Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Fuxing grösstenteils harmlos
Anmeldungsdatum: 07.05.2008 Beiträge: 1691
Wohnort: Ankh Morpork
|
(#997074) Verfasst am: 08.05.2008, 17:40 Titel: Atheismus und persönliches Umfeld / Familie |
|
|
Ich hab da ein kleines (?) Problem.
Als jemand, der aus einem prinzipiell erzkatholischen Elternhaus stammt und mit entsprechendem Umfeld (teilweise auch auf der Arbeit; mein Chef (ich arbeite nicht in einer kirchlichen Einrichtung) hat vor Weihnachten auch schon mal Adventsgedichte auf der Firmen-Feier vorgelesen...und ich hatte den Eindruck, wir sollten das alles toll finden), habe ich u.a. über die Lektüre von Büchern von Terry Pratchett (z.B. "einfach göttlich"), dem IBKA-Forum und auch diesem Forum aktuell zum Atheismus gefunden.
Vernünftige Argumente gegen Religion gibt's hier meiner Meinung nach in ausreichender Anzahl und auch mit entsprechendem Tiefgang.
Jetzt geht es konkret darum, wie ich meine direkte Umwelt daran teilhaben lasse, denn gute Ideen sollten meines Erachtes ja schon verbreitet werden.
Allderdings hab ich die Befürchtung, dass ich mir bei allzu offensiver Ansprache dieses Themas nicht nur eine blutige Nase holen werde. Meinen Kirchenaustritt hab ich z.B. noch nicht gross an die Wand genagelt, wenn ich drauf angesprochen werde, stell ich meinen Standpunkt aber doch deutlich dar.
Könnt Ihr von Erfahrung mit Eurem persönlichen Umfeld (Arbeit, Familie, Freunde) berichten? Oder ist das eine "zu persönliche" Angelegenheit?
|
|
Nach oben |
|
 |
rk72 gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.04.2008 Beiträge: 2462
|
(#997085) Verfasst am: 08.05.2008, 18:11 Titel: |
|
|
Wie war die Aussage von dem Schwullen? "Eines Tages habe ich mich als Schwuler geoutet und keinen hat es interessiert".
Kann es sein, daß du nur glaubst, daß da etwas folgen wird?
Andererseits reagier ich durchaus etwas verstimmt wenn mir einer mit seiner Ideologie (damit meine ich Weltanschauung und Politik) zu sehr auf die Pelle rückt. Ich höre mir alles sehr interessiert an, ich kenne mich inzwischen sogar etwas im Islam aus wegen solcher informativen Gespräche, aber wenn einer mich von seiner Ideologie überzeugen will, dann kriegt er Widerstand von mir. Kapiert er es nicht, werde ich schon deutlicher.
Ich würde einfach das bei Gelegenheit erwähnen und gelegentlich darüber sprechen, aber versuche nicht zu überzeugen, es seiden du merkst, daß einer überzeugt werden will.
|
|
Nach oben |
|
 |
r'zr dickes reh
Anmeldungsdatum: 23.01.2008 Beiträge: 2578
Wohnort: Vault 13
|
(#997094) Verfasst am: 08.05.2008, 18:23 Titel: |
|
|
ich kenne das ähnlich, allerdings im protestantischen umfeld - wo man ja durchaus mehr offenheit erwartet. allerdings eine mischung aus kleingeist und dörflich/ländlicher umgebung...tja.
ja...es ist genauso so - man outet sich und keinen interessierts - allerdings nicht auf die nette art - sondern mehr in richtung 'nicht ganz zurechnungsfähig/ist sone phase'-like
sehr unangenehm.
unschönstes highlight war ein praktikumsplatz im jugendhilfebereich, unter kirchenträgerschaft - die jugendbereich selbst war offiziell nicht konfessionell, was im ostdeutschen sozia,lschiwerigen plattenbau auch sinnvoll ist
wurde ich abgemahnt als ich ein nosferatu(film)-t-shirt trug (angeblich satanistische anspielung) und 1x im monat trat man zur gemeinsamen morgenandacht, pflichttermin mit singen und beten an
zum ende hin erfuhr ich dass ich den platz überhaupt nur bekommen hatte weil ein hintergrundcheck durchgeführt wurde, den ich als konfirmierte bestanden habe *argh*
also: outen ja, irgendwie beiläufig....allerdings nur wenn man auch ein irgendwie diskussionsbereites gegenüber hat, der ungläubige nicht als verwirrte schäfchen gottes abtut die schon wieder in seinen schoss, und wenns auf dem totenbett ist, zurückfinden der proteststantengott liebt ja auch die 'temporär' ungläubigen.....
|
|
Nach oben |
|
 |
CoS Antitheist
Anmeldungsdatum: 10.07.2005 Beiträge: 2734
|
(#997097) Verfasst am: 08.05.2008, 18:29 Titel: |
|
|
Also ich denke es sollte jeder das Recht haben seinen eigenen Standpunkt zu haben und diesen auch argumentatorisch Vertreten zu können. Jemand der sein Handeln oder seine Meinung nicht begründen kann (und das findet man bei "Sitte-Christen" häufig) hat kein Recht meine Ansichten zu kritisieren. Wenn jemand meine Ansichten kritisiert und dafür auch Argumente hat, dann kann man sich doch auf eine unzensierte und sachliche Diskussion einlassen. Das "Blasphemie" Argument ist in einer offenen Diskussion ungültig.
Entweder andere akzeptieren meinen Atheismus und wenn sie es nicht tun, dann sollen sie mir auch erklären können warum sie das nicht tun und bereit sein sich auf eine Diskussion einzulassen. Wenn sie keine Argumente haben, dann sollen sie mich in Ruhe lassen und dieses "es ist halt nunmal so" Argument ist für mich ungültig!
_________________ "Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
|
|
Nach oben |
|
 |
Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
|
(#997099) Verfasst am: 08.05.2008, 18:32 Titel: Re: Atheismus und persönliches Umfeld / Familie |
|
|
Freigeist0815 hat folgendes geschrieben: | habe ich u.a. über die Lektüre von Büchern von Terry Pratchett (z.B. "einfach göttlich"), dem IBKA-Forum und auch diesem Forum aktuell zum Atheismus gefunden.[...]
Jetzt geht es konkret darum, wie ich meine direkte Umwelt daran teilhaben lasse, denn gute Ideen sollten meines Erachtes ja schon verbreitet werden. |
Netter Versuch.
|
|
Nach oben |
|
 |
AlexJ Supermarktoverlord
Anmeldungsdatum: 11.04.2008 Beiträge: 2353
Wohnort: Köln
|
(#997158) Verfasst am: 08.05.2008, 20:04 Titel: |
|
|
1. Wenn du nicht gerade beruflich Erzieherisch tätig bist, hat die Offenbarung das du Atheist bist normal keine Konsequenzen im Arbeitsleben. Besonders wenn du schon länger deinen Beruf ausübst, die Leute haben schon eine Meinung über dich gebildet die wird durch die Religion nur bedingt modifiziert.
Bei erzieherischer Tätigkeiten kann es schon mal Probleme geben, so hat im Jugendzentrum in dem ich arbeite die Offenbarung das ich Atheist bin mir kurzzeitig etwas in meiner Beziehung zum Klientel geschadet, anderer Seits wären/sind fast alle Jugendlichen die wegen meinem Atheismus Vorbehalte hatten, heute wesentlich offener zu anderen Atheisten weil ich Vorurteile abgebaut habe.
2. Nicht Missionieren, wenn du dein Arbeitsklima nicht negativ Beeinflussen möchtest. Wenn die Diskussion läuft ist es ach mal in Ordnung seine Ansichten anzubringen erwarte aber nicht das du jemand bekehrst und versuche es am besten gar nicht.
Wenn jemand bekehrt werden möchte oder Interesse hat zeigt er das meist sehr deutlich in dem er selber viel dazu sagt/fragen stellt. Wenn der andere still zuhört oder nur nach Aufforderung redet/mit dem Kopf nickt ist das ein Anzeichen das du gerade mächtig an Gummipunkten verlierst.
MfG
AlexJ.
|
|
Nach oben |
|
 |
Fuxing grösstenteils harmlos
Anmeldungsdatum: 07.05.2008 Beiträge: 1691
Wohnort: Ankh Morpork
|
(#997250) Verfasst am: 08.05.2008, 21:34 Titel: |
|
|
CoS hat folgendes geschrieben: | Also ich denke es sollte jeder das Recht haben seinen eigenen Standpunkt zu haben und diesen auch argumentatorisch Vertreten zu können. Jemand der sein Handeln oder seine Meinung nicht begründen kann (und das findet man bei "Sitte-Christen" häufig) hat kein Recht meine Ansichten zu kritisieren. Wenn jemand meine Ansichten kritisiert und dafür auch Argumente hat, dann kann man sich doch auf eine unzensierte und sachliche Diskussion einlassen. Das "Blasphemie" Argument ist in einer offenen Diskussion ungültig.
Entweder andere akzeptieren meinen Atheismus und wenn sie es nicht tun, dann sollen sie mir auch erklären können warum sie das nicht tun und bereit sein sich auf eine Diskussion einzulassen. Wenn sie keine Argumente haben, dann sollen sie mich in Ruhe lassen und dieses "es ist halt nunmal so" Argument ist für mich ungültig! |
Primzipiell hast du mit Deiner Aussage recht....und das sollte innerhalb einer Familie m.E. genauso sein....ich glaube, dass es das aber oft nicht ist.
Gegenüber meiner Mutter würde ich z.B. unterstellen, dass der Beginn einer Diskussion über das Thema schon im Ansatz ersticken würde, zum einen durch die "historische" Rollenbeziehung zwischen ihr und mir, zum anderen weil sie über das Thema vermutlich nicht sprechen mag....und zu guter letzt würde ich gerade diesen Menschen nicht verletzen wollen.
Von daher werd ich vermutlich mit einer eher "vorsichtigen" Outing-Strategie weitermachen.
|
|
Nach oben |
|
 |
Rasmus entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst
Anmeldungsdatum: 20.05.2004 Beiträge: 17559
|
(#997285) Verfasst am: 08.05.2008, 22:12 Titel: Re: Atheismus und persönliches Umfeld / Familie |
|
|
Freigeist0815 hat folgendes geschrieben: | Könnt Ihr von Erfahrung mit Eurem persönlichen Umfeld (Arbeit, Familie, Freunde) berichten? Oder ist das eine "zu persönliche" Angelegenheit? |
Ich finde es erstaunlich, wie weit man die mehr oder weniger offensichtlichen Anzeichen ignorieren kann.
Beo Großmuttern wird vor dem Essen gebetet - es hat niemals jemand kommentiert, daß ich weder die Hände falte noch verschämt gegen Erdmittelpunkt blicke. Dafür werde ich trotz jahrelang gleichbleibend verneinender Antworten immer wieder gefragt, ob ich mit zur Messe will.
_________________ Brother Sword of Enlightenment of the Unitarian Jihad
If you ask the wrong questions you get answers like '42' or 'God'.
"Glaubst Du noch oder hüpfst Du schon?"
Sylvia Browne - Wahrsager oder Scharlatan?
|
|
Nach oben |
|
 |
CoS Antitheist
Anmeldungsdatum: 10.07.2005 Beiträge: 2734
|
(#1000121) Verfasst am: 14.05.2008, 13:29 Titel: |
|
|
Freigeist0815 hat folgendes geschrieben: | CoS hat folgendes geschrieben: | Also ich denke es sollte jeder das Recht haben seinen eigenen Standpunkt zu haben und diesen auch argumentatorisch Vertreten zu können. Jemand der sein Handeln oder seine Meinung nicht begründen kann (und das findet man bei "Sitte-Christen" häufig) hat kein Recht meine Ansichten zu kritisieren. Wenn jemand meine Ansichten kritisiert und dafür auch Argumente hat, dann kann man sich doch auf eine unzensierte und sachliche Diskussion einlassen. Das "Blasphemie" Argument ist in einer offenen Diskussion ungültig.
Entweder andere akzeptieren meinen Atheismus und wenn sie es nicht tun, dann sollen sie mir auch erklären können warum sie das nicht tun und bereit sein sich auf eine Diskussion einzulassen. Wenn sie keine Argumente haben, dann sollen sie mich in Ruhe lassen und dieses "es ist halt nunmal so" Argument ist für mich ungültig! |
Primzipiell hast du mit Deiner Aussage recht....und das sollte innerhalb einer Familie m.E. genauso sein....ich glaube, dass es das aber oft nicht ist.
Gegenüber meiner Mutter würde ich z.B. unterstellen, dass der Beginn einer Diskussion über das Thema schon im Ansatz ersticken würde, zum einen durch die "historische" Rollenbeziehung zwischen ihr und mir, zum anderen weil sie über das Thema vermutlich nicht sprechen mag....und zu guter letzt würde ich gerade diesen Menschen nicht verletzen wollen.
Von daher werd ich vermutlich mit einer eher "vorsichtigen" Outing-Strategie weitermachen. |
Nun also ich würds ihr einfach offen sagen und wenn sie dagegen Einwände hat, dann soll sie diese begründen. Ich hab mich vor meiner Mutter noch nie rechtfertigen müssen. Sie hat alle meine Entscheidungen letztendlich akzeptiert, auch wenn sie anderer Meinung ist, weil sie von Haus aus meint "es ist dein leben, nicht meins"
_________________ "Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!"
|
|
Nach oben |
|
 |
ateyim registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.05.2007 Beiträge: 3656
Wohnort: Istanbul
|
(#1000130) Verfasst am: 14.05.2008, 13:45 Titel: Re: Atheismus und persönliches Umfeld / Familie |
|
|
Rasmus hat folgendes geschrieben: |
Ich finde es erstaunlich, wie weit man die mehr oder weniger offensichtlichen Anzeichen ignorieren kann.
Beo Großmuttern wird vor dem Essen gebetet - es hat niemals jemand kommentiert, daß ich weder die Hände falte noch verschämt gegen Erdmittelpunkt blicke. Dafür werde ich trotz jahrelang gleichbleibend verneinender Antworten immer wieder gefragt, ob ich mit zur Messe will. |
Diese Ignoranz stelle ich sehr haeufig fest... ich kann heute z.B. in einer Gespraechsrunde meinen Verwandten deutlich machen, dass ich von Allah etc. nichts halte, aber kaum ist ein religiöser Feiertag da, wird der ein oder andere ganz normal, ohne Unterton mir sagen, dass Gebete an diesem Tag besondere Beachtung faenden.
Ich habe schon resigniert:
anfangs habe ich mich darüber aufgeregt, weil ich meine Position verstanden wissen wollte anstatt dass man sie überhört, ignoriert, als Laune abtut...
aber im Grunde geht es mir darum, so weit es geht in Ruhe gelassen zu werden mit dieser Thematik... und das habe ich nun doch erreicht. Sollte mir eigentlich egal sein, was sie im Innersten über mich denken.
|
|
Nach oben |
|
 |
managementboy registrierter User
Anmeldungsdatum: 29.05.2007 Beiträge: 67
Wohnort: Münster
|
(#1001410) Verfasst am: 16.05.2008, 12:22 Titel: |
|
|
Ich selbst bin durch Dawkins vom passiven Agnostiker zum offenen Atheismus übergetreten. Seit dem mache ich aktiv "conciousness raising" indem ich jede Anspielung auf Religiosität bei der Arbeit und Bekannten gleich hinterfrage. Dabei bin ich gern mal theatralisch und frage sogar bei "Gott segne dich" oder "Grüß Gott" ob sie es ernst meinen.
Bei der Arbeit bin ich schon seit einiger Zeit daher als Skeptiker/Atheist bekannt und es hat mir meiner Ansicht nach nur geholfen. Ein Ruf als "Ja"sager zu haben ist nicht doll, lieber jemand der hinterfragt, da kann Atheist sein hilfreich sein sich diesen Ruf zu verschaffen.
Bei der Familie und Arbeit bin ich sehr überrascht gewesen, denn ich hatte dort viel Spott und Unverständnis erwartet, habe aber eher viele Agnostiker und sogar Atheisten vorgefunden.
Ich habe es mir zum Prinzip gemacht, dass ich nicht für ein Unternehmen arbeiten werde in dem an das Göttliche geglaubt wird. Denn wer an Überirdisches glaubt, ist meiner Ansicht auch anfällig sonstigen Stuss zu glauben und das wiederum führt zu Fehlinvestitionen. Wenn ich dadurch ein niedrigeres Gehalt bekäme, was nicht der Fall ist, währe es mir das Wert. Religionsmobbing würde ich keine 2 Stunden ertragen.
|
|
Nach oben |
|
 |
esme lebt ohne schützende Gänsefüßchen.
Anmeldungsdatum: 12.06.2005 Beiträge: 5667
|
(#1001684) Verfasst am: 16.05.2008, 19:57 Titel: Re: Atheismus und persönliches Umfeld / Familie |
|
|
Rasmus hat folgendes geschrieben: |
Ich finde es erstaunlich, wie weit man die mehr oder weniger offensichtlichen Anzeichen ignorieren kann.
Beo Großmuttern wird vor dem Essen gebetet - es hat niemals jemand kommentiert, daß ich weder die Hände falte noch verschämt gegen Erdmittelpunkt blicke. Dafür werde ich trotz jahrelang gleichbleibend verneinender Antworten immer wieder gefragt, ob ich mit zur Messe will. |
Andererseits werde ich auch jede Woche gefragt, ob ich nicht doch einen Kaffee trinken will. Die Hoffnung auf Normalität der Kinderchen stirbt zuletzt.
|
|
Nach oben |
|
 |
|