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Transsexualität, Homosexualität, TERFs
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3483

Beitrag(#2304637) Verfasst am: 10.04.2024, 19:42    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Nochmal der ganze Ablauf der Reihe nach:

1. Rebecca Tucker (13. März):
"Again, believing males can never become females is scientific fact and has nothing to do with Nazis. Why are you so desperate to give drugs to kids who are far too young to understand what the possible long term damage of those drugs?"

2. jaytuberr (13. März—an Rebecca Tucker!):
"The Nazis burnt books on trans healthcare and research, why are you so desperate to uphold their ideology around gender?"

Quelle: https://twitter.com/jaytuberr/status/1767910144539844610

Zu 2 (jaytuberr): "The Nazis burnt books on trans healthcare and research, why are you so desperate to uphold their ideology around gender?"

Man beachte, dass sich "you" in diesem Tweet nicht auf Rowling, sondern auf Rebecca Tucker bezieht! Rowling hat also mit 3 auf einen nicht an sie gerichteten Tweet reagiert!


Zitat:
"Statement from J.K. Rowling, 14th March 2024

While I’m used to the gross distraction techniques used by the more extreme faction of trans activism, the claim that I am a holocaust denier is baseless and disgusting. As can be easily seen from my own Twitter (X) account, I have always been a staunch supporter of the Jewish community and have spoken out consistently and repeatedly against antisemitism. I’m familiar with such activists’ assertions that transgender people have been uniquely persecuted and oppressed throughout history, but claims that trans people were ‘the first targets’ of the Nazis – a claim I refuted on X, and which led to these accusations – and that I ‘uphold [Nazi] ideology around gender’ is a new low."

Quelle: https://www.jkrowling.com/opinions/statement-from-j-k-rowling-14th-march-2024/


Die Unterstellung der Holocaust-Leugnung ist zweifellos falsch, aber wieso bezieht Rowling den an Rebecca Tucker gerichteten Vorwurf direkt auf sich?
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44152

Beitrag(#2304638) Verfasst am: 10.04.2024, 19:44    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Rowling hätte besser ohne Umschweife gegenüber Alejandra zugeben sollen, dass sie sich geirrt hat, und dass "the Nazis burnt books on trans healthcare and research." (Siehe 2!) Damit wäre die Sache erledigt gewesen.

Das hätte sie besser getan, hat sie aber nicht. Dafür, dass Rowling überhaupt jemals irgendwann zu irgendeiner Frage einen Irrtum zugegeben hätte, müsste man mir übrigens erstmal ein Beispiel zeigen - aber das nur am Rande. Jedenfalls kann man nicht so tun, als hätte sie getan, was sie nicht getan hat, nur weil sie es besser hätte tun sollen.

Myron hat folgendes geschrieben:
Andererseits ist Alejandras Vorwurf an Rowling—"You're engaging in Holocaust denial Joanne"—eine glatte Lüge!

Nein, ein Irrtum in Form einer begrifflichen Unschärfe. Der Begriff Holocaust wird heute gerade im englischsprachigen Raum sehr häufig als pars pro toto für Naziverbrechen gebraucht. Man kann damit nicht einverstanden sein, dass das so gehandhabt wird, ich persönlich finde den Ausdruck sogar als solchen problematisch (und bin damit wie gesagt nicht allein), aber weitestgehend üblich im englischen Sprachraum ist es nunmal. Darauf, dass das deutsche Recht dieses Problem ganz vermeidet, indem es gerade an den entscheidenden Stellen den Ausdruck "Holocaust" (oder verwandte Ausdrücke) gar nicht verwendet, habe ich ja schon hingewiesen.

Myron hat folgendes geschrieben:
Man beachte, dass sich "you" in diesem Tweet nicht auf Rowling, sondern auf Rebecca Tucker bezieht! Rowling hat also mit 3 auf einen nicht an sie gerichteten Tweet reagiert!

Einverstanden. Ändert nicht substanziell etwas an dem, was ich dazu gesagt habe.

Myron hat folgendes geschrieben:
Die Unterstellung der Holocaust-Leugnung ist zweifellos falsch, aber wieso bezieht Rowling den an Rebecca Tucker gerichteten Vorwurf direkt auf sich?

Na das ist doch mal eine interessante Frage. Sehr glücklich
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Geh mir aus der Sonne, Alexander!
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3483

Beitrag(#2304639) Verfasst am: 10.04.2024, 19:49    Titel: Antworten mit Zitat

Neues aus der Medizin:

* Gender medicine ‘built on shaky foundations’, Cass review finds: Analysis finds most research underpinning clinical guidelines, hormone treatments and puberty blockers to be low quality

* What are the key findings of the NHS gender identity review? Report by Dr Hilary Cass finds young people being let down by lack of research and evidence on medical interventions
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Myron
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Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3483

Beitrag(#2304642) Verfasst am: 10.04.2024, 20:06    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:

Myron hat folgendes geschrieben:
Andererseits ist Alejandras Vorwurf an Rowling—"You're engaging in Holocaust denial Joanne"—eine glatte Lüge!

Nein, ein Irrtum in Form einer begrifflichen Unschärfe. Der Begriff Holocaust wird heute gerade im englischsprachigen Raum sehr häufig als pars pro toto für Naziverbrechen gebraucht. Man kann damit nicht einverstanden sein, dass das so gehandhabt wird, ich persönlich finde den Ausdruck sogar als solchen problematisch (und bin damit wie gesagt nicht allein), aber weitestgehend üblich im englischen Sprachraum ist es nunmal. Darauf, dass das deutsche Recht dieses Problem ganz vermeidet, indem es gerade an den entscheidenden Stellen den Ausdruck "Holocaust" (oder verwandte Ausdrücke) gar nicht verwendet, habe ich ja schon hingewiesen.


"the Holocaust: the mass murder of the Jews by the Nazis in the war of 1939-1945. Also used transf., of the similar fate of other groups" (Oxford English Dictionary)

"…the similar fate of other groups" – Okay, es gibt also zumindest im Englischen eine engere (nur auf Juden bezogene) und eine weitere Begriffsverwendung.

Dass Homosexuelle von den Nazis ermordet wurden, steht fest; aber nun stellt sich die Frage, wie viele Transvestiten oder Transsexuelle als solche, d.h. nicht (nur) als Homosexuelle, von den Nazis ermordet wurden.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44152

Beitrag(#2304643) Verfasst am: 10.04.2024, 20:08    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Dass Homosexuelle von den Nazis ermordet wurden, steht fest; aber nun stellt sich die Frage, wie viele Transvestiten oder Transsexuelle als solche, d.h. nicht (nur) als Homosexuelle, von den Nazis ermordet wurden.

Ich glaube nicht, dass heterosexuelle Transgender von den Nazis verschont wurden. Falls du da Gegenteiliges weißt, hätte ich dazu doch gern eine Quelle. Transgender unter dem Label der Homosexualität zu verfolgen ist übrigens selbstverständlich immer noch eine Verfolgung von Transgendern.
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Myron
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Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3483

Beitrag(#2304644) Verfasst am: 10.04.2024, 20:24    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
Dass Homosexuelle von den Nazis ermordet wurden, steht fest; aber nun stellt sich die Frage, wie viele Transvestiten oder Transsexuelle als solche, d.h. nicht (nur) als Homosexuelle, von den Nazis ermordet wurden.

Ich glaube nicht, dass heterosexuelle Transgender von den Nazis verschont wurden. Falls du da Gegenteiliges weißt, hätte ich dazu doch gern eine Quelle. Transgender unter dem Label der Homosexualität zu verfolgen ist übrigens selbstverständlich immer noch eine Verfolgung von Transgendern.


Ja, und dass sie von den Nazis verfolgt wurden, steht zweifellos fest. Ein Beispiel:

Zitat:
"…die in der Besprechung der Verwaltungsspitzen der Freien und Hansestadt Hamburg vom 13.09.1933[[14]] niedergelegte Forderung:

'Die Polizeibehörde wird aufgefordert, die Transvestiten besonders zu beachten und erforderlichenfalls in das Konzentrationslager zu überführen.'…"

Quelle: https://dgti.org/2022/10/15/trans-im-dritten-reich-opfer-von-ns-verbrechen/
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Myron
Metaphysischer Materialist



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Beitrag(#2304646) Verfasst am: 10.04.2024, 20:43    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:

"the Holocaust: the mass murder of the Jews by the Nazis in the war of 1939-1945. Also used transf., of the similar fate of other groups" (Oxford English Dictionary)

"…the similar fate of other groups" – Okay, es gibt also zumindest im Englischen eine engere (nur auf Juden bezogene) und eine weitere Begriffsverwendung.


Wer zählt dann zu den Holocaust-Opfern im weiteren Sinn? Nur die von den Nazis aus ideologischen Gründen (jüdischen oder nichtjüdischen) Ermordeten oder auch die nicht ermordeten Verfolgten (Ausgeschlossenen, Eingesperrten, Misshandelten)? Im weitesten Sinn wird "Holocaust-Opfer" zu einem Synonym von "Nazi-Opfer", wobei sich die Frage stellt, ob es in einem derart weiten Sinn gebraucht werden soll. - Ich denke nicht. Sophie Scholl und Georg Elser sind Nazi-Opfer, aber keine Holocaust-Opfer.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44152

Beitrag(#2304647) Verfasst am: 10.04.2024, 20:55    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Wer zählt dann zu den Holocaust-Opfern im weiteren Sinn? Nur die von den Nazis aus ideologischen Gründen (jüdischen oder nichtjüdischen) Ermordeten oder auch die nicht ermordeten Verfolgten (Ausgeschlossenen, Eingesperrten, Misshandelten)? Im weitesten Sinn wird "Holocaust-Opfer" zu einem Synonym von "Nazi-Opfer", wobei sich die Frage stellt, ob es in einem derart weiten Sinn gebraucht werden soll. - Ich denke nicht. Sophie Scholl und Georg Elser sind Nazi-Opfer, aber keine Holocaust-Opfer.

Vielleicht etwas OT hier, aber nur aus Neugier: wie stehst du nun eigentlich zu der von mir vorgetragenen These, dass der Ausdruck "Holocaust" als solcher unangemessen ist?
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3483

Beitrag(#2304648) Verfasst am: 10.04.2024, 21:21    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Vielleicht etwas OT hier, aber nur aus Neugier: wie stehst du nun eigentlich zu der von mir vorgetragenen These, dass der Ausdruck "Holocaust" als solcher unangemessen ist?


Ich finde ihn (als Namen der nazistischen Massenvernichtung der Juden in Deutschland und Europa) nicht unangemessen; aber es gibt einen alternativen Namen—"(die) Shoah" (Hebräisch "Katastrophe", "Untergang")—, der unter den Juden und insbesondere in Israel gebräuchlicher ist.
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tillich (epigonal)
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Anmeldungsdatum: 12.04.2006
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Beitrag(#2304657) Verfasst am: 10.04.2024, 22:44    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Der Begriff Holocaust wird heute gerade im englischsprachigen Raum sehr häufig als pars pro toto für Naziverbrechen gebraucht. Man kann damit nicht einverstanden sein, dass das so gehandhabt wird, [...]

Vielleicht hängt das mit einer allgemeineren Tendenz zusammen, die ich zu beobachten glaube. Mein Eindruck ist, dass es ganz allgemein in englischsprachiger (oder vielleicht auch nur in amerikanischer) Diskussion eine Tendenz gibt, Sachverhalte, die mit Verbrechen zusammenhängen, auf eine Weise zu bezeichnen, die ich als übertreibend empfinde. Zum Beispiel wird meiner Beobachtung nach oft von "survivor" gesprochen, auch wenn es um ein Verbrechen geht, bei dem das Opfer normalerweise nicht stirbt. Auf Deutsch würde ich das Wort "Überlebender" aber nur verwenden, wenn man auch den Tod hätte erwarten können.

Oder noch allgemeiner hören sich Bewertungen verschiedenster Art für mich oft übertrieben an, wenn man sie sich wörtlich übersetzt vorstellt.

---------------

Bezüglich des Worts Holocaust gibt es übrigens mW noch einen anderen, jetzt veralteten Sprachgebrauch, bei dem man mit dem Wort zB einen zerstörerischen Brand mit Todesopfern bezeichnen kann (etwa hier, Unterüberschrift rechte Spalte), oder auch ein Massaker bzw. einen Massenmord in unterschiedlichem Kontext.

----------------

Diese spezielle Diskussion über Rowlings Aussagen halte ich übrigens nicht für weiterführend. Die Aussagen sind hinreichend unklar, dass sie bzw. ihre Fans sich immer irgendwie herauswinden können. Insofern ist es ein Beispiel für die nicht untypische Taktik, unscharfe Aussagen zu machen, die empörte Reaktionen triggern können, ohne dass man sie darauf festnageln kann; oder auch für die Taktik, einen Diskussionsverlauf im Nachhinein völlig verzerrt darzustellen. Eklig, aber in diesem Fall nicht der Hauptpunkt. Der Hauptpunkt ist die völlig Missachtung von Transidentität überhaupt.
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"YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."

(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Myron
Metaphysischer Materialist



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Beiträge: 3483

Beitrag(#2304659) Verfasst am: 10.04.2024, 22:56    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Diese spezielle Diskussion über Rowlings Aussagen halte ich übrigens nicht für weiterführend. Die Aussagen sind hinreichend unklar, dass sie bzw. ihre Fans sich immer irgendwie herauswinden können. Insofern ist es ein Beispiel für die nicht untypische Taktik, unscharfe Aussagen zu machen, die empörte Reaktionen triggern können, ohne dass man sie darauf festnageln kann; oder auch für die Taktik, einen Diskussionsverlauf im Nachhinein völlig verzerrt darzustellen. Eklig, aber in diesem Fall nicht der Hauptpunkt. Der Hauptpunkt ist die völlig Missachtung von Transidentität überhaupt.


Rowling hätte nicht rumeiern und die geschichtlichen Tatsachen nach Kenntnisnahme geradeheraus anerkennen sollen.

Apropos Taktik, diejenige der Gender Guerilla ist offensichtlich: Diffamierung aller Genderkritiker/innen als Rechtsextreme (Faschos, Nazis oder religiöse Fundamentalisten)!
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tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 21802

Beitrag(#2304660) Verfasst am: 10.04.2024, 23:03    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Apropos Taktik, diejenige der Gender Guerilla ist offensichtlich: Diffamierung aller Genderkritiker/innen als Rechtsextreme (Faschos, Nazis oder religiöse Fundamentalisten)!

Ja, das gibt es auch, und manchmal ist es mehr oder weniger stark an den Haaren herbeigezogen. Dann ist das nicht hilfreich, und weil bei Rowling dieser Eindruck entstehen könnte, würde ich nicht auf diesem Vorwurf beharren, wenn man sie nicht darauf festnageln kann.

Manchmal ist das aber auch einfach zutreffend. Dass es beim Thema Trans eine Pipeline von amerikanischen religiösen Rechtsextremen zu deutschen transfeindlichen Feministinnen gibt, ist ja z.B. ganz offensichtlich.
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tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 21802

Beitrag(#2304661) Verfasst am: 10.04.2024, 23:17    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Myron glaubt eben nicht an individuelle Rechte, sondern an Rechte nach Statistik. Schulterzucken

Exakt, und das ist ein sehr großes Problem.

Übrigens glaube ich nicht, dass es - wenn man diesen Ansatz der TERFs für die Diskussion mal akzeptieren würde - brauchbare Statistiken gibt, die für solche Argumentationen genutzt werden könnten. Ich glaube nicht einmal, dass es solche Statistiken überhaupt geben könnte. Denn jede solche Statistik müsste sich ja auf eine Grundgesamtheit der Transgender beziehen, die aber wiederum nur entweder durch eigenes Outing oder durch genaue externe Begutachtung der Person bekannt sein könnte.
Ersteres ist aber freiwillig und könnte daher leicht vermeiden werden, wozu die Diskriminierung von Transpersonen ja auch großen Anlass gibt; letzteres hingegen dürfte v.a. bei starken Auffälligkeiten hinsichtlich Straftaten oder psychischen Krankheiten stattfinden. Dadurch ist praktisch zwingend erwartbar, dass jede denkbare Statistik über Transpersonen und Gewalt oder vergleichbare Themen negativ verzerrt ist.
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3483

Beitrag(#2304662) Verfasst am: 10.04.2024, 23:22    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Manchmal ist das aber auch einfach zutreffend. Dass es beim Thema Trans eine Pipeline von amerikanischen religiösen Rechtsextremen zu deutschen transfeindlichen Feministinnen gibt, ist ja z.B. ganz offensichtlich.


Wo kann ich das nachlesen?
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tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 21802

Beitrag(#2304663) Verfasst am: 11.04.2024, 00:15    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Was Rowling sagt, lässt sich mMn auf diese wenigen Aussagen eindampfen (korrigiert mich, wenn ich etwas falsch wiedergebe oder etwas Wichtiges vergessen habe):

1. Was Frauen sind, ist ausschließlich biologisch vorgegeben: Es sind Produzenten von großen Gameten.

Das ist, mit Verlaub, mE ausnahmslos Quatsch.

Zu 1: Das wird falsifiziert (bzw. ad absurdum geführt) durch die Existenz von XY-Frauen mit Androgenreistenz, die äußerlich vollständig aussehen wie XX-Frauen und auch bezüglich ihrer psychologischen und sozialen Identität Frauen sind, nur dass sie eben keine Eierstöcke haben, sondern innenliegende Hoden. Nach Rowlings' Definition (und der anderer Gameten-Fanatiker wie unserem Freund Myron) wären diese Personen Männer. Das ist einfach eine lächerliche Vorstellung. (Auf diesen Punkt wies ich ja schon mehrfach hin.)

Das ist nur dann eine "lächerliche Vorstellung", wenn man sich nicht vorstellen kann, dass es männliche Wesen mit einer äußerlich weiblichen Erscheinung gibt.

Falsch. Dass ich mir das sehr gut vorstellen kann, sollte dir aus der Diskussion bekannt sein.
Es ist vielmehr deswegen eine lächerliche Vorstellung, weil es bei diesen Personen ohne weiteres vorkommen kann, dass sie sowohl von sich selbst als auch von allen Personen, mit denen sie je zu tun haben (vom Arzt bei der Geburt bis zum Ehepartner) aufgrund aller ihnen unmittelbar zur Verfügung stehenden Kriterien (von den sichtbaren Geschlechtsmerkmalen bis zum Geschlechtsempfinden) für Frauen gehalten werden. Und dann wird irgendwann, warum auch immer, eine genauere medizinische Untersuchung gemacht, durch die ihr spezieller medizinischer Zustand erkannt wird. Und dann kommen irgendwelche Gametenfanatiker um die Ecke und wollen so einer Person erzählen, dass sie aber ein Mann ist, weil sie theoretisch kleine Gameten produzieren könnte, wenn die Hoden nur außen liegen würden und die Androgenrezeption besser klappen würde, was zwar beides nicht der Fall ist, aber das ist egal. Und dann gesellen sich die Binaritätsfanatiker dazu und erklären, dass man jetzt aber den Personalausweis der Person auf "männlich" korrigieren muss, denn die potenziellen kleinen Gameten lügen nicht, und ab jetzt bitte auch ins Männerklo und in die Männerumkleide.
Das ist die lächerliche Vorstellung.
Und ich denke mir das nicht aus. Die Aussagen diverser TERFs bedeuten genau das. Man muss die Aussagen, die dieselben Personen an verschiedenen Stellen der Diskussion machen, nur zusammensetzen.

Myron hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Und wenn man diese eine Zwischenstufe anerkennt, ist die Definition falsifiziert, und es gibt keinen Grund, nicht auch weitere Zwischenstufen annehmen zu können.

Du hast schlicht und ergreifend unrecht, und ich erkläre dir nun zum allerletzten Mal warum:

In nichthermaphroditischen Spezies wie Homo sapiens ist 2SEX wahr, aber XORSEX falsch. Nichtsdestotrotz kann man sagen, dass XORSEX in Homo sapiens nahezu wahr oder höchst wahrheitsähnlich ist, weil Ausnahmen darin nicht normal und äußerst selten sind.

Man beachte dabei, dass diejenigen wenigen Menschen mit einer Störung der Geschlechtsentwicklung, die sich nicht der biologischen Standarddefinition gemäß entweder als männlich oder als weiblich einstufen lassen, eine winzige Minderheit in einer winzigen Minderheit sind.

Warum habe ich unrecht, wenn du im Verlauf deines Arguments selbst anerkennst, dass es diese Zwischenstufen gibt?
Und die "biologische Standarddefinition" kann uns völlig am Arsch vorbeigehen, wenn es um die persönliche Situation von Individuen in der Gesellschaft geht (dafür mein Beispiel unter 1). Die "biologische Standarddefinition" (ich würde das in diesem Kontext eher Gametenfanatismus nennen) wird ja übrigens nicht einmal von deiner eigenen Quelle so benutzt, denn sie bezeichnet ja durchaus auch Personen mit Unterschieden zwischen Phänotyp und Chromosomen als "Intersex".

(Und ist das ein Versprechen?)

Myron hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Was Rowling sagt, lässt sich mMn auf diese wenigen Aussagen eindampfen (korrigiert mich, wenn ich etwas falsch wiedergebe oder etwas Wichtiges vergessen habe):

3. Eine Gender-Identität abseits dieses körperlichen Geschlechts gibt es nicht.


Es kommt darauf an, was du unter einer "Gender-Identität" verstehst!
Dass es Transsexuelle gibt, hat Rowling niemals bestritten, oder?

Natürlich bestreitet sie das. Im von dir zitierten Text lehnt sie die Idee einer "gender identity" explizit und grundsätzlich ab. Ohne diese - psychologisch und medizinisch bestätigte - Idee ergibt der Begriff "Trans" aber überhaupt keinen Sinn. Das einzige, was sie als bedauerliche medizinische Störung anerkennt (sonst wäre die Realitätsverweigerung ja auch zu offensichtlich), ist "gender dysphoria", also ein Leiden am Geschlecht, das selbst aber absolut unverrückbar bleibt und an dem auch keine medizinische Behandlung etwas ändern kann. In Summe sind diese Aussagen natürlich ein Bestreiten der Existenz von Transsexuellen.

Es kann natürlich sein, dass sie in anderen Texten die Existenz von Transsexuellen doch anerkennt. Dass würde nur heißen, dass sie inkonsistent argumentiert. Davon wäre ich dann sehr unüberrascht.

Myron hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
4. Transpersonen anzuerkennen, würde heißen, Frauen ihrer Rechte und ihres Schutzes zu berauben, weil Transfrauen (die so zu nennen sie sich weigert) dasselbe Kriminalitätsmuster und dieselben körperlichen Vorteile hätten wie Cismänner.

Das ist, mit Verlaub, mE ausnahmslos Quatsch.


Nein, denn wenn es um den Frauensport geht, dann haben Transfrauen gegenüber Frauen unfairerweise erhebliche körperliche Vorteile. Diese können Transfrauen gegenüber Frauen auch außerhalb des sportlichen Bereichs (z.B. in einem Frauengefängnis) ausspielen.

--> Aus meinem von dir zitierten Post:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Zumal es in den Situationen, wo eine solche Gefahr denkbar wäre, ganz andere Möglichkeiten gäbe, Cis-Frauen zu schützen, ohne dass man Trans-Frauen Rechte und Schutz als Frauen verweigern müsste (wir haben das bezüglich der verschiedenen Angstszenarien ja sattsam diskutiert).

Ich werde nicht zum siebenunddrölfzigsten Male zu möglichen Lösungen dieser speziellen Probleme schreiben, die ohne die Verweigerung der Akzeptanz von Transpersonen auskommen, bloß weil du die vorigen sechsunddrölfzig Mal ignorierst.
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Beiträge: 21802

Beitrag(#2304664) Verfasst am: 11.04.2024, 00:34    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Manchmal ist das aber auch einfach zutreffend. Dass es beim Thema Trans eine Pipeline von amerikanischen religiösen Rechtsextremen zu deutschen transfeindlichen Feministinnen gibt, ist ja z.B. ganz offensichtlich.


Wo kann ich das nachlesen?

U.a. in diesem Thread. Such selbst.
Beispiel: Die unsägliche Broschüre, die Transsexualität grundsätzlich leugnet und ausschließlich als "Kult" diffamiert und empfiehlt, Jugendliche, die sich - angeblich natürlich per se fälschlich - als trans empfinden, sozial zu isolieren und zu kontrollieren bis zu klarer psychischer Misshandlung. Diese Broschüre stammt genau aus der genannten religiös-rechtsextremen Ecke der US-amerikanischen Diskussion und wurde in Deutschland von transfeindlichen Feministinnen übersetzt und herausgegeben.

Weiteres Beispiel (mW noch nicht in diesem Thread behandelt): Die sogenannten "WPATH-leaks" oder "-files", die bruchstückhafte Zitate aus internen Diskussionen von Behandlern von Transpersonen verzerrend bis verleumderisch in eine transfeindliche Richtung drehen. Sind durch genau dieselbe Pipeline gegangen.
https://www.assignedmedia.org/breaking-news/wpath-nothingburger-waste-of-time

Weitere kleinere Beispiele sieht man alltäglich, wenn man die Diskussionen verfolgt.
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Beiträge: 3483

Beitrag(#2304668) Verfasst am: 11.04.2024, 01:45    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Manchmal ist das aber auch einfach zutreffend. Dass es beim Thema Trans eine Pipeline von amerikanischen religiösen Rechtsextremen zu deutschen transfeindlichen Feministinnen gibt, ist ja z.B. ganz offensichtlich.


Wo kann ich das nachlesen?

U.a. in diesem Thread. Such selbst.
Beispiel: Die unsägliche Broschüre, die Transsexualität grundsätzlich leugnet und ausschließlich als "Kult" diffamiert und empfiehlt, Jugendliche, die sich - angeblich natürlich per se fälschlich - als trans empfinden, sozial zu isolieren und zu kontrollieren bis zu klarer psychischer Misshandlung. Diese Broschüre stammt genau aus der genannten religiös-rechtsextremen Ecke der US-amerikanischen Diskussion und wurde in Deutschland von transfeindlichen Feministinnen übersetzt und herausgegeben.


Hab deinen Beitrag mit dem Link gefunden: https://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=2294831#2294831

Der Link ist aber nun tot, weil…

Zitat:
"Berlin, 11.12.2023. Die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) hat die Broschüre „Wegweiser aus dem Transgenderkult – Elternratgeber“ in die Liste jugendgefährdender Medien aufgenommen. Die Indizierung erfolgte aufgrund der diskriminierenden und potenziell verrohenden Wirkung der Broschüre."

Quelle: https://www.lsvd.de/de/ct/10735-Broschuere-Wegweiser-aus-dem-Transgenderkult-Elternratgeber-als-jugendgefaehrdend-eingestuft


Hier kannst du die ausführliche Begründung der BzKJ lesen (auf das kleine Bild der ersten Dokumentenseite klicken!): https://fragdenstaat.de/anfrage/ausformulierte-begruendung-zur-indizierung-der-broschuere-wegweiser-aus-dem-transgenderkult-von-lasst-frauen-sprechen/
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
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Beitrag(#2304670) Verfasst am: 11.04.2024, 07:45    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Zum Beispiel wird meiner Beobachtung nach oft von "survivor" gesprochen, auch wenn es um ein Verbrechen geht, bei dem das Opfer normalerweise nicht stirbt.

Mmh jaa... also die theoretische Rechtfertigung dafür ist ja, dass unter z. B. Vergewaltigungsopfern die Suizidrate höher ist als im Bevölkerungsdurchschnitt. Bei jemandem, der tatsächlich wegen sowas Selbstmordgedanken oder ähnliches hat, finde ich es durchaus nachvollziehbar, dass er sein weiteres Leben nach der Tat als "Überleben" empfindet.

Ist aber jetzt schon wieder ein anderes Thema.
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Myron
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Beitrag(#2304697) Verfasst am: 11.04.2024, 20:48    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:

Hab deinen Beitrag mit dem Link gefunden: https://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=2294831#2294831

Der Link ist aber nun tot, weil…

Zitat:
"Berlin, 11.12.2023. Die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) hat die Broschüre „Wegweiser aus dem Transgenderkult – Elternratgeber“ in die Liste jugendgefährdender Medien aufgenommen. Die Indizierung erfolgte aufgrund der diskriminierenden und potenziell verrohenden Wirkung der Broschüre."

Quelle: https://www.lsvd.de/de/ct/10735-Broschuere-Wegweiser-aus-dem-Transgenderkult-Elternratgeber-als-jugendgefaehrdend-eingestuft


Hier kannst du die ausführliche Begründung der BzKJ lesen (auf das kleine Bild der ersten Dokumentenseite klicken!): https://fragdenstaat.de/anfrage/ausformulierte-begruendung-zur-indizierung-der-broschuere-wegweiser-aus-dem-transgenderkult-von-lasst-frauen-sprechen/


Ich habe ein Exemplar der indizierten Broschüre, deren Inhalt in der Tat "problematisch" ist (um ein Lieblingswort der Wachen Linken zu verwenden). Sie enthält einen "Plan zur Deprogrammierung deines Kindes" mit dem Ziel: "Das Kind soll die Realität annehmen, seinen Körper und sein Geschlecht."

Ja, ein geschlechtsdysphorisches Kind soll insofern "die Realität annehmen", als es erkennen soll, dass es nicht wirklich dem anderen Geschlecht angehören oder sein Geschlecht wechseln kann. Man soll einem Jungen, der ein Mädchen sein will oder sich für eines hält, nicht einreden oder darin bestärken, dass er tatsächlich ein Mädchen ist oder werden kann. – Das heißt wohlgemerkt nicht, dass man einem solchen Jungen nicht erklären soll, dass er bezüglich seines Fühlens, Aussehens und Verhaltens immerhin ein mädchenähnlicher Junge (frauenähnlicher Mann) sein oder werden kann!

Die Herausgeberinnen der Broschüre (und Maria Keffler, die amerikanische Originalautorin des Textes) wollen aber mehr und etwas anderes, nämlich, dass zumindest bei geschlechtsdysphorischen Kindern und Jugendlichen niemals eine "soziale Transition" (samt juristischer Anerkennung) und erst recht keine pharmazeutisch-chirurgische Körperveränderung stattfindet. Auch ich stehe dem skeptisch gegenüber, aber nicht absolut und prinzipiell ablehnend. Es kommt meiner Meinung nach ganz auf den Einzelfall an und entsprechende, nach bestem wissenschaftlichen Wissen & Gewissen gefällte Einzelfallentscheidungen.

Eine dogmatische "Antitranssexualitätstherapie", wie sie von religiösen Konservativen betrieben wird, ist aus wissenschaftlicher Sicht genauso verkehrt wie eine dogmatische "Gender-Affirming Care", wie sie von "wachen" Genderpsychologen und -medizinern betrieben wird.

Broschüren und andere Texte, worin Gender-Affirming Care auf der Grundlage der Gender (Identity) Theory gelehrt und angepriesen wird, gehören eigentlich auch wegen Kinder- & Jugendgefährdung auf den Index, weil sie in Bezug auf die geschlechtlichen Tatsachen systematisch desinformierend und desorientierend wirken.

Der indizierte "Wegweiser aus dem Transgenderkult" ist insofern desinformierend und desorientierend, als er Transsexualität & Geschlechtsdysphorie ausschließlich auf den ideologischen Einfluss der Geschlechtsidentitätstheorie zurückführt. Dass diese seit ihrer Verbreitung und Popularisierung im inner- und außeruniversitären Raum, insbesondere in den sozialen Medien, Kinder & Jugendliche in ihrem Denken über Geschlechtlichkeit nicht unerheblich beeinflusst, ist nicht zu leugnen. Der unerwartet steile Anstieg der Anzahl geschlechtsdysphorischer Minderjähriger (insbesondere weiblicher) in den letzten 20 Jahren hat gewiss etwas damit zu tun.

Daraus folgt jedoch mitnichten, dass es Transsexualität & Geschlechtsdysphorie ohne den "Hype" oder "Kult" um die Gendertheorie & die Queertheorie gar nicht gäbe; denn Transsexualismus & Transvestismus sind als psychische Phänomene bekanntlich viel älter als diese beiden Woke Theories, und sie bestehen unabhängig davon.

Transsexualismus & Transvestismus sind an sich keine ideologischen Ismen wie der Marxismus. Es kann darauf aber ein philosophisch-psychologischer Überbau errichtet werden, der sie in bestimmter Weise deutet und erklärt—so wie es anfänglich Psychoanalytiker und danach Gendertheoretiker getan haben.

Die Ablehnung der psychoanalytischen oder gendertheoretischen Interpretation darf nicht mit "Transphobie" gleichgesetzt werden!
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Myron
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Beitrag(#2304699) Verfasst am: 11.04.2024, 21:13    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:

Vielleicht hängt das mit einer allgemeineren Tendenz zusammen, die ich zu beobachten glaube. Mein Eindruck ist, dass es ganz allgemein in englischsprachiger (oder vielleicht auch nur in amerikanischer) Diskussion eine Tendenz gibt, Sachverhalte, die mit Verbrechen zusammenhängen, auf eine Weise zu bezeichnen, die ich als übertreibend empfinde. Zum Beispiel wird meiner Beobachtung nach oft von "survivor" gesprochen, auch wenn es um ein Verbrechen geht, bei dem das Opfer normalerweise nicht stirbt. Auf Deutsch würde ich das Wort "Überlebender" aber nur verwenden, wenn man auch den Tod hätte erwarten können.

Oder noch allgemeiner hören sich Bewertungen verschiedenster Art für mich oft übertrieben an, wenn man sie sich wörtlich übersetzt vorstellt.


Dein Eindruck trügt nicht; denn im Neusprech der Wachen Linken ist vielen Begriffen widerfahren, was Nick Haslam als "concept creep" bezeichnet. Damit meint er sowohl "horizontale" als auch "vertikale" Bedeutungsverschiebungen ungewöhnlicher Art. Im ersten Fall werden "qualitativ neue Phänomene" in den Begriffsumfang aufgenommen und im zweiten Fall "quantitativ weniger extreme Phänomene".

Wenn sich beispielsweise jemand als "Überlebender" bezeichnet, obwohl in der betreffenden Situation überhaupt keine Lebensgefahr bestand, dann haben wir es mit einem Fall von vertical concept creep zu tun.

Zitat:
"Many of psychology's concepts have undergone semantic shifts in recent years. These conceptual changes follow a consistent trend. Concepts that refer to the negative aspects of human experience and behavior have expanded their meanings so that they now encompass a much broader range of phenomena than before. This expansion takes “horizontal” and “vertical” forms: concepts extend outward to capture qualitatively new phenomena and downward to capture quantitatively less extreme phenomena. The concepts of abuse, bullying, trauma, mental disorder, addiction, and prejudice are examined to illustrate these historical changes. In each case, the concept's boundary has stretched and its meaning has dilated. A variety of explanations for this pattern of “concept creep” are considered and its implications are explored. I contend that the expansion primarily reflects an ever-increasing sensitivity to harm, reflecting a liberal moral agenda. Its implications are ambivalent, however. Although conceptual change is inevitable and often well motivated, concept creep runs the risk of pathologizing everyday experience and encouraging a sense of virtuous but impotent victimhood."

Quelle: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/1047840X.2016.1082418


Hier findet ihr den gesamten Aufsatz als PDF: "Concept Creep: Psychology’s Expanding Concepts of Harm and Pathology"
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fwo
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Beitrag(#2304701) Verfasst am: 11.04.2024, 21:28    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:

....
Ja, ein geschlechtsdysphorisches Kind soll insofern "die Realität annehmen", als es erkennen soll, dass es nicht wirklich dem anderen Geschlecht angehören oder sein Geschlecht wechseln kann. Man soll einem Jungen, der ein Mädchen sein will oder sich für eines hält, nicht einreden oder darin bestärken, dass er tatsächlich ein Mädchen ist oder werden kann. – Das heißt wohlgemerkt nicht, dass man einem solchen Jungen nicht erklären soll, dass er bezüglich seines Fühlens, Aussehens und Verhaltens immerhin ein mädchenähnlicher Junge (frauenähnlicher Mann) sein oder werden kann!...

Das kannst Du ruhig alles so sehen.

Du solltest Dir nur darüber im Klaren sein, dass das, was Du als Geschlecht betrachtest, nur die interessiert, die Menschen nur als Säugetiere ohne die besonderen Eigenschaften der Art Mensch betrachten. Insofern ist das zwar auch wissenschaftlich, was Du da brabbelst, aber Du befindest Dich dabei in der allgemeinen Zoologie und nicht in der speziellen Zoologie des Menschen, die auch als Anthropologie bezeichnet wird. Wenn Du das als angewandte Wissenschaft betreiben möchtest, landest Du in der Veterinärmedizin und nicht in der Humanmedizin.

Was in der angewandten Zoologie des Menschen von Psychologen / Medizinern als Gender-Affirming-Care empfohlen wird, entspricht dem Stand der Wissenschaft vom Menschen.

Dein Menschenbild ist einfach noch nicht in der Gegenwart angekommen - da bist Du auf einer Linie mit den Evangelikalen.
_________________
Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.

Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Myron
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Beitrag(#2304704) Verfasst am: 11.04.2024, 22:17    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:

Zitat:
"Berlin, 11.12.2023. Die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ) hat die Broschüre „Wegweiser aus dem Transgenderkult – Elternratgeber“ in die Liste jugendgefährdender Medien aufgenommen. Die Indizierung erfolgte aufgrund der diskriminierenden und potenziell verrohenden Wirkung der Broschüre."

Quelle: https://www.lsvd.de/de/ct/10735-Broschuere-Wegweiser-aus-dem-Transgenderkult-Elternratgeber-als-jugendgefaehrdend-eingestuft


Hier kannst du die ausführliche Begründung der BzKJ lesen (auf das kleine Bild der ersten Dokumentenseite klicken!): https://fragdenstaat.de/anfrage/ausformulierte-begruendung-zur-indizierung-der-broschuere-wegweiser-aus-dem-transgenderkult-von-lasst-frauen-sprechen/


In der Indizierungsbegründung steht:

"Das Werk geht von der Grundannahme aus, es gebe keine 'wahren Transsexuellen'." (S. 2)

"Nach Auffassung des Gremiums reicht eine derartige Negierung von 'wahrer' Transsexualität (biologisch wie sozial) bereits aus, die Belange des Jugendschutzes über die der Meinungsfreiheit zu stellen." (S. 28 )

Das Problem ist hier, dass nicht klar ist, was genau in der Broschüre unter "wahren Transsexuellen" oder "wahrer Transsexualität" verstanden wird.

Ich lese darin:

"Wir lehnen die Unterscheidung in eine essentialistische Vorstellung einer angeborenen, unabänderlichen, klar definierbaren „Transsexualität“ einerseits und einer erworbenen, minderwertigeren, falschen „Transsexualität“ andererseits (ROGD-Kids, Transaktivisten, Autogynophilie) ab. Wir sehen wie Keffler das System Transgenderismus als Ganzes und konstruieren hierbei keine Abstufungen."

Hier wird zunächst nur die nicht von den Broschüreautorinnen selbst getroffene Unterscheidung zwischen wahrer und falscher Transsexualität abgelehnt. Sie negieren "wahre Transsexualität" einfach deshalb, weil es für sie weder "wahre" noch "falsche" Transsexualität gibt, so wie es von anderen behauptet wird, die Autogynophilie als unechte Transsexualität betrachten.

Es ist eine Fehldeutung des BzKJ-Gremiums, dies als Negierung (der Existenz) des psychischen Phänomens der Transsexualität aufzufassen!

Wenn allerdings die Verneinung der Existenz "wahrer Transsexueller" in der Leugnung der Existenz von Transsexuellen besteht, die tatsächlich ihr Geschlecht (in einem nicht bloß rechtlichen Sinn) gewechselt haben, dann implizieren dies die Aussagen in der Broschüre. Das kann aber kein Grund für eine Indizierung sein, weil es eine Tatsache ist, dass Menschen ihr natürliches Geschlecht nicht wechseln können. (Homo sapiens ist keine Spezies sequenzieller Hermaphroditen!)

Wird in der Broschüre an anderer Stelle unmissverständlich verneint, dass es Transsexualität/Transsexualismus oder Geschlechtsdysphorie als psychisches Phänomen gibt? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, aber eine ausdrückliche Existenzverneinung kann ich darin jedenfalls nicht finden.

Das Wort "Geschlechtsdysphorie" kommt darin gar nicht vor, und die gesamte Argumentation richtet sich gegen den "Transgenderismus" als "Transgenderkult", der als "Glaubenssystem" bezeichnet wird.

Was zweifellos negiert wird, ist die Wahrheit der gendertheoretischen Interpretation (Deutung & Erklärung) von Transsexualität bzw. Geschlechtsdysphorie, was aber nicht dasselbe ist wie eine Negation der psychischen Wirklichkeit von Transsexualität bzw. Geschlechtsdysphorie.
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smallie
resistent!?



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Beitrag(#2304705) Verfasst am: 11.04.2024, 22:36    Titel: Antworten mit Zitat

Ihr seid ja immer noch bei diesem Thema. Pfeifen Dann hab ich auch noch was.

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
.... Es gibt aber kein seelisches Geschlecht ....

Lachen Gut, dass Du der Welt das mitteilst. Die hat schließlich nur auf Deine Weisheit gewartet.

Daumen hoch!

"Seelisches Geschlecht" - bitte sagen, wie man das falsifizieren kann, sonst ist das nur Geschwafel.


Warum ich mit Gender nichts anfangen kann

Ich halte den Begriff für inhaltsleer, bisher wurde damit nur triviales gesagt. Beispiel unten. Sowas passiert, wenn man sich einen Begriff der Grammatik schnappt und ihn mit neuer Bedeutung auflädt. Kann man schon machen, wenn man es richtig macht - damit meine ich, den Begriff in quantitative Zusammenhänge zu setzen, ihn naturwissenschaftlich aufzuladen, statt es bei Sozialphilosophie zu belassen.

Statt "Gender" würde ich lieber "das biologische Geschlecht im Lichte der Kultur" sagen. Damit wären die Einflüsse auf "Gender" benannt.

Im Folgendem beschränke ich mich auf Psychologie. Andere Aspekte lasse ich weg, um mich nicht zu verzetteln, sozio-ökonomisches zum Beispiel: ökonomisch abhängige Geschlechterrollen vs. ökonomisch unabhängige.


Gender = Aspekt der menschlichen Psyche

Behauptung: was immer Gender ist, es ist eine Untermenge dessen, was wir Persönlichkeit nennen. Gender zeigt sich im Verhalten. Individuelles Verhalten schreibt man der Persönlichkeit zu. Also ist Gender ein Aspekt von Persönlichkeit.

Meine Oma war eine andere Art von Mensch als meine Mutter oder meine Schwester. Meine Opas eine andere Art von Mensch als mein Vater. Und die wiederum waren anders als jene, die mir über längere Zeit nahe standen oder stehen. Hatten die alle ein anderes Gender?

Ich würde mich schwertun, diese Unterschiede einzuordnen im Sinn von: die und die sind als Mensch anders und die und die sind als Frauen oder als Männer anders. Beruhen diese Unterschiede auf unterschiedlichen Persönlichkeiten oder auf unterschiedlichen "Geschlechtertypen"? Ohne sich auf Statistik einzulassen, kommt man hier nicht weiter.

Ein Blick in die Psychologie. Die haben die Big-Five, um Persönlichkeiten einzusortieren. Die einzige, halbwegs allgemein anerkannte Methode dafür - und die ist nicht unumstritten.

    Offenheit für Erfahrungen
    Gewissenhaftigkeit
    Extraversion
    Verträglichkeit
    Neurotizismus


Vergleichbares möchte ich von Seiten der Genderstudien sehen.


Nullaussagen über Psyche

(Fies wie ich bin, habe ich mir unter drei Artikeln den schlechtesten ausgesucht.)

Ich habe im folgenden Text jedes Gender durch Persönlichkeit ersetzt. Auch wenn ihr diese Gleichsetzung für falsch haltet, eins wird durch die Ersetzung deutlich: Der Text ist trivial, er sagt nichts Konkretes über Persönlichkeit und deren individuelle Entwicklung - und er verbirgt das in einer aufgeplusterten Sprache.


Erwachsenenbildung.at hat folgendes geschrieben:
Geschlecht und Gender
Surur Abdul-Hussain (2006); aktualisiert und ergänzt 2014


Doing Personality

Eine für die Interaktion in der Erwachsenenbildung bedeutsame Herangehensweise bietet der sogenannte ethnomethodologische Konstruktivismus an. Dieser Ansatz beschäftigt sich mit gesellschaftlichen Normen aus einer besonderen Perspektive. In Bezug auf Persönlichkeit ist diese besondere Perspektive die Transidentität. [...] Durch die akribische Beobachtung der Mann-zu-Frau-Geschlechtsanpassung von Agnes konnte Garfinkel herausarbeiten, wie wir in unseren alltäglichen Interaktionen Persönlichkeit inszenieren und konstruieren. Er belegt mit seiner Studie, dass alle alltäglichen Handlungen und Interaktionen durch Geschlecht und Persönlichkeit geprägt sind. Wir nehmen also in jeder Situation unser sowie das Geschlecht und Persönlichkeit aller anderen Personen wahr. Dementsprechend versuchen wir meist gesellschaftlich erwünscht und angemessen zu agieren. Durch diese Allgegenwärtigkeit von Geschlecht wird Persönlichkeit aber auch (all)täglich neu konstruiert und inszeniert. Dieser Prozess gründet nach Garfinkel auf wechselseitigen Verhaltenserwartungen und -entsprechungen in jeder Interaktion.

Tja, wie weit traut man sich, gesellschaftlich aus dem Rahmen zu fallen? Wie viel Spielraum hat man hier?

Das ist die eigentliche Frage, die weit über das Geschlechterrollen-Thema hinaus relevant ist.


Erwachsenenbildung.at hat folgendes geschrieben:
Der Prozess dieser Persönlichkeitsinszenierung wird in der Ethnologie auch als "Doing Personality" (West/Zimmerman 1987) bezeichnet.

Bei Shakespeare hieß es noch:

    All the world's a stage,
    And all the men and women merely Players

Ich habe West/Zimmerman 1987 nicht gelesen. Sollte etwas drinstehen, das über Shakespeare hinausgeht, ziehe ich meine Kritik zurück.

PS. Wäre es nicht besser authentisch zu sein, statt etwas zu inszenieren?


Erwachsenenbildung.at hat folgendes geschrieben:
Geschlecht ist somit nicht etwas, was wir haben, sondern etwas, das wir tun (Carol Hagemann-White 1993).

Das haben schon die Existentialisten gesagt: Du bist, was du tust. Richtig - als Aphorismus, als Philosophie, als Religion. Aber leider keine quantifizierbare Aussage.


Erwachsenenbildung.at hat folgendes geschrieben:
Performing Personality

Fokussiert Doing Personality auf die konkrete Interaktionssituation, so beschäftigt sich Performing Personality mit der diskursiven Einbettung der Interaktion und mit Sprache als besonderem Moment der Interaktion. Diese diskurstheoretische Herangehensweise konzentriert sich somit auf Sprache und Diskurs als Momente der Konstruktion von Persönlichkeit. Judith Butler ist jene Theoretikerin, welche die Grundlagen für diese Herangehensweise erarbeitet hat. [...]

Angeblich hat Persönlichkeit eine genetische Komponente. Somit hätte auch Gender eine genetische Komponente. Übersieht man leicht, wenn man sich auf Sprache konzentriert, statt auch Biologie im Blick zu haben.


Erwachsenenbildung.at hat folgendes geschrieben:
Begriffsklärung Persönlichkeit

Unser persönliches Doing und Performing Personality steht in enger Verbindung mit unserer Sozialisation und Enkulturation (unserer kulturellen Entwicklung). Je nach persönlicher Auseinandersetzung identifizieren wir uns mehr oder weniger mit den erlernten Geschlechterrollen und halten sie entsprechend mehr oder weniger ein. In diesen Prozessen entwickeln wir unsere persönliche Geschlechts- und Persönlichkeitsidentität. Sozialisation und Enkulturation sind immer in soziokulturelle Lebenswelten, sogenannte "soziale Welten" eingebettet. Soziale Welten sind soziale Gruppen, die eine gemeinsame Weltsicht, gemeinsame Überzeugungen und gemeinsame Ordnungsschemata teilen (Petzold 2003a). Im Laufe unseres Lebens lernen wir viele soziale Welten kennen und alle haben unterschiedliche, von Machtdiskursen (Foucault 1996) geprägte kollektive Vorstellungen und Überzeugungen zum Thema Persönlichkeit.

Ich halte das im Groben sogar für richtig, aber es ist trivial.

Jetzt bin ich kein bisschen schlauer, wer aus welchen Gründen diese oder jene Persönlichkeit entwickelt. Wenn ich wieder Gender einsetze, sagt der Text: Gender entwickelt sich irgendwie aus irgendwelchen sozialen Umständen. Ein bisschen arg dünn.
_________________
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Zuletzt bearbeitet von smallie am 11.04.2024, 22:43, insgesamt einmal bearbeitet
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Myron
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Anmeldungsdatum: 01.07.2007
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Beitrag(#2304706) Verfasst am: 11.04.2024, 22:41    Titel: Antworten mit Zitat

fwo hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:

....
Ja, ein geschlechtsdysphorisches Kind soll insofern "die Realität annehmen", als es erkennen soll, dass es nicht wirklich dem anderen Geschlecht angehören oder sein Geschlecht wechseln kann. Man soll einem Jungen, der ein Mädchen sein will oder sich für eines hält, nicht einreden oder darin bestärken, dass er tatsächlich ein Mädchen ist oder werden kann. – Das heißt wohlgemerkt nicht, dass man einem solchen Jungen nicht erklären soll, dass er bezüglich seines Fühlens, Aussehens und Verhaltens immerhin ein mädchenähnlicher Junge (frauenähnlicher Mann) sein oder werden kann!...

Das kannst Du ruhig alles so sehen.


Danke, sehr gütig!

fwo hat folgendes geschrieben:
Du solltest Dir nur darüber im Klaren sein, dass das, was Du als Geschlecht betrachtest, nur die interessiert, die Menschen nur als Säugetiere ohne die besonderen Eigenschaften der Art Mensch betrachten. Insofern ist das zwar auch wissenschaftlich, was Du da brabbelst, aber Du befindest Dich dabei in der allgemeinen Zoologie und nicht in der speziellen Zoologie des Menschen, die auch als Anthropologie bezeichnet wird. Wenn Du das als angewandte Wissenschaft betreiben möchtest, landest Du in der Veterinärmedizin und nicht in der Humanmedizin.

Was in der angewandten Zoologie des Menschen von Psychologen / Medizinern als Gender-Affirming-Care empfohlen wird, entspricht dem Stand der Wissenschaft vom Menschen.

Dein Menschenbild ist einfach noch nicht in der Gegenwart angekommen - da bist Du auf einer Linie mit den Evangelikalen.


Mein Menschenbild ist völlig zeitgemäß! Im Gegensatz zu allen Theisten bin ich Naturalist, und als solcher ist der Mensch für mich vollständig Teil der Natur. Eine (immaterielle) Seele besitzt er nicht, und sein natürliches (männliches oder weibliches) Geschlecht ist dasjenige seines Körpers. Wir Menschen sind Tiere, Affen genauer gesagt, und unser Geschlecht unterliegt derselben biologischen Definition wie dasjenige aller anderen Tiere. Daran ändert unser kultureller Überbau gar nichts, den wir im Gegensatz zu den anderen Tieren haben!

Du bist im Irrtum, denn "was in der angewandten Zoologie des Menschen von Psychologen/Medizinern als Gender-Affirming-Care empfohlen wird, entspricht" NICHT "dem Stand der Wissenschaft vom Menschen", sondern lediglich dem unwissenschaftlichen Stand der Gender(identitäts)theorie!
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tillich (epigonal)
hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
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Beitrag(#2304707) Verfasst am: 11.04.2024, 22:59    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
In der Indizierungsbegründung steht:

"Das Werk geht von der Grundannahme aus, es gebe keine 'wahren Transsexuellen'." (S. 2)

"Nach Auffassung des Gremiums reicht eine derartige Negierung von 'wahrer' Transsexualität (biologisch wie sozial) bereits aus, die Belange des Jugendschutzes über die der Meinungsfreiheit zu stellen." (S. 28 )

Das Problem ist hier, dass nicht klar ist, was genau in der Broschüre unter "wahren Transsexuellen" oder "wahrer Transsexualität" verstanden wird.

Ich lese darin:

"Wir lehnen die Unterscheidung in eine essentialistische Vorstellung einer angeborenen, unabänderlichen, klar definierbaren „Transsexualität“ einerseits und einer erworbenen, minderwertigeren, falschen „Transsexualität“ andererseits (ROGD-Kids, Transaktivisten, Autogynophilie) ab. Wir sehen wie Keffler das System Transgenderismus als Ganzes und konstruieren hierbei keine Abstufungen."

Hier wird zunächst nur die nicht von den Broschüreautorinnen selbst getroffene Unterscheidung zwischen wahrer und falscher Transsexualität abgelehnt. Sie negieren "wahre Transsexualität" einfach deshalb, weil es für sie weder "wahre" noch "falsche" Transsexualität gibt, so wie es von anderen behauptet wird, die Autogynophilie als unechte Transsexualität betrachten.

Es ist eine Fehldeutung des BzKJ-Gremiums, dies als Negierung (der Existenz) des psychischen Phänomens der Transsexualität aufzufassen!

Du verzapfst schreienden Unsinn. Das ist keine "Fehldeutung", sondern im Gegenteil die eindeutige und explizite Aussage, die sich durch die gesamte Broschüre hindurchzieht. Die Herausgeberinnen lehnen die Unterscheidung ab, weil es ihrer Meinung nach überhaupt keine echte, sondern ausschließlich "falsche" Transsexualität gibt. Damit wird sehr wohl das Phänomen Trans als "echtes" psychisches Phänomen geleugnet. In der ganzen Broschüre wird Trans deshalb ja auch ausschließlich als Ergebnis von "Gehirnwäsche" durch einen "Kult" gedeutet.
Das zeigen ja auch zahlreiche weitere Zitate aus der Begründung.

Wenn du die Broschüre vorliegen hast, kannst du ja mal versuchen, einen einzigen Textbeleg zu bringen, in dem es darum geht, wie man mit einem Kind umgehen soll, das tatsächlich trans ist. Solche Überlegungen gibt es in der Broschüre nicht. Wenn ein Kind so etwas empfindet, dann ist das in der Broschüre ausschließlich auf äußere Manipulation zurückzuführen und niemals ein originäres Empfinden des Kindes selbst.
Deswegen geht es in der Broschüre ja dann auch ausschließlich darum, dieses Empfinden zu bekämpfen, und zwar auch mit psychischer Misshandlung, Isolation von Freunden usw.

(Das ist alles nur aus der Erinnerung; dass ich den Dreck gelesen habe, ist eine Weile her. Aber du kannst mich ja widerlegen, wenn ich falsch liegen sollte.)

Myron hat folgendes geschrieben:
Wenn allerdings die Verneinung der Existenz "wahrer Transsexueller" in der Leugnung der Existenz von Transsexuellen besteht, die tatsächlich ihr Geschlecht (in einem nicht bloß rechtlichen Sinn) gewechselt haben, dann implizieren dies die Aussagen in der Broschüre. Das kann aber kein Grund für eine Indizierung sein, weil es eine Tatsache ist, dass Menschen ihr natürliches Geschlecht nicht wechseln können. (Homo sapiens ist keine Spezies sequenzieller Hermaphroditen!)

Das "natürliche Geschlecht" in dem Sinne, in dem TERfs und Gametenfanatiker es meinen, ist in diesem Zusammenhang scheißegal und interessiert keine Sau. Es ist für die Anerkennung von Transpersonen als Transpersonen schlicht irrlevant. Denn wirklich niemand denkt, es wäre möglich, einen menschlichen Körper so umzuwandeln, dass er statt großer Gameten kleine Gameten produzieren könnte oder vice versa. Das Beharren auf diesem Thema ist deswegen nichts als ein riesengroßer Strohmann. Geht das vielleicht irgendwann in deinen Schädel?

Myron hat folgendes geschrieben:
Wird in der Broschüre an anderer Stelle unmissverständlich verneint, dass es Transsexualität/Transsexualismus oder Geschlechtsdysphorie als psychisches Phänomen gibt? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, aber eine ausdrückliche Existenzverneinung kann ich darin jedenfalls nicht finden.

Myron kann sein Handy nicht finden
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hat Spaß



Anmeldungsdatum: 12.04.2006
Beiträge: 21802

Beitrag(#2304708) Verfasst am: 11.04.2024, 23:07    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
Wir Menschen sind Tiere, Affen genauer gesagt, und unser Geschlecht unterliegt derselben biologischen Definition wie dasjenige aller anderen Tiere. Daran ändert unser kultureller Überbau gar nichts, den wir im Gegensatz zu den anderen Tieren haben!

"Menschen haben in dem Zusammenhang etwas, das anders ist als bei anderen Tieren, aber das ändert gar nichts daran, dass Menschen in dem Zusammenhang ganz genau so sind wie andere Tiere."
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Myron
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Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3483

Beitrag(#2304709) Verfasst am: 11.04.2024, 23:25    Titel: Antworten mit Zitat

smallie hat folgendes geschrieben:

Warum ich mit Gender nichts anfangen kann

Ich halte den Begriff für inhaltsleer, bisher wurde damit nur triviales gesagt. Beispiel unten. Sowas passiert, wenn man sich einen Begriff der Grammatik schnappt und ihn mit neuer Bedeutung auflädt. Kann man schon machen, wenn man es richtig macht - damit meine ich, den Begriff in quantitative Zusammenhänge zu setzen, ihn naturwissenschaftlich aufzuladen, statt es bei Sozialphilosophie zu belassen.


Ich stimme Alex Byrne bezüglich des Wortgebrauchs im Englischen zu, dass…

Zitat:
"[U]sing 'gender' to mean anything other than sex is to obscure important issues for no good reason."

(Byrne, Alex. Trouble with Gender. Cambridge: Polity, 2024. p. 195)


Die englischsprachige Unterscheidung von "sex" und "gender" lässt sich nicht einfach ins Deutsche übertragen, weil wir nur das eine deutsche Wort "Geschlecht" haben. Wir können allerdings die Fremdwörter "Sexus" und "Genus" verwenden.

Das Thema Geschlecht (des Menschen) umfasst unseren gesamten bio-psycho-sozialen/kulturalen Geschlechtskomplex (sex-complex); und wir benötigen das englische Wort "gender" nicht, um über all dessen Aspekte sprechen zu können. Wir können im Deutschen auch ohne dieses Fremdwort biologisch über körperliche Geschlechtsmerkmale sprechen, psychologisch über geschlechtliche Selbstrepräsentation (einschließlich Selbstidentifikation), und soziologisch über Geschlechternormen, -rollen und -stereotype.
Es steht uns überdies der sehr nützliche psychologisch-soziologische Fachbegriff "Habitus" zur Verfügung, sodass auch von einem (männlichen/weiblichen bzw. maskulinen/femininen) Geschlechtshabitus gesprochen werden kann.

smallie hat folgendes geschrieben:
Statt "Gender" würde ich lieber "das biologische Geschlecht im Lichte der Kultur" sagen. Damit wären die Einflüsse auf "Gender" benannt.

Im Folgendem beschränke ich mich auf Psychologie. …


Ein Zitat mit einer Mahnung des Persönlichkeitspsychologen Jack Block an seine Fachkollegen:

Zitat:
"I urge the field of personality psychology to resolutely confront its severe, even crippling, terminological problems. Many of the difficulties that beset assessment derive from the hasty, hazy, lazy use of language. Psychologists have tended to be sloppy with words. We need to become more intimate with their meanings, denotatively and connotatively, because summary labels and shorthand chosen quickly will control—often in unrecognized ways—the way we think subsequently. In part,
this problem is inevitable, but we can do much better. Language provides a medium for expressing, refining, and calibrating recognitions; we should use this medium with greater sensitivity and responsibility."

(Block, Jack. "A Contrarian View of the Five-Factor Approach to Personality Description." Psychological Bulletin 117/2 (1995): 187–215. p. 209)


"the hasty, hazy, lazy use of language"/"der voreilige, unscharfe, nachlässige Gebrauch von Sprache [von Begriffen]" – das werfe ich insbesondere der Gendertheorie & der Queertheorie vor!
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Myron
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Anmeldungsdatum: 01.07.2007
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Beitrag(#2304710) Verfasst am: 11.04.2024, 23:31    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
Wir Menschen sind Tiere, Affen genauer gesagt, und unser Geschlecht unterliegt derselben biologischen Definition wie dasjenige aller anderen Tiere. Daran ändert unser kultureller Überbau gar nichts, den wir im Gegensatz zu den anderen Tieren haben!

"Menschen haben in dem Zusammenhang etwas, das anders ist als bei anderen Tieren, aber das ändert gar nichts daran, dass Menschen in dem Zusammenhang ganz genau so sind wie andere Tiere."


Das Geschlecht von Menschen und anderen Tieren ist kein "soziales Konstrukt"; und es ist deshalb nicht soziologisch, sondern biologisch definiert.
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fwo
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Wohnort: im Speckgürtel

Beitrag(#2304711) Verfasst am: 12.04.2024, 01:54    Titel: Antworten mit Zitat

Myron hat folgendes geschrieben:
fwo hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:

....
Ja, ein geschlechtsdysphorisches Kind soll insofern "die Realität annehmen", als es erkennen soll, dass es nicht wirklich dem anderen Geschlecht angehören oder sein Geschlecht wechseln kann. Man soll einem Jungen, der ein Mädchen sein will oder sich für eines hält, nicht einreden oder darin bestärken, dass er tatsächlich ein Mädchen ist oder werden kann. – Das heißt wohlgemerkt nicht, dass man einem solchen Jungen nicht erklären soll, dass er bezüglich seines Fühlens, Aussehens und Verhaltens immerhin ein mädchenähnlicher Junge (frauenähnlicher Mann) sein oder werden kann!...

Das kannst Du ruhig alles so sehen.


Danke, sehr gütig!

fwo hat folgendes geschrieben:
Du solltest Dir nur darüber im Klaren sein, dass das, was Du als Geschlecht betrachtest, nur die interessiert, die Menschen nur als Säugetiere ohne die besonderen Eigenschaften der Art Mensch betrachten. Insofern ist das zwar auch wissenschaftlich, was Du da brabbelst, aber Du befindest Dich dabei in der allgemeinen Zoologie und nicht in der speziellen Zoologie des Menschen, die auch als Anthropologie bezeichnet wird. Wenn Du das als angewandte Wissenschaft betreiben möchtest, landest Du in der Veterinärmedizin und nicht in der Humanmedizin.

Was in der angewandten Zoologie des Menschen von Psychologen / Medizinern als Gender-Affirming-Care empfohlen wird, entspricht dem Stand der Wissenschaft vom Menschen.

Dein Menschenbild ist einfach noch nicht in der Gegenwart angekommen - da bist Du auf einer Linie mit den Evangelikalen.


Mein Menschenbild ist völlig zeitgemäß! Im Gegensatz zu allen Theisten bin ich Naturalist, und als solcher ist der Mensch für mich vollständig Teil der Natur. Eine (immaterielle) Seele besitzt er nicht, und sein natürliches (männliches oder weibliches) Geschlecht ist dasjenige seines Körpers. Wir Menschen sind Tiere, Affen genauer gesagt, und unser Geschlecht unterliegt derselben biologischen Definition wie dasjenige aller anderen Tiere. Daran ändert unser kultureller Überbau gar nichts, den wir im Gegensatz zu den anderen Tieren haben!

Du bist im Irrtum, denn "was in der angewandten Zoologie des Menschen von Psychologen/Medizinern als Gender-Affirming-Care empfohlen wird, entspricht" NICHT "dem Stand der Wissenschaft vom Menschen", sondern lediglich dem unwissenschaftlichen Stand der Gender(identitäts)theorie!

Das Wort Seele hast Du schon einmal benutzt, und da habe ich Dir nicht widersprochen. Hier benutzt Du es nocheinmal, um mir damit indirekt zu unterstellen, ich würde wohl an eine unsterbliche Seele glauben.
Das tue ich nicht. Ich benutze auch lieber den Ausdruck Psyche, der klarstellt dass es sich da nicht um die religiös beworbene, unsterbliche Geschichte handelt, sondern um einen Teil des Menschseins eines lebenden Menschen - nur zu denen forscht die Psychologie. Allerdings ist die Psyche trotzdem nicht materiell und wir nähern uns ihrer "Mechanik" deshalb nur sehr mühsam.

Zoologisch gesehen sind wir in der Tat Affen, allerdings die einzigen Affen, deren Hirn daran angepasst ist, eine kumulierende Kultur zu tragen, die in der Lage ist, Gesellschaften zu definieren. Diese Kultur besteht an ihrer Basis in einer abstrakten Sprache, die sich ebenfalls kumulativ entwickelt hat und dabei das schuf, was wir heute den menschlichen Geist nennen.

Wenn Du tatsächlich meinst, das menschliche Innenleben, das ich eben nur grob umrissen habe, man kann auch sagen, die menschliche Psyche, sei so schlicht wie die der anderen Affen, die diese Entwicklung nicht mitgemacht haben, dann tust Du mir leid.

Wenn Du Deine Aussage trotzdem aufrecht erhalten möchtest, solltest Du langsam mal damit anfangen, unabhängig davon, dass Dir einige ihrer Ergebnisse nicht gefallen, aufzuzeigen, warum es sich bei der Forschung der Fächer Medizin und Psychologie nicht um Wissenschaft handelt.

Aber lass Dir dazu etwas anderes einfallen als das Grimmsche Wörterbuch.
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Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.

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Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Myron
Metaphysischer Materialist



Anmeldungsdatum: 01.07.2007
Beiträge: 3483

Beitrag(#2304712) Verfasst am: 12.04.2024, 02:59    Titel: Antworten mit Zitat

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:

Du hast schlicht und ergreifend unrecht, und ich erkläre dir nun zum allerletzten Mal:

In nichthermaphroditischen Spezies wie Homo sapiens ist 2SEX wahr, aber XORSEX falsch. Nichtsdestotrotz kann man sagen, dass XORSEX in Homo sapiens nahezu wahr oder höchst wahrheitsähnlich ist, weil Ausnahmen darin nicht normal und äußerst selten sind.

Man beachte dabei, dass diejenigen wenigen Menschen mit einer Störung der Geschlechtsentwicklung, die sich nicht der biologischen Standarddefinition gemäß entweder als männlich oder als weiblich einstufen lassen, eine winzige Minderheit in einer winzigen Minderheit sind.

Warum habe ich unrecht, wenn du im Verlauf deines Arguments selbst anerkennst, dass es diese Zwischenstufen gibt?


Du hast geschrieben: "Und wenn man diese eine Zwischenstufe anerkennt, ist die Definition falsifiziert." – Ich habe dies wie folgt gelesen: "Wenn XORSEX falsch ist, dann ist auch 2SEX falsch." – Wie gesagt, dieser Bedingungssatz ist falsch, weil XORSEX von 2SEX nicht logisch impliziert wird.

Intersexuelle Syndrome als genetisch-phänotypische "Zwischenstufen" führen zu keinem dritten oder x-ten Geschlecht, dessen Existenz 2SEX widerlegen würde.

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
…Die "biologische Standarddefinition" (ich würde das in diesem Kontext eher Gametenfanatismus nennen) wird ja übrigens nicht einmal von deiner eigenen Quelle so benutzt, denn sie bezeichnet ja durchaus auch Personen mit Unterschieden zwischen Phänotyp und Chromosomen als "Intersex".


Es ist aber nicht davon die Rede, dass alle Intersexuellen nicht entweder männlich oder weiblich sind.

tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben:
Myron hat folgendes geschrieben:
Es kommt darauf an, was du unter einer "Gender-Identität" verstehst!
Dass es Transsexuelle gibt, hat Rowling niemals bestritten, oder?

Natürlich bestreitet sie das. Im von dir zitierten Text lehnt sie die Idee einer "gender identity" explizit und grundsätzlich ab. Ohne diese - psychologisch und medizinisch bestätigte - Idee ergibt der Begriff "Trans" aber überhaupt keinen Sinn. Das einzige, was sie als bedauerliche medizinische Störung anerkennt (sonst wäre die Realitätsverweigerung ja auch zu offensichtlich), ist "gender dysphoria", also ein Leiden am Geschlecht, das selbst aber absolut unverrückbar bleibt und an dem auch keine medizinische Behandlung etwas ändern kann. In Summe sind diese Aussagen natürlich ein Bestreiten der Existenz von Transsexuellen.

Es kann natürlich sein, dass sie in anderen Texten die Existenz von Transsexuellen doch anerkennt. Dass würde nur heißen, dass sie inkonsistent argumentiert. Davon wäre ich dann sehr unüberrascht.


Da es so etwas die eine "Idee einer gender identity" nicht gibt, weiß ich leider immer noch nicht, wovon du sprichst. Schaumermal:

Zitat:
"Gender identity is a category of social identity and refers to an individual's identification as male, female, or, occasionally, some category other than male or female. Gender dysphoria as a general descriptive term refers to an individual's affective/cognitive discontent with the assigned gender but is more specifically defined when used as a diagnostic category. Transgender refers to the broad spectrum of individuals who transiently or persistently identify with a gender different from their natal gender. Transsexual denotes an individual who seeks, or has undergone, a social transition from male to female or female to male, which in many, but not all, cases also involves a somatic transition by cross-sex hormone treatment and genital surgery (sex reassignment surgery)."

(Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders [DSM-5]. 5th ed. Arlington, VA: American Psychiatric Association, 2013. p. 451)


Mit "Geschlechtsidentität" ist hier also Geschlechtsidentifikation, genauer geschlechtliche Selbstidentifikation gemeint. (Woanders ist anderes damit gemeint!) Leider wird im DSM-5 nicht definiert, was genau es bedeutet, sich als etwas zu identifizieren (im Unterschied zu sich mit etwas/jemandem identifizieren). Laut dem Wörterbuch American Heritage bedeutet "to identify as" "to believe or assert that one belongs to a certain group or class". Entsprechend bedeutet "sich als männlich/weiblich/x-lich identifizieren" "glauben oder/und behaupten, dass man ein männliches/weibliches/x-liches Wesen ist".

Die von der Gendertheorie postulierte Geschlechtsidentität besteht also in nichts weiter als einer Meinung/Überzeugung (und der entsprechenden Behauptung) bezüglich der eigenen Geschlechtszugehörigkeit: Geschlechtsidentität = (selbstbezüglicher) "Geschlechtsglaube".

Die Gendertheorie behauptet außerdem, dass jeder (cis- oder transsexuelle) Mensch eine solche "Geschlechtsidentität" habe, was aber falsch ist; denn neugeborene Babys und geistig Schwerstbehinderte haben ein Geschlecht, aber keine Meinung oder bewusste Einstellung dazu.

Im DSM-5 wird zwischen Transgendern und Transsexuellen unterschieden—und zwar derart, dass die Existenz nichttranssexueller Transgender nicht ausgeschlossen ist, was zu begrifflicher Verwirrung führt.

Wenn man diese beiden Begriffe dagegen synonym gebraucht und durch "anders-/gegengeschlechtliche Selbstidentifikation" definiert, d.h. durch den Glauben, einem anderen Geschlecht anzugehören als demjenigen, dem man tatsächlich angehört, dann hat Rowling die Existenz von Transgendern/Transsexuellen gewiss nie bestritten — erst recht nicht, wenn bei der Transsexualitätsdiagnose nicht der Glaube, sondern die Begierde (der Wunsch), dem anderen Geschlecht anzugehören, entscheidend ist.
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