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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#296822) Verfasst am: 23.05.2005, 11:21 Titel: Autoritär |
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Ist der Kommunismus zwangsläufig Autoritär?
Wie denkt ihgr darüber?
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#297108) Verfasst am: 24.05.2005, 17:02 Titel: |
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Der Kommunismus ist in jedem Fall zumindest in einer Hinsicht autoritär: Das Kollektiv stellt gegenüber dem Individuum die höhere Autorität dar. Die persönliche Freiheit wird durch eine übergroße Domäne der Kollektiventscheidungen beschnitten.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#297126) Verfasst am: 24.05.2005, 17:59 Titel: |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | Das Kollektiv stellt gegenüber dem Individuum die höhere Autorität dar. |
Wie kann ein Individuum in einer Gesellschaft von Millionen die höchste Autorität sein? Entwender handelt es sich um ein einzelnes Individuum. Dann ist es eine Diktatur. Oder es gibt eine Demokratie, so dass jedes Individuum die gleichen Rechte und gleichen Einflussmöglichkeiten hat. Der Kommunismus kann also zwangsläufig nur auf einer demokratischen Gesellschaft aufbauen und muss als Ergebnis die Stärkung der Rechte des Individuums haben, da die Möglichkeiten anderer Individuen über andere zu bestimmen massiv eingeschränkt werden.
_________________ Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!
The only general I like is called strike
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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#297136) Verfasst am: 24.05.2005, 19:02 Titel: |
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Es gibt auch andere Möglichkeiten die dann das Individuum einschränken (zum wohle des Kollektivs) aber keine Diktatur sind.
ZB wenn der Einzelne in seinen Rechten eingeschränkt wird, wie etwa bei div.
Terrorismus-Vorbeuge-Sachen oder wenn Zensur eines Künstlers betrieben wird weil es dem "Volk" schaden könnte
(oft schadet es den Herrschenden, hier sind die Übergänge zur Diktatur fließend), wenn jemand in einem Haus wohnt (ein kleines Haus sagen wir mal 40m², also kein Großgrundbesitzer) oder sagen wir gleich wenn eine Reihenhaussiedlung wegen einer Industrieanlage abgerissen wird, die Leute umziehen müßen davon Depressiv werden usw.
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#297142) Verfasst am: 24.05.2005, 19:16 Titel: |
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max hat folgendes geschrieben: |
Wie kann ein Individuum in einer Gesellschaft von Millionen die höchste Autorität sein? |
Nein, es geht darum, dass das Individuum kaum noch über sich selbst entscheiden kann, weil im Kommunismus kollektiv bestimmt wird.
Im Liberalismus entscheidet soweit es möglich ist, jeder für sich selbst zb. ob er beim Autofahren den Gurt anschnallt oder nicht, ob er sein Geld für Konsumgüter ausgibt oder spart bis er ein eigenes Unternehmen gründen kann.
Natürlich gibt es bei jeder modernen Gesellschaft einige Angelegenheiten, wo Rahmenbedingungen und teilweise auch konkrette Bestimmungen kollektiv entschieden werden müssen, so auch die Umweltpolitik. Diese sind demokratisch zu entscheiden, entweder direkt oder indirekt über demokratisch gewählte Vertreter.
Am sonsten muss dem einzelnen Menschen möglichst viel individuelle Selbstbestimmungsfreiheit gelassen werden.
Je kollektiver aber eine Gesellschaft organisiert ist, desto weniger Freiheiten hat das Individuum. Bei zu vielen kollektiven Entscheidungen gelten diese für alle und die freiheit für sich selbst zu entscheiden fällt weg.
max hat folgendes geschrieben: | Entwender handelt es sich um ein einzelnes Individuum. Dann ist es eine Diktatur. |
Nein. Ich meinte nicht, dass ein Individuum für alle anderen die höhere Autorität haben soll als das Kollektiv, aber stets für sich selbst, ausser bei Entscheidungen, die kollektiv gemacht werden müssen und bei Aufgaben, die zwangsläufig kollektiv zu bewältigen sind.
max hat folgendes geschrieben: | Oder es gibt eine Demokratie, so dass jedes Individuum die gleichen Rechte und gleichen Einflussmöglichkeiten hat. Der Kommunismus kann also zwangsläufig nur auf einer demokratischen Gesellschaft aufbauen und muss als Ergebnis die Stärkung der Rechte des Individuums haben, da die Möglichkeiten anderer Individuen über andere zu bestimmen massiv eingeschränkt werden. |
Eine demokratische Gesellschaft bedeutet nur eine kollektive, fast abstrakte Freiheit, nicht jedoch eine individuelle. Die individuelle Freiheit muss auch in einer Demokratie verfassungsrechtlich garantiert werden, sonst besteht die Gefahr, dass sich das Individuum dem Willen der Mehrheit mehr beugen muss als es notwendig wäre.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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Hannibal Freiheitskämpfer
Anmeldungsdatum: 07.11.2003 Beiträge: 5062
Wohnort: Wien
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(#297151) Verfasst am: 24.05.2005, 19:26 Titel: |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Es gibt auch andere Möglichkeiten die dann das Individuum einschränken (zum wohle des Kollektivs) aber keine Diktatur sind.
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Sozialismus ist die neidvolle Bestrebung der durchschnittlich Leistungsfähigen und auch der weniger erfolgreichen, den leistungsfähigen und erfolgreicheren Teil der Gesellschaft zu sich herunter zu ziehen.
Im Ostblock wurden private Unternehmen oft schikaniert. Manchmal mussten sie plötzliche Steuern zahlen, oder wurden teilweise in die Illegalität gedrängt. Trotzdem waren die Besitzer dieser Firmen meistens in der Lage, ihren Arbeitern etwa das Doppelte an Gehalt zu zahlen, als die staatlichen Firmen (mein Großvater war ein privater polnischer Kleinunternehmer im Gewerbe und hat seinen Arbeitern nicht nur den doppelten Lohn, sondern auch noch für sie die Steuern zahlen können, während bei den staatlichen Werken den Arbeiter selbst von ihrem weit geringerem Lohn noch eine 15%ige Steuer abgezogen wurde).
Das Recht Unternehmen zu gründen und Arbeiter zu beschäftigen ist auch ein wichtiger Teil der individuellen Freiheit.
_________________ Meinungsfreiheit ausnahmslos für alle! Auch für Nazis!
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ALGDGADU registrierter User
Anmeldungsdatum: 12.01.2004 Beiträge: 392
Wohnort: Nürnberg
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(#297315) Verfasst am: 25.05.2005, 11:19 Titel: |
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Vielleicht sollte man erst mal begrifflich definieren, worüber wir reden. Der Kommunismus als Gesellschaftsform ist erstmal eine grundsätzlich freie Gesellschaft, in der die Freiheit aller - also die kollektive Freiheit - letztlich die Grundlage jedes einzelnen Individuums darstellt, in dem sie die Klassenunterschiede beseitigt hat.
Marx entwickelte die Theorie, dass es zum Erreichen des Kommunismus einer Übergangsgesellschaft bedarf - dem Sozialismus. Da im Sozialismus die Klassenunterschiede nicht beseitigt sind, sondern sich die Machtverhältnisse lediglich verändert haben (die Arbeiterklasse ist nun die "herrschende Klasse"), hat diese gesellschaftliche Stufe gewissermaßen auch einen autoritären Charakter (Marx spricht von der "Diktatur des Proletariats"). Der Klassenkampf setzt sich - so Marx - im Sozialismus unter geänderten Vorzeichen fort, da die Bourgoisie nun versucht, die gesellschaftliche Macht wieder an sich zu reißen. "Gewinnt" die Arbeiterklsse den "Klassenkampf", so kann sich die sozialistische Gesellschaft in eine kommunistische Gesellschaft wandeln, in der "jeder nach seinen Fähigkeiten, jeder nach seinen Bedürfnissen" leben kann.
Soweit die Grundlagen. Jetzt gibt es in der Geschichte unzählig viele sozialistische/kommunistische Theoretiker, die auf dieser Grundlage die unterschiedlichsten Modelle und Theorien entwickelt haben.
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#297563) Verfasst am: 26.05.2005, 11:17 Titel: |
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Kossuth hat folgendes geschrieben: | Nein. Ich meinte nicht, dass ein Individuum für alle anderen die höhere Autorität haben soll als das Kollektiv, aber stets für sich selbst, ausser bei Entscheidungen, die kollektiv gemacht werden müssen und bei Aufgaben, die zwangsläufig kollektiv zu bewältigen sind. |
Genau, ganz meine Meinung. Diese Aussage steht nur im Gegensatz zu einer Gesellschaft, in der die Mehrheit der Produktionsmittel diktatorisch kontrolliert wird und vollkommen ungleicher Zugang zum vorhandenen Reichtum die Möglichkeiten der meisten Individuen stark eingschränkt. "Die Freiheit des Unternehmers" ist tatsächlich nur dessen Freiheit Arbeiter auszubeuten und zu unterdrücken. Je mehr "Freiheit der Unternehmer" es gibt, um so weniger Freiheit und um so mehr Zwang und Unterdrückung gibt es für den Rest der Bevölkerung. Die Bedingungen für die Freiheit des Individuums sind nur erfüllt, wenn die Gesellschaft demokratisch organisiert ist und alle nicht nur rechtlich, sondern auch sozial gleichberechtigt sind.
_________________ Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!
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