AXO nach unbekannt auf unbestimmte Zeit verzogen
Anmeldungsdatum: 05.02.2007 Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen
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(#1066178) Verfasst am: 16.08.2008, 09:46 Titel: Re: Kleinbürgerliche Moden und Kommunismus |
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pewe hat folgendes geschrieben: | Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Die objektive Basis dieser Bewegung liegt einfach darin, dass der Kapitalismus in seinem Schoß nie da gewesene, neue Möglichkeiten ausbrütet. Es wäre jammerschade, diese nicht auch mal zu nutzen.
Skeptiker |
und die größte Scheisse ist, dass die Herrschaftsform der Demokratie in Verbindung mit dem Kapitalismus den größten Wohlstand hervorgebracht hat. |
Wohlstand für wen und auf wessen Kosten?
_________________ Augen auf dann kann nichts passieren
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AXO nach unbekannt auf unbestimmte Zeit verzogen
Anmeldungsdatum: 05.02.2007 Beiträge: 10129
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(#1066193) Verfasst am: 16.08.2008, 10:24 Titel: |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: |
Angesichts dieser spezifischen historischen Bedingungen und Zwänge würde es wenig bringen, Erkenntnisse über Erfahrungen der DDR zwecks Zukunftsplänen für heutige Zeitgenossen allein aus der von Turbulenzen und von Fehlentscheidungen wimmelnden Wirtschaftspolitik ableiten zu wollen. |
Allein sicher nicht. Mich interessiert in diesem Zusammenhang eigentlich hauptsächlich das
es diese Fehlentscheidungen gab und ob es unter egal welchen Begleitumständen überhaupt eine
Möglichkeit geben kann diese in einem ähnlich gearteten System zu vermeiden.
Man sollte nie vernachlässigen das es Menschen sind die sie treffen und es stets einfach ist gemachte
Fehler anderer Menschen zu analysieren und zu kritisieren. Sie hingegen als Entscheidungsträger
stets selbst zu vermeiden gelingt m.E. keinem zur Gänze.
Es ist aber nunmal so das in einer zentralen Planwirtschaft jeder gemachte Fehler erheblich weitreichendere (weil jedesmal gleich gesamtgesellschaftliche) Folgen hat,
als in einer dezentral organsierten Marktwirtschaft.
Das marktwirtschaftliche System erfordert insgesamt erheblich mehr Entscheidungen und dementsprechend mehr Fehler gibt es mit Sicherheit dabei auch, wobei ich aufgrund der
konkurrenz-/zeitdruckbedingten Stressfaktoren die Fehlerquote sogar als erheblich höher einschätze
als in einer Planwirtschaft wo im Prinzip passiert was man will - man also erheblich mehr
Herr der Ereignisse ist. (das aber eben nunmal ebnso zum schlechten wie zum guten.)
In der Marktwirtschaft hingegen ist kein Einzelfehler staatstragend und da jeder Fehler letztlich doch
auf den zurück fällt der ihn macht unterliegt die ganze Sache einer ständigen Selbstkorrektur.
Es ist nicht möglich derart hartnäckig und langfristig einen falschen Kurs zu segeln wie dies
im Realsozialismus der Fall war.
Zitat: |
Es gab im sozialen Bereich Erscheinungen, die es in der Bundesrepublik nicht gab und die ich im hier und heute, auf das @Axo immer wieder verweist, vermisse. Und die lasse ich mir auch nicht ausreden durch Leute, die dann glauben, gleich mit Mauer, Stacheldraht, Schießbefehl und Stasi zu kommen, die es zweifellos gegeben hat und die viele Opfer verlangten. Aber 18 Jahre Bundesrepublik reichen aus, um mich reichlich vermissen zu lassen:
- Eine soziale Grundsicherung, die den Sturz ins Bodenlose verhinderte, wie er jetzt möglich ist, die jedem eine bezahlte Arbeit gewährleistete. Hartz IV ist und bleibt unmenschlich. Recht auf Arbeit in der DDR in der Verfassung gesichert. Die entscheidenden Zukunftsängste für Menschen meiner Umgebung habe ich erst in der BRD kennengelernt.
An dieser Stelle soll man mir vom Halse bleiben mit Verweis auf die Sinnlosigkeit vieler der bezahlten "Arbeiten"; ja und in der Sowjetunion, wo ich gelebt habe, gab es noch sinnlosere Jobs. |
Sehe ich auch so - und möchte Anmerken das es jede Menge vernüftige Tätigkeiten gäbe,
welche eigentlich jede verfügbare Arbeitskraft benötigt und das m.E. sogar global.
Unter kapitalistischen Bedingungen wird aber nunmal all das nicht erledigt was keinen Profit
verspricht - völlig egal wie nötig es trotzdem wäre.
Zitat: |
Ich bin doch kein Staatslenker, Spekulant oder Manager, der Gesamtsysteme zu überblicken hat, sondern will einfach mit meiner Familie einigermaßen kulturvoll überleben und nicht Ratschläge erhalten, die Abfalltonnen zu durchwühlen, wie es hier im Forum geschehen ist. Was nützt mir die Reisefreiheit, wenn ich kein Geld habe. |
Du hättest immerhin die Möglichkeit Dich in ner anderen Ecke der Welt anzusiedeln, wo man
Dir erheblich freundlicher gesinnt ist als in Deinem Heimatland und Deine Fähigkeiten und Kenntnisse
welche hier für nutzlos erklärt werden nach wie vor erheblich zu schätzen weis.
Logisch ist dies für Dich vermutlich keine Lösung - wie für viele andere auch nicht.
Trotzdem bezeichne ich für mich gerade den Aspekt der räumlichen Freizügigkeit
neben meiner beruflichen Selbstbestimmung als einen der beiden einzigen wirklichen
Vorteile die ich in diesem System gegenüber meinem früheren Leben in der DDR genieße.
Wenn das eine mir in meiner Heimat nicht mehr den Erwerb meines Lebensunterhaltes ermöglicht,
werde ich ohne zögern das andere Nutzen und mich wohin verkrümmeln, wo mir das noch/weiter
möglich ist.
Zitat: |
- Kostenlose Gesundheitsversorgung (auch wenn sie häufig nicht ausreichend oder schlecht war, wegen Engpässen und Flucht medizinischen Personals in den Westen).
- Kostengünstige und religionsfreie Sorge um die Kinder, mit Schulspeisung und Ganztagsbetreuung wegen werktätigen Eltern und 93 Prozent erwerbstätigen Frauen. |
Zitat: |
Es gibt eben Leute, die arbeiten wollen, weil sie arbeiten müssen, und das ist ihnen verwehrt. Das ist für mich entscheidend und nicht, ob ich eine Einheitspartei und eine Nationale Front mit vier anderen darin vereinten Parteien (CDU, LDPD, NDPD, DBD) oder fünf andere Parteien einzeln und diverse Splittergruppen wählen kann.
Das ist für mich entscheidend und für sehr viele in diesem Lande eben nicht gewährleistet. |
absolut und das wo diese Gesellschaft mittels er Kraft ihrer (markt-)wirtschaft jegliche Möglichkeiten
hätte das und einiges mehr noch erheblich besser als im Realsozialismus zu realisieren.
Davor steht m.E. lediglich der Kapitalismus welcher nur funltioniert, wenn für jeden der gewinnt
eine ungleich größere Zahl Menschen verliert.
Ein (in D eigentlich gesetzlich verbotenes) Pyramidenspiel/Schneeballsystem - nichts weiter.
Zitat: |
So, mit Kommunismus-Vorstellungen in einer nebulösen Zukunft, mit denen sich heutzutage einige hundert von 80 Millionen Menschen befassen, dem erstmaligem Aufkommen des Ausdrucks "Diktatur des Proletariats" und dem ganzen marxistischen Vokabular sah ich mich mehr als 30 Jahre nahezu täglich konfrontiert,
und man sehe es mir nach, wenn ich mich heute nicht mehr damit befassen will,
wie es ein SED-Funktionär so schön formulierte, "die Leute mit auf die Reise zu nehmen" und sie von irgendetwas zu überzeugen, woran ich selbst schon lange nicht mehr glauben kann. Amen. |
so isses - Ich könnte mir zwar durchaus vorstellen das man die Leute nochmal und auch immer
wieder "mit auf eine Reise nehmen" kann (das im Prinzip sogar muß, wenn man einen gesellschaftlichen
Wandel hervorrufen will).
m.E. werden sie aber nie dieselbe Reise zweimal mitmachen - völlig unabhängig davon wie sehr man
beteurt und diskutiert das man doch eigentlich ne ganz andere meint.
Wenn hier proklamiert wird, das man den Kommunismus nur richtig machen muß und nicht so
falsch wie das vordem versucht wurde,
fällt mir nur ein, das er dann mit ziemlicher Sicherheit anders falsch aber nicht weniger falsch
gemacht würde, weil Menschen nunmal nie völlig fehlerfrei entscheiden werden und Planwirtschaft
erheblich größeren Spielraum ergibt Fehler und vor allem Fehler mit gesamtgesellschaftlicher Bedeutung zu machen.
_________________ Augen auf dann kann nichts passieren
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