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Roger Kusch und die Sterbehilfe
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
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Beitrag(#1037195) Verfasst am: 02.07.2008, 13:36    Titel: Re: Roger Kusch und die Sterbehilfe Antworten mit Zitat

r'zr hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Unsinn, natürlich gibt es rationale Gründe für eine Ablehnung der aktiven Sterbehilfe. Falls diese erlaubt und gebräuchlich wäre, dann befürchte ich, es käme in vielen Fällen dazu, dass Angehörige den Kranken dazu drängen / manipulieren, sich töten zu lassen. ("Mutti, wir haben das Problem mit den Schulden auf unserem Haus. Die Bank will bald zwangsversteigern lassen. Und der Karli will doch so gerne studieren. Wenn wir nur das Geld dazu hätten... Wenn Du noch 6 Monate hier liegst, sind Deine Ersparnisse ganz aufgebraucht...")

Was ich für ein ziemlich gewichtiges Argument gegen aktive Sterbehilfe halte.

das problem gibt es bereits. die unentdeckten morde speziell an alten kranken gibt es. und wohl nicht gerade in geringem ausmass. ich bin mir nicht sicher ob das dann überhand nähme.

Hm, naja, ich denke, es ist um mehrere Größenordnungen leichter, jemanden mit Worten in eine bestimmte Richtung zu lenken / zu manipulieren, als jemanden zu ermorden.
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r'zr
dickes reh



Anmeldungsdatum: 23.01.2008
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Wohnort: Vault 13

Beitrag(#1037208) Verfasst am: 02.07.2008, 13:44    Titel: Re: Roger Kusch und die Sterbehilfe Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
r'zr hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Unsinn, natürlich gibt es rationale Gründe für eine Ablehnung der aktiven Sterbehilfe. Falls diese erlaubt und gebräuchlich wäre, dann befürchte ich, es käme in vielen Fällen dazu, dass Angehörige den Kranken dazu drängen / manipulieren, sich töten zu lassen. ("Mutti, wir haben das Problem mit den Schulden auf unserem Haus. Die Bank will bald zwangsversteigern lassen. Und der Karli will doch so gerne studieren. Wenn wir nur das Geld dazu hätten... Wenn Du noch 6 Monate hier liegst, sind Deine Ersparnisse ganz aufgebraucht...")

Was ich für ein ziemlich gewichtiges Argument gegen aktive Sterbehilfe halte.

das problem gibt es bereits. die unentdeckten morde speziell an alten kranken gibt es. und wohl nicht gerade in geringem ausmass. ich bin mir nicht sicher ob das dann überhand nähme.

Hm, naja, ich denke, es ist um mehrere Größenordnungen leichter, jemanden mit Worten in eine bestimmte Richtung zu lenken / zu manipulieren, als jemanden zu ermorden.


darum geht es ja garnicht. nur muss man eben auch die wahl haben zwischen einem lebenswerten leben (eigenes empfinden) und der möglichkeit es einigermassen human beenden zu können.
genauso wie man nicht eben zaprapp im vorübergehen abtreiben kann - nur evtl. mit zeitl. intensiverer begleitung sollte auch eine solche entscheidung getroffen werden können. psycholog. betreuung/beratung und am ende bekommt man dann auf wunsch den schein zum freitod.

natürlich ist das nur ein, vergleichsweise kleines teilproblem an dem ich mir nur wegen derzeitiger persönlicher betroffenheit reibe - viel wichtiger ohne natürlich ohne frage das für jeden, der dessen bedarf überhaupt die möglichkeit adequäter palliativer betreuung und der kostenübernahme dessen besteht - von den zuständen in der altenbetreuung ganz zu schweigen Böse
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Anmeldungsdatum: 01.06.2007
Beiträge: 626

Beitrag(#1037215) Verfasst am: 02.07.2008, 13:50    Titel: Antworten mit Zitat

Medusa hat folgendes geschrieben:
Zitat:
"Am Wochenende hatte er öffentlich gemacht, einer 79 Jahre alten Frau in Würzburg Sterbehilfe geleistet und deren Sterben gefilmt zu haben. Die Frau sei nicht sterbenskrank gewesen, sondern habe aus Angst vor dem Pflegeheim sterben wollen."


Vielleicht sollte man das Geld lieber in besseres Pflegepersonal investieren, statt solchen Geschäftemachern die Kohle zuzuschieben. Die arme Omi.
Versteh ich nicht, dass Leute bereit sind, so ihr Geld zu verplempern. Da würd ich lieber noch mal schön in den Urlaub fahren und dann irgendwo von der Reling springen. Es gibt viele Möglichkeiten, die Leute sind einfach so fantasielos. Kennt Ihr den Film Delicatessen? Da versucht eine Frau mit den kreativesten Ideen, sich das Leben zu nehmen. So ein Pech, dass es dann nie klappt, hat bestimmt niemand. Lachen


Die Problematik scheint an dir spurlos vorbei gegangen zu sein. Die "arme Omi" hat sich bewußt für den Tod durch Medikamente entschieden, weil sie nicht mehr für sich selbst sorgen kann und Unterstützung beim Sterben brauchte. Natürlich kann ein junger Hüpfer sich Tausende spektakuläre Wege in den Tod vorstellen und auch verwirklichen. Ein Mensch, der aber bereits in die Falle der körperlichen Behinderung geraten ist, braucht eben Hilfe von anderen Menschen, um den (evtl. früher geäußerten) Sterbenswunsch zu verwirklichen.

Selbst die Argumentation, am Tod der Betroffen könnten gewissenlose Menschen Geld verdienen, erscheint im Hinblick auf die gängigen Praktiken in den deutschen Altenheimen lächerlich. Denn aus erster Hand ist mir bekannt, dass heutzutage auf breiter Front Geld mit dem Nichttod gemacht wird!!! Ärzte, Pflegeheimleitung und Träger haben ein perfektes (besser perfides) System aufgebaut, um eigentlich sterbende über Jahrzehnte künstlich mit massivem Einsatz an (teueren) Medikamenten am Leben zu erhalten. Dabei geht es nicht um Würde, Schmerzlinderung oder Nächstenliebe, sondern um die horrenden Pflegebeiträge dieser lebenden Leichen. Ich habe von "Bewohnern" (wie sie liebevoll vom Pflegepersonal genannt werden müssen) gehört, die 15 und mehr Jahre im Bett liegen, vor sich hin sabbernd dahinvegetieren. Sie werden von dem Pflegepersonal ab und zu gedreht und sauber gemacht (Zu bedenken ist, dass PflegerInnen heute bis zu 5 mal mehr Bewohner abfertigen müssen als noch vor 20 Jahren. Sie reagieren nicht mehr , da keine Zeit, auf Notrufe von noch aktiven Patienten! Eingetlich noch schlimmere Zustände als die im amerikanischen Krankenhaus, die im Fernsehen jetzt so empört präsentiert werden.), verfaulen aber unaufhaltsam immer weiter (im wahrsten Sinne). Der Prozess des Verfaulns wird auf zwei Wegen bekämpft: 1. Medikamente (die ganze schwere Artillerie der modernen Medizin) und 2. Gewebewachstum wird extrem angeregt (Pflegepersonal muss über 3 Liter an Flüssigkeiten jedem Patienten täglich verabreichen, darüber werden akribisch Protokolle geführt und bei Nichtbefolgung gibts Disziplinarmaßnahmen. Einige Mitarbeiter bekommen regelmäßig Strafandrohungen.). Nicht selten sind so geistig inaktive, bis zu 20-30% verfaulte, mit Medikamenten vollgestopfte, 150 kg schwere "Patienten" vorzufinden. Der Arzt, der solche Patienten regelmäßig besucht, erteilt Justieranweisungen für Medikamentengabe, so dass degenerative Prozesse möglichst verlangsamt werden.

Für mich klingt das alles sehr nach einem Horror-Roman. Aber dies alles weiß ich von Menschen, die im System arbeiten (übrigens intern wird das System mit stasi-ähnlichen Denunziantenstrukturen abgesichert.). Das sind moderne "Legebatterien für Menschen", hier wird aus dem langsamen (wohl nicht qualvollen da mit Medikamenten und Geräten gesteuerten) Tod direkt Geld gemacht. Der Geldfluss kommt von den Krankenkassen, Pflegeversicherung und den Verwandten. Jedes Gesetz in Richtung mehr Selbstbestimmung im Tod kostet dieses System direkt Millionen Euro.
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Konstrukt
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Beitrag(#1037216) Verfasst am: 02.07.2008, 13:53    Titel: Antworten mit Zitat

Für mich ist diese Sache ganz einfach: Recht auf Selbstbestimmung! Das muss gesetzlich verankert sein.
Recht auf selbstbestimmtes Leben (sofern überhaupt möglich) und Recht auf selbstbestimmtes Sterben (wenn schon ein selbstbestimmtes Leben so schwer ist).

Wenn ich nicht mehr wollte, dann könnten mich Gesetze, die mir die Selbsttötung verbieten mal ganz kräftig im Arsch lecken.
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r'zr
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Beitrag(#1037217) Verfasst am: 02.07.2008, 13:56    Titel: Antworten mit Zitat

Konstrukt hat folgendes geschrieben:
Für mich ist diese Sache ganz einfach: Recht auf Selbstbestimmung! Das muss gesetzlich verankert sein.
Recht auf selbstbestimmtes Leben (sofern überhaupt möglich) und Recht auf selbstbestimmtes Sterben (wenn schon ein selbstbestimmtes Leben so schwer ist).

Wenn ich nicht mehr wollte, dann könnten mich Gesetze, die mir die Selbsttötung verbieten mal ganz kräftig im Arsch lecken.


selbsttötung ist ja nicht verboten - nur das dir jemand dabei hilft, wenn du zB nichtmehr dazu in der lage bist zwinkern
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Konstrukt
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Beitrag(#1037220) Verfasst am: 02.07.2008, 13:57    Titel: Antworten mit Zitat

r'zr hat folgendes geschrieben:
Konstrukt hat folgendes geschrieben:
Für mich ist diese Sache ganz einfach: Recht auf Selbstbestimmung! Das muss gesetzlich verankert sein.
Recht auf selbstbestimmtes Leben (sofern überhaupt möglich) und Recht auf selbstbestimmtes Sterben (wenn schon ein selbstbestimmtes Leben so schwer ist).

Wenn ich nicht mehr wollte, dann könnten mich Gesetze, die mir die Selbsttötung verbieten mal ganz kräftig im Arsch lecken.


selbsttötung ist ja nicht verboten - nur das dir jemand dabei hilft, wenn du zB nichtmehr dazu in der lage bist zwinkern


Was ich dazu denke, dürfte doch klar sein, oder? Hospize sollten eine Selbstverständlichkeit sein und Tötung auf Verlangen legal. Punkt.
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disillusioned
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Beitrag(#1037237) Verfasst am: 02.07.2008, 14:12    Titel: Re: Roger Kusch und die Sterbehilfe Antworten mit Zitat

jagy hat folgendes geschrieben:

Hierfür gibt es allerdings gute Gründe. Weil es nämlich eine empirische Tatsache ist, dass viele "Depressions-Suizidenten", die überlebt haben, später froh waren, überlebt zu haben. Weil eine Depression eben ein Zustand ist, der eine rationale Entscheidung meistens ausschließt. Die Depression sagt "mein Leben wird nie wieder gut werden und ich werde mich immer so schlecht wie jetzt fühlen". Aber diese Einschätzung ist depressionsbedingt und eben oft/meistens schlicht falsch.

Deswegen gäbe es durchaus gute Gründe, während man die aktive Sterbehilfe bei totkranken erlaubt, zB Beihilfe zu sonstigen (Depressions-)Suiziden zu bestrafen.


Warum braucht man für's Sterben denn auf einmal (rationale) Gründe. Jemandem gegen seinen Willen sein vermeintliches Glück aufzuzwingen halte ich für falsch und auch für gefährlich. Zudem gibt es auch noch andere Gründe für den Suizid als Depressionen, die nichts mit Krankheiten zu tun haben.
Gegen eine psychologische Beratung vorher ist ja auch nichts einzuwenden, doch die Entscheidung sollte letztlich der Mensch selbst treffen können, unabhängig davon was der Psychologe meint. Auch weicht sonst die Grenze langsam auf, zwischen dem was psychisch krank ist und dem was es nicht ist. Ein Todeswunsch muss ja nicht immer aus psychischen Problemen resultieren. Zum Beispiel mag manchem ein Pflegeheim wirklich schlimmer als der Tod erscheinen oder er mag es als entwürdigend empfinden(es ist hier völlig egal, was jemand anders als der betreffende selbst dazu meint), sich nicht mehr selbst waschen zu können etc.. Um in ein Pflegeheim zu kommen, braucht es keine lebensbedrohliche Krankheit.

Ich wäre somit für ein bedingungsloses Recht auf Sterbehilfe, von mir aus mit vorheriger, unverbindlicher Beratung.
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Konstrukt
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Anmeldungsdatum: 19.08.2005
Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten

Beitrag(#1037254) Verfasst am: 02.07.2008, 14:43    Titel: Antworten mit Zitat

http://de.uncyclopedia.org/wiki/UnNews:Sterbehilfeautomaten_werden_bundesweit_aufgestellt

Lachen
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Bianca Mux
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Anmeldungsdatum: 08.09.2006
Beiträge: 14

Beitrag(#1037289) Verfasst am: 02.07.2008, 15:21    Titel: Antworten mit Zitat

Wow. Richtig tolle Ideen hat der, der Kusch. Nachdem er mit seinen rechtslastigen Populismen zu Jugend-und Ausländerkriminalität gescheitert ist, stehen jetzt die Alten auf der Abschussliste. Und, wie immer, sind die Lösungen sooo einfach:

1. Man sorge dafür, daß (gesunde) alte Menschen keine lebenswerte Zukunft mehr haben. Das ist ja einfach gemacht: man braucht nichts zu investieren, keine Zeit, keine Arbeit, keine Phantasie, keine Menschlichkeit und - am allerbesten - schon gar kein Geld.

2. Haben die Alten dann Angst, bietet man ihnen als Lösung den Tod. Das ist dann wohl die moderne Variante von "Wenn's dir nicht passt, geh doch nach drüben." Über den Jordan.So ein paar Pillen sind ja auch billig, billiger jedenfalls als gute Wohn-und Lebensformen für alte Menschen, billiger auch als psychotherapeutische Unterstützung. Es reicht ja auch, wenn wir hierzulande ausreichend Tiertherapeuten haben, die sich um das seelische Wohlbefinden von Waldi und Mieze kümmern können. Muß man verstehen, wenn da für Oma nix über bleibt.

3.Geht der alte Mensch dann darauf ein, feiert man das Ganze auch noch als Akt freier Selbstentscheidung: "Was wollt ihr, der hat es doch so gewollt?" Genau. Schließlich ist die Alte ja selbst schuld, wenn sie ohne Zuwendung und Menschlichkeit nicht leben will.

Kann man von uns ja auch nicht erwarten.
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Telliamed
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Anmeldungsdatum: 05.03.2007
Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten

Beitrag(#1037292) Verfasst am: 02.07.2008, 15:23    Titel: Antworten mit Zitat

Man hat in Deutschland mit den Patientenverfügungen das Dilemma, dass sich Ärzte doch vielfach nicht daran halten, um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Ein Teil der Bevölkerung drängt danach, dass diese Selbstbestimmung auch ernst genommen wird, aber die Gesetzeslage läßt dies noch nicht zu.

Von Gegnern einer Sterbehilfe werden ins Feld geführt:

- das noch umgehende Gespenst der deutschen "Euthanasie"-Verbrechen (das etwa in den Niederlanden oder in der Schweiz keine Rolle spielt);

- das Argument mit den gierigen Verwandten - sorry @AgentProvokateur, ist natürlich ernst zu nehmen, ändert jedoch nichts an der Situation der überwiegenden Mehrzahl der Sterbewilligen, die oft alleinstehend sind oder bei denen es keine Nutznießer ihres Ablebens gibt; da müßten eben Vorkehrungen getroffen werden, die derartige Gefahren zumindest minimierten, wie, weiß ich im Moment auch nicht;

- und schließlich der Verweis auf Hospize mit der Bemerkung - "Gefürchtet werden die Schmerzen, nicht der Tod" -

Bei den Hospizen wäre allerdings zu fragen: a) reicht die Versorgung wirklich flächendeckend aus? b) wer übernimmt die Kosten, kann sich die ein Normalverbraucher leisten?
c) sind die Träger nicht in ihrer Mehrzahl kirchliche Verbände bzw. reichen die nichtreligiösen Trägervereine aus, damit Atheist ohne eigene Verwandtschaft nicht am Schluss die schwarzgekleideten Brüder und Schwestern an seinem Sterbebett hocken hat? -

zugegeben eine vielleicht eher nachgeordnete, aber in diesem Forum und in Betrachtung des eigenen späteren Schicksals eine nicht ganz abwegige Überlegung, die jedenfalls näher liegt, als sich phantasiereich Selbstmord-Szenarien zurecht zu legen, die angesichts zunehmender Schwäche und nicht vorhersehbarer Umstände im fortgeschrittenen Alter nicht mehr verwirklicht werden können.


Letztlich kommen die meisten Gegner einer selbstbestimmten Lebensbeendigung in ihrer Mehrzahl aus dem Lager "Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen." Die werden unverrückbar an ihrem Standpunkt festhalten.

Ernst zu nehmen sind, davon abgesehen, von Medizinern geäußerte Standpunkte, wonach der Wille, sein Leben zu beenden, auch wieder weichen kann. Im Falle psychischer Erkrankungen, wie Depressionen, ist die Wahrnehmung durch einen "Tunnelblick" häufig eingeengt und muß mit der Außensicht keinesfalls übereinstimmen. Auf der anderen Seite ist wieder zu fragen, mit welcher Sicherheit von einem nahezu unweigerlich zum Tode führenden Verlauf einer Krankheit ausgegangen werden kann, da hat es schon die tollsten Fehlprognosen gegeben.

Die hier gebrachten Verweise auf die Zustände in Pflegeheimen, deren Bewohner häufig nahezu entmündigt sind, machen es erst recht nicht einfach, die Kriterien für Hilfe beim "selbstbestimmten" Sterben zu bestimmen.
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Alchemist
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Anmeldungsdatum: 03.08.2004
Beiträge: 27898
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1037362) Verfasst am: 02.07.2008, 16:59    Titel: Antworten mit Zitat

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,563459,00.html

Zitat:
Merkel spricht sich kategorisch gegen Sterbehilfe aus

[...]
Für Angela Merkel gibt es da keinen Spielraum: "Ich bin absolut gegen jede Form der aktiven Sterbehilfe, in welchem Gewand sie auch immer daherkommt", sagte die Kanzlerin am Mittwoch dem Fernsehsender N24. Vielmehr fordert die CDU-Vorsitzende angesichts des Falls Roger Kusch, noch einmal zu überprüfen, welche zusätzlichen rechtlichen Maßnahmen vielleicht ergriffen werden müssten. Sie sei der Meinung, man solle "ganz hart bei der Position bleiben", dass keine aktive Sterbehilfe geleistet werden dürfe.


Was mich besonders stört ist, dass überhaupt keine Argumente für diesen Standpunkt angesprochen werden.
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Tapuak
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Anmeldungsdatum: 23.02.2006
Beiträge: 1264

Beitrag(#1037370) Verfasst am: 02.07.2008, 17:29    Titel: Antworten mit Zitat

Alchemist hat folgendes geschrieben:
Was mich besonders stört ist, dass überhaupt keine Argumente für diesen Standpunkt angesprochen werden.

Woran sichtbar wird, wie die diskursiven Machtverhältnisse bei diesem Thema derzeit verteilt sind. Es wird von den maßgeblichen Akteuren nicht einmal für nötig erachtet, irgendwie zu argumentieren. Stichworte wie Menschenwürde und dazu ein bisschen moralischer Impetus in der Stimme reichen aus, um Diskussionen gar nicht erst aufkommen zu lassen. Es könnte ja als winziges Zugeständnis an die Befürworter interpretiert werden, wenn man tatächlich anfangen würde zu argumentieren. Mit den Augen rollen
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Tapuak
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Anmeldungsdatum: 23.02.2006
Beiträge: 1264

Beitrag(#1037374) Verfasst am: 02.07.2008, 17:38    Titel: Antworten mit Zitat

Telliamed hat folgendes geschrieben:
Ernst zu nehmen sind, davon abgesehen, von Medizinern geäußerte Standpunkte, wonach der Wille, sein Leben zu beenden, auch wieder weichen kann. Im Falle psychischer Erkrankungen, wie Depressionen, ist die Wahrnehmung durch einen "Tunnelblick" häufig eingeengt und muß mit der Außensicht keinesfalls übereinstimmen. Auf der anderen Seite ist wieder zu fragen, mit welcher Sicherheit von einem nahezu unweigerlich zum Tode führenden Verlauf einer Krankheit ausgegangen werden kann, da hat es schon die tollsten Fehlprognosen gegeben.

Auf jeden Fall sind solche Einwände ernstzunehmen. Aber damit vernünftig über solche Argumente diskutiert werden kann, müssten zunächst einmal die Vorausetzungen für einen halbweg rationalen Diskurs geschaffen werden. Die aktuellen öffentlichen Reaktionen wirken derart hysterisch, dogmatisch, und sind teilweise sogar noch überlagert von irgendwelchen religiösen oder sonstwie esoterischen Vorstellungen (und damit völlig jenseits jeder rationalen Diskussion), dass man davon anscheinend noch weit entfernt ist.
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AgentProvocateur
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Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1037394) Verfasst am: 02.07.2008, 18:46    Titel: Antworten mit Zitat

Telliamed hat folgendes geschrieben:
- das Argument mit den gierigen Verwandten - sorry @AgentProvokateur, ist natürlich ernst zu nehmen, ändert jedoch nichts an der Situation der überwiegenden Mehrzahl der Sterbewilligen, die oft alleinstehend sind oder bei denen es keine Nutznießer ihres Ablebens gibt;

Nutznießer eines vorzeitigen Ablebens gibt es immer. Und wenn es der Staat / die Gesellschaft ist, die dadurch Geld spart.

Es handelt sich hierbei, scheint mir, um zwei unterschiedliche Sichtweisen: Deine (und die wohl der meisten hier im Forum, nach dem, was ich so bisher davon mitbekommen habe), die nur auf den speziellen Einzelfall abhebt, in dem eine Sterbehilfe sinnvoll und vielleicht sogar geboten sein mag und meine, die eher den Gesamtzusammenhang sieht.

Ich bezweifele einfach stark, dass eine Abkehr vom bisherigen Paradigma (jeder lebt so lange, bis er auf natürliche Weise stirbt, dabei ist es aber geboten, dabei unzumutbare Härten zum Beispiel durch Schmerzmittel zu lindern) hin zu einer Praxis des jederzeitigen aktiven Beenden eines Menschenlebens für unsere Gesellschaft wirklich eine Verbesserung darstellen würde, wie hier immer und immer wieder als völlige Selbstverständlichkeit proklamiert wird.

Es sind ja nicht nur die "gierigen Verwandten", die einen alten kranken Menschen dazu bewegen wollen, sein Leben zu beenden, damit sie davon profitieren können.

Es ist, abstrakt gesagt, der Paradigmenwechsel, der mMn allgemein dazu führen kann, dass letztlich an alte und kranke Menschen die (implizite) Erwartung gestellt wird, ihr (für die Gesellschaft) nutzlos gewordenes Leben doch endlich beenden zu lassen. Ob sich dem viele entziehen können, wenn sie krank und hilflos sind? Ich bin da extrem pessimistisch.

Ansonsten schließe ich mich vorbehaltlos diesem polemischen Beitrag an.

Telliamed hat folgendes geschrieben:
- und schließlich der Verweis auf Hospize mit der Bemerkung - "Gefürchtet werden die Schmerzen, nicht der Tod" -

Bei den Hospizen wäre allerdings zu fragen: a) reicht die Versorgung wirklich flächendeckend aus?

Unabhängig von der Frage, ob aktive Sterbehilfe legitimiert werden soll oder nicht, muss es genügend Hospize geben und falls es sie nicht gibt, müssen sie geschaffen werden. Oder etwa nicht? Alles andere wäre extrem zynisch (jetzt haben wir die aktive Sterbehilfe, da können wir ja ein paar Hospize abbauen).

Telliamed hat folgendes geschrieben:
Letztlich kommen die meisten Gegner einer selbstbestimmten Lebensbeendigung in ihrer Mehrzahl aus dem Lager "Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen." Die werden unverrückbar an ihrem Standpunkt festhalten.

Es ist doch vollkommen Banane, wo die Mehrzahl der Gegner der aktiven Sterbehilfe herkommen.

Fakt ist aber, meine ich, dass es sehr ernstzunehmende Argumente gegen (allgemein legitimierte) aktive Sterbehilfe gibt. Mich jedenfalls überzeugen sie.
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disillusioned
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Anmeldungsdatum: 12.07.2007
Beiträge: 109
Wohnort: Hessen

Beitrag(#1037413) Verfasst am: 02.07.2008, 19:09    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Ich bezweifele einfach stark, dass eine Abkehr vom bisherigen Paradigma (jeder lebt so lange, bis er auf natürliche Weise stirbt, dabei ist es aber geboten, dabei unzumutbare Härten zum Beispiel durch Schmerzmittel zu lindern) hin zu einer Praxis des jederzeitigen aktiven Beenden eines Menschenlebens für unsere Gesellschaft wirklich eine Verbesserung darstellen würde, wie hier immer und immer wieder als völlige Selbstverständlichkeit proklamiert wird.


Die Sache ist eben, dass ein Verbot aktiver Sterbehilfe einfach eine Beschränkung der persönlichen Freiheit darstellt, die m.E. einfach nicht sinnvoll ist. Nun Verbot von Mord ist auch so eine Einschränkung, doch mit einem wichtigen Unterschied: Mit einem Selbstmord schade ich niemandem, allerhöchstens auf eine sehr indirekte Weise, und wir anfangen Handlungen wegen derartigen indirekten Auswirkungen zu verbieten, dann haben wir bald keine Freiheiten mehr übrig.

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Es sind ja nicht nur die "gierigen Verwandten", die einen alten kranken Menschen dazu bewegen wollen, sein Leben zu beenden, damit sie davon profitieren können.

Es ist, abstrakt gesagt, der Paradigmenwechsel, der mMn allgemein dazu führen kann, dass letztlich an alte und kranke Menschen die (implizite) Erwartung gestellt wird, ihr (für die Gesellschaft) nutzlos gewordenes Leben doch endlich beenden zu lassen. Ob sich dem viele entziehen können, wenn sie krank und hilflos sind? Ich bin da extrem pessimistisch.


Hier ist aber ein wichtiger Unterschied: Die implizite Erwartung zwingt niemanden zu etwas, während ein Verbot von Sterbehilfe einen selbstbestimmten Tod völlig verhindert, wenn man selbst nicht mehr in der Lage sein sollte sein Leben zu beenden.
Dass ich eventuell nicht in der Lage sein werde mein Leben zu beenden, wenn ich dies möchte erscheint mir doch als ein wesentlich schlimmerer Nachteil als eine Erwartung, die die Gesellschaft stellt, denn sie verpflichtet zu nichts, wobei zweifelhaft ist, ob diese Erwartungshaltung überhaupt der Fall sein wird. Z.B. habe ich noch nichts davon gehört, dass in Ländern wie den Niederlanden eine solche Stimmung vorherrscht(kann da jemand näheres zu sagen?).

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Unabhängig von der Frage, ob aktive Sterbehilfe legitimiert werden soll oder nicht, muss es genügend Hospize geben und falls es sie nicht gibt, müssen sie geschaffen werden. Oder etwa nicht? Alles andere wäre extrem zynisch (jetzt haben wir die aktive Sterbehilfe, da können wir ja ein paar Hospize abbauen).


Hier hat, soweit ich sehe, auch niemand etwas gegenteiliges behauptet. Es muss sich in beiden Bereichen m.E. etwas tun: Aktive Sterbehilfe sollte legitimiert werden und die Bedingungen in Pflegeheimen müssen besser werden, mehr Hospize müssen geschaffen werden, etc..
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r'zr
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Beitrag(#1037429) Verfasst am: 02.07.2008, 19:31    Titel: Antworten mit Zitat

das problem mit den hospitzen ist, dass sich damit kaum gewinne machen lassen Böse Erbrechen
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Tapuak
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Anmeldungsdatum: 23.02.2006
Beiträge: 1264

Beitrag(#1037516) Verfasst am: 02.07.2008, 21:36    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich bezweifele einfach stark, dass eine Abkehr vom bisherigen Paradigma (jeder lebt so lange, bis er auf natürliche Weise stirbt, dabei ist es aber geboten, dabei unzumutbare Härten zum Beispiel durch Schmerzmittel zu lindern)

Ein solches "Paradigma" haben wir derzeit m.E. nicht. Was heißt "auf natürliche Weise sterben"? Der Zeitpunkt des Todes ist bereits jetzt in den allermeisten Fällen davon abhängig, welche Medikamente einem Menschen gegeben werden, welche medizinischen Behandlungen mit ihm durchgeführt werden usw. In vielen Fällen wird das Sterben also derzeit bereits durch eine Vielzahl von Maßnahmen "programmiert" (in der Regel wird es hinausgeschoben). Das halte ich für genauso natürlich oder unnatürlich, wie jemandem bewusst Sterbehilfe zu leisten. Das derzeitige "Paradigma" besteht also nicht darin, jemanden "natürlich" sterben zu lassen, sondern ihn, solange es nur irgendwie geht am Leben zu erhalten - oft völlig unabhängig von der Frage, ob mit dem Leben, was erhalten wird, noch irgendeine subjektiv erfahrene Qualität einhergeht.

Zitat:
Ich bin da extrem pessimistisch.

Das überrascht mich nicht. Dein äußerst negatives Menschenbild kommt in den meisten Beiträgen, die ich von dir gelesen habe, durch. Mir scheint es, als hättest du in vielen Bereichen Angst, es würde sich ein Dammbruch ereignen, wenn man vom Status quo abweicht.
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AgentProvocateur
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Beitrag(#1037529) Verfasst am: 02.07.2008, 21:52    Titel: Antworten mit Zitat

Tapuak hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ich bezweifele einfach stark, dass eine Abkehr vom bisherigen Paradigma (jeder lebt so lange, bis er auf natürliche Weise stirbt, dabei ist es aber geboten, dabei unzumutbare Härten zum Beispiel durch Schmerzmittel zu lindern)

Ein solches "Paradigma" haben wir derzeit m.E. nicht. Was heißt "auf natürliche Weise sterben"? Der Zeitpunkt des Todes ist bereits jetzt in den allermeisten Fällen davon abhängig, welche Medikamente einem Menschen gegeben werden, welche medizinischen Behandlungen mit ihm durchgeführt werden usw. In vielen Fällen wird das Sterben also derzeit bereits durch eine Vielzahl von Maßnahmen "programmiert" (in der Regel wird es hinausgeschoben). Das halte ich für genauso natürlich oder unnatürlich, wie jemandem bewusst Sterbehilfe zu leisten.

Okay, Du geilst Dich jetzt an dem Wort "natürlich" auf und reißt dazu ein Zitat aus dem Zusammenhang. Das habe ich mir schon gedacht, dass das sicher jemand tun wird, als ich es geschrieben habe. Naja, eine Diskussion ist mE nicht möglich mit jemandem, der nicht versucht, zu verstehen, was der andere sagen will. Du hast natürlich Recht und ich habe meine Ruh'.

Tapuak hat folgendes geschrieben:
Zitat:
Ich bin da extrem pessimistisch.

Das überrascht mich nicht. Dein äußerst negatives Menschenbild kommt in den meisten Beiträgen, die ich von dir gelesen habe, durch. Mir scheint es, als hättest du in vielen Bereichen Angst, es würde sich ein Dammbruch ereignen, wenn man vom Status quo abweicht.

Ad hominem. Ziemlich plump. Schade eigentlich.
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Tapuak
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Beitrag(#1037538) Verfasst am: 02.07.2008, 21:59    Titel: Antworten mit Zitat

Frage

Mein Beitrag war nicht als Angriff auf dich gedacht. Aber OK, lassen wir's.
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Telliamed
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Beitrag(#1037582) Verfasst am: 02.07.2008, 22:34    Titel: Antworten mit Zitat

@AgentProvokateur

Zitat:
Es handelt sich hierbei, scheint mir, um zwei unterschiedliche Sichtweisen: Deine (und die wohl der meisten hier im Forum, nach dem, was ich so bisher davon mitbekommen habe), die nur auf den speziellen Einzelfall abhebt, in dem eine Sterbehilfe sinnvoll und vielleicht sogar geboten sein mag und meine, die eher den Gesamtzusammenhang sieht.


Bitte, aber die Entscheidung über das eigene Lebensende ist wirklich eine Frage, die das Individuum bitter beschäftigt. Sehr viele Menschen fühlen sich von der bisherigen gesetzlichen Regelung der Rahmenbedingungen im Stich gelassen und spüren vielmehr zahlreiche rechtliche Grauzonen, die aus Rücksichtnahme auf ideologische Prämissen aus einer Zeit entstanden sind, in der religiöse Vorgaben maßgebend waren.


Ich würde ja @AgentProvokateur bei seiner Vorstellung von einem "Paradigmenwechsel" insoweit entgegenkommen wollen, als die "Vermarktung" alles und jeden noch weiter vorangeschritten ist. Wenn der "Gesamtzusammenhang" darin gesehen wird, dass vor nichts mehr zurückgeschreckt wird, wenn es nur Geld bringen würde, könnte ich damit konform gehen. Auch die Vermarktung einer Sterbehilfe, wie sie @Bianka Mux bitter karikiert hat, würde darunter fallen.

Hingegen vollzieht sich ein anderer grundlegender Wandel der Ansichten, ebenfalls eine Art Paradigmenwechsel, der nicht mehr rückgängig zu machen ist: es muß nicht mehr Rücksicht genommen werden auf religiöse Ansichten, die ein "Weiterleben bis zum bitteren Ende" fordern, auch wenn es menschenunwürdige Qualen bedeuten kann, weil es der "Wille des Herrn" ist. Immer mehr formiert sich, auch im internationalen Maßstab, @Tapuak, ein herrschaftsfreier Diskurs, doch hinkt man in D. wegen der engen Beziehung zu den Amtskirchen noch hinterher..

Natürlich sollte es mehr Hospize geben! Aber auch hier muß sich erst ein Übergang vollziehen. Was bisher eine Domäne kirchlicher Institutionen war, ist noch nicht von Staats wegen als Aufgabe erkannt, und freidenkerische Alternativen haben bisher kaum genügend materiellen Rückhalt.


Ich muß wieder einmal meine relative Machtlosigkeit angesichts meiner DDR-Vergangenheit erkennen, wenn ich letztlich wieder an den Staat appeliere: es gab ja bis 1989 auch keine offiziellen Diskussionen über diese drängenden Fragen; sie wurden der Literatur überlassen, und Christa Wolf und andere Autoren sahen sich dann mit persönlichen Anfragen konfrontiert, mit denen sie hoffnungslos überfordert waren.

Aber sinnvoller für den Staat, in weltanschaulich neutrale Hospize zu investieren, als in die milliardenschwere militärische "Verteidigung deutscher Interessen" am Hindukusch, wäre es allemal, auch wenn es für solche Ansichten wiederum kaum eine parteipolitische Lobby geben dürfte.
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Tapuak
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Beitrag(#1037612) Verfasst am: 02.07.2008, 23:02    Titel: Antworten mit Zitat

Telliamed hat folgendes geschrieben:
Hingegen vollzieht sich ein anderer grundlegender Wandel der Ansichten, ebenfalls eine Art Paradigmenwechsel, der nicht mehr rückgängig zu machen ist: es muß nicht mehr Rücksicht genommen werden auf religiöse Ansichten, die ein "Weiterleben bis zum bitteren Ende" fordern, auch wenn es menschenunwürdige Qualen bedeuten kann, weil es der "Wille des Herrn" ist. Immer mehr formiert sich, auch im internationalen Maßstab, @Tapuak, ein herrschaftsfreier Diskurs, doch hinkt man in D. wegen der engen Beziehung zu den Amtskirchen noch hinterher..

Ich denke auch, dass sich da in der Zukunft etwas bewegen wird. Es muss ja nicht gleich ein "herschaftsfreier Diskurs" sein. zwinkern Mir würde es schon reichen, wenn das Thema wirklich in Form einer kontroversen Debatte (d.h. nicht nur in Form dogmatischer Stellungnahmen wie bei der Reaktion auf Kusch) "in der Mitte der Gesellschaft" ankäme. Anzeichen dafür gibt es erfreulicherweise sicherlich schon. Das Thema wird auch immer mehr auf die Tagesordnung rücken, weil es infolge des demographischen Wandels immer mehr traurige Fälle geben wird, in denen alte Menschen tatsächlich nur noch vor sich "dahinvegetieren" und leiden, um es mal so hart zu sagen. Meine Freundin arbeitet derzeit in der Pflege, und wenn man von den Zuständen hört, unter denen die Patienten da teilweise "leben", kann einem das wirklich mitunter leid tun. (Andererseits ist es natürlich toll, dass wir inzwischen gesellschaftlich und vom Wohlstand her so weit sind, dass dieses "Problem" überhaupt entstehen konnte, denn es zeigt ja, dass die Versorgungsmechanismen hier besser funktionieren als zu fast jedem Zeitpunkt der Geschichte!).

Zitat:
Natürlich sollte es mehr Hospize geben!

Das ist wohl einer der wichtigsten Punkte. In den Reaktionen der letzten Tage wurde oft die These geäußert, dass man bessere Pflege, mehr Hospize usw. statt Sterbehilfe brauche. Dabei schließen sich diese beiden Punkte überhaupt nicht gegenseitig aus.
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Telliamed
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Beitrag(#1037777) Verfasst am: 03.07.2008, 09:48    Titel: Antworten mit Zitat

Wie die meisten, die sich zu diesem Thema äußern wollen, habe ich auch ein persönliches Motiv: drei meiner engsten Angehörigen sind unter großen physischen Qualen gestorben, und ich war am Schluß bei ihnen. Die Dosis an Schmerzmitteln hat in allen drei Fällen nicht ausgereicht. Kann sein, dass man da inzwischen weiter ist, aber ich traue der Versicherung aufgrund dieser Erfahrungen noch nicht so recht, dass Schmerzfreiheit gewährleistet werden kann.

Alle drei haben fast bis zum Schluß nicht an Suizid gedacht, und zwar nicht aus religiösen Gründen, sondern weil es ihrer sonstigen Einstellung widersprach und weil sie zu schwach waren. Es mag auch ein in der Generation der in den 1920er Jahren Geborenen verbreiteter Grundsatz gewesen sein: so etwas "macht man nicht".

Als ich 1997 im Zusammenhang mit der Erkrankung meiner Mutter an Krebs der Bauchspeicheldrüse, bei dem es die schlechtesten Aussichten auf ein Überleben gibt, ganze Berge von Literatur gewälzt hatte, medizinische Schriften und auch interessante oder ganz schräge "seelenkundlich"-esoterische, stieß ich relativ häufig auf die Feststellung, dass im Falle von Krebs Suizide doch nicht so häufig sind, wie angenommen wird (ohne jetzt Zahlen bringen zu können).

War "Krebs" in der öffentlichen Meinung bis vor Jahren gleichbedeutend mit einem Todesurteil, so hört man immer häufiger von Heilungen, bei einigen Formen sieht die Prognose sogar gar nicht mal so schlecht aus. Die Massen der Laien wurden vor allem dadurch erschreckt, dass sich die Mediziner über die Ursachen bis heute nicht im klaren sind (mit Ausnahme von Nikotin, vielleicht Gepökeltem) und dieses Tier aus dem Dunkeln angreift, während Viren, Bakterien und die Ursachen für die meisten Herzerkrankungen auch akzeptiert werden.

Ist es die Aussicht auf Heilung, die in vielen Fällen nicht unbegründet ist, die die Erkrankten abhält, sich selbst zu töten?

Jedenfalls ist die Aussicht - "Wenn es mir ganz dreckig geht, kann ich immer die Notbremse ziehen" -zwar schon von den Denkern der Antike als brauchbares Mittel zur Lebensbewältigung angesehen worden. Der Tyrann kann alle Macht der Welt haben, über mich hat er letztlich keine Macht mehr. Diese Vorstellungen wurden von der Kirche über Jahrhunderte mit Erfolg zurückgedrängt, vor allem bei den armen Menschen. Der "Neostoizismus" erreichte nur die Gebildeten, Friedrich II. hat das mitgeführte Gift doch nicht genommen, Napoleon I. wurde 1814 nach Gifteinnahme gerettet.
Die Diktaturen des 20. Jahrhunderts haben mit Hitlers und Stalins Regimen noch eine eigene Note hineingebracht, gegen die die antike Vorstellung von der Selbstbestimmung über das eigene Leben dann doch machtlos war: wenn wir schon über Dich keine Gewalt haben sollten, dann doch über Deine Familienangehörigen (das sind für mich nicht nur "Nachtmahre" aus ferner Vergangenheit; ich habe eine zeitlang in der Sowjetunion gelebt).

Jedenfalls, um zum Ende zu kommen: Die Vorstellung, wenn es mir ganz schlecht geht, dann werde ich schon längeren Leiden ein Ende bereiten, ist in der Praxis eher selten so durchzusetzen. Hier wurde von Fällen berichtet, wo leidende Menschen nach längerer Krankheit bei vollem Bewusstsein zu dem Schluß kamen, dass es nicht mehr weitergehen kann, und dann auch vollstreckten.

An dem Punkt nun, wo eigenes Handeln erschwert oder unmöglich ist, setzt "Sterbehilfe" an. Sie kann im Zeitalter einer "Marktwirtschaft", in der vor allem das Geld im Vordergrund steht, zu einer höchstproblematischen Angelegenheit werden, und nicht nur wegen religiöser Bedenken. Eine öffentliche, von falschen Anwürfen befreite Diskussion über sie ist überfällig.
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Alchemist
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Beitrag(#1037793) Verfasst am: 03.07.2008, 10:48    Titel: Antworten mit Zitat

Telliamed hat folgendes geschrieben:
Eine öffentliche, von falschen Anwürfen befreite Diskussion über sie ist überfällig.


So ist es.
Keinem ist mit einer Blockade- und Verdrängungshaltung wie der der Kanzlerin geholfen
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299792458
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Beitrag(#1037795) Verfasst am: 03.07.2008, 10:53    Titel: Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:

Ich bezweifele einfach stark, dass eine Abkehr vom bisherigen Paradigma (jeder lebt so lange, bis er auf natürliche Weise stirbt, dabei ist es aber geboten, dabei unzumutbare Härten zum Beispiel durch Schmerzmittel zu lindern) hin zu einer Praxis des jederzeitigen aktiven Beenden eines Menschenlebens für unsere Gesellschaft wirklich eine Verbesserung darstellen würde, wie hier immer und immer wieder als völlige Selbstverständlichkeit proklamiert wird.



Darf ich fragen in welchem Land du lebst?

Hier bei uns in Deutschland stapeln sich lebende Leichen in Altenheimen. Sie werden so lange am Leben erhalten, wie sie noch Geld abwerfen (d.h. Unkosten sind kleiner als Einnahmen). Mir wurde schon von stönenden und offensichtlich schrecklich leidenden Alten erzählt, die zwar mit Schmerzmitteln vollgestopft trotzdem Qualen ertragen, sich aber nicht bewußt artikulieren könnne. Schon vor Jahren haben sich auch kirchliche Träger aufs Geldverdienen mit alten Menschen umgestellt, was auch massive Veränderungen in der Behandlung und in der Personalführung nach sich zog. Die Einzigen, die diese Fabriken hätten stoppen könnne, waren die Ärzte. Mit beträchtlicher Beteiligung an den Gewinnen konnten diese aber erfolgreich in das System integriert werden.

Tatsächlich halte ich das von dir angesprochene Paradigma für die beste Lösung. Halt passive Sterbehilfe. Nur gibt es das in Deutschland nicht. Selbst dann nicht, wenn man seinen Willen eindeutig und notariell beglaubigt schriftlich festhält.
_________________
Society is like a stew. If you don’t stir it up every once in a while then a layer of scum floats to the top.
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Medusa
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Beitrag(#1037812) Verfasst am: 03.07.2008, 11:35    Titel: Antworten mit Zitat

299792458 hat folgendes geschrieben:


Hier bei uns in Deutschland stapeln sich lebende Leichen in Altenheimen. Sie werden so lange am Leben erhalten, wie sie noch Geld abwerfen (d.h. Unkosten sind kleiner als Einnahmen). Mir wurde schon von stönenden und offensichtlich schrecklich leidenden Alten erzählt, die zwar mit Schmerzmitteln vollgestopft trotzdem Qualen ertragen, sich aber nicht bewußt artikulieren könnne.


Aha, willst Du damit sagen, dass auch die die Todesspritze bekommen sollen, die sich nicht mehr bewusst artikulieren können? Das ist also sehr gewagt. Wo ziehst Du dann die Grenze? Wenn jemand nicht selbst äussert er wolle sterben, aber Du meinst er sei nur noch eine lebende Leiche, dann ist es in Ordung ihm das Licht auszuknipsen? So einfach ist die Sache leider nicht. Ne das riecht für mich stark nach Brave New World, wo die Leute mit 70 gefälligst den Löffel abzugeben haben, aber dabei ja nicht irgendwie alt oder hässlich aussehen dürfen.
Das mit den Schmerzen ist klar, wer so stark leidet, dass er es nicht mehr aushält und selbst den Wunsch äussert, dass er sterben will, dem soll irgendwie geholfen werden. Da bin ich auch für selbstbestimmtes Sterben. Aber ich sehe auch die Gefahr, dass die Leute so einen Wunsch äussern, weil es von der Gesellschaft verlangt wird. Die Menschen machen meistens das, was die Gesellschaft vorschreibt, und wenn eine Gesellschaft vorschreibt, dass man als alter Mensch der nur noch im Bett liegt, nichts wert ist, dann wir dieser Mensch seine Lebensberechtigung tatsächlich überdenken.
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Telliamed
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Anmeldungsdatum: 05.03.2007
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Beitrag(#1037827) Verfasst am: 03.07.2008, 11:53    Titel: Antworten mit Zitat

@Medusa

Zustimmung! Bei den Bewohnern von Altenheimen ist die freie Willensäußerung oft nicht mehr gewährleistet.
Hier wäre eine länderübergreifende Initiative nötig, die Zustände in den Altenheimen regelmäßig überprüfen zu lassen und Regelverstöße noch strenger zu ahnden, auch wenn dieser Bereich als "privat" angesehen wird. Aber es geht um Leben, Gesundheit und Menschenwürde, was für das Aufwachsen der jüngeren Generationen an Grundversorgung möglich ist, müßte auch für das Alter möglich sein. Dieser Bereich Altenheime lässt noch besondere Befürchtungen entstehen, das möchte man sich selbst oder seinen etwa noch vorhandenen Angehörigen nicht zumuten, wenn es auch wiederum andernorts positive Beispiele geben mag, das soll ja auch nicht abgestritten werden.

Mir gefällt die Todesmaschine Kuschs überhaupt nicht, und dass er sie so öffentlich präsentiert.
Da wird man an gewisse amerikanische "Todesengel" erinnert, die die "effektivsten" Lösungen für einen Todescocktail ausrechnen und öffentlich darbieten.
Und es kommt der Wunsch auf, dass sich in erster Linie die Leute damit befassen sollten, denen man die meiste Kompetenz zutraut: die Ärzte. Denen sind aber oft die Hände durch die Gesetzeslage gebunden. Und die Presse konzentriert sich dann auch wieder auf die wenigen "schwarzen Schafe" dieser Zunft, anstatt jene zu würdigen, die ihrer Verantwortung kompetent nachkommen.
Aber mir gefällt auch nicht, dass Kuschs Gebaren dafür herhalten muss, von einem gesellschaftlichen Problem abzulenken und bloß noch mit der Androhung von Strafverschärfungen zu reagieren, wie es die Kanzlerin als Wortführerin der CDU-Klientel tut. Strafverschärfungen lösen die Probleme überhaupt nicht. Und ich sehe auch nicht ein, was hier diese Kleinstaaterei der Bundesländer soll.
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Fuxing
grösstenteils harmlos



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Beitrag(#1037831) Verfasst am: 03.07.2008, 11:57    Titel: Antworten mit Zitat

Komisch....bei einem alten, kranken Haustier gilt es als human, ihm die finale Spritze zu setzen, bei einem Menschen nicht
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Alchemist
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Beitrag(#1037832) Verfasst am: 03.07.2008, 11:57    Titel: Antworten mit Zitat

Telliamed hat folgendes geschrieben:

Mir gefällt die Todesmaschine Kuschs überhaupt nicht, und dass er sie so öffentlich präsentiert.
Da wird man an gewisse amerikanische "Todesengel" erinnert, die die "effektivsten" Lösungen für einen Todescocktail ausrechnen und öffentlich darbieten.
Und es kommt der Wunsch auf, dass sich in erster Linie die Leute damit befassen sollten, denen man die meiste Kompetenz zutraut: die Ärzte. Denen sind aber oft die Hände durch die Gesetzeslage gebunden. Und die Presse konzentriert sich dann auch wieder auf die wenigen "schwarzen Schafe" dieser Zunft, anstatt jene zu würdigen, die ihrer Verantwortung kompetent nachkommen.
Aber mir gefällt auch nicht, dass Kuschs Gebaren dafür herhalten muss, von einem gesellschaftlichen Problem abzulenken und bloß noch mit der Androhung von Strafverschärfungen zu reagieren, wie es die Kanzlerin als Wortführerin der CDU-Klientel tut. Strafverschärfungen lösen die Probleme überhaupt nicht. Und ich sehe auch nicht ein, was hier diese Kleinstaaterei der Bundesländer soll.


Vielleicht braucht es aber solche Typen, die die Thematik wieder öffentlich machen. Ich befürchte aber, dass er dem einen Bärendienst erwiesen hat.
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Alchemist
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Beitrag(#1037833) Verfasst am: 03.07.2008, 11:58    Titel: Antworten mit Zitat

Freigeist0815 hat folgendes geschrieben:
Komisch....bei einem alten, kranken Haustier gilt es als human, ihm die finale Spritze zu setzen, bei einem Menschen nicht


Jemand hat hier mal von einer Pflicht zu Leben gesprochen. Das fand ich sehr passend
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disillusioned
sinnlos, gottlos, ahnungslos



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Beitrag(#1037966) Verfasst am: 03.07.2008, 15:21    Titel: Antworten mit Zitat

Medusa hat folgendes geschrieben:

Aha, willst Du damit sagen, dass auch die die Todesspritze bekommen sollen, die sich nicht mehr bewusst artikulieren können? Das ist also sehr gewagt. Wo ziehst Du dann die Grenze? Wenn jemand nicht selbst äussert er wolle sterben, aber Du meinst er sei nur noch eine lebende Leiche, dann ist es in Ordung ihm das Licht auszuknipsen? So einfach ist die Sache leider nicht. Ne das riecht für mich stark nach Brave New World, wo die Leute mit 70 gefälligst den Löffel abzugeben haben, aber dabei ja nicht irgendwie alt oder hässlich aussehen dürfen.
Das mit den Schmerzen ist klar, wer so stark leidet, dass er es nicht mehr aushält und selbst den Wunsch äussert, dass er sterben will, dem soll irgendwie geholfen werden. Da bin ich auch für selbstbestimmtes Sterben.


Bis hier stimme ich Dir zu.

Medusa hat folgendes geschrieben:

Aber ich sehe auch die Gefahr, dass die Leute so einen Wunsch äussern, weil es von der Gesellschaft verlangt wird. Die Menschen machen meistens das, was die Gesellschaft vorschreibt, und wenn eine Gesellschaft vorschreibt, dass man als alter Mensch der nur noch im Bett liegt, nichts wert ist, dann wir dieser Mensch seine Lebensberechtigung tatsächlich überdenken.


Das ist aber nicht verpflichtend, Menschen können sich immer sagen, mir doch egal, was die Gesellschaft denkt, ich will noch weiterleben, während ein Verbot der Sterbehilfe eine Problem schafft, dem man nicht so einfach ausweichen kann, da es einem einfach nicht mehr möglich sein könnte, seinem Leben ein humanes Ende setzen zu können, wenn man dies selbst will.
Sollten wir etwa wegen der Manipulierbarkeit einiger, die Freiheit aller beschränken? Ich denke nicht.
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"Die mystischen Erklärungen gelten für tief; die Wahrheit ist, dass sie noch nicht einmal oberflächlich sind." - Friedrich Nietzsche
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