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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#106059) Verfasst am: 20.03.2004, 23:28 Titel: |
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Wie stellst du dir den Übergang vor. Was stellst du mit den Leuten an, die nicht freiwillig von der Religion lassen wollen?
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Nav Gast
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(#106060) Verfasst am: 20.03.2004, 23:31 Titel: |
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Man könnte Religiosität als Geistesgestörtheit definieren und Fundis danach als Gefahr für sich selbst und andere zwangstherapieren lassen.
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#106061) Verfasst am: 20.03.2004, 23:32 Titel: |
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Weil Psychologen ja ein ideologisches Interesse haben...
Einer flog übers Kuckucksnest
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#106063) Verfasst am: 20.03.2004, 23:37 Titel: |
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Nav hat folgendes geschrieben: | Man könnte Religiosität als Geistesgestörtheit definieren und Fundis danach als Gefahr für sich selbst und andere zwangstherapieren lassen.  |
Ah ja, so wie man das noch vor kurzem mit Schwulen gemacht hat.
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#106064) Verfasst am: 20.03.2004, 23:37 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Wie stellst du dir den Übergang vor. Was stellst du mit den Leuten an, die nicht freiwillig von der Religion lassen wollen? | Die Religionen sterben immer weiter aus. Jedes Jahr verlassen knapp 300.000 Menschen die Kirche. Wenn dass so weiter geht bleiben irgendwann nicht mehr viele übrig. Sobald aber ein sehr großer Teil der Bevölkerung aus Atheisten besteht wird eine trennung von Kirche und Staat erfolgen. Die Kirchen werden kaum noch Gelder zur Verfügung haben und verlieren so weiter an Macht. Vielleicht müssen kleinere Gemeinden dicht machen, Kirchen werden verkauft, pipapo. Einige Leute werden deshalb nicht mehr in die Kirche gehen und wohl ungläubig werden. Mangels Kommunion/konfirmation werden weniger Jugendliche neue Kirchenmitglieder. Unter dem Druck der Gesellschaft passen sich einige vielleicht an und leben den Glauebn nicht merh stark aus. Diese erziehen vielleicht die Kinder nicht mehr so religiös, damit sie nicht auffallen. Außerdem werden einige Christen Atheisten heiraten und ein Kind dass zwischen Wahrheit und Christentum wählen muss nimmt wohl doch sehr viel lieber die Wahrheit. Auch wenn nur 60% der Kinder den Atheismus nehmen, so bedeutet dies doch über die Generationen hinweg, dass es immer weniger gläubige Kinder gibt. In den Schulen wird wohl auch kritisch über Religionen gelehrt werden. Übrig bleiben Fundamentalisten, aber denen wird das Jugendamt wohl die Kinder wegnehmen, weil die Politik hauptsächlich von Atheisten getragen wird.
Wie man sieht muss man die Religionen also nicht abschaffen, das wird alles von alleine kommen. jetzt kommts: Die demographische Entwicklung hab ich nicht berücksichtigt..vielleicht sterben die Deutschen aus und die Bundesrepublik wird mit Moslems überschwemmt. Außerdem vermehren sich Christen stärker als Atheisten. Zusätzlich kann es sein, dass die Menschen durch die heutige Politik in die armut getrieben werden und verstärkt in die kirchen eintreten.
Zuletzt bearbeitet von narziss am 20.03.2004, 23:48, insgesamt einmal bearbeitet |
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#106066) Verfasst am: 20.03.2004, 23:48 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Wie stellst du dir den Übergang vor. Was stellst du mit den Leuten an, die nicht freiwillig von der Religion lassen wollen? | Die Religionen sterben immer weiter aus. Jedes Jahr verlassen knapp 300.000 Menschen die Kirche. Wenn dass so weiter geht bleiben irgendwann nicht mehr viele übrig. Sobald aber ein sehr großer Teil der Bevölkerung aus Atheisten besteht wird eine trennung von Kirche und Staat erfolgen. Die Kirchen werden kaum noch Gelder zur Verfügung haben und verlieren so weiter an Macht. Vielleicht müssen kleinere Gemeinden dicht machen, Kirchen werden verkauft, pipapo. Einige Leute werden deshalb nicht mehr in die Kirche gehen und wohl ungläubig werden. Mangels Kommunion/konfirmation werden weniger Jugendliche neue Kirchenmitglieder. Unter dem Druck der Gesellschaft passen sich einige vielleicht an und leben den Glauebn nicht merh stark aus. Diese erziehen vielleicht die Kinder nicht mehr so religiös, damit sie nicht auffallen. Außerdem werden einige Christen Atheisten heiraten und ein Kind dass zwischen Wahrheit und Christentum wählen muss nimmt wohl doch sehr viel lieber die Wahrheit. Auch wenn nur 60% der Kinder den Atheismus nehmen, so bedeutet dies doch über die Generationen hinweg, dass es immer weniger gläubige Kinder gibt. Übrig bleiben Fundamentalisten, aber denen wird das Jugendamt wohl die Kinder wegnehmen, weil die Politik hauptsächlich von Atheisten getragen wird.
Wie man sieht muss man die Religionen also nicht abschaffen, das wird alles von alleine kommen. jetzt kommts: Die demographische Entwicklung hab ich nicht berücksichtigt..vielleicht sterben die Deutschen aus und die undesrepublik wird mit Moslems überschwemmt. Außerdem vermehren sich Christen stärker als Atheisten. Zusätzlich kann es sein, dass die Menschen durch die heutige Politik in die armut getrieben werden und verstärkt in die kirchen eintreten. |
Ist die von dir beschriebene Säkularisierung denn ein globales Phänomen? Wer kennt sich da aus?
Darf man davon ausgehen, dass Leute, die aus der Kirche austreten, nicht religiös sind? Meine Cousine ist z.B. ausgetreten, weil sie starke religiöse Gefühle hatte, die durch die Politik der katholischen Kirche verletzt wurden.
Was ist ferner mit neuen Religionen? Haben nicht gerade in den letzten Jahren diverse Esoterikangebote und Psychokulte großen Zulauf? Ich habe da keine Zahlen, aber die Hoffnung, dass die Irrationalität in D bald überwunden ist, halte ich für illusorisch.
Mit weiteren Kirchenaustritten rechne ich allerdings schon.
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#106068) Verfasst am: 20.03.2004, 23:51 Titel: |
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Wichtig ist zuerst nicht ob die Austrittler glauben, sondern ob sie Geld zahlen. Außerdem ist der Glauben der Austrittler oftmals ein lieberaler, also einer gegen den nichts unternommen werden muss. Und die Jugend von heute wächst sowieso mit weniger christlicher Prägung auf. Esoterik ist vermutlich eher unter gläubigen Menschen verbreitet für Atheisten ist das eher nichts. Außerdem kann dieser Glauben die Menschen nicht so stark manipulieren wie eine echte Religion. Und was Kirchenaustritte angeht wendest du dich am besten an die Jackler.
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#106074) Verfasst am: 21.03.2004, 00:09 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Außerdem kann dieser Glauben die Menschen nicht so stark manipulieren wie eine echte Religion. |
Dann hast du aber wenig Erfahrung mit Esos. Gerade unter denen habe ich absolute Hardcores kennengelernt.
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#106075) Verfasst am: 21.03.2004, 00:11 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | narziss hat folgendes geschrieben: | Außerdem kann dieser Glauben die Menschen nicht so stark manipulieren wie eine echte Religion. |
Dann hast du aber wenig Erfahrung mit Esos. Gerade unter denen habe ich absolute Hardcores kennengelernt. |
Erzähl!
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#106076) Verfasst am: 21.03.2004, 00:13 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | narziss hat folgendes geschrieben: | Außerdem kann dieser Glauben die Menschen nicht so stark manipulieren wie eine echte Religion. |
Dann hast du aber wenig Erfahrung mit Esos. Gerade unter denen habe ich absolute Hardcores kennengelernt. |
Erzähl!
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#106078) Verfasst am: 21.03.2004, 00:38 Titel: |
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Ein Beispiel: Feuerlaufen für Kinder. Ein Feuerlauf ist an sich ungefährlich. Gefährlich ist hingegen, wenn man den Kindern erzählt, dass sie nun etwas physikalisch Unmögliches tun werden (stimmt nicht), nämlich barfuß über Feuer laufen. Dann zieht man einen ganzen Mix von pseudoreligiösen Ritualen durch: Schamanismus, Hinduismus, Buddhismus und ein Schuss Christentum. Wenn die Kinder dann am Ende wirklich mit nackten Füßen über die glühenden Kohlen laufen, halten sie den ganzen Schwachsinn für bare Münze. Solche Methoden gehören jedenfalls nicht zur kirchlichen Religionspädagogik.
Da hättest du mal dabei sein sollen. Unglaublich, wie die Leute bei so was abgehen. Manche haben sich danach heulend auf den Boden geworfen und gebetet. Sagenhaft war auch, dass eventuelle Brandblasen an der Fußsohle als Feuerküsse gedeutet wurden. Je nachdem, wo die Brandblase am Fuß erschienen war, sollte man sein Leben so oder so verändern. Da waren Leute, die haben die Entscheidung eine Partnerschaft zu beenden, einen Job anzunehmen oder eine medizinische Heilbehandlung in Anspruch zu nehmen, von so einem Mist abhängig gemacht. Dagegen halte ich das unverbindliche Gequatsche des Pfarrers für harmlos.
Wenn du mehr wissen möchtest:
Link
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Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#106087) Verfasst am: 21.03.2004, 01:19 Titel: |
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Cirsium hat folgendes geschrieben: | Vielleicht gibt es so etwas wie eine "Evolution" des Glaubens. ich danke dazu so:
Zuerst sahen sich die Menschen für sie unerklärlichen Naturerscheinungen ausgeliefert. Man begann diese Phänomene zu personalisieren (Naturgottheiten) und betet sie an, um ihnen nicht hilflos ausgeliefert zu sein, brachte Opfer, um sie zu besänftigen usw. Das wäre sozusagen die 1. Stufe, die Naturreligionen.
Das nächste wäre dann, dass einige bemerkten, dass sie die Menschen ganz gut mit der Hilfe des Glaubens beherrschen können. Das geht allerdings nur dann, wenn alle nur an einen Gott glauben, denn wenn es viele Götter gibt, dann hat mir der Schamane des einen Gottes weniger zu sagen, da es eben noch andere gibt. Um also die Menschen unter einen Glauben zu unterwerfen und sie besser zu beherrschen zu können, wurde der Monotheismus "erfunden"
Die letzte Stufe düfte der Zerfall der Religionen sein, da der Mensch erkennt, dass es Schwachsinn ist, an übernatürliche Wesen zu glauben, da das im Gegensatz zu aller Logik steht. Dazu trägt vor allem die Wissenschaft bei. Eventuell gibt es noch einige "letzte Zuckungen" des Glaubens, damit meine ich solche Erscheinungen wie Satanismus, Esoterik usw., was aber auch weder zeigt, wie sehr die großen Glaubensrichtungen an Macht verloren haben. Das ganze vollzieht sich nicht überall gleichmäßig, sondern ist kulturell verschieden (Islam) |
siehe auch hier
_________________ Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.
Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#106108) Verfasst am: 21.03.2004, 11:02 Titel: |
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Wygotsky hat folgendes geschrieben: | Auch beim religiösen Glauben würde ich abstreiten, dass er grundsätzlich negativ ist. Religiöser Glaube kann positive und negative Aspekte haben. Genauso wie es Menschen gibt, die aus religiöser Überzeugung töten, gibt es andere, die aus religiöser Überzeugung Leben retten. Es gibt Menschen, die im religiösen Glauben Glück und Erfüllung finden. Ich sehe nicht ein, was daran negativ sein soll. |
Da hab ich auch durch den Zitatethread nochmal drüber nachgedacht.
Wenn man wirklich will, dass die Menschen durch den Glauben was gutes tun, dann muss man das irgendwie begründen. Wenn laut einer perfekten Religion alle Menschen in den Himmel kommen, dann sieht der einzelne nicht ein wieso er einen Ertrinkenden retten soll. Beide erlangen nach ihrem Tod die Erlösung. Wieso soll der eine den anderen dann retten? Dadurch verlängert er doch nur dessen irdische Existenz. Andererseits wird seine unterlassene Hilfeleistung nicht bestraft. Man braucht also schon die Androhung einer Hölle. Auch wenn eine perfekte Religion diese nur für Gewalt, unterlassene Hilfeleistung o.ä. postuliert und nicht für Atheimus, Spaß am Sex usw dann sind die Auswirkungen unterm Strich dennoch negativ. Denn es gibt immer Menschen denen mal die Hand ausrutscht und die dann darüber nachdenken ob sie in die Hölle kommen.
Außerdem sind viele Menschen von Natur aus feige und würden in manchen Situationen nicht eingreifen auch wenn sie es könnten. Die würden bei unterlassener Hilfeleistung auch glauben dass sie in die Hölle kommen.
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Shadaik evolviert
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 26377
Wohnort: MG
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(#106244) Verfasst am: 21.03.2004, 16:37 Titel: |
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Die Hochreligionen sind wohl eine eher moderne Erfindung (so ab 1000 vuZ).
Die alten Religionen kennen ja noch den Unterschied zwischen Himmel/Hölle; Walhalla/Vergehen usw. usf.
Dies ist interessanterweise später in den monotheistischen religionen zurückgekehrt. Man hat wohl das problem erkannt, welches auch gustav grade beschrieben hat.
_________________ Fische schwimmen nur in zwei Situationen mit dem Strom: Auf der Flucht und im Tode
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Wygotsky registrierter User
Anmeldungsdatum: 25.01.2004 Beiträge: 5014
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(#106251) Verfasst am: 21.03.2004, 17:05 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Da hab ich auch durch den Zitatethread nochmal drüber nachgedacht.
Wenn man wirklich will, dass die Menschen durch den Glauben was gutes tun, dann muss man das irgendwie begründen. Wenn laut einer perfekten Religion alle Menschen in den Himmel kommen, dann sieht der einzelne nicht ein wieso er einen Ertrinkenden retten soll. Beide erlangen nach ihrem Tod die Erlösung. Wieso soll der eine den anderen dann retten? Dadurch verlängert er doch nur dessen irdische Existenz. Andererseits wird seine unterlassene Hilfeleistung nicht bestraft. Man braucht also schon die Androhung einer Hölle. Auch wenn eine perfekte Religion diese nur für Gewalt, unterlassene Hilfeleistung o.ä. postuliert und nicht für Atheimus, Spaß am Sex usw dann sind die Auswirkungen unterm Strich dennoch negativ. Denn es gibt immer Menschen denen mal die Hand ausrutscht und die dann darüber nachdenken ob sie in die Hölle kommen.
Außerdem sind viele Menschen von Natur aus feige und würden in manchen Situationen nicht eingreifen auch wenn sie es könnten. Die würden bei unterlassener Hilfeleistung auch glauben dass sie in die Hölle kommen. |
Klingt nach einer selbstimmunisierenden Theorie. Wenn die Religion allen Menschen Erlösung verspricht, ist sie schuldig, weil die Menschen sich durch sie nicht mehr gezwungen fühlen, Gutes zu tun. Wenn sie Erlösung nur denjenigen verspricht, die Gutes tun, ist sie ebenfalls schuldig wegen der Menschenverachtung, die aus der ewigen Verdammnis des Sünders spricht. Wenn sie Erlösung denjenigen verspricht, die Böses tun, ist natürlich auch schuldig. Ergo ist jede mögliche Religion unabhängig von jeder Erfahrung grundsätzlich immer schuldig.
Ich denke nicht gerne in solchen Bahnen. Lieber schaue ich mir das konkrete Verhalten konkreter Menschen an. Und da sehe ich, dass einzelne aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen durchaus zu Entscheidungen kommen, die ich für gut heiße.
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Spock lebt noch
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 4185
Wohnort: Herbipolis
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(#106401) Verfasst am: 22.03.2004, 12:30 Titel: |
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Ich denke, dass der wichtigste Punkt für die Entstehung von Religionen das Entstehen des Ich-Bewusstseins in Verbindung mit dem Wissen um den eigenen Tod war. Dadurch stellte sich automatisch die Frage, was passiert mit mir/meinem Geist/meiner Kraft nach meinem Tod. Evtl. spielt da auch Kanibalismus, bzw. das Übernehmen der Kraft des Feindes nach Tötung im Kampf eine gewichtige Rolle, da der Mensch ja irgendwann mal merkte, dass auch Menschen sterben, ohne dass jemand seine Kraft übernimmt. Was also solle damit geschehen? Aus diesen Vorstellungen heraus kamen eben die Gedanken, dass es eine Welt im Jenseits geben müsse.
_________________ "Wieviel dieses Märchen von Christus uns un den Unseren genützt hat, ist allbekannt!" (Papst Leo x.)
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Ender Bestimmer
Anmeldungsdatum: 19.03.2004 Beiträge: 7
Wohnort: Berlin
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(#106433) Verfasst am: 22.03.2004, 13:39 Titel: |
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"Atome mit Bewußtsein, Materie voll Wißbegier."
Seit der Mensch glaubt, mehr zu sein, als Flora & Fauna um ihn herum, seit er begriffen hat, daß er existiert, seit dem stellt sich ihm die frage nach dem Ursprung, nach der Ursache, vielleicht nach dem Grund für seine Existenz.
Daraus entstanden Ansichten & Spekulationen, schließlich Ideen & Philosophien.
Heutzutage ist ein Großteil der Menschen dazu in der Lage, die meisten Geschichten, die wir erzählt bekommen, in der Schwebe zu halten, eine kleine Entfernung zwischen der Geschichte und dem Innersten unseres Herzens zu bewahren. Doch für manche Menschen ist diese eine Geschichte, diese Idee das eine geworden, das sie glauben müssen, wenn sie sie selbst bleiben wollen.
Sie sind so von der Größe dieser Idee erfüllt, daß sie kein Verständnis für jene haben, die von dieser Idee nicht ergriffen sind.
Und so entstanden aus den Ideen von vielleicht durchaus klugen Leuten, fest eingestanzte, unveränderliche Staatsreligionen, wie das Christentum und die ganzen anderen Formen, die sich selbst zum Dogma erhoben haben.
Das Konzept von Religion, seiner ursprünglichen Bedeutung nach, ist in uns allen vorhanden. Wir suchen nach einem Platz im Leben, eine Rolle, der wir die Bedeutung entnehmen können, die wir so dringend brauchen, ohne die wir nicht leben können.
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Darwin Upheaval Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator
Anmeldungsdatum: 23.01.2004 Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden
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(#106557) Verfasst am: 22.03.2004, 18:57 Titel: |
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Hi Spock,
Zitat: | Ich denke, dass der wichtigste Punkt für die Entstehung von Religionen das Entstehen des Ich-Bewusstseins in Verbindung mit dem Wissen um den eigenen Tod war. |
Vermutlich. Oeser und Seitelberger glauben, daß der (scheinbare?) Gegensatz zwischen der psychischen "Ich-Erfahrung/Introspektion" und der Wahrnehmung des eigenen Körpers als "Ding" zu der dualistischen Auslegung des "Leib-Seele-Problems" geführt hat. Hinzu kommen wahrscheinlich handfeste Überlebensvorteile infolge einer psychischen Stabilisierung derer, die an eine jenseitige, transnaturale Geborgenheit glauben:
Oeser E, Seitelberger F (1988) Gehirn, Bewußtsein und Erkenntnis. Dimensionen der modernen Biologie Bd.2. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt
Ich denke, da ist was dran. Als jemand, der den Tod eines geliebten Menschen zu verkraften hatte, kann ich bestätigen, daß sich da ein Loch auftut, wenn man (wie ich) keinen Trost aus der Vorstellung saugen kann, daß die Person nach dem Tode weiterlebt. "Insgeheim" hofft man halt doch, daß etwas d'ran sein möge...
Wohlwissend natürlich, daß das illusorisch ist. Aus der Sicht eines emergentistischen Materialisten ist das Leib-Seele-Problem schlicht ein Anomalie. Analog dazu könnte man auch behaupten, es gäbe eine Verdauung ohne Magen-Darmtrakt und dementsprechend ein "Magen-Verdauungsproblem" oder eine Bewegung ohne einen bewegenden Körper usw.
Die Entstehung des Religiösen ist zum Teil wohl auch darauf zurückzuführen, daß man sich in der Frühgeschichte einfach noch so gut wie nichts erklären konnte - ein Gewitter muß dem frühen Homo sapiens regelrecht "dämonisch" vorgekommen sein. Interessant ist, daß aus der ID-Ecke heute noch so argumentiert wird: Man "sieht" die "Signale" des "Designers" vornehmlich dort, wo etwas noch nicht erklärt ist. Insofern lassen sich ID und Kreationismus vermutlich als "kulturelle Atavismen" auffassen
Ein radikales Beispiel dazu ist Plichta; siehe:
http://www.martin-neukamm.de/id.html
Grüße
Martin
_________________ "Science is a candle in the dark." - Carl Sagan
www.ag-evolutionsbiologie.de
www.facebook.com/AGEvolutionsbiologie
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kamelpeitsche Weapon of Mass Discussion
Anmeldungsdatum: 15.11.2003 Beiträge: 4555
Wohnort: Devil's Dancefloor
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(#106566) Verfasst am: 22.03.2004, 19:35 Titel: |
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Eifellady hat folgendes geschrieben: | Es ist einfach eine Grundlage, deren ethischen oder/und sozialen Aspekte ich als die für mich richtigen erachte. |
Ein Leser von Chrismon hat folgendes geschrieben: |
Mir scheint, die Wissenschaft habe uns in wenigen hundert Jahren mehr Bewunderung und Respekt für unsere Mitlebewesen gelehrt als alle Schöpfungsmythen zusammen. Der einzige Grund, warum es mir nicht ratsam erscheint, diesen ganzen dualistischen Unfug in Bausch und Bogen lächerlich zu machen, ist die Vermutung, dass das Gros der Menschheit offenbar noch nicht in der Lage ist, sozial und ökologisch verantwortlich zu handeln allein auf der Grundlage von Kants rationalem kategorischem Imperativ. Die Menschen sind zum größten Teil noch nicht erwachsen genug, die volle Verantwortung für ihr Tun und Lassen zu übernehmen. Sie brauchen noch die Autorität dessen, der ihnen sagt, was gut und böse ist. |
_________________ "Was immer jeder Einzelne mitbringen will an Prägung oder Anderssein - einem kollektiven Imperativ enzieht es sich mit Sicherheit"
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16339
Wohnort: Arena of Air
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(#106658) Verfasst am: 23.03.2004, 01:30 Titel: |
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(1) narziss hat folgendes geschrieben: | Außerdem vermehren sich Christen stärker als Atheisten. Zusätzlich kann es sein, dass die Menschen durch die heutige Politik in die armut getrieben werden und verstärkt in die kirchen eintreten. |
Man kann zwar durch Erziehung vieles verkorksen, zumindest aber ist die Religiosität nicht genetisch -- zumindest nicht bei den "religiösen Mitläufern". Was den Hang zur Epilepsie angeht, der könnte vererblich sein . Es vermehren sich aber i.a. zunächst mal nur die Atheisten.
(2) Ender hat folgendes geschrieben: | "Atome mit Bewußtsein, Materie voll Wißbegier."
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Vielleicht ist die Selbstreflexion eine inhärente Eigenschaft der Materie -- die freilich erst (effektiv) zum Tragen kommt, sobald die Organisationsstruktur gleichzeitig eine gewisse Komplexität und Flexibilität entwickelt. Die Kristallstruktur in einer Geode ist vielleicht zwar schon hinreichend komplex, aber nicht hinreichend flexibel genug, um einen "Denkprozeß" zu ermöglichen, während Wasser zwar hinreichend flexibel (oder gar schon zu flexibel, da Kontakte von Molekülen ja nicht stabil sind) ist, aber nicht komplex genug dazu ist. Die Neuronen im Gehirn sind gleichermaßen fähig, neue Verbindungen zu schaffen, die ein Denken ja erst ermöglichen, aber auch alte Verbindungen zu erhalten, so daß ein Erinnerungsvermögen (ohne daß das Denken ja nichts nützen würde) möglich wird.
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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Falameezar registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 1867
Wohnort: umringt von glücklichen Kühen
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(#106664) Verfasst am: 23.03.2004, 01:51 Titel: |
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Spock hat folgendes geschrieben: | Ich denke, dass der wichtigste Punkt für die Entstehung von Religionen das Entstehen des Ich-Bewusstseins in Verbindung mit dem Wissen um den eigenen Tod war. |
Am Ich-Bewußtsein kann man mE den Glauben des urmenschlichen Individuums festmachen, aber nicht die Entstehung einer Religion (also Glaube mehrerer Einzelwesen an ein und das selbe). Diese Stufe konnte erst mit einer komplexen Sprache eingeleitet werden.
Interessant in diesem Zusammenhang finde ich, daß Kleinkinder mit dem Erlernen der Sprache sehr kreative Geschichtenerzähler sind. Findet eine Selbstverstärkung (Resonanz od. Abwehr von u. durch Gleichaltrige) statt, so können sich diese Phantasien oft sehr dauerhaft festsetzen (1-2 Jahre od. mehr).
_________________ Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.
Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#127222) Verfasst am: 20.05.2004, 12:45 Titel: |
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Ich frage mich, ob die Menschen wirklich ein angeborenes Bedüfrnis nach Religionen haben. Vieles spricht ja dafür, dass das nicht der Fall ist, was man ja hier auch im Forum oder in den neuen Bundesländern sehen kann.
Aber welchen evolutionären Vorteil sollte Glauben denn haben? Als etwas, das über Depressionen hinweghilft? Es wäre doch viel einfacher, das auf biochemische Ebene zu beheben. Menschen die unter großen Schmerzen leiden produzieren auch eigene Opiate, die etwas lindern. Ein solch simpler Mechanismus würde sich doch bestimmt sehr viel einfacher entwickeln als ein komplexes psychologisches Phänomen. Dass der Glaube selbst einige Lücken stopft, ist bestimmt auch richtig, so verstand Freud Gott ja als Vaterersatz. Aber das ist doch bestimmt nicht alles.
Denn der Vaterersatz ist ja nicht bei allen Menschen nötig. So etwas ist bestimmt nicht angeboren, sondern entwickelt sich in der Psyche selbst, sobald ein Vateresatz nötig ist. Aber Glauben ist doch bestimmt nicht immer nötig. Manche Menschen wachsen ganz ohne Glauben auf und denen würde dann ja etwas fehlen. Logischer wäre da ja wieder die biochemische Alternative, denn die wäre angeboren und unabhängig davon, ob man in der Kindheit missioniert wird oder nicht.
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Babyface Altmeister
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11519
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(#330135) Verfasst am: 18.08.2005, 20:58 Titel: |
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Zitat: | Wenn Menschen zu einem religiösen Großereignis wie dem XX. Weltjugendtag in Köln zusammen kommen, dann zeigen und feiern sie vor allem eines: ihren Glauben. Vermutlich fragen sich dabei die allerwenigsten, warum sie glauben. Viele Wissenschaftler hingegen, allen voran die Neurowissenschaftler, beschäftigt diese Frage zunehmend mehr. Mit Hilfe moderner Hochtechnologie, vor allem mit bildgebenden Verfahren wie der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRI) scheinen sie einer Erklärung des Phänomens näher gerückt zu sein.
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http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20746/1.html
_________________ posted by Babyface
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