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Transzendenz/Immanenz und Theismus/Atheismus
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25404

Beitrag(#1522136) Verfasst am: 19.08.2010, 22:20    Titel: Antworten mit Zitat

@AP

Aber sollten wir denn nicht die Fragen nach der Beschaffenheit von dem, was existiert, von der Frage, was als existent gelten soll, auseinander halten? Nach Deiner Anschauung vermutlich nicht.

Stellen wir uns vor, die Forscher unter den Fledermäusen, die unter den Zitteraalen, und die der Menschen hätten jeweils eine TOE (ich behaupte damit nicht, daß es sowas jemals geben wird), formuliert. Ist nicht das, worauf die 3 TOEs verweisen, exakt identisch? Obwohl ihnen vielleicht unterschiedliche Entitäten und so zugrunde liegen? Und ist dann nicht das etwas, wovon man sagen müsste, das existiert?

Kannst Du noch die eine Frage von mir beantworten? Die, welche Realität Du wählen würdest?
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AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1522138) Verfasst am: 19.08.2010, 22:23    Titel: Antworten mit Zitat

@Myron

Verkürzt:

'X existiert genau dann, wenn X ein Gegenstand ist'

Fragt sich dann halt, was ein 'Gegenstand' ist.
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AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1522159) Verfasst am: 19.08.2010, 22:38    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Aber sollten wir denn nicht die Fragen nach der Beschaffenheit von dem, was existiert, von der Frage, was als existent gelten soll, auseinander halten? Nach Deiner Anschauung vermutlich nicht.

Naja, die Frage nach der 'wirklichen / tatsächlichen Beschaffenheit von dem, was existiert' kommt mir irgendwie sinnlos vor. Ich verstehe die Frage schlicht nicht, ich kann mir nicht vorstellen, wie eine Antwort darauf auch nur im Ansatz denkbar wäre.

Und was als existent gelten soll, ist eine Frage der Konvention. Und ja, eigentlich erscheint mir das als die einzig sinnvolle Frage.

zelig hat folgendes geschrieben:
Stellen wir uns vor, die Forscher unter den Fledermäusen, die unter den Zitteraalen, und die der Menschen hätten jeweils eine TOE (ich behaupte damit nicht, daß es sowas jemals geben wird), formuliert. Ist nicht das, worauf die 3 TOEs verweisen, exakt identisch? Obwohl ihnen vielleicht unterschiedliche Entitäten und so zugrunde liegen? Und ist dann nicht das etwas, wovon man sagen müsste, das existiert?

Sorry, ich kann das jetzt nicht beantworten. Da muss ich noch drüber nachdenken.

zelig hat folgendes geschrieben:
Kannst Du noch die eine Frage von mir beantworten? Die, welche Realität Du wählen würdest?

Gerne. Also, wenn ich mich recht erinnere, war das Szenario hier so, dass angenommen wurde, es gäbe ineinander geschichtete Realitäten, die aufeinander aufbauen, insofern, als es Realitäten gäbe, die den 'unteren' Realitäten übergeordnet sind. Gleichzeitig wird angenommen, dass mit der Existenz in den höheren Realitäten automatisch eine größere Erkenntnisfähigkeit als mit einer Existenz in den unteren Realitäten verbunden ist.

In diesem Falle würde ich diejenige Realitätsebene mit der höchstmöglichen Erkenntnis bevorzugen.
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Der_Guido
dafür dagegen zu sein



Anmeldungsdatum: 17.05.2006
Beiträge: 2518
Wohnort: Östlich von Holland

Beitrag(#1522160) Verfasst am: 19.08.2010, 22:41    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Der_Guido hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Naja, langer Rede, kurzer Sinn: Du hast mich wohl irgendwie missverstanden. Wahrscheinlich liegt das am Konzept 'ist prinzipiell unerkennbar'. Du verwechselst das laufend mit entweder 'ist für uns jetzt nicht erkennbar' oder mit 'ist praktisch nicht erkennbar' oder gar mit 'ist direkt wahrbehmbar'.

Siehe oben, vielleicht klären wir mal, was "prinzipiell unerkennbar" sein soll, wo die Unterschiede liegen und was das bedeutet.

Ein Stern, der zu weit weg ist, als dass ich (oder irgend jemand anderes auch in Zukunft) ihn wahrnehmen könnte, ist nicht prinzipiell unserer Erkenntnis entzogen. So es denn ein Stern ist, der mit der Umwelt wechselwirkt. Wäre ich dort in einer Raumkapsel, könnte ich ihn problemlos erkennen.

Der Stern ist praktisch nicht erreichbar und es ist auch keine Wechselwirkung mehr sichtbar/messbar. Der ließe sich daher auch nicht mit einer Raumkapsel erkennen, denn wie gesagt a) weißt du nichts über ihn und b) ist er mit einer Raumkapsel nicht erreichbar. Das nenne ich prinzipiell nicht erreichbar, weil Verstoß gegen uns bekannte Naturgesetze. Wenn das für dich keine prinzipielle Grenze ist, was ist denn dann für dich eine prinzipielle Grenze ?

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Ein Elektron wechselwirkt. Ich kann es aber nicht direkt wahrnehmen. Man kann sich nun darüber streiten, ob es existiert oder nicht. Und das wird auch ausgiebig getan.

Aber meine Frage wäre nun: was bringt das letztlich, bzw. was soll das überhaupt bedeuten? Spielt doch überhaupt keine Rolle, zumindest wüsste ich nicht, wofür. Vielleicht gibt es zukünftig einen andere bessere Theorie, die auf Elektronen verzichtet.

Was Erkenntnisse a´la "Elektonen existieren" für dich bedeuten, kann ich dir nicht beantworten. Für einen Realisten wie mich bestätigen solche Erkenntnisse, dass die Welt nicht so ist, wie wir sie beschränkt wahrnehmen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Und, hm, 'eine andere Realität setzt andere Sinneswahrnehmungsorgane voraus'. Welche Realität ist dann richtiger, die der Fledermäuse oder die der Menschen?

Darüber machen Anhänger des Realismus in der Regel keine Aussagen. Ausnahmen sind zB interne und naive Realisten, die beharren meines Wissens darauf, dass ihre Perspektive "die richtige Perspektive" ist, "das die Dinge so sind, wie wir sie wahrnehmen" . Fast schon eine Anti-Realistische Position.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Was ist Realität? Gibt es die einzig wahre Interpretation der Realität? Was versteht man eigentlich unter 'Existenz'?

Klassisch: Alles was außerhalb deines Verstandes wiederzufinden ist (um das Wort "existiert" zu vermeiden), oder intersubjektiv wahrnehmbar ist. Teil 2 kann ich nicht beantworten, bestenfalls für möglich halten. Du meinst dagegen mit Berufung auf Putnam, dass ein Gottesstandpunkt nicht möglich ist.
Die Existenzfrage hat ja Step schon aufgeworfen, das ist irgendwie nicht einfach zu beantworten. Ohne sich vorher über Realität zu einigen, ergibt m.E. die Frage nach Existenz wenig Sinn, aber näherungsweise würde ich formulieren "Erkennen von unterschiedlichen Sinneseindrücken innerhalb der eigenen Wahrnehmung, die man klassifiziert, in Objekte unterteilt und einen Namen gibt".

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Wie ist unsere Welt aufgebaut? Ist sie wie eine Matroschka-Puppe aufgebaut, könnte man also irgendwann auf etwas stoßen, das die Welt konstituiert? Oder nicht, gibt es keine nicht teilbare Puppe?

Bis zum Urknall zurückgerechnet hat man doch bereits eine gewisse Vorstellung, wenn auch noch nicht komplett.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Meiner Ansicht nach 'existiert' das sicher, was ich unmittelbar wahrnehme.

Trink mal einen über den Durst, und sag mir hinterher, ob die Welt tatsächlich so schief und verzerrt ist, wie du sie im Vollrausch wahrgenommen hast. Unser Gehirn konstruiert Realität, es gibt z.b. auch überhaupt keine Geräusche ....
_________________
lieber einen schlechten Plan, als gar kein Plan haben
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zelig
Kultürlich



Anmeldungsdatum: 31.03.2004
Beiträge: 25404

Beitrag(#1522161) Verfasst am: 19.08.2010, 22:41    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

In diesem Falle würde ich diejenige Realitätsebene mit der höchstmöglichen Erkenntnis bevorzugen.

Ja. Ich auch. Mit ebendieser Begründung. Danke für die Antwort.
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3483

Beitrag(#1522164) Verfasst am: 19.08.2010, 22:46    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
@Myron
Verkürzt:
'X existiert genau dann, wenn X ein Gegenstand ist'


Falsch verkürzt, denn der Begriff <Gegenstand> ist leider doppeldeutig:
Zum einem sind damit Gegenstände des Denkens/Vorstellens und zum anderen Gegenstände des Seins gemeint.
Und aus "x ist ein Gegenstand des Denkens/Vorstellens" folgt nicht "x existiert". Wir können ohne Selbstwiderspruch von nichtexistenten Denk- oder Vorstellungsgegenständen sprechen.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Fragt sich dann halt, was ein 'Gegenstand' ist.


Alles kann zu einem Denk- oder Vorstellungsgegenstand werden, auch "Sachen", die im engeren ontologischen Sinn keine Gegenstände sind, d.h. keine Dinge: Eigenschaften, Beziehungen, Zustände, Ereignisse, Vorgänge.
Und was den ontologischen Gegenstandsbegriff anbelangt, so ist dieser ebenso einfach und grundlegend wie der Daseinsbegriff, sodass man ihn praktisch nicht mithilfe anderer Begriffe definieren kann, die noch einfacher und verständlicher sind.
Ich kann also nur so viel sagen:

Ein Gegenstand ist ein einheitliches Gebilde, das Eigenschaften besitzt, ohne selbst als Eigenschaft besessen zu werden.

(Ein bloßer, daseinsloser Denkgegenstand besitzt allerdings diejenigen Eigenschaften nicht wirklich, die wir ihm gedanklich zuschreiben, da er in sich nichtig, wesenlos ist.)
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AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1522192) Verfasst am: 19.08.2010, 23:08    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Ein Gegenstand ist ein einheitliches Gebilde, das Eigenschaften besitzt, ohne selbst als Eigenschaft besessen zu werden.

Hm. Nehmen wir nochmal dies:

Myron hat folgendes geschrieben:
("Es gibt Fs" =def "Die Anzahl der unter den Begriff <F> fallenden Gegenstände ist ungleich Null")

Nun wäre meine Frage erst mal, (und die ist sicher ziemlich blöd und naiv, und das tut mir auch leid): existieren Eigenschaften?

Es wäre doch gut, wenn man zwischen existenten und nichtexistenten (fälschlich angenommenen) Eigenschaften unterscheiden könnte.

Oder ist die Frage, ob Eigenschaften existieren, sinnlos? Liegt es dann an der Bezeichnung 'existieren'? Wenn ja: welche Bezeichnung wäre statt dessen angebracht?
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AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1522228) Verfasst am: 19.08.2010, 23:36    Titel: Antworten mit Zitat

Der_Guido hat folgendes geschrieben:
Wenn das für dich keine prinzipielle Grenze ist, was ist denn dann für dich eine prinzipielle Grenze ?

Die prinzipielle Erkenntnisgrenze liegt jenseits dessen, was wir denken, uns wie auch immer vorstellen können, (und das nicht nur heute, sondern für immer).

Der_Guido hat folgendes geschrieben:
Was Erkenntnisse a´la "Elektonen existieren" für dich bedeuten, kann ich dir nicht beantworten. Für einen Realisten wie mich bestätigen solche Erkenntnisse, dass die Welt nicht so ist, wie wir sie beschränkt wahrnehmen.

Für einen Realisten wie mich stellt sich die Frage, ob die Frage: 'wie ist die Welt in Wirklichkeit, was steckt dahinter noch?' eine sinnvolle ist.

Der_Guido hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Und, hm, 'eine andere Realität setzt andere Sinneswahrnehmungsorgane voraus'. Welche Realität ist dann richtiger, die der Fledermäuse oder die der Menschen?

Darüber machen Anhänger des Realismus in der Regel keine Aussagen. Ausnahmen sind zB interne und naive Realisten, die beharren meines Wissens darauf, dass ihre Perspektive "die richtige Perspektive" ist, "das die Dinge so sind, wie wir sie wahrnehmen" . Fast schon eine Anti-Realistische Position.

Naja, 'Realismus' und Anti-Realismus' sind mE letztlich Labels ohne gemeinsamen Inhalt. Es bringt nichts, sich diese Labels an den Kopf zu werfen, wenn man gar nicht weiß, was der andere darunter versteht.

Die Dinge sind mE so, wie wir sie wahrnehmen. Es gibt mE nichts, was noch dahinter steckt, was das 'Wahre', 'Eigentliche', 'Übergeordnete' wäre.

Der_Guido hat folgendes geschrieben:
Die Existenzfrage hat ja Step schon aufgeworfen, das ist irgendwie nicht einfach zu beantworten. Ohne sich vorher über Realität zu einigen, ergibt m.E. die Frage nach Existenz wenig Sinn, aber näherungsweise würde ich formulieren "Erkennen von unterschiedlichen Sinneseindrücken innerhalb der eigenen Wahrnehmung, die man klassifiziert, in Objekte unterteilt und einen Namen gibt".

Ja, das ist gut, das gefällt mir. Ein bisschen Intersubjektivität zur Absicherung muss für meinen Geschmack noch dazu kommen, dann stimme ich zu.

Der_Guido hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Wie ist unsere Welt aufgebaut? Ist sie wie eine Matroschka-Puppe aufgebaut, könnte man also irgendwann auf etwas stoßen, das die Welt konstituiert? Oder nicht, gibt es keine nicht teilbare Puppe?

Bis zum Urknall zurückgerechnet hat man doch bereits eine gewisse Vorstellung, wenn auch noch nicht komplett.

Ich meinte etwas anderes. Ob es die Elementarteilchen gibt, die unteilbar sind.

Der_Guido hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Meiner Ansicht nach 'existiert' das sicher, was ich unmittelbar wahrnehme.

Trink mal einen über den Durst, und sag mir hinterher, ob die Welt tatsächlich so schief und verzerrt ist, wie du sie im Vollrausch wahrgenommen hast. Unser Gehirn konstruiert Realität, es gibt z.b. auch überhaupt keine Geräusche ....

Naja, Du hast ein bisschen gesnippt. Ich hatte schon überlegt, ob ich das so schreiben soll, weil ich mir schon dachte, dass Du das so verstehst, (und auch so snippts).

Sieh mal, es ist so: das ist ein sehr schwieriges Thema. Ich bin niemand, der der die Wahrheit besitzt, es geht mir hier nicht darum, Dich von irgendwas überzeugen zu wollen. Ich weiß es ja selber nicht. Ich bin einfach nur auf der Suche und ich kann mich irren. Ich akzeptiere Dich als gleichwertigen Gesprächspartner, ich möchte Dir nichts aufdrücken. Du kannst mir bei der Suche helfen, dann musst Du aber meine Beiträge wohlwollend lesen, versuchen, zu verstehen, was ich meinen könnte. Selbst wenn ich das selber nicht hinreichend verstehe.

Es geht mir hier nicht darum, zu gewinnen oder besser auszusehen als Du. Das ist mir gleichgültig. Wenn Du Dich darauf einlässt, dann können wir beide etwas dazulernen.
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3483

Beitrag(#1522260) Verfasst am: 20.08.2010, 00:06    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Nun wäre meine Frage erst mal, (und die ist sicher ziemlich blöd und naiv, und das tut mir auch leid): existieren Eigenschaften?


Ich bin Eigenschaftsrealist, d.h. ich glaube an die Existenz von Eigenschaften (und Beziehungen), wobei Eigenschaften (und Beziehungen) für mich keine Allgemeinheiten (Universalien) sind, sondern Einzelheiten (Modi) wie die Dinge, die sie besitzen. Das heißt z.B., dass zwei schöne Frauen nicht ein und dieselbe Schönheit als eine allgemeine Eigenschaft verkörpern, sondern jede ihre eigene Schönheit besitzt. Die Schönheit der einen kann der Schönheit der anderen zwar vollkommen gleichen, aber numerisch identisch sind die beiden Schönheiten (gemeint sind die Eigenschaften, nicht deren Trägerinnen) nicht.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Es wäre doch gut, wenn man zwischen existenten und nichtexistenten (fälschlich angenommenen) Eigenschaften unterscheiden könnte.


Kann man ja auch. Es gibt Begriffe bzw. Begriffsausdrücke (Prädikate), denen keine existente Eigenschaft entspricht.
Folgendes ist möglich:

1. Einem Begriff entspricht genau eine Eigenschaft.
2. Einem Begriff entsprechen mehrere Eigenschaften.
3. Einem Begriff entspricht keine Eigenschaft.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Oder ist die Frage, ob Eigenschaften existieren, sinnlos? Liegt es dann an der Bezeichnung 'existieren'? Wenn ja: welche Bezeichnung wäre statt dessen angebracht?


Die Frage ist keineswegs sinnlos, da der Existenzbegriff gegenüber den verschiedenen ontologischen Kategorien neutral ist. Der Begriff "Entität" kann durchaus umfangreicher sein als der Begriff "Objekt".
(http://plato.stanford.edu/entries/categories)
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
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Beitrag(#1522272) Verfasst am: 20.08.2010, 00:19    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Ich bin Eigenschaftsrealist, d.h. ich glaube an die Existenz von Eigenschaften (und Beziehungen),

Na gut, aber Du hast meine (vielleicht zu implizite Frage) nun nicht beantwortet.

Spulen wir mal zurück.

Die Definition von 'Existenz' nach Frege ist die, (wobei 'gibt = existiert'):

Myron hat folgendes geschrieben:
("Es gibt Fs" =def "Die Anzahl der unter den Begriff <F> fallenden Gegenstände ist ungleich Null")

Ein Gegenstand ist nun dies:

Myron hat folgendes geschrieben:
Ein Gegenstand ist ein einheitliches Gebilde, das Eigenschaften besitzt, ohne selbst als Eigenschaft besessen zu werden.

Eine Eigenschaft kann ja selber kein Gegenstand sein, (sonst müsste sie selber Eigenschaften besitzen ad infinitum), also folgt doch wohl, dass Eigenschaften nicht existieren können.

Wo ist mein Denkfehler?
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Der_Guido
dafür dagegen zu sein



Anmeldungsdatum: 17.05.2006
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Wohnort: Östlich von Holland

Beitrag(#1522286) Verfasst am: 20.08.2010, 00:33    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:

Ich bin Eigenschaftsrealist, d.h. ich glaube an die Existenz von Eigenschaften (und Beziehungen), wobei Eigenschaften (und Beziehungen) für mich keine Allgemeinheiten (Universalien) sind, sondern Einzelheiten (Modi) wie die Dinge, die sie besitzen. Das heißt z.B., dass zwei schöne Frauen nicht ein und dieselbe Schönheit als eine allgemeine Eigenschaft verkörpern, sondern jede ihre eigene Schönheit besitzt. Die Schönheit der einen kann der Schönheit der anderen zwar vollkommen gleichen, aber numerisch identisch sind die beiden Schönheiten (gemeint sind die Eigenschaften, nicht deren Trägerinnen) nicht.

Schönheit ist doch ein Werturteil und keine Eigenschaft, wenn ich nicht irre.
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lieber einen schlechten Plan, als gar kein Plan haben
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3483

Beitrag(#1522296) Verfasst am: 20.08.2010, 00:43    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Spulen wir mal zurück.
Die Definition von 'Existenz' nach Frege ist die, (wobei 'gibt = existiert'):
Myron hat folgendes geschrieben:
("Es gibt Fs" =def "Die Anzahl der unter den Begriff <F> fallenden Gegenstände ist ungleich Null")

Ein Gegenstand ist nun dies:
Myron hat folgendes geschrieben:
Ein Gegenstand ist ein einheitliches Gebilde, das Eigenschaften besitzt, ohne selbst als Eigenschaft besessen zu werden.

Eine Eigenschaft kann ja selber kein Gegenstand sein, (sonst müsste sie selber Eigenschaften besitzen ad infinitum), also folgt doch wohl, dass Eigenschaften nicht existieren können.


Ich verstehe, was du meinst.
Die obige Definition ist eigentlich zu verallgemeinern, damit es nicht nur Gegenstände geben kann.
Ich verwende im Folgenden den Begriff "Sache" im selben, völlig allgemeinen Sinn wie "Entität". In diesem Sinn sind nicht nur Gegenstände, sondern auch Eigenschaften und was es sonst noch gibt Sachen:

"Es gibt Fs" =def "Die Anzahl der unter den Begriff <F> fallenden Sachen ist ungleich Null"

("Es gibt Eigenschaften" =def "Die Anzahl der unter den Begriff <Eigenschaft> fallenden Sachen ist ungleich Null")

Übrigens, Eigenschaften werden von Dingen besessen, können aber auch selbst Eigenschaften besitzen. Zum Beispiel hat eine Röte die Eigenschaft, eine Farbe zu sein. Oder wenn die Röte eine Universalie ist, dann kann sie z.B. die (höherstufige) Eigenschaft haben, von genau 2.500 Dingen besessen zu werden.
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3483

Beitrag(#1522302) Verfasst am: 20.08.2010, 00:56    Titel: Antworten mit Zitat

Der_Guido hat folgendes geschrieben:

Schönheit ist doch ein Werturteil und keine Eigenschaft, wenn ich nicht irre.


Urteile sind immer ganze Aussagen wie "Diese Frau ist schön".
Du kannst alternativ irgendeine andere Eigenschaft als Beispiel wählen, denn mir ist es bei meinem Beispiel überhaupt nicht darum gegangen, ob Urteile über die Schönheit von etwas subjektiv oder objektiv sind. Ich wollte lediglich den grundlegenden Unterschied zwischen Eigenschaften als Allgemeinheiten und Eigenschaften als Einzelheiten erläutern.
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1522305) Verfasst am: 20.08.2010, 00:59    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Ich verwende im Folgenden den Begriff "Sache" im selben, völlig allgemeinen Sinn wie "Entität". In diesem Sinn sind nicht nur Gegenstände, sondern auch Eigenschaften und was es sonst noch gibt Sachen:

"Es gibt Fs" =def "Die Anzahl der unter den Begriff <F> fallenden Sachen ist ungleich Null"

skeptisch

Das ist nun aber zirkulär.

Sache = was es gibt

"Es gibt Fs" =def "Die Anzahl der unter den Begriff <F> fallenden Sachen ist ungleich Null"

==

"Es gibt Fs" =def "Die Anzahl der unter den Begriff <F> fallenden (was es gibt) ist ungleich Null"
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3483

Beitrag(#1522315) Verfasst am: 20.08.2010, 01:15    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Das ist nun aber zirkulär.

Sache = was es gibt

"Es gibt Fs" =def "Die Anzahl der unter den Begriff <F> fallenden Sachen ist ungleich Null"
==
"Es gibt Fs" =def "Die Anzahl der unter den Begriff <F> fallenden (was es gibt) ist ungleich Null"


Das ist insofern nicht zirkulär, als das, was im Definiens implizit vorkommt, nicht die Es-gibt-Existenz, sondern die Individualexistenz ist:

"Es gibt Fs" =def "Die Anzahl der unter den Begriff <F> fallenden (existierenden) Sachen ist ungleich Null"

"Es gibt Fs" =def "Mindestens eine (existierende) Sache ist ein F"

Das bedeutet höchstens, dass der Begriff der Individualexistenz grundlegender ist als der Begriff der Es-gibt-Existenz. Und ersteren kann man in etwa wie folgt quasidefinieren:

Etwas existiert genau dann, wenn ihm eine bestimmte Eigentümlichkeit und Selbstständigkeit gegenüber seinem Gedacht- oder Vorgestelltwerden zukommt, d.h. wenn es nicht in sich nichtig ist.
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