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Bürgerliche Bürger
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Skeptiker
"I can't breathe!"



Anmeldungsdatum: 14.01.2005
Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#1611706) Verfasst am: 19.02.2011, 00:47    Titel: Antworten mit Zitat

Die Fiktion hat folgendes geschrieben:
Joha, ``bürgerlich´´ ist für mich ein eher negativ belegter Begriff.
Das sind für mich Menschen, mit denen ich mich nicht in eine Ecke stellen möchte.
Dazu gehört für mich auch der ``Gutmensch´´.


Schreibt der sich nicht mit 2 't' ? zwinkern

Skeptiker
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Komodo
Maggots!



Anmeldungsdatum: 27.05.2005
Beiträge: 4588
Wohnort: 2Fort

Beitrag(#1611726) Verfasst am: 19.02.2011, 02:30    Titel: Antworten mit Zitat

Am befremdlichsten ist für mich, wie "bürgerlich" gerade von den Leuten als Abgrenzungs-Begriff genutzt wird, die Abgrenzungen wie die Klassen angeblich beseitigen wollen.
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Kival
Profeminist Ghost



Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#1611730) Verfasst am: 19.02.2011, 03:51    Titel: Antworten mit Zitat

Komodo hat folgendes geschrieben:
Am befremdlichsten ist für mich, wie "bürgerlich" gerade von den Leuten als Abgrenzungs-Begriff genutzt wird, die Abgrenzungen wie die Klassen angeblich beseitigen wollen.


Sie wollen die Klassen als ökonomische Tatsache der "Abgrenzung" abschaffen, nicht Abgrenzungsbegriffe.
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Shadaik
evolviert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#1611763) Verfasst am: 19.02.2011, 11:59    Titel: Antworten mit Zitat

Bürger bin ich fraglos.
"Bürgerlich" steht für mich für eine konservative, elitistische Einstellung, die ich definitiv nicht teile und kratzt manchmal nur haarscharf an "völkisch" vorbei.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22767
Wohnort: Germering

Beitrag(#1611816) Verfasst am: 19.02.2011, 15:14    Titel: Antworten mit Zitat

Ahriman hat folgendes geschrieben:
Bildungsbürger sind die, die ARTE gucken statt RTL.

Gibt es dAn einen Unterschied zwischen "Bildungsbürger" und einfach nur "gebildet"?
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22767
Wohnort: Germering

Beitrag(#1611817) Verfasst am: 19.02.2011, 15:15    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
"Bürgerlich" steht für mich für eine konservative, elitistische Einstellung, die ich definitiv nicht teile und kratzt manchmal nur haarscharf an "völkisch" vorbei.

Kannst Du das "elitistisch" näher erläutern? Immerhin ist ja die Mehrheit angeblich "bürgerlich". Meinst Du damit, daß die Bürgerlichen versuchen, ihre Kinder aufs Gymnasium zu bringen?
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unquest
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Anmeldungsdatum: 10.10.2010
Beiträge: 3326

Beitrag(#1611839) Verfasst am: 19.02.2011, 16:44    Titel: Re: Bürgerliche Bürger Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Der bürgerliche Bürger bejaht die bürgerlichen Institutionen wie den Staat und die Familie, so als wären diese Institutionen Selbstzweck, als heilig, ewig und unantastbar.

Du wirst sicherlich zu jeder dieser Institution ad hoc zehn realistische Alternativen aufzählen können.
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Sanne
gives peas a chance.



Anmeldungsdatum: 05.08.2003
Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland

Beitrag(#1611864) Verfasst am: 19.02.2011, 18:33    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
"Bürgerlich" steht für mich für eine konservative, elitistische Einstellung, die ich definitiv nicht teile und kratzt manchmal nur haarscharf an "völkisch" vorbei.

Kannst Du das "elitistisch" näher erläutern? Immerhin ist ja die Mehrheit angeblich "bürgerlich". Meinst Du damit, daß die Bürgerlichen versuchen, ihre Kinder aufs Gymnasium zu bringen?


Nein, die Bürgerlichen versuchen, die anderen Kinder vom Gymnasium fernzuhalten. Böse
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Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Komodo
Maggots!



Anmeldungsdatum: 27.05.2005
Beiträge: 4588
Wohnort: 2Fort

Beitrag(#1611871) Verfasst am: 19.02.2011, 19:11    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
Komodo hat folgendes geschrieben:
Am befremdlichsten ist für mich, wie "bürgerlich" gerade von den Leuten als Abgrenzungs-Begriff genutzt wird, die Abgrenzungen wie die Klassen angeblich beseitigen wollen.


Sie wollen die Klassen als ökonomische Tatsache der "Abgrenzung" abschaffen, nicht Abgrenzungsbegriffe.
Ich finde, wer die Klassen abschaffen will, sollte sie nicht zu solchen Feindbildern hochstilisieren.
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Kival
Profeminist Ghost



Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#1611878) Verfasst am: 19.02.2011, 19:33    Titel: Antworten mit Zitat

Komodo hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
Komodo hat folgendes geschrieben:
Am befremdlichsten ist für mich, wie "bürgerlich" gerade von den Leuten als Abgrenzungs-Begriff genutzt wird, die Abgrenzungen wie die Klassen angeblich beseitigen wollen.


Sie wollen die Klassen als ökonomische Tatsache der "Abgrenzung" abschaffen, nicht Abgrenzungsbegriffe.
Ich finde, wer die Klassen abschaffen will, sollte sie nicht zu solchen Feindbildern hochstilisieren.


Die Abschaffung geht damit einher die - ich nenne es mal - Privilegien der einen Klasse abzuschaffen. Es geht nuneinmal um einen Klassenkampf, die herrschende Klasse soll bezwungen werden. Da ist es überhaupt nicht seltsam oder befremdlich. Man kann das ja aus anderen Gründen ablehnen, aber es ist keineswegs widersprüchlich, da es eben nicht darum geht Abgrenzungsbegriffe abzuschaffen sondern die ökonomischen Grundlagen der Abgrenzung. Natürlich ist da nicht alle Feindbildpflege angemessen, aber überhaupt keine Abgrenzungsbegriffe mehr zu benutzen würde nichts verändern. Problematisch ist in erster Linie, dass Bürgerliche eine so unklare Kategorie ist und dass einige dazu neigen, die Hierarchien zu sehr zu personalisieren. Immerhin ist die marxistische Analyse eine strukturelle. Sie wirft nicht dem einzelnen Kapitalisten Unmoralisches vor, sondern sieht die Probleme in der strukturellen Verteilung der ökonomischen Güter. Aber warum schreib ich das überhaupt...
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Skeptiker
"I can't breathe!"



Anmeldungsdatum: 14.01.2005
Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#1611887) Verfasst am: 19.02.2011, 20:13    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
Komodo hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
Komodo hat folgendes geschrieben:
Am befremdlichsten ist für mich, wie "bürgerlich" gerade von den Leuten als Abgrenzungs-Begriff genutzt wird, die Abgrenzungen wie die Klassen angeblich beseitigen wollen.


Sie wollen die Klassen als ökonomische Tatsache der "Abgrenzung" abschaffen, nicht Abgrenzungsbegriffe.
Ich finde, wer die Klassen abschaffen will, sollte sie nicht zu solchen Feindbildern hochstilisieren.


Die Abschaffung geht damit einher die - ich nenne es mal - Privilegien der einen Klasse abzuschaffen. Es geht nuneinmal um einen Klassenkampf, die herrschende Klasse soll bezwungen werden. Da ist es überhaupt nicht seltsam oder befremdlich. Man kann das ja aus anderen Gründen ablehnen, aber es ist keineswegs widersprüchlich, da es eben nicht darum geht Abgrenzungsbegriffe abzuschaffen sondern die ökonomischen Grundlagen der Abgrenzung. Natürlich ist da nicht alle Feindbildpflege angemessen, aber überhaupt keine Abgrenzungsbegriffe mehr zu benutzen würde nichts verändern. Problematisch ist in erster Linie, dass Bürgerliche eine so unklare Kategorie ist und dass einige dazu neigen, die Hierarchien zu sehr zu personalisieren. Immerhin ist die marxistische Analyse eine strukturelle. Sie wirft nicht dem einzelnen Kapitalisten Unmoralisches vor, sondern sieht die Probleme in der strukturellen Verteilung der ökonomischen Güter.


Genau!

Kival hat folgendes geschrieben:
Aber warum schreib ich das überhaupt...


Weil Komodo kein Einzelfall ist?

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Skeptiker
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Anmeldungsdatum: 14.01.2005
Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville

Beitrag(#1611888) Verfasst am: 19.02.2011, 20:14    Titel: Re: Bürgerliche Bürger Antworten mit Zitat

unquest hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Der bürgerliche Bürger bejaht die bürgerlichen Institutionen wie den Staat und die Familie, so als wären diese Institutionen Selbstzweck, als heilig, ewig und unantastbar.

Du wirst sicherlich zu jeder dieser Institution ad hoc zehn realistische Alternativen aufzählen können.


Klar.

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tridi
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Anmeldungsdatum: 21.06.2007
Beiträge: 7933

Beitrag(#1611890) Verfasst am: 19.02.2011, 20:29    Titel: Re: Bürgerliche Bürger Antworten mit Zitat

Skeptiker hat folgendes geschrieben:
unquest hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Der bürgerliche Bürger bejaht die bürgerlichen Institutionen wie den Staat und die Familie, so als wären diese Institutionen Selbstzweck, als heilig, ewig und unantastbar.
Du wirst sicherlich zu jeder dieser Institution ad hoc zehn realistische Alternativen aufzählen können.
Klar.
dann erzaehl mal Smilie
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unquest
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Anmeldungsdatum: 10.10.2010
Beiträge: 3326

Beitrag(#1611893) Verfasst am: 19.02.2011, 20:50    Titel: Antworten mit Zitat

tridi hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
unquest hat folgendes geschrieben:
Skeptiker hat folgendes geschrieben:
Der bürgerliche Bürger bejaht die bürgerlichen Institutionen wie den Staat und die Familie, so als wären diese Institutionen Selbstzweck, als heilig, ewig und unantastbar.
Du wirst sicherlich zu jeder dieser Institution ad hoc zehn realistische Alternativen aufzählen können.
Klar.
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Die Kaderschulung als Surrogat für die bürgerliche Kernfamilie. Lachen
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AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1611997) Verfasst am: 20.02.2011, 02:16    Titel: Antworten mit Zitat

Mal ein bisschen zusammenfasst:

es gibt, so wie mir scheint, hier einen ziemlich großen Konsens darüber, dass die Selbstbezeichnung "Bürger" eine weitgehend unbestritten positive ist, dass sich also (so gut wie jeder) ohne Probleme selber als "Bürger" bezeichnen kann und das auch tun möchte.

Ganz anders verhält es sich jedoch anscheinend mit der Bezeichnung "bürgerlich". Diese scheint für viele negativ belegt.

Verbunden damit wird:

- "Gutmensch", "eher rechtes Gedankengut" (die Fiktion)

- eine "konservative, elitistische Einstellung, [...] [die] manchmal nur haarscharf an 'völkisch' vorbei [kratzt]" (Shadaik)

- "die Bürgerlichen [jemand, der bürgerlich ist] versuchen, die anderen [= nicht bürgerliche] Kinder vom Gymnasium fernzuhalten" (Sanne)

Okay, so weit, so gut, aber mir ist jetzt immer noch nicht so ganz klar geworden, was eigentlich dieses "bürgerlich" genau bedeutet, bzw. was es nicht bedeutet, was es ausschließt, was der Gegensatz dazu ist.

Um an Letzteres anzuknüpfen: vielleicht wäre es jetzt mal hilfreich, einfach diejenigen Eigenschaften aufzulisten, die nicht-bürgerlich bedeuten, die so helfen, den Unterschied klar zu machen.

Falls nun jemand sich als nicht-bürgerlich ansieht: welche Eigenschaften schreibst du dir dann zu, die du explizit als nicht- oder als anti-bürgerlich bezeichnen wollen würdest? Als Gegensatz zu "bürgerlich", als konstituierend für "nicht-bürgerlich"?

"Ich bin nicht bürgerlich, nein, ich bin X und Y und Z ...".

Was sind die notwendigen und was die hinreichenden Bedingungen, um nicht von dir als bürgerlich angesehen zu werden? Und was die, um als "bürgerlich" bezeichnet zu werden?
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Shadaik
evolviert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#1612064) Verfasst am: 20.02.2011, 13:35    Titel: Antworten mit Zitat

Sanne hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
"Bürgerlich" steht für mich für eine konservative, elitistische Einstellung, die ich definitiv nicht teile und kratzt manchmal nur haarscharf an "völkisch" vorbei.

Kannst Du das "elitistisch" näher erläutern? Immerhin ist ja die Mehrheit angeblich "bürgerlich". Meinst Du damit, daß die Bürgerlichen versuchen, ihre Kinder aufs Gymnasium zu bringen?


Nein, die Bürgerlichen versuchen, die anderen Kinder vom Gymnasium fernzuhalten. Böse
Das ist schonmal ein guter Ansatz, es geht abe rnatürlich tiefer:

Mit "elitistisch" meine ich hier eine Einstellung, die mit hervorgehobenen gesellschaftlichen Positionen auch eine entsprechende "Vorgeschichte" verbindet und für die Wirtschaft, Wissenschaft und Politik (in aufsteigender Reihenfolge des Ausmaßes dieser Einstellung) ausschließlich in die Hände eines kleinen, elitären Zirkels gehören.
Auf dieser Basis kommt man dann zu einem System, in dem Großindustrielle, Adelstitelträger, Erbakademiker und Berufspolitiker florieren während die breite Masse der Bevölkerung von diesen Betätigungsfeldern kurzerhand ausgeschlossen oder kleingehalten wird.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
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Beitrag(#1612090) Verfasst am: 20.02.2011, 14:40    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
Mit "elitistisch" meine ich hier eine Einstellung, die mit hervorgehobenen gesellschaftlichen Positionen auch eine entsprechende "Vorgeschichte" verbindet und für die Wirtschaft, Wissenschaft und Politik (in aufsteigender Reihenfolge des Ausmaßes dieser Einstellung) ausschließlich in die Hände eines kleinen, elitären Zirkels gehören.

Also daß Spitzenpositionen nur von einem kleinen Zirkel besetzt werden, ist ja trivial, denn es gibt ja nur wenige davon. Also kannst Du wohl nur meinen, daß breite Schichten der Bevölkerung (die "Bürgerlichen" nämlich) der Meinung seien, daß sich für diese Spitzenpositionen nur Leute eigneten, die bereits qua Geburt zu diesem kleinen Zirkel gehören.
Nun bin ich ja durchaus der Meinung, daß das Bildungssystem in D viel zu undurchlässig ist, und auch das Erben (nicht das Erwirtschaften zum Zwecke des Ausgebens) größerer Vermögensmengen sollte mE abgeschafft werden, aber dennoch glaube ich nicht, daß die große Mehrzahl der etwas gebildeteren "Bürgerlichen" unbedingt Adel oder Geldadel an der Spitze von Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft wünscht.

Da scheint mir Sannes Punkt schon bedenkenswerter:

Sanne hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Meinst Du damit, daß die Bürgerlichen versuchen, ihre Kinder aufs Gymnasium zu bringen?
Nein, die Bürgerlichen versuchen, die anderen Kinder vom Gymnasium fernzuhalten.

Da ist glaube ich was dran in dem Fall, wo Mittelschichtler eine Absenkung des Lernniveaus zu Ungunsten ihrer Kinder befürchten. Also weniger bei armen Kindern, wohl aber bei schlecht vorgebildeten Migranten.

Ich glaube, man findet bei Mittelschichtlern relativ breite Zustimmung zu Programmen, die die Bildung von Kindern aus sozial oder bildungsmäßig prekärem Umfeld unterstützen, auch gegen deren Eltern.
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Shadaik
evolviert



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Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#1612093) Verfasst am: 20.02.2011, 14:49    Titel: Antworten mit Zitat

Ausschlaggebend ist bei mir das Verb "gehören".

Was hat jetzt eigentlich die Frage nach den Überzeugungen der (ökonomischen Einordnung) Mittelschicht mit der politischen Einordnung "bürgerlich" zu tun? Ich meine, höchstwahrscheinlich gibt es da Korrelationen, aber dennoch sehe ich den automatischen Zusammenhang nicht.
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22767
Wohnort: Germering

Beitrag(#1612096) Verfasst am: 20.02.2011, 15:00    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:
Was hat jetzt eigentlich die Frage nach den Überzeugungen der (ökonomischen Einordnung) Mittelschicht mit der politischen Einordnung "bürgerlich" zu tun?

Keine Ahnung, ich habe nur versucht, Deinen Einwand zu verstehen. Also wo sind jetzt die vielen Bürgerlichen, die meinen, nur Adlige und Geldadelige gehörten in die Spitzenpositionen?
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Lamarck
Radikaler Konstruktivist



Anmeldungsdatum: 28.03.2004
Beiträge: 2142
Wohnort: Frankfurt am Main

Beitrag(#1612105) Verfasst am: 20.02.2011, 15:40    Titel: Antworten mit Zitat

Hi step!


step hat folgendes geschrieben:

Shadaik hat folgendes geschrieben:

Was hat jetzt eigentlich die Frage nach den Überzeugungen der (ökonomischen Einordnung) Mittelschicht mit der politischen Einordnung "bürgerlich" zu tun?

Keine Ahnung, ich habe nur versucht, Deinen Einwand zu verstehen. Also wo sind jetzt die vielen Bürgerlichen, die meinen, nur Adlige und Geldadelige gehörten in die Spitzenpositionen?


Na, 'Bürger' stammt etymologisch von 'Burg' ab, das 'Bürgertum' ist die daraus resultierende Mittelschicht, entstammend aus ständischen Privilegien. Und die brauchen den Klerus und den Adel, der dies auch privilegieren darf ... .




Cheers,

Lamarck
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22767
Wohnort: Germering

Beitrag(#1612151) Verfasst am: 20.02.2011, 18:15    Titel: Antworten mit Zitat

Lamarck hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
Was hat jetzt eigentlich die Frage nach den Überzeugungen der (ökonomischen Einordnung) Mittelschicht mit der politischen Einordnung "bürgerlich" zu tun?
Keine Ahnung, ich habe nur versucht, Deinen Einwand zu verstehen. Also wo sind jetzt die vielen Bürgerlichen, die meinen, nur Adlige und Geldadelige gehörten in die Spitzenpositionen?
Na, 'Bürger' stammt etymologisch von 'Burg' ab, das 'Bürgertum' ist die daraus resultierende Mittelschicht, entstammend aus ständischen Privilegien. Und die brauchen den Klerus und den Adel, der dies auch privilegieren darf ... .

Ja, für den Ur-Bürger galt das sicher mal.
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Shadaik
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#1612202) Verfasst am: 20.02.2011, 21:52    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
Shadaik hat folgendes geschrieben:
Was hat jetzt eigentlich die Frage nach den Überzeugungen der (ökonomischen Einordnung) Mittelschicht mit der politischen Einordnung "bürgerlich" zu tun?

Keine Ahnung, ich habe nur versucht, Deinen Einwand zu verstehen. Also wo sind jetzt die vielen Bürgerlichen, die meinen, nur Adlige und Geldadelige gehörten in die Spitzenpositionen?
Explizit wird das sicher kaum einer so vertreten, mir geht es eherum eine unterschwellige tendenz, die sich als letzte Konsequenz zwar aus der politischen Einstellung ergibt, so klar aber weder formuliert noch (bewusst) vertreten wird.
Aber nur so überspitzt lässt sich mE eine wirkliche Abgrenzung erzeugen.

In der konkreten Umsetzung läuft das auf Förderung von Großkonzernen zuungunsten von Kleinunternehmern, sozial immobile Systeme (Bildung, Beruf, Wohnsituation etc.) und Hinterzimmerpolitik hinaus. Es gibt noch einiges an persönlichen Erfahrungen, was natürlich reinspielt und ich hier nicht ausbreiten möchte (ich hab ja ständig auch mit bürgerlichen Politikern zu tun, da bekommt man entsprechend viel von hinter den Kulissen mit) - in die Definition spielt sicherlich auch ein wenig persönliche Verbitterung über das Gebahren grade von sich "bürgerlich" nennenden Politikern hinein.
Der Extremfall davon sind dann Überzeugungen über einen "Gerechtigkeitsfundamentalismus", wie sie einzelne offenbar vollkommen ernsthaft vertreten. Aber das ist nur der besonders leicht zu erkennende Extremfall.
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Der_Guido
dafür dagegen zu sein



Anmeldungsdatum: 17.05.2006
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Beitrag(#1612225) Verfasst am: 20.02.2011, 23:09    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Okay, so weit, so gut, aber mir ist jetzt immer noch nicht so ganz klar geworden, was eigentlich dieses "bürgerlich" genau bedeutet, bzw. was es nicht bedeutet, was es ausschließt, was der Gegensatz dazu ist.

Das kommt darauf an, wen du fragst.

CDU/FDP (vor allem Westerwelle fiel mir das Anfang 2010 mehrmals auf) greifen gerne zu einem Slogan wie "Bürger wollen bürgerliche Politik". Ich meine mich gar zu entsinnen, dass ein SPD´ler (könnte Gabriel oder Steinmeier gewesen sein) meinte, sie seien auch bürgerlich.

Im Sinne von CDU/FDP ist "bürgerlich" ein positiv besetzter Begriff, das sind demzufolge Bürger/Menschen/Wähler die z.B. fleißig, ehrlich, rechtschaffend, etc sind.

Faule, unehrliche, etc. Menschen sind demzufolge nicht bürgerlich und eher bei den Linken zu finden.
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lieber einen schlechten Plan, als gar kein Plan haben
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Komodo
Maggots!



Anmeldungsdatum: 27.05.2005
Beiträge: 4588
Wohnort: 2Fort

Beitrag(#1612261) Verfasst am: 20.02.2011, 23:55    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
Komodo hat folgendes geschrieben:
Kival hat folgendes geschrieben:
Komodo hat folgendes geschrieben:
Am befremdlichsten ist für mich, wie "bürgerlich" gerade von den Leuten als Abgrenzungs-Begriff genutzt wird, die Abgrenzungen wie die Klassen angeblich beseitigen wollen.


Sie wollen die Klassen als ökonomische Tatsache der "Abgrenzung" abschaffen, nicht Abgrenzungsbegriffe.
Ich finde, wer die Klassen abschaffen will, sollte sie nicht zu solchen Feindbildern hochstilisieren.


Die Abschaffung geht damit einher die - ich nenne es mal - Privilegien der einen Klasse abzuschaffen. Es geht nuneinmal um einen Klassenkampf, die herrschende Klasse soll bezwungen werden. Da ist es überhaupt nicht seltsam oder befremdlich.
Wenn sich die Klassenverhältnisse nicht seit Marx' Zeiten verändert hätten, wäre das villeicht der Fall. Heute ist sowas nur noch ein lächerlicher Anachronismus.

Es ist sicher nichts falsches daran, Klassenunterschiede weiterhin abzubauen, aber ich denke, die gesellschaftliche Entwicklung hat einen Punkt erreicht, an dem die ökonomischen Verhältnisse tatsächlich die größte Trennung in der Gesellschaft darstellen. Und diese können nur durch eine Veränderung der Struktur geschehen.

Kival hat folgendes geschrieben:
Man kann das ja aus anderen Gründen ablehnen, aber es ist keineswegs widersprüchlich, da es eben nicht darum geht Abgrenzungsbegriffe abzuschaffen sondern die ökonomischen Grundlagen der Abgrenzung.
Womit diese Form der Abgrenzung verschwindet. Ist der Abbau dieser gesellschaftlichen Grenzen um eine wirklich für alle gerechte Gesellschaft zu werden nicht das, worum es eigentlich geht? Wozu der Abbau der ökonomischen Unterschiede, wenn nicht letzendlich dafür?

Kival hat folgendes geschrieben:
Natürlich ist da nicht alle Feindbildpflege angemessen, aber überhaupt keine Abgrenzungsbegriffe mehr zu benutzen würde nichts verändern. Problematisch ist in erster Linie, dass Bürgerliche eine so unklare Kategorie ist und dass einige dazu neigen, die Hierarchien zu sehr zu personalisieren. Immerhin ist die marxistische Analyse eine strukturelle. Sie wirft nicht dem einzelnen Kapitalisten Unmoralisches vor, sondern sieht die Probleme in der strukturellen Verteilung der ökonomischen Güter. Aber warum schreib ich das überhaupt...
Wieso redest du von Begriffen? Ich rede von der Abgrenzung selbst.
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