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Alle gegen Alle – Der olympische Spuk in Peking (2008)
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Baldur
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Anmeldungsdatum: 05.10.2005
Beiträge: 8326

Beitrag(#1053647) Verfasst am: 30.07.2008, 08:51    Titel: Alle gegen Alle – Der olympische Spuk in Peking (2008) Antworten mit Zitat

Alle gegen Alle – Der olympische Spuk in Peking (2008)
In Unfreiheit vereint durch Hybris, Rivalität und Beutegeist


Wenn in Peking ab Mitte August erneut Athlet_Innen aus aller Welt laufen, springen, werfen, ringen oder boxen, so folgen sie vergleichbaren Regeln wie schon die alten Griechen vor mehr als 2.700 Jahren. Dem olympischen Wahlspruch folgend: "Dabei sein ist alles", erfolgt ein ewiges Messen der Kräfte durch erbitterte Konkurrenz zueinander und im Kampf Aller gegen Alle. Die antiken Sportler werden dabei als leuchtende Vorbilder stets aufs Neue bemüht, wenn die berühmteste Sportveranstaltung aller Zeiten durch Skandale ins Kreuzfeuer der Kritik gerät. Doch das hohe moralische Versprechen, das mit Verweis auf das Ideal des antiken Athleten auch heute von den sportlichen Idolen gerne gegeben wird, konnte nicht einmal die historische Realität des heute idealisierten Bildes vom Elitesport im Altertum einlösen. Die Bezeichnung ‚Athlet' geht auf das griechische Wort áthlon zurück, das soviel bedeutet wie ‚(Kampf-)Preis, Belohnung' - demnach trugen also bereits die antiken Sportler die zweckgerichteten Absichten ihres Wetteiferns für jeden ersichtlich im Namen. Schon in der Geschichte des antiken griechischen Sports begegnen einem zu allen Zeiten maßloser Ehrgeiz, Gewinnsucht und Habgier. Die Motivation der Athleten in der Antike an derartigen Wettkämpfen teilzunehmen, kann allgemein durch einige naheliegende Faktoren erklärt werden: Die Befriedigung der eigenen Ruhmesbegierde, die Steigerung der eigenen Wirkung auf die Außenwelt, die Erfüllung des Geltungsbewusstseins und der Erwerb von gesellschaftlichem Ansehen und Anerkennung kennzeichneten die Antriebskraft der Sportler. Aus dem ausgeprägten Bedürfnis, sich im Wettbewerb mit anderen zu messen, resultierte ein spezifisch aristokratischer Geltungsdrang, der oft genug an Hybris grenzt, einer fast krankhaften Sucht sich zu profilieren. In der antiken Welt hatte nämlich bei den äußerst angesehenen und beliebten Spielen in Olympia, Delphi, Nemea und Isthmia, der zweite oder dritte Platz keine Bedeutung; ausschließlich der Sieger wurde geehrt und in den offiziellen Listen vermerkt.

Doch Bereits zu damaliger Zeit waren die so idealisierten sportlichen Wettkämpfe nicht frei von Kritik. Der aufklärerische Intellektuelle Xenophanes (ca. 580-485 v.u.Z.) griff die ungerechtfertigt hohen Belohnungen für Olympiasieger wie z. B. Sitzplätzen in den Ehrenlogen bei verschiedenen Großveranstaltungen oder kostenlose Speisung im Versammlungshaus der Regierungsmitglieder scharf an. Für ihn bestand das entscheidende Kriterium für den Wert einer jeden Gruppe darin, der Gemeinschaft von Nutzen zu sein. Das waren die Athleten seiner Meinung nach nicht. Man kann bei Xenophanes eindeutig Gesellschaftskritik heraushören. Auch sein Studienfreund Pythagoras (ca. 570-496 v.u.Z.) sah das Sportwesen als eine Provokation von Neid und Ehrgeiz an: Der bestimmende Charakterzug eines Athleten sei die Gier nach Macht und Ruhm. In der antiken Literatur Griechenlands richtet sich der am häufigsten erhobene Vorwurf gegen die Athleten. Man wirft ihnen vor, dass sie sich durch ihre egozentrische Lebensweise, d.h. durch ihre regelmäßigen Trainingseinheiten und zahlreichen Auslandsaufenthalte und Reisen, den Gemeinschaftsaufgaben entzögen; darüber hinaus seien die Verlockungen des Sieges - Reichtum, Einfluss und Ruhm - so groß, dass darüber alle ethischen Normen in Vergessenheit gerieten. Sokrates (um 470-399 v.u.Z.) sah keine Ästhetik mehr in den einseitig ausgebildeten und trainierten Körperteilen. Euripides (ca. 485-406 v.u.Z.) attackierte die Wettkämpfer in der klassischen Epoche nicht weniger heftig und bösartig, indem er die Athleten als das größte Übel von Griechenland beschimpfte. Er veröffentlichte eine ausführliche Darstellung der Lebensweise und Psyche der Athleten, in der er von einer Zerstörung des natürlichen Gleichgewichtszustandes sprach und eine Ruhmes- bzw. Siegessucht bei jenen diagnostizierte. Auch im antiken Rom gab es eine Vielzahl kritischer Stimmen, wie Äußerungen von Seneca, Plinius oder Quintilian zeigen. Mitte des 1.Jhs. v.u.Z. bildeten sich zunehmend überregionale athletische Interessensgemeinschaften, die oftmals den Namenszusatz ‚Gemeinschaft der Herakles-Verehrer' enthielten. Bei manchem antiken Ausnahmetalent ging die Bewunderung so weit, dass er als Sieger mit einer mythischen Person - in der Regel wegen des im Wettstreit erkämpften Sieges, manchmal aber auch wegen anderer gemeinsamer Eigenschaften - verglichen und so regelrecht heroisiert wurde; ihm wurde ein eigener Kult eingerichtet. Ihre Funktion darf man wohl in der Stärkung des Zusammenhalts innerhalb der Bürgergemeinschaft suchen - solche heroisierten Athleten waren Bezugsfiguren für die gesamte Bürgerschaft. Wenngleich die Sportkritik in der gesamten Antike nicht verstummte, so blieb sie doch in ihrem Einfluss auf die breite Masse wirkungslos. Die Stadien waren zu jeder Zeit sehr gut gefüllt und die Zuschauer zeigten sich als begeisterte Fans.

Im Blick auf die heutige Betrachtung des Sports und sportlicher Massenereignisse wie der olympischen Spiele muss sich die Frage nach seiner gesellschaftlichen Bedeutung und deren Kritik erneut stellen. „Denn, um es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." (Schiller 1795). Frei nach Schiller wird dieser Satz gerne herangezogen, um den positiven Einfluss des Sports auf Mensch und Gesellschaft herauszustellen. Denn Im Sport könne der Mensch noch ganz Mensch sein, weil der Mensch im Sport noch seinen „Spieltrieb“ ausleben könne. Sport soll in der heutigen bürgerlichen Gesellschaft dem körperlich-seelischen Ausgleich und der Freiheit des Menschen dienen, so wird uns suggeriert, in einer Gesellschaft, die immer mehr dazu führt, Körperlichkeit und Bewegung einzuschränken und die Menschen in immer strengere Formen der Arbeitsdisziplin zu pressen. So werden Spiel und Sport als eine Welt für sich interpretiert, in der es möglich sei, deren negative Begleiterscheinungen und Folgen zu kompensieren. Der sich uns heute darstellende Leistungs-, Wettkampf- und Massensport muss jedoch als Perversion eines freien und selbstgenügsamen Spiels erscheinen, in der die Unbefangenheit des spielenden der alltäglichen Konkurrenz, Bitterkeit und einem unbedingtem Siegeswillen weichen musste. So können Schillers Worte nur als Vorweggenommene Kritik an der heutigen Sportlichkeit mit seinen durchkommerzialisierten und instrumentalisierten Großereignissen interpretiert werden.

In Anbetracht der sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts bereits abzeichnenden Entwicklungsperspektive und ihrer konsequenten Fortführung und Forcierung in heutiger Zeit, muss auch die Sportkritik Adornos als Vorwegnahme einer Kritik angesichts eines antizipierten Zustands heutiger Tage gesehen werden. Adorno führte den Sport, sportliche Betätigungen und Leibesübungen als Beispiel für das auf, was er als „Kulturindustrie“ bezeichnete. „Die affektive Besetzung der Technik, der Massenappell des Sports, die Fetischisierung der Konsumgüter sind Symptome dieser Tendenz“, schrieb Adorno 1965 in seinem Artikel „Gesellschaft“. Adorno Analysierte bereits 1963 in seinem Band „Prismen“ das moderne Massenphänomen Sport und zeigte auf, dass Spiel und Sport in die spätkapitalistische Gesellschaft verwoben und deshalb keinesfalls Ausdruck von Freiheit, Individualität und Spontaneität, seien, wie es die bürgerliche Ideologie des Sports glauben machen wollte, sondern Teil oder Anhängsel dieser Maschinerie der Unterdrückung. Adorno folgte damit vorbehaltlos der Ansicht Veblens, dass jegliche Art von Sport, von den Kampfspielen der Kinder und den Leibesübungen der Universitäten bis zu den großen sportlichen Medienereignissen als Ausbruch von Gewalt, Unterdrückung und Beutegeist zu deuten seien. Adorno ging jedoch über diese Kritik hinaus, indem er diese Analyse um ihre gesellschaftlichen Ursprünge und Konsequenzen erweiterte. „Denn zum Sport gehört nicht bloß der Drang, Gewalt anzutun, sondern auch der, selber zu parieren und zu leiden. Einzig Veblens rationalistische Psychologie verstellte ihm das masochistische Moment im Sport. Es prägt den Sportgeist nicht bloß als Relikt einer vergangenen Gesellschaftsform, sondern mehr noch vielleicht als beginnende Anpassung an die drohende neue [Gesellschaft]. Der moderne Sport, so ließe sich sagen, sucht dem Leib einen Teil der Funktionen zurückzugeben, welche ihm die Maschine entzogen hat. Aber er sucht es, um die Menschen zur Bedienung der Maschine umso unerbittlicher einzuschulen. Er ähnelt den Leib tendenziell selber der Maschine an. Darum gehört er ins Reich der Unfreiheit, wo immer man ihn auch organisiert.“ (Adorno 1963).

Unter den gegebenen Verhältnissen gehörte für Adorno der Sport immer „ins Reich der Unfreiheit“, egal, wo und von wem er organisiert wird, bleibt nur die Wahl, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu ändern. Da sich dies nicht so ohne Weiteres erreichen lässt, versuchte man sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren und zumindest den Freizeitsport zu ändern. Er sollte nicht mehr „entfremdet“, „verdinglicht“, „entmenschlicht“, „maschinisiert“ sein. Streng genommen, ging das nach Adorno zwar nicht (weil es keinen guten Sport im schlechten geben kann), aber Tatsache ist, dass die Sportkritik der „Neuen Linken“ den Leistungs- und Wettkampfsport angriff, weil man in ihm die Verzerrungen einer entmenschlichten, unfreien Körper- und Bewegungskultur wahrnahm, die nach Adorno „ins Reich der Unfreiheit“ gehörte und die Habermas in einem Aufsatz 1967 als „Verdoppelung der Arbeitswelt“ bezeichnete. Heute muss konstatiert werden, dass die so heftige Kritik an den Verhältnissen nichts von ihrer Aktualität verloren hat, sondern schlimmer noch, die Zustände im Massen-, Wettkampf- und Leistungssport sich uns heute als zementiert darstellen und in ihrer allgegenwärtigen Konkurrenz, Personalisierung, Kommerzialisierung und Instrumentalisierung sogar noch steigerbar waren und noch sind.
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atheist666
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Anmeldungsdatum: 17.02.2007
Beiträge: 8494

Beitrag(#1053654) Verfasst am: 30.07.2008, 09:04    Titel: Re: Alle gegen Alle – Der olympische Spuk in Peking (2008) Antworten mit Zitat

Baldur hat folgendes geschrieben:


bravo Daumen hoch!
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#1053709) Verfasst am: 30.07.2008, 10:36    Titel: Antworten mit Zitat

Was Baldur schreibt ist samt und sonders richtig, lehrreich noch dazu. Dennoch, ich möcht nicht auf die Olympiade verzichten. Mich interessiert ganz einfach, wozu der menschliche Körper fähig ist, wo liegen seine Grenzen eigentlich? Meinethalben könnte das ja auch via Sportmedizin eruiert werden. Doch da tut sich einfach nichts Entsprechendes. Daher müssen wir wohl auf die Wettspiele zurückgreifen.
Ist jedoch mal so was wie ein Maximalwert bei den einzelnen Sportarten ermittelt worden, (Weit, Hochsprung, Laufen, Schwimmen, Speerwerfen, Diskusw., Hammerw.Skiweitsprung, Stemmen etc.) ist es unsinnig, diese Sportarten dann noch zu präsentieren. Sie müßten dann eigentlich aus dem Verkehr gezogen werden. Dann wäre es allerdings mager um die Olympiade bestellt - na und! Irgendwelche Ballspiele, Dressurreiten, Ringen, Boxen sollten dann halt ausreichen. Selbstverständlich wäre das dann das Ende alles Pompösen, doch darauf kann geschissen werden.
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Baldur
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Anmeldungsdatum: 05.10.2005
Beiträge: 8326

Beitrag(#1054728) Verfasst am: 31.07.2008, 14:20    Titel: Antworten mit Zitat

atheist666 hat folgendes geschrieben:
Baldur hat folgendes geschrieben:


bravo Daumen hoch!

Danke.

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Was Baldur schreibt ist samt und sonders richtig, lehrreich noch dazu.

Gleichfalls danke.

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Dennoch, ich möcht nicht auf die Olympiade verzichten. Mich interessiert ganz einfach, wozu der menschliche Körper fähig ist, wo liegen seine Grenzen eigentlich? Meinethalben könnte das ja auch via Sportmedizin eruiert werden. Doch da tut sich einfach nichts Entsprechendes. Daher müssen wir wohl auf die Wettspiele zurückgreifen.
Ist jedoch mal so was wie ein Maximalwert bei den einzelnen Sportarten ermittelt worden, (Weit, Hochsprung, Laufen, Schwimmen, Speerwerfen, Diskusw., Hammerw.Skiweitsprung, Stemmen etc.) ist es unsinnig, diese Sportarten dann noch zu präsentieren. Sie müßten dann eigentlich aus dem Verkehr gezogen werden. Dann wäre es allerdings mager um die Olympiade bestellt - na und! Irgendwelche Ballspiele, Dressurreiten, Ringen, Boxen sollten dann halt ausreichen. Selbstverständlich wäre das dann das Ende alles Pompösen, doch darauf kann geschissen werden.


Was du ansprichts, ist gewiss ein interessanter Aspekt. Aber wie du schon sagst, ließe sich dies auch durch andere Verfahren vielleicht sogar besser erforschen.
Was ich den olympischen Spielen zu gute halte, und warum ich sie nicht abgeschafft sehen möchte ist, dass man hier körperliche Höchstleistungen ebenso wie technische und taktische Aspekte auf Spitzenniveau sehen und bestaunen kann. Es sind also auch bei mir die Fähigkeiten, sich Menschen durch Training und Übung aneignen kann, die ich hier absolut bewundere.

Trotz allem finde ich die Kritik daran wichtig und will auftretende Fehlentwicklungen und Kritikpunkte mir und anderen aufzeigen bewusst machen. Dies halte ich für wichtig, da mE auch andere Möglichkeiten des Umgangs mit den "Spielen" bestünden. Fehlentwicklungen müssten zurückgenommen werden und andere Arten und Weisen der Ausrichtung entwickelt und vorgenommen werden,. So wie sich die "Spiele" heute darstellen, sind sie zu einem schlichten Massenspektakel mit ungeheurem Pomp und Tamtam drumherum verkommen (kannten wir sie überhaupt jemals anders?).
Ebenso gut kann ich mir derartige (ähnliche) Leistungen aber auch im Zirkus oder auf der Straße ansehen. Wenn Parcours-Läufer über Häuserdächer springen, oder Skateboarder ihre Kunst praktizieren, finde ich dies (z.B.) nicht weniger ansprechend und faszinierend.
Die Kritik an Kommerzialisierung, usw. bleibt allemal bestehen.
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Waschmaschine777
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Anmeldungsdatum: 07.07.2008
Beiträge: 4007

Beitrag(#1054897) Verfasst am: 31.07.2008, 18:47    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Dennoch, ich möcht nicht auf die Olympiade verzichten.


Auf die Olympiade (der Zeitraum zwischen Olympischen Spielen) möchte ich auch nicht verzichten.Von mir aus könnte die Olympiade 20 Jahre oder länger dauern.
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Medusa
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Anmeldungsdatum: 14.05.2008
Beiträge: 143

Beitrag(#1055507) Verfasst am: 01.08.2008, 16:56    Titel: Antworten mit Zitat

Baldur hat folgendes geschrieben:

Was ich den olympischen Spielen zu gute halte, und warum ich sie nicht abgeschafft sehen möchte ist, dass man hier körperliche Höchstleistungen ebenso wie technische und taktische Aspekte auf Spitzenniveau sehen und bestaunen kann. Es sind also auch bei mir die Fähigkeiten, sich Menschen durch Training und Übung aneignen kann, die ich hier absolut bewundere.


Naja, leider sind es aber grösstenteils doch keine Fähigkeiten mehr, die ohne künstliche Nachhilfe zu erreichen wären. Die Rekorde können doch nur noch durch Doping gebrochen werden. Wo soll das hinführen? Irgendwo sind die Grenzen, und ich glaube die sind in vielen Sportarten schon erreicht. Aber die Leute wollen das halt einfach nicht einsehen und gefährden lieber ihre Gesundheit.

Was mich auch sehr abstösst bei den Olympischen SPIELEN! ist diese Entwicklung.
Was hat dieser militärische Aufmarsch bitte noch mit Spiel zu tun?! Ein Kräftemessen, das über die Spiele hinausgeht würde ich meinen.
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Torsten
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Anmeldungsdatum: 25.09.2003
Beiträge: 3456

Beitrag(#1055528) Verfasst am: 01.08.2008, 18:00    Titel: Re: Alle gegen Alle – Der olympische Spuk in Peking (2008) Antworten mit Zitat

Baldur hat folgendes geschrieben:


Eine geballte aber berechtige Kritik.
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satsche
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Anmeldungsdatum: 30.07.2006
Beiträge: 2091
Wohnort: Südhessen

Beitrag(#1055567) Verfasst am: 01.08.2008, 19:35    Titel: Re: Alle gegen Alle – Der olympische Spuk in Peking (2008) Antworten mit Zitat

Baldur hat folgendes geschrieben:
Alle gegen Alle – Der olympische Spuk in Peking (2008)
In Unfreiheit vereint durch Hybris, Rivalität und Beutegeist


Wenn in Peking ab Mitte August erneut Athlet_Innen aus aller Welt laufen, springen, werfen, ringen oder boxen, so folgen sie vergleichbaren Regeln wie schon die alten Griechen vor mehr als 2.700 Jahren. Dem olympischen Wahlspruch folgend: "Dabei sein ist alles", erfolgt ein ewiges Messen der Kräfte durch erbitterte Konkurrenz zueinander und im Kampf Aller gegen Alle. Die antiken Sportler werden dabei als leuchtende Vorbilder stets aufs Neue bemüht, wenn die berühmteste Sportveranstaltung aller Zeiten durch Skandale ins Kreuzfeuer der Kritik gerät. Doch das hohe moralische Versprechen, das mit Verweis auf das Ideal des antiken Athleten auch heute von den sportlichen Idolen gerne gegeben wird, konnte nicht einmal die historische Realität des heute idealisierten Bildes vom Elitesport im Altertum einlösen. Die Bezeichnung ‚Athlet' geht auf das griechische Wort áthlon zurück, das soviel bedeutet wie ‚(Kampf-)Preis, Belohnung' - demnach trugen also bereits die antiken Sportler die zweckgerichteten Absichten ihres Wetteiferns für jeden ersichtlich im Namen. Schon in der Geschichte des antiken griechischen Sports begegnen einem zu allen Zeiten maßloser Ehrgeiz, Gewinnsucht und Habgier. Die Motivation der Athleten in der Antike an derartigen Wettkämpfen teilzunehmen, kann allgemein durch einige naheliegende Faktoren erklärt werden: Die Befriedigung der eigenen Ruhmesbegierde, die Steigerung der eigenen Wirkung auf die Außenwelt, die Erfüllung des Geltungsbewusstseins und der Erwerb von gesellschaftlichem Ansehen und Anerkennung kennzeichneten die Antriebskraft der Sportler. Aus dem ausgeprägten Bedürfnis, sich im Wettbewerb mit anderen zu messen, resultierte ein spezifisch aristokratischer Geltungsdrang, der oft genug an Hybris grenzt, einer fast krankhaften Sucht sich zu profilieren. In der antiken Welt hatte nämlich bei den äußerst angesehenen und beliebten Spielen in Olympia, Delphi, Nemea und Isthmia, der zweite oder dritte Platz keine Bedeutung; ausschließlich der Sieger wurde geehrt und in den offiziellen Listen vermerkt.

Doch Bereits zu damaliger Zeit waren die so idealisierten sportlichen Wettkämpfe nicht frei von Kritik. Der aufklärerische Intellektuelle Xenophanes (ca. 580-485 v.u.Z.) griff die ungerechtfertigt hohen Belohnungen für Olympiasieger wie z. B. Sitzplätzen in den Ehrenlogen bei verschiedenen Großveranstaltungen oder kostenlose Speisung im Versammlungshaus der Regierungsmitglieder scharf an. Für ihn bestand das entscheidende Kriterium für den Wert einer jeden Gruppe darin, der Gemeinschaft von Nutzen zu sein. Das waren die Athleten seiner Meinung nach nicht. Man kann bei Xenophanes eindeutig Gesellschaftskritik heraushören. Auch sein Studienfreund Pythagoras (ca. 570-496 v.u.Z.) sah das Sportwesen als eine Provokation von Neid und Ehrgeiz an: Der bestimmende Charakterzug eines Athleten sei die Gier nach Macht und Ruhm. In der antiken Literatur Griechenlands richtet sich der am häufigsten erhobene Vorwurf gegen die Athleten. Man wirft ihnen vor, dass sie sich durch ihre egozentrische Lebensweise, d.h. durch ihre regelmäßigen Trainingseinheiten und zahlreichen Auslandsaufenthalte und Reisen, den Gemeinschaftsaufgaben entzögen; darüber hinaus seien die Verlockungen des Sieges - Reichtum, Einfluss und Ruhm - so groß, dass darüber alle ethischen Normen in Vergessenheit gerieten. Sokrates (um 470-399 v.u.Z.) sah keine Ästhetik mehr in den einseitig ausgebildeten und trainierten Körperteilen. Euripides (ca. 485-406 v.u.Z.) attackierte die Wettkämpfer in der klassischen Epoche nicht weniger heftig und bösartig, indem er die Athleten als das größte Übel von Griechenland beschimpfte. Er veröffentlichte eine ausführliche Darstellung der Lebensweise und Psyche der Athleten, in der er von einer Zerstörung des natürlichen Gleichgewichtszustandes sprach und eine Ruhmes- bzw. Siegessucht bei jenen diagnostizierte. Auch im antiken Rom gab es eine Vielzahl kritischer Stimmen, wie Äußerungen von Seneca, Plinius oder Quintilian zeigen. Mitte des 1.Jhs. v.u.Z. bildeten sich zunehmend überregionale athletische Interessensgemeinschaften, die oftmals den Namenszusatz ‚Gemeinschaft der Herakles-Verehrer' enthielten. Bei manchem antiken Ausnahmetalent ging die Bewunderung so weit, dass er als Sieger mit einer mythischen Person - in der Regel wegen des im Wettstreit erkämpften Sieges, manchmal aber auch wegen anderer gemeinsamer Eigenschaften - verglichen und so regelrecht heroisiert wurde; ihm wurde ein eigener Kult eingerichtet. Ihre Funktion darf man wohl in der Stärkung des Zusammenhalts innerhalb der Bürgergemeinschaft suchen - solche heroisierten Athleten waren Bezugsfiguren für die gesamte Bürgerschaft. Wenngleich die Sportkritik in der gesamten Antike nicht verstummte, so blieb sie doch in ihrem Einfluss auf die breite Masse wirkungslos. Die Stadien waren zu jeder Zeit sehr gut gefüllt und die Zuschauer zeigten sich als begeisterte Fans.

Im Blick auf die heutige Betrachtung des Sports und sportlicher Massenereignisse wie der olympischen Spiele muss sich die Frage nach seiner gesellschaftlichen Bedeutung und deren Kritik erneut stellen. „Denn, um es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." (Schiller 1795). Frei nach Schiller wird dieser Satz gerne herangezogen, um den positiven Einfluss des Sports auf Mensch und Gesellschaft herauszustellen. Denn Im Sport könne der Mensch noch ganz Mensch sein, weil der Mensch im Sport noch seinen „Spieltrieb“ ausleben könne. Sport soll in der heutigen bürgerlichen Gesellschaft dem körperlich-seelischen Ausgleich und der Freiheit des Menschen dienen, so wird uns suggeriert, in einer Gesellschaft, die immer mehr dazu führt, Körperlichkeit und Bewegung einzuschränken und die Menschen in immer strengere Formen der Arbeitsdisziplin zu pressen. So werden Spiel und Sport als eine Welt für sich interpretiert, in der es möglich sei, deren negative Begleiterscheinungen und Folgen zu kompensieren. Der sich uns heute darstellende Leistungs-, Wettkampf- und Massensport muss jedoch als Perversion eines freien und selbstgenügsamen Spiels erscheinen, in der die Unbefangenheit des spielenden der alltäglichen Konkurrenz, Bitterkeit und einem unbedingtem Siegeswillen weichen musste. So können Schillers Worte nur als Vorweggenommene Kritik an der heutigen Sportlichkeit mit seinen durchkommerzialisierten und instrumentalisierten Großereignissen interpretiert werden.

In Anbetracht der sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts bereits abzeichnenden Entwicklungsperspektive und ihrer konsequenten Fortführung und Forcierung in heutiger Zeit, muss auch die Sportkritik Adornos als Vorwegnahme einer Kritik angesichts eines antizipierten Zustands heutiger Tage gesehen werden. Adorno führte den Sport, sportliche Betätigungen und Leibesübungen als Beispiel für das auf, was er als „Kulturindustrie“ bezeichnete. „Die affektive Besetzung der Technik, der Massenappell des Sports, die Fetischisierung der Konsumgüter sind Symptome dieser Tendenz“, schrieb Adorno 1965 in seinem Artikel „Gesellschaft“. Adorno Analysierte bereits 1963 in seinem Band „Prismen“ das moderne Massenphänomen Sport und zeigte auf, dass Spiel und Sport in die spätkapitalistische Gesellschaft verwoben und deshalb keinesfalls Ausdruck von Freiheit, Individualität und Spontaneität, seien, wie es die bürgerliche Ideologie des Sports glauben machen wollte, sondern Teil oder Anhängsel dieser Maschinerie der Unterdrückung. Adorno folgte damit vorbehaltlos der Ansicht Veblens, dass jegliche Art von Sport, von den Kampfspielen der Kinder und den Leibesübungen der Universitäten bis zu den großen sportlichen Medienereignissen als Ausbruch von Gewalt, Unterdrückung und Beutegeist zu deuten seien. Adorno ging jedoch über diese Kritik hinaus, indem er diese Analyse um ihre gesellschaftlichen Ursprünge und Konsequenzen erweiterte. „Denn zum Sport gehört nicht bloß der Drang, Gewalt anzutun, sondern auch der, selber zu parieren und zu leiden. Einzig Veblens rationalistische Psychologie verstellte ihm das masochistische Moment im Sport. Es prägt den Sportgeist nicht bloß als Relikt einer vergangenen Gesellschaftsform, sondern mehr noch vielleicht als beginnende Anpassung an die drohende neue [Gesellschaft]. Der moderne Sport, so ließe sich sagen, sucht dem Leib einen Teil der Funktionen zurückzugeben, welche ihm die Maschine entzogen hat. Aber er sucht es, um die Menschen zur Bedienung der Maschine umso unerbittlicher einzuschulen. Er ähnelt den Leib tendenziell selber der Maschine an. Darum gehört er ins Reich der Unfreiheit, wo immer man ihn auch organisiert.“ (Adorno 1963).

Unter den gegebenen Verhältnissen gehörte für Adorno der Sport immer „ins Reich der Unfreiheit“, egal, wo und von wem er organisiert wird, bleibt nur die Wahl, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu ändern. Da sich dies nicht so ohne Weiteres erreichen lässt, versuchte man sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren und zumindest den Freizeitsport zu ändern. Er sollte nicht mehr „entfremdet“, „verdinglicht“, „entmenschlicht“, „maschinisiert“ sein. Streng genommen, ging das nach Adorno zwar nicht (weil es keinen guten Sport im schlechten geben kann), aber Tatsache ist, dass die Sportkritik der „Neuen Linken“ den Leistungs- und Wettkampfsport angriff, weil man in ihm die Verzerrungen einer entmenschlichten, unfreien Körper- und Bewegungskultur wahrnahm, die nach Adorno „ins Reich der Unfreiheit“ gehörte und die Habermas in einem Aufsatz 1967 als „Verdoppelung der Arbeitswelt“ bezeichnete. Heute muss konstatiert werden, dass die so heftige Kritik an den Verhältnissen nichts von ihrer Aktualität verloren hat, sondern schlimmer noch, die Zustände im Massen-, Wettkampf- und Leistungssport sich uns heute als zementiert darstellen und in ihrer allgegenwärtigen Konkurrenz, Personalisierung, Kommerzialisierung und Instrumentalisierung sogar noch steigerbar waren und noch sind.


Kann es sein, dass hier Adorno vergöttert wird?
Gibt es hier Teilnehmer, die sich mit der „Frankfurter Schule“ Adornoscher Provenienz kritisch auseinandersetzen?
_________________
Keiner hat das Recht zu gehorchen. Hannah A.
Das, was lebt, ist etwas anderes als das, was denkt. G. Benn
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Baldur
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Anmeldungsdatum: 05.10.2005
Beiträge: 8326

Beitrag(#1055767) Verfasst am: 02.08.2008, 00:13    Titel: Re: Alle gegen Alle – Der olympische Spuk in Peking (2008) Antworten mit Zitat

satsche hat folgendes geschrieben:
Kann es sein, dass hier Adorno vergöttert wird?


Wie kommst du darauf?
Was heißt überhaupt vergöttert?

Nenne mir andere Quellen, die sich kritisch mit dem Thema auseinandersetzen.
"Kann es sein dass von dir Adorno verteufelt wird?", wäre meine entsprechende Gegenfrage.

Wenn du versuchst, die Relativitätstheorie oder so nen Schnurps zu erklären und dafür Einstein heranziehst, vergötterst du dann Einstein? Pillepalle


Es handelt sich bei diesem Text um einen Zeitungsartikel von mir. Daher war ich im Textumfang sehr eingeschränkt. Wenn man sich mit der gesellschaftspolitischen Bedeutung des Sports befassen will, kommt man nunmal an Veblen und Adorno nicht vorbei. Ansonsten hätte ich gerne noch weitere Quellen hinzu gezogen (Marcuse, Horkheimer, Habermas, Benjamin und Lukács z.B.) Aber ich bin mir nicht sicher, ob sich die letzten Beiden zur Rolle des Sports überhaubt geäußert haben. Auf den Arm nehmen


satsche hat folgendes geschrieben:
Gibt es hier Teilnehmer, die sich mit der „Frankfurter Schule“ Adornoscher Provenienz kritisch auseinandersetzen?


Du kannst ja gleich mal damit anfangen.
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Valen MacLeod
Antitheist



Anmeldungsdatum: 11.12.2004
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Wohnort: Jenseits von Eden

Beitrag(#1061780) Verfasst am: 10.08.2008, 19:28    Titel: Re: Alle gegen Alle – Der olympische Spuk in Peking (2008) Antworten mit Zitat

Baldur hat folgendes geschrieben:
Die Befriedigung der eigenen Ruhmesbegierde, die Steigerung der eigenen Wirkung auf die Außenwelt, die Erfüllung des Geltungsbewusstseins und der Erwerb von gesellschaftlichem Ansehen und Anerkennung kennzeichneten die Antriebskraft der Sportler.

Nicht zu vergessen die Sportgroupies!! Lachen /Survival of the fittest! Geschockt
_________________
V.i.S.d.P.:Laird Valen MacLeod (Pseudonym!)
"... Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!" <i>Herman van Veen</i>
Das Schlimme an meinen Katastrophenszenarien ist... dass ich damit über kurz oder lang noch immer Recht behielt.
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Peter H.
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#1061790) Verfasst am: 10.08.2008, 19:38    Titel: Antworten mit Zitat

Die Olympiade bringt auch so einige Vorteile für China. So wurden zwischenzeitlich tausende Sportstätten und Arenen gebaut, die nun kostenlos der Bevölkerung zur Verfügung stehen, also anders als zum Beispiel in Germany, wo der Geldbeutel über deren Benutzung entscheidet!
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Kival
Profeminist Ghost



Anmeldungsdatum: 14.11.2006
Beiträge: 24071

Beitrag(#1061838) Verfasst am: 10.08.2008, 20:32    Titel: Re: Alle gegen Alle – Der olympische Spuk in Peking (2008) Antworten mit Zitat

satsche hat folgendes geschrieben:

Gibt es hier Teilnehmer, die sich mit der „Frankfurter Schule“ Adornoscher Provenienz kritisch auseinandersetzen?


Ja.
_________________
"A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Zoff
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Anmeldungsdatum: 24.08.2006
Beiträge: 21668

Beitrag(#1062124) Verfasst am: 11.08.2008, 00:46    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Die Olympiade bringt auch so einige Vorteile für China. So wurden zwischenzeitlich tausende Sportstätten und Arenen gebaut, die nun kostenlos der Bevölkerung zur Verfügung stehen, also anders als zum Beispiel in Germany, wo der Geldbeutel über deren Benutzung entscheidet!


Beleg?

Im übrigen möchte ich den letzten Teil des Satzes auch bezweifeln.
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Rasmus
entartet und notorisch gottlos - Ich bin Papst



Anmeldungsdatum: 20.05.2004
Beiträge: 17559

Beitrag(#1062158) Verfasst am: 11.08.2008, 08:12    Titel: Antworten mit Zitat

Zoff hat folgendes geschrieben:
Peter H. hat folgendes geschrieben:
Die Olympiade bringt auch so einige Vorteile für China. So wurden zwischenzeitlich tausende Sportstätten und Arenen gebaut, die nun kostenlos der Bevölkerung zur Verfügung stehen, also anders als zum Beispiel in Germany, wo der Geldbeutel über deren Benutzung entscheidet!


Beleg?

Im übrigen möchte ich den letzten Teil des Satzes auch bezweifeln.


Soweit ich weiß sind in Deutschland viele Sportplätze öffentlich. Sie werden u.a. durch Steuergelder finanziert, und somit kann sie jeder benutzen, ohne dafür Mitglied in einem Sportverein etc. zu sein.

Ich habe ca. 2km von hier einen Badesee, der Kostenlos ist, ich kann also schwimmen gehen. zwinkern
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Entropie
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Beiträge: 184

Beitrag(#1062172) Verfasst am: 11.08.2008, 09:14    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Die Olympiade bringt auch so einige Vorteile für China.



aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie hat folgendes geschrieben:
Die Olympiade ist der Zeitraum zwischen zwei Olympischen Spielen.


zwinkern
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q.e.d.
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Peter H.
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Beiträge: 9751

Beitrag(#1062204) Verfasst am: 11.08.2008, 10:40    Titel: Antworten mit Zitat

Sportplätze sind kostenlos, doch bei den Sporthallen sieht`s dann aber schon wieder anders aus.
Auch viele Sporthallen wurden nun in China gebaut und kommen der Bevölkerung zugute.
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Hornochse
Orthographiefetischist



Anmeldungsdatum: 22.07.2007
Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt

Beitrag(#1062207) Verfasst am: 11.08.2008, 10:45    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Sportplätze sind kostenlos, doch bei den Sporthallen sieht`s dann aber schon wieder anders aus.
Auch viele Sporthallen wurden nun in China gebaut und kommen der Bevölkerung zugute.


Beleg?
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Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.

- Niklas Luhmann -
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Mr.Manescu
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Anmeldungsdatum: 22.11.2007
Beiträge: 346

Beitrag(#1062245) Verfasst am: 11.08.2008, 11:23    Titel: Re: Alle gegen Alle – Der olympische Spuk in Peking (2008) Antworten mit Zitat

satsche hat geschrieben:
Zitat:
Gibt es hier Teilnehmer, die sich mit der „Frankfurter Schule“ Adornoscher Provenienz kritisch auseinandersetzen?


Ja. Durch Zen-Buddhismus. Cool
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#1062291) Verfasst am: 11.08.2008, 12:38    Titel: Antworten mit Zitat

Hornochse hat folgendes geschrieben:
Peter H. hat folgendes geschrieben:
Sportplätze sind kostenlos, doch bei den Sporthallen sieht`s dann aber schon wieder anders aus.
Auch viele Sporthallen wurden nun in China gebaut und kommen der Bevölkerung zugute.


Beleg?


kannste in der jungen welt nachlesen
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I.R
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Anmeldungsdatum: 08.10.2006
Beiträge: 9142

Beitrag(#1062382) Verfasst am: 11.08.2008, 15:24    Titel: Antworten mit Zitat

Hat Adorno für den Sport eine ähnliche Bedeutung wie Otto Rehagel für die Philosophie?
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Asz
WiW (Weib im Web)



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Wohnort: Berlin

Beitrag(#1062384) Verfasst am: 11.08.2008, 15:27    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
Hornochse hat folgendes geschrieben:
Peter H. hat folgendes geschrieben:
Sportplätze sind kostenlos, doch bei den Sporthallen sieht`s dann aber schon wieder anders aus.
Auch viele Sporthallen wurden nun in China gebaut und kommen der Bevölkerung zugute.


Beleg?


kannste in der jungen welt nachlesen


Muß mensch für die Benutzung von Sportplätzen (ich meine jetzt nicht Bolzplätze oder ähnliches) in einem Sportverein sein?
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#1062389) Verfasst am: 11.08.2008, 15:36    Titel: Antworten mit Zitat

Wieso haben die eigentlich extra so eklige neue Piktogramme kreiert?


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Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Sanne
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Anmeldungsdatum: 05.08.2003
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Beitrag(#1062393) Verfasst am: 11.08.2008, 15:43    Titel: Antworten mit Zitat

Ralf Rudolfy hat folgendes geschrieben:
Wieso haben die eigentlich extra so eklige neue Piktogramme kreiert?


Cool, das sieht chinesisch aus! Asia-Wochen beim Sport!
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Sanne
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Anmeldungsdatum: 05.08.2003
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Beitrag(#1062398) Verfasst am: 11.08.2008, 15:55    Titel: Antworten mit Zitat

Ich weiß nicht ob folgende Frage hier schon erörtert wurde:

In den letzten Monaten wurde in den Medien immer wieder über chinesische Sport-Nachwuchsförderung berichtet, insbesondere über kleine Kinder, die nicht nur einem brutalen gesundheitsschädlichen Drill ausgesetzt werden, sondern auch noch mit vom Trainer unter vollem Einsatz seines Körpergewichts zurechtgebogen werden.

Aus dieser Schmiede gehen dann die chinesischen Medaillengewinner hervor. Ich frage mich nun, warum ernsthafte Sportler mit diesen Menschen in einen Wettkampf treten, konkret, warum z.B. der Deutsche Turnerbund (oder wie auch immer die Standesvertretung der deutschen Turnelite heißen mag; und ich unterstelle einfach mal, daß in Deutschland derart kinderquälerische Trainingsmethoden nicht angewendet werden) sich nicht weigert, mit solchen Leuten zusammen aufzutreten, äh anzutreten.
Mir geht es nicht darum, daß Deutsche oder andere mehr oder weniger Medaillen gewinnen, das ist mir völlig egal. Sondern um die Frage, warum Kindesmißhandlung nicht in ähnlicher Weise geächtet wird wie Doping.
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Kival
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Beiträge: 24071

Beitrag(#1062409) Verfasst am: 11.08.2008, 16:18    Titel: Antworten mit Zitat

Sanne hat folgendes geschrieben:

Mir geht es nicht darum, daß Deutsche oder andere mehr oder weniger Medaillen gewinnen, das ist mir völlig egal. Sondern um die Frage, warum Kindesmißhandlung nicht in ähnlicher Weise geächtet wird wie Doping.


1. Weil es das nicht nur bei den Chinesen gibt.

2. Wieso genauso? Oo Doping ist doch nicht mal annähernd so gravierend wie diese Kindesmisshandlung.
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Sanne
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Anmeldungsdatum: 05.08.2003
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Beitrag(#1062416) Verfasst am: 11.08.2008, 16:25    Titel: Antworten mit Zitat

Kival hat folgendes geschrieben:
Sanne hat folgendes geschrieben:

Mir geht es nicht darum, daß Deutsche oder andere mehr oder weniger Medaillen gewinnen, das ist mir völlig egal. Sondern um die Frage, warum Kindesmißhandlung nicht in ähnlicher Weise geächtet wird wie Doping.


1. Weil es das nicht nur bei den Chinesen gibt.

Wo überall ist das üblich?

Zitat:

2. Wieso genauso? Oo Doping ist doch nicht mal annähernd so gravierend wie diese Kindesmisshandlung.

Das finde ich auch, von daher wäre "genauso" auch nur die Minimalforderung.

Aber vielleicht sehen Sportler, Sport-Manager und Sportpolitiker das anders und befürworten insgeheim oder offen kinderquälerische Treiningsmethoden?
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kATZE
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Anmeldungsdatum: 26.04.2007
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Beitrag(#1062433) Verfasst am: 11.08.2008, 16:59    Titel: Re: Alle gegen Alle – Der olympische Spuk in Peking (2008) Antworten mit Zitat

Baldur hat folgendes geschrieben:

Nenne mir andere Quellen, die sich kritisch mit dem Thema auseinandersetzen.

Mein Name ist zwar nicht satsche aber dein Text hat mich doch stark hieran erinnert:
Rette sich wer kann | Fussball-Analyse
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Frevlerin
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Anmeldungsdatum: 24.11.2007
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Beitrag(#1062456) Verfasst am: 11.08.2008, 17:34    Titel: Re: Alle gegen Alle &#8211; Der olympische Spuk in Peking (2008) Antworten mit Zitat

Baldur hat folgendes geschrieben:
Alle gegen Alle – Der olympische Spuk in Peking (2008)
In Unfreiheit vereint durch Hybris, Rivalität und Beutegeist


Wenn in Peking ab Mitte August erneut Athlet_Innen aus aller Welt laufen, springen, werfen, ringen oder boxen, so folgen sie vergleichbaren Regeln wie schon die alten Griechen vor mehr als 2.700 Jahren. Dem olympischen Wahlspruch folgend: "Dabei sein ist alles", erfolgt ein ewiges Messen der Kräfte durch erbitterte Konkurrenz zueinander und im Kampf Aller gegen Alle. Die antiken Sportler werden dabei als leuchtende Vorbilder stets aufs Neue bemüht, wenn die berühmteste Sportveranstaltung aller Zeiten durch Skandale ins Kreuzfeuer der Kritik gerät. Doch das hohe moralische Versprechen, das mit Verweis auf das Ideal des antiken Athleten auch heute von den sportlichen Idolen gerne gegeben wird, konnte nicht einmal die historische Realität des heute idealisierten Bildes vom Elitesport im Altertum einlösen. Die Bezeichnung ‚Athlet' geht auf das griechische Wort áthlon zurück, das soviel bedeutet wie ‚(Kampf-)Preis, Belohnung' - demnach trugen also bereits die antiken Sportler die zweckgerichteten Absichten ihres Wetteiferns für jeden ersichtlich im Namen. Schon in der Geschichte des antiken griechischen Sports begegnen einem zu allen Zeiten maßloser Ehrgeiz, Gewinnsucht und Habgier. Die Motivation der Athleten in der Antike an derartigen Wettkämpfen teilzunehmen, kann allgemein durch einige naheliegende Faktoren erklärt werden: Die Befriedigung der eigenen Ruhmesbegierde, die Steigerung der eigenen Wirkung auf die Außenwelt, die Erfüllung des Geltungsbewusstseins und der Erwerb von gesellschaftlichem Ansehen und Anerkennung kennzeichneten die Antriebskraft der Sportler. Aus dem ausgeprägten Bedürfnis, sich im Wettbewerb mit anderen zu messen, resultierte ein spezifisch aristokratischer Geltungsdrang, der oft genug an Hybris grenzt, einer fast krankhaften Sucht sich zu profilieren. In der antiken Welt hatte nämlich bei den äußerst angesehenen und beliebten Spielen in Olympia, Delphi, Nemea und Isthmia, der zweite oder dritte Platz keine Bedeutung; ausschließlich der Sieger wurde geehrt und in den offiziellen Listen vermerkt.

Doch Bereits zu damaliger Zeit waren die so idealisierten sportlichen Wettkämpfe nicht frei von Kritik. Der aufklärerische Intellektuelle Xenophanes (ca. 580-485 v.u.Z.) griff die ungerechtfertigt hohen Belohnungen für Olympiasieger wie z. B. Sitzplätzen in den Ehrenlogen bei verschiedenen Großveranstaltungen oder kostenlose Speisung im Versammlungshaus der Regierungsmitglieder scharf an. Für ihn bestand das entscheidende Kriterium für den Wert einer jeden Gruppe darin, der Gemeinschaft von Nutzen zu sein. Das waren die Athleten seiner Meinung nach nicht. Man kann bei Xenophanes eindeutig Gesellschaftskritik heraushören. Auch sein Studienfreund Pythagoras (ca. 570-496 v.u.Z.) sah das Sportwesen als eine Provokation von Neid und Ehrgeiz an: Der bestimmende Charakterzug eines Athleten sei die Gier nach Macht und Ruhm. In der antiken Literatur Griechenlands richtet sich der am häufigsten erhobene Vorwurf gegen die Athleten. Man wirft ihnen vor, dass sie sich durch ihre egozentrische Lebensweise, d.h. durch ihre regelmäßigen Trainingseinheiten und zahlreichen Auslandsaufenthalte und Reisen, den Gemeinschaftsaufgaben entzögen; darüber hinaus seien die Verlockungen des Sieges - Reichtum, Einfluss und Ruhm - so groß, dass darüber alle ethischen Normen in Vergessenheit gerieten. Sokrates (um 470-399 v.u.Z.) sah keine Ästhetik mehr in den einseitig ausgebildeten und trainierten Körperteilen. Euripides (ca. 485-406 v.u.Z.) attackierte die Wettkämpfer in der klassischen Epoche nicht weniger heftig und bösartig, indem er die Athleten als das größte Übel von Griechenland beschimpfte. Er veröffentlichte eine ausführliche Darstellung der Lebensweise und Psyche der Athleten, in der er von einer Zerstörung des natürlichen Gleichgewichtszustandes sprach und eine Ruhmes- bzw. Siegessucht bei jenen diagnostizierte. Auch im antiken Rom gab es eine Vielzahl kritischer Stimmen, wie Äußerungen von Seneca, Plinius oder Quintilian zeigen. Mitte des 1.Jhs. v.u.Z. bildeten sich zunehmend überregionale athletische Interessensgemeinschaften, die oftmals den Namenszusatz ‚Gemeinschaft der Herakles-Verehrer' enthielten. Bei manchem antiken Ausnahmetalent ging die Bewunderung so weit, dass er als Sieger mit einer mythischen Person - in der Regel wegen des im Wettstreit erkämpften Sieges, manchmal aber auch wegen anderer gemeinsamer Eigenschaften - verglichen und so regelrecht heroisiert wurde; ihm wurde ein eigener Kult eingerichtet. Ihre Funktion darf man wohl in der Stärkung des Zusammenhalts innerhalb der Bürgergemeinschaft suchen - solche heroisierten Athleten waren Bezugsfiguren für die gesamte Bürgerschaft. Wenngleich die Sportkritik in der gesamten Antike nicht verstummte, so blieb sie doch in ihrem Einfluss auf die breite Masse wirkungslos. Die Stadien waren zu jeder Zeit sehr gut gefüllt und die Zuschauer zeigten sich als begeisterte Fans.

Im Blick auf die heutige Betrachtung des Sports und sportlicher Massenereignisse wie der olympischen Spiele muss sich die Frage nach seiner gesellschaftlichen Bedeutung und deren Kritik erneut stellen. „Denn, um es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." (Schiller 1795). Frei nach Schiller wird dieser Satz gerne herangezogen, um den positiven Einfluss des Sports auf Mensch und Gesellschaft herauszustellen. Denn Im Sport könne der Mensch noch ganz Mensch sein, weil der Mensch im Sport noch seinen „Spieltrieb“ ausleben könne. Sport soll in der heutigen bürgerlichen Gesellschaft dem körperlich-seelischen Ausgleich und der Freiheit des Menschen dienen, so wird uns suggeriert, in einer Gesellschaft, die immer mehr dazu führt, Körperlichkeit und Bewegung einzuschränken und die Menschen in immer strengere Formen der Arbeitsdisziplin zu pressen. So werden Spiel und Sport als eine Welt für sich interpretiert, in der es möglich sei, deren negative Begleiterscheinungen und Folgen zu kompensieren. Der sich uns heute darstellende Leistungs-, Wettkampf- und Massensport muss jedoch als Perversion eines freien und selbstgenügsamen Spiels erscheinen, in der die Unbefangenheit des spielenden der alltäglichen Konkurrenz, Bitterkeit und einem unbedingtem Siegeswillen weichen musste. So können Schillers Worte nur als Vorweggenommene Kritik an der heutigen Sportlichkeit mit seinen durchkommerzialisierten und instrumentalisierten Großereignissen interpretiert werden.

In Anbetracht der sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts bereits abzeichnenden Entwicklungsperspektive und ihrer konsequenten Fortführung und Forcierung in heutiger Zeit, muss auch die Sportkritik Adornos als Vorwegnahme einer Kritik angesichts eines antizipierten Zustands heutiger Tage gesehen werden. Adorno führte den Sport, sportliche Betätigungen und Leibesübungen als Beispiel für das auf, was er als „Kulturindustrie“ bezeichnete. „Die affektive Besetzung der Technik, der Massenappell des Sports, die Fetischisierung der Konsumgüter sind Symptome dieser Tendenz“, schrieb Adorno 1965 in seinem Artikel „Gesellschaft“. Adorno Analysierte bereits 1963 in seinem Band „Prismen“ das moderne Massenphänomen Sport und zeigte auf, dass Spiel und Sport in die spätkapitalistische Gesellschaft verwoben und deshalb keinesfalls Ausdruck von Freiheit, Individualität und Spontaneität, seien, wie es die bürgerliche Ideologie des Sports glauben machen wollte, sondern Teil oder Anhängsel dieser Maschinerie der Unterdrückung. Adorno folgte damit vorbehaltlos der Ansicht Veblens, dass jegliche Art von Sport, von den Kampfspielen der Kinder und den Leibesübungen der Universitäten bis zu den großen sportlichen Medienereignissen als Ausbruch von Gewalt, Unterdrückung und Beutegeist zu deuten seien. Adorno ging jedoch über diese Kritik hinaus, indem er diese Analyse um ihre gesellschaftlichen Ursprünge und Konsequenzen erweiterte. „Denn zum Sport gehört nicht bloß der Drang, Gewalt anzutun, sondern auch der, selber zu parieren und zu leiden. Einzig Veblens rationalistische Psychologie verstellte ihm das masochistische Moment im Sport. Es prägt den Sportgeist nicht bloß als Relikt einer vergangenen Gesellschaftsform, sondern mehr noch vielleicht als beginnende Anpassung an die drohende neue [Gesellschaft]. Der moderne Sport, so ließe sich sagen, sucht dem Leib einen Teil der Funktionen zurückzugeben, welche ihm die Maschine entzogen hat. Aber er sucht es, um die Menschen zur Bedienung der Maschine umso unerbittlicher einzuschulen. Er ähnelt den Leib tendenziell selber der Maschine an. Darum gehört er ins Reich der Unfreiheit, wo immer man ihn auch organisiert.“ (Adorno 1963).

Unter den gegebenen Verhältnissen gehörte für Adorno der Sport immer „ins Reich der Unfreiheit“, egal, wo und von wem er organisiert wird, bleibt nur die Wahl, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu ändern. Da sich dies nicht so ohne Weiteres erreichen lässt, versuchte man sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren und zumindest den Freizeitsport zu ändern. Er sollte nicht mehr „entfremdet“, „verdinglicht“, „entmenschlicht“, „maschinisiert“ sein. Streng genommen, ging das nach Adorno zwar nicht (weil es keinen guten Sport im schlechten geben kann), aber Tatsache ist, dass die Sportkritik der „Neuen Linken“ den Leistungs- und Wettkampfsport angriff, weil man in ihm die Verzerrungen einer entmenschlichten, unfreien Körper- und Bewegungskultur wahrnahm, die nach Adorno „ins Reich der Unfreiheit“ gehörte und die Habermas in einem Aufsatz 1967 als „Verdoppelung der Arbeitswelt“ bezeichnete. Heute muss konstatiert werden, dass die so heftige Kritik an den Verhältnissen nichts von ihrer Aktualität verloren hat, sondern schlimmer noch, die Zustände im Massen-, Wettkampf- und Leistungssport sich uns heute als zementiert darstellen und in ihrer allgegenwärtigen Konkurrenz, Personalisierung, Kommerzialisierung und Instrumentalisierung sogar noch steigerbar waren und noch sind.



Komplett von der Rolle Hier wird auch echt ALLES kaputtgeredet...
Ich nehme an hier betreibt keiner Leistungssport?
Wenn dann wohl nur Extremes Gesellschaftsbashing,
alles-scheiße-finding und Dummschwafeling...
Das war ein Artikel?
In einer echten Zeitung ist der aber nicht erschienen oder?
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Es gibt Augenblicke, in denen man nicht nur sehen, sondern ein Auge zudrücken muß.

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Beitrag(#1062481) Verfasst am: 11.08.2008, 18:13    Titel: Re: Alle gegen Alle &#8211; Der olympische Spuk in Peking (2008) Antworten mit Zitat

Frevlerin hat folgendes geschrieben:

Komplett von der Rolle Hier wird auch echt ALLES kaputtgeredet...
Ich nehme an hier betreibt keiner Leistungssport?
Wenn dann wohl nur Extremes Gesellschaftsbashing,
alles-scheiße-finding und Dummschwafeling...
Das war ein Artikel?
In einer echten Zeitung ist der aber nicht erschienen oder?


Warum nicht? Auf den Olympia-Zug springt doch so ziemlich alles und jeder auf. Gönn' ihnen doch das Vergnügen, dies dann auch noch als kritische Betrachtung zu verkaufen. Leser und Zustimmer finden sich gewiss nicht nur hier.
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Der_Guido
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Anmeldungsdatum: 17.05.2006
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Beitrag(#1062501) Verfasst am: 11.08.2008, 18:32    Titel: Antworten mit Zitat

Hmm, Adorno meint (1963) den Sort in einer spätkapitalistischen Gesellschaft zu beschreiben ? Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass er den real existierenden Sport des "spätreal" existierenden Sozialismus der 70er und 80er beschrieben hat. Am Kopf kratzen
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