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Asz WiW (Weib im Web)
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 2431
Wohnort: Berlin
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(#1008838) Verfasst am: 27.05.2008, 13:40 Titel: |
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Ich greif jetzt mal 'ne Stadt raus - Greifswald. Hier war zuerst das Zisterzienserkloster. Dann entstand die Stadt Greifswald.
Oder Bad Doberan - das gleiche in grün. (allerdings weiß ich jetzt nicht, ob das auch Zisterzienser waren)
Und ich habe immer gelernt, daß die Ansiedlungen von den Klöstern gegründet wurden.
Ich bin mit rk27 gewiß selten einer Meinung, und ob Erfahrungen der Klosterbauer bei'm Bau einer Stadt nun große oder kleine Rollen spielten ist mir auch nicht ganz klar. Allerdings kann ich mir denken, daß Bauleute (oder Baumeister) gerade in dieser Gegend erst an den Klöstern geübt haben und anschließend ihre Erfahrungen (und wenn's nur technische waren - z.B. die Gewölbe in vielen Ratskellern) in den Städtebau einfließen ließen.
Fakt ist aber, daß gerade in den geographischen Ecken, die im Mittelalter vom Westen her besiedelt wurden (Eroberungen in den slawischen Gebieten) einige Städte einer Klosteransiedlung folgten (zeitlich).
Es gab auch damals nicht nur den "germanischen" Westen. spätestens ab Mitte des 12.JH gings in den Osten - und die Kirche vorneweg.
_________________ Der Gescheitere gibt nach! Ein unübertreffliches Wort. Es begründete die Weltherrschaft der Dummheit
(Marie von Ebner-Eschenbach)
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1008841) Verfasst am: 27.05.2008, 13:45 Titel: |
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Türlich, ich kann dir auch sagen welche. Das waren im Baltikum genau diese Orte, wo sich der Deutschritterorden niedergelassen hat. Die Kreuzzüge (die Ostexpansion gehört dazu) waren die erste Phase europäischer Kolonisation und das hatte große Auswirkungen auf das Rittertum. Die Stützpunkte der Deutschritter waren strategische Rückzugspunkte und Nachschubsicherungen. Dort schleppte man dann zB auch versklavte Litauer hin. Südlicher lief das unter polnischer Schirmherrschaft ab.
Edit: Quatsch nicht Balkan, ich meinte Baltikum
Zuletzt bearbeitet von Argáiþ am 27.05.2008, 13:52, insgesamt einmal bearbeitet |
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#1008844) Verfasst am: 27.05.2008, 13:50 Titel: |
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Asz hat folgendes geschrieben: |
Fakt ist aber, daß gerade in den geographischen Ecken, die im Mittelalter vom Westen her besiedelt wurden (Eroberungen in den slawischen Gebieten) einige Städte einer Klosteransiedlung folgten (zeitlich).
Es gab auch damals nicht nur den "germanischen" Westen. spätestens ab Mitte des 12.JH gings in den Osten - und die Kirche vorneweg.
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Die Slawen hatten vor der Christianisierung bereits Siedlungen, die städtischen Charakter hatten, mit Befestigungswall ringsum.
Ob man die nun schon Stadt nennen darf, immerhin hatten die noch keine christliche Kirche...
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#1008847) Verfasst am: 27.05.2008, 13:53 Titel: |
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Argaith hat folgendes geschrieben: | Ich bin übernächtigt... tschuldigung.
Zitat: | Zuerst war das Kloster und dann kam die Stadt. |
das gab es schon, hab ich doch gesagt. Nur hat das keinen planerischen Zusammenhang. Im Fall von St. Gallen war das wahrscheinlich ein fränkischer Bischofsitz, nach Cannstatt. |
Nein der Bischofsitz war Konstanz.
St. Gallen hatte einen Fürstabt.
Agnost
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1008849) Verfasst am: 27.05.2008, 13:56 Titel: |
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Sanne hat folgendes geschrieben: | Asz hat folgendes geschrieben: |
Fakt ist aber, daß gerade in den geographischen Ecken, die im Mittelalter vom Westen her besiedelt wurden (Eroberungen in den slawischen Gebieten) einige Städte einer Klosteransiedlung folgten (zeitlich).
Es gab auch damals nicht nur den "germanischen" Westen. spätestens ab Mitte des 12.JH gings in den Osten - und die Kirche vorneweg.
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Die Slawen hatten vor der Christianisierung bereits Siedlungen, die städtischen Charakter hatten, mit Befestigungswall ringsum.
Ob man die nun schon Stadt nennen darf, immerhin hatten die noch keine christliche Kirche... |
sollten glaub ich nur Beispiele sein
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1008850) Verfasst am: 27.05.2008, 13:59 Titel: |
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Agnost hat folgendes geschrieben: | Argaith hat folgendes geschrieben: | Ich bin übernächtigt... tschuldigung.
Zitat: | Zuerst war das Kloster und dann kam die Stadt. |
das gab es schon, hab ich doch gesagt. Nur hat das keinen planerischen Zusammenhang. Im Fall von St. Gallen war das wahrscheinlich ein fränkischer Bischofsitz, nach Cannstatt. |
Nein der Bischofsitz war Konstanz.
St. Gallen hatte einen Fürstabt.
Agnost |
Ja, stimmt. Auf Wiki steht es allenthalben zu lesen. Allerdings ist zu bezweifeln, dass das Gebiet vorher nicht besiedelt war. Stadtrecht erhielt es ja viel später, ne. So ein par Schwaben drum rum zählten wohl noch nicht als Ansiedlung. Es gibt jedenfalls solche Beispiele, wo das Kloster zuerst da war.
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#1008853) Verfasst am: 27.05.2008, 14:02 Titel: |
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Argaith hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: | Argaith hat folgendes geschrieben: | Ich bin übernächtigt... tschuldigung.
Zitat: | Zuerst war das Kloster und dann kam die Stadt. |
das gab es schon, hab ich doch gesagt. Nur hat das keinen planerischen Zusammenhang. Im Fall von St. Gallen war das wahrscheinlich ein fränkischer Bischofsitz, nach Cannstatt. |
Nein der Bischofsitz war Konstanz.
St. Gallen hatte einen Fürstabt.
Agnost |
Ja, stimmt. Auf Wiki steht es allenthalben zu lesen. Allerdings ist zu bezweifeln, dass das Gebiet vorher nicht besiedelt war. Stadtrecht erhielt es ja viel später, ne. So ein par Schwaben drum rum zählten wohl noch nicht als Ansiedlung. Es gibt jedenfalls solche Beispiele, wo das Kloster zuerst da war. |
Der Stiftsbezirk ist ja unterdessen Weltkultur-Erbe.
Unterdessen ist St. Gallen ja Bischofssitz.
Die Schwaben und Alemannen lebte wohl mehr am See oder im Appenzell.
Agnost
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1008858) Verfasst am: 27.05.2008, 14:10 Titel: |
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Gut, der Fürstabt war jetzt tatsächlich ein Alamanne, wer allerdings nach Cannstadt eingesetzt wurde, ist nach dem Wikiartikel nicht klar. Ich kann mir denken, dass das unter karolingischer Herrschaft Kirchenbesitz mit Lehen war, wie weiter oben oder in dem anderen Thread schon erwähnt. Bischöfe und auch Äbte wurden mit ganz ahnlichen Aufgaben, wie Grafen betraut und hin und wieder schenkte man der Kirche Land und erwartete im Gegenzug Abgaben, wie von den Grafschaften. ZB haben sich die Leute gern vor dem Kriegsdienst Gedrückt, in dem sie sich in Leibeigenschaft begaben, weil sie den "Heriban" (Lösegeldalternative zum Kriegesdienst) nicht anders bezahlen konnten. Es konnte aber auch andere Gründe gegeben haben, wie zB, dass der Bischofsitz oder die Abtei auf oder in der Nähe von Ländereien waren, die sie dann später als Schenkung erhielten. Die Bauern mussten dann übrigens anfangs doppelte Abgaben leisten (an Graf und Abt/Bischof), bis Karl das tatsächlich verboten hat. So ist zu erklären, dass es um Klöster oft auch Siedlungen gegeben hat. In späteren Zeiten gibt es das nicht mehr. Da sind Klöster eine Dreingabe der Landesherren.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1008860) Verfasst am: 27.05.2008, 14:13 Titel: |
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Agnost hat folgendes geschrieben: |
Der Stiftsbezirk ist ja unterdessen Weltkultur-Erbe.
Unterdessen ist St. Gallen ja Bischofssitz.
Die Schwaben und Alemannen lebte wohl mehr am See oder im Appenzell.
Agnost |
Glaube ich nicht. Die Alamannen waren in Alamannien weder selten noch im hintersten Winkel versteckt zu finden. Die gab es dort auch. Hast du anderslautende Quellen?
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Asz WiW (Weib im Web)
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 2431
Wohnort: Berlin
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(#1008881) Verfasst am: 27.05.2008, 14:45 Titel: |
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Sanne hat folgendes geschrieben: | Asz hat folgendes geschrieben: |
Fakt ist aber, daß gerade in den geographischen Ecken, die im Mittelalter vom Westen her besiedelt wurden (Eroberungen in den slawischen Gebieten) einige Städte einer Klosteransiedlung folgten (zeitlich).
Es gab auch damals nicht nur den "germanischen" Westen. spätestens ab Mitte des 12.JH gings in den Osten - und die Kirche vorneweg.
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Die Slawen hatten vor der Christianisierung bereits Siedlungen, die städtischen Charakter hatten, mit Befestigungswall ringsum.
Ob man die nun schon Stadt nennen darf, immerhin hatten die noch keine christliche Kirche... |
Hauptsache, nichts trübt Eure Wahrnehmung, weil nicht sein kann, was nicht sein darf...
Greifswald war keine slawische Siedlung.
Greifswalder Stadtchronik http://www.dental.uni-greifswald.de/allgemein/geschichte/stadt.html
PS - nicht, daß ich jetzt auch als ...christin (wie auch immer) diffamiert werde. Ich bin schon mein ganzes Leben Atheistin und kann wohl deshalb auch etwas relaxter mit einigen Aspekten der Geschichte umgehen.
_________________ Der Gescheitere gibt nach! Ein unübertreffliches Wort. Es begründete die Weltherrschaft der Dummheit
(Marie von Ebner-Eschenbach)
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#1008882) Verfasst am: 27.05.2008, 14:48 Titel: |
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Argaith hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: |
Der Stiftsbezirk ist ja unterdessen Weltkultur-Erbe.
Unterdessen ist St. Gallen ja Bischofssitz.
Die Schwaben und Alemannen lebte wohl mehr am See oder im Appenzell.
Agnost |
Glaube ich nicht. Die Alamannen waren in Alamannien weder selten noch im hintersten Winkel versteckt zu finden. Die gab es dort auch. Hast du anderslautende Quellen? |
Das Gebiet ist wirklich extrem Streusiedelig.
Und St. Gallen war eben versteckt.
Das Appenzell ist fruchtbares Hügelland und unten am See war es auch viel einfache zu leben.
St. Gallen fing ja als Eremiten-"Nest" an. War ne irische Gründung, und wurde nach dem Cannstädter Blutgericht und dem Untergang des Herzogtums Alemanien erst zu einem "richtigen" karolingischen Kloster.
Die Attraktion zur Ansiedlung bei der Abtei war eben in dem Fall die Abtei.
Spassig war ja, dass nach der Reformation die Stadt reformiert war aber der Fürstabtei katholisch blieb.
Kohabitation.
Quellen muss ich noch suchen gehen.
Agnost
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1008886) Verfasst am: 27.05.2008, 14:55 Titel: |
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Asz hat folgendes geschrieben: | Sanne hat folgendes geschrieben: | Asz hat folgendes geschrieben: |
Fakt ist aber, daß gerade in den geographischen Ecken, die im Mittelalter vom Westen her besiedelt wurden (Eroberungen in den slawischen Gebieten) einige Städte einer Klosteransiedlung folgten (zeitlich).
Es gab auch damals nicht nur den "germanischen" Westen. spätestens ab Mitte des 12.JH gings in den Osten - und die Kirche vorneweg.
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Die Slawen hatten vor der Christianisierung bereits Siedlungen, die städtischen Charakter hatten, mit Befestigungswall ringsum.
Ob man die nun schon Stadt nennen darf, immerhin hatten die noch keine christliche Kirche... |
Hauptsache, nichts trübt Eure Wahrnehmung, weil nicht sein kann, was nicht sein darf...
Greifswald war keine slawische Siedlung.
Greifswalder Stadtchronik http://www.dental.uni-greifswald.de/allgemein/geschichte/stadt.html
PS - nicht, daß ich jetzt auch als ...christin (wie auch immer) diffamiert werde. Ich bin schon mein ganzes Leben Atheistin und kann wohl deshalb auch etwas relaxter mit einigen Aspekten der Geschichte umgehen. |
Das ist kein Beispiel der Ostexpansion Lies es doch mal selbst.
Zitat: | 1209
Fürst Jaromar I. von Rügen gestattet dem Kloster deutsche, dänische und slawische Kolonisten auf dem ihm durch ihn selber 1207 verliehenen Landbesitz anzusiedeln. |
Zitat: | 1299
Greifswald gehört zu Begründern des Städtebundes der Hanse und wird ein einflußreiches Mitglied in deren "Wendischem Quartier". |
Das ist ein typisches Beispiel einer Städtegründung durch einen Landesherren. Dort war vorher nicht notwendigerweise ein Kloster, bzw konnte dies auch einen Reisetag oder mehr Entfernt liegen.
Zitat: |
Im 12. Jahrhundert befand sich die südlich von Rügen gelegene Ostseeküste im Einflussbereich des auf Rügen ansässigen Fürstentums der Ranen, das seinerseits unter der Oberhoheit der Dänen stand. Unter dieser Konstellation gelang es dem auf der dänischen Insel Seeland beheimateten Zisterzienser-Kloster Esrom, 1172 im westlich von Demmin gelegenen Dargun ein Tochterkloster zu gründen. Da dieses aber bereits 1198 infolge kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Dänemark und Brandenburg wieder zerstört wurde, bot der Ranenfürst Jaromar I., dessen Frau dem dänischen Königshaus entstammte, den dänischen Zisterziensermönchen an, sich an der Mündung des Flusses Ryck anzusiedeln (der Ryck floss vor seiner Nordverlegung direkt nördlich des Klosters in die Dänische Wiek). |
http://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Eldena
Das wäre keine Siedlung, die um ein Kloster gebildet worden wäre, weil ein Kloster so wichtig dafür sei. Es wäre auch ohne Kloster gegründet worden, das ist schlicht und einfach Zufall.
Zuletzt bearbeitet von Argáiþ am 27.05.2008, 15:00, insgesamt einmal bearbeitet |
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1008889) Verfasst am: 27.05.2008, 14:59 Titel: |
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Agnost hat folgendes geschrieben: |
Spassig war ja, dass nach der Reformation die Stadt reformiert war aber der Fürstabtei katholisch blieb.
Agnost |
Das kann locker und leicht daran liegen, dass der Besitz wieder an einen Fürsten oder den Kaiser gefallen ist. Ist sogar wahrscheinlich.
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Quéribus Eretge
Anmeldungsdatum: 21.07.2003 Beiträge: 5947
Wohnort: Avaricum
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(#1008890) Verfasst am: 27.05.2008, 15:01 Titel: |
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Agnost hat folgendes geschrieben: | Interessanter ist ja wie sich das Wissen aus Kirchenbau und Burgenbau auf den Steinhausbau übertrug, oder auch nicht.
Denn das Kirchen in vielen Orten über lange Zeit die einzigen Steinbauten waren, dass ist ja wohl unbestritten.
Agnost |
ja, hat nämlich etwas damit zu tun, daß Steinbauten eine kostspielige Sache waren, die sich die einfachen Bürger lange Zeit schlicht nicht leisten konnten: wer hat denn gleich immer den passenden Steinbruch im Vorgarten...
ein paar Balken, Stroh, Lehm und was es für eine Hütte oder auch ein Fachwerkhaus braucht, sind schon leichter und billiger zu organisieren
die Kirchen holten sich das nötige Geld von der Gemeinde, vom örtlichen Adligen etc pp, aus dem Ertrag der ihnen oft per Schenkung übereigneten Ländereien (da wollte sich der lokale Adel mit der Kirche gut stellen, sich ein Plätzchen im Himmel sichern oder "Sünden" ausbügeln; so nebenbei erhöhte es auch deren Prestige, eine besonders prächtige Kirche in ihrem Einzugsbereich zu haben und dann noch darauf hinweisen zu können "das Teil hab ich mitfinanziert")
selbst bezahlt, aus dem eigenen Geldbeutel (nicht mit dem der Gemeinde zu verwechseln ), haben die wenigsten Bischöfe/Äbte und was da sonst noch so an Klerus in nennenswerter Position rumschlich, ihre Kathedralen, Klöster oder Kirchen.
_________________ "He either fears his fate too much
or his deserts are small
That dares not put it to the touch
To gain or lose it all."
James Graham
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#1008891) Verfasst am: 27.05.2008, 15:01 Titel: |
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Starigard (Oldenburg in Holstein) war eine bedeutende slawische Siedlung, bevor die Christen dort herrschten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Starigard#Geschichte
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1008896) Verfasst am: 27.05.2008, 15:10 Titel: |
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Quéribus hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: | Interessanter ist ja wie sich das Wissen aus Kirchenbau und Burgenbau auf den Steinhausbau übertrug, oder auch nicht.
Denn das Kirchen in vielen Orten über lange Zeit die einzigen Steinbauten waren, dass ist ja wohl unbestritten.
Agnost |
ja, hat nämlich etwas damit zu tun, daß Steinbauten eine kostspielige Sache waren, die sich die einfachen Bürger lange Zeit schlicht nicht leisten konnten: wer hat denn gleich immer den passenden Steinbruch im Vorgarten...
ein paar Balken, Stroh, Lehm und was es für eine Hütte oder auch ein Fachwerkhaus braucht, sind schon leichter und billiger zu organisieren
die Kirchen holten sich das nötige Geld von der Gemeinde, vom örtlichen Adligen etc pp, aus dem Ertrag der ihnen oft per Schenkung übereigneten Ländereien (da wollte sich der lokale Adel mit der Kirche gut stellen, sich ein Plätzchen im Himmel sichern oder "Sünden" ausbügeln; so nebenbei erhöhte es auch deren Prestige, eine besonders prächtige Kirche in ihrem Einzugsbereich zu haben und dann noch darauf hinweisen zu können "das Teil hab ich mitfinanziert")
selbst bezahlt, aus dem eigenen Geldbeutel (nicht mit dem der Gemeinde zu verwechseln ), haben die wenigsten Bischöfe/Äbte und was da sonst noch so an Klerus in nennenswerter Position rumschlich, ihre Kathedralen, Klöster oder Kirchen. |
Diese Vorstellung ist völlig ahnungslos und daneben. Das war niemals der dauerhafte Besitz eines Bischofs oder sonst was. Diese Ämter wurden vergeben! Entweder fiel das Land nach dem Tod des Verwalters an den jeweiligen Herren zurück oder an die Kirche (Rom). Dann war es überhaupt nichts Verwerfliches eine Kirche, bzw ein Stadtkloster zu unterhalten, das war in aller Regel ein Segen für die Einwohner.
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Asz WiW (Weib im Web)
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 2431
Wohnort: Berlin
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(#1008897) Verfasst am: 27.05.2008, 15:12 Titel: |
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Jezt wird flott weggelassen @Argaith - meinst Du, die anderen können dem Link nicht folgen?
Zitat: | 1193
Dänische Zisterziensermönche aus Esrom auf Seeland, die 1172 in Dargun bei Demmin ein Kloster gegründet hatten, bekommen eine Salzpfanne am nördlichen Rykufer geschenkt.
1199
Nach der Zerstörung dieses Klosters 1198 gründeten sie ein neues namens Hilda/Eldena
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Dazu widerspricht das Resümee Deines Postings den ausgewählten Zitaten in Deinem Posting:
Zitat: | Zitat:
1209
Fürst Jaromar I. von Rügen gestattet dem Kloster deutsche, dänische und slawische Kolonisten auf dem ihm durch ihn selber 1207 verliehenen Landbesitz anzusiedeln.
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Wie auch immer...
Und irgendwie gings hier auch nicht wirklich um Osterweiterung. Das war nicht das Thema sondern ein Hinweis darauf, daß sich Städtegründungen nicht nur in einem Teil der Welt abspielten. Aber kaum klappts nicht ganz richtig mit den Argumenten wird gleich mit Strohmännern geworfen.
(Hervorhebung von mir)
_________________ Der Gescheitere gibt nach! Ein unübertreffliches Wort. Es begründete die Weltherrschaft der Dummheit
(Marie von Ebner-Eschenbach)
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1008900) Verfasst am: 27.05.2008, 15:18 Titel: |
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Nein, das hast du falsch verstanden. Das ist einfach ein typisches Beispiel einer Landvergabe für diese Zeit. Die Umgebung eines Klosters wurde nicht besiedelt, weil dort ein Kloster war. Das hätte auch ein Hurenhaus sein können. Dieses Kloster bekam vom Fürsten Land zur Bebauung, nun brauchte es dafür Leute, die es kultivieren und dafür erhielt es zusätzlich ein Recht und dadurch kam es zu einer Besiedelung aus den Einzugsbereichen der Umgebung. Gründe, sich anzusiedeln, bzw. von wo abzuhauen waren stets genug vorhanden. Die Voraussetzung der Besiedelung war also das Land unter der Schirmherrschaft des Fürsten Jaromar und nicht das Kloster.
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#1008903) Verfasst am: 27.05.2008, 15:24 Titel: |
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Argaith hat folgendes geschrieben: | Dann war es überhaupt nichts Verwerfliches eine Kirche, bzw ein Stadtkloster zu unterhalten, das war in aller Regel ein Segen für die Einwohner. |
Natürlich war es ein Segen für die Einwohner, schießlich spricht der Pastor/ Priester/ Mönch jeden Tag ein Segensgebet für die Stadt, dazu kommst das Segensgebet für alle anwesenden Gottesdienst besucher, und individuelle Segnungen bei Taufe, Hochzeit und Beerdigung. Wie sind die bloß vorher ohne Kirche ausgekommen.
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1008905) Verfasst am: 27.05.2008, 15:28 Titel: |
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Sanne hat folgendes geschrieben: | Argaith hat folgendes geschrieben: | Dann war es überhaupt nichts Verwerfliches eine Kirche, bzw ein Stadtkloster zu unterhalten, das war in aller Regel ein Segen für die Einwohner. |
Natürlich war es ein Segen für die Einwohner, schießlich spricht der Pastor/ Priester/ Mönch jeden Tag ein Segensgebet für die Stadt, dazu kommst das Segensgebet für alle anwesenden Gottesdienst besucher, und individuelle Segnungen bei Taufe, Hochzeit und Beerdigung. Wie sind die bloß vorher ohne Kirche ausgekommen. |
Das war damals die einzige Art sozialer Einrichtung. Armenspeisung, Krankenpflege, etc, dafür waren damals (und noch früher sowieso) Klöster die Voraussetzung. Mönche waren es nämlich auch, die üblicherweise eine medizinische Ausbildung genossen. Hospitäler waren bis ins Spätmittelalter fast ausnahmslos Kirchenbesitz.
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#1008918) Verfasst am: 27.05.2008, 15:42 Titel: |
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Argaith hat folgendes geschrieben: | Sanne hat folgendes geschrieben: | Argaith hat folgendes geschrieben: | Dann war es überhaupt nichts Verwerfliches eine Kirche, bzw ein Stadtkloster zu unterhalten, das war in aller Regel ein Segen für die Einwohner. |
Natürlich war es ein Segen für die Einwohner, schießlich spricht der Pastor/ Priester/ Mönch jeden Tag ein Segensgebet für die Stadt, dazu kommst das Segensgebet für alle anwesenden Gottesdienst besucher, und individuelle Segnungen bei Taufe, Hochzeit und Beerdigung. Wie sind die bloß vorher ohne Kirche ausgekommen. |
Das war damals die einzige Art Sozialer Einrichtung. Armenspeisung, Krankenpflege, etc, dafür waren damals und noch früher sowieso Klöster die Voraussetzung. Mönche waren es nämlich auch, die üblicherweise eine medizinische Ausbildung genossen. Hospitäler waren bis ins Hochmittelalter fast ausnahmslos Kirchenbesitz. |
Daß die Kirche in Sozialarbeit, Medizin, Bildung und Religion sich ein Monopol erarbeitet oder angeeignet hat, bedeutet nicht, daß es diese Arbeitsbereiche vorher gar nicht gegeben hätte.
Ich weiß aber zuwenig über Slawen, Germanen und andere europäische Völker aus vorchristlicher zeit, um zu sagen, wie deren soziales Leben im einzelnen funktionierte.
Die christliche Geschichtsschreibung neigt dazu, die Zwangsmissionierung als Befreiung und Verbesserung der Lebensumstände darzustellen. Ich zweifel einfach mal so grundsätzlich an.
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1008923) Verfasst am: 27.05.2008, 15:48 Titel: |
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Das war ganz einfach: Um Kranke, Behinderte und Alte kümmerte sich die Familie selbst. Wenn das nicht ging hat sich irgendwer freiwillig um sie gekümmert oder sie mussten eben betteln und stehlen, eventuall waren sie auch arbeitstauglich und lebten als Unfreie... oder sie sind verhungert. Ich denke, dass das mit den Familien meistens funktioniert hat, mitleidlose Monster waren das sicher nicht.
Die Kirche hat jedenfalls erstmals eine organisierte Form von Charité verbreitet, das lässt sich nicht abstreiten. Das konnte sie nicht, weil sie sich dafür das Vorrecht errdrängelte, sondern weil sich sonst niemand darum kümmerte und weil es die Mönche nunmal mit ihrer Barmherzigkeit hatten
Zitat: | Die christliche Geschichtsschreibung neigt dazu, die Zwangsmissionierung als Befreiung und Verbesserung der Lebensumstände darzustellen. Ich zweifel einfach mal so grundsätzlich an. |
Das mag sein, aber im d-sprachigen Raum waren die sowieso alle schon Christen. Wie gesagt trat die Kirche auch als regulärer Landbesitzer auf, das implizierte Leibeigene und alle Schikanen.
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1008928) Verfasst am: 27.05.2008, 15:56 Titel: |
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Hallo @Asz
Zitat: | Ich greif jetzt mal 'ne Stadt raus - Greifswald. Hier war zuerst das Zisterzienserkloster. Dann entstand die Stadt Greifswald.
Oder Bad Doberan - das gleiche in grün. (allerdings weiß ich jetzt nicht, ob das auch Zisterzienser waren)
Und ich habe immer gelernt, daß die Ansiedlungen von den Klöstern gegründet wurden. |
Fangen wir mit letzterm an: "villa slavica Doberan" wird zuerst als eine slavische Siedlung erwähnt, der Ortsname ist eindeutig slavisch (dobry = gut). Nach 1171 lassen sich da tatsächlich Zisterziensermönche nieder. Aber wo ist dort im Mittelalter eine Stadt?
Das Kurbad Doberan gewann erst am Ausgang des 18. Jahrhunderts, ab 1793 Bedeutung.
Bei Greifswald ist es wirklich so, das zuerst das Kloster Eldena da war und auf den Gütern des Klosters die Stadt emporwuchs. Vom Zentrum der Stadt ist es ein schöner Spaziergang von etwa 5 Kilometern zu diesem nah an der Ostsee gelegenen Kloster, das durch das Gemälde von Caspar David Friedrich berühmt geworden ist. Die Stadt Greifswald wuchs zusammen aus einer Altstadt und einer Neustadt. Sie ist nicht nach dem Schachbrettmuster planmäßig angelegt, wie andere Städte im östlichen Raum, und nicht "aus wilder Wurzel" entstanden.
Meines Erachtens bringt es nicht viel, aus der zeitlichen Abfolge der Gründungen - zuerst Kloster, dann Siedlung, oder zuerst Stadt, dann Klöster in der Stadt - , unabhängig von den verschiedenen Orden, über viele Jahrhunderte hinweg und in verschiedenen geographischen Regionen Europas, so etwas wie eine "allgemeine Gesetzmäßigkeit" (das Verfahren dürfte Dir ja noch von früher her bekannt sein. ) ableiten zu wollen . Es sollte mehr differenziert werden.
Für die Rede vom "finsteren Mittelalter" besagt sie nicht viel. Die kam zuerst in der Frührenaissance auf, als man sich zu Zeiten Boccaccios und Petrarcas auf die Antike besann und die dazwischen liegende Zeit als kulturellen Rückschritt gegenüber der "heidnischen" Antike begriff, der Begriff des "Mittelalters" wurde geprägt.
In der Zeit der Aufklärung scherte man sich nicht so viel um eine kulturelle Bewertung des "Mittelalters". Voltaire geißelte die Kreuzzüge. Herder und Goethe, ursprünglich klassisch geschult, entdeckten dann in der Zeit des "Sturm und Drang" um 1772 ("Von deutscher Art und Kunst") die als "gotisch" bezeichnete mittelalterliche Baukunst als eigene Stilepoche; Goethe stieg auf das Straßburger Münster.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts brachte die Romantik einen weiteren Schwung für diese Vorstellung mit sich: mittelalterliche Kirchen hätten düster ausgesehen. Entsprechend wurden sie bei Restaurierungen grau und dunkel ausgemalt.
Im 20. Jahrhundert wurde bei Restaurierungsarbeiten wieder die ursprüngliche Bemalung entdeckt. Siehe da, die Kirchenräume waren viel heller und bunt bemalt, als es die Vorstellung vom "finstern Mittelalter" erlaubte.
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Asz WiW (Weib im Web)
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 2431
Wohnort: Berlin
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(#1008937) Verfasst am: 27.05.2008, 16:07 Titel: |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: | Hallo @Asz
Zitat: | Ich greif jetzt mal 'ne Stadt raus - Greifswald. Hier war zuerst das Zisterzienserkloster. Dann entstand die Stadt Greifswald.
Oder Bad Doberan - das gleiche in grün. (allerdings weiß ich jetzt nicht, ob das auch Zisterzienser waren)
Und ich habe immer gelernt, daß die Ansiedlungen von den Klöstern gegründet wurden. |
Fangen wir mit letzterm an: "villa slavica Doberan" wird zuerst als eine slavische Siedlung erwähnt, der Ortsname ist eindeutig slavisch (dobry = gut). Nach 1171 lassen sich da tatsächlich Zisterziensermönche nieder. Aber wo ist dort im Mittelalter eine Stadt?
Das Kurbad Doberan gewann erst am Ausgang des 18. Jahrhunderts, ab 1793 Bedeutung.
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Hab ich mit Dargun durcheinander gebracht. Da sind wir in meiner Kindheit immer durchgefahren, wenn's in den Urlaub ging. Mein Vater hat denn immer darauf hingewiesen. Das hatte ich noch im Kopf. Aber Bad Doberan ist bekannter. Und ich wußte, irgendwas mit D war's. Oder Demmin? Aber denn wären wir falsch gefahren...
Ansonsten war eben auch das Mittelalter bunt. Auch Gründungen - und Zerstörungen. Ich habe nur Beispiele gebracht, daß es auch anders gewesen ist, als es der mainstream in diesem Thread zu wollen schien.
_________________ Der Gescheitere gibt nach! Ein unübertreffliches Wort. Es begründete die Weltherrschaft der Dummheit
(Marie von Ebner-Eschenbach)
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#1008938) Verfasst am: 27.05.2008, 16:07 Titel: |
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Argaith hat folgendes geschrieben: | Das war ganz einfach: Um Kranke, Behinderte und Alte kümmerte sich die Familie selbst. Wenn das nicht ging hat sich irgendwer freiwillig um sie gekümmert oder sie mussten eben betteln und stehlen, eventuall waren sie auch arbeitstauglich und lebten als Unfreie... oder sie sind verhungert. Ich denke, dass das mit den Familien meistens funktioniert hat, mitleidlose Monster waren das sicher nicht.
Die Kirche hat jedenfalls erstmals eine organisierte Form von Charité verbreitet, das lässt sich nicht abstreiten. Das konnte sie nicht, weil sie sich dafür das Vorrecht errdrängelte, sondern weil sich sonst niemand darum kümmerte und weil es die Mönche nunmal mit ihrer Barmherzigkeit hatten
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So habe ich das auch im Religionsunterricht gelernt
Zitat: |
Zitat: | Die christliche Geschichtsschreibung neigt dazu, die Zwangsmissionierung als Befreiung und Verbesserung der Lebensumstände darzustellen. Ich zweifel einfach mal so grundsätzlich an. |
Das mag sein, aber im d-sprachigen Raum waren die sowieso alle schon Christen.
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Nein. z. B. Holstein wurde erst im 12. Jahrhundert christianisiert, als die Holsaten (ein germanischer Volksstamm) die Wenden (ein slawischer Volksstamm), welcher mindestens seit einigen Jahrhunderten hier ansässig war, bekämpften. Die Holsaten waren bereits Christen, und mithilfe ihrer Religion und etlichen blutigen Kämpfen konnten sie ihre Herrschaft schließlich etablieren.
Vicelin, erster Holsteiner Bischof
Zitat: |
Wie gesagt trat die Kirche auch als regulärer Landbesitzer auf, das implizierte Leibeigene und alle Schikanen. |
Zum Beispiel. Und dadurch haben sie einen Teil der Armen, Kranken, Witwen und Waisen, die sie so barmherzig umsorgten, selber in diese mißliche Lage gebracht.
(Das taten und tun andere Herrscher aber auch )
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
Zuletzt bearbeitet von Sanne am 27.05.2008, 16:15, insgesamt einmal bearbeitet |
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Asz WiW (Weib im Web)
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 2431
Wohnort: Berlin
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(#1008942) Verfasst am: 27.05.2008, 16:15 Titel: |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: | Hallo @Asz
Meines Erachtens bringt es nicht viel, aus der zeitlichen Abfolge der Gründungen - zuerst Kloster, dann Siedlung, oder zuerst Stadt, dann Klöster in der Stadt - , unabhängig von den verschiedenen Orden, über viele Jahrhunderte hinweg und in verschiedenen geographischen Regionen Europas, so etwas wie eine "allgemeine Gesetzmäßigkeit" (das Verfahren dürfte Dir ja noch von früher her bekannt sein. ) ableiten zu wollen . Es sollte mehr differenziert werden.
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Ich glaube, Du bringst da was durcheinander. Ich habe keineswegs versucht, aus zeitlichen Abfolgen eine Gesetzmäßigkeit herzustellen. Im Gegenteil. Ich habe versucht, durch meine Beispiele (von denen eines anscheinend nicht richtig war) den Versuch, eine Gesetzmäßigkeit, nämlich, daß Klöster keinesfalls maßgeblich an der Gründung von Städten beiteiligt waren oder diese sogar veranlaßten, herzustellen, zu durchbrechen.
_________________ Der Gescheitere gibt nach! Ein unübertreffliches Wort. Es begründete die Weltherrschaft der Dummheit
(Marie von Ebner-Eschenbach)
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#1008946) Verfasst am: 27.05.2008, 16:21 Titel: |
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Also für St. Gallen ist der Ablauf klar.
Aus einer Eremitage wird ein Wallfahrtort rund um Heiligen-Legenden des Erst-Eremiten und Missionar Gallus.
Um den Wallfahrtsort wird ein Kloster gegründet, dass im Investiturstreit zwischen Bischof und dem Pabst eine eigenen Stellung erringt -> Fürst-Abtei. Um diese Fürst-Abtei entsteht eine Vorstadt, wie bei den Burgos in Westfranken (die oft Vollweltlich waren), die dann "eingemauert" wird.
Mit der Zeit emanzipiert sich die "Stadt" von der Abtei.
Das ist aber keineswegs ein Beweis, dass die Städte nach dem Muster von Klöstern entstanden sind, obwohl gerade für das Kloster St. Gallen ein "Stadtplan" existiert.
Die Links dazu sind über die letzten 2 Seiten (oder 3) verstreut.
Da Geschichte von verschiedenen Menschen sehr verschieden "gedeutet" wird, kann natürlich das Beispiel St. Gallen, das eines der bedeutendsten "Schreibklöster" des Mittelalters nördlich der Alpen war, von gewissen Historiker als "typisch" dargestellt werden. Ob es so ist, ist dann eine andere Frage.
Agnost
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Asz WiW (Weib im Web)
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 2431
Wohnort: Berlin
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(#1008951) Verfasst am: 27.05.2008, 16:35 Titel: |
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Außerdem war das Mittelalter natürlich finster, denn sie hatten keine Glühbirnen!
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(Marie von Ebner-Eschenbach)
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1008955) Verfasst am: 27.05.2008, 16:40 Titel: |
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@Frau Klickerklacker:
Zitat: | So habe ich das auch im Religionsunterricht gelernt |
Was war es denn sonst? Und was gab es für Alternativen? Es ist ja nicht gesagt, dass ein charitativer Charakter neben möglicherweise überwiegend negativen Aspekten möglich war.
Der deutschsprachige Raum implizierte keine Slawen. So haben wir keine Klostergründung in Verbindung mit einem Bekhrungsbonus. Expansionskriege und Missionierung habe ich natürlich nicht gemeint.
Zitat: | Zum Beispiel. Und dadurch haben sie einen Teil der Armen, Kranken, Witwen und Waisen, die sie so barmherzig umsorgten, selber in diese mißliche Lage gebracht.
(Das taten und tun andere Herrscher aber auch ) |
Die Kirche war ein Teil der Machtstrukturen. Ich habe das so oft wiederolt, dass es mir schon zum Hals raushängt. Dennoch wirst du von mir deine unhistorische Gut-Böse-Vergangenheitsbetrachtung nicht bestätigt bekommen.
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