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Danke an die religionsfreie Zone!
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DerGast
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Anmeldungsdatum: 19.08.2005
Beiträge: 7

Beitrag(#330651) Verfasst am: 19.08.2005, 16:45    Titel: Antworten mit Zitat

DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:
Wir brauchen nun wahrlich nicht darüber zu streiten, dass die Gottesfurcht einerseits und die Furcht vor der ewigen Verdammnis andererseits seit ehedem ein zentrales Element katholischer Lehre darstellen. Sicher richtig ist, dass dieses Element in den vergangenen Jahrhunderten weniger betont wurde (heute geilen sich eigentlich nur noch ein paar katholische Sekten daran auf) - latent vorhanden ist es aber immer noch, und Scherze wie der "Ablass" im Rahmen des WJT beleuchten das auch sehr schön.

Man muss fein unterscheiden zwischen dem, was die Bibel sagt und dem, was ihre Exegeten daraus machen - und selbst die Bibel ist ja extrem heterogen in ihren Darstellungen, nicht nur, was die bekannten Kontraste zwischen AT und NT angeht, sondern auch innerhalb des NT (die Offenbarung des Johannes z.B. stellt jeden Stephen-King-Roman in den Schatten).

Eines darf man jedenfalls nicht übersehen: Selbst, wenn die plakative Androhung von Höllenqual und Fegefeuer etwas aus der Mode gekommen ist, so steht doch selbst hinter der Verheißung göttlicher Liebe immer der Zusatz: "WENN Ihr glaubt, was wir da sagen". Ansonsten war's das nämlich mit der Liebe: "niemand kommt zum Vater denn durch mich". Die Methode hat sich gewandelt, die Aussage bleibt dieselbe: Früher hat man halt das Negative betont und damit gedroht - heute macht man's quasi mit dem Positivabdruck.


Dies ist endlich mal eine Argumentationsweise, auf die man sich einlassen kann. Ich kann sogar vielen Punkten zustimmen.

Man kann die Bibel mit einer rosaroten Brille lesen - dann ist alles nur Friede, Freude, Eierkuchen. Andere lesen die Bibel mit der schwarzen Brille und warten nur darauf, bis mal wieder eine Stelle kommt, die von Rache, Gericht usw. spricht, wie oben des öfteren geschehen. Man kann aber genausogut auch Stellen finden, in der Jesus sich gerade den damals verachteten oder geächteten (Zöllner, Prostituierten etc.) mit denen kaum ein anständiger Mensch etwas zu tun haben wollte, zuwendet. Und er droht ihnen nicht, sondern nimmt sie an. In diesen Berichten scheint mir Jesus eine größere Menschenliebe zu haben als so manch einer von uns hier im Forum, mich eingeschlossen.
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DemonDeLuxe
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Beitrag(#330654) Verfasst am: 19.08.2005, 16:47    Titel: Antworten mit Zitat

@IvanDrago

Naja, fairerweise muss man zugestehen, dass das halt Marketing ist - wie will man denn (bislang ungäubige) Leute sonst motivieren, wenn man ihnen nicht eine - wie auch immer geartete - Änderung ihres status quo zum Besseren verspricht? Machen politische Parteien auch nicht anders.

Das Durchtriebene an der Geschichte ist eigentlich nur, dass da Verheißungen für eine nicht nachprüfbare Zukunft ausgesprochen werden... versprechen kann man ja viel, so lange es sich auf die Zeit "nach der Endzeit" bezieht. Das Schema lautet doch: "Unterstützt Ihr uns jetzt und hier mit durchaus greifbaren Mitteln - und wir zahlen das dann in einer unbestimmten Zukunft mehrfach zurück... GANZ BESTIMMT!" Liest sich, wenn man ehrlich ist, wie eine Spam-Mail mit Kettenbrief, nicht?
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DemonDeLuxe
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Anmeldungsdatum: 17.08.2005
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Beitrag(#330671) Verfasst am: 19.08.2005, 17:03    Titel: Antworten mit Zitat

@DerGast

Ich habe eine herzliche Abneigung gegenüber den von Dir erwähnten "Brillen" - wobei ich natürlich selbst eine trage, aber immerhin versuche ich gelegentlich, sie abzunehmen. Allein diese Bereitschaft würde schon so manchen, sonst bis auf's Messer geführten, Kampf entmilitarisieren.

Keine Frage ist, dass man die Bibel durch gezielte Punktzitate beliebig verfremden kann - in dieser Hinsicht brillieren sowohl einige Kirchenkritiker als auch Frömmler (Standard-Bespiel: Wachturm-Gesellschaft). Und das klappt auch bestens mit den meisten anderen "Heiligen Schriften" (Koran etwa). Mit Schriften von hunderten bis tausenden Seiten Stärke hat man genügend Material, um alles Beliebige zu "beweisen" oder zu "widerlegen", ungestört vom Gesamtzusammenhang.

Sicher richtig ist, dass der Jesus, wie er in der Bibel dargestellt ist, als wahre Lichgestalt "rüberkommt". Vielleicht war er das ja tatsächlich - obwohl es plausibel erscheint, dass er von interessierten Schreiberlingen idealisiert wurde. Das ist aber gar nicht so sehr der Punkt - viele Atheisten teilen wohl durchaus meine Auffassung, dass das Verhalten Jesu als in vielerlei Hinsicht vorbildlich bezeichnet werden kann. Jesus erscheint - zwar nicht immer, aber doch oft - als durchaus humanistisch gesinnt. Jedenfalls hatte ich immer das subjektive Gefühl: "Das war einer, mit dem ich hätte reden können" - wahrscheinlich ist das auch von den NT-Autoren so gewollt, immerhin war man ja ofenbar darauf bedacht, mit Jesus einen Mittler zwischen dem allzu abstrakten, alttestamentarischen Gott und dem einfachen Menschen zu konstruieren. Das hat, im Großen und Ganzen, geklappt.

Meine Kritik aber richtet sich weit mehr gegen die Interpretation durch die Amtskirche, und da vor allem die katholische. Die Selbstherrlichkeit, mit der man die eigenen Ansichten als Gottes Wille verkauft, ist unerträglich. Im Extrem ist das ja sogar der katholischen Kirche selber etwas peinlich, weswegen vom übelsten Auswuchs dieser Hybris, dem Unfehlbarkeitsdogma, nahezu kein Gebrauch gemacht wird. Nichtsdestotrotz ist die Dreistigkeit von Apologeten á la Meisner ein Affront - und hat auch mit "Menschenliebe" nichts zu tun. Da wird in nur wenig gesittetere Worte die Botschaft verpackt: "Wer nicht zu uns gehört, ist ja sowas von scheiße...". Da verwechselt jemand offenbar den "Dialog der Religionen" mit "Flamewar".
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IvanDrago
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Beitrag(#330679) Verfasst am: 19.08.2005, 17:14    Titel: Antworten mit Zitat

Ich finde es beachtlich wie der eigentliche Hauptpunkt - wenn auch bei dir, DemonDeLuxe, aus ehrbaren Motiven der Dialogermöglichung - der ganzen Kritik einfach komplett übergangen wird.

Da hört man dann auf einmal etwas von "schwarzer Brille", die man aufhätte.


Das eigentlich pikante, relevante um das es hier geht, nämlich das Jesu wichtigste Botschaft und sein Hauptanliegen - bei allen Situationen in denen er sehr human reagiert - die Verkündung von Endzeit, Gericht, Hölle und ewiger Strafe für Nicht-oder Andersgläubige, das er ein apokalyptischer Weltuntergansprediger war wird einfach heruntergespielt bzw. seitens "Der Gast" komplett ignoriert.

Na, ja...
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Beitrag(#330680) Verfasst am: 19.08.2005, 17:16    Titel: Antworten mit Zitat

DerGast hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Zu welchem Zwecke sonst "informieren" denn die Bibelschreiber die Gläubigen (und die es werden sollen) so drastisch über das grausame göttliche Strafgericht? Haben sie sich das nur eingebildet, dient es anderen Zwecken als der moralischen Festigung, oder beides?


Schau mal in einer Bibelsuchmaschine z.B. www.bibleserver.com nach, wie oft der Begriff "Strafgericht" überhaupt vorkommt. Ich habe es z. B. in der Lutherübersetzung ganze zwei Mal gefunden, einmal im alten und einmal im neuen Testament. Deiner Aussage nach könnte man meinen, in der Bibel würde andauernd von Hölle und Strafe geschrieben. Die Tatsache, dass Gott die Menschen liebt, kommt dort wesentlich häufiger vor und ist meine Ansicht nach die wichtigste Aussage der Bibel. Meiner Ansicht nach ist das ein typisches Klischee, die christliche Religion würde ihre Gläubigen mit Drohungen zu ethischem Verhalten zwingen wollen


Das ist kein Klischee, sondern schlicht Fakt. Ich könnte Dir Hekatomben an Bibel-Zitaten nennen, in denen so schwerwiegende Vergehen wie die Beschimpfung seines Bruders als "Narr", vorehelicher Geschlechtsverkehr, Homosexualität, die Anbetung anderer Götter, das Fernbleiben des Gottesdienstes ohne triftigen Grund, Heidentum usw. unter Androhung ewiger Höllenqualen geahndet wird. Kennst Du:

Buggle, F. (1992): Denn sie wissen nicht, was sie glauben. Rowohlt, Hamburg.


Buggle nennt zahlreiche Beispiele, aus denen hervorgeht, daß die Bibel - sofern man sie nicht extrem selektiv liest oder entsprechend umdeutet - zur Begründung einer heute vertretbaren Ethik kaum geeignet ist. So sind praktisch alle Positivbeispiele in einen düsteren Strafrahmen eingebettet, wonach sich Jahwe intolerant, haßerfüllt, rachsüchtig, blutrünstig und kriegslüstern zeigt, der immer wieder Menschen "verstockt" macht, um sie hinterher mit den drakonischsten Strafen zu schlagen, der ganze Völker, Frauen, Kinder und Säuglinge für vergleichsweise harmlose Vergehen Einzelner niedermetzelt, sie mit Lepra und Pestgeschwüren straft, lebendig ins Feuer wirft, so daß sie "Heulen und mit den Zähnen klappern", der seinen Geschöpfen die schwersten Schicksale auferlegt und immer wieder Sühneopfer fordert, um sich besänftigen zu lassen, anstatt in seiner grenzenlosen Liebe das Leid der Menschen zu beseitigen.

Unter diesem Eindruck gelangte schon Nietzsche zu der Einschätzung, daß die Liebe (zumindest des in der Bibel vermittelten) Gottes wohl nur als sehr bedingt anzusehen ist. Diese Problematik läßt sich nach Buggles Auffassung heute nur durch selektives Zitieren sowie durch die gewagten Interpretationskünste der liberalen Theologen beheben. Er fragt sich daher, ob von der ursprünglichen Botschaft überhaupt noch etwas Essentielles übrigbleibt, wenn man die Bibel derart auslegt, daß sie an den ethisch-moralischen Standards der heutigen Zeit bestehen kann.
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DerGast
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Beitrag(#330687) Verfasst am: 19.08.2005, 17:22    Titel: Antworten mit Zitat

DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:
Meine Kritik aber richtet sich weit mehr gegen die Interpretation durch die Amtskirche, und da vor allem die katholische. Die Selbstherrlichkeit, mit der man die eigenen Ansichten als Gottes Wille verkauft, ist unerträglich. Im Extrem ist das ja sogar der katholischen Kirche selber etwas peinlich, weswegen vom übelsten Auswuchs dieser Hybris, dem Unfehlbarkeitsdogma, nahezu kein Gebrauch gemacht wird. Nichtsdestotrotz ist die Dreistigkeit von Apologeten á la Meisner ein Affront - und hat auch mit "Menschenliebe" nichts zu tun. Da wird in nur wenig gesittetere Worte die Botschaft verpackt: "Wer nicht zu uns gehört, ist ja sowas von scheiße...". Da verwechselt jemand offenbar den "Dialog der Religionen" mit "Flamewar".


Kann ich nichts gegen einwenden. Aber auch im anderen Lager gibt es meinem Empfinden nach manchmal Anflüge von Selbstherrlichkeit, wie ich auf der Seite der Religionsfreien Zone in Form eines Feuerbach-Zitates finde:

Zitat:
Was Feuerbach vor rund 150 Jahren schrieb, hat in Deutschland traurigerweise auch heute noch Gültigkeit: „Die Katholiken und Protestanten haben, vom Staate unangefochten, Religionsfreiheit, d.h. Freiheit von der Vernunft, von den Gesetzen der Humanität, die Freiheit, durch Missionen dem Volk den Verstand aus dem Kopfe und das Geld aus dem Beutel zu nehmen.“


Mit anderen Worten, wer religiös ist, ist ohne Verstand und Vernunft. Wenn das mal nicht selbsherrlich ist. Mir fällt dazu ein "Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden." Ich bin immer skeptisch, wenn jemand sich mit seiner (vermeintlichen) Intelligenz über alle stellt, die anderer Ansicht sind, z. B.: Atheisten = schlau, religiöse = alles Idioten.

Ich sehe in Feuerbach nicht gerade den Weisen, zu dem ich emporschauen müsste.
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DerGast
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Beiträge: 7

Beitrag(#330692) Verfasst am: 19.08.2005, 17:31    Titel: Antworten mit Zitat

IvanDrago hat folgendes geschrieben:
Das eigentlich pikante, relevante um das es hier geht, nämlich das Jesu wichtigste Botschaft und sein Hauptanliegen - bei allen Situationen in denen er sehr human reagiert - die Verkündung von Endzeit, Gericht, Hölle und ewiger Strafe für Nicht-oder Andersgläubige, das er ein apokalyptischer Weltuntergansprediger war wird einfach heruntergespielt

Von anderen wiederum heraufgespielt. Ich leugne nicht, dass es solche problematischen Stellen gibt. Wenn man danach sucht, um seine eh schon vorgefasste Meinung bestätigt zu sehen, dann wird man fündig. Genau das meine ich mit "schwarzer Brille".
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Beitrag(#330694) Verfasst am: 19.08.2005, 17:32    Titel: Antworten mit Zitat

DerGast hat folgendes geschrieben:
DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:
Meine Kritik aber richtet sich weit mehr gegen die Interpretation durch die Amtskirche, und da vor allem die katholische. Die Selbstherrlichkeit, mit der man die eigenen Ansichten als Gottes Wille verkauft, ist unerträglich. Im Extrem ist das ja sogar der katholischen Kirche selber etwas peinlich, weswegen vom übelsten Auswuchs dieser Hybris, dem Unfehlbarkeitsdogma, nahezu kein Gebrauch gemacht wird. Nichtsdestotrotz ist die Dreistigkeit von Apologeten á la Meisner ein Affront - und hat auch mit "Menschenliebe" nichts zu tun. Da wird in nur wenig gesittetere Worte die Botschaft verpackt: "Wer nicht zu uns gehört, ist ja sowas von scheiße...". Da verwechselt jemand offenbar den "Dialog der Religionen" mit "Flamewar".


Kann ich nichts gegen einwenden. Aber auch im anderen Lager gibt es meinem Empfinden nach manchmal Anflüge von Selbstherrlichkeit, wie ich auf der Seite der Religionsfreien Zone in Form eines Feuerbach-Zitates finde:

Zitat:
Was Feuerbach vor rund 150 Jahren schrieb, hat in Deutschland traurigerweise auch heute noch Gültigkeit: „Die Katholiken und Protestanten haben, vom Staate unangefochten, Religionsfreiheit, d.h. Freiheit von der Vernunft, von den Gesetzen der Humanität, die Freiheit, durch Missionen dem Volk den Verstand aus dem Kopfe und das Geld aus dem Beutel zu nehmen.“


Mit anderen Worten, wer religiös ist, ist ohne Verstand und Vernunft. Wenn das mal nicht selbsherrlich ist. Mir fällt dazu ein "Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden." Ich bin immer skeptisch, wenn jemand sich mit seiner (vermeintlichen) Intelligenz über alle stellt, die anderer Ansicht sind, z. B.: Atheisten = schlau, religiöse = alles Idioten.

Ich sehe in Feuerbach nicht gerade den Weisen, zu dem ich emporschauen müsste.


Siehe oben. Religiosität ist unter Zugrundelegung der Bibel in keiner Weise anstößig. Es bedarf zur Aufrechterhaltung ihres moralischen und rationalen Anspruchs jedoch gewisser Interpretationskünste, die man nicht ganz ohne Berechtigung als intellektuelle Verrenkungen bezeichnen könnte.
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DemonDeLuxe
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Anmeldungsdatum: 17.08.2005
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Beitrag(#330698) Verfasst am: 19.08.2005, 17:39    Titel: Antworten mit Zitat

DerGast

*g* Zu Feuerbach habe ich ein besonderes Verhältnis: Ich hab' mal in einer Philosophie-Klausur ziemlich genau das geschrieben, was er vertreten hat (Religion als psychische Krücke) - und kannte den Mann und seine Thesen damals noch gar nicht. Mist, Chance vertan, wenn der nicht gewesen wäre, ich hätte als großer Philosoph berühmt werden können ;O)

Ernsthaft: Was Feuerbach gesagt hat (und was m.E. durchaus im Kern korrekt ist, wobei man das von Dir angeführte Zitat im Gesamtzusammenhang sehen muss), ist nicht an sich beleidigend oder aggressiv. Und er hat es m.W. auch nicht als im Rampenlicht stehender Vertreter einer Massenbewegung geäußert, sondern als private Überlegung - das ist schon ein Unterschied. Außerdem gilt es, korrekt zu lesen: "Freiheit von etwas" heißt ja keineswegs, dass es von allen tatsächlich so praktiziert wird. Dass Katholiken das nicht GERNE lesen, ist klar. Dass es provokant ist, auch.

Zitat:
Mit anderen Worten, wer religiös ist, ist ohne Verstand und Vernunft.


Nein, das ist eine Überinterpretation - das steht da nicht. Richtig ist (da braucht man sich in einschlägigen Foren nur einmal umzusehen), dass es dieses beanstandete Verhalten GIBT. Sicher unrichtig wäre (und das wird auch nicht behauptet), dass alle Christen so seien. Aber es wird eben ermöglicht, das ist in der Tat bedenklich genug.

Skeptisch sein ist übrigens m.E. sehr begrüßenswert und ein großer Schritt hin zum erfolgreichen und überzeugten Atheismus ;O)
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DerGast
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Anmeldungsdatum: 19.08.2005
Beiträge: 7

Beitrag(#330708) Verfasst am: 19.08.2005, 17:51    Titel: Antworten mit Zitat

DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:
Skeptisch sein ist übrigens m.E. sehr begrüßenswert und ein großer Schritt hin zum erfolgreichen und überzeugten Atheismus ;O)

Kann schon, muss aber nicht. Kann auch zu einer mündigen Religiosität führen. zwinkern
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Jolesch
Freund des kleineren Übels



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Wohnort: Omicron Persei VIII

Beitrag(#330727) Verfasst am: 19.08.2005, 18:25    Titel: Antworten mit Zitat

DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:
Was soll ich da erzählen? Es gibt ja so Sachen, die man irgenwann einmal mit heiligem Eifer verfochten hat, die einem aber Jahre später ganz furchtbar peinlich sind. Das geht z.B. nicht wenigen, politisch in ihrer Jugend sehr engagierten, Menschen so... wer kennt sie nicht, die juvenilen Che-Guevara-Fans, die ständig ein Marx-Zitat auf den Lippen haben und Vokabeln wie "Klassenkampf" und "Proletariat" bei jeder unpassenden Gelegenheit absondern... und die 10-20 Jahre später eifrig auf ein Häuschen im Grünen sparen und FDP wählen? (sind jetzt nur Beispielwerte, das gibt's in alle möglichen Richtungen).


Wie ging der Spruch genau? Am Kopf kratzen Wer mit 20 kein Kommunist ist hat kein Herz, wer mit 40 noch einer ist, keinen Verstand Cool
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IvanDrago
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Anmeldungsdatum: 18.07.2005
Beiträge: 2876

Beitrag(#330729) Verfasst am: 19.08.2005, 18:29    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Ich leugne nicht, dass es solche problematischen Stellen gibt.



Ne, aber du gehst am Kern der Sache vorbei. Lies doch bitte noch mal mein langes Posting zu diesem Beitrag. Thema ist hierbei gar nicht, ob Jesus auch gute Dinge gesagt hat.

Es geht doch eben darum, das es nicht "solche problematischen Stellen gibt", sondern dass eben diese Stellen bei Jesus (von der Bibel im allgemeinen mal gar nicht zu reden) dem angeblichen Vorbild aller Menschen den Hauptanteil seiner Botschaft ausmachen, was du abgestritten hast bis ich es dir in Zahlen dokumentiert habe. Dass er von nichts anderem häufiger spricht, als von diesen "problematischen Stellen". Lies doch mal bitte die Fakten über die Gleichnisse und so weiter die im letzten Post von mir zusammengetragen wurden sowie die Analyse aus dem christlichen Buch. Das dich das nicht verwundert oder schockiert, das du auf diese Fakten eigentlich null eingehst ausser indem du sie herunterspielst, das moniere ich.


Du könntes zum Beispiel aus meinem Post zitieren und dies kommentieren damit ich deine Sicht der Dinge dazu nachvollziehen kann, v.a.D. die relevanten Stellen zum Evangelium und zur Bedeutung von Gericht und Hölle in Jesus "guter Nachricht" sowie die über alle anderen Themen dominierende frequentielle Häufigkeit seiner Drohungen, gerade das ist ja nämlich das bemerkenswerte bzw. der Hammer an der Sache. Dies kann und will ein Christ - aus nachvollziehbaren Gründen - nicht wahrhaben. Aber vielleicht siehst du das ganze in ein paar Jahren ja mal anders wer weiß...

Und so wird eben aus den von dir beobachteten "problematischen Stellen" eine problematische Gesamtbotschaft, diskreditiert durch den Drohgehalt, kannst du diese Empfindung nachvollziehen?

Wenn jemand anders gute Philosophien und humanes Gedankengut vertreten hätte, aber sich identisch wie Jesus in anderen Dingen - zum Beispiel über Christen, mal umgedreht - geäussert hätte, dann würdest du seine Gesamtideologie auch vehement ablehnen.

Aber es sind ja nur Nichtchristen die von Jesu Botschaft aufs übelste, grausamste bedroht werden. Das kann man als Christ schonmal überlesen oder nicht so ernst nehmen, bloß weil man ihnen und ihren Familien unendliche unaushaltbare Qualen androht schimpfen die Atheisten über das Evangelium, diese "Schwarzbrillenträger"... wie unverständlich!

Vielleicht sollte ich ja mal wirklich ein paar Stellen aus der Bibel posten, deren Wortlaut ich unverändert lasse, und nur anstelle "Heiden" oder "Gottlose" oder "Sünder" und was sonst noch alles uns meint das Wörtchen "Christen" einsetzen, vielleicht würdest du ja dann verstehen...
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Beitrag(#330731) Verfasst am: 19.08.2005, 18:35    Titel: Antworten mit Zitat

@Der Gast

Oder so. Jedenfalls zu Leuten, mit denen es durchaus eine Lust sein kann, fruchtbar zu streiten.
Ich meine, ein Zentralproblem der ganzen Geschichte ist doch folgendes: Religiösität oder gar Glaube ist m.E. keine wirklich freie Willensentscheidung - man kann nicht an Gott glauben wollen und *pardauz!* tut man's. Und umgekehrt ebensowenig. Insofern sind Diskussionen darum selbstverständlich arg emotionsbelastet - selbst, wenn man dem Gegenüber zustimmen wollte: Man KANN es oft einfach nicht.

Ich gebe unumwunden zu, dass ich schon überzeugten Christen begegnet bin, die ich um ihren Glauben ernstlich beneidet habe (ok, ok: Das war SELTEN - aber immerhin). Nur: Geholfen hat's nix. Ich KANN das nicht glauben. Keine Chance. Und umgekehrt dürfte das sehr ähnlich sein - ich nehme an, dass es nicht wenige Christen gibt, die regelrecht verzweifeln daran, dass sie rational viele der Punkte von Religionsgegnern einräumen müssen - und dennoch "irgendwie aber trotzdem dran glauben". Vielleicht gar nicht so unähnlich einer Liebesbeziehung - die kann man ja auch nicht einfach willentlich ein- oder ausknipsen, jedenfalls die Emotionen nicht.

Es bleibt schwierig. ;O)


@Tante_Jolesch

Yep, daran musste ich auch denken. Wobei da was dran ist, aber sicher nicht in dieser Totalität. Jugend hat halt das Vorrecht, alles anders machen zu wollen - mit dem Alter geht (tendenziell) der Wunsch zur Beibehaltung des Erfahrenen einher. Ganz normal.
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Beitrag(#330735) Verfasst am: 19.08.2005, 18:41    Titel: Antworten mit Zitat

Merke:

Zitat:
Ideologische Konflikte sind die härtesten (in diesem Sinne: schwierigsten, emotionalsten) Konflikte.


Aus der Soziologie. (Ich glaube aus Georg Simmels "Der Streit")


Erklär mir doch mal bitte was das war, was dich mal hat bestimmte Leute um ihren Glauben beneiden lassen, würde mich wirklich interessieren!

Ach ja: und das was du sagst ist ja das zynische, menschenverachtende Element. Christen erklären - ja müssen es ja geradezu - sich das ganze da Gott ja gerecht ist so, das man nur suchen müsste um im CT und der Bibel die Wahreheit zu finden, und deshalb ist es nicht ungerecht wenn Nichtchristen in die Hölle kommen. (jetzt mal davon abgesehen das diese Höllenvorstellung sowieso völlig krank und unmenschlich ist und zwar für jeden Menschen)

Das gerade viele die die Bibel gelesen haben diese eindeutig als unwahr erkennen und demzufolge gar nicht glauben können (!) macht die christliche Höllendrohung, dieses "freie Angebot" für Himmel oder Hölle ja so zynisch...

"Es kann doch ein jeder in den Himmel, niemand muss in die Hölle, Gott ist da fair, du musst nur glauben..."

Nichts anderes als die Pistole an die Brust ist dieses christlich-biblische Heilsangebot. Friss oder Stirb. Zynisch "freier Wille" geannt. Dies ist nichts andere als eine Aufforderung zum blinden Gehorsam.
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Zuletzt bearbeitet von IvanDrago am 19.08.2005, 18:49, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Beitrag(#330736) Verfasst am: 19.08.2005, 18:45    Titel: Antworten mit Zitat

@IvanDrago

Naja, Du vergisst aber einen Punkt: Glaube (oder, um auch uns darin einzubeziehen: Weltanschauung) ist eine sehr persönliche Sache. Wenn viele Christen lediglich von den "Liebe Deinen Nächsten"-Aspekten Jesu sprechen, dann liegt das m.E. weniger daran, dass sie die anderen leugnen, sondern zum guten Teil daran, dass sie sie entweder gar nicht kennen (soooooooooooo bibelfest sind die meisten ja nun nicht) oder einfach als weniger wichtig wahrnehmen. Jeder zimmert sich im Endeffekt SEINEN Glauben, und die Rolle der Vorbeter (aka Priester) ist heute bedeutend geringer als vor ein paar hundert Jahren. Wenn ich mit Freunden oder Bekannten über das Thema "Religion" spreche, ist die mit Abstand am häufigsten geäußerte Ansicht: "Ja, ich glaube schon an Gott... also, irgendwie, nicht das, was der Papst erzählt". Und das verteilt sich in der Praxis über Kirchgänger, nur-Papier-Christen und Ungetaufte fast gleichermaßen.

Wenn Du also - formal berechtigt - die "harschen" Aspekte der Bibel ansprichst, fühlen sich nicht wenige Christen davon gar nicht angesprochen.
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Beitrag(#330737) Verfasst am: 19.08.2005, 18:49    Titel: Antworten mit Zitat

@DdL: Ich denke, einige hier sprechen solche Punkte an, obwohl sie sich der Patchworkreligion der meisten Christen bewußt sind - jedenfalls ist das bei mir der Fall. Der Grund ist, daß solche Kuschelchristen meist dennoch die Kirchen unterstützen. Es ist also eher eine politische Motivation, in solchen Fällen an Konsequenz und Aufrichtigkeit zu appellieren.
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IvanDrago
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Beitrag(#330739) Verfasst am: 19.08.2005, 18:53    Titel: Antworten mit Zitat

Gut, ich setze mich aber mit aber (vorrangig) mit Christen auseinander, die - doch bitte zumindest als Grundvorraussetzung - die Bibel ernstnehmen. Alle anderen sind ja eh so individuell gläubig, das man gar nicht zu diskutieren braucht - es sei denn man lässt sich von jedem seinen "privaten christlichen" Glauben schildern.

Was ist denn der christliche Glaube, wo manifestiert er sich denn, wo erfährt man denn etwas über seine Inhalte und Ideologie? Doch nur aus der Bibel, das Christentum ist eigentlich als Ideologie die Bibel, was denn sonst?

Für mich sind die meisten "modernen Christen" überhaupt keine mehr...

(und das ist gut so, nur inkonsequent)
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Beitrag(#330769) Verfasst am: 19.08.2005, 19:46    Titel: Antworten mit Zitat

Hehe, dass die "meisten modernen Christen keine mehr sind", könnte glatt von PapaRatzi sein ;O)

Die Frage "Was ist denn der christliche Glaube" hat es durchaus in sich: Ein vermutlich erschreckend (aus den Augen des Klerus) oder belustigend (aus den Augen der Kritiker) hoher Anteil an "Christen" versteht darunter wohl "irgendwas mit Nächstenliebe" oder "Die 10 Gebote und so" (wenn sie sie denn 'mal alle auf die Reihe bekommen - schon da hapert's doch).

Die katholische Kirche hat ja mit viel Emsigkeit dafür gesorgt, dass der Laie am besten gar nichts aus der Bibel entnehmen kann, sondern tunlichst die Zwischenschicht befragen muss, den homo superior: Die Priester. Ist ja kein Zufall, dass es bis Luther gedauert hat, bis Bibel und Predigt mindestens 'mal in verständlichem Deutsch erfahrbar waren, nicht? Und noch heute beansprucht der Klerus für sich, allgemeinverbindlich definieren zu dürfen, was katholischer Glaube schlussendlich ist und zu sein hat - da kannst Du ein noch so frommer Bibelleser sein. Zum letzten Mittel des "ex cathedra"-Sprechens braucht da noch nicht einmal gegriffen zu werden, das regelt man schon auf niederer Ebene.

Wenn man sich die Traditionen der (katholischen) Kirche so anschaut, dann merkt man schnell, dass ein erstaunlich geringer Anteil davon unmittelbar auf die Bibel zurückgeführt werden kann, und die Herleitungen eines weiteren, saftigen Anteils sind durchaus umstritten, allem voran die behauptete Vorrangstellung des Papstes.

Dass "Christentum == gelebte Bibel" sei, ist, zumindest, was denn Katholizismus angeht, eine zwar nette, aber hoffnungslos naive Vorstellung.


@step

Ich sehe Deinen Punkt. Aber was will / kann man tun? Menschen sind soziale Wesen, gehören gerne einer Gemeinschaft an... und "Kuschelchristen" (*ggg*) fühlen sich nun einmal der Amtskirche offenbar immer noch näher als irgendwelchen anderen Vereinigungen. Allerdings sprießen in den letzten Jahren ja immer mehr kleine und kleinste Grüppchen aus dem Boden,die den Anspruch haben, das "Urchristentum" zu leben, also abseits von dem ganzen Gedöns. Immerhin. Man mag die spirituelle Basis solcher Bewegungen weiterhin ablehnen, aber wenigstens haben sie den Bonus einer nicht abzustreitenden Authentizität.
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Sokrateer
souverän



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Beitrag(#330780) Verfasst am: 19.08.2005, 20:13    Titel: Antworten mit Zitat

@DerGast:
Was mich an euch Gläubigen wundert, ist, dass ihr so niedrige moralische Standards an eure Götter anlegt.

Wenn ein Politiker die Folter oder gar nur ihre Androhung befürwortet, dann spielt es rambazamba. Der ist dann in allen Medien und er wird von der Öffentlichkeit verurteilt.

Wenn ein Mann seine Frau auch nur einmal schlägt, dann sagt auch niemand, man solle doch nicht die schwarze Brille aufsetzen. Schließlich hätte der Mann seine Frau viel öfter geküsst als geschlagen.

Aber bei Gott soll man ein paar tausend Augen zudrücken.

DerGast hat folgendes geschrieben:
Man kann aber genausogut auch Stellen finden, in der Jesus sich gerade den damals verachteten oder geächteten (Zöllner, Prostituierten etc.) mit denen kaum ein anständiger Mensch etwas zu tun haben wollte, zuwendet. Und er droht ihnen nicht, sondern nimmt sie an.

Und auch da finden wir gegenteilige Stellen über Jesus, die du verschweigst. Die Brille hast in aller erster Linie wieder mal du auf.

DerGast hat folgendes geschrieben:
In diesen Berichten scheint mir Jesus eine größere Menschenliebe zu haben als so manch einer von uns hier im Forum, mich eingeschlossen.

Ich habe in meinem Leben noch niemanden tätlich angegriffen, jemanden als Hund, Schlangenbrut und dergleichen beschimpft und schon gar niemanden mit Folter gedroht. Ich habe niemals verlangt, dass Andersdenkende und Gläubige brennen müssen. Das gleiche gilt wohl für 99% der Forumsteilnehmer.

Jesus hat all das getan. Und trotzdem hältst du von ihm mehr als von uns? Und dich selbst erniedrigst du ebenfalls derart?

Was müsste Jesus für dich eigentlich tun, damit du ihn nicht mehr als Menschenfreund bezeichnest? Oder ist Menschenliebe für dich ein derart bedeutungsloser Titel, den du Jesus auf jeden Fall verleihst, egal was er tut?


Zuletzt bearbeitet von Sokrateer am 19.08.2005, 21:15, insgesamt einmal bearbeitet
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Sokrateer
souverän



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Beitrag(#330782) Verfasst am: 19.08.2005, 20:15    Titel: Antworten mit Zitat

DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:
Ist ja kein Zufall, dass es bis Luther gedauert hat, bis Bibel und Predigt mindestens 'mal in verständlichem Deutsch erfahrbar waren, nicht?

Kleine Berichtigung: Deutschsprachige Bibelübersetzungen, sog. Volksbibeln, gab es auch schon lange vor Luther.
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caballito
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Beitrag(#330796) Verfasst am: 19.08.2005, 20:32    Titel: Antworten mit Zitat

DemonDeLuxe hat folgendes geschrieben:
caballito hat folgendes geschrieben:
Erzähl mal! Auf den Arm nehmen


Was soll ich da erzählen?


Nimm doch nicht alles so ernst, schon gar nicht, wenn ein Smiley dahintersteht. zwinkern

Ich wollte natürlich was über deine eigenen Kreuzzüge ala Gott ist Toll was hören Auf den Arm nehmen
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DemonDeLuxe
Frisch gestählt



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Beitrag(#330802) Verfasst am: 19.08.2005, 20:40    Titel: Antworten mit Zitat

@Sokrateer

Yep, es gab auch schon vor Luther Übersetzungen ins Deutsche, aber die erreichten nie die Popularität der Lutherbibel (welche natürlich den Bonus hatte, einer neuen Konfession als Grundlage zu dienen).

Der Punkt aber ist - wie wikipedia bestätigt:

Zitat:
1199 verbot Innozenz III. die Lektüre der Bibel in privaten Zusammenkünften. Auf den Synoden von Toulouse und Tarragona wurde Laien der Besitz von Bibelübersetzungen untersagt.


Tja. Man traute wohl seinen Schäfchen nicht so recht.


@caballito

Nee, ich selbst war nie so drauf - ich habe nur immer meine Religionslehrer mit kritischen Fragen gelöchert. Zu ihrer Ehrenrettung muss ich sagen, dass sie das durchaus schätzten - ich war damit so ziemlich der einzige, der in "Reli" überhaupt mitmachte ;O)
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caballito
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 12112
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Beitrag(#330805) Verfasst am: 19.08.2005, 20:45    Titel: Antworten mit Zitat

DerGast hat folgendes geschrieben:


Schau mal in einer Bibelsuchmaschine z.B. www.bibleserver.com nach, wie oft der Begriff "Strafgericht" überhaupt vorkommt.


Dann such mal nach "Heulen und Zähneklappern", "Feuerofen" u. dgl. Und guk dir das ganze Buch an, dass das Strafgericht genüsslich erzählt.

Und wenn du damit fertig bis, erkläre mir den liebevollen Inhalt der Zeilen
Code:

Dies irae, dies illa
solvet saeclum in favilla,
teste David cum Sybilla.

Quantus tremor est futurus,
quando judex est venturus,
cuncta stricte discussurus.

[...]

Quid sum miser tunc dicturus?
Quem patronum rogaturus,
cum vix justus sit securus?

[...]


Vor allem die letzte
Code:

Weh was werd ich Armer sagen,
wen zum Anwalt mir erfargen,
wenn Gerechte selbst verzagen?


Wahrlich tröstlich ...
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DerGast
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Beiträge: 7

Beitrag(#331036) Verfasst am: 20.08.2005, 09:13    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Was müsste Jesus für dich eigentlich tun, damit du ihn nicht mehr als Menschenfreund bezeichnest? Oder ist Menschenliebe für dich ein derart bedeutungsloser Titel, den du Jesus auf jeden Fall verleihst, egal was er tut?


Er hat sich der Boshaftigkeit der Menschen, denen er nicht in den Kram passte, ausgeliefert, und liess sich sogar von ihnen umbringen. Er hat sogar um Vergebung für seine Mörder gebeten. Er hat einem Verbrecher an seiner Seite gesagt, dass er ins Paradies käme. Er hat Menschen geheilt. Wer in ihm unbedingt einen sadistischen Halunken sehen will, kann sich natürlich auch entsprechende Bibelstellen herauspicken.
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Tarvoc
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Beitrag(#331049) Verfasst am: 20.08.2005, 10:11    Titel: Antworten mit Zitat

Was das 'Picken' angeht, sind Christen und Atheisten oftmals gleichermaßen begeistert bei der Sache. zwinkern
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Shadaik
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Beitrag(#331060) Verfasst am: 20.08.2005, 10:36    Titel: Antworten mit Zitat

Gott ist Toll hat folgendes geschrieben:
Ja und ich fahre heute nacht auch hin. Aber ich bin katholisch und wenn ich einen vo euch vollspacken zu gesicht bekomme... dann ists aus mit der katholischkeit

So schnell bist du zu bekehren? Am Kopf kratzen
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demian
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Beitrag(#331062) Verfasst am: 20.08.2005, 10:39    Titel: Re: Danke an die religionsfreie Zone! Antworten mit Zitat

[quote="Pappa Ante Portas"]Ich wollte mich bei euch bedanken, daß Leute wie ihr endlich auch mal zeigen, daß es auch Andersdenkende in Dtl. gibt. Coole Sache, das...

Wird hier wirklich anders gedacht?
Ich lese hauptsächlich Verallgemeinerungen um es zurückhaltend auszudücken. Wo kommt die große Erkentnis her, dass alle oder die meisten, viele usw. , so und so sind. Ist ein solches Verhalten mit den beschworenen Werten (Aufklärung usw.) in Einklang zu bringen.
Ich hätte mir ein wenige mehr anspruchsvollen Disput gewünscht von Euch und sicher auch vom WJT
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demian
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Beitrag(#331067) Verfasst am: 20.08.2005, 10:53    Titel: Antworten mit Zitat

[quote="Sokrateer"]@DerGast:
>Was mich an euch Gläubigen wundert, ist, dass ihr so niedrige moralische Standards an eure >Götter anlegt.

>Wenn ein Politiker die Folter oder gar nur ihre Androhung befürwortet, dann spielt es >rambazamba. Der ist dann in allen Medien und er wird von der Öffentlichkeit verurteilt.

>Wenn ein Mann seine Frau auch nur einmal schlägt, dann sagt auch niemand, man solle doch nicht >die schwarze Brille aufsetzen. Schließlich hätte der Mann seine Frau viel öfter geküsst als >geschlagen.

>Aber bei Gott soll man ein paar tausend Augen zudrücken.

Ich finde es schon lustig mit Bibelzitaten oder Bibelschlüssen um sich zu schlagen (entschuldige besser werfen, da schlagen zu agressiv klingt). Wenn die als Argumentation gegen Christen was taugen und Interpretation (Zeitlicher, kutureller usw. Kontext) nicht zugelassen ist so muss ich wohl auch davon ausgehen das Du an die Erschaffung des Menschen wie es in der Bibel nachzulesen ist glaubt bzw. in Betracht ziehst das es so gewesen sein könnte.

Was die 99% lieben und rücksichtvollen Forenmitglieder angeht, so ist es im Kontext unserer Zeit nicht mehr üblich Menschen auf den Scheiterhaufen zu schicken, sie in Ihrer Würde zu verletzen wohl sehr legitim. Ich lesen viele viele allgemeine Verurteilungen, dass die WJT Teilnehmer alle dumme Schafe sind und nicht gläubig sein könne weil sie nicht in die Kirche gehen usw. 400000 Menschen in Köln und es reichen ein paar attribute um sie zu beschreiben.
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Rinderwahn
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Beitrag(#331110) Verfasst am: 20.08.2005, 12:38    Titel: Antworten mit Zitat

demian hat folgendes geschrieben:
400000 Menschen in Köln und es reichen ein paar attribute um sie zu beschreiben.


Ja, sie lassen nur ab - Opportunisten - die zu einer profanen Ablebensversicherung noch eine sakrale brauchen, obwohl beide für den Versicherten wertlos sind. Die Wackeligkeit bezeugt sich schon darin, dass Theismen zwar verschiedene Religionen glaubend behaupten, aber alle denselben Gott anhimmeln; quasi Amphibienreligionen mit zusätzlicher Flugfunktion.

Ich würde mal den Glauben jedes einzelnen vermeintlichen "Bruders" abfragen und kategorisieren. Nehmen wir mal an die signifikanteste Idee würde den wahren Gott beschreiben > nun würde ich mich wundern, wenn sich nicht 99% völlig irrten.

Soll ich mich den 99% oder x-Milliarden Irren(den) anschließen?
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demian
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Beiträge: 239

Beitrag(#331134) Verfasst am: 20.08.2005, 13:28    Titel: Antworten mit Zitat

[quote="Bonobo66"]
demian hat folgendes geschrieben:
400000 Menschen in Köln und es reichen ein paar attribute um sie zu beschreiben.


Bonobo66 hat folgendes geschrieben:
Ja, sie lassen nur ab - Opportunisten - die zu einer profanen Ablebensversicherung noch eine sakrale brauchen, obwohl beide für den Versicherten wertlos sind. Die Wackeligkeit bezeugt sich schon darin, dass Theismen zwar verschiedene Religionen glaubend behaupten, aber alle denselben Gott anhimmeln; quasi Amphibienreligionen mit zusätzlicher Flugfunktion.


Diese Beurteilung spiegelt doch eher Dein eigenes Wertesystem wieder, als das es als Beurteilung einer dich sehr pluralen Gruppe taugt


Bonobo66 hat folgendes geschrieben:
Ich würde mal den Glauben jedes einzelnen vermeintlichen "Bruders" abfragen und kategorisieren. Nehmen wir mal an die signifikanteste Idee würde den wahren Gott beschreiben


Mich irrtiert deine Position, das hat doch nichts mit aufgeklärtem Verhalten zu tun, sondern ist doch eher die Mentalität, die latent zur Intolleranz neigt und der die Zielgruppe der eigenen Abneigung gleichgültig ist.

Bonobo66 hat folgendes geschrieben:
> nun würde ich mich wundern, wenn sich nicht 99% völlig irrten.

He was ist los, sucht Du auch eine Wahrheit an der Du dich freuen kanst. Na dann viel Spaß beim suchen und sei kritisch wenn Du eine findest. Sehr glücklich
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