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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#1044598) Verfasst am: 14.07.2008, 21:42 Titel: Ostgesundheit |
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Lese gerade ein Buch zur Medizingeschichte da kommt ein Teil über die DDR Polykliniken, also diese Kleinst-Kliniken, vor, sehr interessant.
Was mich interessiert, wie haben die Ostdeutschen diese Nahversorgung erlebt, war es besser als Heute oder schlechter, konnten diese "Nahversorger" das Erfüllen was heute zB eine Praxisgemeinschaft schafft.
Und wie geht es euch heute nachdem das DDR-Gesundheitswesen "abgewickelt" wurde, vermisst ihr etwas, waren die Polykliniken besser?
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#1044600) Verfasst am: 14.07.2008, 21:47 Titel: |
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Bei den Polykliniken hast du folgenden Vorteil: nimm mal an, du hast ein Leiden, das nicht so schnell zu ermitteln ist oder hast mehrere. In unserem System wirst du quasi von "Pontius zu Pilatus" geschickt, also von einem Facharzt zu m nächsten. Von den entsprechenden Wartezeiten will ich erst garnicht reden. In ner Polyklinik ist alles vernünftig zusammen, so dass du in einem "Aufwasch" durchgecheckt werden kannst. Liegt was Ernsthaftes vor, bleibste gleich drin. Laboruntersuchungen werden auch vor Ort ausgeführt. Dass der Besuch nix kostete sei noch zusätzlich erwähnt.
Die Forderung nach Polykliniken ist schon ziemlich "alt", existierte bereits in der Weimarer Republik, wo sie von linken Kräften postuliert wurde.
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I.R auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 08.10.2006 Beiträge: 9142
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(#1044605) Verfasst am: 14.07.2008, 21:53 Titel: Re: Ostgesundheit |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Lese gerade ein Buch zur Medizingeschichte da kommt ein Teil über die DDR Polykliniken, also diese Kleinst-Kliniken, vor, sehr interessant.
Was mich interessiert, wie haben die Ostdeutschen diese Nahversorgung erlebt, war es besser als Heute oder schlechter, konnten diese "Nahversorger" das Erfüllen was heute zB eine Praxisgemeinschaft schafft.
Und wie geht es euch heute nachdem das DDR-Gesundheitswesen "abgewickelt" wurde, vermisst ihr etwas, waren die Polykliniken besser? |
Hier nennt man sowas Ärztehaus.
Polikliniken (sie schrieben sich meiner Erinnerung nach mit i) waren in meinen Augen nicht nur äusserst sinnvoll, sie sind auch für den Patienten ungemein angenehm. In einem grösseren Haus sind verschiedenste Ärzte aller möglicher Fachrichtungen untergebracht, man hat mit seinen Befindlichkeitsstörungen eine Anlaufstelle, kurze Wege zwischen den verschiedenen Fachrichtungen, sämtliche Diagnoseapparaturen und konnte sich quasi in die Hände der Ärzteschaft begeben, ohne vorher anhand der Symptome im Fachbuch nachlesen zu müssen, welcher Spezialist zuständig sein könnte, im Telefonbuch nachzuschlagen, wo dieser aufzufinden ist, die Öffnungszeiten zu recherchieren und um Termine betteln zu müssen.
Ich bin mir sicher, Einrichtungen dieser Art helfen dem Patienten und würde bei hoher, möglicherweise höherer Qualität der medizinischen Versorgung deren Kosten deutlich senken können.
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Misterfritz mini - mal
Anmeldungsdatum: 09.03.2006 Beiträge: 21867
Wohnort: badisch sibirien
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(#1044606) Verfasst am: 14.07.2008, 21:55 Titel: |
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ich finde das system der polykliniken auch gut, obwohl ich es gar nicht kennen gelernt habe. aber, alles aus "einer hand", an einem ort, alle geräte vorhanden hat etwas. was habe ich von diversen ärzten, die alle alles haben und um das zu finanzieren, dir dauernd irgendwelche untersuchungen an die backe reden wollen?
_________________ I'm tapping in the dusternis
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1044628) Verfasst am: 14.07.2008, 22:27 Titel: |
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Hallo, @I.R.
Zitat: | Hier nennt man sowas Ärztehaus.
Polikliniken (sie schrieben sich meiner Erinnerung nach mit i) waren in meinen Augen nicht nur äusserst sinnvoll, sie sind auch für den Patienten ungemein angenehm. In einem grösseren Haus sind verschiedenste Ärzte aller möglicher Fachrichtungen untergebracht, man hat mit seinen Befindlichkeitsstörungen eine Anlaufstelle, kurze Wege zwischen den verschiedenen Fachrichtungen, sämtliche Diagnoseapparaturen und konnte sich quasi in die Hände der Ärzteschaft begeben, ohne vorher anhand der Symptome im Fachbuch nachlesen zu müssen, welcher Spezialist zuständig sein könnte, im Telefonbuch nachzuschlagen, wo dieser aufzufinden ist, die Öffnungszeiten zu recherchieren und um Termine betteln zu müssen.
Ich bin mir sicher, Einrichtungen dieser Art helfen dem Patienten und würde bei hoher, möglicherweise höherer Qualität der medizinischen Versorgung deren Kosten deutlich senken können. |
Ich gebe Dir natürlich, wie so oft schon, im Grundsätzlichen recht (auch was die Schreibweise Poliklinik betrifft ). Und nachdem ich ein eher tragikomisches Erlebnis geschildert habe, kommen dann doch im nachhinein noch ein paar Grübeleien.
Im Oktober 1989 war ich in Prag, kurz nachdem die Grenze zur DDR dicht gemacht worden war, so daß in jenen Wochen ohne Visum überhaupt kein Land mehr aufgesucht werden konnte. Es war ungewöhnlich warm, bis zu 28 Grad, so daß ich mir leicht eine Mandelvereiterung holte. Ein alter tschechischer Arzt sagte zu mir: "Sie brauchen bei mir ausnahmsweise nichts zu bezahlen. Passen Sie mal auf, in wenigen Tagen gehen bei uns die Studenten auf die Straße, und dann geht es bei Ihnen im Land auch los!"
Am nächsten Tag in Berlin angekommen, ging ich ins Ärztehaus am Alexanderplatz. Kein Arzt zu sehen! Alle auf der Demonstration und Vollversammlung. Nur eine Frauenärztin war da, die mir ein Antibiotikum verschreiben konnte. Jeder DDR-Bürger hatte einen Sozialversicherungsausweis, und nun konnte später jeder darin sehen, dass ich auch beim Frauenarzt war!
Anhand dieses Ausweises konnte man frühere Arbeitsplätze, Praxisbesuche, Behandlungen und, ich glaube auch Impfungen (bei Auslandsreisen wichtig), mühelos einsehen (und dann gab es auch noch für Eingeweihte sichtbare Zeichen, an denen man Alkoholiker, "Asoziale" schon erkennen konnte; war alles schon mal da).
Die Polikliniken kann man m.E. nicht isoliert sehen von der Struktur des Gesundheitswesens insgesamt. Das war prinzipiell für den Bürger kostenlos und lag in staatlicher Hand, was im Zusammenhang mit Kuba immer wieder bis heute Erstaunen auslöst - zumindest hier kann doch ein Vergleich gezogen werden.
Wirklich vorbildlich das Überwachen des Aufwachsens der Kleinkinder und die Einhaltung der Impftermine, was hier im Vorschulalter zu sehr ins Belieben der Eltern gestellt sein dürfte.
Aber: Dein Bericht liest sich andererseits streckenweise wieder wie die Beschreibung eines Idealzustandes!
Die Versammlung der Ärzte unter einem Dach - zweifellos von der Idee her optimal. Aber wie war das mit den "modernen Geräten", mit der rechtzeitigen Versorgung mit allen Medikamenten. Hier schlug eben auch wieder zum Teil die Mangelwirtschaft durch. Meine Frau und mein Sohn wurden bei der Entbindung gerettet oder zumindest vor schweren Schäden bewahrt, weil in der Charite und nur dort! - ein Ultraschallgerät moderner Bauart vorhanden war. Die Entbindung in der Kreisstadt, wo sie herkam, wäre unweigerlich schief gegangen, weil die moderne Technik fehlte.
Die Idee der Poliklinik wäre großartig gewesen, wenn wirklich flächendeckend ein moderner Versorgungsstand gewährleistet gewesen wäre. Man weiß nicht: Poliklinik ja, aber viele hätten vielleicht mit mehr Achtsamkeit und Technik gerettet werden können.
Und dann gab es eben doch auch Zweiklassen-Medizin: Berlin und dort wiederum solche Einrichtungen wie das Regierungskrankenhaus oder das Polizeikrankenhaus, Generalität und Stasi wurden bevorzugt, das war bekannt und sorgte für Mißmut in der Bevölkerung.
Auch in den Krankenhäusern und Polikliniken gab es so etwas wie "Privatpatienten", nur ging es da nicht nach privaten Krankenkassen, sondern nach dem berühmten "Vitamin B"; wer etwas zu bieten hatte, "Beziehungen" hatte, konnte auch mit besserer medizinischer Versorgung rechnen.
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#1044635) Verfasst am: 14.07.2008, 22:35 Titel: |
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Wenn es an modernen Geräten in der DDR mangelte, dann lag es nicht an den Polikliniken, (ja ich glaub man schreibt sie mit i) sondern sagt Einiges über die nicht sonderlich hohe Wirtschaftskraft dieses Landes aus. Auch die Tatsachem dass es Polizeikliniken etc. gab, mindert in keinster Weise den Wert der Polikliniken. Diese können nun wirklich nix dafür, dass dennoch separiert wurde.
Ich denke, man hat in Ostdeutschland nur deshalb die Polikliniken zerschlagen, um dem privaten niedergelassenen Ärzten nicht an die Karre zu fahren.
Auch ist es so, dass so dem Staat keine Instand,- und Baukosten mehr entstehen, sprich er spart Ausgaben im Sozialen Bereich!
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I.R auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 08.10.2006 Beiträge: 9142
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(#1044650) Verfasst am: 14.07.2008, 22:47 Titel: |
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Eine uns bekannte Person würde aus der Bibel zitieren: Prüfet alles und das Gute bewahret!
Ser Sozialversicherungsausweis hatte natürlich den Nachteil, dass jede befugte oder unbefugte Person Einsicht nehmen und Schlüsse (wenn auch manchmal falsche) ziehen konnte. Wir sollten allerdings auch nicht unberücksichtigt lassen, dass sich die Zeit inzwischen um 20 Jahre weitergedreht hat. Dies betrifft einerseits die "Buchführung", die andererseits so falsch nicht ist, vor allem aus medizinischer Sicht, andererseits die technische Ausstattung. So weit liegen unser beider Kinder altersmässig ja nun auch nicht auseinander und ich habe keinerlei technische Unterversorgung konstatieren können. Anders mag das mit unserem Erfahrungshorizont sein, ich war nicht sonderlich krankheitsanfällig und habe medizinische Einrichtungen entweder an Wochenenden (Sportverletzungen) oder liegend über die Notaufnahme aufgesucht.
Wenn ich aber Erfahrungen der letzten Jahre hier vor Ort rekapituliere, inklusive der Ärzte, welche mich zwecks Röntgenaufnahme ins nächstbeste Krankenhaus schickten, dann kann ich dies nicht so recht als medizinischen Fortschritt zur DDR vor 20 Jahren wahrnehmen.
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1044680) Verfasst am: 14.07.2008, 23:21 Titel: |
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@I.R.
Zitat: | Eine uns bekannte Person würde aus der Bibel zitieren: Prüfet alles und das Gute bewahret! |
Diese uns bekannte Person würde nicht allein auf Gottes unergründliche Weisheit bauen, dem ja doch zusteht, über Gesundheit und Krankheit nach Gutdünken zu befinden, sondern auch mit einem zünftigen Gebräu aus der Apotheke nachhelfen!
@I.R.
Zitat: | " ... und habe medizinische Einrichtungen entweder an Wochenenden (Sportverletzungen) oder liegend über die Notaufnahme aufgesucht." |
Du nun wieder !
Bevor ich mich nun Richtung Schlafstätte bewege, noch ein Ding aus dem katholischen St.Josephs-Krankenhaus in Berlin-Weißensee (wehe, wenn ich das schon mal erzählt habe!)
Im Frühjahr 1984, als viele Leute mit weißen Fähnchen an der Autoantenne als Zeichen des Ausreisewillens umherfuhren, wurde ich in dieses Krankenhaus (Backstein, etwa 150 Jahre alt) mit schweren Ischias-Beschwerden eingeliefert. Der aus Halle stammende Arzt fragte nur: "Warum tragen Sie eine so dunkle Brille?" Ich antwortete: "Was hat denn das mit meinem Rücken zu tun?" -"Das sagt schon einiges über Sie aus", versetzte der Arzt und war am nächsten Tag, die Patienten seiner Station im Stich lassend, gen Westen entschwunden.
Ich konnte kaum krauchen, keine Spritze, kein Medikament schlugen an, eine vorgeschlagene "Faustan"-Kur lehnte ich dankend ab (angeblich schweres Geschütz als Schmerzmittel, doch als mir unter dessen Einfluss zu DDR-Zeiten zwei Weisheitszähne an einem Tag gezogen wurden, merkte ich nach vier Spritzen überhaupt nichts, obwohl die nach Auskunft der Zahnärztin einen gut genährten Elefanten-Jungbullen umgehauen hätten, na ja).
Es gab kaum Krankenschwestern, sondern dicke Pfleger, die durch ihren Dienst erfolgreich den "Ehrendienst" in der NVA umgingen. Sie stellten mir ein als "Lichtkasten" bezeichnetes Stück Holz auf den bloßen Rücken, in dem zwei Reihen Glühlampen angebracht waren ,die nicht nur anfangs angenehme Wärme, sondern auch bald gefährliche Hitze und Verbrennungsgefahr verbreiteten, dieweil die Pfleger in ihrem Zimmer einen zünftigen Skat droschen, keinerlei Hilferufe mehr vernehmend.
Als mich ein Mitpatient, die Gefahr bemerkend, von diesem Gerät befreite und meine Ermahnung bei den Pflegern abprallte, in Zukunft doch ab und zu mal bei den Lichtkasten-Patienten nach dem Rechten zu sehen, blieb mir nur noch übrig zu sagen:
"Vom Fenster her zieht das aber auch kalt wie Hund, und das dann bei den Temperaturen unter dem Lichtkasten!"
Antwort des Pflegers: "Na wenn Se s'nächste Mal Ausjang ham, da bring'n Se sich jefälligst Kitt von zu Hause mit und machen dett Loch selba zu! Sonst passiert da nüscht!"
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AXO nach unbekannt auf unbestimmte Zeit verzogen
Anmeldungsdatum: 05.02.2007 Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen
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(#1044692) Verfasst am: 14.07.2008, 23:38 Titel: Re: Ostgesundheit |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Lese gerade ein Buch zur Medizingeschichte da kommt ein Teil über die DDR Polykliniken, also diese Kleinst-Kliniken, vor, sehr interessant.
Was mich interessiert, wie haben die Ostdeutschen diese Nahversorgung erlebt, war es besser als Heute oder schlechter, konnten diese "Nahversorger" das Erfüllen was heute zB eine Praxisgemeinschaft schafft.
Und wie geht es euch heute nachdem das DDR-Gesundheitswesen "abgewickelt" wurde, vermisst ihr etwas, waren die Polykliniken besser? |
Die Polyklinik war im wesentlichen nicht das was man heute als Klinik versteht sondern eher
dem heutigen Verständnis nach ein Ärztehaus.
ne Reihe von Fachärzten unter einem Dach also = kurze Wege umd das Spektrum dessen was einem
weh tun kann schnellst möglich abzudecken + fachbereichübergreifende Zusammenarbeit.
m.E. nach wie vor n Topmodell der Gesundheitsversorgung
und das sag ich wo ich einer bin der Ärzte meidet wie der Teufel das Weihwasser.
Wers aber braucht - für den war dieses Modell sicher eines der effektivsten
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AXO nach unbekannt auf unbestimmte Zeit verzogen
Anmeldungsdatum: 05.02.2007 Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen
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(#1044694) Verfasst am: 14.07.2008, 23:42 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: |
Die Forderung nach Polykliniken ist schon ziemlich "alt", existierte bereits in der Weimarer Republik, wo sie von linken Kräften postuliert wurde. |
na denn mal Applaus für die linken Kräfte
soll ja keiner sagen das die zu nix Nütze wären
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Dreiklang registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.03.2008 Beiträge: 89
Wohnort: Berlin, Prenzlberg
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(#1044755) Verfasst am: 15.07.2008, 01:22 Titel: |
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Die Bewertung des Modells der Polikliniken würde ich auf jeden Fall trennen von der Frage nach Zweiklassenmedizin und mangelnder technischer Ausstattung. Denn beides gab es in der DDR und gibt es heute.
Wie schon von anderen hier gesagt, entsprich die Poliklinik näherungsweise dem heutigen Ärztehaus. Es gibt jedoch Unterschiede:
Während die heutigen Ärztehäuser eher eine Art Mietergemeinschaft bilden, entsprachen die Polikliniken einer einzigen großen Gemeinschaftspraxis. Es gab eine zentrale Aufnahme (Rezeption) und die verschiedenen Arztpraxen und sonstigen Abteilungen arbeiteten eng zusammen. Auch war die Versorgung sowohl zeitlich als auch fachlich nach meiner Beobachtung lückenloser gewährleistet.
_________________ Die Erbsünde der Kirche ist die Erfindung der Erbsünde selbst: Die Verdammung von Vernunft und Erkenntnisstreben (Sündenfall, 1. & 4. Gebot) und Heiligsprechung freiwilliger Idiotie (Bergpredigt)!
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#1044761) Verfasst am: 15.07.2008, 01:33 Titel: Re: Ostgesundheit |
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AXO hat folgendes geschrieben: |
Die Polyklinik war im wesentlichen nicht das was man heute als Klinik versteht sondern eher
dem heutigen Verständnis nach ein Ärztehaus.
ne Reihe von Fachärzten unter einem Dach also = kurze Wege umd das Spektrum dessen was einem
weh tun kann schnellst möglich abzudecken + fachbereichübergreifende Zusammenarbeit.
m.E. nach wie vor n Topmodell der Gesundheitsversorgung
und das sag ich wo ich einer bin der Ärzte meidet wie der Teufel das Weihwasser.
Wers aber braucht - für den war dieses Modell sicher eines der effektivsten |
Also mit dem Äeztehaus würde ich das nur sehr bedingt vergleichen. Die verschiedenen Rezeptionen wurden schon genannt. Auch die Terminvergabe ist bei dem Ärztehaus zu beachten. Kommt natürlich noch hinzu, dass im Ärztehaus keine stationäre Aufnahmen vorherrschen. Größere Operationen sind auch nicht drin.
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Dreiklang registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.03.2008 Beiträge: 89
Wohnort: Berlin, Prenzlberg
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(#1044769) Verfasst am: 15.07.2008, 01:41 Titel: Re: Ostgesundheit |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: |
Also mit dem Äeztehaus würde ich das nur sehr bedingt vergleichen. Die verschiedenen Rezeptionen wurden schon genannt. Auch die Terminvergabe ist bei dem Ärztehaus zu beachten. Kommt natürlich noch hinzu, dass im Ärztehaus keine stationäre Aufnahmen vorherrschen. Größere Operationen sind auch nicht drin. |
Polikliniken in der DDR waren nach meiner Erinnerung rein ambulante Einrichtungen.
_________________ Die Erbsünde der Kirche ist die Erfindung der Erbsünde selbst: Die Verdammung von Vernunft und Erkenntnisstreben (Sündenfall, 1. & 4. Gebot) und Heiligsprechung freiwilliger Idiotie (Bergpredigt)!
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1044837) Verfasst am: 15.07.2008, 09:28 Titel: |
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Der von mir angedeutete Aderlaß war gerade in der Ärzteschaft vor 1989 immens. Periodisch gab es Ausreisewellen in den Westen. Irgendwann musste sich die jahrelange Auszehrung auch in der Grundversorgung bemerkbar machen, es blieben, vorsichtig gesagt, nicht immer die Besten vor Ort. Wenn 1989 die "Wende" nicht gekommen wäre, dann wäre das Gesundheitswesen der DDR auch so nahezu am Ende gewesen.
Die Folgen und dann noch die der budgetorientierten "Gesundheitsreformen" sieht man ja auch heute: Wer von den Jungärzten will denn in die weiten verödeten Landstriche in Brandenburg und Mecklenburg, in die kargen Gebirgsnester des Südens gehen? Sehe ich bei den Verwandten meiner Frau in einer ländlichen Gegend im Norden Sachsen-Anhalts: was gibt es da für einen Arzt noch zu verdienen, wo fast nur noch Rentner und Ausgebremste leben.
Nach der Wende wurde vorausgesetzt, dass alle Welt motorisiert sei, um die nächste, 20-30 und mehr Kilometer entfernte Kreisstadt mit ihren medizinischen Einrichtungen zu erreichen. Das ist durchaus nicht flächendeckend der Fall bei alten Menschen oder Alleinstehenden; sicher gibt es Nachbarschaftshilfe.
Ein Buch, das die medizinische Unterversorgung in weiten Landstrichen des Nordens und Ostens thematisieren würde, wäre sicher kein Bestseller, denn dieselben werden ja doch meist in den städtischen Hochburgen auserkürt und gelesen (niemand soll sich hier gestört fühlen).
Nein, in diesem Land ist es durchaus nicht so zum besten bestellt. Da ich jetzt vorwiegend im Westen lebe, bin ich allerdings auf die schnelle nicht mit statistischem Material zur Hand, sondern stütze mich auf Augenzeugenberichte aus verschiedenen entlegenen Gebieten der so genannten ostdeutschen "Provinz".
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#1044846) Verfasst am: 15.07.2008, 09:58 Titel: |
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Das Gesundheitssystem wäre ganz gewiss nicht zusammengebrochen, wenn die DDR weiter existiert hätte. Erst recht nicht, wenn sie eine andere sozialistische Politik "gefahrren" wäre.
Der Aderlass durch Republik wurde ja stark dadurch eingeschränkt, dass grade auch deshalb eine Mauer gebaut wurde.
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#1044903) Verfasst am: 15.07.2008, 12:10 Titel: |
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In meiner Darstellung über Polikliniken der DDR sind mir Fehler unterlaufen.
Die Idee der Polikliniken wurde nicht erst in der Weimarer Republik entwickelt, sondern bereits zu Beginn des 19. Jhdt durch Hufeland. Die Kommunisten griffen allerdings die Idee der Polikliniken in der Weimarer Republik auf.
Auch ist es nicht richtig, dass die P. stationäre Einrichtungen waren. Mitunter gab es das jedoch auch, siehe: http://www.ddr-wissen.de/wiki/ddr.pl?Poliklinik
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1045560) Verfasst am: 16.07.2008, 12:03 Titel: |
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@Peter H.
Zitat: | In meiner Darstellung über Polikliniken der DDR sind mir Fehler unterlaufen.
Die Idee der Polikliniken wurde nicht erst in der Weimarer Republik entwickelt, sondern bereits zu Beginn des 19. Jhdt durch Hufeland. Die Kommunisten griffen allerdings die Idee der Polikliniken in der Weimarer Republik auf. |
Ich glaube nicht, dass Du Dich zu korrigieren brauchst. Es geht ja nicht nur um den Begriff "Poliklinik". Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836) wirkte ja in einer Zeit, wo es für die Oberschichten nur Privatkonsulationen gab, während die Armen in die "Siechenhäuser" und Hospitäler abgeschoben wurden.
Da nun in Weimar und Jena, wo er um die Jahrhundertwende 1800 praktizierte, während der "Klassischen Periode" mit Goethe, Schiller, Herder, Schlegel, Novalis, Fichte, Hegel auch Dichter und Philosophen zugange waren und z.T. zu seinen Patienten zählten, die anthropologische Vorstellungen entwickelten, den "ganzen" Menschen sahen, dürfte Hufeland das Verdienst zukommen, ein ganzheitliches Konzept vertreten zu haben. In der "Kunst, das Leben zu verlängern" (1796) propagierte er heute als selbstverständlich erscheinende prophylaktische Maßnahmen für "Körper" und "Seele". Übrigens kam ihm auch die Lehre Samuel Hahnemanns, des Begründers der Homöopathie, mit dem er ursprünglich befreundet war, zunehmend befremdlich vor, und er lehnte sie schließlich ab.
Also würde ich, wie Du, den Ursprung der Polikliniken in der Zeit der Weimarer Republik sehen - auch in Österreich gab es zeitgleich entsprechende Bestrebungen: Erik E. Deimer: Chronik der Allgemeinen Poliklinik in Wien im Spiegel der Medizin- und Sozialgeschichte. Wien 1989.
Zu den Anfängen von 1945 bis 1952 (erst in letzterem Jahr 1952 wurde der Aufbau des Sozialismus als Ziel festgeschrieben, auch mit Rücksicht auf Moskau, wo es immer noch die Option Deutsche Einheit gab): Heike Krumbiegel: Polikliniken in der SBZ/DDR. Konzeption und Umsetzung öffentlicher, poliklinischer Einrichtung unter der besonderen Berücksichtigung Brandenburgs. Frankfurt am Main 2007.
@All
Eines will ich aber auch noch versuchen klarzustellen: Wer unter den Verfechtern des Gedankens der Poliklinik (zu denen ich ja auch gehöre) glaubt, dass man da nur reinzuspazieren brauchte und gleich zu den entsprechenden Ärzten weitergeleitet wurde:
Wartezeiten von mehreren Stunden waren durchaus die Regel, auf die man sich einzustellen hatte (die berühmten Ausnahmen, die selbige Regel bestätigen, eingerechnet).
Über die Beobachtungen in den Wartezimmern, wo man lange Zeit verbrachte, könnte man ein eigenes Erinnerungsbuch schreiben:
die Omas unterhalten sich über ihre Leiden und ihre Enkelkinder, dort tauschen Bekannte ihre Urlaubserinnerungen aus, das Parteimitglied blickt düster vor sich hin, weil die "Pumpe" nicht mehr mitmachte, obwohl man glaubte, alles richtig gemacht zu haben, junge Mütter mit Kinderwagen, die Niesenden schneuzten sich in Stofftaschentücher, weil bis zu den 1980er Jahren "Tempos" noch keineswegs flächendeckend gab ...
"Können Sie mal für eine Stunde meinen Platz frei halten?" fragte eine Frau, "drei Straßen weiter an der Ecke soll es heute morgen Zwiebeln gegeben haben ..."
(Dass ich gerade die Zwiebeln hier einsetze und nicht Bananen oder Erdbeeren - das traf z.B. für das Jahr 1979 zu, thematisiert in dem Roman der Inge von Wangenheim "Spaal" (1980))
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#1045568) Verfasst am: 16.07.2008, 12:32 Titel: |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: |
"Können Sie mal für eine Stunde meinen Platz frei halten?" fragte eine Frau, "drei Straßen weiter an der Ecke soll es heute morgen Zwiebeln gegeben haben ..."
(Dass ich gerade die Zwiebeln hier einsetze und nicht Bananen oder Erdbeeren - das traf z.B. für das Jahr 1979 zu, thematisiert in dem Roman der Inge von Wangenheim "Spaal" (1980)) |
Wie man die Planwirtschaft verbessern kann, siehe mein Link im Thread "Marktwirtschaft versus dezentrale Planwirtschaft". Die schlecht gemanagte P. mußte natürlich auch Auswirkungen auf die Polikliniken haben.
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#1045574) Verfasst am: 16.07.2008, 12:39 Titel: Re: Ostgesundheit |
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I.R hat folgendes geschrieben: | Nergal hat folgendes geschrieben: | Lese gerade ein Buch zur Medizingeschichte da kommt ein Teil über die DDR Polykliniken, also diese Kleinst-Kliniken, vor, sehr interessant.
Was mich interessiert, wie haben die Ostdeutschen diese Nahversorgung erlebt, war es besser als Heute oder schlechter, konnten diese "Nahversorger" das Erfüllen was heute zB eine Praxisgemeinschaft schafft.
Und wie geht es euch heute nachdem das DDR-Gesundheitswesen "abgewickelt" wurde, vermisst ihr etwas, waren die Polykliniken besser? |
Hier nennt man sowas Ärztehaus.
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Ist es beim Ärztehaus nicht eher so, daß bloß eine Anzahl nach wie vor eigenständiger Arztpraxen in einem Gebäude untergebracht ist, ohne daß sie auch organisatiorisch und funktional zusammengefaßt sind?
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Mobienne Auf dem Weg

Anmeldungsdatum: 09.06.2007 Beiträge: 3840
Wohnort: Allgäu
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(#1045576) Verfasst am: 16.07.2008, 12:43 Titel: |
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hab nicht jeden beitrag gelesen. ich persönlich fand das konzept der polikliniken sehr gut.
ich hab da sehr praktische erinnerungen aus meiner kindheit. wenn man krank war, ging man da hin. wenn der eigentliche hausarzt nicht da war oder keine sprechzeit hatte, war noch ein anderer arzt da, die sprachen sich mit ihren öffnungszeiten ab. nase verstopft? gleich eine etage tiefer zum röntgen, dann nebenan zum hno. apotheke gleich im haus. so wie ich es erinnere, waren aber nur ambulante behandlungen möglich. wartezeiten gab es natürlich auch.
die heutigen ärztehäuser sind ja ähnlich, auch wenn es mir da mehr so vorkommt, als seien es doch mehr einzelpraxen, die halt zufällig in einem haus sind. es ist auch nicht immer jede sparte an arzt da vertreten. wenn man noch zu einem anderen arzt muß, muß man trotzdem einen termin in drei wochen machen und dann wieder hin. man hat dann doch die rennerei.
ich kann mich nicht erinnern, zu ddr-zeiten irgendwie schlecht medizinisch versorgt worden zu sein. kann aber sein, dass mir da ein zeitnaher vergleich fehlte. nach der wende war ich lange nicht krank.
_________________ Wo Worte selten, haben sie Gewicht. Shakespeare. Wo viel Geseier, nicht...
Wer Stroh im Kopf hat, fürchtet den Funken dieser Wahrheit. Nach Jupp Müller
Der Verstand ist wie eine Fahrkarte. Sie hat nur dann einen Sinn, wenn sie benutzt wird. Ernst R. Hauschka
Charakter ist etwas, was man von billigen Menschen nicht erwarten darf.
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Mobienne Auf dem Weg

Anmeldungsdatum: 09.06.2007 Beiträge: 3840
Wohnort: Allgäu
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(#1045578) Verfasst am: 16.07.2008, 12:44 Titel: Re: Ostgesundheit |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | I.R hat folgendes geschrieben: | Nergal hat folgendes geschrieben: | Lese gerade ein Buch zur Medizingeschichte da kommt ein Teil über die DDR Polykliniken, also diese Kleinst-Kliniken, vor, sehr interessant.
Was mich interessiert, wie haben die Ostdeutschen diese Nahversorgung erlebt, war es besser als Heute oder schlechter, konnten diese "Nahversorger" das Erfüllen was heute zB eine Praxisgemeinschaft schafft.
Und wie geht es euch heute nachdem das DDR-Gesundheitswesen "abgewickelt" wurde, vermisst ihr etwas, waren die Polykliniken besser? |
Hier nennt man sowas Ärztehaus.
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Ist es beim Ärztehaus nicht eher so, daß bloß eine Anzahl nach wie vor eigenständiger Arztpraxen in einem Gebäude untergebracht ist, ohne daß sie auch organisatiorisch und funktional zusammengefaßt sind? |
genau. so erinnere ich das auch, bzw. würde ich das so beurteilen. die ärzte sind lediglich "zufällig" im gleichen haus.
_________________ Wo Worte selten, haben sie Gewicht. Shakespeare. Wo viel Geseier, nicht...
Wer Stroh im Kopf hat, fürchtet den Funken dieser Wahrheit. Nach Jupp Müller
Der Verstand ist wie eine Fahrkarte. Sie hat nur dann einen Sinn, wenn sie benutzt wird. Ernst R. Hauschka
Charakter ist etwas, was man von billigen Menschen nicht erwarten darf.
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r'zr dickes reh
Anmeldungsdatum: 23.01.2008 Beiträge: 2578
Wohnort: Vault 13
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(#1045590) Verfasst am: 16.07.2008, 13:14 Titel: |
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in der tat...polikliniken....einfach mal so nebenan durch die x-rays. und nicht erst als sozialfall mit dem letzten essensgeld via tram und halbfiebrig sich in ein hospital karren, wo man mit viel glück noch am selben tag drankommt und nach 2W auch nen befund erhält...
_________________ ....das Aufbringen von flächigen Halbzeugen auf gekrümmte Oberflächen...
useful information for teh womenfolk
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16339
Wohnort: Arena of Air
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(#1045897) Verfasst am: 16.07.2008, 22:51 Titel: |
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r'zr hat folgendes geschrieben: | in der tat...polikliniken....einfach mal so nebenan durch die x-rays. und nicht erst als sozialfall mit dem letzten essensgeld via tram und halbfiebrig sich in ein hospital karren, wo man mit viel glück noch am selben tag drankommt und nach 2W auch nen befund erhält... |
Da wollte eine "Arbeitsgemeinschaft" ( !) tatsächlich einem Kranken für die Dauer seiner Krankheit das Essensgeld vom Hartz-IV abziehen, weil der ja im Krankenhaus verköstigt würde... .
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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I.R auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 08.10.2006 Beiträge: 9142
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(#1045901) Verfasst am: 16.07.2008, 22:55 Titel: Re: Ostgesundheit |
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Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben: | I.R hat folgendes geschrieben: | Nergal hat folgendes geschrieben: | Lese gerade ein Buch zur Medizingeschichte da kommt ein Teil über die DDR Polykliniken, also diese Kleinst-Kliniken, vor, sehr interessant.
Was mich interessiert, wie haben die Ostdeutschen diese Nahversorgung erlebt, war es besser als Heute oder schlechter, konnten diese "Nahversorger" das Erfüllen was heute zB eine Praxisgemeinschaft schafft.
Und wie geht es euch heute nachdem das DDR-Gesundheitswesen "abgewickelt" wurde, vermisst ihr etwas, waren die Polykliniken besser? |
Hier nennt man sowas Ärztehaus.
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Ist es beim Ärztehaus nicht eher so, daß bloß eine Anzahl nach wie vor eigenständiger Arztpraxen in einem Gebäude untergebracht ist, ohne daß sie auch organisatiorisch und funktional zusammengefaßt sind? |
Ja, deshalb habe ich ja auch noch zwei Sätze mehr darunter gesetzt.
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1045911) Verfasst am: 16.07.2008, 23:07 Titel: |
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Jetzt aber auch mal Applaus für diesen Thread! Wie ruhig und sachlich der bis jetzt daherkommt!
Daran sieht man erst, wie selten so etwas im FGH zu werden scheint ...
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#1045914) Verfasst am: 16.07.2008, 23:12 Titel: |
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Je spezifischer ein Thema, desto schwieriger die Stänkerei und Holzerei. Fachwissen ist gefragt und bremst recht gut die sonstigen Rundumschläge, Rechthabereien und Besserwissereien ab.
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rk72 gesperrt
Anmeldungsdatum: 09.04.2008 Beiträge: 2462
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(#1045941) Verfasst am: 16.07.2008, 23:38 Titel: Re: Ostgesundheit |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Was mich interessiert, wie haben die Ostdeutschen diese Nahversorgung erlebt |
Man sollte eines nicht vergessen: es gibt nicht nur das Gute. Wenn man wie Peter H. denkt, dann sieht man dadrin, weil Polikliniken eher im Sozialismus vorkamen, nur Vorteile. Aber wie war die allgemeine Versorgung? Ich kenne jetzt nicht die Zustände in der DDR, aber in einem anderen Sozi-Land. Sowas wie Privatpraxen gab es nicht, somit müßte man für jedes kleine Wehwehchen eine Reise machen. Wohnte man in der Nähe eine Poliklinik, war das ein Vorteil, aber so flächendeckend wie Privatpraxen hierzulande, konnten Polikliniken auch nicht existieren. Somit haben wir zwei Möglichkeiten: kleine allgemeine Privatpraxen die flächendeckend vorhanden sind, man aber zum Spezialisten irgendwo anders fahren muß, und Polikliniken, die zwar viele Ärzte unter einem Dach hatten, man aber für eine einfache ärztliche Versorgung schon weit fahren muß. Was ist besser?
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Sanne gives peas a chance.
Anmeldungsdatum: 05.08.2003 Beiträge: 12088
Wohnort: Nordschland
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(#1045949) Verfasst am: 16.07.2008, 23:45 Titel: |
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Wenn wir DDR-Gesundheit mit BRD-Gesundheit vergleichen wollen, muß man nochmal unterscheiden zwischen der BRD-Gesundheit zu DDR-zeiten und heute, nach gefühlten 10 Gesundheitsreformen.
gut, die Medizin war in den 80er-Jahren sicher noch nicht sooooo weit wie heute, aber dafür haben die Krankenkassen viel mehr Leistungen erbracht.
_________________ Ich will das Internet doch nicht mit meinen Problemen belästigen! (Marge Simpson)
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r'zr dickes reh
Anmeldungsdatum: 23.01.2008 Beiträge: 2578
Wohnort: Vault 13
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#1045980) Verfasst am: 17.07.2008, 00:11 Titel: |
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Den Polikliniken gehört die Zukunft, kleinere Ambulatorien könnten , flankiert von div. Privatpraxen, ein flächendeckendes Netz herstellen.
Dass dies den Kassenärztlichen Vereinigungen, den Hauptgegnern der Polikliniken nicht passt, dürfte bekannt sein.
Diese Vereinigung(en) sind übrigens zu beseitigen, da sie den Fortschritt regelrecht sabotieren.
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