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Wie ist eure Einschätzung zu den Motiven Sophie Scholls? |
Ein hervorragendes Beispiel katholischen Widerstandes während des Nationalsozialismus. |
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Ein hervorragendes Beispiel für Widerstand während des Nationalsozialismus. Allerdings halte ich es für verfehlt diesen Widerstand als "katholisch" zu bezeichnen. |
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Wie 1, aber "christlicher Widerstand" wäre besser/treffender. |
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6% |
[ 2 ] |
Ihr Widerstand hatte wenig/nichts mit Katholizismus/Christentum zu tun. |
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Stimmen insgesamt : 30 |
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Autor |
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notkerbakker Proud member of the EAC
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 1474
Wohnort: Rheinland
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(#322200) Verfasst am: 03.08.2005, 20:05 Titel: Sophie Scholl |
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Möchte Reaktionen abwarten.
_________________ "[Die Kirchen versuchen] ... das, was sie an unmittelbarem Einfluß auf die moderne Gesellschaft verloren haben, mittelbar durch staatskirchenrechtliche Institutionalisierung zurückzugewinnen" Der Staatsrechtler Konrad Hesse 1965.
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Malone auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 02.09.2004 Beiträge: 5269
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(#322339) Verfasst am: 04.08.2005, 09:20 Titel: |
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Da fehlt noch: keine Ahnung. Muss mir wohl mal den Film anschauen
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Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
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(#322358) Verfasst am: 04.08.2005, 10:25 Titel: |
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Ich dachte immer es handelt sich um studentischen Widerstand. Wäre ich Katholik wäre es wohl katholischer Widerstand, wäre ich eine Frau - weiblicher Widerstand. Die Position bestimmt anscheinend die Perspektive.
_________________ Storm by Tim Minchin
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pyrrhon registrierter User
Anmeldungsdatum: 22.05.2004 Beiträge: 8770
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(#322367) Verfasst am: 04.08.2005, 10:53 Titel: |
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Ich finde ihre Motivation höchst bewundernswert, mit dem Christentum hat es allerdings m.E. nichts zu tun. Leider ist es, soweit ich weiß, völlig umsonst gewesen, was sie getan hat. Die Flugblätter konnten einfach nichts bewirken. Das ändert zwar nichts an ihrem Charakter und Widerstandswillen, doch war ihr Widerstand im Endeffekt leider in erster Linie Selbstmord.
Daher habe ich die vierte Auswahlmöglichkeit gewählt.
Es gab noch eine andere bekannte Person, die unter Christen sehr bekannt ist: Corrie ten Boom. Diese Familie hat in ihrem winzigen Haus mehrere Juden versteckt und waren auch sonst im Widerstand aktiv tätig. Sie sind leider aufgeflogen, viele Familienmitglieder sind gestorben, in der Haft und im KZ. Der Widerstand der ten Booms war ohne Zweifel bewundernswert.
Grüße,
viator
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George auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2004 Beiträge: 4485
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(#322379) Verfasst am: 04.08.2005, 11:26 Titel: |
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Sie war wohl eine der größten deutschen Persönlichkeiten und zutiefst freiheitsliebend , ich weiß nicht was das mit Katholizismus zu tun haben soll .
Ihre Motivation stammte doch wohl eher aus einem liebevollen liberalen bildungsbürgerlichen Elternhaus.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#322411) Verfasst am: 04.08.2005, 12:18 Titel: |
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Zitat: | Im Nachkriegsdeutschland wurde der Widerstand der "Weißen Rose" rasch als moralisch zwar ehrenwert, der Mut als beispiellos anerkannt - als wirklich politische Aktion jedoch kaum ernst genommen. Weder sei ihnen die Möglichkeit eines politischen Umsturzes gegeben noch wären ihre mit philosophischen Zitaten belegten Flugblätter schlicht genug gewesen, um die breite Bevölkerung zu erreichen. Diese Bewertung ist aber ungerecht. Angesichts der beschränkten Möglichkeiten der Flugblattproduktion war der "Weißen Rose" klar, daß nur wenige Personen erreicht werden konnten. Eine Massenwirkung konnte so gar nicht bezweckt werden. Es kam vielmehr darauf an, die ausgewählten Multiplikatoren - akademisch gebildete Personen - in einer Sprache anzusprechen und zu überzeugen, die sich deutlich von der NS-Schlagwortpropaganda abhielt. Politisch richtig war auch die Einschätzung, daß die Bevölkerung kaum zu offenem Widerstand bereit war. Passiver Widerstand war jedoch wegen des geringeren Risiko denkbar und - wenn sich genügend Menschen beteiligten - auch wirksam. Vor allem konnte etwa durch Sabotage in Kriegsbetrieben die Kriegsmaschinerie gestoppt und der Krieg vorzeitig beendet werden. Letztlich war der "Weißen Rose" klar, daß das NS-Regime nur durch die vollständige militärische Niederlage beseitigt werden konnte. Unpolitisch war dieser Widerstand also nicht, er belegt vielmehr von einer sehr realistischen Einschätzung der Lage. |
http://www.shoa.de/content/view/115/133/
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16339
Wohnort: Arena of Air
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(#322682) Verfasst am: 04.08.2005, 23:50 Titel: |
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Der Idee des "Widerstands aus Ideologie" stehe ich eher skeptisch gegenüber. Einerseits kenne ich natürlich die Selbstmordattentäter, die wegen eines bestimmten Glaubens bereit sind, sich selbst zu töten und andere mitzunehmen. Andererseits aber dürfte es auf dem Weg von ihrer Verhaftung bis hin zu ihrer Hinrichtung eine ganze Menge Gelegenheiten gegeben haben, in denen "gute Katholiken" mit ihr allein waren und ihr etwa hätten zur Flucht verhelfen können.
Es ist doch wohl eher umgekehrt: Menschen handeln aus dem heraus, was man so "Herzensbewegung" nennt und rechtfertigen das dann ggf. innerhalb ihrer Ideologie. Beispiele: Neonazis rechtfertigen ihren oftmaligen Schwulenhaß mit ihrem verquasten Weltbild. Der schwule Neonazi Michael Kühnen rechtfertigte sich seinerseits mit dem Männlichkeitsideal in Sparta. Gleichermaßen haben z.B. gute Christen - aus "Christentum" - Menschenrechte verletzt wie auch gegen Verletzungen der Menschenrechte gesprochen.
Was zeigen sollte, daß es keinen "christlichen Widerstand" geben kann, denn dieser Begriff würde versuchen zu verallgemeinern, was nicht zu verallgemeinern ist.
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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gwarpy Psychonaut
Anmeldungsdatum: 19.09.2004 Beiträge: 2012
Wohnort: KinA
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(#322730) Verfasst am: 05.08.2005, 03:55 Titel: |
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Ich kann mich für keine der vorgegebenen Antworten erwärmen.
Da von der weißen Rose auch Begriffe wie "Untermensch" verwendet wurden kann ich sie zwar als katholisch ansehen, aber nicht als wirkliche Widerstandskämpfer.
Wer mit Nazibegriffen um sich wirft ist - zumindest mir - äußerst suspekt, und nicht unbedingt als Alternative zum Regime erkennbar.
gwarpy
_________________ Die Menschen glauben das, was sie wünschen.
Gaius Julius Caesar
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Ihno Interlektuäler
Anmeldungsdatum: 31.01.2005 Beiträge: 368
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(#322746) Verfasst am: 05.08.2005, 10:02 Titel: |
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gwarpy hat folgendes geschrieben: | Ich kann mich für keine der vorgegebenen Antworten erwärmen.
Da von der weißen Rose auch Begriffe wie "Untermensch" verwendet wurden kann ich sie zwar als katholisch ansehen, aber nicht als wirkliche Widerstandskämpfer.
Wer mit Nazibegriffen um sich wirft ist - zumindest mir - äußerst suspekt, und nicht unbedingt als Alternative zum Regime erkennbar.
gwarpy |
Aha. Das war also kein "wirklicher" Widerstand, den sie leisteten? Was war es denn dann? Wie hätte "wirklicher" Widerstand ausgesehen und wer hat ihn geleistet?
Und wo genau hat die "Weiße Rose" den Begriff verwendet?
_________________ "In der Welt der Wissenschaft ist alles perfekt!" (Dexter, Dexters Labor)
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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#322780) Verfasst am: 05.08.2005, 12:17 Titel: |
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http://www.shoahproject.org/widerstand/weisserose/blatt1.htm
Zitat: | Leistet passiven Widerstand - Widerstand -, wo immer Ihr auch seid, verhindert das Weiterlaufen dieser atheistischen Kriegsmaschine, ehe es zu spät ist, ehe die letzten Städte ein Trümmerhaufen sind, gleich Köln, und ehe die letzte Jugend des Volkes irgendwo für die Hybris eines Untermenschen verblutet ist. |
Tja, die sind bei mir nun unten durch!
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Jolesch Freund des kleineren Übels
Anmeldungsdatum: 11.07.2004 Beiträge: 7390
Wohnort: Omicron Persei VIII
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(#322788) Verfasst am: 05.08.2005, 12:28 Titel: |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Tja, die sind bei mir nun unten durch! |
Tja, bei mir nicht
_________________ Storm by Tim Minchin
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gwarpy Psychonaut
Anmeldungsdatum: 19.09.2004 Beiträge: 2012
Wohnort: KinA
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(#322799) Verfasst am: 05.08.2005, 12:46 Titel: |
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Es finden sich auch noch weitere derartige Ergüsse, die keiner hier bejubeln würde, wenn das auf einer der hier vielzitierten christlichen homepages stehen würde. Ganz im Gegenteil würde sowas als Gefahr gesehen werden.
Die weiße Rose hat folgendes geschrieben: |
Wozu wir dies Ihnen alles erzählen, da Sie es schon selber wissen, wenn nicht diese, so andere gleich schwere Verbrechen des fürchterlichen Untermenschentums? |
Zitat: | Der Staat soll eine Analogie der göttlichen Ordnung darstellen, und die höchste aller Utopien, die civitas Dei, ist das Vorbild, dem er sich letzten Endes nähern soll. |
Zitat: | Nicht der militärische Sieg über den Bolschewismus darf die erste Sorge für jeden Deutschen sein, sondern die Niederlage der Nationalsozialisten. Dies muß unbedingt an erstern Stelle stehen. Die größere Notwendigkeit dieser letzten Forderung werden wir Ihnen in einem unserer nächsten Blätter beweisen. |
Also ist der "militärische Sieg über den Bolschewismus" die kleinere Notwendigkeit, aber eine Notwendigkeit?
Zitat: | Wohl muß man mit rationalen Mitteln den Kampf wider den nationalsozialistischen Terrorstaat führen; wer aber heute noch an der realen Existenz der dämonischen Mächte zweifelt, hat den metaphysischen Hintergrund dieses Krieges bei weitem nicht begriffen. Hinter dem konkreten, hinter dem sinnlich Wahrnehmbaren, hinter allen sachlichen logischen Überlegungen, steht das Irrationale, d.i. der Kampf wider den Dämon, wider den Boten des Antichrists. Überall und zu allen Zeiten haben die Dämonen im Dunkeln gelauert auf die Stunde, da der Mensch schwach wird, da er seine ihm von Gott auf Freiheit gegründete Stellung im ordo eigenmächtig verläßt, da er dem Druck des Bösen nachgibt, sich von den Mächten höherer Ordnung loslöst und so, nachdem er den ersten Schritt freiwillig getan, zum zweiten und dritten und immer mehr getrieben wird mit rasend steigender Geschwindigkeit - überall und zu allen Zeiten der höchsten Not sind Menschen aufgestanden, Propheten, Heilige, die ihre Freiheit gewahrt hatten, die auf den Einzigen Gott hinwiesen und mit seiner Hilfe das Volk zur Umkehr mahnten. Wohl ist der Mensch frei, aber er ist wehrlos wider das Böse ohne den wahren Gott, er ist wie ein Schiff ohne Ruder, dem Sturme preisgegeben, wie ein Säugling ohne Mutter, wie eine Wolke, die sich auflöst. |
Ich möchte weder in Hitlers Reich, noch in der mittelalterlichen "Idealgesellschaft" der weißen Rose leben.
gwarpy
_________________ Die Menschen glauben das, was sie wünschen.
Gaius Julius Caesar
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Ihno Interlektuäler
Anmeldungsdatum: 31.01.2005 Beiträge: 368
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(#322818) Verfasst am: 05.08.2005, 13:23 Titel: |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | http://www.shoahproject.org/widerstand/weisserose/blatt1.htm
Zitat: | Leistet passiven Widerstand - Widerstand -, wo immer Ihr auch seid, verhindert das Weiterlaufen dieser atheistischen Kriegsmaschine, ehe es zu spät ist, ehe die letzten Städte ein Trümmerhaufen sind, gleich Köln, und ehe die letzte Jugend des Volkes irgendwo für die Hybris eines Untermenschen verblutet ist. |
Tja, die sind bei mir nun unten durch! |
Welchen Umschreibung für Hitler hättest du denn für passend gehalten?
Hättest du "und ehe die letzte Jugend des Volkes irgendwo für die Hybris des Herrn Hitler verblutet ist."
Hätte das eher deinen "Geschmack" getroffen?
oder "die Hybris des Führers"? Oder was?
Ich muss echt mal sagen, hier sind einige ganz schön kleinlich in ihrem Wunsch, alles Christliche restlos schlecht zu machen. Es geht ja nicht darum, mit den Geschwistern Scholl eine WG aufzumachen und man muss sie auch nicht heiraten und man muss sie nun wirklich in allen Punkten bejubeln, aber die "Weiße Rose" runterzumachen, weil sie sich selbst als in einer christlichen Tradition stehend begriffen hat, schießt doch deutlich über das Ziel hinaus: hier haben immerhin Menschen ihr Leben für humanitäre Werte riskiert und zum Teil auch damit bezahlt.
Da jetzt kleinlich hinterherzuwuseln, wo diese historischen Personen mit dem eigenen aktuellen politischen Weltbild nicht übereinstimmen, um sie darauhin zu verdammen, finde ich abstoßend.
Das sind Geburtsjahrgänge der 20er Jahre und da kann man nicht einfach erwarten, dass sie sich gemäß der eigenen aktuellen und modernen politischen Vorstellungen entsprechend verhalten haben.
_________________ "In der Welt der Wissenschaft ist alles perfekt!" (Dexter, Dexters Labor)
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Blaubär Höhlenbewohner
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 1133
Wohnort: Mainufer
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(#322825) Verfasst am: 05.08.2005, 13:49 Titel: |
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Ihno hat folgendes geschrieben: | Ich muss echt mal sagen, hier sind einige ganz schön kleinlich in ihrem Wunsch, alles Christliche restlos schlecht zu machen. Die "Weiße Rose" runterzumachen, weil sie sich selbst als in einer christlichen Tradition stehend begriffen hat, schießt doch deutlich über das Ziel hinaus: hier haben immerhin Menschen ihr Leben für humanitäre Werte riskiert und zum Teil auch damit bezahlt.
Da jetzt kleinlich hinterherzuwuseln, wo diese historischen Personen mit dem eigenen aktuellen politischen Weltbild nicht übereinstimmen, um sie darauhin zu verdammen, finde ich abstoßend. |
Sehr gut, Ihno, genauso sehe ich das auch.
Und das, wo doch sonst bei jeder Gelegenheit der angeblich nicht vorhandene Widerstand von Christen gegen die Nazidiktatur angeprangert wird.
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gwarpy Psychonaut
Anmeldungsdatum: 19.09.2004 Beiträge: 2012
Wohnort: KinA
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(#322828) Verfasst am: 05.08.2005, 13:59 Titel: |
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Ihno hat folgendes geschrieben: | Ich muss echt mal sagen, hier sind einige ganz schön kleinlich in ihrem Wunsch, alles Christliche restlos schlecht zu machen. |
das ist eine Unterstellung, wie sie von jedem x-beliebigen kirchlichen Würdenträger zu erwarten wäre. Ich wäre sogar sehr froh, wenn Christen während des Naziregimes mehr positives bewirkt hätten, ganz gleich ob ich deren Glauben ablehne.
Zitat: | Die "Weiße Rose" runterzumachen, weil sie sich selbst als in einer christlichen Tradition stehend begriffen hat, schießt doch deutlich über das Ziel hinaus: |
Also ich kritisiere die weiße Rose nicht mehr als andere christliche Menschen dieser Zeit, deren Ideale zumindest fragwürdig sind. Sollten wir nun das Schweigen des Vatikans oder die offene Unterstützung der Nazis durch die Kirchen und ihrer Representanten auch nicht mehr kritisieren, weil auch diese "in einer christlichen Tradition stehend" die Judenverfolgung und die Euthanasieprogarmme gutgeheissen haben? Unterlassen wir von nun an jede Kritik an abergläubischen Religionanhängern, die "in einer christlichen Tradition stehend" gewisse Teile der Bevölkerung wie z.B. Homosexuelle als weniger wert betrachten/betrachteten?
Nur weil die weiße Rose (so wie auch einige andere) zu einer art heiligen Kuh der Deutschen geworden sind, die unter den Menschen des 3. Reichs nicht viel Auswahl an engagierten Regimegegnern haben, bin ich nicht einfach so bereit die weiße Rose mit einem anderen Maß zu messen als ich es bei anderen mache.
Vom Naziregime in einen christlichen Idealstaat im Sinne der geschwister Scholl zu wechseln wäre auf jeden Fall vom Regen in die Traufe zu kommen.
Zitat: | hier haben immerhin Menschen ihr Leben für humanitäre Werte riskiert und zum Teil auch damit bezahlt. |
Wer innerhalb eines verbrecherischen Regimes für einen christlichen Staat mit mittelalterlichem Ansichten eintritt, wird für mich noch lange nicht automatisch zu Kämpfern für humanitäre Werte. Ein wie von der weißen Rose herbeigesehnter christlicher Staat wäre vielleicht das Ende der nazis gewesen (oder gerade deshalb nicht?), dürfte aber nicht gerade humanitär sein, und sich wenig bis gar nicht von dem unterscheiden, was man aus konservativen Kirchenkreisen zu hören bekommt, und das will hier vermutlich kaum jemand umgesetzt sehen.
Zitat: | Da jetzt kleinlich hinterherzuwuseln, wo diese historischen Personen mit dem eigenen aktuellen politischen Weltbild nicht übereinstimmen, um sie darauhin zu verdammen, finde ich abstoßend. |
Auch die Inquisition, die Nazis, die Conquistadores, die Stasi, kath.***, oder religiös motivierte Abtreibungsgegner werden vom heutigen Stand aus beurteilt. Wo liegt das Problem?
gwarpy
_________________ Die Menschen glauben das, was sie wünschen.
Gaius Julius Caesar
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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#322837) Verfasst am: 05.08.2005, 14:43 Titel: |
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Mir ist weniger das Wort "Untermensch" aufgestoßen als die Hetze gegen Gottlose, die Bezeichnung atheistische Kriegsmaschine und der ganze Mist.
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Ihno Interlektuäler
Anmeldungsdatum: 31.01.2005 Beiträge: 368
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(#322842) Verfasst am: 05.08.2005, 14:51 Titel: |
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gwarpy hat folgendes geschrieben: | Ihno hat folgendes geschrieben: | Ich muss echt mal sagen, hier sind einige ganz schön kleinlich in ihrem Wunsch, alles Christliche restlos schlecht zu machen. |
das ist eine Unterstellung, wie sie von jedem x-beliebigen kirchlichen Würdenträger zu erwarten wäre. Ich wäre sogar sehr froh, wenn Christen während des Naziregimes mehr positives bewirkt hätten, ganz gleich ob ich deren Glauben ablehne. |
Also ich treffe in diesem Forum sehr oft auf "radikale Christen" oder "radikale Atheisten" und beide Positionen sind nicht gerade geeignet, ein weitgehend objektives historisches Urteil zu fällen, weil die Anhänger beider Positionen stets „Hauspolitik“ betreiben.
Und nur hiergegen verwehre ich mich. (Ich gehöre weder der einen, noch der anderen Seite an - denke ich zumindest ).
Eine ernsthaft kritische Auseinandersetzung ist natürlich auch im Falle der "Weißen Rose" möglich, aber jetzt zu schreiben, sie seien zu verdammen, weil sie das Wort "Untermensch" benutzt haben, verlässt doch die Grundlage einer vernünftigen Auseinandersetzung und wird zu billiger Polemik, die vorgeblich intelligenten Leuten nicht gut zu Gesichte steht.
Warum sprichst du eigentlich von "die Christen"? Eigentlich geht es doch hierbei um Sophie Scholl.
Wieso steht diese einzelne Person für "die Christen"? Wieso diese Verallgemeinerung? Sollte man die Scholls nicht in erster Linie als „die Scholls“ betrachten?
Zitat: | Zitat: | Die "Weiße Rose" runterzumachen, weil sie sich selbst als in einer christlichen Tradition stehend begriffen hat, schießt doch deutlich über das Ziel hinaus: |
Also ich kritisiere die weiße Rose nicht mehr als andere christliche Menschen dieser Zeit, deren Ideale zumindest fragwürdig sind. Sollten wir nun das Schweigen des Vatikans oder die offene Unterstützung der Nazis durch die Kirchen und ihrer Representanten auch nicht mehr kritisieren, weil auch diese "in einer christlichen Tradition stehend" die Judenverfolgung und die Euthanasieprogarmme gutgeheissen haben? Unterlassen wir von nun an jede Kritik an abergläubischen Religionanhängern, die "in einer christlichen Tradition stehend" gewisse Teile der Bevölkerung wie z.B. Homosexuelle als weniger wert betrachten/betrachteten?
Nur weil die weiße Rose (so wie auch einige andere) zu einer art heiligen Kuh der Deutschen geworden sind, die unter den Menschen des 3. Reichs nicht viel Auswahl an engagierten Regimegegnern haben, bin ich nicht einfach so bereit die weiße Rose mit einem anderen Maß zu messen als ich es bei anderen mache.
Vom Naziregime in einen christlichen Idealstaat im Sinne der geschwister Scholl zu wechseln wäre auf jeden Fall vom Regen in die Traufe zu kommen. |
1. Hier wieder dasselbe: Was haben die Scholls mit dem Vatikan zu tun?
Darüberhinaus habe ich geschrieben, dass sie sich selbst als in einer christlichen Tradition stehend begriffen(!) haben, nicht dass ich selbst der Meinung sei, sie würden in einer guten Tradition stehen oder ähnliches. Das war rein beschreibend. Also zitiere mich bitte korrekt.
2. Ich glaube, du hast nicht so ganz verstanden, was ich ausdrücken wollte.
Ich erwarte überhaupt nicht, dass hier ein anderes Maß angelegt wird als bei den Edelweißpiraten etc. Aber du legst deinen heutigen politischen Maßstab an, um ein historisches Urteil zu fällen bzw. beurteilst historische Personen nach dem heutigen Weltbild.
Aber das geht so nicht.
Wenn man ein historisches Urteil treffen will, muss man die Dinge aus der Zeit heraus betrachten, man muss das Weltbild der Vergangenheit zur Kenntnis nehmen(, meist, ohne es zu teilen.).
Sicher waren die meisten Menschen von 1930 voller Vorurteile gegen Schwule und das wird sich nach 1933 kaum verbessert haben. Das muss man halt akzeptieren. Ich kann doch jetzt heute nicht hingehen und – nur weil ich selbst keine habe - alle historischen Persönlichkeiten auf Vorurteile gegen Schwule untersuchen, denn dann komme ich nicht weiter! Darum geht es nicht! Ganz zu schweigen davon, dass auch Schwule der damaligen Zeit voller Vorurteile gegen Schwule steckten, wofür nicht zuletzt Magnus Hirschfeld selbst steht, falls du schon mal von dem gehört hast.
Zitat: | Zitat: | hier haben immerhin Menschen ihr Leben für humanitäre Werte riskiert und zum Teil auch damit bezahlt. |
Wer innerhalb eines verbrecherischen Regimes für einen christlichen Staat mit mittelalterlichem Ansichten eintritt, wird für mich noch lange nicht automatisch zu Kämpfern für humanitäre Werte. Ein wie von der weißen Rose herbeigesehnter christlicher Staat wäre vielleicht das Ende der nazis gewesen (oder gerade deshalb nicht?), dürfte aber nicht gerade humanitär sein, und sich wenig bis gar nicht von dem unterscheiden, was man aus konservativen Kirchenkreisen zu hören bekommt, und das will hier vermutlich kaum jemand umgesetzt sehen. |
Ja, ich hätte auch keine Lust, in einem solchen Staat zu leben, aber das ist nun kein Grund, diesem studentischen Widerstand die Ernsthaftigkeit oder Anerkennung zu verweigern. Denn, wie gesagt: das ist unsere heutige Sicht.
Auch in dem Staat, den die Männer des 20. Juli im Auge hatten, würde ich nicht so gerne leben, aber deswegen verdamme ich die nicht einfach.
Zitat: | Zitat: | Da jetzt kleinlich hinterherzuwuseln, wo diese historischen Personen mit dem eigenen aktuellen politischen Weltbild nicht übereinstimmen, um sie darauhin zu verdammen, finde ich abstoßend. |
Auch die Inquisition, die Nazis, die Conquistadores, die Stasi, kath.***, oder religiös motivierte Abtreibungsgegner werden vom heutigen Stand aus beurteilt. Wo liegt das Problem? |
Nein, das werden sie eben nicht. Sicher werden sie stets nach aktuellestem Wissenstand beurteilt, aber wie gesagt, für ein gerechtes historisches Urteil muss man die Dinge aus der Zeit heraus betrachten.
Die Gründer der USA hatten auch Sklaven und haben nicht daran gedacht, Menschenrechte auch auf Frauen auszudehnen, mit diesen Einstellungen wären sie heute eher skurile Spinner, Witzfiguren oder gar gemeingefährliche Verbrecher.
Da man aber nicht alle historischen Persönlichkeiten als Spinner, Witzfiguren und gemeingefährliche Verbrecher betrachten kann, betrachtet man das vor dem Hintergrund der 1770er Jahre, ebenso wie das Handeln der „Weißen Rose“ vor dem Hintergrund von 1920, 1930, 1940 zu betrachten ist.
So und nur so funktioniert Geschichte, denn anders geht es nicht.
Derzeit lebende Personen kann man sicherlich mit heutige Maßstäben messen , aber eben nur die Zeitgenossen. Das ist doch nicht so schwer einzusehen.
_________________ "In der Welt der Wissenschaft ist alles perfekt!" (Dexter, Dexters Labor)
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George auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2004 Beiträge: 4485
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(#323120) Verfasst am: 05.08.2005, 23:55 Titel: |
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Zitat: |
Also ich kritisiere die weiße Rose nicht mehr als andere christliche Menschen dieser Zeit, deren Ideale zumindest fragwürdig sind. Sollten wir nun das Schweigen des Vatikans oder die offene Unterstützung der Nazis durch die Kirchen und ihrer Representanten auch nicht mehr kritisieren, weil auch diese "in einer christlichen Tradition stehend" die Judenverfolgung und die Euthanasieprogarmme gutgeheissen haben? Unterlassen wir von nun an jede Kritik an abergläubischen Religionanhängern, die "in einer christlichen Tradition stehend" gewisse Teile der Bevölkerung wie z.B. Homosexuelle als weniger wert betrachten/betrachteten?
Nur weil die weiße Rose (so wie auch einige andere) zu einer art heiligen Kuh der Deutschen geworden sind, die unter den Menschen des 3. Reichs nicht viel Auswahl an engagierten Regimegegnern haben, bin ich nicht einfach so bereit die weiße Rose mit einem anderen Maß zu messen als ich es bei anderen mache.
Vom Naziregime in einen christlichen Idealstaat im Sinne der geschwister Scholl zu wechseln wäre auf jeden Fall vom Regen in die Traufe zu kommen. |
Entschuldige bitte aber das ist ein verdrehter , verkrampfter und absurder geistiger Dünnsch ..... !
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gwarpy Psychonaut
Anmeldungsdatum: 19.09.2004 Beiträge: 2012
Wohnort: KinA
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(#323208) Verfasst am: 06.08.2005, 04:48 Titel: |
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George hat folgendes geschrieben: |
Entschuldige bitte aber das ist ein verdrehter , verkrampfter und absurder geistiger Dünnsch ..... ! |
Das kannst Du natürlich sehen wie Du willst. Wenn ich allerdings sehe wie man auch hier bei weit harmloseren und nicht ganz so mittelalterlich anmutenden Aussagen als denen der Geschwister Scholl auf die Barrikaden steigt, ergibt sich für mich nur das Bild, daß mit zweierlei Maß gemessen wird.
gwarpy
_________________ Die Menschen glauben das, was sie wünschen.
Gaius Julius Caesar
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IvanDrago Ösifreund und Pendler zwischen den Welten
Anmeldungsdatum: 18.07.2005 Beiträge: 2876
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(#323211) Verfasst am: 06.08.2005, 05:04 Titel: |
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Ich würde eher sagen dass die weiße Rose toll und bewundernswert ist, ihre christliche Prägung/Ausrichtung einfach nur ein kleiner Makel... (der ihre Bewundernswertheit in keinster Weise schmälert...)
Zitat: | in einen christlichen Idealstaat im Sinne der geschwister Scholl zu wechseln wäre auf jeden Fall vom Regen in die Traufe zu kommen. |
wollten sie das denn? (bin zu betrunken um den ganzen Thread zu lesen - Boah... tschulidge!)
_________________ "Eine Stadt freut sich, wenn's den Gerechten wohlgeht, und wenn die Gottlosen umkommen, wird man froh." Sprüche 11, 10
Heike N. meint: "IvanDrago for President!"
Faszination braucht keine höhere Macht.
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gwarpy Psychonaut
Anmeldungsdatum: 19.09.2004 Beiträge: 2012
Wohnort: KinA
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(#323212) Verfasst am: 06.08.2005, 05:43 Titel: |
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Ihno hat folgendes geschrieben: |
Eine ernsthaft kritische Auseinandersetzung ist natürlich auch im Falle der "Weißen Rose" möglich, aber jetzt zu schreiben, sie seien zu verdammen, weil sie das Wort "Untermensch" benutzt haben, verlässt doch die Grundlage einer vernünftigen Auseinandersetzung und wird zu billiger Polemik, die vorgeblich intelligenten Leuten nicht gut zu Gesichte steht. |
a) Ich habe nirgendwo geschrieben man solle die Geschwister Scholl verdammen.
b) Auch zur damaligen Zeit gab es Menschen, die den Begriff Untermensch aus den selben Gründen abgelehnt haben, aus denen wir es heute auch tun, und die hatten längst nicht alle eine derart hohe Bildung wie die Scholls. Damit ergibt sich für mich ein zu Recht zu kritisierender Punkt.
c) Die Verwendung von Nazibegriffen ist nicht alleiniger Kritikpunkt.
Zitat: | Warum sprichst du eigentlich von "die Christen"? Eigentlich geht es doch hierbei um Sophie Scholl.
Wieso steht diese einzelne Person für "die Christen"? Wieso diese Verallgemeinerung? Sollte man die Scholls nicht in erster Linie als „die Scholls“ betrachten? |
Mit der Verallgemeinerung hast Du angefangen, als Du mir unterstelltest alles christliche restlos schlecht machen zu wollen. Es ist aber keine Verallgemeinerung, wenn ich schreibe: Ich wäre sogar sehr froh, wenn Christen während des Naziregimes mehr positives bewirkt hätten, ganz gleich ob ich deren Glauben ablehne. Dies war lediglich eine Entgegnung auf Deinen Vorwurf, und kein Generalurteil über die Geschwister Scholl, weil diese Christen waren.
Zitat: |
1. Hier wieder dasselbe: Was haben die Scholls mit dem Vatikan zu tun? |
Beide woll(t)en einen Gottesstaat. Was beim einen inakzeptabel ist, kann bei den anderen nicht plötzlich akzeptabel sein.
Zitat: | Darüberhinaus habe ich geschrieben, dass sie sich selbst als in einer christlichen Tradition stehend begriffen(!) haben, nicht dass ich selbst der Meinung sei, sie würden in einer guten Tradition stehen oder ähnliches. Das war rein beschreibend. Also zitiere mich bitte korrekt.  |
Das ändert nichts an der Kritikwürdigkeit der Ansichten.
Zitat: | 2. Ich glaube, du hast nicht so ganz verstanden, was ich ausdrücken wollte.
Ich erwarte überhaupt nicht, dass hier ein anderes Maß angelegt wird als bei den Edelweißpiraten etc. Aber du legst deinen heutigen politischen Maßstab an, um ein historisches Urteil zu fällen bzw. beurteilst historische Personen nach dem heutigen Weltbild.
Aber das geht so nicht.
Wenn man ein historisches Urteil treffen will, muss man die Dinge aus der Zeit heraus betrachten, man muss das Weltbild der Vergangenheit zur Kenntnis nehmen(, meist, ohne es zu teilen.).
Sicher waren die meisten Menschen von 1930 voller Vorurteile gegen Schwule und das wird sich nach 1933 kaum verbessert haben. Das muss man halt akzeptieren. Ich kann doch jetzt heute nicht hingehen und – nur weil ich selbst keine habe - alle historischen Persönlichkeiten auf Vorurteile gegen Schwule untersuchen, denn dann komme ich nicht weiter! Darum geht es nicht! Ganz zu schweigen davon, dass auch Schwule der damaligen Zeit voller Vorurteile gegen Schwule steckten, wofür nicht zuletzt Magnus Hirschfeld selbst steht, falls du schon mal von dem gehört hast. |
Da es auch zur damaligen Zeit Menschen gab, die dies ablehnten (wenn man sich die relativ freizügigen 20er und 30er Jahre ansieht vielleicht sogar mehr als in der Nachkriegszeit) lege ich einen Maßstab an, der zumindest für Teile der Bevölkerung auch damals schon Gültigkeit hatte, wenn auch nicht für die Mehrheit, aber die Mehrheit sollte ohnehin nicht alleiniger Maßstab sein.
Zitat: |
Ja, ich hätte auch keine Lust, in einem solchen Staat zu leben, aber das ist nun kein Grund, diesem studentischen Widerstand die Ernsthaftigkeit oder Anerkennung zu verweigern. Denn, wie gesagt: das ist unsere heutige Sicht.
Auch in dem Staat, den die Männer des 20. Juli im Auge hatten, würde ich nicht so gerne leben, aber deswegen verdamme ich die nicht einfach. |
Wie gesagt, verdammen tu´ ich sie ja nicht, sondern lediglich kritisieren, und zwar dort wo ich Kritik für angebracht und überfällig halte.
Übt man nicht auch Kritik am Verhalten Roms bei der Entstehung des Ustascharegimes? Oder an der Haltung ihrer Würdenträger gegenüber den Nazis? Oder am christlichen Durchschnittsbürger, der damals Juden oder Roma aus seiner "christlichen Nächstenliebe" ausgeklammert hatte?
Ist es nicht zu kritisieren, wenn ein Regime bekämpft, allerdings ein anderes (und ein solches wäre der christliche Gottesstaat der Geschwister Scholl sicherlich gewesen) als Alternative eingefordert wurde?
Es wurde nicht Humanität und Aufklärung eingefordert, sondern "christliche Werte" und ein abergläubischer Kampf gegen den Antichristen.
Das Engagement gegen Hitler in allen Ehren, aber die Motivation und Zielsetzung ist fragwürdig.
Zitat: | [...]Da man aber nicht alle historischen Persönlichkeiten als Spinner, Witzfiguren und gemeingefährliche Verbrecher betrachten kann, betrachtet man das vor dem Hintergrund der 1770er Jahre, ebenso wie das Handeln der „Weißen Rose“ vor dem Hintergrund von 1920, 1930, 1940 zu betrachten ist.
So und nur so funktioniert Geschichte, denn anders geht es nicht. |
Da aber die Ansichten und Schriften der Geschwister Scholl auch heute noch in ihrer Gesamtheit gutgeheissen werden, ist auch Kritik aus heutiger Sicht angebracht und notwendig.
gwarpy
_________________ Die Menschen glauben das, was sie wünschen.
Gaius Julius Caesar
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IvanDrago Ösifreund und Pendler zwischen den Welten
Anmeldungsdatum: 18.07.2005 Beiträge: 2876
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(#323213) Verfasst am: 06.08.2005, 05:46 Titel: |
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Gibs zu, du hast ne Stunde gepennt...
Und warum gibst du mir keine Antwort? (wollten die Geschwister Scholl ernsthaft einen christlichen Gottesstaat? Dann würde ich sie allerdings auch nicht mehr ganz so positiv betrachten...)
_________________ "Eine Stadt freut sich, wenn's den Gerechten wohlgeht, und wenn die Gottlosen umkommen, wird man froh." Sprüche 11, 10
Heike N. meint: "IvanDrago for President!"
Faszination braucht keine höhere Macht.
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gwarpy Psychonaut
Anmeldungsdatum: 19.09.2004 Beiträge: 2012
Wohnort: KinA
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(#323214) Verfasst am: 06.08.2005, 06:00 Titel: |
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IvanDrago hat folgendes geschrieben: | Gibs zu, du hast ne Stunde gepennt... |
Nein, ich wollte Dich bloß ausnüchtern lassen
Zitat: | Und warum gibst du mir keine Antwort? (wollten die Geschwister Scholl ernsthaft einen christlichen Gottesstaat? Dann würde ich sie allerdings auch nicht mehr ganz so positiv betrachten...) |
Der Staat sollte sich nach deren Ansicht möglichst an die civitas dei annähern, was unter anderem beeinhaltet, daß die Kirche herrscht. Die mittelalterlichen Mönchsorden wurden nach der Vorstellung der civitas dei aufgebaut.
gwarpy
_________________ Die Menschen glauben das, was sie wünschen.
Gaius Julius Caesar
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IvanDrago Ösifreund und Pendler zwischen den Welten
Anmeldungsdatum: 18.07.2005 Beiträge: 2876
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(#323215) Verfasst am: 06.08.2005, 06:04 Titel: |
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Dann hätten sie erreichen sollen dass man das NS-Regime beseitigt, und anschließend hätte man sie selber (geselllschaftspolitisch!) beseitigen sollen...
Zitat: | Nein, ich wollte Dich bloß ausnüchtern lassen |
Ist dir gelungen, bin zwar noch nich bei vollem Verstand, aber besser als vorhin... (verdammter gestörter Schlafrhythmus... ... fuck es ist hell - nein - der Zauber der Nacht ist vorbei, hab keine Rollos - neeeiiiiin!)
_________________ "Eine Stadt freut sich, wenn's den Gerechten wohlgeht, und wenn die Gottlosen umkommen, wird man froh." Sprüche 11, 10
Heike N. meint: "IvanDrago for President!"
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#323225) Verfasst am: 06.08.2005, 09:32 Titel: |
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Wo steht denn, dass die weiße Rose einen Gottesstaat wollte?
Wennn sie das wollten, dann sind sie bei mir auch untendurch, aber in Nergals Link kann ich nur die Erwähnung von christlichen Werten finden, mehr nicht.
Es gab aber in Östereich viele Christen die die Hitler-Diktatur ablehnten, weil ihnen die Dollfußdiktatur passender erschien. Sowas ist natürlich kein Widerstand.
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Ihno Interlektuäler
Anmeldungsdatum: 31.01.2005 Beiträge: 368
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(#323232) Verfasst am: 06.08.2005, 10:04 Titel: |
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@gwarpy: Was heißt, ich hätte mit dem Verallgemeinerungen angefangen?
Ich habe mich zu den Beiträgen in diesem Thread geäußert und nicht speziell allein auf deinen. Es war also gar nicht alles auf dich bezogen, ich bezog mich z.B. auf Nergal und der hat geschrieben "Die sind bei mir unten durch". Wo habe ich denn da bitte überzeichnet?
Man kann sich doch nicht wirklich hinstellen und sagen, dass die gesellschaftspolitischen Vorstellungen des studentischen Widerstandes, von denen die Geschwister Scholl ja nur einen kleinen Teil darstellen - und sie waren keineswegs die geistigen Vordenker - , sich nicht von denen des Nationalsozialismus unterscheiden würden, bzw. dass man „vom Regen in die Traufe“ gekommen wäre.
Damit werden die Gewaltverbrechen des NS-Regimes auf gefährliche Art und Weise verharmlost. Mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen.
_________________ "In der Welt der Wissenschaft ist alles perfekt!" (Dexter, Dexters Labor)
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DerManfred ranglos
Anmeldungsdatum: 11.06.2004 Beiträge: 1082
Wohnort: Wien
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(#323236) Verfasst am: 06.08.2005, 10:12 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Wo steht denn, dass die weiße Rose einen Gottesstaat wollte?
Wennn sie das wollten, dann sind sie bei mir auch untendurch, aber in Nergals Link kann ich nur die Erwähnung von christlichen Werten finden, mehr nicht.
Es gab aber in Östereich viele Christen die die Hitler-Diktatur ablehnten, weil ihnen die Dollfußdiktatur passender erschien. Sowas ist natürlich kein Widerstand. |
Es war doch widerstand (auch wenns "nur" widerstand gegen die Hitler diktatur war)
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#323240) Verfasst am: 06.08.2005, 10:32 Titel: |
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Ihno hat folgendes geschrieben: | @gwarpy: Was heißt, ich hätte mit dem Verallgemeinerungen angefangen?
Ich habe mich zu den Beiträgen in diesem Thread geäußert und nicht speziell allein auf deinen. Es war also gar nicht alles auf dich bezogen, ich bezog mich z.B. auf Nergal und der hat geschrieben "Die sind bei mir unten durch". Wo habe ich denn da bitte überzeichnet?
Man kann sich doch nicht wirklich hinstellen und sagen, dass die gesellschaftspolitischen Vorstellungen des studentischen Widerstandes, von denen die Geschwister Scholl ja nur einen kleinen Teil darstellen - und sie waren keineswegs die geistigen Vordenker - , sich nicht von denen des Nationalsozialismus unterscheiden würden, bzw. dass man „vom Regen in die Traufe“ gekommen wäre.
Damit werden die Gewaltverbrechen des NS-Regimes auf gefährliche Art und Weise verharmlost. Mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen. | Dann schau dir mal die klerikalfaschistische Slowakei zu dem Zeitpunkt an. Kein bisschen Naziideologie, nur Katholizismus pur. Und das war genausoschlimm wie der Naziterror, nur halt im kleineren Maßstab, da die Slowakei nicht so viele Einwohner wie D hatte.
Nun gut, ob die Geschwister Scholl gerne einen Gottesstaat gehabt hätten, das wurde hier ja noch nicht beantwortet.
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Ihno Interlektuäler
Anmeldungsdatum: 31.01.2005 Beiträge: 368
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(#323254) Verfasst am: 06.08.2005, 11:24 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Dann schau dir mal die klerikalfaschistische Slowakei zu dem Zeitpunkt an. Kein bisschen Naziideologie, nur Katholizismus pur. Und das war genausoschlimm wie der Naziterror, nur halt im kleineren Maßstab, da die Slowakei nicht so viele Einwohner wie D hatte.
Nun gut, ob die Geschwister Scholl gerne einen Gottesstaat gehabt hätten, das wurde hier ja noch nicht beantwortet. |
Dabei handelt es sich nur um deine Vermutung und du verknüpfst hier willkürlich Dinge, für deren Zusammenhang es keinen Beweis gibt.
Also ich möchte doch ganz gerne einmal einen historischen Beweis dafür sehen, dass die Geschwister Scholl für die Errichtung eines "Klerikalfaschistischen Systems" in Deutschland eingetreten sind. Das wirst du aber nicht können, denn einen solchen Beweis gibt es nicht.
Es handelte sich dabei um eine kleine unbedeutende Gruppe von Münchener Studenten, die in einem Hinterzimmer Flugblätter gedruckt haben. Konkrete(!) Pläne für den Fall einer Regierungsübernahme durch die Geschwister Scholl und Probst etc. sind dabei wohl eher nicht getroffen worden , denn das stand glaub ich nicht zur Debatte.
Einerseits wird die Erinnerungskultur der BRD kritisiert und dass die "Weiße Rose" instrumentalisiert wird - und das sicher nicht zu Unrecht. Einige machen hier aber nichts anderes, wenn diese ca. 12 Personen quasi in Sippenhaft mit slowakischen Klerikalfaschisten genommen werden.
Wo bitte ist der Beweis?
Gibt es vielleicht einen Brief von der Kindergärtnerin, die Biologie und Philosophie studierte, Sophie Scholl, in dem sie schreibt "Ach, wie gern hätte ich einen klerikalfaschistischen Diktator!"
Oder einen Brief: "Man sollte die Atheisten alle ins KZ stecken, denn da gehören sie hin!" Oder "Rechtsstaatliche Grundsätze und Menschenrechte sollten in Deutschland vorerst nicht wieder eingeführt werden!" Oder sonst sowas?
Oder irgendetwas in der Art?
_________________ "In der Welt der Wissenschaft ist alles perfekt!" (Dexter, Dexters Labor)
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Ihno Interlektuäler
Anmeldungsdatum: 31.01.2005 Beiträge: 368
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(#323259) Verfasst am: 06.08.2005, 11:43 Titel: |
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Zum studentischen Widerstand ist festzuhalten:
Nach 1936 waren die Hitlerjugend und ihre analogen Gruppierungen die einzigen Jugendorganisationen, die erlaubt waren. Alle anderen waren bis dahin durch Gesetze und Verordnungen aufgelöst und verboten. Teile dieser Gruppen gingen nach ihrer Auflösung in den Untergrund und existierten als persönliche Kontakte weiter.
Diese „Gruppen“ illoyaler Jugendlicher waren weitgehend getarnt und isoliert. Sie standen nur über persönliche, nicht aber über organisatorische Verbindungen miteinander in Kontakt. Sie wurden bedingt durch ungeschriebene Gesetze und Verhaltensmaßregeln, denen zu folgen war, um die Gefahr einer Entdeckung zu minimieren.
So wurden möglichst keine, bzw. nur unvollständige oder chiffrierte Tagebücher geführt, Adressen nur in Verstecken aufbewahrt. Die Kommunikation erfolgte in Codesprache, teilweile durch Gedichtzitate. Eine Entdeckung einer einzelnen Person barg nach dem Dominoprinzip die Gefahr weiterer Entdeckungen.
Der Zweck dieser Gruppenbildung bestand in der Abwehr der nationalsozialistischen Indoktrination. Es wurden Wege gesucht, um sich der „Gleichschaltung“ zu widersetzen, mit gegenseitiger Hilfe die den Mitgliedern die Verweigerung gegen den NS-Staat ermöglicht. Die Anzahl dieser Gruppen lässt sich aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht feststellen.
Diese Gruppen erscheinen auf den ersten Blick „unpolitisch“. In ihrem Selbstverständnis betrachteten sie sich als „Fortführung der bündischen Jugend“ und sind als solche auch von der Polizei behandelt worden. Ihr Selbstverständnis war also nicht primär durch politische Begriffe geprägt, beinhaltete aber durchaus einen politischen Charakter. Die Verweigerung der Teilnahme am totalen Staat hatte eine politische Grundsubstanz, welche durch den Zufluß von Jüngeren, die Sabotage von Partei, Staat und Wehrmacht verstärkt wurde. Innerhalb der Gruppen spielte die poltische Diskussion allerdings eine untergeordnete Rolle.
Stattdessen wurden die Gruppen durch den Konsens getragen, daß der Krieg nicht gewonnen werden dürfe und daß die Niederlage des Nationalsozialismus höher zu bewerten sei als der „Sieg über den Bolschewismus“.
Die ihnen zugrundeliegende Widerstandshaltung mußte nicht automatisch zu aktiven Handlungen führen, sondern zeigte sich häufig auch in innerer Emigration.
Zur Bewertung des Widerstandes und der Existenz jener politischen Gruppen muss das politische Umfeld mit einbezogen werden. Dem Historiker Hermann Krings zufolge war dem politischen Widerstand im heutigen Sinne im nationalsozialistischen System die Grundlage entzogen, da der Nationalsozialismus selbst auf „politischem Terror“ beruhte.
Dieser konnte potentiell in der eigenen Familie beginnen und entwickelte Dimensionen, „in denen die Partei, die gesamte Gesellschaft, der Staat, seine eigenen Behörden und die Machthaber sich gegenseitig in Schach hielten“ .
Allein eine vermutete Distanz zum herrschenden System konnte ausreichen, um durch Freunde, Familienmitglieder, Kollegen und Hausmeister gemeldet werden. Im Verlaufe des Krieges konnte dann auch nicht nur Widerstand, sondern zunehmend bloße Distanz zur Konzentrationslagerhaft führen. Dieses Umfeld ist als die Ersetzung der Politik durch Terror wahrnehmen.
Dies sei auch der Grund des Scheiterns der Gruppen wie dem „Kreisauer Kreis“, der „Roten Kapelle“ oder der „Weißen Rose“. Ihr Scheitern sei in erster Linie nicht in Unfähigkeit oder Dillentantimus, sondern in der „militanten Anarchie“ von oben zu sehen.
Die als einzige verbliebene Widerstandsmöglichkeit des Tyrannenmordes zeige letztendlich nur die Unmöglichkeit der Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner auf der Grundlage eines politischen Grundkonsens.
Die Situation zur Zeit des Wirkens der „Weißen Rose“ verdeutlichte dies weiterhin, als sich durch die befohlene Aufgabe der 6. Armee bei Stalingrad die Zerstörungsbereitschaft des Systems auch nach innen darstellte.
_________________ "In der Welt der Wissenschaft ist alles perfekt!" (Dexter, Dexters Labor)
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