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Anatoly registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.07.2003 Beiträge: 414
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(#85912) Verfasst am: 05.02.2004, 10:43 Titel: Atheisten "therapieren" ? |
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Hallo,
im heute erschienenen "tele" (österr. Fernsehmagazin, Beilage z.B. zu den Tageszeitungen "Der Standard" und "Kleine Zeitung"), habe ich eine tragikkomische Vorankündigung zum ORF Religionsmagazin "Kreuz & Quer" am kommenden Dienstag, den 10.2.2004, ORF 2 um 23:05, entdeckt, Zitat:
"Laut neuesten medizinischen Erkenntnissen gibt es im menschlichen Gehirn Bereiche, die für religiöses Empfinden zuständig sind. (Anmerkung von mir: das hatten wir ja schon mal, aber der Hammer kommt jetzt.) Der amerikanische Gehirnforscher Vilayanur Ramachandrian will herausfinden, ob Atheisten nun "therapiert" werden könnten..." (Hervorhebung von mir; wenigstens hat man beim tele das therapiert in Anführungszeichen gesetzt.)
Ich weiß nicht ob ich lachen, weinen oder mir Sorgen machen soll. Mal sehen, was wirklich in der Sendung verzapft wird. Aber bei einigen Leuten wird ein solches Ansinnen sicher auf fruchtbaren Boden fallen.
_________________ Bye,
Anatoly
"..., all das Ringen nach Freiheit sei fingiert, eine Komödie, die der Mensch seinem Narzissmus vorspielt und ihn deshalb veranlasst, ungehalten zu sein, wenn er aus seinem Spiel gerissen wird."
Wilhelm Reich, Libido Konflikte und Wahngebilde in Ibsens 'Peer Gynt'
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Spock lebt noch
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 4185
Wohnort: Herbipolis
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(#85930) Verfasst am: 05.02.2004, 12:09 Titel: Re: Atheisten "therapieren" ? |
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Anatoly hat folgendes geschrieben: | Der amerikanische Gehirnforscher Vilayanur Ramachandrian will herausfinden, ob Atheisten nun "therapiert" werden könnten..." | Das nennt sich dann wohl Gehirnwäsche...
_________________ "Wieviel dieses Märchen von Christus uns un den Unseren genützt hat, ist allbekannt!" (Papst Leo x.)
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Heike J registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26284
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#85940) Verfasst am: 05.02.2004, 12:31 Titel: |
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Zitat: | Neue medizinische Erkenntnisse aus Krankengeschichten von Epileptikern zeigen, dass es im menschlichen Hirn Bereiche gibt, die für religiöses Empfinden zuständig sind |
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Anatoly registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.07.2003 Beiträge: 414
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(#85987) Verfasst am: 05.02.2004, 14:54 Titel: |
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Der macht das ganze nicht besser, statt "therapiert" wird dort halt "bekehrt" verwendet.
Das das ganze absolut lächerlich ist, ist mir klar. Das Problem ist, dass es noch immer als normal und richtig betrachtet wird an einen Gott zu glauben und sich die Religiösen einbilden, mit Leuten die nicht religiös sind, stimme etwas nicht oder sie würden einer Irrlehre anhängen und zu irgendeiner nebulösen Wahrheit, Heilslehre, was auch immer, bekehrt oder, in Zukunft vielleicht wirklich, therapiert werden müssen. Und solange diese grundlegende Ansicht nicht aus den Köpfen der Menschen verschwunden ist, ist die Inquisition nie wirklich weit weg, nach dem Motto "Du wirst dran glauben oder Du wirst dran glauben.".
Was soll überhaupt dieser Satz aus der ORF-Ankündigung aussagen: "Neue medizinische Erkenntnisse aus Krankengeschichten von Epileptikern zeigen, dass es im menschlichen Hirn Bereiche gibt, die für religiöses Empfinden zuständig sind."? Die Krankengeschichte wird wohl nicht sehr viel über irgendwelche Bereiche des Gehirns und Vorgänge darin aussagen können, dazu braucht es immer noch EEG oder modernere Methoden wie FMRI (Functional Magnet Resonance Imaging), womit der Sauerstoffverbrauch während kortikaler Aktivitäten gemessen wird, und PET (Positronen-Emissions-Tomographie). Aber das ist vielleicht ein Fehler der Person im ORF, die diesen Ankündigungstext verfasst hat.
Und die nächste Frage ist, was die Aktivität gewisser Hirnregionen bei gewissen Denkvorgängen und Handlungen aussagt oder gar beweist (beweisen soll).
_________________ Bye,
Anatoly
"..., all das Ringen nach Freiheit sei fingiert, eine Komödie, die der Mensch seinem Narzissmus vorspielt und ihn deshalb veranlasst, ungehalten zu sein, wenn er aus seinem Spiel gerissen wird."
Wilhelm Reich, Libido Konflikte und Wahngebilde in Ibsens 'Peer Gynt'
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#85991) Verfasst am: 05.02.2004, 15:04 Titel: |
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Also, ich kann da nix "Groteskes" erkennen. Man kommt schnell wieder zur Frage, was den "normal" oder "krank" ist bzw. was "therapiert werden muss". Die Beantwortung diese Frage richtet sich doch gängigerweise nach dem Kriterium der Quantität. Demnach ist man als religiöser Mensch "normal" - denn die Religiösen sind klar in der überwältigenden Mehrheit. Wir sind "unnormal" - mal ganz nüchtern betrachtet.
Wer Stimmen hört, die niemand anders hört, gilt als psychisch krank. Anders, wenn fast alle Stimmen (eines Gottes) hören oder oder die Gegenwart irgendeiner metaphysischen Wesenheit "fühlen".
Was ist der "Defekt"? Gottesglaube oder Unglaube?
Vielleicht hat der in der Hirnstruktur evtl. angelegte Gottesglaube tatsächlich einen evolutionären Vorteil gehabt und wir sind de facto "defekt"?
Die eine Frage ist, ob eine solche Definition von "gesund" oder "krank" Sinn macht. Und die andere Frage ist natürlich die, ob man mit seinem "Krankheitszustand" leben kann. Ich kann es jedenfalls. Ich habe keinen Leidensdruck, der eine Therapie nötig machen würde.
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#86014) Verfasst am: 05.02.2004, 16:48 Titel: |
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Das ist doch alles ein alter Hut. Es ist doch nun wirklich nichts Neues, daß viele von jenen, die eine Religion unter der Schädeldecke hüten, meinen, daß deren Kenntnis auch für alle anderen Menschen zwingend erforderlich ist. So hat es denn auch an Versuchen der "Therapie" nie gemangelt, vorzugsweise an Kindern, solange sie sich nicht wehren können. Wen wunderts, daß sie es auch mal auf diesem Wege versuchen.
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#86117) Verfasst am: 05.02.2004, 22:32 Titel: Re: Atheisten "therapieren" ? |
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Spock hat folgendes geschrieben: | Anatoly hat folgendes geschrieben: | Der amerikanische Gehirnforscher Vilayanur Ramachandrian will herausfinden, ob Atheisten nun "therapiert" werden könnten..." | Das nennt sich dann wohl Gehirnwäsche... |
oder christliche Missionierung...
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 15979
Wohnort: Arena of Air
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(#86159) Verfasst am: 06.02.2004, 00:30 Titel: |
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Heißt das also, daß ich krank bin, weil ich keine epileptischen Anfälle habe?
Klar: da ich die christliche Haltung ablehne, daß alle Menschen von Geburt an krank seien, und mich für gesund halte, bin ich also krank. (Da die Großmutter die Unterbringung des Kindes im Kinderheim ablehnte und das Kind lieber bei sich zuhause unterbringen wollte, war sie eben nicht qualifiziert, die Erziehung des Kindes zu übernehmen. ) Denn nur der Kranke, der auch einsieht, daß er krank ist, kann geheilt werden. Etwa so? ...
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#86171) Verfasst am: 06.02.2004, 01:51 Titel: |
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Zitat: | Also, ich kann da nix "Groteskes" erkennen. Man kommt schnell wieder zur Frage, was den "normal" oder "krank" ist bzw. was "therapiert werden muss". Die Beantwortung diese Frage richtet sich doch gängigerweise nach dem Kriterium der Quantität. Demnach ist man als religiöser Mensch "normal" - denn die Religiösen sind klar in der überwältigenden Mehrheit. Wir sind "unnormal" - mal ganz nüchtern betrachtet.
Wer Stimmen hört, die niemand anders hört, gilt als psychisch krank. Anders, wenn fast alle Stimmen (eines Gottes) hören oder oder die Gegenwart irgendeiner metaphysischen Wesenheit "fühlen".
Was ist der "Defekt"? Gottesglaube oder Unglaube?
Vielleicht hat der in der Hirnstruktur evtl. angelegte Gottesglaube tatsächlich einen evolutionären Vorteil gehabt und wir sind de facto "defekt"?
Die eine Frage ist, ob eine solche Definition von "gesund" oder "krank" Sinn macht. Und die andere Frage ist natürlich die, ob man mit seinem "Krankheitszustand" leben kann. Ich kann es jedenfalls. Ich habe keinen Leidensdruck, der eine Therapie nötig machen würde. |
Das stimmt nicht Schalker
Die Religion kann nur ein Nachteil sein, der Glaube an Götter etc hat mehr Menschen das Leben gekostet als der Verzicht darauf.
Religion ist eben kein Vorteil denk nur an all die Toten durch Glaubenskriege.
Religion existiert nur dadurch da sie sich eben nicht vererbt wird als Veranlagung sonder schwachstellen virusgleich bei Wirten sucht etwa solche die nicht immun sind und Kritik üben können (Kinder, Menschen in Notlagen)
Viele Religionen sind schon vom Erdboden verschwunden weil sie einer anderen Rel begegnet sind welche sie exterminert haben.
Deiner Theorie nach sind nun 90% der Menschen Krank da es nur eine geringe Zahl von Religionen geben kann die ihren Gläubigen einen Vorteil bringen, denn es ist eben kein Vorteil zB zu Zeiten der Reformation, als Protestant von Katholiken getötet zu werden oder als Moselm/Katholike bei den Kreuzzügen.
Es ist nicht der befallenen Organismus der einen Vorteil hat sondern der Virus der auf Kosten des Wirtes überlebt.
Ich finde hier ist der Vergleich mit einem Virus durchaus angebracht auch für andere destruktive Ideologien.
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Spock lebt noch
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 4185
Wohnort: Herbipolis
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(#86236) Verfasst am: 06.02.2004, 11:41 Titel: |
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Auf jeden Fall ist es sehr suspekt, dass man Menschen als krank ansieht, weil sie nicht so sind, wie nachweislich kranke Menschen
_________________ "Wieviel dieses Märchen von Christus uns un den Unseren genützt hat, ist allbekannt!" (Papst Leo x.)
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Nordseekrabbe linker Autist
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 31152
Wohnort: Dresden
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(#86617) Verfasst am: 06.02.2004, 21:33 Titel: |
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Critic hat folgendes geschrieben: |
Klar: da ich die christliche Haltung ablehne, daß alle Menschen von Geburt an krank seien, und mich für gesund halte, bin ich also krank. |
Im christlichen Sinne ganz sicher...
Aber mach Dir da bloß nix draus.
Critic hat folgendes geschrieben: |
Denn nur der Kranke, der auch einsieht, daß er krank ist, kann geheilt werden. Etwa so? ... |
Das ist der Kern der christlichen Missionierung, das hast Du sehr richtig erkannt.
_________________ Autismus macht kein Urlaub.
"Seid unbequem. Seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt." (Günter Eich)
"Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst." (Mahatma Gandhi)
"Soldaten sind Mörder." (Kurt Tucholsky)
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Effô Tisetti Königsblau bis in den Tod
Anmeldungsdatum: 18.09.2003 Beiträge: 9920
Wohnort: 75
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(#87886) Verfasst am: 09.02.2004, 12:07 Titel: |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Das stimmt nicht Schalker
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Ich weiß sehr wohl, dass das eine Theorie auf wackeligen Beinen ist. Nichtsdestotrotz will ich irgendwie herausfinden, warum Gläubige und Nicht-Gläubige einander scheinbar nicht verstehen (können?).
Warum nicht mal ein bisschen "rumspinnen": Mir geht es ja auch gar nicht um das Christentum, sondern um die "Gottesidee", Vorstellungen von dem Leben nach dem Tod, Metaphysik usw. Auch wenn heutige Religionen diesen menschlichen Wesenszug ausbeuten, bedeutet das nicht, dass er nicht irgendwann mal einen evolutionären Vorteil gehabt haben könnte - das meine ich völlig wertfrei, unabhängig davon, ob sich dieser Vorteil heutzutage in einen Nachteil verwandelt haben mag. Ich rede da von den Anfängen der Menschheit.
Ist ja auch nur ein Gedankenspiel: Wenn dem wirklich mal so war (evolutionärer Vorteil), würde das einiges erklären: z.B. dass so viele hochintelligente Leute trotzdem tief religiös sind. Es würde erklären, dass Atheisten in der Minderheit sind. Demnach hätte Glaube AUCH etwas mit menschlicher Physiologie zu tun.
Natürlich spielt Indoktrination im Kindesalter eine große Rolle. Aber auch ich wurde katholisch indoktriniert. Bei mir hat das aber nicht nachhaltig gefruchtet. Ich habe schon in frühester Kindheit NICHT GLAUBEN KÖNNEN, dass irgendwer über´s Wasser läuft, Brot vermehrt oder von den Toten wiederaufersteht.
_________________ "Die einfache Formel: Jesus ist stärker! hilft Menschen, sich aus der Fixierung völlig irrationaler Wertesysteme zu lösen."
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