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Weltsozialbericht 2005: Die Welt ist ungleicher als vor 10 Jahren
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max
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Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 3055

Beitrag(#337222) Verfasst am: 30.08.2005, 19:33    Titel: Weltsozialbericht 2005: Die Welt ist ungleicher als vor 10 Jahren Antworten mit Zitat

Die UN hat den Weltsozialbericht veröffentlicht:
Weltsozialbericht 2005: Das Schicksal der Ungleichheit
Weltsozialbericht 2005 der Vereinten Nationen findet großen Teil der Welt in einem Schicksal der Ungleichheit gefangen
Die Welt ist ungleicher als vor 10 Jahren


Siehe auch UNO kritisiert Globalisierung
Weltsozialbericht rechnet mit dem neoliberalen Wirtschaftsmodell ab

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max
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Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 3055

Beitrag(#337288) Verfasst am: 30.08.2005, 22:35    Titel: Antworten mit Zitat

Noch was zur zunehmenden Ungleichheit in der BRD:
Martin Kreickenbaum hat folgendes geschrieben:
Seit 2002 führt das Institut für Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld jährlich in Deutschland eine repräsentative Befragung von etwa 3.000 Personen zu politischen und gesellschaftlichen Fragen durch.
[...]
Die danach präsentierten Zahlen, die aus verschiedenen Studien zur Vermögensverteilung in Deutschland gewonnen wurden, untermauern eindrucksvoll die große Bedeutung materieller Ungleichheit. Der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung stellt fest, dass das Privatvermögen in Deutschland im Jahr 2003 insgesamt 5 Billionen Euro betrug - im Schnitt 133.000 Euro pro Haushalt -, dieses Vermögen aber sehr ungleich verteilt ist. Die unteren 50 Prozent der Bevölkerung besitzen davon nur 4 Prozent, die oberen 50 Prozent aber 96 Prozent des gesamten Privatvermögens. Dieses Verhältnis wird umso markanter, je schärfer der Fokus gestellt wird.

Das untere Fünftel der Bevölkerung hat danach überhaupt kein Vermögen, sondern nur Konsum- und Bauschulden, auf das obere Fünftel entfallen hingegen zwei Drittel des gesamten Vermögens. Und das obere Zehntel besitzt alleine mit 46,8 Prozent annähernd die Hälfte des gesamten Geld- und Immobilienvermögens in Deutschland.

Dabei wird das Privatvermögen der Wohlhabenden noch drastisch unterschätzt, da der Armutsbericht die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe zum Maßstab nimmt, bei der Superreiche aber chronisch unterrepräsentiert sind. Eine Studie der Unternehmensberatung Cap Gemini Ernst & Young aus dem Jahr 2000 schätzte das damalige Privatvermögen bereits mit annähernd 8 Mrd. wesentlich höher ein. Danach besaßen 1999 365.000 Personen oder 0,5 Prozent der Bevölkerung ein Vermögen von zusammen 2 Billionen Euro, also 25 Prozent des Gesamtvermögens. Betrachtet man nur die Personen mit einem Vermögen von mehr als 30 Mill. Euro, so bleiben 3.700 Superreiche, die zusammen über 612 Mrd. Euro verfügen können, also 7,9 Prozent des Gesamtvermögens in Deutschland ihr Eigen nennen.

Über den Zeitraum der letzten zehn Jahre betrachtet, lässt sich zudem eine enorme Umverteilung des Privatvermögens von unten nach oben feststellen. Das Nettogeldvermögen ohne Immobilienbesitz des reichsten Viertels der Bevölkerung ist zwischen 1993 und 2003 in Westdeutschland um 27,5 Prozent gestiegen, in Ostdeutschland sogar um 85,8 Prozent. Gleichzeitig ist das Nettovermögen des ärmsten Viertels in Westdeutschland um 49,5 Prozent gesunken, in Ostdeutschland um 21 Prozent.

Der Anteil der Armen, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens beträgt, hat dabei zwischen 1998 und 2003 von 12,1 auf 13,5 Prozent zugenommen. Zwischen 1970 und 2004 - dem Jahr vor der Zusammenführung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe - hat sich die Zahl der Sozialhilfeempfänger versechsfacht. Während 1970 rund 500.000 Personen Sozialhilfe erhielten, waren es im letzten Jahr knapp 3 Millionen. Besonders betroffen sind hierbei Kinder und Jugendliche. Lebte 1965 nur jedes 75. Kind auf Sozialhilfeniveau, ist es heute jedes Achte. Etwa 500.000 Menschen sind zudem täglich auf öffentliche Essensausgaben angewiesen, darunter viele ganz normale Familien, deren Einkommen nicht mehr für die Sicherstellung der Ernährung reicht.

Quelle: Sozialstudie "Deutsche Zustände" von Wilhelm Heitmeyer
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göttertod
Atheist und Zweifelsäer



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Beitrag(#337301) Verfasst am: 30.08.2005, 22:53    Titel: Antworten mit Zitat

Coole Sache, das... bravo

ich mein wer nicht checkt was da steht, dem kann man ja kaum helfen.....

wer es nicht checkt und somit trotzdem z.B. FDP und CDU/CSU wählt sagt doch bitte mal warum????

ausser er gehört zu den Reichen

und wer glaubt die Zahlten sind gefälscht oder unglaubwürdig, hier diesen Link

http://www.destatis.de/basis/d/vgr/vgrtab1.php

http://www.destatis.de/basis/d/vgr/vgrtab8.php
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Stefan
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Beitrag(#337303) Verfasst am: 30.08.2005, 22:57    Titel: Antworten mit Zitat

göttertod hat folgendes geschrieben:
Coole Sache, das... bravo

ich mein wer nicht checkt was da steht, dem kann man ja kaum helfen.....

wer es nicht checkt und somit trotzdem z.B. FDP und CDU/CSU wählt sagt doch bitte mal warum????

ausser er gehört zu den Reichen

und wer glaubt die Zahlten sind gefälscht oder unglaubwürdig, hier diesen Link

http://www.destatis.de/basis/d/vgr/vgrtab1.php

http://www.destatis.de/basis/d/vgr/vgrtab8.php


Schau dir die Umfragen an, hör' dich um...es sind viele, sehr viele, zu viele. Leider.

Der Grund dafür ist Gehirnwäsche.
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göttertod
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Beitrag(#337305) Verfasst am: 30.08.2005, 23:01    Titel: Antworten mit Zitat

ja ich habe es auch gesehen, und gut, das du es auch im anderen Thread gepostet hast.

und übrigens gehört Oswald Metzger von den Grünen anscheinend auch zu denjenigen, die die Reichen anscheinend noch reicher machen wollen...
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Stefan
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Beitrag(#337312) Verfasst am: 30.08.2005, 23:13    Titel: Antworten mit Zitat

göttertod hat folgendes geschrieben:
...
und übrigens gehört Oswald Metzger von den Grünen anscheinend auch zu denjenigen, die die Reichen anscheinend noch reicher machen wollen...


Ich denke, zunächst mal will er sich selber reich machen. Alle anderen scheren ihn einen Dreck.

Trotzdem muß man auch den normalen Wählern einen Vorwurf machen. Jeder weiß, dass wir spätestens seit der 2. Hälfte der Ära Kohl versuchen durch Sozialabbau und Verzicht, den Laden wieder in Schwung zu bekommen. Und jeder weiß, dass dadurch noch nicht ein einziger Arbeitsplatz geschaffen wurde. Und trotzdem fallen immer noch soviele auf die Propaganda der Gewinner des Kapitalismus und der BILD herein. Genaugenommen haben wir selber Schuld.
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Latenight
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Beitrag(#337323) Verfasst am: 30.08.2005, 23:58    Titel: Antworten mit Zitat

Na zum Glück hört die breite Masse anscheinend auf, den linken Rattenfängern auf den Leim zu gehen.

Dass ihr euch nicht schämt, im selben Thread, in dem der UNO-Armutbericht verlinkt ist , über die im Vergleich paradiesischen Verhältnisse in Deutschland zu schimpfen. Mit den Augen rollen
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AdvocatusDiaboli
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Beitrag(#337324) Verfasst am: 31.08.2005, 00:11    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
Na zum Glück hört die breite Masse anscheinend auf, den linken Rattenfängern auf den Leim zu gehen.

Dass ihr euch nicht schämt, im selben Thread, in dem der UNO-Armutbericht verlinkt ist , über die im Vergleich paradiesischen Verhältnisse in Deutschland zu schimpfen. Mit den Augen rollen


Meinst du wirklich, dass diejenigen die hier Verzicht predigen auch nur einen Gedanken an die armen Länder in der Welt verschwenden ? Naja ,obwohl.. vielleicht stellen sie sich die Frage, wie sie dort günstiger an Rohstoffe kommen können Böse
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Triggerwarnung: Der toxische Addi hat gepostet. Oh, zu spät, Sie haben das schon gelesen.
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Stefan
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 6217

Beitrag(#337325) Verfasst am: 31.08.2005, 00:19    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
Na zum Glück hört die breite Masse anscheinend auf, den linken Rattenfängern auf den Leim zu gehen.

Dass ihr euch nicht schämt, im selben Thread, in dem der UNO-Armutbericht verlinkt ist , über die im Vergleich paradiesischen Verhältnisse in Deutschland zu schimpfen. Mit den Augen rollen


Niemand bestreitet hier, das es wesentlich ärmere Menschen in der Welt gibt, als einen deutschen ALG2-Empfänger. Aber das ist auch gar nicht das Thema. Du betreibst hier nur Polemik, die vom Grundproblem ablenken soll. Nämlich von der Polarisierung des Reichtums, der allen Menschen (nicht nur in Deutschland oder Europa) zugänglich sein sollte.
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Latenight
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Beitrag(#337327) Verfasst am: 31.08.2005, 00:25    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:
Nämlich von der Polarisierung des Reichtums, der allen Menschen (nicht nur in Deutschland oder Europa) zugänglich sein sollte.

Zu dumm nur, dass dieser Reichtum erst durch die Bündelung von Kapital in findigen Händen erwirtschaftet werden konnte.
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Latenight
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Beiträge: 2549

Beitrag(#337328) Verfasst am: 31.08.2005, 00:27    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Meinst du wirklich, dass diejenigen die hier Verzicht predigen auch nur einen Gedanken an die armen Länder in der Welt verschwenden ?

Einem Entwicklungsland ist sicher mehr damit geholfen, wenn ein böser Kapitalist investiert und Existenzmöglichkeiten schafft, als wenn die Entwicklungshelfer einfallen.
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Falameezar
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Anmeldungsdatum: 05.09.2003
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Wohnort: umringt von glücklichen Kühen

Beitrag(#337336) Verfasst am: 31.08.2005, 00:56    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
Na zum Glück hört die breite Masse anscheinend auf, den linken Rattenfängern auf den Leim zu gehen.

Dass ihr euch nicht schämt, im selben Thread, in dem der UNO-Armutbericht verlinkt ist , über die im Vergleich paradiesischen Verhältnisse in Deutschland zu schimpfen. Mit den Augen rollen


Laß die Äuglein zu und träume weiterhin von deinem "Paradies". Anscheinend müssen nach deiner Meinung die Menschen hier in D (od. Europa) erst so arm werden wie zB in Afrika damit dir die Augen aufgehen. Es geht nicht darum, wie relativ reich die Ärmsten hier heute noch sind, sondern um den jahrzehntelangen Abwärtstrend, angefangen mit der Zunahme der Arbeitslosen in den 70ern, der in den letzten eineinhalb Jahrzehnten rasant zugenommen hat.

Die Wirtschaft ist ein komplexes System. Solche Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass sie, wenn eine Entwicklung in eine (unerwünschte) Richtung eingesetzt hat, kaum noch zu regulieren oder gar zu korrigieren sind und ab einem bestimmten kritischen Punkt, trotz kräftigem Gegensteuern die eingeschlagene Entwicklung weiterläuft bis das System chaotisch (nicht mehr vorhersagbar = soziale Unruhen oder gar Revolution) wird. Ist es das, was du dir wünscht?
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Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.

Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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Stefan
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 6217

Beitrag(#337338) Verfasst am: 31.08.2005, 01:10    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
Stefan hat folgendes geschrieben:
Nämlich von der Polarisierung des Reichtums, der allen Menschen (nicht nur in Deutschland oder Europa) zugänglich sein sollte.

Zu dumm nur, dass dieser Reichtum erst durch die Bündelung von Kapital in findigen Händen erwirtschaftet werden konnte.


Nein, das ist nicht "zu dumm". Was aber ist daran so verwerflich, dass das Positive dann allen zu Gute kommen soll?
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Stefan
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 6217

Beitrag(#337339) Verfasst am: 31.08.2005, 01:11    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Meinst du wirklich, dass diejenigen die hier Verzicht predigen auch nur einen Gedanken an die armen Länder in der Welt verschwenden ?

Einem Entwicklungsland ist sicher mehr damit geholfen, wenn ein böser Kapitalist investiert und Existenzmöglichkeiten schafft, als wenn die Entwicklungshelfer einfallen.


Schade nur, dass die "bösen Kapitalisten" den wirklichen Entwicklungshelfern die Beine unter dem Arsch wegtreten. Wach endlich mal auf.
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Stefan
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 6217

Beitrag(#337346) Verfasst am: 31.08.2005, 01:38    Titel: Antworten mit Zitat

Von Prof. Dr. Christoph Butterwegge, Leiter der Abteilung für Politikwissenschaft an der Universität Köln, ist dieser Text.
Armut und Reichtum in der Bundesrepublik
Neoliberalismus als Quelle sozialer Ungleichheit


Es gibt viele gute Links wie diesen. Ich habe aber noch keinen gesehen, der überzeugend linke Ideen widerlegt. Der Neoliberalismus ist eben, langsam aber sicher, nicht mehr schön zu reden.
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max
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Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 3055

Beitrag(#337384) Verfasst am: 31.08.2005, 08:49    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
Na zum Glück hört die breite Masse anscheinend auf, den linken Rattenfängern auf den Leim zu gehen.

Dass ihr euch nicht schämt, im selben Thread, in dem der UNO-Armutbericht verlinkt ist , über die im Vergleich paradiesischen Verhältnisse in Deutschland zu schimpfen. Mit den Augen rollen

Das ist dir nicht peinlich ist, derart arrogant über Arme in der BRD hinwegzuschauen und zu versuchen, deren Armut mit der noch krasseren Armut in anderen Staaten zu rechtfertigen. Mit den Augen rollen Und ist dir nicht peinlich, derart ignorant in Bezug auf die tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklungen zu sein?

Dazu: die, die in der BRD Verzicht predigen und den Lebensstandard der Mehrheit angreifen, sind die gleichen, die auch von der Armut in der 3. Welt profitieren. Hier die Armut in der 3. Welt gegen die Armut in den Industriestaaten auszuspielen, ist wirklich nur noch erbärmlich.
Latenight hat folgendes geschrieben:
Zu dumm nur, dass dieser Reichtum erst durch die Bündelung von Kapital in findigen Händen erwirtschaftet werden konnte.

Zu dumm, dass dieses Argument ziemlich wertlos ist, da es nun wirklich kein Argument ist, weiter sich eine herrschende Klasse von Ausbeutern zu leisten, die immer mehr Arbeitsplätze vernichten und die Löhne und Sozialleistungen senken, während sie sich selbst immer mehr bereichern.
Latenight hat folgendes geschrieben:
Einem Entwicklungsland ist sicher mehr damit geholfen, wenn ein böser Kapitalist investiert und Existenzmöglichkeiten schafft, als wenn die Entwicklungshelfer einfallen.

Dann müsstest du aber erst einmal beweisen, dass diese Investitionen dort die Situation verbessern und nicht einfach nur vorhandene Verbesserung ausnutzen - und die Situation der Arbeiter verschlechtern.
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Latenight
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Anmeldungsdatum: 17.05.2005
Beiträge: 2549

Beitrag(#338754) Verfasst am: 03.09.2005, 01:17    Titel: Antworten mit Zitat

max hat folgendes geschrieben:
Das ist dir nicht peinlich ist, derart arrogant über Arme in der BRD hinwegzuschauen und zu versuchen, deren Armut mit der noch krasseren Armut in anderen Staaten zu rechtfertigen.

Bei uns gilt als arm, wer weniger als 50% des Durchschnittseinkommens verdient. Da liegt selbst die absolute Untergrenze mit Sicherheit noch gut über dem Weltmittel. Dies in einem Atemzug mit lebensbedrohlicher Armut in weiten Teilen der Welt auszusprechen ist schon jenseits von gut und böse.
Und was rechtfertige ich damit?

In den 50ern und 60ern hatte eine vierköpfige Arbeiterfamilie einen Bruchteil der Kaufkraft eines heutigen Sozialhilfeempfängers zur Verfügung. Osteuropäische Akademiker haben oft genug weniger Kaufkraft zur Verfügung als unsere Arbeitslosen und kommen sogar zu uns zum Gurkenzupfen.
Weder die, noch die Arbeiter der 50er und 60er Jahre haben sich verwahrlosen lassen oder sich selbst als arm und ausgebeutet bemitleidet, wie man es heute hundertausendfach erlebt (du musst nur mal Rettungsdienst fahren). Ganz im Gegenteil.

max hat folgendes geschrieben:
Zu dumm, dass dieses Argument ziemlich wertlos ist, da es nun wirklich kein Argument ist, weiter sich eine herrschende Klasse von Ausbeutern zu leisten, die immer mehr Arbeitsplätze vernichten und die Löhne und Sozialleistungen senken, während sie sich selbst immer mehr bereichern.

Da vermischt du zwei Probleme. Über Jahrzehnte hinweg hat sich die "Arbeiterklasse" übrigens großzügig bedient. Immerhin sind die Löhne von Industriearbeitern heute 18x so hoch wie 1950. Ein Arbeiter kann heute für seinen Stundenlohn doppelt so viel Brot kaufen wie 1950. Und das bei sicher wesentlich angenehmeren Arbeitsbedingungen.

Stefan hat folgendes geschrieben:
Was aber ist daran so verwerflich, dass das Positive dann allen zu Gute kommen soll?

Tut es doch auch. S.o.

Stefan hat folgendes geschrieben:
Es gibt viele gute Links wie diesen. Ich habe aber noch keinen gesehen, der überzeugend linke Ideen widerlegt.

Ja, weil die Realität halt komplexer ist, als dass sie auf zwei Seiten abgehandelt werden kann.
Wenns dir nicht zu hoch ist dann lies "Ökonomie für den Menschen" von dem indischen Nobelpreisträger Amartya Sen.

Stefan hat folgendes geschrieben:
Der Neoliberalismus ist eben, langsam aber sicher, nicht mehr schön zu reden.

Nicht mehr schön zu reden ist unser faul und fett gewordenes Volk, das sich im Luxus so unglaublich selbst bemitleidet.
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Tarvoc
would prefer not to.



Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44649

Beitrag(#338761) Verfasst am: 03.09.2005, 02:07    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:
Ich habe aber noch keinen gesehen, der überzeugend linke Ideen widerlegt.


Wie müsste er denn sein, um dich zu überzeugen?
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Stefan
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 6217

Beitrag(#338777) Verfasst am: 03.09.2005, 08:03    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Stefan hat folgendes geschrieben:
Ich habe aber noch keinen gesehen, der überzeugend linke Ideen widerlegt.


Wie müsste er denn sein, um dich zu überzeugen?


K.A. Ein Referat das Neoliberalismus, Globalisierung usw. als gerecht und zukunftssichernd für alle darstellt, stünde im krassen Gegensatz zu dem, was sich gerade abspielt. Wäre also unglaubwürdig.
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max
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Anmeldungsdatum: 18.07.2003
Beiträge: 3055

Beitrag(#338782) Verfasst am: 03.09.2005, 08:26    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
Bei uns gilt als arm, wer weniger als 50% des Durchschnittseinkommens verdient. Da liegt selbst die absolute Untergrenze mit Sicherheit noch gut über dem Weltmittel.

Niemand behauptet, dass die Armut hier der Armut in Somalia entspricht und hier Millionen verhungern. Du aber ignorierst, dass die Armut hier zunimmt und es für jemanden, der sich noch ernähren kann, aber ansonsten auf fast alles verzichten muss, die Zustände alles andere als paradisisch sind - wie du vollkommen arrogant behauptest. Man muss auch sehen, dass hier die Armut stiegt OBWOHL heute für jeden theoretisch mehr vorhanden ist.
Latenight hat folgendes geschrieben:
Da vermischt du zwei Probleme. Über Jahrzehnte hinweg hat sich die "Arbeiterklasse" übrigens großzügig bedient.

Welche Probleme vermische ich? Deine zweite Aussage ist nur seltsam. Wenn man immer mehr Wert schafft, aber relativ gesehen davon immer weniger selbst erhält, dann bedient man sich wahrlich nicht grosszügig. Es sollte in einer fairen Gesellschaft selbstverständlich sein, dass man von dem u.a. von einem selbst produzierten Reichtum einen Anteil erhält - und eben auch einen Anteil von der massiven Zunahme dieses Reichtums (den du natürlich nicht schilderst). Die Reallöhne sanken in zwischen 1992 und 2004 um 3,6%, während das BIP (also nur die im Inland produzierten Werte) um 17,5% stieg. Wenn jemand dies als "grosszügig" bezeichnet, würde mich doch interessieren, wie dieser jemand die Gewinnsteigerungen der Grosskonzerne oder der Zunahme der Vorsandsbezüge der Dax30-Unternehmen bezeichnet.
Latenight hat folgendes geschrieben:
Nicht mehr schön zu reden ist unser faul und fett gewordenes Volk, das sich im Luxus so unglaublich selbst bemitleidet.

Ich denke eher, dass diese Aussage nicht schön zu reden ist. Sie zeigt deine vollkommen abgehobene Einstellung, die schon fast einem Realitätsverlust gleichkommt. Wie gesagt: wie rechtfertigst du, dass der insgesamte Reichtum weiter steigt, aber die Reallöhne sinken, die Arbeitslosigkeit und die Armut steigt? Du redest die Realität im Kapitalismus schön. Und dabei redest du die Realität in den Industriestaaten und der 3. Welt schön. In den meisten Teilen der Welt sank der Lebensstandard für die Mehrheit der Bevölkerung, während der insgesamt vorhandene Reichtum steigt.
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Latenight
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Anmeldungsdatum: 17.05.2005
Beiträge: 2549

Beitrag(#338803) Verfasst am: 03.09.2005, 09:36    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:
K.A. Ein Referat das Neoliberalismus, Globalisierung usw. als gerecht und zukunftssichernd für alle darstellt, stünde im krassen Gegensatz zu dem, was sich gerade abspielt. Wäre also unglaubwürdig.

Die Zustände in Deutschland sind sicher nicht "neoliberal", was auch immer das im Endeffekt bedeuten will. Wenn dann ist die Entwicklung ein kleiner Schritt in Richtung der Zeiten, als soziale Marktwirtschaft dem Land bisher nie dagewesenen Wohlstand beschert hat.
Und wenn unser Land nicht jedem eine abgesicherte Existenz bietet, dann weiß ich auch nicht mehr.

max hat folgendes geschrieben:
Man muss auch sehen, dass hier die Armut stiegt OBWOHL heute für jeden theoretisch mehr vorhanden ist.

Und wenn Bill Gates morgen kommen würde mit "Ich bin ein Berliner" und ab sofort sein Einkommen in Deutschland versteuern würde, hätten wir gleich noch 50.000 Leute mehr in der Armutsstatistik.

max hat folgendes geschrieben:
Wenn man immer mehr Wert schafft, aber relativ gesehen davon immer weniger selbst erhält, dann bedient man sich wahrlich nicht grosszügig.

Wenn man sein Gehalt um 1800% steigert, während sich die Lebenshaltungskosten komplett gesehen gerade mal vervierfacht haben, dann nenne ich das schon einen satten Gewinn, der sich auch im schrumpfenden Anteil existenziell wichtiger Güter an den Konsumausgaben wiederspiegelt.

Außerdem wird das mehr an Wert gegenüber dem malaysischen Arbeiter wesentlich bequemer erwirtschaftet, weil ein böser Kapitalist sein Geld in entsprechende Maschinen investiert.

max hat folgendes geschrieben:
Die Reallöhne sanken in zwischen 1992 und 2004 um 3,6%,

Wobei die Reallöhne zwischen 1950 und 2004 um mehrere 100% stiegen.

max hat folgendes geschrieben:
während das BIP (also nur die im Inland produzierten Werte) um 17,5% stieg.

Dir ist aber schon klar, dass 70% des BIP Dienstleistungen ausmachen?

max hat folgendes geschrieben:
Sie zeigt deine vollkommen abgehobene Einstellung, die schon fast einem Realitätsverlust gleichkommt.

Nicht abgehoben. Ich habe nur eine Familie, die den Wiederaufbau nach dem Krieg komplett samt der ganzen Scheiße davor mitgemacht hat.

max hat folgendes geschrieben:
In den meisten Teilen der Welt sank der Lebensstandard für die Mehrheit der Bevölkerung, während der insgesamt vorhandene Reichtum steigt.

Wobei wir wieder mal bei einem Problem wären, das sich durch Einkommensverteilung nicht lösen lässt.
Mit der Erfahrung in Westdeutschland wurde gezeigt, wie man ein Land aus dem Nichts aufbauen kann. Mit Ostdeutschland das Gegenteil.
Wieder empfehle ich "Ökonomie für den Menschen", um mal ein Verständnis dafür zu entwickeln, wo denn die wirklichen Probleme unterentwickelter Länder liegen.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#338809) Verfasst am: 03.09.2005, 09:53    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
Und wenn unser Land nicht jedem eine abgesicherte Existenz bietet, dann weiß ich auch nicht mehr.

Die Chancen und Risiken sind ungleich verteilt. Und wer am unteren Ende der Hackordnung steht, kriegt Ablehung und Verachtung zu spüren. Darum ist die Ungleichheit das Problem an sich. Es darf nicht sein, dass Leute qua Geburt zum Herrschen oder zum Dienen bestimmt sind.

Latenight hat folgendes geschrieben:
Und wenn Bill Gates morgen kommen würde mit "Ich bin ein Berliner" und ab sofort sein Einkommen in Deutschland versteuern würde, hätten wir gleich noch 50.000 Leute mehr in der Armutsstatistik.

Wenn du die EU-Definition von Armut anlegst, hätten wir höchstens eine Person mehr in der Armutsstatistik, weil sie nämlich auf dem Median und nicht auf dem Durchschnitt basiert.

latenight hat folgendes geschrieben:
Wenn man sein Gehalt um 1800% steigert, während sich die Lebenshaltungskosten komplett gesehen gerade mal vervierfacht haben, dann nenne ich das schon einen satten Gewinn, der sich auch im schrumpfenden Anteil existenziell wichtiger Güter an den Konsumausgaben wiederspiegelt.

Und darum hat der Arme mit seinem Los zufrieden zu sein. Er hat es einfach zu akzeptieren, am Rande zu stehen und nichts wert zu sein.

latenight hat folgendes geschrieben:
Außerdem wird das mehr an Wert gegenüber dem malaysischen Arbeiter wesentlich bequemer erwirtschaftet, weil ein böser Kapitalist sein Geld in entsprechende Maschinen investiert.

Niemand hat etwas gegen Modernisierung. Es ist gut, dass wir unsere Produktivität durch den Einsatz von Maschinen steigern konnten und können. Daran will niemand etwas ändern. Wir möchten allerdings eine Gesellschaftsordnung, in der diese Zuwächse an Produktivität keine Gräben zwischen den Menschen aufreißen.

latenight hat folgendes geschrieben:
Nicht abgehoben. Ich habe nur eine Familie, die den Wiederaufbau nach dem Krieg komplett samt der ganzen Scheiße davor mitgemacht hat.

Ich auch. Mein Vater ist Unternehmer. Und er ist durchaus sensibel dafür, wenn Leute aufgrund ihrer sozialen Herkunft wie Dreck behandelt werden.

latenight hat folgendes geschrieben:
Wieder empfehle ich "Ökonomie für den Menschen", um mal ein Verständnis dafür zu entwickeln, wo denn die wirklichen Probleme unterentwickelter Länder liegen.

Ich empfehle "The Impact of Inequality: How to Make Sick Societies Healthier" von Richard G. Wilkinson, um mal ein Verständnis dafür zu entwickeln, wo die wirklichen Probleme entwickelter und unterentwickelter Länder liegen.
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Stefan
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
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Beitrag(#338811) Verfasst am: 03.09.2005, 09:59    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
Stefan hat folgendes geschrieben:
K.A. Ein Referat das Neoliberalismus, Globalisierung usw. als gerecht und zukunftssichernd für alle darstellt, stünde im krassen Gegensatz zu dem, was sich gerade abspielt. Wäre also unglaubwürdig.

Die Zustände in Deutschland sind sicher nicht "neoliberal", was auch immer das im Endeffekt bedeuten will. Wenn dann ist die Entwicklung ein kleiner Schritt in Richtung der Zeiten, als soziale Marktwirtschaft dem Land bisher nie dagewesenen Wohlstand beschert hat.
Und wenn unser Land nicht jedem eine abgesicherte Existenz bietet, dann weiß ich auch nicht mehr.



Ich glaube eher sozial wird unsere Marktwirtschaft immer weniger. Und der Wohlstand ist auf Pump aufgebaut, siehe Staatsschulden. Nur dem Kapital bietet sich eine abgesicherte Existenz.
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M!sses
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Anmeldungsdatum: 23.07.2005
Beiträge: 1

Beitrag(#338844) Verfasst am: 03.09.2005, 11:08    Titel: Antworten mit Zitat

Stefan hat folgendes geschrieben:
Ich glaube eher sozial wird unsere Marktwirtschaft immer weniger. Und der Wohlstand ist auf Pump aufgebaut, siehe Staatsschulden. Nur dem Kapital bietet sich eine abgesicherte Existenz.


Humanwirtschaft - Warum die Reichen immer reicher
und die Armen immer ärmer werden hat folgendes geschrieben:
1,3 Billionen Euro betragen die Staatsschulden von Bund, Ländern und Gemeinden. Der Staat hat diese Schulden nicht etwa wegen zu hoher Sozialkosten, wie manche Konservative zynisch behaupten. Er hat diese Schulden vielmehr, weil er jahrzehntelang tatenlos zugesehen hat, wie die "oberen" zehn Prozent ihre 2,5 Billionen Euro weitgehend leistungslos angehäuft haben. Jetzt muss er diesen privaten Vermögensberg der Reichen täglich mit horrenden Zinssummen bedienen. 62 Milliarden Euro jährlich, 1,4 Milliarden Euro wöchentlich, davon vermutlich die Hälfte auf die privaten Konten dieser zehn Prozent Reichsten.

Das ist einer der Gründe, warum die Reichen immer reicher werden. Alle diese Zinsen muss der Staat sich über Steuern zurückholen. Ein Drittel seiner Steuereinnahmen geht inzwischen für Zinszahlungen drauf. Und die zehn Prozent Reichsten, die selber immer weniger Steuern zahlen, erhalten davon die Hälfte. Alle diese Steuern müssen letzten Endes von der arbeitenden Bevölkerung aufgebracht werden...

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Latenight
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Anmeldungsdatum: 17.05.2005
Beiträge: 2549

Beitrag(#339127) Verfasst am: 03.09.2005, 17:04    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Wenn du die EU-Definition von Armut anlegst, hätten wir höchstens eine Person mehr in der Armutsstatistik, weil sie nämlich auf dem Median und nicht auf dem Durchschnitt basiert.

Da hast du recht. Wusste ich vorher nicht.

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Die Chancen und Risiken sind ungleich verteilt.

Ja und diese Verteilung sieht so aus, dass Selbständge, also Menschen, die keinen Arbeitsplatz konsumieren und oft noch zusätzliche schaffen ein deutlich höheres Risiko haben, als arm zu gelten, als Angestellte.

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Und darum hat der Arme mit seinem Los zufrieden zu sein. Er hat es einfach zu akzeptieren, am Rande zu stehen und nichts wert zu sein.

Das ist allerdings ein Problem, das sich monetär nicht lösen lassen wird.

Dazu muss die -wie du es nennst- Hackordnung beseitigt werden. Und das heißt alle gleich machen.

Und wenn Menschen ihr Wohlbefinden nicht mehr an materiellen Werten festmachen sondern an irgendeinem anderen Maßstab? Wie wird dann mit der Ungleichheit umgegangen?
Darf der Held der Arbeit dann im nächsten Bewertungszeitraum nur noch teilzeit arbeiten?
Mit der Crux, dass wir Menschen uns unseren Selbstwert über -wie es in der sozialpsychologischen Literatur heißt- soziale Vergleichsprozesse definieren, müssen wir leben. Egal was nun der Maßstab dafür ist. Höher, schneller, weiter.
Und ich fände es besser, den Menschen beizubringen, woher dieses Minderwertigkeitsgefühl kommt und nicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen und sich ausgebeutet zu fühlen.
Verstehst du? Dem Menschen Selbstbewusstsein im wahrsten Sinne des Wortes geben.

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Niemand hat etwas gegen Modernisierung. Es ist gut, dass wir unsere Produktivität durch den Einsatz von Maschinen steigern konnten und können. Daran will niemand etwas ändern. Wir möchten allerdings eine Gesellschaftsordnung, in der diese Zuwächse an Produktivität keine Gräben zwischen den Menschen aufreißen.

Wer auch immer "wir" ist, ich möchte zum einen eine Gesellschaft, die sich überhaupt ein soziales Netz leisten kann und in der Krise nicht kollektiv untergehen muss.
Dann erst kann man überhaupt über das Problem der Teilhabe diskutieren.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#339184) Verfasst am: 03.09.2005, 18:21    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Wenn du die EU-Definition von Armut anlegst, hätten wir höchstens eine Person mehr in der Armutsstatistik, weil sie nämlich auf dem Median und nicht auf dem Durchschnitt basiert.

Da hast du recht. Wusste ich vorher nicht.

Dann freut es mich ganz besonders, denn dieses Missverständnis ist leider weit verbreitet. Bis vor kurzem habe ich das selber noch geglaubt.

Latenight hat folgendes geschrieben:
Ja und diese Verteilung sieht so aus, dass Selbständge, also Menschen, die keinen Arbeitsplatz konsumieren und oft noch zusätzliche schaffen ein deutlich höheres Risiko haben, als arm zu gelten, als Angestellte.

Es sieht aber auch so aus, dass Kinder armer Familien - und zwar relativ und nicht absolut armer Familien - ein erhöhtes Risiko tragen...
... von Karies, Atemwegsinfekten oder Tuberkulose betroffen zu werden.
... chronisch krank zu werden.
... an Unfällen zu sterben. (Faktor 5!)
... von Altersgenossen stigmatisiert und ausgegrenzt zu werden.

Sie tragen auch lebenslang ein erhöhtes Risiko
... in niedrig qualifizierten und niedrig bezahlten Jobs zu landen.
... arbeitslos zu werden.
... kriminell zu werden.
... Drogen zu missbrauchen oder Alkoholiker zu werden.

Latenight hat folgendes geschrieben:
Das ist allerdings ein Problem, das sich monetär nicht lösen lassen wird.

Es ist monetär zu lösen, indem man relative Armut beseitigt. Es gibt Staaten, denen das gelingt.

Latenight hat folgendes geschrieben:
Und das heißt alle gleich machen.

Momentan werden die Leute ungleich gemacht. Gleichmachen ist mir sympathischer als ungleichmachen.

Latenight hat folgendes geschrieben:
Und wenn Menschen ihr Wohlbefinden nicht mehr an materiellen Werten festmachen sondern an irgendeinem anderen Maßstab? Wie wird dann mit der Ungleichheit umgegangen?

Es gibt tatsächlich archaische Gesellschaften, in denen Geld und materieller Besitz kaum eine Rolle spielen. Dennoch haben diese Gesellschaften einen Begriff von Armut, der der Essenz der EU-Definition von relativer Armut nahe kommt. Arm heißt, unerwünscht zu sein, keine Anerkennung und keinen Respekt zu erhalten. Arm ist man, wenn man am normalen Leben der Gemeinschaft nicht teilnehmen kann.

Latenight hat folgendes geschrieben:
Darf der Held der Arbeit dann im nächsten Bewertungszeitraum nur noch teilzeit arbeiten?

Das zielt sicherlich auf die Behauptung ab, soziale und materielle Ungleichheit sei nötig, um Leistungsanreize zu bieten. Dieses Argument war mir noch nie einleuchtend. Wer arm geboren ist und geringere Chancen auf Teilhabe hat, soll sich dadurch besonders motiviert fühlen? Und wer reich geboren ist, soll sich dadurch besonders beflügelt fühlen, viel zu leisten? Nein, das leuchtet mir nicht ein. Konkurrenz als Leistungsanreiz wird am besten dort funktionieren, wo die Chancen fair verteilt sind.

Latenight hat folgendes geschrieben:
Mit der Crux, dass wir Menschen uns unseren Selbstwert über -wie es in der sozialpsychologischen Literatur heißt- soziale Vergleichsprozesse definieren, müssen wir leben. Egal was nun der Maßstab dafür ist. Höher, schneller, weiter.
Und ich fände es besser, den Menschen beizubringen, woher dieses Minderwertigkeitsgefühl kommt und nicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen und sich ausgebeutet zu fühlen.

Klar, arme Leute sollen sich nicht ausgebeutet sondern schuldig fühlen, und akzeptieren, dass man mit dem Finger auf sie zeigt.

Latenight hat folgendes geschrieben:
Verstehst du? Dem Menschen Selbstbewusstsein im wahrsten Sinne des Wortes geben.

Faire Chancen wären dafür eine gute Grundlage.

Latenight hat folgendes geschrieben:
Wer auch immer "wir" ist, ich möchte zum einen eine Gesellschaft, die sich überhaupt ein soziales Netz leisten kann und in der Krise nicht kollektiv untergehen muss.

Das ehrt dich.

Latenight hat folgendes geschrieben:
Dann erst kann man überhaupt über das Problem der Teilhabe diskutieren.

Nein, mit der Teilhabe fängt es an. Faire Teilhabe muss hier und jetzt realisiert werden, und nicht erst in irgendeiner ungewissen Zukunft, wenn wir kollektiv noch viel reicher sind, als heute.
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Latenight
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Anmeldungsdatum: 17.05.2005
Beiträge: 2549

Beitrag(#339311) Verfasst am: 03.09.2005, 21:23    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Es sieht aber auch so aus, dass Kinder armer Familien - und zwar relativ und nicht absolut armer Familien - ein erhöhtes Risiko tragen...
... von Karies, Atemwegsinfekten oder Tuberkulose betroffen zu werden.
... chronisch krank zu werden.
... an Unfällen zu sterben. (Faktor 5!)
... von Altersgenossen stigmatisiert und ausgegrenzt zu werden.

Sie tragen auch lebenslang ein erhöhtes Risiko
... in niedrig qualifizierten und niedrig bezahlten Jobs zu landen.
... arbeitslos zu werden.
... kriminell zu werden.
... Drogen zu missbrauchen oder Alkoholiker zu werden.

Und diese Probleme soll man mit noch mehr Geld lösen?
So einfach ist das wohl nicht.

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Gleichmachen ist mir sympathischer als ungleichmachen.

Da liegt ein ganz dicker Hund begraben.

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Das zielt sicherlich auf die Behauptung ab, soziale und materielle Ungleichheit sei nötig, um Leistungsanreize zu bieten.

Nein, das zielt viel mehr in die Richtung:
Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Arm heißt, unerwünscht zu sein, keine Anerkennung und keinen Respekt zu erhalten. Arm ist man, wenn man am normalen Leben der Gemeinschaft nicht teilnehmen kann.

Das soll nur heißen, dass -egal welches Kriterium man nutzt- immer irgendjemand ein zu wenig an Prestige hat und am Rand steht. Immerhin kommt die von dir angeführte archaische Gesellschaft auch nicht umhin, einen Armutsbegriff zu prägen. D.h. es gibt auch dort Menschen, auf die mit dem Finger gezeigt wird, die darunter Leiden, am Rand der Gesellschaft zu stehen.
Und ich traue mich wetten, dass in dieser Gesellschaft der Leidensdruck der Ausgegrenzten wesentlich existentiellerer Natur sein dürfte als in unserer Gesellschaft.

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Nein, mit der Teilhabe fängt es an. Faire Teilhabe muss hier und jetzt realisiert werden, und nicht erst in irgendeiner ungewissen Zukunft, wenn wir kollektiv noch viel reicher sind, als heute.

Selbst wenn Du's mit noch mehr Bestimmtheit vorträgst, ändert das nichts daran, dass unser aller Wohlstand auf der Bündelung von Kapital in den Händen von Leuten beruht, die es geschickt eingesetzt haben.

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Klar, arme Leute sollen sich nicht ausgebeutet sondern schuldig fühlen, und akzeptieren, dass man mit dem Finger auf sie zeigt.

Nein, sie sollen vielmehr lernen, emotional unabhängig zu werden von irgendwelchen Kleingeistern, die mit den Fingern zeigen (die ja in der Regel sozial ähnlich gestellt sind) und eine positive Einstellung sich selbst gegenüber zu erlangen.
Aber natürlich müssen Sozialisten wie alle Prediger darauf achten, dass die Schäflein auch auf die verkündete Erlösung angewiesen sind zwinkern
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Latenight
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Anmeldungsdatum: 17.05.2005
Beiträge: 2549

Beitrag(#339319) Verfasst am: 03.09.2005, 21:39    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Zum Beispiel in einem eintreten für eine fairere Gesellschaft. Zum Beispiel, indem man nicht immer nur auf den Eigennutz schielt, sondern etwas für das Gemeinwohl tut.

Ich habs mal aus einem anderen Thread rübergezogen, weils zum Thema passt.

Wie wird in einer Gesellschaft in der der Gemeinnutz das Prestige bestimmt mit denen umgegangen, die weniger Gemeinnützigkeit als 50% vom Median der Volksgemeinnützigkeit verteilen?

Diese kommen sich dann unnütz vor, weil sie keinen sinnvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten... Leiden, weil man mit dem Finger auf das (dann im wahrsten Sinne des Wortes) "a-soziale Pack" zeigt...
Ertränken ihren Frust im Alk... Bringen ihren Kindern nicht richtig bei, wie wichtig Gemeinnutz ist und wie man überhaupt gemeinnützig ist...

Ist diese Gesellschaft dann noch fair? Mein ich jetzt ganz ernst.

Verstehst du, worauf ich raus will? Ob der Maßstab nun Geld oder Gemeinnützigkeit ist. Prestige wird sich immer ungleich verteilen und genau die heutige Spirale aus Unzufriedenheit und Minderwertigkeitskomplex wird sich immer drehen, egal wie der prestigestiftendende Schatz nun heißt.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#339358) Verfasst am: 03.09.2005, 22:58    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
Und diese Probleme soll man mit noch mehr Geld lösen?

Das ist deine These, nicht meine. Ich denke, dass man diese Probleme mit dem vorhandenen Geld lösen kann. Sogar in viel ärmeren Ländern könnte man sie lösen.

Latenight hat folgendes geschrieben:
Da liegt ein ganz dicker Hund begraben.

Was immer das heißen mag.

Latenight hat folgendes geschrieben:
Das soll nur heißen, dass -egal welches Kriterium man nutzt- immer irgendjemand ein zu wenig an Prestige hat und am Rand steht.

Daraus folgt nicht, dass das Streben nach allgemeiner Teilhabe und Fairness sinnlos ist. Teilhabe wirkt sich auch dann positiv auf das Leben der Betroffenen aus, wenn sie nicht vollkommen ist. Du argumentierst dafür, das Streben danach auf unbestimmte Zeit zu verschieben, weil Teilhabe gegenüber Reichtum bedeutungslos ist. Das halte ich für falsch.

Latenight hat folgendes geschrieben:
Immerhin kommt die von dir angeführte archaische Gesellschaft auch nicht umhin, einen Armutsbegriff zu prägen.

Das Beispiel zeigt, dass Armut sinnvollerweise nicht absolut definiert werden sollte. Nach gängigen Kriterien leben alle Bewohner dieser Gesellschaft in absoluter Armut. Trotzdem fühlen sie sich nicht arm. Sie haben aber einen Begriff für Armut, und der hat mit Mangel an Teilhabe zu tun. Genau darum geht es in Definitionen relativer Armut.

Latenight hat folgendes geschrieben:
D.h. es gibt auch dort Menschen, auf die mit dem Finger gezeigt wird, die darunter Leiden, am Rand der Gesellschaft zu stehen.

Um eben dieses Leiden geht es. Ich würde empfehlen, den Betroffenen möglichst zu integrieren. Du scheinst zu erwarten, dass er die fortgesetzte Ausgrenzung als normalen Teil seines Lebens akzeptiert. Und das kann ich nicht verstehen.

Latenight hat folgendes geschrieben:
Und ich traue mich wetten, dass in dieser Gesellschaft der Leidensdruck der Ausgegrenzten wesentlich existentiellerer Natur sein dürfte als in unserer Gesellschaft.

Relative Armut hat existentielle Bedeutung. Arme Menschen haben ein höheres Krankheitsrisiko und eine niedrigere Lebenserwartung, auch wenn sie absolut gesehen reich sind. Im England der 90er hatten arme Menschen eine um 9 Jahre niedrigere Lebenserwartung. 9 Jahre früher zu sterben halte ich schon für ein existentielles Leiden. Die in der Regel vorgeschlagene Lösung ist Wachstum. Die Gesellschaft muss eben ein noch höheres BSP/Kopf erzielen, dann steigt auch die Lebenserwartung der Armen. Dass an dieser Argumentation etwas faul ist, merkt man daran, dass es auch vergleichsweise arme Länder mit hoher Lebenserwartung gibt.

Latenight hat folgendes geschrieben:
Selbst wenn Du's mit noch mehr Bestimmtheit vorträgst, ändert das nichts daran, dass unser aller Wohlstand auf der Bündelung von Kapital in den Händen von Leuten beruht, die es geschickt eingesetzt haben.

Unser Wohlstand basiert auf vielen Quellen. Zum Beispiel auf dem wissenschaftlichen und technischen Fortschritt. Zum Beispiel auf der Demokratie. Zum Beispiel auf frei zugänglicher Bildung für jedermann. Nicht zuletzt auf der Arbeit derjeniger, die für die Kapitaleigentümer Werte geschaffen haben. Allein von einer ungleichen Kapitalverteilung geht es noch niemandem gut.

Latenight hat folgendes geschrieben:
Nein, sie sollen vielmehr lernen, emotional unabhängig zu werden von irgendwelchen Kleingeistern, die mit den Fingern zeigen (die ja in der Regel sozial ähnlich gestellt sind) und eine positive Einstellung sich selbst gegenüber zu erlangen.

Eine positive Einstellung zu sich selbst wird wohl am ehesten derjenige entwicklen, der Wertschätzung erfährt. Ich begreife nicht, warum du Ausgrenzung und Ungleichheit rechtfertigen willst. Warum sollen Ausgegrenzte lernen, ihre Ausgrenzung auch zu akzeptieren?

Latenight hat folgendes geschrieben:
Aber natürlich müssen Sozialisten wie alle Prediger darauf achten, dass die Schäflein auch auf die verkündete Erlösung angewiesen sind zwinkern

Ich weiß nicht, wonach du strebst. Ich für meinen Teil sehe es als Sinn meines Lebens an, möglichst glücklich zu sein. Nach meiner Meinung hängt mein Glück nur unwesentlich von meinem absoluten Reichtum ab. Vor 10 Jahren war ich wesentlich ärmer als heute. Trotzdem habe ich im Vergleich nicht den Eindruck einer verminderten Lebensqualität.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#339362) Verfasst am: 03.09.2005, 23:15    Titel: Antworten mit Zitat

Latenight hat folgendes geschrieben:
Verstehst du, worauf ich raus will? Ob der Maßstab nun Geld oder Gemeinnützigkeit ist. Prestige wird sich immer ungleich verteilen und genau die heutige Spirale aus Unzufriedenheit und Minderwertigkeitskomplex wird sich immer drehen, egal wie der prestigestiftendende Schatz nun heißt.

Ich suche nicht nach einer vollkommenen Welt sondern nach konkreten Verbesserungen. Meine Vorbilder sind die skandinavischen Staaten.

Ich hatte einmal das Glück einen finnischen Kindergarten zu besuchen. Die Elternbeiträge waren niedrig, die personelle Ausstattung war sehr gut, sowohl qualitativ als auch quantitativ. Die materielle Ausstattung kam mir ärmlich vor. Deutsche Kindergartenkinder haben viel mehr und viel teureres Spielzeug.

Ich denke im Vergleich an einen Kindergarten in meiner Gegend. 70% Ausländeranteil, und die 30% deutschen Kinder sind nur drin, weil die Eltern einfach keinen anderen Platz mehr gefunden haben. Wenige Straßen entfernt "reindeutsche" Kindergärten in kirchlicher Trägerschaft oder Elterninitiativen. In ein paar Jahren wird man den türkischen Kindern vorwerfen, nicht integrationswillig zu sein.

Ich habe mal in einer Kiga-Gruppe gearbeitet, wo eine Mutter ihr Kind entfernt hat, weil es 2 russlanddeutsche und ein türkisches Kind in der Gruppe gab. Das sei der Entwicklung ihrer Tochter abträglich. Wie soll man solche Demütigungen mit Wirtschaftswachstum beseitigen?

In einer Grundschule meiner Nachbarstadt gibt es Englisch-Unterricht schon ab der 1. Klasse, aber nur für die Eltern, die dafür bezahlen. Ich selbst bin 9 Jahre lang auf Privatschulen gegangen, wo meine Lehrer mir und meinen Klassenkameraden explizit vermittelt haben, dass Hauptschüler verachtenswert sind. So etwas wird nicht davon besser, dass die Hauptschüler sich inzwischen Handys leisten können.
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