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Rudolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 19.01.2004 Beiträge: 1460
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(#210827) Verfasst am: 10.11.2004, 22:31 Titel: Tod eines "lieben" Menschen |
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Grüß Gott!
Ich lese hier seit längerem mit, habe allerdings bisher wenig geschrieben. Aber heute ist der Anfang vom Ende meines Lebens, also hab ich einen guten Grund, euren Rat einzuholen.
Es geht um ein Problem, das ich heute in Ethik hatte. Wir haben ein paar buddhistische Weisheiten auseinandergeklaubt (was für eine bekackte Religion), und sind, so wie eigentlich immer, thematisch komplett abgedriftet, bis wir beim absoluten Killerthema Tod angelangt waren. Während sich alle darauf einigten, dass der eigene Tod nichtig sei (Epikur), waren wir uns uneinig über Trauer um tote nahe Verwandte oder die in diesem Kontext stets anzutreffenden "lieben Menschen".
Mein Standpunkt ist und war, dass Trauer um liebe Menschen sinnlose negative Emotionen bedeutet und damit dumm ist. Der Mensch ist tot, und man selbst auch bald, also ist das dümmste, was zu tun ist, Zeit und Energie darauf zu vergeuden, ihn zu betrauern. Er wird nicht wiederkehren, das einzige was zu tun ist ist, sich damit abzufinden. Gerade das allerdings scheint vielen sehr schwer zu fallen - was ich auf mehrere Gründe zurückführe:
- Auf die weitestgehende Ausklammerung des Todes in unserer Gesellschaft. Wir kaufen Fleisch, das nichts mehr mit Tieren zu tun hat. Wir sehen wenig Tod in den Medien, und alte Menschen verenden zunehmend in Altenheimen (Das weiß ich aus erster Hand). Durch die fortschreitende Urbanisierung leben mehr und mehr Menschen in Städten, in denen auch Tiertode anders als am Land nicht gesehen werden. Wieso wohl ist der Tod ein so großer Unbekannter?
- Auf eine egoistische Unfähigkeit, den Menschen freizugeben, ihn loszulassen. Auch eine Angst vor Respektlosigkeit vor dem Toten mag eine Rolle spielen, indoktrinierte Zwangspietät.
- Auf - ohne jetzt moralisieren zu wollen - die Zivilisationskrankheit "Sattsein" - viele nehmen vieles als gegeben an, obwohl eigentlich alles um uns vergänglich und fragil ist.
Die in diesem Kontext auch oft angetroffene "Trauerarbeit" - ich finde das Wort an sich schon lächerlich - halte ich für einen wahrscheinlich durch christliche Moralvorstellungen geprägten Versuch, den Tod durch eine Art Selbstgeisselung wettzumachen - eine Schuld zurückzuzahlen, Buße zu tun. Ich glaube, es hat damit zu tun, dass die meisten unfähig sind, etwas irrationales, großes, absolutes wie den Tod einfach hinzunehmen. Es muß Ordnung herrschen, es muss zusammenpassen, es hat irgendwie aufgewogen zu werden. Werde ich verstanden?
Ich argumentierte also heute damit, dass diverse Naturvölker und auch Roma und Sinti echte Toten-Feiern veranstalten. Dort wird nicht getrauert, es wird sich gefreut beim Tod lieber Menschen und es werden rauschende Feste gefeiert (Ich weiß, dass Beispiele streng nicht als Argumente zählen. Diese Vorstellung ist den meisten allerdings so fremd, dass das Beispiel hier durchaus Legitimation bedeutet).
Ich sagte: Wieso wird aktiv getrauert um den Tod, den Verlust, sich aber nie explizit am Leben, dem Gewinn, erfreut? Wieso sollte das Nichts mehr zählen als Etwas, als das Leben? Ich halte das Leben für wichtig, den Tod nicht.
Ist es nicht streng genommen sogar eine Art kleiner Selbstmord, einen nicht unerheblichen Teil seiner begrenzten Lebenszeit in etwas derart Irrationales zu stecken, praktisch wegzuwerfen? Bedeutet das nicht sogar eine Irrsinnsironie, selber einen kleinen Tod zu sterben als Antwort auf den Tod eines Nahestehenden?
Überspitzt formuliert ist also Trauer um einen Toten eigentlich ein Verrat am Leben.
(Ich habe in der Hitze des Gefechts noch andere Argumente ausgepackt, die ich allerdings inzwischen vergessen habe. Werden schon nicht wichtig gewesen sein, sonst wüsste ich sie ja noch, und wenn sie mir wieder einfallen gibts ein Update.)
Auf jeden Fall war ich allein mit dieser Meinung. Der Rest der Gruppe unterstellte mir (nicht wörtlich - dafür respektieren sie mich zu sehr , aber doch verständlich) eine gewisse Pietätslosigkeit, und ich hatte das Pech, noch nie einen nahen Verwandten oder engen Freund verloren gehabt zu haben (bzw. hab ich auch immer noch nicht ^^), wodurch mir die Basis persönlicher Erfahrungen (die zwar auch nicht als Argumente gelten sollten) fehlte.
Der Tenor war dennoch interessant, schaffte es doch keiner, echte Gegenargumente zu meinem "Trauer ist sinnlos" zu bringen. Man stieß sich am Sinn, es hieß: "Das gehst du zu rational an". Nachdem das allerdings so ziemlich 180° entgegen der humanistischen Grundeinstellung der meisten ist, einigte man sich gegen Schluss darauf, dass wir eben das Pech hätten, in dieser Kultur und Gesellschaft aufgewachsen zu sein, so geprägt seien und jetzt eben nichts dagegen machen könnten. Mein Lehrer meinte sogar, Psychotherapeuten warnten davor, zuwenig Trauerarbeit zu leisten - das könne zu schweren psychischen Problemen führen. Wenn ich mir also Sorgen um meine Seelenhygiene (das Wort hat er benutzt!) mache...!
Ich halte diese Argumentation für irrsinnsdumm. Sollte man nicht versuchen, die Gesellschaft nach dem Ratio zu formen, anstatt die Gesellschaft als dem Verstand überlegen zu sehen? Was ist denn die logische Konsequenz aus der Basis dieser Argumentation? Absolute Konformität - weil die Gesellschaft es besser weiß?!
Für die die sich das alles durchgelesen haben:
Wie steht ihr zu dem Thema?
Gebt ihr mir Recht oder bin ich einfach kalt, bin ich vielleicht dumm oder unerfahren?
Wie würdet ihr in der nächsten Stunde (Freitag) die ganzen Schweine an die Wand klatschen?
PS: Irgendetwas habe ich vergessen. Kommt wahrscheinlich nach.
Zuletzt bearbeitet von Rudolf am 11.11.2004, 00:39, insgesamt einmal bearbeitet |
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Reschi registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.09.2004 Beiträge: 3073
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(#210830) Verfasst am: 10.11.2004, 22:37 Titel: |
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Ich geb dir prinzipiell recht.
_________________ You're not fanatical about something that you are sure about
(MacYoung)
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Zebra Gast
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(#210831) Verfasst am: 10.11.2004, 22:38 Titel: |
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Aber?
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Quéribus Eretge
Anmeldungsdatum: 21.07.2003 Beiträge: 5947
Wohnort: Avaricum
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(#210837) Verfasst am: 10.11.2004, 22:42 Titel: |
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man trauert genaugenommen um sich selbst
darum, daß der Verstorbene einem fehlt, man ihn nie wieder sehen wird
trauer = verrat am Leben? nein, das sehe ich nicht so
eher der Ausdruck eines Verlusts, mit dem man dadurch fertig zu werden versucht
_________________ "He either fears his fate too much
or his deserts are small
That dares not put it to the touch
To gain or lose it all."
James Graham
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#210844) Verfasst am: 10.11.2004, 22:49 Titel: Re: Tod eines "lieben" Menschen |
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Rudolf hat folgendes geschrieben: |
Mein Standpunkt ist und war, dass Trauer um liebe Menschen sinnlose negative Emotionen bedeutet und damit dumm ist. Der Mensch ist tot, und man selbst auch bald, also ist das dümmste, was zu tun ist, Zeit und Energie darauf zu vergeuden, ihn zu betrauern. Er wird nicht wiederkehren, das einzige was zu tun ist ist, sich damit abzufinden.
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Mit dem letzten Satz widersprichst Du Dir selbst. Denn: Was ist Vorraussetzung, damit man sich mit dem Tod eines lieben Menschen abfindet? IMHO ist es ein Prozess, der dazu führt, und diesen Prozess nennt man Trauer.
Ich selber halte Trauer übrigens für vollkommen unerlässlich und eine ganz natürliche menschliche Emotion. Insofern wird es auch Dich nicht verwundern, wenn ich konträr zu Deiner Meinung stehe.
Rudolf hat folgendes geschrieben: |
Die in diesem Kontext auch oft angetroffene "Trauerarbeit" - ich finde das Wort an sich schon lächerlich - halte ich für einen wahrscheinlich durch christliche Moralvorstellungen geprägten Versuch, den Tod durch eine Art Selbstgeisselung wettzumachen |
Ich denke, da vermischst Du gehörig etwas. Denn Trauer ist etwas, dass auch nichtgläubige durchleben. Und da Trauer ein Prozess ist, der in verschiedenen Zeiten abläuft (man spricht übrigens nicht mehr so sehr von Trauerphasen) der auch viel "Arbeit" mit und an einem selber erfordert, ist dieser Begriff also alles andere als lächerlich.
Rudolf hat folgendes geschrieben: |
Ich argumentierte also heute damit, dass diverse Naturvölker und auch Roma und Sinti echte Toten-Feiern veranstalten. Dort wird nicht getrauert, es wird sich gefreut beim Tod lieber Menschen und es werden rauschende Feste gefeiert (Ich weiß, dass Beispiele streng nicht als Argumente zählen. Diese Vorstellung ist den meisten allerdings so fremd, dass das Beispiel hier durchaus Legitimation bedeutet).
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Das sind andere Kulturen. Eine solche ist IMHO nicht auf unsere Verhältnisse übertragbar.
Rudolf hat folgendes geschrieben: |
Überspitzt formuliert ist also Trauer um einen Toten eigentlich ein Verrat am Leben. |
Nein! Es geht bei Trauer gerade im Gegenteil darum, sich selber wieder in seinem eigenen Leben ohne den Verstorbenen zurechtzufinden und auch wieder Freude an seinem eigenen Leben zu entdecken.
Rudolf hat folgendes geschrieben: |
Auf jeden Fall war ich allein mit dieser Meinung. |
Das kann ich sehr gut nachvollziehen!!
Rudolf hat folgendes geschrieben: |
Der Rest der Gruppe unterstellte mir (nicht wörtlich - dafür respektieren sie mich zu sehr , aber doch verständlich) eine gewisse Pietätslosigkeit, und ich hatte das Pech, noch nie einen nahen Verwandten oder engen Freund verloren gehabt zu haben (bzw. hab ich auch immer noch nicht ^^), wodurch mir die Basis persönlicher Erfahrungen (die zwar auch nicht als Argumente gelten sollten) fehlte. |
Dazu wirst Du mit Sicherheit Gelegenheit erhalten, weil der Tod uns alle irgendwann betrifft, und sei es, dass wir von einem geliebten Menschen Abschied nehmen müssen. Und dann solltest Du Dich bzw. man Dich an Deinen eigenen Masstäben messen.
Ich denke, es wird Dir nicht gelingen.
Rudolf hat folgendes geschrieben: |
Für die die sich das alles durchgelesen haben:
Wie steht ihr zu dem Thema?
Gebt ihr mir Recht oder bin ich einfach kalt, bin ich vielleicht dumm oder unerfahren? |
Nun, meine Antwort darauf wirst Du Dir aufgrund des oben geschriebenen denken können.
Rudolf hat folgendes geschrieben: |
Wie würdet ihr in der nächsten Stunde (Freitag) die ganzen Schweine an die Wand klatschen? |
Nein - und Schweine sind es bestimmt auch nicht.
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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Stefan auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 6217
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(#210847) Verfasst am: 10.11.2004, 22:56 Titel: |
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Wenn ein geliebter oder auch nur gewohnter Mensch stirbt fängt man nicht an sinnlos zu trauern schon diese Formulierung von Dir ist absurd.
Es ist ein Verlußt der eben schmerzt und dagegen kann man nichts machen. Die Trauer (das weinen ?) und das Abschiednehmen bei der Beerdigung hilft einem über diesen Verlusst hinwegzukommen. Und natürlich auch die Zeit.
Bei Deiner Argumentation kann man auch sagen:
Es ist sinnlos sich zu verlieben, freuen, ärgern, rumzualbern, Spass zu haben, zu leben
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sascha bekennender magnusfe-Fan
Anmeldungsdatum: 30.08.2004 Beiträge: 1449
Wohnort: Bremen
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(#210854) Verfasst am: 10.11.2004, 23:02 Titel: |
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Trauern eigentlich Leute mehr oder weniger gleich lang, und ist das Religions- bzw. Weltanschauungs-abhängig ? Als meine Mutter gestorben ist, war das für mich ein totales Drama, obwohl wir a) uns pubertätsbedingt schon länger nicht mehr so richtig gut verstanden b) dies nach langer Krankheit geschah und daher insgesamt absehbar war. Da ich da gerade erst 18 (und noch dazu Christ) war, hat das auch ziemlich gedauert, bis ich darüber hinweg war. Aber wie gesagt, irgendwie Jahre lang Gräber aufsuchen, ist, wenn das Leben endlich ist (ich meine so richtig endlich, ohne Himmel und Reinkarnation), doch völlig sinnlos. Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist ein toter Körper nur tote Materie, also macht Gräber besuchen keinen Sinn. Außer für einen selbst zwecks Bewältigung.
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Stefan auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 6217
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(#210860) Verfasst am: 10.11.2004, 23:10 Titel: |
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sascha hat folgendes geschrieben: | Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist ein toter Körper nur tote Materie, also macht Gräber besuchen keinen Sinn. Außer für einen selbst zwecks Bewältigung. |
Das sehe ich auch so. Irgendwann ist man über den Verlust hinweg. Darüber hinaus wird man den/die Verstorbene(n) in guter Erinnerung behalten (schlechte Sachen vergißt man ja schneller )
und Schluss.
Warum soll man noch jahrelang einen 2 qm kleinen Schrebergarten bewirtschaften
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Rudolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 19.01.2004 Beiträge: 1460
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(#210869) Verfasst am: 10.11.2004, 23:16 Titel: |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Mit dem letzten Satz widersprichst Du Dir selbst. Denn: Was ist Vorraussetzung, damit man sich mit dem Tod eines lieben Menschen abfindet? IMHO ist es ein Prozess, der dazu führt, und diesen Prozess nennt man Trauer.
Ich selber halte Trauer übrigens für vollkommen unerlässlich und eine ganz natürliche menschliche Emotion. Insofern wird es auch Dich nicht verwundern, wenn ich konträr zu Deiner Meinung stehe. |
Mit einem solchen Todesfall "fertigzuwerden" ist notwendig. Weshalb allerdings muss das traurig sein? Dass es anders auch "funktioniert" machen obige Beispiele quasi vor.
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Das sind andere Kulturen. Eine solche ist IMHO nicht auf unsere Verhältnisse übertragbar. |
Damit wiederholst du die Argumente der anderen. Wieso sollte man "wider besseres Wissen" (darüber wird diskutiert) dem üblichen Verfahren seines Kulturkreises entsprechen?
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Nein! Es geht bei Trauer gerade im Gegenteil darum, sich selber wieder in seinem eigenen Leben ohne den Verstorbenen zurechtzufinden und auch wieder Freude an seinem eigenen Leben zu entdecken. |
Dass der Tod eines solchen Menschen seine Auswirkungen auf das eigene Leben hat ist logisch. Wieso allerdings braucht es negative Gefühle zu dieser Neuorientierung?
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: |
Rudolf hat folgendes geschrieben:
Auf jeden Fall war ich allein mit dieser Meinung.
Das kann ich sehr gut nachvollziehen!! |
Oh, ich auch
Zitat: | Bei Deiner Argumentation kann man auch sagen:
Es ist sinnlos sich zu verlieben, freuen, ärgern, rumzualbern, Spass zu haben, zu leben |
SO leicht mach ich dir das nicht. Ich persönlich empfinde jede deiner Nennungen als durchaus sinnvoll für mein Leben (bis auf den Ärger; der hat nur Sinn, wenn Taten daraus erwachsen). Ich sehe allerdings keine Möglichkeit, im "dem-Tod-nachhängen" Sinn zu sehen, denn der Tod ist absolut.
Ihr argumentiert, dass einen eine intensive Verarbeitung von und Beschäftigung mit diesem Tod selber reifer werden lassen kann und eine Verarbeitung wichtig ist. Dem stimme ich bei. Wogegen ich mich wehre ist die von Grund auf negative Art und Weise, wie das bei uns praktiziert wird. Wodurch begründet sich das?
Mir scheint allerdings, dass es mehr und mehr um die Definition von "Trauer" geht, da viele hier den negativen Aspekt, der mir so mißfällt, in dem Wort gar nicht finden können. In dem Fall bin ich wohl doch unerfahren.
Zuletzt bearbeitet von Rudolf am 10.11.2004, 23:25, insgesamt 2-mal bearbeitet |
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Rudolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 19.01.2004 Beiträge: 1460
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(#210873) Verfasst am: 10.11.2004, 23:19 Titel: |
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Anachronismus
Zuletzt bearbeitet von Rudolf am 10.11.2004, 23:25, insgesamt einmal bearbeitet |
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#210874) Verfasst am: 10.11.2004, 23:20 Titel: |
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Stefan hat folgendes geschrieben: | sascha hat folgendes geschrieben: | Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist ein toter Körper nur tote Materie, also macht Gräber besuchen keinen Sinn. Außer für einen selbst zwecks Bewältigung. |
Das sehe ich auch so. Irgendwann ist man über den Verlust hinweg. Darüber hinaus wird man den/die Verstorbene(n) in guter Erinnerung behalten (schlechte Sachen vergißt man ja schneller )
und Schluss. |
Eben. Und dann hat man den Trauerprozess abgeschlossen.
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#210876) Verfasst am: 10.11.2004, 23:24 Titel: |
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Rudolf hat folgendes geschrieben: |
Mit einem solchen Todesfall "fertigzuwerden" ist notwendig. Weshalb allerdings muss das traurig sein? Dass es anders auch "funktioniert" machen obige Beispiele quasi vor. |
Ja? Kannst Du lustig Abschied nehmen? Das glaube ich nicht.
Rudolf hat folgendes geschrieben: |
Damit wiederholst du die Argumente der anderen. Wieso sollte man "wider besseres Wissen" (darüber wird diskutiert) dem üblichen Verfahren seines Kulturkreises entsprechen?
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Vielleicht weil man es nicht anders gewohnt ist? Weil es zu unserem Kulturkreis dazugehört??
Rudolf hat folgendes geschrieben: |
Dass der Tod eines solchen Menschen seine Auswirkungen auf das eigene Leben hat ist logisch. Wieso allerdings braucht es negative Gefühle zu dieser Neuorientierung? |
Ich denke, Du weisst in der Praxis wirklich noch nicht, wovon Du in der Theorie sprichst.
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#210877) Verfasst am: 10.11.2004, 23:27 Titel: Re: Tod eines "lieben" Menschen |
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Irgendwas passt nicht:
Rudolf hat folgendes geschrieben: | und ich hatte das Pech, noch nie einen nahen Verwandten oder engen Freund verloren gehabt zu haben... |
Rudolf hat folgendes geschrieben: | Für die die sich das alles durchgelesen haben:
Wie steht ihr zu dem Thema? |
Daß irgendwas bei Deinem Beitrag nicht passt.
Rudolf hat folgendes geschrieben: | Wie würdet ihr in der nächsten Stunde (Freitag) die ganzen Schweine an die Wand klatschen? |
Rudolf hat folgendes geschrieben: | PS: Irgendetwas habe ich vergessen. Kommt wahrscheinlich nach. | Der Hinweis vielleicht, ob Du jemanden so magst, daß Du sie nicht verlieren willst?
Aber sonst passt ja auch einiges nicht.
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Rudolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 19.01.2004 Beiträge: 1460
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(#210878) Verfasst am: 10.11.2004, 23:29 Titel: |
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Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Ich denke, Du weisst in der Praxis wirklich noch nicht, wovon Du in der Theorie sprichst. |
Rudolf hat folgendes geschrieben: | ...und ich hatte das Pech, noch nie einen nahen Verwandten oder engen Freund verloren gehabt zu haben... |
Kombinatorisch noch immer ganz gut drauf auf die alten Tage, was?
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Ja? Kannst Du lustig Abschied nehmen? Das glaube ich nicht. |
Rudolf hat folgendes geschrieben: | ...und ich hatte das Pech, noch nie einen nahen Verwandten oder engen Freund verloren gehabt zu haben... |
Wir wissen es beide nicht.
Also ist für die Mehrheit hier das Argument gültig? Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Weil es zu unserem Kulturkreis dazugehört?? |
Ja? Diktat der Masse?
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#210879) Verfasst am: 10.11.2004, 23:35 Titel: |
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Rudolf hat folgendes geschrieben: | Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Ich denke, Du weisst in der Praxis wirklich noch nicht, wovon Du in der Theorie sprichst. |
Rudolf hat folgendes geschrieben: | ...und ich hatte das Pech, noch nie einen nahen Verwandten oder engen Freund verloren gehabt zu haben... |
Kombinatorisch noch immer ganz gut drauf auf die alten Tage, was? |
Das widerspricht sich IMHO nicht, und deine Reaktion spricht Bände.
Rudolf hat folgendes geschrieben: |
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Ja? Kannst Du lustig Abschied nehmen? Das glaube ich nicht. |
Rudolf hat folgendes geschrieben: | ...und ich hatte das Pech, noch nie einen nahen Verwandten oder engen Freund verloren gehabt zu haben... |
Wir wissen es beide nicht.
Also ist für die Mehrheit hier das Argument gültig? |
Es geht hier darum, was User hier dir antworten. Wenn Du eine Mehrheit für ein Argument haben willst (oder nicht), solltest Du eine Umfrage starten.
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
Zuletzt bearbeitet von Nordseekrabbe am 10.11.2004, 23:36, insgesamt einmal bearbeitet |
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Stefan auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 6217
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(#210880) Verfasst am: 10.11.2004, 23:36 Titel: |
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Rudolf hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | Bei Deiner Argumentation kann man auch sagen:
Es ist sinnlos sich zu verlieben, freuen, ärgern, rumzualbern, Spass zu haben, zu leben |
SO leicht mach ich dir das nicht. Ich persönlich empfinde jede deiner Nennungen als durchaus sinnvoll für mein Leben (bis auf den Ärger; der hat nur Sinn, wenn Taten daraus erwachsen). Ich sehe allerdings keine Möglichkeit, im "dem-Tod-nachhängen" Sinn zu sehen, denn der Tod ist absolut. |
Du gehst nur danach was Dir angenehm ist und was nicht. Man sucht es sich aber nicht aus. Und auch unangenehme Dinge (Trauer) können einen Sinn haben, man sieht ihn vielleicht nur nicht
Freude, Trauer, Ärger, Liebe ... man sucht es sich nicht aus, es kommt eben so über einen.
Und Trauer bedeutet nicht "dem-Tod-nachhängen"
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sascha bekennender magnusfe-Fan
Anmeldungsdatum: 30.08.2004 Beiträge: 1449
Wohnort: Bremen
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(#210881) Verfasst am: 10.11.2004, 23:37 Titel: |
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@Rudolf
Dein Beitrag scheint mir eine Parelelle zu diesem Beitrag von Graf Zahl zu enthalten:
Graf Zahl hat folgendes geschrieben: | Nietzsche war gegen Mitleid, da für ihn Mitleid eine Vermehrung des Leids war.
Mitleid war somit für ihn wie eine ansteckende Krankheit - lt. Nietzsche war es schon schlimm genug, daß jemand leidet. Dieses Leiden sollte man nicht noch zusätzlich vermehren, indem man mit leidet.
Wenn man einen Kranken im Krankenhaus besucht, hat er mehr davon, wenn man ihm hilft und Mut macht. Das offen gezeigte Mitleid würde ihn nur umso mehr entmutigen.
Deshalb: helfen, Mut machen (was oft das gleiche ist wie Hilfe), unterstützen.
Das die Theorie - denn in der Praxis war gerade Nietzsche jemand, der übertrieben viel Mitleid mit seinen Mitmenschen und auch Tieren empfand. |
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Stefan auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 03.08.2004 Beiträge: 6217
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(#210884) Verfasst am: 10.11.2004, 23:47 Titel: |
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@ Rudolf
Das Du mit Deiner Einstellung hier ganz alleine stehst (ist nicht schlimm) sollte Dir zu denken geben:
Du schreibst über etwas das Du noch nie erfahren hast, das ist wie ein Verkehrsrichter ohne Führerschein
Und Trauer ist nichts religiöses, sonst würdest Du hier im FGH offene Türen einrennen und nicht solchen Gegenwind spüren
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Zonk liederlicher Lump
Anmeldungsdatum: 20.12.2003 Beiträge: 62
Wohnort: Sachsen
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(#210885) Verfasst am: 10.11.2004, 23:48 Titel: |
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Rudolf hat folgendes geschrieben: | Ja? Diktat der Masse? |
Letztes Jahr ist meine Freundin bei einem Autounfall ums Leben gekommen (sie war 18). Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich recht traurig war und auch geweint habe, als ich an ihrem Grab stand. Zum Feiern war mir auch nicht wirklich zumute.
Da ich sonst jemand bin, der sich einen Dreck um gesellschaftliche Konventionen schert, scheint es mir so, daß meine Trauer nicht von der Masse diktiert wurde, sondern natürlichen Ursprunges war.
Argument akzeptiert?
_________________ Wer im Schlachthaus sitzt, soll nicht mit Schweinen werfen!
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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#210892) Verfasst am: 11.11.2004, 00:05 Titel: |
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Unsinnige Argumentation, da hin kann man wohl nur im Kreis von Hobbyphilosophen kommen.
Der Mensch ist eben nicht aus Stahl als dass ihn der Tod von jemandem der ihm nahestand nicht im geringsten berühren würde.
Wenn jemand sterben kann ohne dass es jemanden kümmert dann war sein Leben wohl nicht besonders, oder?
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Rudolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 19.01.2004 Beiträge: 1460
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(#210898) Verfasst am: 11.11.2004, 00:24 Titel: |
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Zonk hat folgendes geschrieben: | Argument akzeptiert? |
Das ist kein Argument, sondern ein Beispiel. Du argumentierst nicht sondern schilderst persönliche Erfahrungen.
Stefan hat folgendes geschrieben: | Und Trauer ist nichts religiöses, sonst würdest Du hier im FGH offene Türen einrennen und nicht solchen Gegenwind spüren |
Ich bin immer noch fixiert auf die Vorstellung, dass Trauerarbeit etwas ist, das Christen öfter tun als Menschen anderer Konfession. Ich kann es allerdings nicht beweisen.
Zitat: | Du schreibst über etwas das Du noch nie erfahren hast, das ist wie ein Verkehrsrichter ohne Führerschein |
Nein, ein Richter muss Entscheidungen über andere Leute treffen, ich denke nur in meiner Freizeit nach und treffe - wenn überhaupt - Entscheidungen für mich. Ich finde es ist mir eher zugutezuhalten, dass ich explizit anmerke, von der "Materie" nichts zu verstehen. Ich wäre ziemlich gefühllos, so bin ich nur zu jung/unerfahren.
sascha hat folgendes geschrieben: | @Rudolf
Dein Beitrag scheint mir eine Parelelle zu diesem Beitrag von Graf Zahl zu enthalten: |
Stimmt wahrscheinlich. Nietzsche ist aber derzeit wieder out, oder?
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Rudolf hat folgendes geschrieben: | Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Ich denke, Du weisst in der Praxis wirklich noch nicht, wovon Du in der Theorie sprichst. |
Rudolf hat folgendes geschrieben: | ...und ich hatte das Pech, noch nie einen nahen Verwandten oder engen Freund verloren gehabt zu haben... |
Kombinatorisch noch immer ganz gut drauf auf die alten Tage, was? |
Das widerspricht sich IMHO nicht, und deine Reaktion spricht Bände.
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Danke. Muss ich weniger tippen.
Das widerspricht sich IMHO schon. Ich wüsste nicht, wie ich es erklären sollte, aber es mutet in meinen Augen so absolut widersprüchlich an, dass ich dich bitte, mir auszubreiten, wieso sich diese beiden nicht widersprechen sollten.
Danke.
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Es geht hier darum, was User hier dir antworten. Wenn Du eine Mehrheit für ein Argument haben willst (oder nicht), solltest Du eine Umfrage starten. |
Stimmt. Bin leider ein Neuling und deshalb unbewandert. Kann ich den Thread so editieren dass eine Umfrage daraus wird?
Sinnvoll wird diese allerdings erst nachdem wir uns auf eine Definition von Trauer geeinigt haben. Diese scheint mir nämlich der Knackpunkt bei den Meinungsverschiedenheiten hier.[/quote]
Nergal hat folgendes geschrieben: | Hobbyphilosophen |
Du lebst davon?
Wieso ein solcher Verlust negativ behaftet sein muss konnte bis jetzt noch niemand erklären.[/quote]
Zuletzt bearbeitet von Rudolf am 11.11.2004, 00:26, insgesamt einmal bearbeitet |
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#210899) Verfasst am: 11.11.2004, 00:24 Titel: |
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Entmenschlichte Ethik? Davon halte ich nichts. Genauso könnte man gegen Liebe und alles andere argumentieren. Das gute Verhalten muss sich an der Realität unserer menschlichen Existenz, inklusive unserer Gefühlswelt, ausrichten.
Außerdem kann auch die Trauer rational begünden. Es ist sowieso plausibel, dass die Evolution uns aus gutem Grund mit der Fähigkeit zur Trauer ausgestattet hat. Wenn der Verlust eines Menschen uns ein schlechtes Gefühl bereitet, dann werden wir eher danach trachten uns gegenseitig zu schützen.
Trauer ist also auch ganz rational gesehen eine gute Emotion und wer trauert macht sicher nichts falsch.
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Rudolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 19.01.2004 Beiträge: 1460
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(#210900) Verfasst am: 11.11.2004, 00:27 Titel: |
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Genau das war es. Danke!
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#210905) Verfasst am: 11.11.2004, 00:57 Titel: |
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Rudolf hat folgendes geschrieben: |
Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Rudolf hat folgendes geschrieben: | Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben: | Ich denke, Du weisst in der Praxis wirklich noch nicht, wovon Du in der Theorie sprichst. |
Rudolf hat folgendes geschrieben: | ...und ich hatte das Pech, noch nie einen nahen Verwandten oder engen Freund verloren gehabt zu haben... |
Kombinatorisch noch immer ganz gut drauf auf die alten Tage, was? |
Das widerspricht sich IMHO nicht, und deine Reaktion spricht Bände.
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Danke. Muss ich weniger tippen.
Das widerspricht sich IMHO schon. Ich wüsste nicht, wie ich es erklären sollte, aber es mutet in meinen Augen so absolut widersprüchlich an, dass ich dich bitte, mir auszubreiten, wieso sich diese beiden nicht widersprechen sollten.
Danke. |
Es widerspricht sich nicht, weil beides einander bedingt: Da Du noch niemanden im Bekannten/Verwandtenkreis persönlich durch Tod verloren hast, kannst Du in der Praxis auch nicht wissen, wovon Du in der Theorie sprichst.
Theorie und Praxis unterscheiden sich nämlich IMHO (ich z. B. habe schon Bekannte bzw. Verwandte durch Tod für immer verloren) sehr deutlich voneinander.
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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Rudolf registrierter User
Anmeldungsdatum: 19.01.2004 Beiträge: 1460
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(#210906) Verfasst am: 11.11.2004, 01:00 Titel: |
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Mein Fehler. Es widerspricht sich nicht, unterstellt mir aber etwas, das ich selbst schon explizit im Eröffnungspost von mir gegeben habe. Daher auch die aussagekräftige Antwort.
Aber ich bin schon glücklich mit Sokrateers Antwort. Genau so wollte ich widerlegt werden.
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#210910) Verfasst am: 11.11.2004, 01:10 Titel: |
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Rudolf hat folgendes geschrieben: |
Ihr argumentiert, dass einen eine intensive Verarbeitung von und Beschäftigung mit diesem Tod selber reifer werden lassen kann und eine Verarbeitung wichtig ist. Dem stimme ich bei. Wogegen ich mich wehre ist die von Grund auf negative Art und Weise, wie das bei uns praktiziert wird. Wodurch begründet sich das?
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Weil von einem auf den anderen Augenblick alles, aber auch wirklich alles, anders ist. Der Schreibtisch, an dem der Verstorbene vielleicht noch vor ein paar Tagen, vielleicht sogar Stunden sass, wird jetzt zur Erinnerung. Man erinnert sich daran, was man an vielleicht diesem Schreibtisch mit dem Verstorbenen besprochen hatte, welche Erlebnisse man hatte... und man vermisst den Verstorbenen an dieser Stelle so sehr, diese Dinge sind einfach untrennbar für einen persönlich mit dem Verstorbenen verbunden.
Ein Leben, das einem viel, vielleicht sogar mehr als viel, bedeutete, ist in einem Augenblick ausgelöscht worden, ja nicht existent gewesen. Die Natur hat uns dieses Leben genauso grausam genommen, wie sie es uns glücklich geschenkt hat.
Und diese Tatsache soll keine wie Du schreibst - negative -, ich schreibe bewusst heilbringende Emotion sein????
Du plädierst im Grunde dafür, Trauer zu verdrängen. Und das kann fatale Folgen haben.
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#210914) Verfasst am: 11.11.2004, 01:13 Titel: |
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Rudolf hat folgendes geschrieben: |
Aber ich bin schon glücklich mit Sokrateers Antwort. Genau so wollte ich widerlegt werden. |
Das verstehe ich jetzt gar nicht mehr... Du postest eine Sache, inbrünstig, auch voller Überzeugung... nur, um widerlegt werden zu wollen?
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
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sascha bekennender magnusfe-Fan
Anmeldungsdatum: 30.08.2004 Beiträge: 1449
Wohnort: Bremen
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(#210916) Verfasst am: 11.11.2004, 01:33 Titel: |
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Rudolf hat folgendes geschrieben: | Ich bin immer noch fixiert auf die Vorstellung, dass Trauerarbeit etwas ist, das Christen öfter tun als Menschen anderer Konfession. | Glaube ich auch irgendwie. Zumindest kann ich mir irgendwie schwer vorstellen, dass ein materialistisch/naturwissenschaftlich eingestellter Atheist ein Grab von jemandem noch nach Jahren besucht. Ok, wirds wahrscheinlich auch geben.
Rudolf hat folgendes geschrieben: | ]Nietzsche ist aber derzeit wieder out, oder? | Das hättest Du jetzt mal zu kungfutius sagen sollen
Nein, im Ernst, also ich finde nicht, dass Nietzsche out ist. Nur oft a bisserl ungerecht, vielleicht auch hartherzig, und aber mir vor allem auch zu radikal. Und er widerspricht sich ja auch öfter selbst.
Rudolph hat folgendes geschrieben: | Wieso ein solcher Verlust negativ behaftet sein muss konnte bis jetzt noch niemand erklären. | Wenn Dich deine Freundin verlassen würde (egal warum, meinetwegen auch wegen einem anderen), dann wäre das doch auch ein Verlust für Dich und negativ behaftet(?) Könnte man das damit nicht vergleichen? Zumindest verschwindet in beiden Fällen eine von Dir gemochte Person aus Deinem Leben.
Btw, Elefanten trauern iirc auch. Und Elefanten sind glaube ich keine Christen
Ich habe übrigens mein Trauer-/Verlassen-werden -Problem aus Versehen so gelöst, dass ich schon seit vielen Jahren einfach keinerlei Beziehungen und Bindungen mehr eingehe. Ist mir erst nach Jahren aufgefallen, dass das wohl der Grund für meine Beziehungsunfähigkeit sein muss *sich-selbst-ein-Armutszeugnis-ausstell*
Der Vorteil ist natürlich, dass man, egal von wem man (durch Umzug, Arbeitgeberwechsel oder was auch immer) getrennt wird, kein Verlustgefühl empfindet. Also jedenfalls kein nennenswertes. Trotzdem scheint mir das irgendwie ne ziemlich armselige Sache und nicht wirklich von Vorteil zu sein.
Zuletzt bearbeitet von sascha am 11.11.2004, 01:47, insgesamt einmal bearbeitet |
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Graf Zahl untot
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 7040
Wohnort: Universum
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(#210918) Verfasst am: 11.11.2004, 01:43 Titel: |
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Rudolf hat folgendes geschrieben: |
sascha hat folgendes geschrieben: | @Rudolf
Dein Beitrag scheint mir eine Parelelle zu diesem Beitrag von Graf Zahl zu enthalten: |
Stimmt wahrscheinlich. Nietzsche ist aber derzeit wieder out, oder? |
Selbst wenn es so wäre - was willst Du damit ausdrücken?
_________________ 42
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Graf Zahl untot
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 7040
Wohnort: Universum
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(#210919) Verfasst am: 11.11.2004, 01:47 Titel: |
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sascha hat folgendes geschrieben: |
Nein, im Ernst, also ich finde nicht, dass Nietzsche out ist. Nur oft a bisserl ungerecht, vielleicht auch hartherzig, und aber mir vor allem auch zu radikal. Und er widerspricht sich ja auch öfter selbst. |
Das wichtigste hast Du vergessen: Kaum ein Philosoph wurde so oft mißverstanden wie er. Was er allerdings selbst zum Teil mitverschuldet, da er manche Begriffe in einer anderen Bedeutung verwendete als Otto-Normalbürger.
_________________ 42
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