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Steffen Rehm registrierter User
Anmeldungsdatum: 10.07.2011 Beiträge: 160
Wohnort: bei Berlin
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(#1945572) Verfasst am: 27.08.2014, 23:17 Titel: Re: Vorbewusstes, Willkürliches, Bewusstes, ICH |
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Monist hat folgendes geschrieben: |
Ist das "Ich" ein Bewusstseinszustand, stellt sich eben die Frage, was
"Bewusstsein" eigentlich ist. Darüber haben die Menschen seit Jahrtausenden
nachgedacht, ohne dass heutzutage bereits Einvernehmen unter den
Wissenschaftlern oder unter den Philosophen herrscht.
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Die Wortkombination von „Ich“ oder „Bewusstsein“ mit „- zustand“ würde ich vermeiden, weil sie zu einer statischen Vorstellung verführt. Das „Ich“ und „Bewusstsein“ sind dynamische Vorgänge. Sie haben eines gemeinsam, es geht ihnen meist um Sinn, der auch in der Sprache kommuniziert werden kann. Es sind Ich-Aktionen oder Bewusstseins-operationen, in Schritten von ca. 5 pro Sekunde.
„Was ist Bewusstsein?“
„Conscientia“! = Sein mit Wissen. Die Frage ist, was das für ein umfassendes Wissen ist, das uns in jedem bewussten Augenblick begleitet.
Das „Ich“ ist zunächst ein Wort, dessen Gebrauch schon Kleinkindern geläufig ist. Jedes Wort bezeichnet etwas, einen speziellen Begriff, und so erzeugt auch das Wort „Ich“ eine Vorstellung von der Person, die es benutzt. Jede Person kann sich damit in verständlicher Form ausdrücken.
Welche Art von Phänomenen die Psychologie, Systemtheorie, Hirnforschung, Sprachwissenschaft usw. mit den Begriffen „Ich“ und „Bewusstsein“ verbinden zeigt den weiten Horizont, den kurze Wörter zeichnen können.
_________________ Die Erkenntnis der Grenze ist die Grenze der Erkenntnis
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vrolijke Bekennender Pantheist
Anmeldungsdatum: 15.03.2007 Beiträge: 46435
Wohnort: Stuttgart
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(#1955245) Verfasst am: 05.10.2014, 22:19 Titel: |
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Heute Früh im Radio: Neuronaler Dschungel - die Grenzen der Hirnforschung Via Link noch mal zum nachlesen, oder hören.
_________________ Glück ist kein Geschenk der Götter; es ist die Frucht der inneren Einstellung.
Erich Fromm
Sich stets als unschuldiges Opfer äußerer Umstände oder anderer Menschen anzusehen ist die perfekte Strategie für lebenslanges Unglücklichsein.
Grenzen geben einem die Illusion, das Böse kommt von draußen
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step registriert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 22767
Wohnort: Germering
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(#1955253) Verfasst am: 05.10.2014, 22:39 Titel: |
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Und wo wir schon mal dabei sind:
http://www.spektrum.de/news/wie-entsteht-unser-gefuehl-fuer-die-zeit/1309744
Allerdings ist das Institut des Autors doch bemerkenswert:
Department für Empirische und Analytische Psychophysik
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene
_________________ Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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smallie resistent!?
Anmeldungsdatum: 02.04.2010 Beiträge: 3658
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(#1955680) Verfasst am: 07.10.2014, 21:01 Titel: |
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Das ist geil und ganz neu. September 2014. Jetzt muß es sich nur noch als richtig herausstellen.
Dieser Versuchsaufbau: man spielt den Probanden Wörter aus zwei Kategorien vor, sagen wir: Tiere und Gegenstände. Bei "Tier" sollen sie den linken von zwei Knöpfen drücken. Bei "Gegenstand" den rechten. Dabei wird ihre Gehirnaktivität mittels EEG gemessen.
Dann läßt man die Probanden einschlafen. Sobald sie schlafen, spielt man ihnen erneut Wörter vor und mißt ihre Gehirnaktivität. Ergebnis: es gleicht dem im Wachzustand.
Bild und Story von hier: Sleeping Brains Understand Words
Original:
Zitat: | Inducing task-relevant responses to speech in the sleeping brain.
Falling asleep leads to a loss of sensory awareness and to the inability to interact with the environment. While this was traditionally thought as a consequence of the brain shutting down to external inputs, it is now acknowledged that incoming stimuli can still be processed, at least to some extent, during sleep. For instance, sleeping participants can create novel sensory associations between tones and odors or reactivate existing semantic associations, as evidenced by event-related potentials.
Yet, the extent to which the brain continues to process external stimuli remains largely unknown. In particular, it remains unclear whether sensory information can be processed in a flexible and task-dependent manner by the sleeping brain, all the way up to the preparation of relevant actions. Here, using semantic categorization and lexical decision tasks, we studied task-relevant responses triggered by spoken stimuli in the sleeping brain.
Awake participants classified words as either animals or objects (experiment 1) or as either words or pseudowords (experiment 2) by pressing a button with their right or left hand, while transitioning toward sleep. The lateralized readiness potential (LRP), an electrophysiological index of response preparation, revealed that task-specific preparatory responses are preserved during sleep. These findings demonstrate that despite the absence of awareness and behavioral responsiveness, sleepers can still extract task-relevant information from external stimuli and covertly prepare for appropriate motor responses.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25220055 |
_________________ "There are two hard things in computer science: cache invalidation, naming things, and off-by-one errors."
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Monist neurobiologisch verhinderter Möchtegernhedonist
Anmeldungsdatum: 04.06.2013 Beiträge: 52
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(#1959933) Verfasst am: 25.10.2014, 11:38 Titel: Artikel: Bewusstsein im Gehirn „versteckt“ |
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Heute in der FAZ: Bewusstsein im Gehirn „versteckt“
FAZ hat folgendes geschrieben: | Mit einem einfachen Verfahren haben Forscher bei Wachkoma-Patienten die elektrischen Spuren von Bewussteinsprozessen dekodiert.
Die Mathematik hat ihnen dabei geholfen. Das könnte dazu führen, dass
Komapatienten künftig per Computer eingestuft werden.
...
Tatsächlich ist das apallische Syndrom, an dem Wachkoma-Patienten in der Regel leiden, alles andere
als funktional eindeutig zu umschreiben.
Manche Patienten vegetieren wohl tatsächlich in einem nahezu bewusstlosen Zustand,
andere hingegen können sogar Befehle hören und verarbeiten.
...
Einen eindeutigen Zusammenhang zwischen bewusstem Erleben und der äußerlich sichtbaren Reaktion
der Patienten gibt es offenkundig nicht.
Mehr noch: Es gibt offenbar weit mehr als die im "Tennis-Test" abfragbaren Signale im Gehirn,
die auf vorhandenes Bewusstsein bei den Wachkoma-Patienten hindeuten.
Der britische Hirnforscher Srivas Chennu und seine Kollegen von der University of Cambridge
haben jetzt eine relativ einfache Methode entwickelt, unterschiedliche Bewusstseinszustände von
Wachkoma-Patienten zu dokumentieren. Dazu braucht es ein EEG und spezielle Mathematik.
...
Wie die Forscher in der Online-Zeitschrift "Plos Computational Biology" schreiben, liegt der
entscheidende Schritt in der Anwendung der Graphentheorie - mit der sich eindeutige Verknüpfungen
der Hirnsignale aus unterschiedlichen Regionen des Gehirns einander zuordnen lassen.
Auf die Weise hat man bei den Patienten, die alle bis auf einen zur Kommunikation unfähig sind,
Netzwerke von Hirnströmen identifiziert, die teilweise den beim "Tennis-Test" ermittelten neuronalen
Netzen sehr ähnlich waren.
Damit wird nach Überzeugung der Forscher "der Austausch von Informationen über große Teile
des Gehirns" erfasst. Ein Austausch, der zwar etwas über den Bewusstseinszustand des Patienten
aussagt, jedoch nichts über die Qualität dieser bewussten Prozesse oder gar die Wahrnehmung des
Patienten selbst. "Die EEG-Auswertung könnte zumindest helfen, Patienten zu identifizieren, die
im Verborgenen wahrnehmen und erleben, ohne dieses Bewusstsein auch tatsächlich kommunizieren zu können."
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_________________ Signatur auf Benutzerwunsch gelöscht.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1965914) Verfasst am: 19.11.2014, 19:32 Titel: |
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Das ist als Idee auch einfach zu absurd.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1965915) Verfasst am: 19.11.2014, 19:33 Titel: |
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Jep.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1965919) Verfasst am: 19.11.2014, 19:35 Titel: |
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Selbst wenn ein Philosophieprofessor dieses Ziel haben sollte, gibt es einfach keine Möglichkeit, wie er ein solches Verbot durchsetzen könnte. Das Einzige, was ich mir vorstellen kann, ist eine extreme Übertreibung davon, dass evtl. ein Hirnforschungsseminar nicht als Seminar *für* das Philosophiestudium anerkannt wurde. Hier würde ich aber eher formale Gründe vermuten ...
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Monist neurobiologisch verhinderter Möchtegernhedonist
Anmeldungsdatum: 04.06.2013 Beiträge: 52
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(#1967098) Verfasst am: 24.11.2014, 13:20 Titel: Der Mensch bleibt ein spirituell-dualistischer Primat |
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Die wahren Fronten (und "Kriege") bei intellektuell halbwegs gebildeten Menschen in der westlichen Welt spielen sich doch längst nicht
mehr zwischen Religion und Wissenschaft ab, sondern eher zwischen Philosophie und Neurobiologie.
Gläubige werden doch (zurecht gemessen am Stand der Naturwissenschaft) kaum noch ernst genommen und bestenfalls belächelt.
Der Wissenschaftszweig der (dualistischen) Philosophen (oder gar der der meisten Geisteswissenschaften) ist
in seinen Ansichten mit den neurobiologischen Tatsachen eben nicht vereinbar.
Deshalb bleibt den Philosophen auch nichts Anders als durch Leugnen der Funktionsweise des Gehirnes (und der Gründung alles Geistigen
auf neuronale Funktionalität) ihre Existenzberechtigung und Fakultät zu sichern.
Angesichts von angeblich nur noch 22% Menschen in den USA, die an die Richtigkeit der Evolution glauben (nur 65% in Deutschland)
scheint mir eine Entwicklung der Menschen zu immer mehr Dualismus und Spiritualität jedoch deutlich.
Den Zenit der Aufklärung haben wir also vielleicht schon überschritten, was ja auch nicht verwundert, wenn man bedenkt,
dass das Gehirn ja nicht die Realität wahrnimmt, sondern diese von seiner Veranlagung her zum Uminterpretieren
in's Dualistische hinen neigt (auch wenn viele ihren Irrglauben naturwissenschaftlich ahnen, sich ihn aber dann doch nicht zugestehen wollen).
Ein kleines Kind sagt beim sich Stossen am Tisch: "Aua, böser Tisch!", weil der Mensch (durch Schließen von sich und seiner eigenen
Fähigkeit zur Handlungsplanung empathisch auf die Umwelt schließt) zum Zusprechen einer Autorschaft an Objekte oder Lebewesen
ohne Bewusstsein in seiner Umwelt neigt (-> Schöpfung).
Dieses intuitiv dualistische, bisweilen Spirituelle oder gar esoterische Denken wird man wohl nie aus dem menschlichen Denken und Fühlen bekommen;
die Hoffnung darauf habe ich inzwischen gänzlich aufgegeben (zumal auch kaum jemand der "Normalbürger" weiß, wie ein neuronales Netzwerk aufgebaut
ist und funktioniert und dieses Wissen auch immer nur einer winzigen Gruppe von Informatikstudenten oder Neurobiologen vorbehalten sein wird
(egal, ob man jetzt naturwissenschaftliche Vorlesungen verbietet, oder nicht).
Einen Eingang in die Alltagswelt mit z.B. einer differenzierteren Zuweisung von Schuld im juristischen Bereich oder allgemein einem vernünftigerem
Umgang mit Menschen (auch in der Akzeptanz der geringen Veränderbarkeit einer Persönlichkeit nach früher Prägung und Veranlagung) und eine
Einsicht in die absurde Gegenstandslosigkeit von Religionskriegen wird es daher wohl nie geben.
_________________ Signatur auf Benutzerwunsch gelöscht.
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Er_Win dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 4482
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