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DeHerg nun schon länger Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.04.2007 Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock
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(#1074195) Verfasst am: 26.08.2008, 21:53 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | Zusehens wird das Reich der Mitte zu einer unliebsamen Konkurrenz für das deutsche Kapital. | Kapital nach Ländergrenzen sortieren, wie putzig
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#1074200) Verfasst am: 26.08.2008, 21:56 Titel: |
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Dann hör dir doch "unsere" Politiker an, die sprechen stets von unserer Wirtschaft, deutscher Wirtschaft
usw. Der bürgerliche Staat als deren ideeller Gesamtkapitalist, fühlt sich für seine Firmen allemal verantwortlich, mit denen er auch aufs Engste verquickt ist.
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pewe auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 20.01.2008 Beiträge: 3377
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(#1074203) Verfasst am: 26.08.2008, 21:58 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | pewe hat folgendes geschrieben: | Peter H. hat folgendes geschrieben: | Reicht es dir nicht zu beobachtewn/erkennen, dass Deutschland immer aggressiver auftritt und zwar Innen wie Außen. |
Quatsch.
Du bist ein typisches Beispiel für selektive Wahrnehmung. Zum Beispiel fand der Zusammenschluß von DaimlerChrysler vor 10 Jahren statt und war nichts anderes als eine unternehmerische Fehlentscheidung. Lies doch einfach mal den Wirtschaftsteil von "Zeitungen" und du wirst feststellen, dass Unternehmenszukäufe, etc. an der Tagesordnung von Unternehmen stehen. |
Man darf natürlich eine Tendenz nicht verabsolutieren, das wäre falsch. Wichtig ist festzustellen, dass die knapper wertenden Märkte und Ressourchen in Zukunft immer aggressiver aufgeteilt und an sich gerissen werden. |
Der letzte Satz kann unter marxistischen Gläubigen immer als wahr gelten.
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1074210) Verfasst am: 26.08.2008, 22:01 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | Rußland gilt es zusammen mit den USA zu deckeln, damit zielsicher das kaspisch-kaukasische Öl von deutschen Konzernen abgeschöpft werden kann. Bei Afghanistan wird bei Befriedung eine Gaspipeline das Land durchqueren, die Erdgasfelder weiter nördlich müssen flankierend geschützt werden, damit die Geschäfte so richtig boomen.
Es ist doch so, dass das Kapital unterbeschäftigt ist und von daher händeringend nach Anlagemöglichkeiten sucht. In D ist es der Griff nach Wasserwerken, Öffentliche Verkehrsmittel und was da noch so von staatlicher Seite privatisiert wird. Natürlich reicht dies als Anlagemöglichkeiten nicht ausd, zumal es darüberhinaus nix mehr zu kapitalisieren gibt, mal von ein paar Sparkassen abgesehen, die, wenn lukrativ, auch noch unter den Nagel gerissen werden.
All das dient auch dazu, den tendenziellen Fall der Profitrate aufzuhalten, wie sie nun mal durch die technische Revolution sich eingestellt hat.
Die Aggressivität des deutschen Staates, als Beispiel sei das ständige Herumreiten auf Tibet als Ort einer fürchterlichen Unterdrückung durch China, zeigt sich gerade auch gegenüber Letzterem. Zusehens wird das Reich der Mitte zu einer unliebsamen Konkurrenz für das deutsche Kapital. Man geht davon aus, dass die Volksrepublik bereits im nächsten Jahr D als Exportweltmeister ablösen wird.
Daher auch das Aufheulen, wegen der alten Leute, die in Peking umgesiedelt wurden. In Wirklichkeit braucht`s solche Aufhänger, um eine Kampfstimmung gegen das Reich der Mitte aufzubauen. Andererseits haben Konzerne wie z.B. Siemens gute Geschäfte mitr China abgewickelt. Dieses Land ist auch ein großer Auftraggeber, daher sind die deutschen Attacken auch eher abgedämpft, dennoch vorhanden.
Es gilt jetzt abzuwarten, inwieweit Indien als Verbündeter gegen C. eingespannt wird. |
Nun, Peter, ich bin weit davon entfernt, den Einfluß "des Kapitals" auf die Politik zu leugnen. Doch zum einen gibt es, wie du es am Beispiel China selbst benannt hast, so gut wie immer Interessenkonflikte (des Kapitals) und zum anderen weiß ich, dass solche monokausalen Erklärungen für politische Handlungen nicht hinreichend sind.
Am Beispiel Tibets lässt sich m. E. gut sehen, wie die Politik auf öffentliche Anliegen reagiert (man spricht nicht umsonst davon, dass der Bundestag eine Integrationsfunktion besitzt).
Was Afghanistan betrifft, ist die Motivation m. E. eher in den internationalen politischen Beziehungen als im "deutschen Kapital" zu suchen.
Was soll das "deutsche Kapital" überhaupt sein? Es gibt keine deutschen Großkonzerne in diesem Sinne mehr. Du müsstest konsequenter Weise ebenso von Coca-Cola als einem deutschen Konzern sprechen, wenn es dir um die wirtschaftliche Größe in einer Volkswirtschaft geht. Und ebenso könnten irgendwelche asiatischen Länder Addidas als ihren Konzern bezeichnen.
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1074216) Verfasst am: 26.08.2008, 22:06 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | Dann hör dir doch "unsere" Politiker an, die sprechen stets von unserer Wirtschaft, deutscher Wirtschaft
usw. Der bürgerliche Staat als deren ideeller Gesamtkapitalist, fühlt sich für seine Firmen allemal verantwortlich, mit denen er auch aufs Engste verquickt ist. |
Da du doch sonst nicht unkritisch bist, könntest du doch erkennen, dass es sich hierbei mehr um eine möglichst simple aber unzutreffende Darstellung handelt, die benutzt wird, um dem "gemeinen Bürger" etwas nahe zu legen oder ihn für politische Programme zu mobilisieren.
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#1074239) Verfasst am: 26.08.2008, 22:19 Titel: |
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Mit deutschem Kapital sind vor allem die Monopole gemeint, beispielsweise Siemens, Deutsche Bank, Allianz, VW, Thyssen, Bayer, BASF usw.
Natürlich ist das kein monolither Block, das behauptet auch fast niemand. Es ist vielmehr so, dass es da zugeht, ähnlich dem Paralellogramm der Kräfte. Daher ist ja auch u.a. ein Staat da, der da koordinierend eingreift, d.h. einige begünstigt, andere weniger. Wobei auch beim Staat nicht von einem monolithen Block gesprochen werden kann. Es sind da auch immer unterschiedliche "Fraktionen", die mal mehr mal weniger Einfluss ausüben. Dies auch der Grund, warum es eben nicht eine bürgerliche Partei gibt, sondern eben mehrere. Die Kapitalinteressen werden eben unterschiedlich bewertet.
Ja selbst in den einzelnen Parteien gibt es unterschiedliche Strömungen, die ihre Schwerpunkte bzgl. Kapital unterschiedlich gewichten.
Der Kapitalismus ist ein überaus kompliziertes Geflecht, ein wahres Dickicht, daher gibt es ja auch nicht umsonst die unterschiedlichsten Wirtschaftstheorien.
Grob eingeteilt haben wir die Theorie von Keynes versus Friedman, doch damit nicht genug, es splist sich dann weiter auf.
In den USA kann man die unterschiedliche Unterstützung durch die beiden Parteien besser beobachten als in D, wo Vieles im Verborgenen geschieht oder aber nicht so recht transparent wird.
Die Prublikaner vertrewten die Waffen,- sowie die Ölindustrie, während die Demokraten mehr auf die Wallstreet setzen.
Weil nun die Staatspolitik so unterschiedlich bewertet wird, dauert es daher auch oftmals solange, bis denn endlich die passenden Wirtschaftsgesetze verabschiedet werden.
Auch ist es so, dass sehr viele Gesetze ein Riesenbündel an Zusatzbestimmungen, Ausnahmen, Einschränkungen usw. kennen, weil so die unterschiedlichsten Kapitalinteressen berücksichtigt werden- müssen- und der Staat bemüht ist, diesen gerecht zu werden, sprich möglichst einen Interessenausgleich herzustellen.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#1074278) Verfasst am: 26.08.2008, 22:39 Titel: |
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Halloo Peter H.
Peter H. hat folgendes geschrieben: | Reicht es dir nicht zu beobachtewn/erkennen, dass Deutschland immer aggressiver auftritt und zwar Innen wie Außen. Da schickt es weitere Truppen nach Afghanistan, da maßregelt es Rußland. Die Marine breitet sich immer mehr in den Weltmeeren aus, allen voran Afrika, insbesondere dessen Horn. |
Ob das wirklich mit irgendwelchen Geluesten des "deutschen Kapitals" zu tun hat? Ich glaube das liegt wohl eher an der Einforderung von Vasallentreue durch ein aggressives ueberseeisches Regime und dem Mangel an Rueckgrat der deutschen politischen Klasse.
Peter H. hat folgendes geschrieben: | Und das Kapital? Nun da nimm doch nur mal die Expansionsgelüste von Lufthansa und Telekom. Erstere will jetzt die Austrian Air Gesellschaft übernehmen, letztere reißt sich in Osteuropa die dortigen Telekommunikationsunternehmen unter den Nagel. Die deutsche Bahn AG will ich auch nicht vergessen, die immer mehr Transportnetze und Fuhrparks anderer Länder, vor allem die im Osten übernimmt.
Aber auch entwickelte kap. Staaten sind vor dem deutschen Kapital nicht sicher, sei es Unternehmen in GB oder aber z.B. die U-Bahn in Stockholm, die ein dtsch. Unternehmen aufkaufen will. (wer hab ich im Moment vergessen) Mit den Expasnionsgelüsten des Kapitals folgt stnde pedes der deutsche Staat, der sich recht verantwortlich für seine Konzerne im Ausland fühlt. |
Man nennt dies auch "Konsolidierung der Wirtschaft duch Fusionen". Da wird mal ein "deutsches" Unternehmen von "auslaendischen" Unternehmen aufgekauft und mal isses umgekehrt. Das taugt eigentlich schon lange nicht mehr fuer "Weltherrschafts"unterstellungen bei nationalen Volkswirtschaften. Im Zeitalter der Globalisierung ist man in vielen Bereichen bloss noch als "global player" konkurrenzfaehig und dazu braucht's eine gewisse Mindestgroesse, die man dadurch erreicht, dass man mit anderen Unternehmen ohne falsche Ruecksichtnahme auf Landesgrenzen fusioniert. So richtig "deutsch" bzw, "auslaendisch" sind die betreffenden Unternehmen ohnehin schon laengst nicht mehr wirklich, sondern deren Aktienkapital ist mittlerweile recht breit auch international gestreut. Heutzutage gibt es unter den richtig grossen Unternehmen keine "rein deutschen" oder sonstige uninationalen mehr, sondern es gilt immer mehr, dass das Kapital kein Vaterland hat und zunehmend international agiert. Ich sehe darin auch nix Negatives. Im Gegenteil, wieder hat der Nationalismus eine Bastion verloren und das ist recht positiv. Wieder ein Bereich, in dem sich die Nationalitaeten verwischen und so moegliche Konfliktherde austrocknen.
Gruss, Bernie
_________________ Defund the gender police!!
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1074285) Verfasst am: 26.08.2008, 22:42 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | Mit deutschem Kapital sind vor allem die Monopole gemeint, beispielsweise Siemens, Deutsche Bank, Allianz, VW, Thyssen, Bayer, BASF usw. |
Entschuldige, aber das sind hier größtenteils keine Monopolisten (mehr).
Peter H. hat folgendes geschrieben: | Natürlich ist das kein monolither Block, das behauptet auch fast niemand. Es ist vielmehr so, dass es da zugeht, ähnlich dem Paralellogramm der Kräfte. Daher ist ja auch u.a. ein Staat da, der da koordinierend eingreift, d.h. einige begünstigt, andere weniger. Wobei auch beim Staat nicht von einem monolithen Block gesprochen werden kann. Es sind da auch immer unterschiedliche "Fraktionen", die mal mehr mal weniger Einfluss ausüben. Dies auch der Grund, warum es eben nicht eine bürgerliche Partei gibt, sondern eben mehrere. Die Kapitalinteressen werden eben unterschiedlich bewertet.
Ja selbst in den einzelnen Parteien gibt es unterschiedliche Strömungen, die ihre Schwerpunkte bzgl. Kapital unterschiedlich gewichten. |
Das klingt so, als hätte jede Partei/Fraktion/Strömung ihre eigenen Kapitalisten im Hintergrund, deren Leitlinien sie folgt. Das geht an der politischen Praxis aber völlig vorbei.
Das Konzerne und Interessenverbände Einfluß auf Parteien und Politiker nehmen, z.B. durch Spenden, ist klar. Allerdings gibt es neben den Spenden und den Mitgliedsbeiträgen noch die staatliche Parteienfinanzierung, die die Funktion erfüllt, Parteien eben nicht zur bedingungslosen Hure des Kapitals zu machen. Wenn du dir anschaust,
wie sich die Parteien finanzieren, dürfte klar werden, dass der Einfluß von Unternehmen auf Parteien nicht so drastisch ist, wie du ihn darstellst.
Im Rahmen von Gesetzesentwürfen gibt es die sogenannten öffentlichen Anhörungen, zu denen Vertreter verschiedener Interessenverbände (die sich in eine entpsrechende Liste eingetragen haben), Sachverständige, Wissenschaftler, etc. eingeladen werden und somit Einfluß auf die Gestaltung von Normen nehmen können. Zu den Interessenverbänden zählen übrigens auch die Gewerkschaften, die immer mit von der Partie sind.
Peter H. hat folgendes geschrieben: | In den USA kann man die unterschiedliche Unterstützung durch die beiden Parteien besser beobachten als in D, wo Vieles im Verborgenen geschieht oder aber nicht so recht transparent wird.
Die Prublikaner vertrewten die Waffen,- sowie die Ölindustrie, während die Demokraten mehr auf die Wallstreet setzen. |
In den USA ist der Bedarf der Parteien an finanziellen Mitteln aus der Wirtschaft im Rahmen der Wahlkämpfe auch größer als in Deutschland - viel größer. Man hat es ja an dem gescheiterten Vorhaben Obamas gesehen, den Wahlkampf nur aus staatlichen Mitteln zu bestreiten.
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#1074288) Verfasst am: 26.08.2008, 22:45 Titel: |
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Peter H. hat folgendes geschrieben: | Dann hör dir doch "unsere" Politiker an, die sprechen stets von unserer Wirtschaft, deutscher Wirtschaft
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Das dient doch bloss dazu gewisse Waehlerschichten zu bauchpinseln. Dass die Deutsche Bank schon laengst nicht mehr so deutsch ist, wie der Name sagt und bei vielen der grossen Unternehmen sowohl Produktion als auch Umsatz mehr im "Ausland" als im "Inland" statfinden, das ist zumindest den etwas kompetenteren Politikern schon gelaeufig, bloss sagen trauen traut man sich nicht, weil man das Wahlvolk als noch nicht reif fuer globalwirtschaftliche Wahrheiten betrachtet.
_________________ Defund the gender police!!
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#1074340) Verfasst am: 26.08.2008, 23:14 Titel: |
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Ob das Kapital nun stockdeutsch ist oder nicht, spielt in der Tat keine Rolle für selbiges und auch nicht für den jeweiligen Staat. Wichtig sind vielmehr die Kapitalströme, die durch ein Land ziehen, sowie die damit verkoppelten Firmen. Zusätzlich wäre bis zu einem gewissen Grad von Bedeutung, inwieweit bzw. wo die Hauptgeschäftsstellen sich befinden.
Sicherlich ist eine Partei, sowie überhaupt der Staat nicht so zu verstehen, dass er 1:1 die interessen einer bestimmten Firmengruppe bzw. Monopol aka Konzern entspricht. Man darf nicht übersehen, dass ein Staat möglichst die langfristigen Interessen des Kapitals allgemein und darüberhinaus die der Konzerne im Auge behält. Hierzu gehört dann auch, dass der Staat eine begrenzte Autonomie besitzt, um so besser jonglieren zu können, was für eine langfristige Inmteressenwahrung des Kapitals wohl unumgänglich ist.
Inwieweit Bestechungen Entscheidungen mit beeinflussen, müßte von Fall zu Fall untersucht werden.
Eine gewisse Rolle dürften sie wohl spielen.
Wie auch immer, einen Lobbyismus gibt es in breitgefächerter Form, dieser findet bekanntlich in der Lobby, der Wandelhalle, Foyer statt.
Aber auch dies sind nicht die alleinigen Parameter, wie bereits erwähnt, gibt es ja nicht umsonst Wirtschaftsachverständige (u.a. 7 Weise) die mit ihrer Einschätzung, genährt aus bestimmten Wirtschaftstheorien, die Regierung, Palament, Parteien etc., also maßgebliche Teile des Staatsapparates beeinflussen.
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1074369) Verfasst am: 26.08.2008, 23:35 Titel: |
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Damit kommen wir der ganzen Sache doch schon deutlich näher. Was jetzt noch fehlt, ist die Einbeziehung des Einflusses der Gewerkschaften, nicht (vorangig) gewinnorientierter Interessenverbände und nicht zuletzt - der Stimmung in der potentiellen Wählerschaft.
Es gab einmal Zeiten in Deutschland, in denen einige (und nicht nur die extremen Neoliberalen) von einem Gewerkschaftsstaat sprachen. Der Einfluß der Gewerkschaften mag insgesamt geschrumpft sein, ist allerdings beiweitem noch nicht zu vernachlässigen.
In gewisser Weise gab es durch die Agenda 2010 einen Bruch der SPD mit den Gewerkschaften. Dafür gibt es nun die Linkspartei, die als Kompensator wirkt. Und der Einfluß einer Partei wie der Linken - alleine durch ihre Präsenz im Bundestag - darf nicht unterschätzt werden.
Wofür sich Parteien hauptsächlich Interessieren ist Machterhalt. Folglich wird Wert darauf gelegt, möglichst viele Wählerstimmen zu sichern. Freies Mandat im Bundestag und exekutive Eigenverantwortung hin oder her: Wahlumfragen werden berücksichtigt und schlagen sich letztlich in der Ausrichtung der Parteien nieder. Sicherlich wird auch versucht, Meinungsmache zu betreiben, doch wie sich immer wieder zeigt, eben nicht mit dem gewünschten Ergebnis.
Peter, an deiner Ansicht ist viel Wahres dran; doch mit dieser klassisch-marxistischen Denke legst du dir ein zu simples Bild zurecht, das nicht der Realität entspricht. Nicht alles ist rein ökonomisch determiniert; auch die Politik nicht.
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- Niklas Luhmann -
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#1074401) Verfasst am: 27.08.2008, 00:12 Titel: |
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Hornochse hat folgendes geschrieben: | Nicht alles ist rein ökonomisch determiniert; auch die Politik nicht. |
Um das zu beurteilen, bedarf es Beispiele, sonst kann ich dazu keine Stellung beziehen. Mache es exemplarisch fest und dann wird man sehen, ob ich die Auswertung ökonomisch vornehme oder aber jenseits davon.
Es ist ein Grundsatz von mir, so konkret wie möglich zu sein und möglichst dies an Beispielen festmachen.
Gewerkschaft: Sicher spielen die eine Rolle, vor allem deren Führung ist für den Staat vbon Belang, will heißen deren Einbindung in das bestehende System, was ja durchgehend der Fall ist.
Will man mal den inzwischen etwas verquastewn Begriff Establishment gebrauchen, dann gehört die Gewerkschaftsführung unbedingt dazu, anders ausgedrückt sie ist Teil des bürgerlichen Herrschaftsapparates. Sie besitzt zudem viele Ähnlchkeiten mit der Sozialdemokratie, mit der sie ja auch eng verbandelt ist und das heißt den Werktätigen Sand in die augen streuen, sprich Klassenversöhnung.
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1074427) Verfasst am: 27.08.2008, 00:50 Titel: |
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Ich will dir ein Beispiel geben, mit dem ich mich einmal näher beschäftigt habe und das die Komplexität politischer Entscheidungsprozesse sehr gut exemplarisch darstellt.
Es geht dabei um moderne Gaskraftwerke im Rahmen der ökologischen Steuerreform. Damit du die Quelle kennst: Hier klicken.
Kurz gesagt ging es um eine steuerliche Besserstellung von umweltfreundlichen GuD-Kraftwerken gepaart mit Investitionen entsprechender Unternehmen auf der einen und der Subventionierung von Kohle und den damit verbundenen Arbeitsplätzen auf der anderen Seite.
Dieser Arbeit liegt der sogenannte Advocacy-Coaliton-Ansatz zu Grunde, der die einzelnen politischen Akteure in zwei Koalitionen (in diesem Falle die Gas- und die Kohlekoalition) einteilt. Wenn du an das Ende der pdf-Datei scrollst, siehst du die Übersichten über die Koalitionen.
Letztendlich ist die Motivierung der einzelnen Akteure völlig verschieden. Es sind staatshaushaltliche, klimaschutzpolitische und arbeitsmarktpolitische Interessen vorhanden, nach denen sich die entsprechenden Bundesministerien mehr oder minder entsprechend ausrichten. Es treten Lobbyisten der Kohle- und Gaswirtschaft ebenso auf wie Umweltverbände und Forschungsinstitute. Und sie alle haben ihren Anteil an der Entscheidungsfindung.
Obwohl hierbei zwei ökonomische Interessen miteinander konkurrierten, war es kein reines Abwägen des wirtschaftlichen Nutzens der jeweiligen Regelung seitens der Politik. Postmaterialistische Werte hatten einen hohen Einfluß.
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- Niklas Luhmann -
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#1074551) Verfasst am: 27.08.2008, 10:45 Titel: |
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Das Beispiel ist ja nun nicht geeignet, um eine Abkopplung von der Ökonomie unter Beweis zu stellen.
Ich sagte ja übrigens, dass der bürgerliche Staat nun nicht so zu verstehen ist, dass er lediglich reflexartig nach einer bloßen Dividendenerhöhung des ökonomisch Stärksten trachtet. Er ist in erster Linie der ideelle Gesamtkapitalist und in dieser Funktion sorgt er für optimale Rahmenbedingungen seines Kapitals und zwar möglichst langfristig. Agentur der Monopole ist er erst in 2. Linie. Hauptaufgabe des (bürgerlichen) Staates ist es, dass der Kapitalismus in seiner Gesamtheit bestmöglich am Laufen gehalten wird. Dass es da und dort auch mal Einschränkungen einzelner Kapitalfraktionen/Firmen geben kann, gehört durchaus auch zu seinen Aufgaben. (das Ganze ist nun mal wichtiger als das Einzelne)
Die Engelsche Auffassung vom Staat scheint mir einleuchtender als die der Leninisten, die lediglich im Staat eine Agentur der Monopole sehen wollen. Letztere liegen in ihrer Auffassung nicht völlig falsch, sehen jedoch den Überbau verzerrt bzw. einseitig.
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1075199) Verfasst am: 28.08.2008, 01:09 Titel: |
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Es ging mir auch gar nicht darum, eine Abkoppelung von der Ökonomie zu belegen, sondern darum, darzustellen, dass ökonomische Aspekte nicht allein bestimmend sind.
Wie gesagt: An dem von mir benannten Beispiel lässt sich gut sehen, dass auch postmaterialistische Werte wie Klimaschutz auf politischer Ebene eine große Bedeutung haben und Entscheidungen stark beeinflussen können. Das Bundesministerium für Umwelt... (BMU) wird in dieser Arbeit beispielsweise als Hauptakteur der Gaskoalition benannt und vertrat beinahe ausschließlich klimaschutzpolitische Interessen.
Der Staat als ideeller Gesamtkapitalist besteht nicht in dieser From, wie du ihn siehst. Es ist nicht nur das reine Abwägen der konkurrierenden Kapitalinteressen mit den Ziel, eine möglichst annehmbare Lösung für alle betroffenen Kapitalisten zu erzielen, was die Entscheidungsfindung ausmacht.
Gerade an dem genannten Beispiel - in dem es ja oberflächlich betrachtet ausschließlich um Kapitalinteressen geht - zeigt sich, bei genauerem Hinsehen, dass völlig differente Faktoren eine große Rolle spielen.
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- Niklas Luhmann -
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#1075459) Verfasst am: 28.08.2008, 12:44 Titel: |
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der Staat ist zwar ideeller Gesamtkapitalist, was jedoch nicht bedeutet, dass sich darin seine Aufgaben erschöpfen. So bekämpft er z.B. u.a. die Kriminalität, was ja auch ein Bereich ist, der sich jenseits der Kapitalinteressen abspielt. Jungendschutz wäre auch ein Bereich, der jenseits der Renditenberücksichtigung, staatlicherseits vorgenommen wird. Selbstverständlich gibt es da noch andere Bereiche, die in die Kompetenz des Staates fallen und nicht unmittelbar mit Kapitalinteressen zu tun haben. Aber all das, ändert nix an seinem Klassenauftrag, den er ungeachtet seiner sonstigen Aufgaben wahrnimmt.
Es macht keinen Sinn alles nur buchstabengetreu anzusehen, man muss vielmehr die große Linie, also das Wesen einer Sache, im Auge behalten.
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Baldur auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 05.10.2005 Beiträge: 8326
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(#1087474) Verfasst am: 16.09.2008, 00:46 Titel: |
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BÖRSENKRISE - Dow Jones sackt um mehr als 500 Punkte ab
Zitat: | Horrornachrichten von der Wall Street: Der Dow Jones unter der 11.000-Punkte-Marke, Investmentbank Lehman Brothers pleite, Merrill Lynch notverkauft und Versicherungsriese AIG in Not. US-Finanzminister Paulson wirbt dennoch um Vertrauen. "Unser Bankensystem ist sicher und gesund." |
Zitat: | Verbraucherschützer in Deutschland, Bundesregierung und die hiesige Finanzaufsicht beruhigten die Bankkunden. Es gebe "keinen Grund zur Panik". US-Präsident George W. Bush sagte zu den Auswirkungen auf die Finanzmärkte: "Kurzfristig mögen diese Anpassungen schmerzhaft sein." Mit Blick auf die langfristige Zukunft sei er jedoch optimistisch, dass die Kapitalmärkte ausreichend flexibel seien, um diese Anpassungen meistern zu können. |
Alles andere hätte einen unausweichlichen, unaufhaltbaren und umgehenden Kollaps zur Folge.
Etwas tiefer geht´s noch. Der DOW muss noch unter 10.000 Punkte.
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Baldur auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 05.10.2005 Beiträge: 8326
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(#1087560) Verfasst am: 16.09.2008, 10:34 Titel: |
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KURSRUTSCH - US-Finanzkrise löst Börsenbeben in Asien aus
Zitat: | Dramatischer Kurseinbruch an den asiatischen Börsen: Die Finanzkrise in den USA hat nun auch Tokio, Hongkong und Seoul erfasst. Die Verluste waren die schlimmsten seit Jahren, Japans Zentralbank pumpte umgehend eine Milliardensumme in den Markt. |
US-FINANZKRISE - Zehn Großbanken legen Nothilfefonds an
Zitat: | Dramatische Krise an den Finanzmärkten: Die US-Investmentbank Lehman steht vor der Pleite, zehn Großbanken legen jetzt einen Nothilfefonds an - mit über 70 Milliarden Dollar. Der Dax sackte angesichts der verheerenden Nachrichten aus den USA kräftig ab. |
BÖRSENBEBEN - US-Versicherungsriese AIG droht Pleite
Zitat: | Das nächste Großunternehmen gerät in den Strudel der US-Finanzkrise: Das Kreditrating des strauchelnden US-Versicherers AIG wurde von den drei wichtigsten Agenturen herabgestuft. Jetzt droht eine Kettenreaktion - mit schwerwiegenden Folgen auch für Deutschland. |
KRISENFONDS - Retten, was (nicht) zu retten ist
Zitat: | Mit einem 70-Milliarden-Dollar-Fonds wollen zehn Banken, darunter die Deutsche Bank, den Zusammenbruch des Finanzsystems verhindern. Ob sie sich das Engagement leisten können, ist für die Institute fast schon zweitrangig. Denn die nächste Stufe der Kreditkrise droht ihnen die wirtschaftliche Basis zu entziehen. |
FINANZMARKTKRISE - EZB pumpt 30 Milliarden Euro in den Markt
Zitat: | Die Europäische Zentralbank betreibt Krisenmanagement: Sie hat den Geschäftsbanken als Reaktion auf die US-Finanzkrise rund 30 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Damit sollen die angespannten Märkte beruhigt werden. |
RÜCKKEHR DER FINANZKRISE - Was die Lehman-Pleite für Deutschland bedeutet
Zitat: | Die Bankrotterklärung der US-Bank Lehman hat ein weltweites Börsenbeben ausgelöst. Auch deutsche Finanzinstitute werden durch die Krise bedroht. Jetzt fürchtet Finanzminister Steinbrück um den Bundeshaushalt - die wichtigsten Hintergründe der Krise im Überblick. |
PANIK AN DER BÖRSE - Finanzkrise drückt Dax ins Minus
Zitat: | Untergangsstimmung an der Frankfurter Börse: Nach dem Katastrophenmontag an der Wall Street ist auch der Dax mit herben Verlusten in den Handel gestartet. Zuvor waren schon die Kurse in Asien ins Bodenlose gestürzt. |
Zuletzt bearbeitet von Baldur am 16.09.2008, 12:01, insgesamt 5-mal bearbeitet |
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Baldur auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 05.10.2005 Beiträge: 8326
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(#1087562) Verfasst am: 16.09.2008, 10:42 Titel: |
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Die Multis sind vermutlich schon längst (spätestens jetzt) aus den Banken und Finanztiteln ausgestiegen, die wissen, wie der Hase läuft.
Die Kleinanleger tun noch das, was ihnen die Anlageberater (der Banken ) raten:
"Das muss man aussitzen. Es geht auf jeden Fall bald wieder nach oben. Und dann sind sie mit dabei."
Wie auf dem Jahrmarkt. Da gewinnt man ja auch immer:
"Hier wieder dabei sein, hier wieder gewinnen. Jedes Los gewinnt. Jedes Los nur 1 Euro."
Denn eines ist sicher: die Rente.
Ähm, ich meine das Wirtschafts- und Finanzsystem.
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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Agnost dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 12.11.2006 Beiträge: 5618
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(#1087618) Verfasst am: 16.09.2008, 12:43 Titel: |
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Baldur hat folgendes geschrieben: | Die Multis sind vermutlich schon längst (spätestens jetzt) aus den Banken und Finanztiteln ausgestiegen, die wissen, wie der Hase läuft.
Die Kleinanleger tun noch das, was ihnen die Anlageberater (der Banken ) raten:
"Das muss man aussitzen. Es geht auf jeden Fall bald wieder nach oben. Und dann sind sie mit dabei."
Wie auf dem Jahrmarkt. Da gewinnt man ja auch immer:
"Hier wieder dabei sein, hier wieder gewinnen. Jedes Los gewinnt. Jedes Los nur 1 Euro."
Denn eines ist sicher: die Rente.
Ähm, ich meine das Wirtschafts- und Finanzsystem.
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Die Refinanzierung der massiv angeschlagenen UBS erfolgte durch Staatsfonds aus Singapur und dem Arabischen Raum sowie den bisherigen Aktionären u.a. auch durch ausgeschiedene Verwaltungsräte.
Also durchaus durch Grosse Fische die "Wissen" was los ist.
Grund: Im Gegensatz zum Untergang einer reinen Investmentbank wie Lehman Brothers würde der Untegang einer sehr grossen Universalbank, die ganze Wirtschaft sehr schnell schädigen und würde einen Zusammenbruch provozieren.
Der Untergang einer Investmentbank wie Lehman Brothers trifft nur einen begrenzten Anlegerkreis.
Agnost
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Baldur auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 05.10.2005 Beiträge: 8326
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(#1087625) Verfasst am: 16.09.2008, 12:53 Titel: |
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Agnost hat folgendes geschrieben: | Grund: Im Gegensatz zum Untergang einer reinen Investmentbank wie Lehman Brothers würde der Untegang einer sehr grossen Universalbank, die ganze Wirtschaft sehr schnell schädigen und würde einen Zusammenbruch provozieren. |
Natürlich. Man versucht sich mit Kräften gegen den Untergang der Weltwirtschaft zu wehren.
BÖRSENKRISE - EZB pumpt 70 Milliarden Euro in den Markt
Zitat: | Die Europäische Zentralbank kämpft verzweifelt gegen die Finanzkrise: Die Währungshüter versorgen den Markt kurzfristig mit 70 Milliarden Euro an Liquidität. Auch andere Notenbanken stellen zusätzliches Geld zur Verfügung. Der Dax erholte sich nach anfänglichen Verlusten. |
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Baldur auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 05.10.2005 Beiträge: 8326
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(#1087626) Verfasst am: 16.09.2008, 12:56 Titel: |
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Zitat: | Seit über einem Jahr haben Politiker und Medien immer wieder versucht, die schwelende Finanzkrise gesundzubeten. Vorübergehend sogar mit Erfolg. Denn obwohl sie längst begonnen hatte, sich auf die Realwirtschaft auszudehnen, war es den Meinungsmachern wiederholt gelungen, an den Börsen neue Haussen herbeizureden, sämtlich jedoch Strohfeuer. Symptomatisch für den fortschreitenden Vertrauensschwund der US-Amerikaner in die Wirtschaftspolitik ihrer Regierung ist, daß man selbst in Finanzkreisen immer weniger den offiziellen Kennzahlen glaubt. Seit längerem gilt dies insbesondere für die Inflation, die von privaten Instituten inzwischen als doppelt so hoch gemessen wird, wie von offizieller Seite angegeben. Als das US-Handelsministerium vergangenen Monat die Kennzahl für das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal 2008 trotz der allgemein bekannten miesen Lage von 1,9 auf 3,3 Prozent nach oben korrigierte, erhob sich lautstarker Protest. Diese Revision habe »nicht einmal den Geruchstest für wirtschaftliche Vernunft bestanden«, klagten bekannte Ökonomen wie John Ryding und Conrad DeQuadros in der Zeitschrift RDQ Economics. Dennoch hatte dies wesentlich zur Erholung des Dollarkurses beigetragen. Jetzt allerdings scheint es für Trickser und Lügner eng zu werden, denn für die US-Wirtschaft bahnt sich womöglich eine Katastrophe an. Erst vergangene Woche hatte Analystin Meredith Whitney vorausgesagt: »Das Schlimmste liegt noch vor uns.« |
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Konstrukt konstruktiver Radikalist
Anmeldungsdatum: 19.08.2005 Beiträge: 6587
Wohnort: Im Barte des Propheten
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(#1087700) Verfasst am: 16.09.2008, 15:31 Titel: |
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Anlage-Guru Jim Rogers (Hedgefond-Manager) spricht von einem "Sozialismus für Reiche".
Hier ein etwas älteres Interview aus der Welt:
http://www.welt.de/finanzen/article1803301/Geld_Guru_sagt_Dollar_Sturz_und_Pleiten_voraus.html
Zitat Rogers: Was ist so schlimm daran, wenn eine Investmentbank dichtmachen muss – und auch wenn sie das Kaliber einer Bear Stearns hat. Es kann nicht sein, dass wir jetzt die Privilegien junger Investmentbanker sichern, damit sie weiter in ihren Maserati durch die Straßen New Yorks cruisen können. Dafür darben dann 300 Millionen Amerikaner und in der Folge die ganze Welt."
_________________ "Geisteskrank den eignen Namen sagen: Ich ich ich ich denke also bin ich - Bin ich nicht! Ich ist geisteskrank. Und kauf mir was." (Peter Licht)
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kim Novize
Anmeldungsdatum: 16.09.2008 Beiträge: 37
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(#1087727) Verfasst am: 16.09.2008, 17:13 Titel: das sieht dramatischer aus als es ist, finde ich |
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seit beginn des jahres sind so um die 13 kleineren regionalen us-banken pleite gegangen, mit einlagen von so jeweils um die 1-2 mrd usd. klein eben. und jedesmal sprang die us-einlagenbehörde FDIC ein und hats geregelt. und seit wochen und vlt sogar wenigen monaten wurde im dunstkreis der investmentbanken, börsenproleten und zentralbanken öffentlich und voller überzeugung betont, das im verlauf der aktuellen krise noch das ein oder andere größere institut bankrott gehen würde.
nun ist es 'endlich' raus, lehman mit verbindlichkeiten von 613 mrd. usd hats erwischt und so nach und nach tröpfelt ans licht der öffentlichkeit welche internationale bank mit wieviel bei lehman engagiert war/ist. bislang sind vor allem asien (hier insbesondere japan), europa und die usa betroffen. überall mit jeweils ein paar hundert millionen. das wird abgeschrieben...und in ein paar wochen bzw. quartalen ist die sache erledigt.
die ganze krise bewirkt insbesondere eines: der konzentrationsprozeß schreitet voran und es bleiben weniger unabhängige institute übrig als zuvor. der markt berappelt sich, weil die fusionierten, und damit kräftigeren konzerne probleme jeder art besser verwalten können - sei es operativ oder bilanztechnisch. und das ganze spiel geht von neuem los. auf jeden boom folgt ein crash und umgekehrt.
das kann keiner aufhalten. es scheint manchmal als käme endlich der große knall, aber das sieht nur so aus; weil man selten das ganze bild vor augen hat. es gibt das immer noch die chinesen, die russen, die araber, singapur und erst das wachstumspotential in afrika. in wirklichkeit geben die usa gar nicht mehr den ton an. das tritt immer mehr zum vorschein.
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#1087910) Verfasst am: 16.09.2008, 21:47 Titel: |
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Baldur hat folgendes geschrieben: | Die Multis sind vermutlich schon längst (spätestens jetzt) aus den Banken und Finanztiteln ausgestiegen, die wissen, wie der Hase läuft.
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Das waeren die wohl gerne.....
Die "Multis" wissen auch nicht unbedingt "wie der Hase laeuft". Ein Bankenkonsortium unter Fuehrung der Royal Bank of Scotland kaufte beispielsweise noch wenige Wochen vor dem Beginn der Kreditkrise die hollaendische Grossbank ABN-Amro zu Hoechstpreisen! Haette man ein paar Monate gewartet, dann haette man die sicher (vorsichtig geschaetzt) fuer weniger als Haelfte bekommen.
Was die derzeitige Krise fuer die Banken so gefaehrlich macht, ist gerade, dass sie eben nicht rechtzeitig "ausgestiegen" sind, sondern immer noch auf riesigen Aktienpaketen, sowie inzwischen fragwuerdigen Krediten und anderen Wertpapieren sitzen, von denen sie nicht wissen, was die in ein paar Tagen noch wert sind. Es war kein Zufall, dass eine so renommierte Grossbank wie Lehmann Brothers zusammengebrochen ist. Auch die Top-Investmentbanker kochen nur mit Wasser und werden schon mal auf dem falschen Fuss erwischt.
Dass bei dem groessten Ami-Versicherer AIG jetzt gleich der naechste grosse Kollaps droht, hat auch damit zu tun, dass man den Braten nicht rechtzweitig gerochen hat. AIG hatte riesige Summen in Lehmann Brothers investiert und muss einen Grossteil davon jetzt abschreiben. ....und auch hinter AIG stehen andere "Multis", bei denen jetzt die Knie schlottrig werden und die hoffen, dass es doch nicht ganz so schlimm kommen wird.
Es ist also ein Maerchen, dass wieder einmal "die Kleinen" alles auszubaden zu haben und "die Grossen" ihre Schaefchen laengst im Trockenen haben. Bei Schlamasseln, wie dem zur Zeit, sitzen gross und klein huebsch artig nebeneinander in der gleichen Wanne..
Gruss, Bernie
_________________ Defund the gender police!!
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jdf MIM-104C Nikopol

Anmeldungsdatum: 30.05.2007 Beiträge: 25579
Wohnort: Nekropole E|B
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(#1087922) Verfasst am: 16.09.2008, 22:05 Titel: |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: | Es ist also ein Maerchen, dass wieder einmal "die Kleinen" alles auszubaden zu haben und "die Grossen" ihre Schaefchen laengst im Trockenen haben. Bei Schlamasseln, wie dem zur Zeit, sitzen gross und klein huebsch artig nebeneinander in der gleichen Wanne..
Gruss, Bernie |
Aber ist es nicht so, dass die Staaten mit ihren Zentralbanken nur den Großen beisprinegn?
_________________
RuZZen, die: Der Teil der russischen Bevölkerung, der den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine billigt bzw unterstützt bzw durchführt.
Ceterum censeo Iulianem esse liberatum.
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kim Novize
Anmeldungsdatum: 16.09.2008 Beiträge: 37
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(#1087928) Verfasst am: 16.09.2008, 22:12 Titel: |
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beachbernie hat folgendes geschrieben: |
Es ist also ein Maerchen, dass wieder einmal "die Kleinen" alles auszubaden zu haben und "die Grossen" ihre Schaefchen laengst im Trockenen haben. Bei Schlamasseln, wie dem zur Zeit, sitzen gross und klein huebsch artig nebeneinander in der gleichen Wanne..
Gruss, Bernie |
weitere beispiele:
commerzbank kauft vor knapp über einer woche teuer die dresdner bank, welche ihrerseits möglicherweise dick in lehman drinne hängt.
und dann heute abend die kleine krönung aller meldungen:
noch an diesem montag überweist die KfW auf grund einer fehlerhaft ausgelösten swap-zahlung 300 mio. euro an lehman. der börsenwert von lehman liegt aktuell bei 100 mio. irgendwas.
http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~E912621381B07488DB36726F84651D3A6~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_yahoo
wenn du dir aber mal eine reihe von meldungen von heute und gestern anschaust, dann wirst du auch feststellen, dass sämtliche institute durch die bank weg, ihre engagements bei lehman in den vergangenen monaten bereits deutlich reduziert hatten. so jedenfalls der inhalt der mitteilungen. das heißt aber zugleich auch nichts anderes, als das in manchen kreisen sehr wohl bekannt war, dass da noch mal so richtig die kacke am dampfen sein wird.
_________________ To me, the strongest proof that there is intelligent life out there is that none of them has tried to contact us.
- Calvin -
Zuletzt bearbeitet von kim am 16.09.2008, 22:16, insgesamt einmal bearbeitet |
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beachbernie male Person of Age and without Color
Anmeldungsdatum: 16.04.2006 Beiträge: 45792
Wohnort: Haida Gwaii
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(#1087929) Verfasst am: 16.09.2008, 22:15 Titel: |
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jdf hat folgendes geschrieben: | beachbernie hat folgendes geschrieben: | Es ist also ein Maerchen, dass wieder einmal "die Kleinen" alles auszubaden zu haben und "die Grossen" ihre Schaefchen laengst im Trockenen haben. Bei Schlamasseln, wie dem zur Zeit, sitzen gross und klein huebsch artig nebeneinander in der gleichen Wanne..
Gruss, Bernie |
Aber ist es nicht so, dass die Staaten mit ihren Zentralbanken nur den Großen beisprinegn? |
Auch nicht immer, wie man am Beispiel von Lehmann Brothers sehen kann...
Staatliche "Rettungsaktionen" koennen uebrigens auch Sinn machen, z.B. vor Monaten bei Northern Rock in GB. Das haengt allerdings nicht nur von der schieren Groesse ab, sondern davon, ob bei einem Kollaps irrationale Reaktionen von Bankkunden eine Lawine ausloesen koennen, die das gesamte Bankensystem unter sich begraebt, was bei Northern Rock drohte, als verunsicherte Kleinsparer vor den Bankfillialen Schlange standen. Haette damals die Regierung nicht eingegriffen, waere es moeglich gewesen, dass sich solche Schlangen vor den Filialen der anderen Banken auch gebildet haetten und den meisten Banken irgendwann die liquiden Mittel ausgegangen waeren.
Die "Rettung" der IKB-Bank in D war uebrigens ein Fehler. Dort drohte sowas nicht und man hat einen ueblen Praezedenzfall geschaffen. Man haette die pleite gehen lassen sollen, als Ansporn fuer die anderen, sorgfaeltiger zu agieren im Bankgeschaeft. Wann immer sich ein Banker jetzt verkalkuliert wird der zum Betteln erst mal bei der Bundesregierung anklopfen...
Gruss, Bernie
_________________ Defund the gender police!!
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Peter H. dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 24.06.2007 Beiträge: 9751
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(#1087934) Verfasst am: 16.09.2008, 22:20 Titel: |
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Mag sein, doch für Viele ist kein Platz, siehe USA, siehe Holzmann in D, der auch nur kurzfristig gestützt und dann fallen gelassen wurde. Wer also nachträglich angewackelt kommt, der schaut wohl durch die Röhre.
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