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Chinasky dirty ol' man
Anmeldungsdatum: 27.03.2006 Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden
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(#1083969) Verfasst am: 10.09.2008, 15:39 Titel: Islam-Professor Muhammed Kalisch bezweifelt Historizität Mohammeds |
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http://www.azonline.de/aktuelles/muensterland/662675_Steht_Islam_Professor_bald_alleine_da.html
http://www.welt.de/politik/article2421622/Deutsche-Islam-Verbaende-sind-zu-unkritisch.html
Hab eben im Radio ein kurzes Interview mit Herrn Kalisch gehört, in welchem er explizit sagte, daß er bezweifle, daß der Prophet Mohammed tatsächlich je existiert habe. Dabei war er als Deutscher selbst zum Islam konvertiert (daher auch der Name Muhammed, nehme ich mal an) und bezeichnet sich selbst weiter als Muslim.
Kalisch ist Professor für Islam-Studien in Münster und war/ist Vorsitzender eines Koordinationsrates, der u.a. auch für Richtlinien zuständig sein sollte, nach welchen zukünftig islamische Religionslehrer für staatliche Schulen ausgebildet werden.
Die vier größten islamischen Verbände haben sich nun aus diesem Gremium zurückgezogen und den Studenten empfohlen, nicht weiter an dem Institut in Münster zu studieren (sinngemäß das, was ich im Radio gehört habe).
Da dürfte es also demnächst ein paar Probleme geben mit staatlich organisiertem Islam-Religionsunterricht an NRW's Schulen...
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22262
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(#1083990) Verfasst am: 10.09.2008, 16:05 Titel: Re: Islam-Professor Muhammed Kalisch bezweifelt Historizität Mohammeds |
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Chinasky hat folgendes geschrieben: | Hab eben im Radio ein kurzes Interview mit Herrn Kalisch gehört, in welchem er explizit sagte, daß er bezweifle, daß der Prophet Mohammed tatsächlich je existiert habe. |
Sender/Sendung? Ich würde das gerne nachlesen/-hören.
_________________ "YOU HAVE TO START OUT LEARNING TO BELIEVE THE LITTLE LIES." -- "So we can believe the big ones?" -- "YES."
(Death / Susan, in: Pratchett, Hogfather)
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Chinasky dirty ol' man
Anmeldungsdatum: 27.03.2006 Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden
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(#1083998) Verfasst am: 10.09.2008, 16:17 Titel: Re: Islam-Professor Muhammed Kalisch bezweifelt Historizität Mohammeds |
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tillich (epigonal) hat folgendes geschrieben: | Chinasky hat folgendes geschrieben: | Hab eben im Radio ein kurzes Interview mit Herrn Kalisch gehört, in welchem er explizit sagte, daß er bezweifle, daß der Prophet Mohammed tatsächlich je existiert habe. |
Sender/Sendung? Ich würde das gerne nachlesen/-hören. |
Das lief in WDR5. In meinem zweiten Link steht das allerdings auch schon sinngemäß drin.
Korrigiere: Lief wohl doch im Deutschlandfunk. Ich switche immer zwischen diesen beiden Sendern, da es sich um eine NRW-Sache handelt, dachte ich, es müsse WDR5 gewesen sein, aber da lief wohl zu dem Zeitpunkt Liliputz... Die Sendung war "Campus und Karriere" um 14:35 Uhr.
Hier eine Art Transkript der Sendung:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/844926/
Zitat Kalisch: "Ich habe mich sehr intensiv mit der Entstehungsgeschichte des Frühislam auseinandergesetzt, und die Ergebnisse sind die, dass man nach meiner Überzeugung nicht beweisen kann, ob Mohammed gelebt hat oder nicht, wobei ich neige eher zu seiner Nichtexistenz."
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tillich (epigonal) hat Spaß
Anmeldungsdatum: 12.04.2006 Beiträge: 22262
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(#1084036) Verfasst am: 10.09.2008, 17:27 Titel: |
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Ah, danke.
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Po8 Nichts ist wahr, alles ist erlaubt.
Anmeldungsdatum: 20.07.2006 Beiträge: 803
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(#1084052) Verfasst am: 10.09.2008, 17:54 Titel: Re: Islam-Professor Muhammed Kalisch bezweifelt Historizität Mohammeds |
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Daraus das folgende:
Zitat: |
Minister Andreas Pinkwart:
Wir wollen eine Islamlehrerausbildung, die von den Islamverbänden anerkannt wird, damit die so ausgebildeten Lehrer dann auch in den Schulen ihren Dienst verrichten können. Und wir müssen jetzt eben sehen, dass wir auch Alternativen prüfen müssen.
Im Klartext: Ab jetzt wird geprüft, ob die Ausbildung der Islamlehrer nicht auch an einer anderen Uni im Land stattfinden kann. Islamischer Religionsunterricht ist zwar noch immer kein reguläres Schulfach in NRW , ist aber von der Landesregierung erwünscht, so Minister Pinkwart:
Wir werden ja in Zukunft eine wachsende Zahl von Islamlehrern benötigen. |
Islamverbände dürfen vorschreiben wie ein von der Allgemeinheit bezahlter Islamunterricht auszusehen hat? Wir brauchen mehr Islamlehrer? Kann man bitte den Pinkwart seines Amtes entheben?
Po8
_________________ 8 ist mein Name sicher nicht,
nicht mein IQ, nicht mein Gewicht.
Denn das was hier geschrieben steht,
das heißt auf englisch: der Poet
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Chinasky dirty ol' man
Anmeldungsdatum: 27.03.2006 Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden
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(#1084077) Verfasst am: 10.09.2008, 18:26 Titel: Re: Islam-Professor Muhammed Kalisch bezweifelt Historizität Mohammeds |
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Po8 hat folgendes geschrieben: |
Islamverbände dürfen vorschreiben wie ein von der Allgemeinheit bezahlter Islamunterricht auszusehen hat? Wir brauchen mehr Islamlehrer? Kann man bitte den Pinkwart seines Amtes entheben?
Po8 |
Die Kirchen dürfen ja auch vorschreiben (bzw. eben mitbestimmen), wie ein von der Allgemeinheit bezahlter Religionsunterricht auszusehen hat. Wenn man den Islam als den beiden großen Kirchen gleichberechtigte Glaubensgemeinschaft anerkennt und wenn man konfessionellen Religionsunterricht in deutschen Schulen haben will, dann ist das die Konsequenz. Wenn Du Pinkwart seines Amtes entheben möchtest, dann müßtest Du auch allen anderen zuständigen Kultusministern der letzten paar Jahrzehnte absägen wollen.
Ich erkenne da ein echtes Dilemma: Will man islamischen Religionsunterricht in den Schulen (also unter staatlicher Aufsicht und damit in gewisser Weise aufgeklärt) oder will man ihn nicht und überläßt die "religiöse Erziehung" weiterhin speziellen Koranschulen, in welche die Schüler abends oder Nachmittags geschickt werden und in denen dann ohne staatliche Beteiligung im schlimmsten Fall fundamentalistischer Islam gelehrt wird? Ich hab letztens mal ein interessantes Argument für den schulischen Islam-Religionsunterricht gehört: Dadurch, daß es sich hier um ein echtes Schulfach, durchaus auch mit Versetzungs-Relevanz handele, für das man, wie für andere Fächer auch, büffeln muß, auswendig lernen muß usw, würde der Islam hier in gewissem Maße "entzaubert". Er würde Tag des schulischen Alltags und das bewirke eine gewisse Skepsis der Schüler gegenüber den Inhalten.
Das Argument halte ich für bedenkenswert. Es fällt freilich dann flach, wenn die Religionsverbände den Unterrichtsstoff bestimmen, bzw. sogar über die Lehrerausbildung bestimmen. Dann holt man sich ja gewissermaßen die Koranschulen in die staatlichen Schulen rein - und das sollte man allerdings Herrn Pinkwart vor Augen führen. Letztlich ist die Frage, wie die Religionslehrer ausgebildet werden, wieviel wissenschaftliche Kritikfähigkeit da an den Unis ermöglicht und gefördert wird. Die historisch-kritische Methode, die an den meisten deutschen theologischen Fakultäten recht verbreitet ist, müßte auch in die Islamkunde Einzug halten.
Mir wäre "gar keine" islamische Erziehung zwar am liebsten, aber diese Option besteht ja gar nicht. Also wäre mir eine gemäßigt-semi-aufgeklärte islamische Erziehung lieber als die fundamentalistisch-unaufgeklärte Erziehung in den Koranschulen.
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Raphael auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 01.02.2004 Beiträge: 8362
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(#1084312) Verfasst am: 11.09.2008, 05:25 Titel: |
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Es wird gerne angenommen, ein islamischer Unterricht in öffentlichen Schulen werde den in den Koranschulen ersetzen. Diese Annahme ist keineswegs zwingend, insbesondere unter der Voraussetzung nicht, dass in öffentlichen Schulen ein entschärfter Islam unterrichtet werden sollte.
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#1084318) Verfasst am: 11.09.2008, 06:01 Titel: Re: Islam-Professor Muhammed Kalisch bezweifelt Historizität Mohammeds |
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Chinasky hat folgendes geschrieben: | http://www.azonline.de/aktuelles/muensterland/662675_Steht_Islam_Professor_bald_alleine_da.html
http://www.welt.de/politik/article2421622/Deutsche-Islam-Verbaende-sind-zu-unkritisch.html
Hab eben im Radio ein kurzes Interview mit Herrn Kalisch gehört, in welchem er explizit sagte, daß er bezweifle, daß der Prophet Mohammed tatsächlich je existiert habe. Dabei war er als Deutscher selbst zum Islam konvertiert (daher auch der Name Muhammed, nehme ich mal an) und bezeichnet sich selbst weiter als Muslim.
Kalisch ist Professor für Islam-Studien in Münster und war/ist Vorsitzender eines Koordinationsrates, der u.a. auch für Richtlinien zuständig sein sollte, nach welchen zukünftig islamische Religionslehrer für staatliche Schulen ausgebildet werden.
Die vier größten islamischen Verbände haben sich nun aus diesem Gremium zurückgezogen und den Studenten empfohlen, nicht weiter an dem Institut in Münster zu studieren (sinngemäß das, was ich im Radio gehört habe).
Da dürfte es also demnächst ein paar Probleme geben mit staatlich organisiertem Islam-Religionsunterricht an NRW's Schulen... |
Es ist sicher hoch interressannt, wie der historische Mohamed wirklich wr, den Koranischen Mohamed gab es so wie er im Konran und den Haditen daherkam sicher nicht.
Aber dass ein Araber der einen jüdisch-christlichen Synkretismus in Mekka und Medina betieb halte ich für hochwahrscheinlich.
Und zwar fast so wahrscheinlich wie es einen Luther, Zwingli und Calvin gab.
Agnost
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kereng Privateer
Anmeldungsdatum: 12.12.2006 Beiträge: 3052
Wohnort: Hamburg
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(#1084331) Verfasst am: 11.09.2008, 07:54 Titel: Re: Islam-Professor Muhammed Kalisch bezweifelt Historizität Mohammeds |
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Agnost hat folgendes geschrieben: | Aber dass ein Araber der einen jüdisch-christlichen Synkretismus in Mekka und Medina betieb halte ich für hochwahrscheinlich. |
Ich halte es für wahrscheinlicher, dass Mohammeds Herkunft ins angeblich polytheistische Mekka verlegt wurde, damit er seine Texte nur von Gott haben konnte und nicht von benachbarten Christen und Juden. Man wollte eine eigenständige arabische Religion.
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#1084378) Verfasst am: 11.09.2008, 10:07 Titel: Re: Islam-Professor Muhammed Kalisch bezweifelt Historizität Mohammeds |
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kereng hat folgendes geschrieben: | Agnost hat folgendes geschrieben: | Aber dass ein Araber der einen jüdisch-christlichen Synkretismus in Mekka und Medina betieb halte ich für hochwahrscheinlich. |
Ich halte es für wahrscheinlicher, dass Mohammeds Herkunft ins angeblich polytheistische Mekka verlegt wurde, damit er seine Texte nur von Gott haben konnte und nicht von benachbarten Christen und Juden. Man wollte eine eigenständige arabische Religion. |
Und von wo aus Arabien sollte er denn kommen?
Das es in Medina jüdisch-arabische Stämme gab gilt als sicher, dass es eine christlich-äthipische Invasion nach Arabien geb, gilt auch als sicher.
Dass es im ganzen semitsichen Sprachraum seit, Echnaton hanifitsche mootehieistische Bewegungen gab kann auch nicht angezweifelt werden.
Agnost
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Chinasky dirty ol' man
Anmeldungsdatum: 27.03.2006 Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden
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(#1084413) Verfasst am: 11.09.2008, 11:04 Titel: |
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Raphael hat folgendes geschrieben: | Es wird gerne angenommen, ein islamischer Unterricht in öffentlichen Schulen werde den in den Koranschulen ersetzen. Diese Annahme ist keineswegs zwingend, insbesondere unter der Voraussetzung nicht, dass in öffentlichen Schulen ein entschärfter Islam unterrichtet werden sollte. |
Zwingend ist diese Annahme sicherlich nicht, allerdings zumindest für einen Teil der Schüler plausibel. Und zwar aus folgenden Gründen:
1. Es gibt da den üblichen Konflikt zwischen Eltern und Kindern. Ein Kind büffelt ungern und das Argument "Aber wir haben doch schon in der Schule Religionskunde, warum muß ich das Gleiche jetzt auch noch nachmittags wiederholen?" in familiären Auseinandersetzungen dürfte für die Kids auf der Hand liegen. Selbst unter der (klischeehaften?) Annahme, daß die betreffenden Familien autoritär-hierarchischer strukturiert sind als die deutsche Durchschnittsfamilie - auch in muslimischen Familien versuchen die Kinder, ihren Willen gegen den der Eltern durchzusetzen, wo sich Interessenskonflikte ergeben.
2. Die Kompetenz der staatlichen Schullehrer kann von den Kids mit der Kompetenz der Koranschulen-Lehrer verglichen werden. Falls die staatlichen Lehrer kompetent sind und sich zwischen ihren Aussagen und denen der Imame Differenzen ergeben, dürfte das den Kids nicht verborgen bleiben. Wenn kompetente Autoritätspersonen dem widersprechen oder zumindest das skeptisch kritisieren, was die Koranschulen-Lehrer verkünden, ist das ein Keim der Aufklärung.
3. Nicht alle Eltern wollen notwendigerweise, daß ihre Kinder einen möglichst fundamentalistischen Koranunterricht bekommen. Sie wollen vielleicht lediglich, daß ihr Kind überhaupt eine Ausbildung bezüglich ihrer Religion bekommt. Solange es die nicht kostenlos in der staatlichen Schule gibt, schickt man das Kind halt in die Koranschule. Wenn die Schule das übernimmt - auch gut!
Ich denke, man sollte nicht von einem Unwillen der islamischen Bürger hierzulande, sich zu integrieren, ausgehen. Den mag es in (weiten?) Teilen geben, aber auch unter Muslimen gibt es die Otto-Normalverbraucher, die halt mitmachen, wenn's dazugehört, die sich aber kein Bein ausreißen, um ihre Kinder möglichst scharf zu drillen.
Ich vergleiche das mit meiner religiösen Erziehung: Ich hatte halt Reli als Schulfach und bin später zum Konfus gegangen (sogar freiwillig, meine Eltern hatten es verpennt, mich da anzumelden, das mußte ich selbst in die Wege leiten), weil es nun mal gesellschaftlich bei uns so dazugehörte. Gewohnheitschristentum, Kulturchristentum... Es gab bei uns im Dorf auch Hardcore-Christen-Familien. Deren Kids mußten dann nachmittags noch in die Kinderbibelstunde, später die Bibelkreise usw.. Aber die waren halt eine Minderheit. Die meisten schwammen so lau und lasch in der Religionssoße mit wie ich.
Warum sollte es entsprechend nicht auch bei den Muslimen funktionieren? Sicherlich werden einige Hundertzehnprozentige ihre Sprößlinge zusätzlich zum staatlichen Schulunterricht auch noch in die Koranschule schicken. Aber eben nicht alle. Von jetzt auf gleich wird sich im muslimischen Millieu nichts ändern. Tat es ja im christlichen auch nicht.
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Po8 Nichts ist wahr, alles ist erlaubt.
Anmeldungsdatum: 20.07.2006 Beiträge: 803
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(#1084433) Verfasst am: 11.09.2008, 11:40 Titel: Re: Islam-Professor Muhammed Kalisch bezweifelt Historizität Mohammeds |
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Chinasky hat folgendes geschrieben: | Po8 hat folgendes geschrieben: |
Islamverbände dürfen vorschreiben wie ein von der Allgemeinheit bezahlter Islamunterricht auszusehen hat? Wir brauchen mehr Islamlehrer? Kann man bitte den Pinkwart seines Amtes entheben?
Po8 |
Die Kirchen dürfen ja auch vorschreiben (bzw. eben mitbestimmen), wie ein von der Allgemeinheit bezahlter Religionsunterricht auszusehen hat. Wenn man den Islam als den beiden großen Kirchen gleichberechtigte Glaubensgemeinschaft anerkennt und wenn man konfessionellen Religionsunterricht in deutschen Schulen haben will, dann ist das die Konsequenz. Wenn Du Pinkwart seines Amtes entheben möchtest, dann müßtest Du auch allen anderen zuständigen Kultusministern der letzten paar Jahrzehnte absägen wollen. |
Ich bin auch für die Abschaffung des Religionsunterrichts, denn wenn wir etwas in der Richtung brauchen, dann ist das ein Religionskundeunterricht. Und dieser könnte genausogut von Geschichts- oder Sozialkundelehrern gegeben werden, denn dafür bräuchte man keine Theologen. Eine konfessionelle Ausbildung hat imho in einer staatlichen Schule nichts zu suchen (denn dafür möchte ich nicht bezahlen müssen).
Chinasky hat folgendes geschrieben: |
Ich erkenne da ein echtes Dilemma: Will man islamischen Religionsunterricht in den Schulen (also unter staatlicher Aufsicht und damit in gewisser Weise aufgeklärt) oder will man ihn nicht und überläßt die "religiöse Erziehung" weiterhin speziellen Koranschulen, in welche die Schüler abends oder Nachmittags geschickt werden und in denen dann ohne staatliche Beteiligung im schlimmsten Fall fundamentalistischer Islam gelehrt wird? Ich hab letztens mal ein interessantes Argument für den schulischen Islam-Religionsunterricht gehört: Dadurch, daß es sich hier um ein echtes Schulfach, durchaus auch mit Versetzungs-Relevanz handele, für das man, wie für andere Fächer auch, büffeln muß, auswendig lernen muß usw, würde der Islam hier in gewissem Maße "entzaubert". Er würde Tag des schulischen Alltags und das bewirke eine gewisse Skepsis der Schüler gegenüber den Inhalten.
Das Argument halte ich für bedenkenswert. Es fällt freilich dann flach, wenn die Religionsverbände den Unterrichtsstoff bestimmen, bzw. sogar über die Lehrerausbildung bestimmen. Dann holt man sich ja gewissermaßen die Koranschulen in die staatlichen Schulen rein - und das sollte man allerdings Herrn Pinkwart vor Augen führen. Letztlich ist die Frage, wie die Religionslehrer ausgebildet werden, wieviel wissenschaftliche Kritikfähigkeit da an den Unis ermöglicht und gefördert wird. Die historisch-kritische Methode, die an den meisten deutschen theologischen Fakultäten recht verbreitet ist, müßte auch in die Islamkunde Einzug halten.
Mir wäre "gar keine" islamische Erziehung zwar am liebsten, aber diese Option besteht ja gar nicht. Also wäre mir eine gemäßigt-semi-aufgeklärte islamische Erziehung lieber als die fundamentalistisch-unaufgeklärte Erziehung in den Koranschulen. |
Der Punkt hört sich für mich recht schlüssig an. Das was mir an Pinkwarts Äußerungen am meisten gegen den Strich ging, dass hier ja wieder in vorauseilendem Gehorsam irgendwelche Zugeständnisse gemacht wurden. Wenn Kalisch muslimische Theologielehrer ausbilden soll, dann besteht dort, wie an jeder Uni die Freiheit der Wissenschaft & Lehre. Wenn dann jeder dahergelaufene Muslim-Club und Kultusminister mitreden darf, im Zweifel auch den Prof absägen oder vorschreiben was "gelehrt" wird, so unterminiert das fundamental das, was wir uns in den letzten paar Jahrhunderten erstritten haben.
Po8
_________________ 8 ist mein Name sicher nicht,
nicht mein IQ, nicht mein Gewicht.
Denn das was hier geschrieben steht,
das heißt auf englisch: der Poet
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#1084460) Verfasst am: 11.09.2008, 12:45 Titel: |
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In Österreich nehmen die säkularen oder moderaten Muslime die Kinder aus dem staatlichen Islamunterricht eher heraus.
Chinasky hat folgendes geschrieben: |
2. Die Kompetenz der staatlichen Schullehrer kann von den Kids mit der Kompetenz der Koranschulen-Lehrer verglichen werden. Falls die staatlichen Lehrer kompetent sind und sich zwischen ihren Aussagen und denen der Imame Differenzen ergeben, dürfte das den Kids nicht verborgen bleiben. Wenn kompetente Autoritätspersonen dem widersprechen oder zumindest das skeptisch kritisieren, was die Koranschulen-Lehrer verkünden, ist das ein Keim der Aufklärung. |
Nur, wenn die Islamlehrer wie Kalisch die Glaubwürdigkeit der Überlieferung an sich zu Recht anzweifelt, hätte er eine Chance. Ansonsten hat der Lehrer aus der Koranschule die argumentative Oberhand. Nur Schüler, die ohnehin aus anderen Gründen liberal eingestellt werden, würden eher dem Islamlehrer vertrauen.
Aber die Grundannahme, dass die Islamlehrer aufgeklärt und liberal sein würden, trifft in Österreich jedenfalls nicht zu. Was tatsächlich in der Klasse gelehrt wird, lässt sich gerade im Religionsunterricht schwer kontrollieren. Die Bandbreite ist ja auch bei christlichen Religionslehrern gigantisch.
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Chinasky dirty ol' man
Anmeldungsdatum: 27.03.2006 Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden
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(#1084592) Verfasst am: 11.09.2008, 16:11 Titel: |
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Sokrateer hat folgendes geschrieben: | In Österreich nehmen die säkularen oder moderaten Muslime die Kinder aus dem staatlichen Islamunterricht eher heraus.
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Das ist ja wieder ein anderer Punkt, oder stecken die säkularen/moderaten Muslime ihre Kinder dann dennoch in straffe Koranschulen?
Mir ging es nicht um die "säkularen" Muslime, die ja genaugenommen schon ein begrifflicher Widerspruch in sich sind, sondern um die Traditions-Muslime. Also diejenigen, die sich gar nicht wirklich Gedanken zum Thema machen, sondern ihre Kinder halt religiös unterrichten lassen, weil "es sich so gehört", weil man das halt so macht... Vielleicht gehe ich da immer zu sehr von meinen eigenen Erfahrungen aus: Meine Eltern waren nicht in dem Sinne säkular, daß sie sich etwas bewußt mit der christlichen Ideologie auseinandergesetzt und am Ende diese verworfen hätten. Sondern man ging halt Weihnachten zur Kirche, weil es sich gehörte... Und für Kinder gehörte es sich, zum Konfirmandenunterricht zu gehen, die Konfirmation war ein feststehendes Ereignis im Leben aller Jugendlichen im Dorf... Ich selbst wollte das mitmachen, meinen Eltern wäre es sogar egal gewesen: ich war aber nicht so sehr an christlichen Inhalten interessiert, als vielmehr daran, so zu sein wie die anderen Kids in meiner Umgebung auch. Wie auch immer meine Eltern gedacht hätten: ich hätte auf jeden Fall Kontakt zu christlichen Vorstellungen bekommen, aus eigenem Antrieb.
Die Banalität des Religionsunterrichts war dabei dann sicherlich hilfreich, mir die Ehrfurcht vor dem Religiösen auszutreiben. Wir hatten witzigerweise sogar denselben Pastor, bei dem ich konfirmiert wurde, später als (ein dreiviertel Jahr lang) aushelfenden schulischen Religionslehrer. Um "normal" zu sein, reichte es, beim Konfus mitzumachen und im Reli-Unterricht. Und mehr mußte ich nicht machen, denn meine Eltern drängten mich halt nicht, noch zusätzlich zu den Bibelstunden zu gehen, die einige evangelikal angehauchte "Vollzeitchristen" in unserer Gegend organisierten, damals, vor rund 30 Jahren schon.
Der obligatorische Religionsunterricht und der - praktisch - obligatorische Konfirmandenutnerricht waren für mich so eine Art Impfmittel: stark genug, um mein Immunsystem zu aktivieren, aber nicht stark genug, um mich erfolgreich zu indoktrinieren.
Ich war Sohn einer wirklich stinknormalen Familie. Und ich denke, daß es auch in der muslimischen Community viele solcher stinknormaler Familien gibt: Kultur-Muslime. Gewohnheits-Muslime. Mitmach-Muslime. Die Väter in diesen Familien haben ebensowenig großen Bock, sich um das Seelenheil ihrer Kinder zu kümmern, wie es mein Vater hatte. Sie sind genauso schlicht zu faul, sich ernsthafter mit religiösen Fragen zu beschäftigen, wie es kulturchristliche Väter sind. Ihnen reicht es, wenn da jemand ist, der sich um die Angelegenheit kümmert, nach dem Motto: Schaden wird es sicherlich nicht und die Nachbarn machen es genauso.
Solche Eltern sind froh, wenn die Schule ihnen diese Aufgabe abnimmt. Aber wenn die staatliche Schule ihnen den Job nicht abnimmt, dann müssen die Kinder halt in die Koranschule. Weil: schaden wird es schon nicht und die Nachbarn machen es genauso.
Diese stumme, schweigende, unauffällige, angepaßte Mehrheit ist es, um welche es mir bei dem Argument ging. Wenn schon die Eltern fundamentalistische, strenge Muslime sind, dann werden sie ihre Kinder mit oder ohne staatlichen Islam-Unterricht in die Koranschule schicken (da hätte dann der schulische Unterricht eventuell die Möglichkeit des inhaltlichen Korrektivs). Wenn sie bewußt säkular sind, also eigentlich selbst gar nicht mehr gläubig, dann werden sie ihre Kids auch nicht in die Koranschule schicken, müssen dann allerdings aufpassen, daß ihre Kids nicht nach dem pubertären Motto: "Was die Alten denken, ist prinzipiell das Gegenteil von dem, was richtig ist!" verfahren.
Übrigens sollte der Religions(kunde)unterricht meiner Meinung nach insofern verpflichtend sein, als die Kids, die dem konfessionellen Unterricht fernbleiben, dafür halt ein anderes Fach belegen müssen. Damit würde sich dann Dein Argument erübrigen, d.h. diese Möglichkeit in Österreich finde ich nicht so prickelnd.
Aber da sind wir jetzt schon ziemlich weit vom Threadthema entfernt, wie ich gerade bemerke...
Zitat: | Was tatsächlich in der Klasse gelehrt wird, lässt sich gerade im Religionsunterricht schwer kontrollieren. Die Bandbreite ist ja auch bei christlichen Religionslehrern gigantisch. | Das ist in der Tat so. Aber wenn die Religionslehrer z.B. von einem Herrn Kalisch unterrichtet worden wären, dann könnte man zumindest davon ausgehen, daß ihnen das Prinzip kritischer Skepsis bekannt ist. Darum ging es hier ja: daß die Muslimverbände nicht wollen, daß die Islam-Lehrer mit solchen "reformatorischen" Ideen während ihres Studiums in Kontakt kommen. Die werden schon wissen, warum sie was gegen den Kalisch haben...
Analog kann man im evangelikalen Umfeld immer wieder erleben, wie verhaßt dort an deutschen Fakultäten ausgebildete Theologen sind: Weil die eben alle mit der historisch-kritischen Methode infiziert seien... Häufig, wenn ich mich auf Jesus.de herumtreibe, gewinne ich den Eindruck, als hätte Satan höchstpersönlich das Zepter an deutschen theologischen Fakultäten in der Hand, die historisch-kritische Methode ist das rote Tuch für Fundis schlechthin.
Wir als Atheisten sehen vor allem das Doppeldenk bei solchen Theologen, finden es hirnrissig, wie man - im Lichte der Erkenntnisse der historisch-kritischen Methode - überhaupt noch an dieses ganze Religions-Gedöhns glauben könne etc. pp. Wir betrachten solche "aufgeklärten" Religiösen als das Wasser, in dem sich die fundamentalistischen Fische tummeln können (ich glaube, das Bild habe ich von Dawkins entlehnt).
Aber man kann es auch anders sehen und die Fundamentalisten sehen es bezeichnenderweise auch anders: der Virus der Skepsis wird hier freigesetzt. Viele Studenten mögen sich ihm gegenüber resistent zeigen, aber wo sonst kämen sie ihm näher als im Studium, wo es ja darum geht, gute Zensuren für eine gute Karriere zu ergattern? Auf Jesus.de habe ich mehrfach Postins gelesen, die, sinngemäß, lauteten: "Studiere lieber nicht Theologie an einer staatlichen Univrsität. Dort verliert man den Glauben an das Wort Gottes!"
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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(#1091006) Verfasst am: 22.09.2008, 00:28 Titel: |
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Mohammed-Leugner fürchtet um sein Leben
Zitat: | Wegen Meinungsverschiedenheiten in theologischen Fragen kündigte der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM) inzwischen die Zusammenarbeit mit ihm auf. Daraufhin teilte die Universität Münster vergangene Woche mit, sie werde einen anderen Professor mit der Lehramtsausbildung betrauen. |
Zitat: | Laut „Spiegel“ haben sich unterdessen 30 prominente Muslime, Wissenschaftler und Publizisten in einer Solidaritätserklärung hinter den Theologen gestellt.
In der Solidaritätserklärung heißt es, durch die Aufkündigung der Zusammenarbeit distanziere sich der KRM von der „ergebnisoffenen Wissenschaft“. Die im Koordinationsrat vereinigten Verbände ließen „eine historische Chance verstreichen, mit einem Hoffnungsträger die Zukunft des Islam und der Gesellschaft in Deutschland insgesamt mitzugestalten“.
Zu den Unterzeichnern gehören die Rechtsanwältin Seyran Ates, der Aleviten-Führer Ali Ertan Toprak, der Hamburger Imam Mhedi Razvi, die Marburger Islamwissenschaftlerin Ursula Spuler-Stegemann und der Göttinger Arabist und Islamwissenschaftler Tilman Nagel. |
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1091016) Verfasst am: 22.09.2008, 00:41 Titel: |
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Ach, ja richtig: Die Gefahr adelt hier den Inhalt oder wie?
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Chinasky dirty ol' man
Anmeldungsdatum: 27.03.2006 Beiträge: 1264
Wohnort: Hoher Norden
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(#1091317) Verfasst am: 22.09.2008, 18:58 Titel: |
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Argaith hat folgendes geschrieben: | Ach, ja richtig: Die Gefahr adelt hier den Inhalt oder wie? |
Nein, aber seltsamerweise stimmt der Umkehrschluß: Die Androhung der Gewalt diskreditiert die inhaltliche Position derer, die hier drohen.
Und unabhängig von den inhaltlichen Positionen des Bedrohten legitimiert seine Bedrohung Solidarität. Nicht mit seiner inhaltlichen Position, sondern mit ihm.
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Heike J registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26284
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Sokrateer souverän
Anmeldungsdatum: 05.09.2003 Beiträge: 11649
Wohnort: Wien
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