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Gibt es einen Bedarf an atheistischen Symbolen? Wie definiert man Religion?
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Kann es fuer Atheisten universal ein Symbol geben?
ja, das hat bislang gefehlt
29%
 29%  [ 75 ]
nein, das ist unnoetig
20%
 20%  [ 53 ]
Individualisten werden sich darueber eh nicht einigen
32%
 32%  [ 83 ]
das ist mir voellig egal
17%
 17%  [ 44 ]
Stimmen insgesamt : 255

Autor Nachricht
vrolijke
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46311
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#2259624) Verfasst am: 27.08.2021, 10:27    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
AdvocatusDiaboli hat folgendes geschrieben:
Gewiss solltest du nicht den Begriff Religion verwenden, sondern eher den Begriff des Fetisch im übertragenen Sinne als unkritische Verehrung einer Götze.

Wenn man bei einer Sache, die eigentlich nicht religiös ist, auch nicht von Religion reden will, sind "Fetisch" und "Götze" irgendwie auch nicht viel besser. zwinkern

Ich fände es ja völlig ausreichend, wenn sehr gut je nachdem von Quasi-Religion, Ersatzreligion, religiösen Aspekten o.Ä. reden würde. Damit wäre einerseits die offensichtliche Differenz ausgedrückt und andererseits die Möglichkeit gegeben, funktionale Ähnlichkeiten o.Ä. zu benennen (was man dann natürlich auch noch tun müsste).


Wobei man das ganze "Reliquiengedöns" getrost unter Fetisch packen kann. Dito die Wahlfährten und Marienverehrungen.
_________________
Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm

Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.

Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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sehr gut
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Anmeldungsdatum: 05.08.2007
Beiträge: 14852

Beitrag(#2259629) Verfasst am: 27.08.2021, 12:43    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Wobei man das ganze "Reliquiengedöns" getrost unter Fetisch packen kann. Dito die Wahlfährten und Marienverehrungen.

Wenn das jemand von der RKK liest Überrascht
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VanHanegem
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Anmeldungsdatum: 24.04.2006
Beiträge: 2951

Beitrag(#2259630) Verfasst am: 27.08.2021, 13:23    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:

Auch die utilitaristischen Tierrechtler unterscheiden zwischen ethischen Gegenständen und ethischen Subjekten. Deshalb erklären sie zum Beispiel nicht ein Löwenweibchen für unmoralisch, wenn es gegen jedes utilitaristische Kalkül brutal eine Gazelle reißt. Der Kategorische Imperativ bezieht sich explizit nur auf vernunftfähige Subjekte. Das ist keine Einschränkung der Allgemeinheit, sondern die Allgemeinheit, um die es hier geht, ist die Allgemeinheit des vernünftigen Willens, und zwar eben einfach deshalb, weil es um die logische Konsistenz des eigenen Willens geht und um nichts anderes. Man kann daran natürlich Kritik üben, gerne auch in Hinblick darauf, dass Kants Ethik über Tierrechte gar nichts mehr zu sagen hat, aber verstehen sollte man das vorher schon. Zumal Kants eigene Philosophie noch ganz andere Exklusionen beinhaltet als die von Tieren.

Dieser Text läßt zu viele Fragen offen:
- Sind Tierrechtler wirklich utilitaristisch?
- wieso soll das Reißen einer Gazelle utilitaristischem Kalkül widersprechen?
- wieso soll Brutalität dabei utilitaristischem Kalkül widersprechen, erspart sie dem user doch unnötigen Zusatzaufwand?
- wieso soll gerade das ein Abgrenzungskriterium gegen Menschen liefern? Nimm doch mal wirklich brutales Verhalten von Löwenvätern, die angeblich Junge des eigenen Rudels totbeißen. Nicht mal das liefert ein Abgrenzungskriterium, sondern ist eher menschenähnliches Verhalten
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narr
workingglass
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Anmeldungsdatum: 02.01.2009
Beiträge: 3786

Beitrag(#2259633) Verfasst am: 27.08.2021, 13:33    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:

Wobei man das ganze "Reliquiengedöns" getrost unter Fetisch packen kann. Dito die Wahlfährten und Marienverehrungen.


Imo gibt es bei Reliquien - so wie allen Religionen die sie benutzen den Unterschied, dass da eine "höhere Wirkung" erwartet/behauptet wird. Das gilt auch für den Polytheismus. Da sind die Goetter nicht "nur" Erscheinungsformen der Natur selbst. Es wird auch dort immer behauptet, durch Anbetung, Verehrung oder Ausübung von irgendwelchen Ritualen könne eine Beeinflussung statt finden. Und dann gibt es immer auch "Eingeweihte, Wissende, Vermittler" oder wie sie sich auch nennen moegen, die angeblich mehr Kontakt haben als die normalen Menschen.
Bei Reliquien dürfen dann nur solche die Stöckchen vom Kreuz, die Knöchelchen von den Heiligen die heiligen Orte oder sonst was verwalten und/oder betreten.
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vrolijke
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46311
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#2259639) Verfasst am: 27.08.2021, 14:19    Titel: Antworten mit Zitat

sehr gut hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Wobei man das ganze "Reliquiengedöns" getrost unter Fetisch packen kann. Dito die Wahlfährten und Marienverehrungen.

Wenn das jemand von der RKK liest Überrascht

Das ist durchaus erwünscht.
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Skeptiker
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Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#2259644) Verfasst am: 27.08.2021, 15:13    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
sehr gut hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Wobei man das ganze "Reliquiengedöns" getrost unter Fetisch packen kann. Dito die Wahlfährten und Marienverehrungen.

Wenn das jemand von der RKK liest Überrascht

Das ist durchaus erwünscht.


Och, ich nehme schon an, dass tillich das liest.
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vrolijke
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Beitrag(#2259647) Verfasst am: 27.08.2021, 15:21    Titel: Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
sehr gut hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Wobei man das ganze "Reliquiengedöns" getrost unter Fetisch packen kann. Dito die Wahlfährten und Marienverehrungen.

Wenn das jemand von der RKK liest Überrascht

Das ist durchaus erwünscht.


Och, ich nehme schon an, dass tillich das liest.


Tillich ist nicht katholisch, soviel ich weiß.
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Beiträge: 14852

Beitrag(#2259651) Verfasst am: 27.08.2021, 15:31    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
sehr gut hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Wobei man das ganze "Reliquiengedöns" getrost unter Fetisch packen kann. Dito die Wahlfährten und Marienverehrungen.

Wenn das jemand von der RKK liest Überrascht

Das ist durchaus erwünscht.

Was erhoffst du dir dabei?

(das Fetisch-Nutzer nicht mehr als Religionsgemeinschaft gelten sollten? )
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vrolijke
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Anmeldungsdatum: 15.03.2007
Beiträge: 46311
Wohnort: Stuttgart

Beitrag(#2259655) Verfasst am: 27.08.2021, 15:40    Titel: Antworten mit Zitat

sehr gut hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
sehr gut hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Wobei man das ganze "Reliquiengedöns" getrost unter Fetisch packen kann. Dito die Wahlfährten und Marienverehrungen.

Wenn das jemand von der RKK liest Überrascht

Das ist durchaus erwünscht.

Was erhoffst du dir dabei?

(das Fetisch-Nutzer nicht mehr als Religionsgemeinschaft gelten sollten? )

Hoffnung habe ich keine dabei. Warum sollte ich?
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Katatonia
...the quiet cold of late november



Anmeldungsdatum: 05.04.2005
Beiträge: 826

Beitrag(#2259726) Verfasst am: 28.08.2021, 08:21    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Katatonia hat folgendes geschrieben:

- Autofans hängen in ihrer Rolle als Autofans keinem Glauben (an eine übernatürliche Kraft) an
- Autofans beten in ihrer Rolle als Autofans zu keiner übernatürlichen Kraft
- Autofans vertreten in ihrer Rolle als Autofans keine Weltanschauung

Die Merkmale "Glaube" und "übernatürlich" deuten wiederum auf den üblichen christlichen Tellerrand hin. Und ob die Weltanschauungen von Autofans wirklich keine Gemeinsamkeiten aufweisen, das wäre erst mal zu prüfen.

Das Entscheidende ist, dass Autofans in ihrer Rolle als Autofans keine Weltanschauung vertreten. Sie werden sicherlich gewisse Weltanschauungen haben und da mag es Gemeinsamkeiten geben - vielleicht sind sie zum Beispiel überwiegend Christen. Womit sie der Ansicht von sehr gut zufolge vermutlich Anhänger zweier Religionen wären. Sollten sie zusätzlich noch äußerst fußballbegeistert sein, hängten sie bereits drei Religionen an etc.

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Im Polytheismus stehen die Götter nicht für "Übernatürliches", sondern für Erscheinungsformen der Natur selbst. Erst die Zwangsvereinigung des jüdischen Monotheismus und des griechisch-römischen Polytheismus im Christentum birgt Widersprüche, die zu Artefakten, wie dem Konzept des "Übernatürlichen" führen.

Auch im Polytheismus sind die Götter durchaus personale Wesen, die zudem über übermenschliche Fähigkeiten verfügen. Wenn etwa Zeus die Gestalt anderer Tiere annimmt, so sind derartige Vorstellungen nicht von Naturbeobachtungen gedeckt bzw. stehen im Gegensazu zu den uns bekannten Naturgesetzen.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44089

Beitrag(#2259728) Verfasst am: 28.08.2021, 08:49    Titel: Antworten mit Zitat

Katatonia hat folgendes geschrieben:
Wenn etwa Zeus die Gestalt anderer Tiere annimmt, so sind derartige Vorstellungen nicht von Naturbeobachtungen gedeckt bzw. stehen im Gegensazu zu den uns bekannten Naturgesetzen.

Damit setzt du aber das heutige Naturverständnis voraus. Das hätte die äußerst unschöne Konsequenz, dass dann diecalten Griechen selbst nicht wissen konnten, ob das, was sie da taten, Religion war oder nicht. Erst wir heutigen können im Nachhinein für alle vergangenen Zeiten beurteilen, welche kulturellen Praktiken religiös waren und welche nicht, während keine vergangene Zeit das von sich selbst wissrn konnte. Es wäre aber äußerst merkwürdig, wenn unsere heutige Zeit derart privilegiert wäre. (Man müsste dann z.B. auch sagen, dass sich einige unserer heutigen Praktiken in Zukunft nachträglich als religiös herausstellen könnten, wenn neue wissenschaftliche Entwicklungen unseren Naturbegriff verändern, was mir seltsam vorkommt.)
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VanHanegem
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Beitrag(#2259734) Verfasst am: 28.08.2021, 09:39    Titel: Antworten mit Zitat

Katatonia hat folgendes geschrieben:
Das Entscheidende ist, dass Autofans in ihrer Rolle als Autofans keine Weltanschauung vertreten.

Das kann ich zwar nicht ad-hoc widerlegen, halte das soch für eine eher steile These. Zu untersuchen wären Beiträge in Autozeitschriften und die Haltung von Mitgliedern in Autovereinen bis hin zur Formel 1, ob sich da nicht doch eine oder mehrere charakteristische Weltanschauungen herauskristallisieren.


Katatonia hat folgendes geschrieben:
vielleicht sind sie zum Beispiel überwiegend Christen.

Das mit Sicherheit nicht. Aufgrund anekdotischer Evidenz behaupte ich, dass z.B. fast jeder Japaner ein Fan deutscher Autos ist.


Katatonia hat folgendes geschrieben:
Auch im Polytheismus sind die Götter durchaus personale Wesen, die zudem über übermenschliche Fähigkeiten verfügen.

Hier übersiehst Du, dass der archaische Ansatz zu Beschreibung und Umgang mit der Natur grundsätzlich personifizierend war. Inwieweit in der heutigen Physik Elemente einer personifizierenden Betrachtung (Beschreibung physikalischer Vorgänge mit Methoden/Bildern aus Wirtschaft/Recht) würde hier wohl den Rahmen sprengen.
Darüberhinaus haben übermenschliche Fähigkeiten nichts mit "übernatürlich" zu tun. Dass die Natur übermenschliche Fähigkeiten hat, wird gerade heute wieder drastisch erlebt. Das Gegenteil ist der Fall: Die These, dass der Mensch die Natur beherrschen solle/könne ist aus Religionen (AT, oder auch der Fortschrittsglaube des ML) bekannt.


Katatonia hat folgendes geschrieben:
Wenn etwa Zeus die Gestalt anderer Tiere annimmt, so sind derartige Vorstellungen nicht von Naturbeobachtungen gedeckt bzw. stehen im Gegensazu zu den uns bekannten Naturgesetzen.

Wieso sollte die Beobachtung eines bis dato unbekannten Stiers eine Herkunft durch Umwandlung des Zeus widerlegen?
Noch nicht mal den heute bekannten Naturgesetzen widerspricht das fundamental. Als Science Fiction Autor könnte ich einen Außerirdisdchen durch em Strahlung und/oder Umprogrammierung über Viren einen Stier fernsteuern lassen.
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Skeptiker
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Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#2259740) Verfasst am: 28.08.2021, 10:56    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Katatonia hat folgendes geschrieben:
Auch im Polytheismus sind die Götter durchaus personale Wesen, die zudem über übermenschliche Fähigkeiten verfügen.


Hier übersiehst Du, dass der archaische Ansatz zu Beschreibung und Umgang mit der Natur grundsätzlich personifizierend war. Inwieweit in der heutigen Physik Elemente einer personifizierenden Betrachtung (Beschreibung physikalischer Vorgänge mit Methoden/Bildern aus Wirtschaft/Recht) würde hier wohl den Rahmen sprengen.

Darüberhinaus haben übermenschliche Fähigkeiten nichts mit "übernatürlich" zu tun. Dass die Natur übermenschliche Fähigkeiten hat, wird gerade heute wieder drastisch erlebt. Das Gegenteil ist der Fall: Die These, dass der Mensch die Natur beherrschen solle/könne ist aus Religionen (AT, oder auch der Fortschrittsglaube des ML) bekannt.


Das "Macht euch die Natur untertan!" klingt nicht nur rücksichtslos, sondern ist auch so gemeint. Es ist kompatibel mit Ausbeutung der Natur, mit Gewalt gegen Nutztiere usw.

Marx spricht zwar auch von der Beherrschung der Natur durch korrekte Erkenntnis der Naturgesetzmäßigkeiten wie auch der gesellschaftlichen Gesetzmäßigkeiten, jedoch mit einer ganz anderen Stoßrichtung:

Zitat:
Vom Standpunkt einer höhern ökonomischen Gesellschaftsformation wird das Privateigentum einzelner Individuen am Erdball ganz so abgeschmackt erscheinen wie das Privateigentum eines Menschen an einem andern Menschen. Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als boni patres familias den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen.

Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Dritter Band: Der Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion


"Vom Standpunkt einer höhern ökonomischen Gesellschaftsformation" schreibt Marx. Der Gedanke einer Höherentwicklung der Gesellschaft, wie aber auch der Erkenntnis und der Natur ist allerdings - dies ist wichtig! - nicht einfach nur eine "Idee" oder ein "Fortschrittsglaube", wie du sagst, sondern ein gehöriges Stück Empirie, präziser Beobachtung und korrekter wissenschaftlicher Schlussfolgerungen aus der tatsächlichen Höherentwicklung der genannten Dinge.

Selbstverständlich fehlt der dialektische Fortschrittsgedanke in der Religion wie auch in konservativen und rechten Ideologien mit Ausnahme des technischen Fortschritts, welcher als einziger goutiert wird und im Bereich des menschlich-möglichen erscheint. Also: man kann bessere Autos bauen.

Dass dadurch allein die Umwelt kaputt geht und die Gesellschaft nicht besser wird - ist dem Techniker und Controller wurscht. Aber für so einen Fortschritt ist er zu haben. Und für das große Ganze nehmen auch diese Figuren gerne mal höhere Wesenheiten in Anspruch. Das können *Götter* sein, aber auch Betriebsführer etc. Ihr "Fortschrittglaube" ist halt beschränkt auf das unmittelbar und technisch machbare, so wie auch der "Fortschrittsglaube" des AT, im Sinne einer technischen Beherrschung von Acker und Nutztieren.

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Katatonia hat folgendes geschrieben:
Wenn etwa Zeus die Gestalt anderer Tiere annimmt, so sind derartige Vorstellungen nicht von Naturbeobachtungen gedeckt bzw. stehen im Gegensazu zu den uns bekannten Naturgesetzen.


Wieso sollte die Beobachtung eines bis dato unbekannten Stiers eine Herkunft durch Umwandlung des Zeus widerlegen?
Noch nicht mal den heute bekannten Naturgesetzen widerspricht das fundamental. Als Science Fiction Autor könnte ich einen Außerirdisdchen durch em Strahlung und/oder Umprogrammierung über Viren einen Stier fernsteuern lassen.


Guter Einwand. Illusionen können durch Zauberkünstler und auch die technische Entwicklung immer realer erscheinen und durchaus auf Basis der Naturgesetze.
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VanHanegem
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Beitrag(#2259789) Verfasst am: 29.08.2021, 13:38    Titel: Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:


Zitat:
Vom Standpunkt einer höhern ökonomischen Gesellschaftsformation wird das Privateigentum einzelner Individuen am Erdball ganz so abgeschmackt erscheinen wie das Privateigentum eines Menschen an einem andern Menschen. Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als boni patres familias den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen.

Danke, kannte ich noch nicht, schöner hätten es selbst heutige Grünen Politiker oder ev. Pastoren nicht ausdrücken können.

Ich schreibe übrigens nicht über "Marxismus" sondern über "ML" mit dem klaren Hintergedanken, dass mich nicht nur das interessiert, was vorn reingeht sondern auch (eher noch mehr) was hinten rauskommt. nun ist ja die Beherrschung der Natur auch Teil des Erlösungsgedankens im ML, hierzu z.B. (mit Hervorhebung von mir):
Zitat:
Proletarische Revolution, Auflösung der Widersprüche: ... Die Menschen, endlich Herren ihrer eignen Art der Vergesellschaftung, werden damit zugleich Herren der Natur, Herren ihrer selbst - frei.

http://www.mlwerke.de/me/me19/me19_210.htm
Wenn's um die messianische Erlösung geht, dann ist nicht technischer Fortschritt gemein, in dem Sinne, dass man auch im Winter warm zu Essen hat. Da müssen schon ehrgeizigere Projekte her. So zeichnete sich die Sowienunion z.B. aus durch ihr Bestreben nach Beherrschung und vor allem Nutzung der Kernkraft und dem Dawydow Plan etc.
https://de.wikipedia.org/wiki/Dawydow-Plan
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VanHanegem
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Beiträge: 2951

Beitrag(#2260522) Verfasst am: 09.09.2021, 07:17    Titel: Antworten mit Zitat

vrolijke hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
sehr gut hat folgendes geschrieben:
vrolijke hat folgendes geschrieben:
Wobei man das ganze "Reliquiengedöns" getrost unter Fetisch packen kann. Dito die Wahlfährten und Marienverehrungen.

Wenn das jemand von der RKK liest Überrascht

Das ist durchaus erwünscht.


Och, ich nehme schon an, dass tillich das liest.


Tillich ist nicht katholisch, soviel ich weiß.

Dazu kleine Anekdote:
Background: früher wurden im Religionsunterricht an Gymnasien die Religionen indigener Völker als "primitive Religionen" bezeichnet.
Und nun ein evangelischer Religionslehrer sinngemäß: primitive Religionen und primitive Religiosität seien völlig verschiedene Dinge. Um primitive Religiosität zu beobachten müsse man nur nach Altötting gehen.
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VanHanegem
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Beiträge: 2951

Beitrag(#2260524) Verfasst am: 09.09.2021, 07:29    Titel: Antworten mit Zitat

Katatonia hat folgendes geschrieben:
... empfinde ich mich zwar nicht als Opfer vergangener Manipulationen der Kirche

So? Machen wir die Probe aufs Exempel:
Wie lautet Deiner Ansicht nach eine korrekte deutsche (oder meinetwegen auch englische) Übersetzung von Lukas 6,36?
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Tarvoc
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Beiträge: 44089

Beitrag(#2260542) Verfasst am: 09.09.2021, 10:15    Titel: Antworten mit Zitat

Beherrschst du das Altgriechisch des Neuen Testaments? Ich finde, das solltest du offen legen, bevor du andere "zur Probe" nach ihren Ansichten über korrekte Übersetzungen fragst.
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Anmeldungsdatum: 05.08.2007
Beiträge: 14852

Beitrag(#2260554) Verfasst am: 09.09.2021, 12:29    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Dazu kleine Anekdote:
Background: früher wurden im Religionsunterricht an Gymnasien die Religionen indigener Völker als "primitive Religionen" bezeichnet.
Und nun ein evangelischer Religionslehrer sinngemäß: primitive Religionen und primitive Religiosität seien völlig verschiedene Dinge. Um primitive Religiosität zu beobachten müsse man nur nach Altötting gehen.

Überrascht
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Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 21761

Beitrag(#2260584) Verfasst am: 09.09.2021, 16:15    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Dazu kleine Anekdote:
Background: früher wurden im Religionsunterricht an Gymnasien die Religionen indigener Völker als "primitive Religionen" bezeichnet.
Und nun ein evangelischer Religionslehrer sinngemäß: primitive Religionen und primitive Religiosität seien völlig verschiedene Dinge. Um primitive Religiosität zu beobachten müsse man nur nach Altötting gehen.

Äh, wer? In welchem Zusammhang?
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(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Beiträge: 826

Beitrag(#2260666) Verfasst am: 10.09.2021, 16:44    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Katatonia hat folgendes geschrieben:
Wenn etwa Zeus die Gestalt anderer Tiere annimmt, so sind derartige Vorstellungen nicht von Naturbeobachtungen gedeckt bzw. stehen im Gegensazu zu den uns bekannten Naturgesetzen.

Damit setzt du aber das heutige Naturverständnis voraus. Das hätte die äußerst unschöne Konsequenz, dass dann diecalten Griechen selbst nicht wissen konnten, ob das, was sie da taten, Religion war oder nicht. Erst wir heutigen können im Nachhinein für alle vergangenen Zeiten beurteilen, welche kulturellen Praktiken religiös waren und welche nicht, während keine vergangene Zeit das von sich selbst wissrn konnte. Es wäre aber äußerst merkwürdig, wenn unsere heutige Zeit derart privilegiert wäre. (Man müsste dann z.B. auch sagen, dass sich einige unserer heutigen Praktiken in Zukunft nachträglich als religiös herausstellen könnten, wenn neue wissenschaftliche Entwicklungen unseren Naturbegriff verändern, was mir seltsam vorkommt.)

Okay, stimmt schon. Aber ist es nicht zumindest so, dass auch die alten Griechen irgendwie unterschieden haben zwischen Göttern bzw. der Welt der Götter und der übrigen Naturwelt? Dass also jeweils andere Gesetzmäßigkeiten und Möglichkeiten gelten?
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44089

Beitrag(#2260667) Verfasst am: 10.09.2021, 16:54    Titel: Antworten mit Zitat

Katatonia hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Katatonia hat folgendes geschrieben:
Wenn etwa Zeus die Gestalt anderer Tiere annimmt, so sind derartige Vorstellungen nicht von Naturbeobachtungen gedeckt bzw. stehen im Gegensazu zu den uns bekannten Naturgesetzen.

Damit setzt du aber das heutige Naturverständnis voraus. Das hätte die äußerst unschöne Konsequenz, dass dann diecalten Griechen selbst nicht wissen konnten, ob das, was sie da taten, Religion war oder nicht. Erst wir heutigen können im Nachhinein für alle vergangenen Zeiten beurteilen, welche kulturellen Praktiken religiös waren und welche nicht, während keine vergangene Zeit das von sich selbst wissrn konnte. Es wäre aber äußerst merkwürdig, wenn unsere heutige Zeit derart privilegiert wäre. (Man müsste dann z.B. auch sagen, dass sich einige unserer heutigen Praktiken in Zukunft nachträglich als religiös herausstellen könnten, wenn neue wissenschaftliche Entwicklungen unseren Naturbegriff verändern, was mir seltsam vorkommt.)

Okay, stimmt schon. Aber ist es nicht zumindest so, dass auch die alten Griechen irgendwie unterschieden haben zwischen Göttern bzw. der Welt der Götter und der übrigen Naturwelt? Dass also jeweils andere Gesetzmäßigkeiten und Möglichkeiten gelten?

Nicht so wirklich, nein. Die beobachteten Naturphänomene wurden ja meist gerade auf Götterwirken zurückgeführt.
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Anmeldungsdatum: 05.04.2005
Beiträge: 826

Beitrag(#2260668) Verfasst am: 10.09.2021, 16:55    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Katatonia hat folgendes geschrieben:
Das Entscheidende ist, dass Autofans in ihrer Rolle als Autofans keine Weltanschauung vertreten.

Das kann ich zwar nicht ad-hoc widerlegen, halte das soch für eine eher steile These. Zu untersuchen wären Beiträge in Autozeitschriften und die Haltung von Mitgliedern in Autovereinen bis hin zur Formel 1, ob sich da nicht doch eine oder mehrere charakteristische Weltanschauungen herauskristallisieren.

Zitat:
https://de.wikipedia.org/wiki/Weltanschauung
Unter einer Weltanschauung versteht man heute vornehmlich die auf Wissen, Überlieferung, Erfahrung und Empfinden
basierende Gesamtheit persönlicher Wertungen, Vorstellungen und Sichtweisen, die die Deutung der Welt, die Rolle des
Einzelnen in ihr, die Sicht auf die Gesellschaft und teilweise auch den Sinn des Lebens betreffen.

Zitat:
https://www.duden.de/rechtschreibung/Weltanschauung
Gesamtheit von Anschauungen, die die Welt und die Stellung des Menschen in der Welt betreffen

Ich kann mir schwerlich eine diesen Definitionen gerechtwerdende Weltanschauung vorstellen, die auf Autos basiert.

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Katatonia hat folgendes geschrieben:
Wenn etwa Zeus die Gestalt anderer Tiere annimmt, so sind derartige Vorstellungen nicht von Naturbeobachtungen gedeckt bzw. stehen im Gegensazu zu den uns bekannten Naturgesetzen.

Wieso sollte die Beobachtung eines bis dato unbekannten Stiers eine Herkunft durch Umwandlung des Zeus widerlegen?
Noch nicht mal den heute bekannten Naturgesetzen widerspricht das fundamental. Als Science Fiction Autor könnte ich einen Außerirdisdchen durch em Strahlung und/oder Umprogrammierung über Viren einen Stier fernsteuern lassen.

Allerdings geht es hier um die Verwandlung ein und desselben personalen Wesens in ein Tier (das dann vermutlich auch noch sprechen kann) und wieder zurück. Das scheint mir mit biologischen Mechanismen und Gesetzmäßigkeiten grundsätzlich unvereinbar.
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Katatonia
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Beitrag(#2260670) Verfasst am: 10.09.2021, 17:01    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Katatonia hat folgendes geschrieben:
... empfinde ich mich zwar nicht als Opfer vergangener Manipulationen der Kirche

So? Machen wir die Probe aufs Exempel:
Wie lautet Deiner Ansicht nach eine korrekte deutsche (oder meinetwegen auch englische) Übersetzung von Lukas 6,36?

Hier das vollständige Zitat:
Katatonia hat folgendes geschrieben:

Wenn ich den Religionsbegriff gemäß dem allgemeinen Sprachgebrauch verwende, empfinde ich mich zwar nicht als Opfer vergangener Manipulationen der Kirche und eines entsprechenden Publikums - aber okay.

Ich verstehe nicht ganz, was das mit der korrekten Übersetzung von Bibelstellen zu tun hat.
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Katatonia
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Beitrag(#2260672) Verfasst am: 10.09.2021, 17:12    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Katatonia hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Katatonia hat folgendes geschrieben:
Wenn etwa Zeus die Gestalt anderer Tiere annimmt, so sind derartige Vorstellungen nicht von Naturbeobachtungen gedeckt bzw. stehen im Gegensazu zu den uns bekannten Naturgesetzen.

Damit setzt du aber das heutige Naturverständnis voraus. Das hätte die äußerst unschöne Konsequenz, dass dann diecalten Griechen selbst nicht wissen konnten, ob das, was sie da taten, Religion war oder nicht. Erst wir heutigen können im Nachhinein für alle vergangenen Zeiten beurteilen, welche kulturellen Praktiken religiös waren und welche nicht, während keine vergangene Zeit das von sich selbst wissrn konnte. Es wäre aber äußerst merkwürdig, wenn unsere heutige Zeit derart privilegiert wäre. (Man müsste dann z.B. auch sagen, dass sich einige unserer heutigen Praktiken in Zukunft nachträglich als religiös herausstellen könnten, wenn neue wissenschaftliche Entwicklungen unseren Naturbegriff verändern, was mir seltsam vorkommt.)

Okay, stimmt schon. Aber ist es nicht zumindest so, dass auch die alten Griechen irgendwie unterschieden haben zwischen Göttern bzw. der Welt der Götter und der übrigen Naturwelt? Dass also jeweils andere Gesetzmäßigkeiten und Möglichkeiten gelten?

Nicht so wirklich, nein. Die beobachteten Naturphänomene wurden ja meist gerade auf Götterwirken zurückgeführt.

Aber würden die alten Griechen zum Beispiel auch einem Normalsterblichen die Fähigkeit zuschreiben, sich aus eigener Kraft etwa in ein anderes Tier verwandeln zu können?
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Beitrag(#2260679) Verfasst am: 10.09.2021, 18:37    Titel: Antworten mit Zitat

Katatonia hat folgendes geschrieben:
Aber würden die alten Griechen zum Beispiel auch einem Normalsterblichen die Fähigkeit zuschreiben, sich aus eigener Kraft etwa in ein anderes Tier verwandeln zu können?

Dieses Konzept von Handeln "aus eigener Kraft" ist sogar selbst bereits ein (relativ) modernes. zwinkern Zumindest zu Homers Zeiten glaubten die Griechen noch nicht mal, dass Paris "aus eigener Kraft" mit seinem Pfeil Achilles' Sehne treffen konnte, sondern der Gott Apollon musste dafür seine Hand und sein Auge lenken.
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Beitrag(#2260720) Verfasst am: 11.09.2021, 07:28    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Katatonia hat folgendes geschrieben:
Aber würden die alten Griechen zum Beispiel auch einem Normalsterblichen die Fähigkeit zuschreiben, sich aus eigener Kraft etwa in ein anderes Tier verwandeln zu können?

Dieses Konzept von Handeln "aus eigener Kraft" ist sogar selbst bereits ein (relativ) modernes. zwinkern Zumindest zu Homers Zeiten glaubten die Griechen noch nicht mal, dass Paris "aus eigener Kraft" mit seinem Pfeil Achilles' Sehne treffen konnte, sondern der Gott Apollon musste dafür seine Hand und sein Auge lenken.


...vielleicht wahr für die ILIAS, die wohl ein "Gedächtnisbericht" wirklicher Ereignisse am Ende der Bronzezeit sind.
Wohingegen sich das für die phantastisch anmutenden Erzählungen der Odyssee ändert,
... auch wenn hier natürlich auch rückblickend hineingedeutet wird...

https://de.wikipedia.org/wiki/Odyssee#Rezeption hat folgendes geschrieben:
Die Philosophen Theodor W. Adorno und Max Horkheimer sahen in Odysseus den ersten modernen Menschentyp in der Literaturgeschichte: Er sei der erste Charakter, der sich nicht den Göttern und dem Schicksal ergibt, sondern – manchmal unter Leugnung seiner Identität – erfolgreich gegen beide ankämpft und damit zum Herrscher über sein eigenes Geschick wird.[31] Die Leugnung der Identität ist laut Adorno und Horkheimer insofern revolutionär, als damit erstmals der animistische, identitätsstiftende Charakter des eigenen Namens überwunden werde. Der moderne Mensch müsse wie Odysseus fähig sein, seine Identität aufzugeben, um sie zu erhalten.


... war das auch ohne auf "moderne Philosophen" zurückgreifend, sogar für mich naheliegend.
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Beitrag(#2260725) Verfasst am: 11.09.2021, 08:39    Titel: Antworten mit Zitat

Dass die Odyssee ein damals das Denken "revolutionierendes" Werk war, wird wohl so sein. Das Werk gilt sicher nicht ohne Grund als ein Gründungstext europäischer Kultur. Vieles von Horkheimers und Adornos Argumentation ist mir aber etwas zu sehr post-hoc.
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Beitrag(#2260873) Verfasst am: 14.09.2021, 13:40    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Beherrschst du das Altgriechisch des Neuen Testaments? Ich finde, das solltest du offen legen, bevor du andere "zur Probe" nach ihren Ansichten über korrekte Übersetzungen fragst.

o.k. hier meine Meinung dazu:
Zitat mit Versuch einer Transkription in lat Zeichen:
Luke 6,36 hat folgendes geschrieben:

Ginesthe oiktirmones kathos [ kai ] ho pat?r hymon oiktirmon estin

wird mehrheitlich falsch mit "seid barmherzig ...." übersetzt. Genauso falsch übrigens auch die vulgata und die englischen Versionen.

Die korrekte Übersetzung wäre jedoch "werdet barmherzig ....". Das wäre ein Auftrag zur persönlichen Weiterentwicklung, fast ein Element einer Erfahrungsreligion, wie z.B. Buddhismus. Das darf nicht sein. Das Christentum muss als Priester- und Glaubensreligion mit klaren Verhaltensregeln präsentiert werden. Daher die Falschübersetzung "seid barmherzig ...."

Fazit: m.E. klarer Manipulationsversuch durch Fälschung
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Beitrag(#2260876) Verfasst am: 14.09.2021, 13:46    Titel: Antworten mit Zitat

Um mal wieder zum Thema "atheistisches Symbol" zurückzukommen. Wie wäre es hiermit:



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Beitrag(#2260881) Verfasst am: 14.09.2021, 14:38    Titel: Antworten mit Zitat

VanHanegem hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Beherrschst du das Altgriechisch des Neuen Testaments? Ich finde, das solltest du offen legen, bevor du andere "zur Probe" nach ihren Ansichten über korrekte Übersetzungen fragst.

o.k. hier meine Meinung dazu:
Zitat mit Versuch einer Transkription in lat Zeichen:
Luke 6,36 hat folgendes geschrieben:

Ginesthe oiktirmones kathos [ kai ] ho pat?r hymon oiktirmon estin

wird mehrheitlich falsch mit "seid barmherzig ...." übersetzt. Genauso falsch übrigens auch die vulgata und die englischen Versionen.

Die korrekte Übersetzung wäre jedoch "werdet barmherzig ....". Das wäre ein Auftrag zur persönlichen Weiterentwicklung, fast ein Element einer Erfahrungsreligion, wie z.B. Buddhismus. Das darf nicht sein. Das Christentum muss als Priester- und Glaubensreligion mit klaren Verhaltensregeln präsentiert werden. Daher die Falschübersetzung "seid barmherzig ...."

Fazit: m.E. klarer Manipulationsversuch durch Fälschung

Da m.W. altgriechisch als auch althebräisch nur 2 Zeitformen kennen
# Vergangenheit
# GegenZuwartkunft
würde ich weniger von einer Fälschung sprechen.

Beispiel "JHWH" kann übersetzt werden mit
»Ich bin, der ich bin«
als auch
»Ich werde sein, der ich sein werde«

Nach Hans Küng: „Ich bin da, als der ich da bin“ oder „Ich bin da, als der ich da sein werde.“

Deshalb, bei "seid" oder "werdet" von einer Fälschung zu reden würde ich nicht machen. Da würde ich schauen ob eine der beiden Übersetzungen nicht in die Agenda/Dogma des Übersetzers bzw dessen Auftraggeber passen.
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