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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#1014099) Verfasst am: 04.06.2008, 11:27 Titel: Demokratische Marktwirtschaft vs. Dezentrale Planwirtschaft? |
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Diverse Diskussionen mit Marxisten und Anarchisten motivieren mich, diese Diskussion anzureissen.
Mein Standpunkt ist klar:
Ich bin für demokratisch regulierte Marktwirtschaft mit integriertern Planwirtschaftlichen Lösungen in den Bereichen der öffentlichen Grundversorgung wie Wasserversorgung, Fernwege, Gesundheits-Infrastruktur, Energie-Infrastruktur und Schulen (die Aufzählung ist nicht abschliessend).
Eine andere Sicht favorisiert dezentrale bedürfnisnahe Planung, die natürlich weitgehend demokratisch erfolgen soll.
Eine dieser Konzeptionen stammt von dem Schweizer Anarchisten P.M. der sie unter Bolo Bolo zusammenfasste.
http://de.wikipedia.org/wiki/P._M._%28Autor%29
http://www.rosalux.de/cms/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Utopie_kreativ/205/205DIdler.pdf
Das ich in dieser Hinsicht skeptisch bin, will ich nicht verhehlen, aber um die Diskussion offen zu halten, will ich meine Gründe nicht gleich dämpfend "hinknallen".
Einige User hier kennen meine Einwände schon aus anderen Threads, sie sind also keine "Geheimwaffen".
Agnost
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rk72 gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.04.2008 Beiträge: 2462
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(#1014105) Verfasst am: 04.06.2008, 11:31 Titel: |
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Eine Planwirtschaft kann nur der gut finden der nie unter ihr gelitten hat.
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#1014110) Verfasst am: 04.06.2008, 11:35 Titel: |
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Die Wasserversorgung der erzkapitalistischen Bankenmetropole Zürich ist ein durch und durch planwirtschafliches System und funktioniert bestens.
Agnost
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Mario Hahna aktiviert
Anmeldungsdatum: 04.04.2005 Beiträge: 9607
Wohnort: München
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(#1014113) Verfasst am: 04.06.2008, 11:37 Titel: |
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rk72 hat folgendes geschrieben: | Eine Planwirtschaft kann nur der gut finden der nie unter ihr gelitten hat. |
Zuviel DDR.
_________________ Wer nichts weiß, glaubt alles.
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yxyxyx dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 04.01.2008 Beiträge: 1552
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(#1014158) Verfasst am: 04.06.2008, 12:23 Titel: deznetrale Planwirtschaft ein Oxymoron! |
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Es gibt schon lange auch in der Sozialen Marktwirtschaft planwirtschaftl. Komponenten. Das Musterbeispiel hiefür ist (bzw. war) das MITI (=Jap. Handelsministerium).
Dieses entschied, welche Sparte förderwürdig ist und in welcher Quantität. Es war dabei in einigen Punkten äusserst erfolgreich (Videorecorder, Photoapparate, Autos, Digicams) in anderen floppte es ungemein (PC, spätere Autoentwicklung etc.).
Aber eine sozialist. Planwirtschaft dezentral zu errichten ist eine Contradictio inter se. Das zu erläitern wäre für Euch aber jetzt Plage genung!
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#1014168) Verfasst am: 04.06.2008, 12:37 Titel: Re: deznetrale Planwirtschaft ein Oxymoron! |
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yxyxyx hat folgendes geschrieben: | Es gibt schon lange auch in der Sozialen Marktwirtschaft planwirtschaftl. Komponenten. Das Musterbeispiel hiefür ist (bzw. war) das MITI (=Jap. Handelsministerium).
Dieses entschied, welche Sparte förderwürdig ist und in welcher Quantität. Es war dabei in einigen Punkten äusserst erfolgreich (Videorecorder, Photoapparate, Autos, Digicams) in anderen floppte es ungemein (PC, spätere Autoentwicklung etc.).
Aber eine sozialist. Planwirtschaft dezentral zu errichten ist eine Contradictio inter se. Das zu erläitern wäre für Euch aber jetzt Plage genung! |
Die Dezentrale Planwirtschaft ist auch eher eine anarchistische Idee. (siehe Bolo Bolo.)
Einer globalen zentralistischen Planwirtschaft gebe ich keine Chance. Das ist die Diktatur der ganz wenigen über ganz viele.
Eine Spielwiese hypertropher Eliten und Avantgarden.
Agnost
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44650
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(#1014266) Verfasst am: 04.06.2008, 14:51 Titel: Re: Demokratische Marktwirtschaft vs. Dezentrale Planwirtschaft? |
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Agnost hat folgendes geschrieben: | Demokratische Marktwirtschaft vs. Dezentrale Planwirtschaft? |
Naja... ich bin mir nicht sicher, ob diese Opposition so besteht. Bzw. ich glaube, sie setzt bereits eine bestimmte Perspektive voraus...
In jeder Wirtschaft gibt es in irgendeiner Form "Märkte" und in jeder Wirtschaft wird auch in irgendeiner Form etwas "geplant".
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Baldur auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 05.10.2005 Beiträge: 8326
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(#1014367) Verfasst am: 04.06.2008, 16:58 Titel: |
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rk72 hat folgendes geschrieben: | Eine Planwirtschaft kann nur der gut finden der nie unter ihr gelitten hat. |
Eine Marktwirtschaft kann nur der gut finden, der nie unter ihr gelitten hat.
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rk72 gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.04.2008 Beiträge: 2462
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(#1014407) Verfasst am: 04.06.2008, 17:22 Titel: |
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venicius hat folgendes geschrieben: | rk72 hat folgendes geschrieben: | Eine Planwirtschaft kann nur der gut finden der nie unter ihr gelitten hat. |
Eine Marktwirtschaft kann nur der gut finden, der nie unter ihr gelitten hat. |
Träumereien jenseits der Realität.
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#1014566) Verfasst am: 04.06.2008, 19:02 Titel: |
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rk72 hat folgendes geschrieben: | venicius hat folgendes geschrieben: | rk72 hat folgendes geschrieben: | Eine Planwirtschaft kann nur der gut finden der nie unter ihr gelitten hat. |
Eine Marktwirtschaft kann nur der gut finden, der nie unter ihr gelitten hat. |
Träumereien jenseits der Realität. |
du gehst nicht auf venicius Aussage ein!
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Spartacus Leto Ist hier raus!
Anmeldungsdatum: 27.08.2005 Beiträge: 5659
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(#1014798) Verfasst am: 04.06.2008, 22:08 Titel: |
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Martkwirtschaft ist antidemokratisch, antisozial, antiökllogisch.
Marktwirtschat nutzt nur einer Minderheit.
Lokla geplante Wirtschaft in globaler Kooperation ist letztlich die einzig praktikable Option, wenn man nachhaltig wirtschaften will.
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#1014804) Verfasst am: 04.06.2008, 22:11 Titel: |
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Leto hat folgendes geschrieben: | Martkwirtschaft ist antidemokratisch, antisozial, antiökllogisch.
Marktwirtschat nutzt nur einer Minderheit.
Lokla geplante Wirtschaft in globaler Kooperation ist letztlich die einzig praktikable Option, wenn man nachhaltig wirtschaften will. |
Und wie willst du die demokratisch organisieren, die Lokal geplanten und global kooperativen Planwirtschaften?
Agnost
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#1014805) Verfasst am: 04.06.2008, 22:11 Titel: Re: Demokratische Marktwirtschaft vs. Dezentrale Planwirtschaft? |
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Agnost hat folgendes geschrieben: | Ich bin für demokratisch regulierte Marktwirtschaft mit integriertern Planwirtschaftlichen Lösungen in den Bereichen der öffentlichen Grundversorgung wie Wasserversorgung, Fernwege, Gesundheits-Infrastruktur, Energie-Infrastruktur und Schulen (die Aufzählung ist nicht abschliessend).
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find ich auch besser.
inwieweit kann man in anarchien überhaupt von demokratie sprechen?
anders: gibt es demokratien ohne staat?
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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rk72 gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.04.2008 Beiträge: 2462
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(#1014815) Verfasst am: 04.06.2008, 22:16 Titel: |
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Leto hat folgendes geschrieben: | Martkwirtschaft ist antidemokratisch, antisozial, antiökllogisch.
Marktwirtschat nutzt nur einer Minderheit. |
Das kann sogar stimmen, aber es ist uninteressant. Sie ist effektiv. Somit stellt sich die Frage was besser ist: effektive ungerechte Marktwirtschaft oder uneffektive gerechte Planwirtschaft?
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#1014823) Verfasst am: 04.06.2008, 22:22 Titel: |
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Agnost hat folgendes geschrieben: | Leto hat folgendes geschrieben: | Martkwirtschaft ist antidemokratisch, antisozial, antiökllogisch.
Marktwirtschat nutzt nur einer Minderheit.
Lokla geplante Wirtschaft in globaler Kooperation ist letztlich die einzig praktikable Option, wenn man nachhaltig wirtschaften will. |
Und wie willst du die demokratisch organisieren, die Lokal geplanten und global kooperativen Planwirtschaften?
Agnost |
eben. in einer anarchie gibt es keine instanz, die menschen daran hindert auszubeuten, sich ausbeuten zu lassen oder ausgebeutet zu werden.
gibt es jedoch eine solche instanz (in welcher form auch immer), ist es keine anarchie mehr.
eine freie marktwirtschaft die nicht staatskapitalismus ist könnte man als eine art riesigen schwarzmarkt betrachten.
der anarchokapitalismus murray rothbards beschreibt eine in jeder hinsicht freie anarchie recht gut, aber das akzeptieren anarchokommunisten natürlich nicht
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Jan registrierter User
Anmeldungsdatum: 29.10.2004 Beiträge: 440
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(#1014837) Verfasst am: 04.06.2008, 22:28 Titel: |
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Was genau ist eigentlich mit "demokratisch regulierte Marktwirtschaft" gemeint? Wer reguliert was?
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Spartacus Leto Ist hier raus!
Anmeldungsdatum: 27.08.2005 Beiträge: 5659
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(#1014855) Verfasst am: 04.06.2008, 22:35 Titel: |
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Agnost hat folgendes geschrieben: | Leto hat folgendes geschrieben: | Martkwirtschaft ist antidemokratisch, antisozial, antiökllogisch.
Marktwirtschat nutzt nur einer Minderheit.
Lokla geplante Wirtschaft in globaler Kooperation ist letztlich die einzig praktikable Option, wenn man nachhaltig wirtschaften will. |
Und wie willst du die demokratisch organisieren, die Lokal geplanten und global kooperativen Planwirtschaften?
Agnost |
Räte
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#1014863) Verfasst am: 04.06.2008, 22:39 Titel: |
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Jan hat folgendes geschrieben: | Was genau ist eigentlich mit "demokratisch regulierte Marktwirtschaft" gemeint? Wer reguliert was? |
Stell dir eine nahezu direkte Demokratie mit Parlament vor, welche bestimmt, innerhalb welcher Parameter Unternehmer und Unternehmerinnen "bedingt frei" handeln dürfen.
Der Begriff Freie Marktwirtschaft ist ein Oxymoron während der Begriff Reguliierte Marktwirtschaft was pleoniastisches an sich hat.
Das "neue" also ist das Mass an demokratischer Regulierung der Marktwirtschaft.
Agnost
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Baldur auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 05.10.2005 Beiträge: 8326
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(#1015135) Verfasst am: 05.06.2008, 10:44 Titel: Re: Demokratische Marktwirtschaft vs. Dezentrale Planwirtschaft? |
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L.E.N. hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: | Ich bin für demokratisch regulierte Marktwirtschaft mit integriertern Planwirtschaftlichen Lösungen in den Bereichen der öffentlichen Grundversorgung wie Wasserversorgung, Fernwege, Gesundheits-Infrastruktur, Energie-Infrastruktur und Schulen (die Aufzählung ist nicht abschliessend).
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find ich auch besser.
inwieweit kann man in anarchien überhaupt von demokratie sprechen?
anders: gibt es demokratien ohne staat? |
Selbstverständlich gibt es im Anarchismus keine Demokratie.
Demokratie = Herrschaft des Volkes (der Mehrheit)
Anarchismus = Freiheit von Herrschaft
Da kommt bei mir die Frage auf:
Ist Demokratie (nur von der Wortbedeutung her) identisch mit Bolschewismus?
Bolschewiki = Die Mehrheitlichen
Bolschewismus = Bewegung der Mehrheit hin zur Macht/Herrschaft
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#1015170) Verfasst am: 05.06.2008, 11:54 Titel: Re: Demokratische Marktwirtschaft vs. Dezentrale Planwirtschaft? |
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venicius hat folgendes geschrieben: |
Selbstverständlich gibt es im Anarchismus keine Demokratie.
Demokratie = Herrschaft des Volkes (der Mehrheit)
Anarchismus = Freiheit von Herrschaft
Da kommt bei mir die Frage auf:
Ist Demokratie (nur von der Wortbedeutung her) identisch mit Bolschewismus?
Bolschewiki = Die Mehrheitlichen
Bolschewismus = Bewegung der Mehrheit hin zur Macht/Herrschaft |
Bolschewismus heisst Mehrheit in "einer Abstimmung" von 1903.
Der demokratische Rechtsstaat mit seinem Minderheitenschutz und den individuellen Bürgerrechten, bremst die "Totale Demokratie".
In einer totalen Demokratie könnte tatsächlich die Mehrheit allen blonden Männern eine Glatze vorschreiben.
In der Anarchie kann sehr wohl die libertäre Macht des Stärkeren über den Schwächeren herrschen.
Oder die Macht der In-Group über die Aussenseiter.
Agnost
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44650
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(#1015195) Verfasst am: 05.06.2008, 12:21 Titel: |
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rk72 hat folgendes geschrieben: | Selbstverständlich gibt es im Anarchismus keine Demokratie. |
Das ist insofern irreführend, als sich eine anarchistische Gesellschaft sehr wohl demokratisch konstituieren kann. Eine anarchistische Gesellschaft kann sich grundsätzlich konstituieren, wie sie will (bzw. wie ihre Mitglieder wollen). Das unterscheidet sie ja gerade von einer nicht-anarchistischen Gesellschaft. Eine solche kann sich nämlich stets nur an der Maximierung des Nutzens für die jeweils Herrschenden konstituieren (wobei der Begriff von "Nutzen" hier nicht trivial verstanden werden soll). Bzw. die nicht-anarchistische Gesellschaft, wie auch immer sie jeweils konstituiert sein mag, ist eigentlich ein Spezialfall der anarchistischen Gesellschaft.
rk72 hat folgendes geschrieben: | Demokratie = Herrschaft des Volkes (der Mehrheit) |
Die Mehrheit ist aber nicht das Volk. Ich gehöre durchaus zum Volk (bzw. wie man heute entmystifiziert sagt zur Bevölkerung) der Bundesrepublik Deutschland, bin aber Teil von sogar mehr als nur einer Minderheit. Wäre das Volk die Mehrheit, gäbe es überhaupt kein Volk, denn "die Mehrheit" gibt es nicht als solche, sondern nur im Ergebnis einer einzelnen Abstimmung at a given time. Eben aus diesem Grund gibt es auch keine Demokratie ohne Minderheitenschutz. Für die Demokratie ist der Minderheitenschutz sogar Selbstschutz: Das Volk besteht nicht aus einer Mehrheit und einer Minderheit, sondern nur aus Minderheiten (bzw. im Endeffekt aus Individuen).
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#1015314) Verfasst am: 05.06.2008, 14:20 Titel: Re: Demokratische Marktwirtschaft vs. Dezentrale Planwirtschaft? |
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venicius hat folgendes geschrieben: |
Da kommt bei mir die Frage auf:
Ist Demokratie (nur von der Wortbedeutung her) identisch mit Bolschewismus?
Bolschewiki = Die Mehrheitlichen
Bolschewismus = Bewegung der Mehrheit hin zur Macht/Herrschaft |
der begriff "bolschewiki" entstand nur deshalb, weil die anhänger lenins innerhalb der sozialdemokratischen arbeiterpartei russlands (nicht etwa des volkes!) anfang des 20. jahrhunderts (wohl aufgrund der miserablen lage im land) in der mehrheit waren. diese wollten im gegensatz zur minderheit der partei einen revolutionären umsturz in russland, während die minderheit (=menschwiki) reformen vorzogen. wenn man so wollte, könnte man eher diese als demokraten bezeichnen, zumal sie diese regierungsform anstrebten.
demokratie und revolutionärer kommunismus haben in politischer hinsicht nichts gemein.
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#1015326) Verfasst am: 05.06.2008, 14:33 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Das ist insofern irreführend, als sich eine anarchistische Gesellschaft sehr wohl demokratisch konstituieren kann. Eine anarchistische Gesellschaft kann sich grundsätzlich konstituieren, wie sie will (bzw. wie ihre Mitglieder wollen). Das unterscheidet sie ja gerade von einer nicht-anarchistischen Gesellschaft. |
sobald eine institution gewählt wurde oder eine konstitution beschlossen wurde, wird die gesellschaft (auch die nichtwähler!) regiert -> keine anarchie. anarchie ist individuelle selbstregierung. wenn diese selbstregierung durch eine wahl abgegeben wird, hat man diese zumindest zeitweise freiwillig aufgegeben.
die wähler (nicht "die gesellschaft"!) hätten also die phase der herrschaftsfreiheit abgewählt und durch eine form der demokratie ersetzt, nämlich durch die "herrschaft der wählenden"
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#1015381) Verfasst am: 05.06.2008, 16:20 Titel: Re: Demokratische Marktwirtschaft vs. Dezentrale Planwirtschaft? |
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Agnost hat folgendes geschrieben: | Diverse Diskussionen mit Marxisten und Anarchisten motivieren mich, diese Diskussion anzureissen.
Mein Standpunkt ist klar:
Ich bin für demokratisch regulierte Marktwirtschaft mit integriertern Planwirtschaftlichen Lösungen in den Bereichen der öffentlichen Grundversorgung wie Wasserversorgung, Fernwege, Gesundheits-Infrastruktur, Energie-Infrastruktur und Schulen (die Aufzählung ist nicht abschliessend).
Eine andere Sicht favorisiert dezentrale bedürfnisnahe Planung, die natürlich weitgehend demokratisch erfolgen soll.
Eine dieser Konzeptionen stammt von dem Schweizer Anarchisten P.M. der sie unter Bolo Bolo zusammenfasste.
http://de.wikipedia.org/wiki/P._M._%28Autor%29
http://www.rosalux.de/cms/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Utopie_kreativ/205/205DIdler.pdf
Das ich in dieser Hinsicht skeptisch bin, will ich nicht verhehlen, aber um die Diskussion offen zu halten, will ich meine Gründe nicht gleich dämpfend "hinknallen".
Einige User hier kennen meine Einwände schon aus anderen Threads, sie sind also keine "Geheimwaffen". |
Ach, man kann 1001 Modelle entwerfen - die tollsten Gesetze, Ideen von einer fairen Regierungsform oder einem "idealen" Ökonomie-Mix
Letzten Endes sind all dies aber nur Formen, deren Inhalte stets durch die gesamtgesellschaftliche Machtverteilung gefüllt werden.
Eine wirkliche Produktionsdemokratie wäre so etwas wie eine Diktatur der Bedürfnisse. Hier werden Demokratie und "Diktatur" quasi eins - aber nur aus der Sicht eines Wortklaubers und oberflächlichen Betrachters.
Der Widerspruch löst sich sofort auf, wenn man bedenkt, dass es ja in Zukunft um die Abschaffung der Herrschaft des Menschen über den Menschen und deren Ersetzung durch eine rationelle & demokratische Verwaltung von Sachen geht.
Fazit: Das ganze Geblubber Marktwirtschaft oder Planwirtschaft ja/nein geht am Kernproblem der Gesellschaftsorganisation vorbei, nämlich der gemeinsamen Verfügungsgewalt über die (Produktions-)Mittel zur gemeinsamen Produktion von (Konsumtions-)Mitteln auf der Ebene der globalen Gesellschaft und nicht auf der Ebene der kleinen Klitsche ...-!
Zitat: | An die Stelle der revolutionären Diktatur des Proletariats im Sozialismus muß die Diktatur der Bedürfnisse über die Produktion im Kommunismus treten. Es geht nicht um eine Diktatur von Menschen über Menschen, sondern um eine Diktatur des Willens und der Wünsche der Menschen über die sachlich-materiellen Bedingungen ihres Daseins.
http://www.cafecritique.priv.at/utopie.html
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Trotz aller Widersprüche zu obigem Autor bringt er die Sache mit diesem Satz genau auf den Punkt.
Skeptiker
_________________ °
K.I.Z - Frieden
Das ist Postmoderne Ideologie! Psychologe und Philosoph analysieren RASSISMUS-Video
Informationsstelle Militarisierung e.V.
Zuletzt bearbeitet von Skeptiker am 05.06.2008, 16:54, insgesamt 2-mal bearbeitet |
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#1015389) Verfasst am: 05.06.2008, 16:33 Titel: Re: Demokratische Marktwirtschaft vs. Dezentrale Planwirtschaft? |
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Agnost hat folgendes geschrieben: |
Eine andere Sicht favorisiert dezentrale bedürfnisnahe Planung, die natürlich weitgehend demokratisch erfolgen soll.
Eine dieser Konzeptionen stammt von dem Schweizer Anarchisten P.M. der sie unter Bolo Bolo zusammenfasste. |
Derartige Ansätze sind nett. Hugo Chavez setzt derartiges sogar um. Nennt sich partizipatorisches Planen und dabei geht es eher um Ausgaben von Gemeinden, Bezirken und Regionen. Der Unterschied zum unseren Staatsgebilden dürfte wohl sein, dass nicht ein Dorfhäuptling oder ein paar Vertreter gewählt werden, der/die für fünf Jahre alles bestimmen. Das machte vielleicht noch Sinn, als im Dorf nur drei Leute lesen, schreiben und rechnen konnten, ist der heutigen Zeit aber nicht würdig.
Eine lokale bedarfsgerechte Planung im Konsumbereich halte ich allerdings für unpraktikabel. Erstens decken sich die Bedürfnisse einer Mutter in Wien mit der einer Mutter in Bratislava eher, als mit einem Pensionisten oder einem Banker. Lokale Bedürfnisse wären Heizungen in nördlichen Staaten und Klimaanlagen in Südlichen oder so.
Jetzt stellt sich die Frage, wer wieviel mitbestimmen darf, was produziert wird. Dazu muss man auch wissen, welches Produkt im Vergleich zu anderen wieviel wert ist. Das ergibt sich aus sehr subjektiven Einschätzungen. Der Banker kann mit Umstandskleidern nichts anfangen, die Mutter nichts mit einem Blackberry. Die Summe der Einschätzungen müsste dann gegen die Realität der Produktionsbedingungen aufgewogen werden. Aber das ist dann wieder nichts anderes als eine Preisbildung am Markt. Da kann man dann gleich wieder mit dem Geld in der Brieftasche wählen.
Hmm, mir fällt gerade auf, dass meine Beispiele denkbar schlecht sind. Banker würde es wohl in der dezentralen sozialistischen Anarchie nicht geben und bei Müttern kann man gewisse Bedürfnisse objektiv feststellen, aber ich schätze mal, ihr wisst, worauf ich hinaus will.
Diejenigen, die gegen den Konsumwahn wettern, werden mit dem Ergebnis auch nicht sonderlich glücklich sein. Zahlreiche Leute werden darauf pochen, dass sie unbedingt ein Auto und darüber hinaus einen SUV wegen der Verkehrssicherheit brauchen, dass die Radwege, Straßenbahnen und Gehsteige nur lästig sind und stören. Das sieht man ja auch in den USA. Da übernehmen Privatfirmen die Entwicklung neuer Siedlungsgebiete. Und die bauen, was am Markt von der lautstarken Mehrheit nachgefragt wird.
Auf der anderen Seite musste die Österreichische Regierung erst kürzlich aufgrund von populärem Druck wegen der steigenden Ölpreise die Pendlerpauschale um 15% erhöhen.
Ich sehe also nicht wirklich, inwiefern eine demokratische Planwirtschaft oder eine anarchistischer Sozialismus oder sowas das Problem negativer Externalitäten in irgendeiner Weise lösen könnte. Diese könnten sogar verstärkt werden.
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rk72 gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.04.2008 Beiträge: 2462
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(#1015399) Verfasst am: 05.06.2008, 17:20 Titel: |
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Leto hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: | Und wie willst du die demokratisch organisieren, die Lokal geplanten und global kooperativen Planwirtschaften?
Agnost |
Räte |
Wie?
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rk72 gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.04.2008 Beiträge: 2462
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(#1015402) Verfasst am: 05.06.2008, 17:27 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | rk72 hat folgendes geschrieben: | Selbstverständlich gibt es im Anarchismus keine Demokratie. |
...
rk72 hat folgendes geschrieben: | Demokratie = Herrschaft des Volkes (der Mehrheit) |
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Auch wenn ich dem nicht unbedingt widerspreche, so habe ich das dennoch nicht geschrieben. Das hat "venicius" geschrieben.
Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Das ist insofern irreführend, als sich eine anarchistische Gesellschaft sehr wohl demokratisch konstituieren kann. Eine anarchistische Gesellschaft kann sich grundsätzlich konstituieren, wie sie will (bzw. wie ihre Mitglieder wollen). Das unterscheidet sie ja gerade von einer nicht-anarchistischen Gesellschaft. Eine solche kann sich nämlich stets nur an der Maximierung des Nutzens für die jeweils Herrschenden konstituieren (wobei der Begriff von "Nutzen" hier nicht trivial verstanden werden soll). Bzw. die nicht-anarchistische Gesellschaft, wie auch immer sie jeweils konstituiert sein mag, ist eigentlich ein Spezialfall der anarchistischen Gesellschaft. |
Hört sich nett an, aber sehr theoretisch. Vielleicht könnte man auf diese Weise ein Saufgelagere regieren, aber wie willst du so ein Staat regieren?
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#1015417) Verfasst am: 05.06.2008, 18:16 Titel: |
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rk72 hat folgendes geschrieben: | Hört sich nett an, aber sehr theoretisch. Vielleicht könnte man auf diese Weise ein Saufgelagere regieren, aber wie willst du so ein Staat regieren? |
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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Spartacus Leto Ist hier raus!
Anmeldungsdatum: 27.08.2005 Beiträge: 5659
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(#1015507) Verfasst am: 05.06.2008, 20:26 Titel: |
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rk72 hat folgendes geschrieben: | Leto hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: | Und wie willst du die demokratisch organisieren, die Lokal geplanten und global kooperativen Planwirtschaften?
Agnost |
Räte |
Wie? |
Das Prinzip einer Räterepublik ist dir bekannt?
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#1015519) Verfasst am: 05.06.2008, 20:37 Titel: |
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Leto hat folgendes geschrieben: | Martkwirtschaft ist antidemokratisch, antisozial, antiökllogisch.
Marktwirtschat nutzt nur einer Minderheit. |
Das, was du schreibst, gilt für die real existierende Marktwirtschat, die mit Marktwirtschaft fast so viel zu tun aht wie der real (zum Glüch kaum noch) existierende Sozialismus mit Sozialismus.
Es gibt auf diesem Planeten keine Marktwirtschaft.
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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