staat weiter feudalistisch geblieben wäre und für die Kapitalisten nicht Märkte erobert, sie geschützt und finanziell unterstützt und die Bauern befreit hätte. Es wären nicht ein einmal Arbeitskräfte zum Ausbeuten für die Kapitalisten vorhanden gewesen.

Der Grossteil der Argumentation von RdC beruht wieder auf der Annahme, dass es heute Mangel geben würde und dass Armut dieses Mangels (oder von Gleichverteilung bei starken Bevökerungswachstum wäre). Dabei ist der Kapitalismus die erste Gesellschaftsform, die auf Überfluss und nicht auf Mangel beruht.

Der Grossteil der Argumentation von RdC beruht auf Fatalismus und Zynismus, mit denen er begründet, dass es keine Fortschritt geben könne und deshalb nach dem Ende der Erdölvorräte seiner Meinung nach Milliarden verhungern müssten.

Kurz ein Verfechter und Apologet des status quo.
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Zuletzt bearbeitet von max am 10.03.2005, 19:23, insgesamt einmal bearbeitet
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Beitrag(#272668) Verfasst am: 10.03.2005, 18:47    Titel: Antworten mit Zitat

Ich weiss nicht, wie das im Neosozialismus aussieht, aber der Marxismus in seiner Reinform ist für meinen Geschmack zu sehr auf materiellen Besitz ausgelegt und übersieht dabei, dass es hauptsächlich auf Kommunikationsfreiheit ankommt.

Zur Erklärung:
Selbst, wenn die Produktionsmittel de jure dem Volk gehören, gibt es in den meisten sozialistischen Modellen - wie auch im Realsozialismus - immer "Funktionäre", die die Kommunikationsketten am Arbeitsplatz kontrollieren.
Es ist aber im Wesentlichen egal, ob dem Volk die Produktionsmittel nun de jure gehören oder nicht, wenn es de Fakto nicht frei über die Kommunikationsketten verfügen kann.

Ich weiss, da habe ich etwas bei Wilson gewildert... Verlegen
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max
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Beitrag(#272695) Verfasst am: 10.03.2005, 19:18    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Es ist aber im Wesentlichen egal, ob dem Volk die Produktionsmittel nun de jure gehören oder nicht, wenn es de Fakto nicht frei über die Kommunikationsketten verfügen kann.

Dieses Problem soll doch das imperative Mandat gelöst werden. Warum sollte in einer Rätedemokratie die "Kommunikationsfreiheit" nicht bestehen?

Im übringen sehe ich tatsächlich im materiellen Besitz das grössere Problem, da dieser im Kapitalismus eben auch der Besitz von Medien ist und damit eine Kontrolle dieser ermöglicht (nicht 100%, siehe Internet, es gibt auch Nischen in den öffentlichen Medien, z.B. Radio und TV).
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Beitrag(#272699) Verfasst am: 10.03.2005, 19:24    Titel: Antworten mit Zitat

max hat folgendes geschrieben:
Dieses Problem soll doch das imperative Mandat gelöst werden.


Imperatives Mandat? Was ist das genau? Und wie wird das definiert?

max hat folgendes geschrieben:
Warum sollte in einer Rätedemokratie die "Kommunikationsfreiheit" nicht bestehen?


Keine Ahnung. Mir ist keine langfristig funktionierende Rätedemokratie in der Geschichte bekannt, daher kann ich dazu nichts sagen. Aber du hast Recht, damals im Prager Frühling hat es wohl eine Zeitlang funktioniert, bis die Russen kamen.

max hat folgendes geschrieben:
Im übringen sehe ich tatsächlich im materiellen Besitz das grössere Problem, da dieser im Kapitalismus eben auch der Besitz von Medien ist und damit eine Kontrolle dieser ermöglicht.


Es geht nicht einfach nur um Medien. Medien kann man nicht "besitzen": Jeder kann an jede Hauswand surrealistische Botschaften sprayen wie:
"Dieses Haus besteht aus Steinen, nicht aus Besitzurkunden."
Oder Ähnliches.
Er darf sich nur nicht erwischen lassen.

Du hast natürlich Recht, dass Medien und deren Kontrolle einen riesigen Einfluss spielen. Immerhin definieren sie quasi die Kommunikationsketten in der Bevölkerung (ISS' NUTELLA UND DU WIRST GLÜCKLICH!).

Es geht aber auch um hierarchische Kommunikationsstrukturen insgesamt. Die Tatsache, dass die Kontrolle über die semiotisch-kommunikativen Strukturen bei einer kleinen Gruppe von "Mächtigen" liegt, die noch dazu praktisch nur egozentriert denken können. Das ist im Sozialismus, wie ihn sich manche Leute vorstellen, wie ich befürchte, ganz genauso wie im Kapitalismus, wie ich nach Gesprächen mit manchen Sozialisten und Pseudosozialisten stark befürchte.
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max
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Beitrag(#272708) Verfasst am: 10.03.2005, 19:46    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Imperatives Mandat? Was ist das genau? Und wie wird das definiert?

Ein Abgeordneter ist seinen Wählern verantwortlich und hat deren Mehrheitswillen zu vertreten. Es geht schlicht und einfach um eine Umkehrung der politischen Entscheidungswege: nicht mehr von oben nach unten, sondern von unten nach oben.
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Es geht nicht einfach nur um Medien. Medien kann man nicht "besitzen": Jeder kann an jede Hauswand surrealistische Botschaften sprayen wie:
"Dieses Haus besteht aus Steinen, nicht aus Besitzurkunden."
Oder Ähnliches.
Er darf sich nur nicht erwischen lassen.

Sicher bestehen Möglichkeiten sich zu äussern und diese Meinung zu verbreiten. Aber um so mehr Besitz, um so mehr Möglichkeiten gibt es dazu. Dein Beispiel bezieht sich ja schon auf eine illegale Handlung, weil der Sprayer den Privatbesitz des Hausbesitzern verletzt. Also ein weiterer Hinweis auf die Einschränkung. Aber in dieser Frage besteht wohl keine Differenz.

Deshalb noch mal meine Frage: warum meinst du, dass im Sozialismus die Kommunikationsfreiheit eingeschränkt würde oder worauf beruht deine Befürchtung, die aus "Gesprächen mit mit manchen Sozialisten und Pseudosozialisten" stammen? Natürlich kann ich auch nicht auf ein langfristig funktionierendes Vorbild verweisen, da die existierenden Rätedemokratie bisher nach kurzer Zeit von Konterrevolutionen gewaltsam zerstört wurden (und mich interessiert mehr die Frage, warum dies möglich war).
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Tarvoc
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Beiträge: 44650

Beitrag(#272744) Verfasst am: 10.03.2005, 20:41    Titel: Antworten mit Zitat

max hat folgendes geschrieben:
Worauf beruht deine Befürchtung, die aus "Gesprächen mit mit manchen Sozialisten und Pseudosozialisten" stammen.


Um dir 'mal ein greifbares Beispiel zu geben.

Und noch eins.

Und noch eins.

(In chronologischer Ordnung)

Ach ja:

Kennst du auch die Homepage von dem Typ?
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RdC
Zyniker



Anmeldungsdatum: 25.11.2004
Beiträge: 740

Beitrag(#272831) Verfasst am: 10.03.2005, 23:20    Titel: Antworten mit Zitat

max hat folgendes geschrieben:
zu 1.) Es gibt keine individuelle Motivation
RdC hat folgendes geschrieben:
Eines der Merkmale des idealisierten Kommunismus ist eine leistungsunabhängige Bezahlung gibt.

Leistungsunabhängige Bezahlung gab und gibt es in vielen Bereichen im Kapitalismus.


Zeige mir einen Beruf bei dem es:

- Keine Einstellungsgespräche gibt, jeder darf kommen wenn er will
- Keine Probezeit gibt
- Keine Entlassungen gibt
- Keine Aufstiegsmöglichkeiten/Gehaltserhöhungen/Boni bei guter Leistung gibt

Zitat:

RdC hat folgendes geschrieben:
In der Praxis führt das dazu, dass man finanzielle Motivation durch Gewaltandrohung ersetzt. Also z.B. Arbeitslager, Exekutionen etc. so wie sie in praktisch allen realen Kommunismen üblich waren.

In allen staatskapitalistischen Regimen gab es leistungsabhängige Löhne. Also warum gab es dann noch Arbeitslager und den Terrorapparat?


Erstens weil man sich für das Geld kaum etwas kaufen konnte und es somit praktisch wertlos war (Effektiv musste man vor den Geschäften schlangestehen um überhaupt etwas zu bekommen: Man hat effektiv Zeit geopfert) und zweitens weil aufstiegsmöglichkeiten nur sekundär von der Leistung abhingen und primär von der Parteitreue.

Zitat:
zu 2.) Das Problem der Arbeitszuteilung
RdC hat folgendes geschrieben:
Max widerspricht sich etwas, manchmal behauptet er dass die Anzahl der Bewerber und die Anzahl der freien Stellen in allen Branchen und Berufen zufällig gleich sind

Mit den Augen rollen Pillepalle


Ich habe ein konkretes Beispiel genannt: Für eine Schauspielrolle gibt es 200 Bewerber aber nur eine 1 Stelle (Bei Fußballprofis, Piloten und Rockstars wird das Verhältnis ähnlich sein).

Wer bestimmt wer die Rolle bekommt?

Ist Mit den Augen rollen Pillepalle alles was dir dazu einfällt? Traurig.

Zitat:
RdC hat folgendes geschrieben:
Widersprüchlich dazu sagt er dass unbeliebte Berufe dann halt "von allen" in Rotation gemacht werden müssen.

Das letztere ist nichts anderes als eine nette Umschreibung für Zwangsarbeit.

Pillepalle
Rotation ist eine Umschreibung für Zwangsarbeit? Mit den Augen rollen Rotation ist bei Arbeiten innerhalb eines Bereichs (z.B. Fabrik) sinnvoll, z.B. wenn es um Reinigung oder andere ärgerliche Arbeiten geht.
Unbeliebte Berufe sind im Kapitalismus die ekelhaftesten und am schlechtest bezahlten Arbeiten, in die Menschen nur durch Armut gezwungen werden können. Diese Berufe werden nicht automatisiert, obwohl es meist möglich wäre, weil es billiger ist einen Billigstarbeiter zu beschäftigen. Im Sozialismus hätte die Automatisierung Priorität. Dies gilt auch für schwere körperliche Arbeiten.


Jaja, der böse Kapitalismus...

Neuigkeiten: Selbst wenn du alles automatisierst, brauchst du Menschen, die das System warten und in Gang halten. Z.B. ist das Abwassersystem weitestgehend automatisiert und trotzdem braucht man Kanalräumer.

Es ist wieder typisch: Anstatt auf das Problem eine Lösung anzubieten, steckst du einfach den Kopf in den Sand und behauptest dass durch Automatisierung das Problem von alleine weggeht.

Zitat:

RdC hat folgendes geschrieben:
Aber das ergibt ja noch mehr Probleme: Wer darf wo mitstimmen? Wer bestimmt wer wo mitstimmen darf?

Grundsätzlich sollen die entscheiden, die die Entscheidung betrifft.


Schon wieder ignorierst du die Frage.

Die Frage ist: Wer darf mitbestimmen?

Wenn du als Antwort "alle, die die Entscheidung betrifft" gibst, so wird die Frage nur umformuliert aber nicht beantwortet:

Wer entscheidet/bestimmt wem eine Entscheidung betrifft?

Zitat:
Deshalb soll es Räte (= Versammlung aller!) z.B. für die einzelnen Betriebe und Nachbarschaften geben. Daneben gibt es übergeordnete Räte, in die Abgeordnete z.B. aus den einzelnen Betrieben und Nachbarschaften geschickt werden, in denen über Produktionsziele, grössere Investionen oder sonstige Entscheidungen, die alle betreffen, entschieden wird. Die Abgeordneten haben dabei ein imperatives Mandat. Sie sind also ihren Wählern verpflichtet und können jeder Zeit wieder ersetzt werden.


Na endlich wenigstens ein bißchen etwas konkretes...

Zitat:

RdC hat folgendes geschrieben:
In der Praxis führt das zu einer enormen Bürokratie. Auch das konnte man im realen Kommunismus beobachten.

In keinen der staatskapitalistischen Gesellschaften gab es je eine Demokratie (Ausnahme in Russland, wo sie durch den Bürgerkrieg und dann vollständig durch die Konterrevolution Stalins vernichtet wurde). Wie konnte also eine nicht vorhandene Demokratie (z.B. in der DDR) eine enormen Bürokratie verursachen?


Nicht die Demokratie verursacht Bürokratie, nein.

Wenn der Staat sich in jedes kleinstes Detail im Leben einmischt und sich "um alles kümmert" so entsteht eine Bürokratie, völlig egal ob der Staat demokratisch ist oder nicht.

Die Bürokratie entsteht dadurch dass ja Entscheidungen wie wer Fußballer und wer Kanalräumer wird, welcher Betrieb was und wieviel davon produzieren soll, irgendwie getroffen werden müssen.

Es ist übrigens kein Zufall dass der wahrscheinlich demokratischte Staat der Welt, nämlich die Schweiz die kapitalistischen Werte extrem hochhält.

Zitat:

RdC hat folgendes geschrieben:
Darf eine Frisöse am Wochenende für die eigene Tasche arbeiten?

Ja, aber es nützt ihr nichts, da sie bereits ohne zusätzliche Arbeit Zugang zu allen notwendigen hat.


Tja, was ist notwendig? Vielleicht will sie etwas mehr erreichen als gerade mal das notwendigste?

Zitat:

RdC hat folgendes geschrieben:
Egal wie klein diese Inseln sind, es reicht eine kleine Handvoll von Leuten, um eine Firma aufzubauen

Und warum sollte in diesen Inseln der Wohlstand höher sein? Diese Leute hätten - wenn sie sich abspalten und damit nicht mehr bereit sind auch für andere zu arbeiten - keinen Zugang zu dem gesellschaftlichen Reichtum. Also keinen Zugang zu Rohstoffen und anderen Mitteln. Sie hätten keine Einnahmemöglichkeiten, weil die notwendigen Güter für den Rest frei zugänglich sind, also keine Notwendigkeit besteht für etwas zu bezahlen.


Der Wohlstand ist deswegen höher weil Kreativität, Eigenverantwortung und Leistung gefördert werden und somit mehr und in höherer Qualität produziert wird.

Diese Güter können gegen andere Güter (z.B. Rohstoffe) eingetauscht werden. - Natürlich nur wenn Handel erlaubt ist.

Zitat:

RdC hat folgendes geschrieben:
Ganz tief drinnen scheinen das viele Kommunisten auch zu wissen, schließlich glauben viele dass der Kommunismus nur weltweit erfolgreich sein kann. Das ist natürlich vor allem eine Ausrede selbst keine Initiative zu ergreifen und z.B. anhand einer Kommune oder eines kommunistisch geführten Betriebs allen zu zeigen dass es doch funktioniert.

Eine kleine Kommune ist nur Verwaltung von Elend, da sie auf einem winzigen Bruchteil der vorhandenen Mittel der Gesellschaft beruhen würde.


Das ist komplett unlogisch.

Du behauptest, dass in einen kommunistisch geführten Betrieb die Arbeiter besser motiviert sind und daher höhere Qualität und Quantität erzeugen, richtig?

Also sollte das stimmen, so würde ein kommunistischer Betrieb alle anderen im freien Wettbewerb ausstechen und früher oder später müßten alle Betriebe kommunistisch werden oder zusperren, schließlich würde der kommunistische Betrieb mit geringeren Mitteln mehr und bessere Produkte herstellen.

Genau das ist eines der Grundprinzipien: Gute Ideen setzen sich durch, schlechte nicht.

Zitat:
Eine bessere Gesellschaft kann nicht aufgebaut werden, wenn sie nicht über den vorhandenen Reichtum verfügen kann.


Oder anders ausgedrückt der Kommunismus eignet sich nur zur Verschleuderung und Vergeudung von existierenden Reichtum, aber nicht zur Schaffung von Reichtum.

Ja, dem kann ich zustimmen.

Zitat:

Der Grossteil der Argumentation von RdC beruht wieder auf der Annahme, dass es heute Mangel geben würde und dass Armut dieses Mangels (oder von Gleichverteilung bei starken Bevökerungswachstum wäre). Dabei ist der Kapitalismus die erste Gesellschaftsform, die auf Überfluss und nicht auf Mangel beruht.


Der Kapitalismus soll auf Überfluß "beruhen"?

Den Kapitalismus hat es schon lange vor dem Überfluß gegeben und es wird ihn auch noch nach dem Überfluß geben.

Der Kapitalismus beruht in erster Linie auf Freiheit, vor allem auf freien Handel bzw. freien Markt, der für alle offen ist.

Zitat:
Der Grossteil der Argumentation von RdC beruht auf Fatalismus und Zynismus, mit denen er begründet, dass es keine Fortschritt geben könne und deshalb nach dem Ende der Erdölvorräte seiner Meinung nach Milliarden verhungern müssten.

Kurz ein Verfechter und Apologet des status quo.


Wie der Status quo mit dem Ende der Erdölvorräte zusammenhängt mußt du mir erst mal erklären.
Das Ende der Erdölvorräte ist auch das Ende des Status quo.
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Beitrag(#272838) Verfasst am: 10.03.2005, 23:35    Titel: Antworten mit Zitat





Mr. Green
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#272846) Verfasst am: 10.03.2005, 23:47    Titel: Antworten mit Zitat

RdC hat folgendes geschrieben:
max hat folgendes geschrieben:
zu 1.) Es gibt keine individuelle Motivation
RdC hat folgendes geschrieben:
Eines der Merkmale des idealisierten Kommunismus ist eine leistungsunabhängige Bezahlung gibt.

Leistungsunabhängige Bezahlung gab und gibt es in vielen Bereichen im Kapitalismus.


Zeige mir einen Beruf bei dem es:

- Keine Einstellungsgespräche gibt, jeder darf kommen wenn er will
- Keine Probezeit gibt
- Keine Entlassungen gibt
- Keine Aufstiegsmöglichkeiten/Gehaltserhöhungen/Boni bei guter Leistung gibt


Schon mal was von "Zeitarbeit" gehört? Böse
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44650

Beitrag(#272855) Verfasst am: 10.03.2005, 23:58    Titel: Antworten mit Zitat

RdC hat folgendes geschrieben:
Zeige mir einen Beruf bei dem es:

- Keine Einstellungsgespräche gibt, jeder darf kommen wenn er will
- Keine Probezeit gibt
- Keine Entlassungen gibt


- Großkapitalist. Cool
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Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#272861) Verfasst am: 11.03.2005, 00:11    Titel: Antworten mit Zitat

RdC hat folgendes geschrieben:
max hat folgendes geschrieben:
zu 1.) Es gibt keine individuelle Motivation
RdC hat folgendes geschrieben:
Eines der Merkmale des idealisierten Kommunismus ist eine leistungsunabhängige Bezahlung gibt.

Leistungsunabhängige Bezahlung gab und gibt es in vielen Bereichen im Kapitalismus.


Zeige mir einen Beruf bei dem es:

- Keine Einstellungsgespräche gibt, jeder darf kommen wenn er will
- Keine Probezeit gibt
- Keine Entlassungen gibt
- Keine Aufstiegsmöglichkeiten/Gehaltserhöhungen/Boni bei guter Leistung gibt


Und Hausmann/Hausfrau, nicht zu vergessen. Natürlich gibt es da durchaus auch Entlassungen (die gibt aber im Kommunismus auch), wenn jemand völlig neben der Spur liegt (wenn Kinder mit im Spiel sind). Ohne diesen Berufszweig, in dem wohl immer noch relativ die meisten Leute tätig sind, würde kein Gesellschaftsystem funktionieren, weder Kapitalismus noch Kommunismus.

(In der Theorie gibt es ein System wo das funzen würde - den sogenannten "Athenismus"- ich verweise da auf einschlägige Beiträge eines Forumsusers hier -aber ich glaub nicht, das man darüber ernsthaft sikutieren braucht. Falls doch, ich bin für Vorschläge offen noseman)
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scilla
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Beitrag(#272880) Verfasst am: 11.03.2005, 04:56    Titel: Antworten mit Zitat

biologisch gesehen
tauscht der Mensch
und erzielt dadurch Mehrwert
(weil allen Seiten nach dem Tausch geholfen ist)

wenn der Tausch in einem anonymen Markt stattfindet,
geht es in die Hose
(entweder irrationale Kursschwankungen wie bei Aktien
oder einseitige Geschäfte zu Lasten der Armen)

wenn die private Tauschinitiative vom Staat behindert wird,
geht es ebenfalls in die Hose
(entweder Schwarzmarkt
oder Staat verliert Anschluß an technischen Fortschritt)

geographisch gesehen
gibt es eine Scholle,
die nachhaltig bewirtschaftet werden muss,
sonst droht den Enkeln Not

im Vergleich Kapitalismus zu Kommunismus
war der Kapitalismus bisher der größere Umweltzerstörer

das gilt sowohl für die natürliche als auch für die kulturelle Umwelt
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Hannibal
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Beitrag(#272894) Verfasst am: 11.03.2005, 08:50    Titel: Antworten mit Zitat

max hat folgendes geschrieben:
zu 1.) Es gibt keine individuelle Motivation


Wenn dieser Satz ernst gemeint war, dann muss ich dich darauf hinweisen, dass dich die Praxis bitter belehren würde, wenn du in der Politik entscheidend mitzurenden hättest.

max hat folgendes geschrieben:

Leistungsunabhängige Bezahlung gab und gibt es in vielen Bereichen im Kapitalismus.


Du vergisst, dass diese meistens mit dem Prinzip der Eigenverantwortung verbunden sind. Wer also besser arbeitet, kann leichter aufsteigen. Wer schlechte Arbeit leistet, wird gefeuert.

Im Kommunismus ("Staatskapitalismus") konnte ein Arbeiter dagegen eine Menge Mist in seinem Beruf bauen, ohne, dass er ernsthaft befürchten musste, dass er hinausfliegt. Und selbst wenn es der Fall dann doch ist, hat er gleich einen neuen Job.

Ein solcher Systemmissbrauch ist ansteckend und besonders in Wirtschaften, wo das Kollektiv im Mittelpunkt steht.

max hat folgendes geschrieben:

RdC hat folgendes geschrieben:
In der Praxis führt das dazu, dass man finanzielle Motivation durch Gewaltandrohung ersetzt. Also z.B. Arbeitslager, Exekutionen etc. so wie sie in praktisch allen realen Kommunismen üblich waren.

In allen staatskapitalistischen Regimen gab es leistungsabhängige Löhne. Also warum gab es dann noch Arbeitslager und den Terrorapparat?


Terror wurde im Kommunismus gegen (manchmal auch nur verdächtigte) politische Gegner angewendet, jedoch kaum gegen Menschen, die wenig Arbeit geleistet haben, da sie das System nicht unmittelbar bedrohten.

Leistungsabhängige Löhne gab es nicht in allen diesen Staaten. In Nordkorea wurden sie beispielsweise erst 2002 (zumindest in der Landwirtschaft) eingeführt.

Und selbst in Staaten, wo es sie gab, konnten sie in vielen Bereichen nicht praktiziert werden und boten auch dort wo sie ihren Einsatz fanden keinen Ersatz für Prinzip der Eigenverantwortung des freien Marktes. Auch muss man die Tatsache berücksichtigen, dass selbst ein solcher erhöhter Lohn noch keine Garantie dafür bot, dass man bei den Warteschlangen in den Kaufhäusern leichter an Waren kam.

Somit hatten man in der DDR meistens einen Überschuss an Geld, konnte sich damit aber nur schwer gute Waren kaufen. Somit enstand auch ein Druck auf den Markt, der nicht mehr ausreichend Waren bereitstellen konnte, da diese oftmals zu lächerlich geringen Preisen schnell wieder vom Regal verschwanden.

Statt dessen bildete sich ein Schwarzmarkt, wo man an viel mehr Geld und gute Waren kam, als durch mehr Anstrengung in einem Volkseigenem Betrieb.

max hat folgendes geschrieben:

zu 2.) Das Problem der Arbeitszuteilung
RdC hat folgendes geschrieben:
Max widerspricht sich etwas, manchmal behauptet er dass die Anzahl der Bewerber und die Anzahl der freien Stellen in allen Branchen und Berufen zufällig gleich sind

Mit den Augen rollen Pillepalle
RdC hat folgendes geschrieben:
Widersprüchlich dazu sagt er dass unbeliebte Berufe dann halt "von allen" in Rotation gemacht werden müssen.

Das letztere ist nichts anderes als eine nette Umschreibung für Zwangsarbeit.

Pillepalle
Rotation ist eine Umschreibung für Zwangsarbeit? Mit den Augen rollen Rotation ist bei Arbeiten innerhalb eines Bereichs (z.B. Fabrik) sinnvoll, z.B. wenn es um Reinigung oder andere ärgerliche Arbeiten geht. Unbeliebte Berufe sind im Kapitalismus die ekelhaftesten und am schlechtest bezahlten Arbeiten, in die Menschen nur durch Armut gezwungen werden können. Diese Berufe werden nicht automatisiert, obwohl es meist möglich wäre, weil es billiger ist einen Billigstarbeiter zu beschäftigen. Im Sozialismus hätte die Automatisierung Priorität. Dies gilt auch für schwere körperliche Arbeiten. In vielen Bereichen wurde diese bereits durch den Einsatz von schweren Gerät, Robotern etc. überflüssig gemacht, z.B. im Autobau, Schiffsbau und für den Hausbau kann man ähnliche Techniken einführen, die sich zum Teil bereis in der Anwendung befinden.


Rotation widerspricht dem Prinzip der Arbeitsteilung und ist daher unproduktiv, egal ob es sich hierbei um Zwangsarbeit handelt, oder nicht.

Aber amsonsten muss ich Max sogar weitgehend Recht geben. Eine zu starke Verbilligung der Arbeitskraft sorgt dafür, dass der technische Fortschritt in der entsprechenden Branche, oder in manchen Fällen sogar permanent gebremst wird (so wie es in Zeiten der Sklaverei der Fall war!).

Auf der anderen Seite ist eine hierarchiestisch gestaffelte Qualität der Berufe in dem Punkt sinnvoll, dass sie zu mehr Eigenverantwortung und Aufsteigsbestreben motiviert.

Man muss also eine Zwischenlösung finden. Es ist aber nicht zu leugnen, dass es sich um eine große Verschwendung handelt, dass auf Grund von billiger Arbeitskraft die Mechanisierung ausbleibt. Das bremst permanent den Fortschritt. Aber dem kann man auch im Rahmen des Kapitalismus entgegentretten, nur leider ist es in der jetzigen Situation sehr schwer, weil dem Staat durch die Schulden erheblich die Hände gebunden sind und weil man es versäumt, das immer uneingeschränktere Treiben der Konzerne durch internationale Regeln in gewisse gesetzliche Bahnen zu lenken.

max hat folgendes geschrieben:

Die Frage, wie man mit Arbeitsteilung umgeht, ist aber eigentlich durchaus interessant, z.B. braucht es Spezialisten oder kann es in der heutigen Zeit Generalisten geben, die auch Spezialisten überflüssig machen? (ich tendiere dazu, dass es noch Spezialisten braucht).


Spezialisten sind von enormer Wichtigkeit und diese werden immer notwendig sein. Leider sind Spezialisten mangelhaft vorhanden, was mit dem veralteten Bildungssystem zu tun hat.

max hat folgendes geschrieben:

zu 3.) Das Problem der Machtaufteilung

RdC hat folgendes geschrieben:
Aber das ergibt ja noch mehr Probleme: Wer darf wo mitstimmen? Wer bestimmt wer wo mitstimmen darf?

Grundsätzlich sollen die entscheiden, die die Entscheidung betrifft. Deshalb soll es Räte (= Versammlung aller!) z.B. für die einzelnen Betriebe und Nachbarschaften geben. Daneben gibt es übergeordnete Räte, in die Abgeordnete z.B. aus den einzelnen Betrieben und Nachbarschaften geschickt werden, in denen über Produktionsziele, grössere Investionen oder sonstige Entscheidungen, die alle betreffen, entschieden wird. Die Abgeordneten haben dabei ein imperatives Mandat. Sie sind also ihren Wählern verpflichtet und können jeder Zeit wieder ersetzt werden.
RdC hat folgendes geschrieben:
In der Praxis führt das zu einer enormen Bürokratie. Auch das konnte man im realen Kommunismus beobachten.

In keinen der staatskapitalistischen Gesellschaften gab es je eine Demokratie (Ausnahme in Russland, wo sie durch den Bürgerkrieg und dann vollständig durch die Konterrevolution Stalins vernichtet wurde). Wie konnte also eine nicht vorhandene Demokratie (z.B. in der DDR) eine enormen Bürokratie verursachen?


Die russische Räterepublik war bis 1921 teilweise eine Anarchie!

Erst ungefähr ab Anfang 1922 gab es einen voll funktionsfähigen, zentralen Staat.

Das Rätesystem war dezentralisiert und daher sehr leicht zu missbrauchen. Besonders im Bereich der Machterlangung der Soldatenräte sorgte dieses System für einen Zusammenbruch des Militärs und teilweise für den Zusammenbruch der Gesetzmässigkeit, weil die Soldaten weitgehend ohne zentraler Kontrolle fast alles machen konnten und auch nicht davor zurückschreckten, die russische Zivilbevölkerung zu plündern.

Bis 1921 benutzten auch die Bolschewiken diese Praxis, sandten Soldaten durchs Land, die den Bauern willkürlich Getreide beschlagnahmten, also de facto raubten.

Bis 1921 war die Sowjetunion keine moderne Diktatur, sondern ein halbfeudaler Staat, wie unter dem Zaren. Erst der Anfang des Jahres 1922 markiert aus athenistischer Sicht den Beginn des Systems der modernen Diktatur in der Sowjetunion. Ein willkürlicher Getreideraub widerspricht den Prinzipen einer jeden modernen Diktatur. Das tut auch beispielsweise ein Ständestaat (wie unter Dollfuß).

max hat folgendes geschrieben:

zu 4.) Was ist mit Andersdenkenden?

Die werden sich um demokratische Mehrheiten bemühen müssen.


Hierzu habe ich interessante Thesen aus meiner Lieblingsseite:

mehr-freiheit.de hat folgendes geschrieben:

Entscheidungen können auf zweierlei Weise getroffen werden.

  • Individualentscheidungen: der einzelne Bürger entscheidet die ihn betreffenden Angelegenheiten selbst.
  • Kollektiventscheidungen: der Beschluß der Mehrheit gilt für alle Mitglieder des Kollektivs.

Ein Problem von Kollektiventscheidungen, sofern sie nicht einstimmig sind, liegt darin, daß bei ihnen die überstimmte Minderheit mit einem Resultat leben muß, das ihrer Überzeugung nach ungerecht ist. Diese Form der Entscheidungsfindung produziert Gewinner und Verlierer, eine siegreiche Mehrheit und eine besiegte Minderheit. Deshalb, so Gerard Radnitzky, "... sind nicht einstimmige Kollektiventscheidungen moralisch fragwürdig."

Das ist ein Grund, warum Liberale danach streben, den Bereich der Kollektiventscheidungen, das heißt die Politik, möglichst klein zu halten. Gerard Radnitzky stellt fest: "Je mehr die Domäne der Kollektiventscheidungen wächst, desto mehr schrumpft die Domäne der Individualentscheidungen und damit die Freiheit."

Daraus folgt der liberale Grundsatz, so viele Individualentscheidungen wie möglich zu haben und den Bereich der Kollektiventscheidungen auf das absolut Notwendige zu beschränken. Selbstbestimmung ist besser als Mitbestimmung.

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Beitrag(#272897) Verfasst am: 11.03.2005, 09:10    Titel: Antworten mit Zitat

Im Threadthema steckt bereits eine Aussage, die prinzipiell falsch ist. Dafuer, dass die Idee des Kommunismus versagt haben soll, haelt sie sich seit ihrer Entstehung recht hartnaeckig und ist zudem trotz aergster stetiger antikommunistischer Anfeindung weltweit ausgepraegt. Wenn das Thema jedoch eine Prognose sein soll, ist sie nicht mehr wert als ein Delphischer Orakelspruch, da sie nicht verifizierbar ist.

Zu 1: Es gibt keine individuelle Motivation
Geld ist weder der einzige, noch der bedeutendste Faktor fuer die Motivation eines Menschen. Fuer jemanden der im Kapitalismus aufgewachsen ist, mag sich dies eventuell anders darstellen, da Geld fuer ihn zwangslaeufig der Faktor ist, nachdem er gesellschaftlich bewertet wird. Im Kommunismus sind Statussymbole ebenso bedeutungslos wie im Kapitalismus, nur bedarf es bei vielen Menschen manchmal einiger Schluesselerlebnisse bevor es ihnen klar wird. Wozu braucht man Besitz? Wozu braucht man das Tauschmittel Geld? Wozu brauchen wir Privatbesitz an ein paar hundert Quadratmetern unserer Planetenoberflaeche? Sicherlich ist dies eine altruistische Betrachtungsweise, aber wenn man sich diese Fragen ehrlich beantwortet hat, kommt man den Gruenden naeher, warum eine kommunistische Gesellschaft die Alternative fuer einen zivilisatorischen Fortschritt der Menschheit sein kann.

Zu 2: Das Problem der Arbeitszuteilung
Ich sehe da kein Problem. Als Devise sollte gelten: 'Jeder nach seinen Faehigkeiten, gekoppelt an die Einsicht in die Notwendigkeit'. Letztere ist variabel und Faehigkeiten kann man sich aneignen. Wenn man darueber nachdenkt, sollte man gleichzeitig aber nicht ausser acht lassen, dass diesbzgl. Entscheidungen keine negativen existenziellen Folgen fuer den jeweiligen Menschen bedeuten. Jeder sollte sein Potential einbringen koennen. Eine kapitalistische Gesellschaft hat nichts dementsprechendes zu bieten, weil nur das ausbeutbare Potential eines Menschen bewertet wird.
Du, RdC, versuchst Probleme zu kreieren, wo keine sind. Bietet der Kapitalismus etwa der Mehrheit der Menschen die Moeglichkeit, der Arbeit bzw. dem Beruf nachzugehen, der der Wunschvorstellung und den Ambitionen jedes Einzelnen entspricht..? Wohl kaum. Tatsaechlich sind Massenarbeitslosigkeit, Armut, Obdachlosigkeit, Hunger, Elend, Kriege trotz materiellem Ueberfluss permanente Merkmale des Kapitalismus. Die Frage nach medizinischer Versorgung und freiem Zugang zu Bildung stelle ich lieber gar nicht erst.
In der Verfassung der DDR waren das Recht auf Arbeit, auf Wohnung und auf Bildung festgeschrieben.


Zu 3: Das Problem der Machtaufteilung
Im Wahlsystem der DDR war die Rechenschaftspflicht der Abgeordneten gegenueber ihren Waehlern verankert. Warum gibt es derartiges nicht im Wahlsystem der BRD? Das Prinzip sollte unbedingt zur Anwendung kommen.

Manager, die zu verantworten haben, dass 50000 Arbeiter ihren Job verlieren und auf die Strasse fliegen, kriegen gigantische Abfindungen und schnell einen neuen Job im Management einer anderen Firma. Das ist Irrsinn. Nicht Fachleute haben in der Wirtschaft das sagen, sondern Kaufleute. Nur Renditen zaehlen – das ist inakzeptabel, da gesellschaftsfeindlich.


Planwirtschaft kann funktionieren, denn Bedarf laesst sich ermitteln. Es gibt nirgends einen Bedarf an 70 Sorten Zahnbuersten und 200 Sorten Klopapier...

Zu 4: Was ist mit Andersdenkenden?
Ja, was ist mit Andersdenkenden? Was denken sie denn? Wie steht es um Kommunisten im Kapitalismus? Was ist Antikommunismus und warum gibt es ihn?

Welche Freiheitsbeschraenkungen befuerchtest Du in der klassenlosen, ausbeutungsfreien Gesellschaft?

RdC hat folgendes geschrieben:
Auch das ist typisch für den realen Kommunismus: Ein riesiger Polizeiapparat, der dafür sorgt, dass es keine "kapitalistischen Umtriebe" gibt, dass niemand ins "kapitalistische Ausland" flüchtet und dass niemand mit bösen, kapitalistischen Gedanken konfrontiert wird ("West-Fernsehen").

Du kannst nicht sagen, was fuer den realen Kommunismus typisch ist, da es ihn bisher noch nicht gegeben hat. Die bisherigen Versuche sollten sozialistische Systeme werden, die in ferner Zukunft den Kommunismus ermoeglichen sollten. Kommunismus und Kapitalismus koennen nicht nebeneinander existieren.
Ganz offensichtlich leierst Du nur antikommunistische Parolen herunter und kannst mit dem Begriff Kommunismus ueberhaupt nichts anfangen. Mit der marxistisch-leninistischen Weltanschauung bist Du nicht einmal ansatzweise vertraut, sonst wuerdest Du die Sozialismusversuche des Ostblocks nicht als realen Kommunismus bezeichnen.
Der Kapitalismus ist eine ueberkommene, faulende Gesellschaftsform, die auf den Muellplatz der Geschichte gehoert, denn sie hat der Mehrheit der Menschen nichts als Elend zu bieten. Wer den MIK fuer den Motor der Entwicklung bzw. des wissenschaftlich-technischen Fortschritts haelt, hat einfach noch nicht begriffen, was zivilisatorischer Fortschritt ist.
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Hannibal
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Beitrag(#272902) Verfasst am: 11.03.2005, 09:21    Titel: Antworten mit Zitat

scilla hat folgendes geschrieben:

im Vergleich Kapitalismus zu Kommunismus
war der Kapitalismus bisher der größere Umweltzerstörer

das gilt sowohl für die natürliche als auch für die kulturelle Umwelt


Das stimmt nur bedingt.

Der bisher praktizierte Kommunismus hat im Verhältniss zur Wirtschaftskraft die Umwelt wesentlich mehr belastet, als der Kapitalismus und zwar sowohl die kulturelle als auch die natürliche.

Dass die Kultur durch den Kommunismus geändert wurde interpretiere ich persönlich sogar als eine positive Entsicklung, denn "Kultur" bedeutete vor der Einführung eines sozialistschen Regimes häufig ultrapatriarchische Sachen, wie Zwangsehe, Frauenhandel, schwerwiegende Beschneidungspraktiken, religiöser Wahn, Blutrache und dergleichen.

Der Kommunismus hat bei der Beseitigung derartiger Praktiken mit löblicher Effecktivität vorangetrieben, so meines Wissen nach auch in China, in der Mongolei und bis zu seinem Zusammenbruch auch in Albanien, wo vor diesem Regime noch derart brutale Traditionen vorherrschten...

Die Umweltverschmutzung, dh. Zerstörung der natürlichen Umwelt dagegen war in diesen Systemen katastrophal. So ist beispielsweise der halbausgetrocknete Aralsee in größter Gefahr. Der Boden ist in vielen Teilen der ehemaligen Sowjetunion völlig versaltzt und damit weithin unfruchtbar. Die Flüsse sind in einem katastrophalen Zustand. In einem Artikel las ich, dass in der Wolga 70% der Wasserlebewesen sehr hohe Maße an Quecksilber und 100% Pestizide enthalten. In manchen Gewässern ist sogar jedes Leben ausgelöscht worden. In Sibierien sind gewaltige Waldflächen heute ein verkarsteter, kahler und fast lebloser Boden. Die Tschernobylkatastrophe hat die Umwelt in weiterer Umgebung enorm geschädigt.

Auch in den anderen Ostblockstaaten und in China lässt sich ähnliches berichten, wo riesige Monokulturen den Boden oftmals überbeanspruchten und gleichzeitig so verschwenderisch betrieben wurden, dass der Flächenertrag totz dieser großen Umweltbelastung weit niedriger war als in den kapitalistischen Staaten. Viele Industriebetriebe haben gar keine Umweltschutzeinrichtungen, keine Filter, keine Kläranlagen, keine Mühlwiederverwertung gehabt. Kraftwerke wurden zudem oftmals durch die zwar billige und reichlich vorhandene, aber enorm umweltbelastende Braunkohle betrieben. In vielen Betrieben waren elementare Sicherheits und Gesundheitsschutzeinrichtungen nicht vorhanden, so dass in vielen solchen die Mitarbeiter und sogar in der Umgebung wohnenden Menschen dauerhaft geschädigt wurden.

Die Tschenobylkatastrophe war übrigens kein Zufall und auch kein unvermeidlicher Nebeneffeckt eines jeden Atomkraftwerkes, sondern vor allem technischer Natur. Die RBMK-Kraftwerke, die ausschließlich auf dem Gebiet der UDSSR gebaut wurden sind die gefährlichsten Atomkraftwerke der Welt und haben selbst bei normalem Betrieb eine unverhältnissmässig hohe Strahlenbelastung.

Überzeuge dich selbst: http://www.reyl.de/tschernobyl/

Diese Seite widerlegt übrigens auch die so oft darmatisierte Gefährlichkeit des Temelinkraftwerks. zwinkern Temelin ist einer der sichersten Kraftwerke in Osteuropa!
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annox
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Beitrag(#272905) Verfasst am: 11.03.2005, 09:29    Titel: Antworten mit Zitat

Kossuth hat folgendes geschrieben:
Im Kommunismus ("Staatskapitalismus") konnte ein Arbeiter dagegen eine Menge Mist in seinem Beruf bauen, ohne, dass er ernsthaft befürchten musste, dass er hinausfliegt. Und selbst wenn es der Fall dann doch ist, hat er gleich einen neuen Job.

Das gilt gleichermassen fuer den Kapitalismus und im Topmanagment ist das sogar Programm. Und, zum elfunzwoelfigsten Male: Staatskapitalismus ist nicht Kommunismus. Es gehoert zu den erfolgreichsten Ergebnissen antikommunistischer Propaganda, dass gelang, genau diesen Irrtum, dass in den Ostblockstaaten Kommunismus existiert haette, in die Koepfe zu zementieren. Das war die beste Dikreditierung des Kommunismus ueberhaupt. Naja, so ist das mit einfachen Wahrheiten...

Zitat:
Ein solcher Systemmissbrauch ist ansteckend und besonders in Wirtschaften, wo das Kollektiv im Mittelpunkt steht.

Managmentcliquen. zwinkern


Zitat:
Rotation widerspricht dem Prinzip der Arbeitsteilung und ist daher unproduktiv, egal ob es sich hierbei um Zwangsarbeit handelt, oder nicht.

Falsch. Arbeitsteilung ist nur dann effizient, wenn Taetigkeiten spezifische Kenntnisse und/oder Faehigkeiten voraussetzen. Bei gleicher Eignung gibt es nichts effizienteres als Rotation, denn sie bedeutet ein Hoechstmass an Flexibilitaet.
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Beitrag(#272908) Verfasst am: 11.03.2005, 09:48    Titel: Antworten mit Zitat

annox hat folgendes geschrieben:
Kossuth hat folgendes geschrieben:
Im Kommunismus ("Staatskapitalismus") konnte ein Arbeiter dagegen eine Menge Mist in seinem Beruf bauen, ohne, dass er ernsthaft befürchten musste, dass er hinausfliegt. Und selbst wenn es der Fall dann doch ist, hat er gleich einen neuen Job.

Das gilt gleichermassen fuer den Kapitalismus und im Topmanagment ist das sogar Programm.


Die Konkurrenz zwischen den Betrieben begrenzt solche Missbräuche bereits im Ansatz, ohne dass der Staat (mit enormer Bürokratie) künstliche Anreize schaffen müsste.

annox hat folgendes geschrieben:
Und, zum elfunzwoelfigsten Male: Staatskapitalismus ist nicht Kommunismus.Es gehoert zu den erfolgreichsten Ergebnissen antikommunistischer Propaganda, dass gelang, genau diesen Irrtum, dass in den Ostblockstaaten Kommunismus existiert haette, in die Koepfe zu zementieren. Das war die beste Dikreditierung des Kommunismus ueberhaupt. Naja, so ist das mit einfachen Wahrheiten...


Wetten, dass dein Kommunismus wirtschaftlich zu schlechteren Ergebnissen führen würde, als der Staatskapitalismus?

annox hat folgendes geschrieben:

Falsch. Arbeitsteilung ist nur dann effizient, wenn Taetigkeiten spezifische Kenntnisse und/oder Faehigkeiten voraussetzen. Bei gleicher Eignung gibt es nichts effizienteres als Rotation, denn sie bedeutet ein Hoechstmass an Flexibilitaet.


Nein. Arbeitsteilung hat nicht nur den Sinn, dass eine Arbeitskraft mit entsprechenden Kenntnissen seine Tätigkeit besser ausführen kann, als andere.

Sie hat zusätzlich zu diesem Punkt noch den Sinn, dass einer eine einzige Arbeitshandlung besser ausführen kann, als dass wenn er alles machen muss. Wenn eine einzige Arbeitshandlung zur Routine wird, werden keine Handgriffe verschwendet, sondern gezielt eingesetzt, was die Produktivität enorm erhöht.

Das beweist die Fließbandarbeit: Dort sind größtenteils keine Fachkräfte notwendig und trotzdem produzieren die einfachen Hilfsarbeiter mit dieser Arbeitsweise mehr, als es die besten Fachkräfte in einer weniger arbeitsteiligen Produktionsweise könnten.

Vor der Einführung des Fließbandes arbeiteten die Mechaniker alle zusammen an einem Werkstück und die Arbeit war nur wenig durchorganisiert, da jeder im Laufe der Arbeit fast jede Tätigkeit ausführte, die zur Produktion notwendig war. Bei diesem Chaos ging viel Zeit verloren, obwohl gute Fachkräfte daran arbeiteten.

Das ist der Grund, warum ich die Rotation in den meisten Fällen für unproduktiv halte. In kleineren Betrieben ist die Rotation noch sinnvoll, da eine für eine Aufgabe zugeteilte Arbeitskraft dort noch unterfordert wäre, so dass halt jeder Mitarbeiter dort gelegentlich das Telefon abhebt und Ähnliches macht.
In Betrieben, wo eine Arbeitskraft mit dieser speziellen Aufgabe nicht zu kurz kommt, wird die Rotation überflüssig und die Arbeit spezialisierter.
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Beitrag(#272915) Verfasst am: 11.03.2005, 10:32    Titel: Antworten mit Zitat

Kossuth hat folgendes geschrieben:
annox hat folgendes geschrieben:
Kossuth hat folgendes geschrieben:
Im Kommunismus ("Staatskapitalismus") konnte ein Arbeiter dagegen eine Menge Mist in seinem Beruf bauen, ohne, dass er ernsthaft befürchten musste, dass er hinausfliegt. Und selbst wenn es der Fall dann doch ist, hat er gleich einen neuen Job.

Das gilt gleichermassen fuer den Kapitalismus und im Topmanagment ist das sogar Programm.


Die Konkurrenz zwischen den Betrieben begrenzt solche Missbräuche bereits im Ansatz, ohne dass der Staat (mit enormer Bürokratie) künstliche Anreize schaffen müsste.

Das ist graue Theorie und nichts als Idealvorstellung. Die Praxis sieht ganz anders aus.

Kossuth hat folgendes geschrieben:
annox hat folgendes geschrieben:
Und, zum elfunzwoelfigsten Male: Staatskapitalismus ist nicht Kommunismus.Es gehoert zu den erfolgreichsten Ergebnissen antikommunistischer Propaganda, dass gelang, genau diesen Irrtum, dass in den Ostblockstaaten Kommunismus existiert haette, in die Koepfe zu zementieren. Das war die beste Dikreditierung des Kommunismus ueberhaupt. Naja, so ist das mit einfachen Wahrheiten...


Wetten, dass dein Kommunismus wirtschaftlich zu schlechteren Ergebnissen führen würde, als der Staatskapitalismus?

1. Das ist eine merkwuerdige Antwort auf meine Aussage.
2. Was sind wirtschaftlich schlechtere Ergebnisse - etwa geringerer Profit..?


Zitat:
annox hat folgendes geschrieben:
Falsch. Arbeitsteilung ist nur dann effizient, wenn Taetigkeiten spezifische Kenntnisse und/oder Faehigkeiten voraussetzen. Bei gleicher Eignung gibt es nichts effizienteres als Rotation, denn sie bedeutet ein Hoechstmass an Flexibilitaet.


Nein. Arbeitsteilung hat nicht nur den Sinn, dass eine Arbeitskraft mit entsprechenden Kenntnissen seine Tätigkeit besser ausführen kann, als andere.

Sie hat zusätzlich zu diesem Punkt noch den Sinn, dass einer eine einzige Arbeitshandlung besser ausführen kann, als dass wenn er alles machen muss. Wenn eine einzige Arbeitshandlung zur Routine wird, werden keine Handgriffe verschwendet, sondern gezielt eingesetzt, was die Produktivität enorm erhöht.

Das beweist die Fließbandarbeit: Dort sind größtenteils keine Fachkräfte notwendig und trotzdem produzieren die einfachen Hilfsarbeiter mit dieser Arbeitsweise mehr, als es die besten Fachkräfte in einer weniger arbeitsteiligen Produktionsweise könnten.

Es foerdert Verbloedung und verhindert Kreativitaet. Rotation dagegen bringt frischen Wind.
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Hannibal
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Beitrag(#272981) Verfasst am: 11.03.2005, 14:54    Titel: Antworten mit Zitat

annox hat folgendes geschrieben:

Das ist graue Theorie und nichts als Idealvorstellung. Die Praxis sieht ganz anders aus.


In der Tat sieht die Praxis anders aus. Die Politik sabotiert den freien Markt regelrecht. Die leistungsfähige Minderheit der scharfsinnigen Aufsteiger wird zu der Mehrheit hinuntergezogen, während die etablierte Unternehmerschicht aufgrund mangelhafter Konkurrenz oftmals die alte bleibt und de facto in Kooperation mit den unteren Schichten (unter dem alten "Sozialstaat"-Slogan) das Status quo erhält. Was hat das noch mit freier Marktwirtschaft zu tun?

mehr-freiheit.de hat folgendes geschrieben:
Es besteht ein unvereinbarer Gegensatz zwischen Liberalismus und den Vertretern von Sonderinteressen. Welche Haltung gegenüber einer privilegienlosen Gesellschaft ist zum Beispiel zu erwarten von:


  • einem Bauern, der mehr als ein Drittel seines Einkommens aus staatlichen Subventionen bezieht?
  • einem Apotheker, der einen Großteil seines Umsatzes dem staatlich garantierten Verkaufsmonopol für Medikamente verdankt?
  • einem Handwerksmeister, der durch den Meisterzwang der staatlichen Handwerksordnung seine Gesellen davon abhalten kann, ihm Konkurrenz zu machen?
  • einem Rechtsanwalt, der bei dem gegenwärtigen Überangebot von Juristen sehr wohl weiß, daß ohne die staatlich erzwungene Gebührenordnung sein Einkommen deutlich sinken würde?
  • einem Schauspieler an einem staatlichen Theater, das im Durchschnitt nur 16% seiner Einnahmen selbst erwirtschaftet, weil jede seiner Eintrittskarten vom Staat mit 96 Euro bezuschußt wird?
  • einem Kleriker aus einer der beiden Staatskirchen, der durch die staatlich eingezogene Kirchensteuer gegenüber den Priestern von Freikirchen eine bevorzugte Stellung genießt?


Diese Einschränkungen sind noch lange nicht alles!


annox hat folgendes geschrieben:

1. Das ist eine merkwuerdige Antwort auf meine Aussage.


Ich wollte blos nachfragen, was an deinem Kommunismus besser sein soll, als am Staatskapitalismus?

annox hat folgendes geschrieben:

2. Was sind wirtschaftlich schlechtere Ergebnisse - etwa geringerer Profit..?


Mitnichten. Viemehr... eine geringe Produktivität der Volkswirtschaft.


annox hat folgendes geschrieben:

Es foerdert Verbloedung und verhindert Kreativitaet. Rotation dagegen bringt frischen Wind.


Das denke ich nicht. Eine eintönige Arbeit verursacht durch die Konzentration auf diese viel schneller neue Ideen, wie sie besser gemacht werden könnte. Und bei dieser Arbeitsweise kann sie auch viel einfacher erprobt und umgesetzt werden.

Ich werde wohl aber nur sehr langsam praktische Erfahrung sammeln, wenn ich ein Mal in der Woche Etage 4 putzen muss.

Rotation bringt keinen frischen Wind, sondern eine für den Alltag lästige Verpflichtung, die einerseits immer wieder gemacht werden muss, aber trotzdem nie wirklich zur gewohnten Routine wird.

"Herr Mosovski? Waren sie gestern für die Reinigung der Etage 4 zuständig? Wo ist der Besen hingeraten?"

Nur eine von vielen unangenehmen Erscheinungen, zu welchem überflüssige Rotationsarbeit führt.
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Flipper in the Fishhandel
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Beitrag(#272989) Verfasst am: 11.03.2005, 15:26    Titel: Antworten mit Zitat

Die Umsetzung, des realen Kommunismuses, muss meiner Meinung nach mehr Bürokratie mit sich bringen, der Staat, sollte möglichst alle Bereiche kontrollieren, um die Gleichberechtigung zu gewährleisten. Dadurch entsteht, ein enormer bürokratischer Aufwand, jedoch kann ich nicht verstehen, warum dies als negativ gedeutet wird, erstens entstehen so viel mehr Arbeitsplätze, und um
auf RdC einzugehen, zweitens auch viele beliebte Berufszweige.

So hätte eine steigende Bürokratie nur Vorteile!
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Ich kenne unzählige Menschen, die nach dem ewigen Leben dürsten, aber mit einem verregneten Sonntagnachmittag nichts anzufangen wissen. (Johannes Gross, ehemaliger Chefredakteur der Zeitschrift Capital)
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max
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Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 3055

Beitrag(#273083) Verfasst am: 11.03.2005, 20:22    Titel: Antworten mit Zitat

Flipper in the Fishhandel hat folgendes geschrieben:
So hätte eine steigende Bürokratie nur Vorteile!

Lachen Sehr gut! Sehr glücklich
Kossuth hat folgendes geschrieben:
Die Politik sabotiert den freien Markt regelrecht.

Mit den Augen rollen Und wieder dein altes Problem. Der Kapitalismus hat als zwangsläufige Folge, dass das Kapital immer mehr konzentriert und zentralisiert wird. Also die Konzerne immer grösser und immer kapitalstärker werden (insbesondere im Vergleich zu Kleinbetrieben). Gleichzeitig sind eben die Grosskonzerne mit dem Staaten verbunden und so in der Lage (notfalls auch mit etwas wirtschaftlichen Druck) eine für sich selbst günstige Politik durchzusetzen. Also eine Politik für die Grosskonzerne. Dazu kommt noch, dass die Grosskonzerne die kleinen Unternehmen vom Markt drängen können bzw. sie abhängig machen. Die kapitalistische Dynamik führt also zwangsläufig zur Aufhebung der freien Konkurrenz.
Kossuth hat folgendes geschrieben:
Im Kommunismus ("Staatskapitalismus")

Der Staatskapitalismus hat nichts mit dem Kommunismus zu tun. Nimm RdCs Argumentationen als Beispiel: RdC ignoriert konsequent, dass in diesen Staaten die entscheidende Voraussetzung für Sozialismus fehlte: die Arbeiterklasse war nicht an der Macht, sondern wurde unterdrückt und ausgebeutet. Die Behauptung, dass diese Staaten kommunistisch gewesen seien, zeigt doch nur von der Unkenntnis der Bedeutung des Worts "Kommunismus", da dies eine gesellschaftliche Stufe sein soll, in der der Staat abgestorben ist. Wie gesagt: nicht einmal die Stalinisten haben diese Staaten als kommunistisch bezeichnet, auch wenn sie ansonsten in ihrer Propaganda die Wirklichkeit schon sehr verdreht haben. Z.B. mit der Behauptung, diese Staaten seien sozialistisch (laut Marx die Herrschaft der Arbeiterklasse) und/oder Volksdemokratien (von Demokratie konnte keine Rede sein).
RdC hat folgendes geschrieben:
Zeige mir einen Beruf bei dem es:

- Keine Einstellungsgespräche gibt, jeder darf kommen wenn er will
- Keine Probezeit gibt
- Keine Entlassungen gibt
- Keine Aufstiegsmöglichkeiten/Gehaltserhöhungen/Boni bei guter Leistung gibt

Einstellungsgespräche wird es natürlich auch im Sozialismus geben, wobei nicht das Personalmanagment im Auftrag der Besitzer (Kapitalisten) entscheidet, sondern ein entsprechendes Kommitee, was den Arbeitern verantwortlich ist.

Probezeit besteht man in den meisten Berufen ohne sich überdurchschnittlich anstrengen zu müssen und schützt den Kapitalisten höchstens vor denen, die schon in der Probezeit nichts machen.

Entlassungen wird es auch im Sozialismus geben - nur entscheiden darüber alle Arbeiter. Entlassen würde auch nur, wenn jemand die Kollegen terrorisiert. Entlassungen ohne schwere Verfehlungen und nicht aus betriebsbedingten Gründen gab es in vielen Bereichen der kapitalistischen Wirtschaft nicht und zwar überall, wo die Gewerkschaften stark genug waren (z.B. in der deutschen Autoindustrie, wo ein Überstehen der Probezeit lange eine lebenslange Anstellung bedeutet hat. Teilweise bis weit in die 90er).

Aufstiegsmöglichkeite gibt es sehr oft im Kapitalismus nicht (oder nur für eine winzige Minderheit). Gehaltserhöhungen sind meist entweder durch einen neuen Tarifvertrag oder durch die Dauer der Betriebszugehörigkeit und das Alter bedingt. Letzteres wird jetzt immer mehr abgeschafft und durch "leistungsorientierte" Löhne ersetzt. Letztere bedeuten aber meist erst mal weniger Lohn und wenige, die sich halb tot schuften, kommen wieder auf den alten Lohn. Insgesamt sinkt die Summe der gezahlten Löhne und zwar unabhängig von der tatsächlichen Leistung (z.B. bei Beamten und bei der Post). Leistungszulagen habe ich bei den Stellen, die ich bisher hatte, noch nie erlebt. Und damit meine ich, dass ich noch nie erlebt habe, dass es überhaupt diese Möglichkeit gab. Ich habe schon in mehreren Konzernen im Einzelhandel, bei der Post, im Pharmabereich und in der Forschung gearbeitet und so etwas wurde eben nur bei der Post eingeführt - wobei ich zuvor gekündigt habe. Leistungszulagen gab und gibt es in vielen Bereichen nicht.
RdC hat folgendes geschrieben:
Erstens weil man sich für das Geld kaum etwas kaufen konnte und es somit praktisch wertlos war (Effektiv musste man vor den Geschäften schlangestehen um überhaupt etwas zu bekommen: Man hat effektiv Zeit geopfert) und zweitens weil aufstiegsmöglichkeiten nur sekundär von der Leistung abhingen und primär von der Parteitreue.

Dir ist schon bekannt, dass Belohnung für überdurchschnittlichen Leistungen oft aus Urlaubsreisen etc. bestanden? Und für die Bosse gab es sehr wohl Auswahl und genügend Waren. Diese hatten eigene Läden, eigene Konzerne und hatten auch Zugang zu westlichen Waren. Der Staatskapitalismus funktionierte im Interesse der dortigen herrschenden Klasse, die von der Ausbeutung der Arbeiterklasse lebte. Nur besassen sie offiziell die Konzerne nicht, sondern kontrollierten sie nur. Nach 1989 änderten sie aber auch dies und eigneten sich die Konzerne als Privatbesitz an. Die Produktivität der einzelnen Arbeiter im Staatskapitalismus sank trotz individueller Leistungsanreize und individueller Bestrafung (z.B. wenn die Norm nicht erfüllt wurde) - eben weil sie von dem System nichts hatten.

In kapitalistischen Konzernen ist es übrigens auch nicht möglich aufzusteigen, wenn man nicht "parteitreu" ist. Nur bezieht sich dies darauf, dass man keine Kritik an den jeweiligen Besitzern und Managern und schon gar nicht am Gesamtsystem äussern sollte, wenn man die theoretische Möglichkeit haben will, aufzusteigen.
RdC hat folgendes geschrieben:
Ich habe ein konkretes Beispiel genannt: Für eine Schauspielrolle gibt es 200 Bewerber aber nur eine 1 Stelle (Bei Fußballprofis, Piloten und Rockstars wird das Verhältnis ähnlich sein)

Also Ausnahmen. Wer sagt, dass es im Sozialismus noch überbezahlte Fussballprofis und Rockstars gibt? Und wie gesagt, auch wenn du dir dies als Anhänger einer Diktatur im Nahmen der "Freiheit der Unternehmer" nicht vorstellen kannst: die Entscheidung, wer eine solche Position bekommt, erfolgt demokratisch: im Normalfall von einem dafür gewählten Komitee, dass allen Beschäftigen verantwortlich ist.
RdC hat folgendes geschrieben:
Es ist wieder typisch: Anstatt auf das Problem eine Lösung anzubieten, steckst du einfach den Kopf in den Sand und behauptest dass durch Automatisierung das Problem von alleine weggeht.

Gleichfalls. Es ist wieder typisch: du gehst von konstanten technischen Bedingungen aus, deinen eigenen Vorurteilen (welche Arbeit jemand machen will) und ignorierst einen Teil meiner Antworten (siehe Rotation). Ein Kanalräumer kann man sehr gut automatisieren. Und Wartungsarbeiten werden von denen erledigt, die in diesem Bereich arbeiten. Die Arbeit wäre im Normalfall eben nur die Überwachung von Robotern und ich sehe keinen Grund, warum niemand in diesem Bereich arbeiten sollte. Wirklich unbeliebte Arbeiten sollen in Rotation erledigt werden, so dass diese nicht nur von einzelnen erledigt werden müssen, sondern von allen, die aber - in Folge der Rotation - nur einen Bruchteil ihrer Zeit dafür aufwenden müssen.
RdC hat folgendes geschrieben:
Wenn der Staat sich in jedes kleinstes Detail im Leben einmischt und sich "um alles kümmert" so entsteht eine Bürokratie, völlig egal ob der Staat demokratisch ist oder nicht.

Lachen wenn die Gesellschaft demokratisch organisiert ist, dann wird die Gesellschaft demokratisch kontrolliert. Also nicht von einer Bürokratie. Das Ziel ist u.a. möglichst wenige hauptberufliche Funktionäre zu haben. Z.B. werden Komitees, die über Einstellungen entscheiden, nicht permanent aktiv sein, sondern nur bei Bedarf zusammentreten (bei Fussballern wäre dies wohl sehr selten, so dass sie auch jedes Mal erst gewählt würden). Du hast behauptet, dass eine demokratische Gesellschaft automatisch zu einer Bürokratie führt und hast als Beispiel Gesellschaften genannt, die nie demokratisch waren.

Welche Staaten sind stark bürokratisiert? Eigentlich alle spätkapitalistischen Staaten und darin wieder alle Grosskonzerne mit ihren internen Verwaltungsapparaten. "Bürokratie" ist heute auch mehr ein Schlagwort, wenn es darum geht die "Freiheit der Unternehmer" auf Kosten von Arbeitssicherheit, sozialer Absicherung, Umweltschutz etc. durchzusetzen.
RdC hat folgendes geschrieben:
Diese Güter können gegen andere Güter (z.B. Rohstoffe) eingetauscht werden. - Natürlich nur wenn Handel erlaubt ist.

Warum sollte man jemanden unterstützen, der nicht den Rest unterstützen will? Warum soll man jemand erlauben, frei zugängliche Güter sich anzueignen, um sie zu verkaufen? Warum sollte man tolerieren, dass jemand nicht für den eigenen Bedarf diese Güter will, sondern auf Kosten der Anderen sich bereichern will? Dies wäre wohl Diebstahl und würde also bestraft werden.
RdC hat folgendes geschrieben:
Der Wohlstand ist deswegen höher weil Kreativität, Eigenverantwortung und Leistung gefördert werden und somit mehr und in höherer Qualität produziert wird.

Und warum sollte dies bei einer Firma im Privatbesitz so sein? Und warum sollte dies nicht der Fall sein, wenn die Arbeiter den Betrieb selbst kontrollieren, es also "ihre" Fabrik ist?
RdC hat folgendes geschrieben:
Also sollte das stimmen, so würde ein kommunistischer Betrieb alle anderen im freien Wettbewerb ausstechen und früher oder später müßten alle Betriebe kommunistisch werden oder zusperren, schließlich würde der kommunistische Betrieb mit geringeren Mitteln mehr und bessere Produkte herstellen

Hier sieht man dein vollkommen fehlendes Verständnis für die Konkurrenz im Kapitalismus. Erstmal: für einen Betrieb sind Investitionen notwendig und zwar um so mehr, um so produktiver dieser sein soll. Woher sollte also das notwendige Kapital z.B. für Industrieroboter stammen? Im Kapitalismus sind nicht nur die Fabriken im Besitz von wenigen Grosskapitlisten, sondern diese verfügen auch über den Grossteil des Kapitals, während der normale Arbeiter kein Vermögen hat. Damit ist die Bildung einer konkurrenzfähigen Firma schon mal sehr stark erschwert. Was man übrigens auch an der grossen Zahl von Pleiten von neugegründeten Kleinunternehmen im Kapitalismus sieht. Zweitens: entscheidend ist nicht alleine die Motivation und die Produktivität. Ein Grosskonzern kann es sich leisten, zeitweise Produkte unter Wert zu verkaufen um kleinere Konkurrenten vom Markt zu drängen (gut zu sehen am Verdrängungswettbewerb im Einzelhandel). Drittens: der Kapitalismus hat sich in den meisten Staaten nicht aus einzelnen Unternehmen entwickelt, sondern mit massiven staatlichen Hilfen (Protektionismus, Subventionen). Viertens: die eigentliche Frage ist die demokratische Kontrolle der gesamten Gesellschaft und des gesamten Reichtums (den die Arbeiterklasse geschaffen hat). Einen gesellschaftlichen Fortschritt lässt sich nicht auf einer niedrigen Basis durchsetzen, sondern dafür sind die heute vorhandenen Mittel notwendig.

Z.B. ist die Kontrolle über alle Mittel notwendig, um die notwendigen Investitionen für den Ersatz von veralteten Technologien (wie Verbrennungsmotoren), für die Entwicklung der armen Staaten und für die Einführung alternativer Energiequellen notwendig. Hierfür muss z.B. das "arbeitslose" Kapital in den Industriestaaten, was grösstenteils nicht in die Produktion investiert wird, unter demokratische Kontrolle gestellt werden, um es für notwendige Projekte nutzen zu können. Nur unter der Ausnutzung des heute vorhandenen Reichtums kann eine Fortschritt und damit auch eine Vermehrung des Reichtums im Interesse aller erreicht werden.
RdC hat folgendes geschrieben:
Den Kapitalismus hat es schon lange vor dem Überfluß gegeben und es wird ihn auch noch nach dem Überfluß geben.

Der Kapitalismus ist eine Gesellschaftsform, die durch eine bestimmte Produktionsweise gekennzeichnet ist. In Deutschland hat sich diese erst im 19. Jahrhundert durchgesetzt, in vielen Teilen der Welt noch später. In England kann man vielleicht ab dem 17. Jahrhundert von einer kapitalistischen Gesellschaft sprechen.
RdC hat folgendes geschrieben:
Der Kapitalismus beruht in erster Linie auf Freiheit, vor allem auf freien Handel bzw. freien Markt, der für alle offen ist.

Die kapitalistische Dynamik führt selbst zur Aufhebung des freien Handels, der freien Konkurrenz, des freien Marktes, weil die Wirtschaft von immer weniger Grosskonzernen kontrolliert wird. Auf Freiheit beruht der Kapitalismus sowieso nicht. Es war zwar die Befreiung der Bauern aus der Feudalherrschaft notwendig, um den Kapitalisten Arbeiter zur Ausbeutung zu Verfügung zu stellen (im Frühkapitalismus gab es Arbeitspflicht und Arbeitslose ("Landstreicher") wurden schwer bestraft). Aber die Geschichte hat gezeigt, dass der Kapitalismus perfekt ohne individuelle Freiheiten für die Mehrheit der Menschen funktionieren kann: von Einschränkung der politischen Freiheiten wie in den USA der 50er (McCarthy) über die stalinistische Diktatur im heutigen China bis zu den faschistischen Regimen.
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Beitrag(#273130) Verfasst am: 11.03.2005, 22:58    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
annox hat folgendes geschrieben:
Falsch. Arbeitsteilung ist nur dann effizient, wenn Taetigkeiten spezifische Kenntnisse und/oder Faehigkeiten voraussetzen. Bei gleicher Eignung gibt es nichts effizienteres als Rotation, denn sie bedeutet ein Hoechstmass an Flexibilitaet.


Nein. Arbeitsteilung hat nicht nur den Sinn, dass eine Arbeitskraft mit entsprechenden Kenntnissen seine Tätigkeit besser ausführen kann, als andere.

Sie hat zusätzlich zu diesem Punkt noch den Sinn, dass einer eine einzige Arbeitshandlung besser ausführen kann, als dass wenn er alles machen muss. Wenn eine einzige Arbeitshandlung zur Routine wird, werden keine Handgriffe verschwendet, sondern gezielt eingesetzt, was die Produktivität enorm erhöht.

Das beweist die Fließbandarbeit: Dort sind größtenteils keine Fachkräfte notwendig und trotzdem produzieren die einfachen Hilfsarbeiter mit dieser Arbeitsweise mehr, als es die besten Fachkräfte in einer weniger arbeitsteiligen Produktionsweise könnten.

Es foerdert Verbloedung und verhindert Kreativitaet. Rotation dagegen bringt frischen Wind.[/quote]

Ne, ihr macht euch das beide zu einfach, ich vermute mangels Erfahrung. zwinkern Auch bei einfachen Arbeiten gibt es solche, die unbedingt Routine erfordern um halbwegs effizient erledigt werden zu können, andererseits auch solche bei denen Rotation machbar und auch sinnvoll ist. Ich habe in einem Betrieb gearbeitet in dem dieses Rotationsverfahren angewendet wurde. Die Arbeiten dort erforderten wenig Routine, unterschieden sich aber hinsichtlich der körperlichen Belastung extrem. Man konnte einen Tag den völligen Lau-Job bekommen, am nächsten Tag eine Arbeit nach der man auf allen Vieren nach Hause gekrochen ist. Da war das Rotationsverfahren durchaus angebracht . Wenn man das aber in dem Betrieb in dem ich jetzt arbeite so einführen würde, könnten wir definitiv den Laden dicht machen! O.K., hier arbeiten auch einige in zwei völlig unterschiedlichen Bereichen, ich auch, aber eben nur in zwei. Und mehr wär definitiv nicht drin! Das würde Ewigkeiten dauern bis jemand auch nur halbwegs angelernt wäre.
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Nergal
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Beitrag(#273234) Verfasst am: 12.03.2005, 06:10    Titel: Antworten mit Zitat

Hm, ehrlich gesagt, der Kommunismus wurde so nie verwircklicht, all diese Länder die sich seiner rühmten wurden ganz fix Diktaturen oder ähnliches, mit Ausreiseverbot (Yu mal ausgenommen, aber auch dort gab es Goli Otok).

Die Abgeordneten in der DDR waren zwar den "Wählern" Rechenschaft sculdig, aber hierbei müßen wir uns fragen wieso nur theoretisch und nicht praktisch?
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annox
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Beitrag(#273238) Verfasst am: 12.03.2005, 07:47    Titel: Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
Hm, ehrlich gesagt, der Kommunismus wurde so nie verwircklicht, all diese Länder die sich seiner rühmten wurden ganz fix Diktaturen oder ähnliches, mit Ausreiseverbot.

Was meinst Du mit Ausreiseverbot? Urlaubsreisen ins kapitalistische Ausland waren nicht moeglich, in andere Staaten schon.


Zitat:
Die Abgeordneten in der DDR waren zwar den "Wählern" Rechenschaft sculdig, aber hierbei müßen wir uns fragen wieso nur theoretisch und nicht praktisch?

Wie kommst Du denn darauf? Die Abgeordneten mussten sehr wohl praktisch Rechenschaft ablegen. Du scheinst da etwas zu verwechseln: das Politbuero der SED gehoerte nicht zu den Abgeordneten und stand somit nie zur Wahl... Gewaehlt wurden nur die Abgeordneten zur Volkskammer.
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Beitrag(#273239) Verfasst am: 12.03.2005, 08:14    Titel: Antworten mit Zitat

Syrinx hat folgendes geschrieben:
Ne, ihr macht euch das beide zu einfach, ich vermute mangels Erfahrung. zwinkern Auch bei einfachen Arbeiten gibt es solche, die unbedingt Routine erfordern um halbwegs effizient erledigt werden zu können, andererseits auch solche bei denen Rotation machbar und auch sinnvoll ist. Ich habe in einem Betrieb gearbeitet in dem dieses Rotationsverfahren angewendet wurde. Die Arbeiten dort erforderten wenig Routine, unterschieden sich aber hinsichtlich der körperlichen Belastung extrem. Man konnte einen Tag den völligen Lau-Job bekommen, am nächsten Tag eine Arbeit nach der man auf allen Vieren nach Hause gekrochen ist. Da war das Rotationsverfahren durchaus angebracht . Wenn man das aber in dem Betrieb in dem ich jetzt arbeite so einführen würde, könnten wir definitiv den Laden dicht machen! O.K., hier arbeiten auch einige in zwei völlig unterschiedlichen Bereichen, ich auch, aber eben nur in zwei. Und mehr wär definitiv nicht drin! Das würde Ewigkeiten dauern bis jemand auch nur halbwegs angelernt wäre.

Mangelnde Erfahrung... nun, ich arbeite fuer einen Konzern inzwischen das zehnte Jahr in der Produktion. Unterschiedliche Erfahrungen halte ich eher fuer zutreffend. Durch das strikte Festhalten am Rotationsprinzip habe ich die Moeglichkeit meine Kollegen flexibel einzusetzen, da alle Kollegen den gleichen Kenntnisstand haben. Urlaub und krankheitsbedingte Ausfaelle kann ich problemlos kompensieren. Der Grad der Improvisationsfaehigkeit ist sehr hoch, was uns ermoeglicht auch besonders schwierige und anspruchsvolle Produktionen(techn. Stoerungen/Sonderproduktionen usw.) zu meistern. Tatsaechlich kommt es nur in den Bereichen zu Problemen, wo ich auf Personal mit ganz spezifischen Kenntnissen angewiesen bin und mir zwangslaeufig wenig dementsprechende Mitarbeiter zur Verfuegung stehen. Eine gesamte Produktionslinie nicht in Betrieb nehmen zu koennen, weil ploetzlich Personal ausgefallen ist, kann aeusserst teuer werden. Eine andere Produktionslinie dann doppelt zu belasten, ist auch arbeitsrechtlich problematisch.
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Beitrag(#273240) Verfasst am: 12.03.2005, 08:19    Titel: Antworten mit Zitat

Nur mal so nebenbei:
Verfassung der DDR hat folgendes geschrieben:
Artikel 24
(1) Jeder Bürger der Deutschen Demokratischen Republik hat das Recht auf Arbeit. Er hat das Recht auf einen Arbeitsplatz und dessen freie Wahl entsprechend den gesellschaftlichen Erfordernissen und der persönlichen Qualifikation. Er hat das Recht auf Lohn nach Qualität und Quantität der Arbeit. Mann und Frau, Erwachsene und Jugendliche haben das Recht auf gleichen Lohn bei gleicher Arbeitsleistung.

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Beitrag(#273242) Verfasst am: 12.03.2005, 08:26    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Was meinst Du mit Ausreiseverbot? Urlaubsreisen ins kapitalistische Ausland waren nicht moeglich, in andere Staaten schon.


Ja super, das ist Reisefreiheit zwinkern
Obwohl die DDR den "Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte" in den 70ern unterzeichnet hat:

Zitat:
Artikel 12

(1) Jedermann, der sich rechtmässig im Hoheitsgebiet eines Staates aufhält, hat das Recht, sich dort frei zu bewegen und seinen Wohnsitz frei zu wählen.

(2) Jedermann steht es frei, jedes Land einschliesslich seines eigenen zu verlassen.

(3) Die oben erwähnten Rechte dürfen nur eingeschränkt werden, wenn dies gesetzlich vorgesehen und zum Schutz der nationalen Sicherheit, der öffentlichen Ordnung (ordre public), der Volksgesundheit, der öffentlichen Sittlichkeit oder der Rechte und Freiheiten anderer notwendig ist und die Einschränkungen mit den übrigen in diesem Pakt anerkannten Rechten vereinbar sind.

(4) Niemand darf willkürlich das Recht entzogen werden, in sein eigenes Land einzureisen.


(3) Ist bnatürlich nicht anzuwenden, wenn es andere Staaten (auch sozialistische) schaffen die Nationale Sicherheit zu gewährleisten ohne ihre Bürger einzusperren, dann hätte das doch auch die DDR geschaft, oder darf man die Unwilligen zu ihrem Glück zwingen?

Ebenfalls unvereinbar mit Artikel 13 der Menschenrechte

Zitat:
Jeder Mensch hat das Recht auf Freizügigkeit und freie Wahl seines Wohnsitzes innerhalb eines Staates.

Jeder Mensch hat das Recht, jedes Land, einschliesslich seines eigenen, zu verlassen sowie in sein Land zurückzukehren.



Zitat:
Wie kommst Du denn darauf? Die Abgeordneten mussten sehr wohl praktisch Rechenschaft ablegen. Du scheinst da etwas zu verwechseln: das Politbuero der SED gehoerte nicht zu den Abgeordneten und stand somit nie zur Wahl... Gewaehlt wurden nur die Abgeordneten zur Volkskammer.


Ja, soweit mir bekannt nur ein Mal 1990 skeptisch , ansonst galt ja der Führungsanspruch der SED.


Nur weil ein Staat sich als schön Links ausgab, muß das noch lang nicht bedeuten dass er es war.
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Beitrag(#273245) Verfasst am: 12.03.2005, 08:44    Titel: Antworten mit Zitat

Nergal hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Was meinst Du mit Ausreiseverbot? Urlaubsreisen ins kapitalistische Ausland waren nicht moeglich, in andere Staaten schon.


Ja super, das ist Reisefreiheit zwinkern
Obwohl die DDR den "Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte" in den 70ern unterzeichnet hat:

Was willst Du eigentlich? Ich habe Dich darauf hingewiesen, dass kein generelles Ausreiseverbot gab, sondern nur bzgl. des kapit. Auslands. Drueck Dich halt praeziser aus. Das ich nicht nach Griechenland in den Urlaub fliegen konnte, weiss ich selber. Mit den Augen rollen

Im Uebrigen fragte ich aus dem Grund nach, weil der Begriff "Ausreise" nicht fuer Urlaubsziele gewaehlt wurde, sondern fuer permanente Ausreise aus der DDR. --> Ausreiseantrag
Die permanente Ausreise ins kapitalistische Ausland war moeglich.

Zitat:
Zitat:
Wie kommst Du denn darauf? Die Abgeordneten mussten sehr wohl praktisch Rechenschaft ablegen. Du scheinst da etwas zu verwechseln: das Politbuero der SED gehoerte nicht zu den Abgeordneten und stand somit nie zur Wahl... Gewaehlt wurden nur die Abgeordneten zur Volkskammer.


Ja, soweit mir bekannt nur ein Mal 1990 skeptisch , ansonst galt ja der Führungsanspruch der SED.


Nur weil ein Staat sich als schön Links ausgab, muß das noch lang nicht bedeuten dass er es war.

Bist heute etwas begriffsstutzig, oder? zwinkern Was verstehst Du an meiner Antwort nicht? Honnecker war nunmal kein Abgeordneter; er stand nicht zur Wahl.
In die Volkskammer konnte gewaehlt werden, wer das 18.Lebensjahr erreicht hat.

Mir ging es lediglich darum, dass das Prinzip der Rechenschaftsplicht des Abgeordneten gegenueber seinen Waehlern eine prima Sache ist. Was Du jetzt von mir willst, ist mir raetselhaft. Schulterzucken
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DerManfred
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Beitrag(#273248) Verfasst am: 12.03.2005, 09:01    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
max hat folgendes geschrieben:
Dieses Problem soll doch das imperative Mandat gelöst werden.


Imperatives Mandat? Was ist das genau? Und wie wird das definiert?

max hat folgendes geschrieben:
Warum sollte in einer Rätedemokratie die "Kommunikationsfreiheit" nicht bestehen?


Keine Ahnung. Mir ist keine langfristig funktionierende Rätedemokratie in der Geschichte bekannt, daher kann ich dazu nichts sagen. Aber du hast Recht, damals im Prager Frühling hat es wohl eine Zeitlang funktioniert, bis die Russen kamen.

max hat folgendes geschrieben:
Im übringen sehe ich tatsächlich im materiellen Besitz das grössere Problem, da dieser im Kapitalismus eben auch der Besitz von Medien ist und damit eine Kontrolle dieser ermöglicht.


Es geht nicht einfach nur um Medien. Medien kann man nicht "besitzen": Jeder kann an jede Hauswand surrealistische Botschaften sprayen wie:
"Dieses Haus besteht aus Steinen, nicht aus Besitzurkunden."
Oder Ähnliches.
Er darf sich nur nicht erwischen lassen.

Du hast natürlich Recht, dass Medien und deren Kontrolle einen riesigen Einfluss spielen. Immerhin definieren sie quasi die Kommunikationsketten in der Bevölkerung (ISS' NUTELLA UND DU WIRST GLÜCKLICH!).

Es geht aber auch um hierarchische Kommunikationsstrukturen insgesamt. Die Tatsache, dass die Kontrolle über die semiotisch-kommunikativen Strukturen bei einer kleinen Gruppe von "Mächtigen" liegt, die noch dazu praktisch nur egozentriert denken können. Das ist im Sozialismus, wie ihn sich manche Leute vorstellen, wie ich befürchte, ganz genauso wie im Kapitalismus, wie ich nach Gesprächen mit manchen Sozialisten und Pseudosozialisten stark befürchte.


zur rätedemokratie wäre zu sagen, dass das Thing sich über jahrhunderte in unserem und besonders im nordischen kulturkreis bewährt hat. Das die nazi das Thing, wie so viele andere dinge, dann missbraucht und durch ihre ideologie zerstört haben, ist ja hoffentlich bekannt.

zu der medienkontrolle: ...."er darf sich nur nicht erwischen lassen" .... beinhaltet bereits die kontrolle und bestrafung.

und im übrigen sind deine befürchtungen über macht- und kommunikationsstrukturen berechtigt.
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