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Peter Singers Ethik
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Ich finde seine Ethik..
Gut
27%
 27%  [ 10 ]
Schlecht
10%
 10%  [ 4 ]
Gefährlich
13%
 13%  [ 5 ]
Gut, aber einige Implikationen unterschreibe ich nicht.
48%
 48%  [ 18 ]
Stimmen insgesamt : 37

Autor Nachricht
Deus ex Machina
registrierter User



Anmeldungsdatum: 14.03.2006
Beiträge: 789

Beitrag(#1087985) Verfasst am: 16.09.2008, 23:43    Titel: Antworten mit Zitat

jagy hat folgendes geschrieben:
Nur nehmen wir jetzt Tiere, die kein Selbstewusstsein in dem Sinne haben, als dass sie rudimentäre Wünsche für die Zukunft haben können - ist Singer auch diesen Tieren bzgl Vegetarier? Bzgl solchen Tieren wäre es nämlich kein Speziesismus.


Peter Singer hat folgendes geschrieben:
Ist es möglich, die Züchtung von Hühnern zu Nahrungszwecken, nicht unter den Bedingungen industrieller Tierhaltung, sondern bei freiem Auslauf auf einem Bauernhof zu rechtfertigen? Es gelte die fragwürdige Annahme, Hühner hätten kein Bewusstsein ihrer selbst. Nehmen wir ferner an, dass die Vögel schmerzlos getötet werden können und dass die Überlebenden durch den Tod eines Vogels aus ihren Reihen allem Anschein nach nicht betroffen sind. Nehmen wir schliesslich noch an, dass wir die Vögel aus ökonomischen Gründen nicht züchten könnten, ohne sie zu essen. Dann scheint das Töten der Vögel durch das Ersetzbarkeits-Argument gerechtfertigt, weil die Beraubung ihrer lustvollen Existenz durch die Freuden von Hühnern aufgewogen werden kann, die noch nicht existieren und nur existieren werden, wenn existierende Hühner getötet werden. [...]
So gibt es wohl durchaus Situationen, in denen es nicht falsch ist, Tiere zu töten, aber sind sehr speziell und betreffen nur ganz wenige von den Milliarden Fällen, in denen Menschen Jahr für Jahr Tieren den vorzeitigen Tod brigen.


Um die Bedingungen, die Singer stellt, zu verstehen, muss man wissen, dass er nicht-selbstbewusste Tiere als "Glücksbehälter" ansieht und es die Glücksmenge zu maximieren gilt. Ich teile zwar Singers Vorwurf, dass eine Argumentation für die Höherwertigkeit eines Menschen gegenüber einem Kalb, die sich nur oder hauptsächlich auf die Art stützt, nicht besser ist, als rassistische oder sexistische Denkweisen, lehne aber seinen utilitaristischen Ansatz grundsätzlich ab.

Ein grundlegender Aspekt der Singer'schen Ethik, von dem ich ob der Diskussionen über Tierrechte und "Euthanasie" nie gehört habe, bis ich ihn selber gelesen habe, ist folgender: Singer fragt zunächst, ob wir einen Wert darin sehen, es für geboten halten, glückliche Kinder in die Welt zu setzen. Die Ansicht, dass dem nicht so sei, der die meisten Menschen zunächst zustimmen, nennt er die „Vorherige-Existenz“-Ansicht, im Gegensatz zur „Totalansicht“, die in der Erhöhung der Anzahl Lebewesen zur Erhöhung der Glücksmenge in der Welt einen Wert sieht. Gegen jene führt er folgendes Argument ins Feld:

Zitat:
Aber wie vereinbaren wir es mit unserer Auffassung im umgekehrten Fall, wenn ein Ehepaar sich überlegt, ob es ein Kind zeugen soll, das – möglicherweise durch die Vererbung eines genetischen Fehlers – zu einem ganz und gar elenden Leben verdammt ist und vor seinem zweiten Geburtstag sterben wird? Wir würden es nicht richtig finden, wenn ein Paar wissentlich ein solches Kind zeugen würde; aber wenn die Lust, die ein potentielles Kind empfinden würde, kein Grund dafür ist, es in die Welt zu setzen, weshalb ist dann der Schmerz, den ein potentielles Kind erleiden würde, ein Grund dafür, es nicht in die Welt zu setzen? Die „Vorherige-Existenz“-Ansicht muss entweder dahin gehen, dass es nicht falsch ist, ein Wesen, das voraussichtlich ein elendes Leben haben wird, in die Welt zu setzen, oder sie muss die Asymmetrie zwischen den beiden Fällen erklären, in denen potentielle Kinder vermutlich ein angenehmes oder ein elendes Leben haben würden.


ME lässt sich die Asymmetrie auflösen, womit vieles von Singers späteren Positionen in sich zusammenbricht. Vielleicht werde ich morgen noch mehr dazu schreiben.
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#1087988) Verfasst am: 16.09.2008, 23:47    Titel: Antworten mit Zitat

Hornochse hat folgendes geschrieben:


Hier ziehst du meistens die Arschkarte. Ist doch auf die Dauer auch langweilig.


zieh ich und geb sie einfach weiter, - da hast du sie! Sehr glücklich
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1088088) Verfasst am: 17.09.2008, 10:16    Titel: Antworten mit Zitat

Nach meiner Erinnerung setzt Singer eben NICHT voraus, daß es die Glücksmenge zu maximieren gelte, sondern diskutiert nur, welche logischen Folgen dies hätte.

Das Potenzialitätsargument ist sowieso unbhängig von dieser Setzung ungültig.

Zu den Komapatienten: Zusätzlich zu dem von NOCQUAE genannten Punkt kann man noch erwähnen, daß sich eine weitere Asymmetrie durch indirekte Reziprozität ergibt: Ein Bewußtloser oder Komapatient erhält einen sekundären/indirekten ethischen Personenstatus dadurch, daß alle ethischen Subjekte in eine solche Lage kommen können.

Ich möchte aber dieses heikle Thema (Implikationen eines Utilitarismus auf die Rechte/Regeln im Umgang mit menschlichem Leben) nicht weiter in einem öffentlichen Forum diskutieren, angesichts der immer sofort aufkommenden Trollerei, Nazikeulen, Strohmänner und dgl.
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#1088106) Verfasst am: 17.09.2008, 10:43    Titel: Antworten mit Zitat

Das Thema ist allerdings recht heikel, ich glaube auch man sollte den Thread beenden, evtl. gar schließen.
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AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1088527) Verfasst am: 17.09.2008, 20:40    Titel: Antworten mit Zitat

Deus ex Machina hat folgendes geschrieben:
ME lässt sich die Asymmetrie auflösen, womit vieles von Singers späteren Positionen in sich zusammenbricht. Vielleicht werde ich morgen noch mehr dazu schreiben.

Mach doch bitte. Mich würde das interessieren. Mir ist noch nicht ganz klar, worauf Du hinauswillst.

Singer ist doch wohl eher ein Anhänger der "Vorherigen-Existenz-Ansicht". Oder etwa nicht?
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VT_340
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Beitrag(#1089093) Verfasst am: 18.09.2008, 18:14    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn man die Leute über Singer reden hört (meist die, die Ihn nur vom Hören sagen kennen) wird einem der Eindruck vermittelt Singer würde am Liebsten mit Waffen druch Altenheime ziehen und alle Alten und Kranken abknallen!
Singer vertritt eine humane Ethik und erklärt in "Praktische Ethik" deutlich dass er zwar mehr Rechte für Tiere fordert aber im Gegenzug die Menschenrechte nicht einschränken will. (Müssen wir Kühe essen um die Menschenrechte aufrecht zu erhalten? Sicherlich nicht.)

Wenn Singer über Euthanasie spricht (was kann er dafür dass in Deutschland diese Form der Übersetzung seines Textes so negativ behaftet ist?) meint er nichts Anderes als ein Recht auf einen selbstbestimmten Tot! Eine völlig legitime Forderung die dem Euthanasie Begriff der Nazis sogar wiederspricht.
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L.E.N.
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Anmeldungsdatum: 25.05.2004
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Beitrag(#1089173) Verfasst am: 18.09.2008, 20:37    Titel: Antworten mit Zitat

VT_340 hat folgendes geschrieben:
Singer vertritt eine humane Ethik und erklärt in "Praktische Ethik" deutlich dass er zwar mehr Rechte für Tiere fordert aber im Gegenzug die Menschenrechte nicht einschränken will. (Müssen wir Kühe essen um die Menschenrechte aufrecht zu erhalten? Sicherlich nicht.)


das nicht, aber wir dürfen kühe essen, ohne als unethisch dargestellt zu werden.
und wenn mir jemand einredet, dass kühe essen ethisch verwerflich ist dann ist das ein versuch mir mein recht auf freie wahl der nahrung zu nehmen.

Zitat:
Wenn Singer über Euthanasie spricht (was kann er dafür dass in Deutschland diese Form der Übersetzung seines Textes so negativ behaftet ist?) meint er nichts Anderes als ein Recht auf einen selbstbestimmten Tot! Eine völlig legitime Forderung die dem Euthanasie Begriff der Nazis sogar wiederspricht.


wie nennt Singer das entsorgen nicht selbstbewussten lebens? die Menschen, die laut Singer keine personen sind und damit keine präferenz zu leben haben?
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
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Beitrag(#1089175) Verfasst am: 18.09.2008, 20:42    Titel: Antworten mit Zitat

L.E.N. hat folgendes geschrieben:
und wenn mir jemand einredet, dass kühe essen ethisch verwerflich ist dann ist das ein versuch mir mein recht auf freie wahl der nahrung zu nehmen.

Ja, freilich. Aber du hast sowieso kein starkes "recht auf freie wahl der nahrung".
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L.E.N.
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Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1089183) Verfasst am: 18.09.2008, 20:52    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
L.E.N. hat folgendes geschrieben:
und wenn mir jemand einredet, dass kühe essen ethisch verwerflich ist dann ist das ein versuch mir mein recht auf freie wahl der nahrung zu nehmen.

Ja, freilich. Aber du hast sowieso kein starkes "recht auf freie wahl der nahrung".


sicher, dieses recht ist ökonomisch und uU medizinisch eingeschränkt, aber auf ethische beschränkungen über ein vernünftiges maß hinaus verzichte ich dankend.
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Peter H.
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Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 9751

Beitrag(#1089301) Verfasst am: 18.09.2008, 22:55    Titel: Antworten mit Zitat

step hat folgendes geschrieben:
L.E.N. hat folgendes geschrieben:
und wenn mir jemand einredet, dass kühe essen ethisch verwerflich ist dann ist das ein versuch mir mein recht auf freie wahl der nahrung zu nehmen.

Ja, freilich. Aber du hast sowieso kein starkes "recht auf freie wahl der nahrung".


Und das - partiell - zu recht. Ist z.B. eine Tierart bedroht, dann ist deren Verzehr zu untersagen.
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Agnost
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Anmeldungsdatum: 12.11.2006
Beiträge: 5618

Beitrag(#1089386) Verfasst am: 19.09.2008, 02:44    Titel: Antworten mit Zitat

Peter H. hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
L.E.N. hat folgendes geschrieben:
und wenn mir jemand einredet, dass kühe essen ethisch verwerflich ist dann ist das ein versuch mir mein recht auf freie wahl der nahrung zu nehmen.

Ja, freilich. Aber du hast sowieso kein starkes "recht auf freie wahl der nahrung".


Und das - partiell - zu recht. Ist z.B. eine Tierart bedroht, dann ist deren Verzehr zu untersagen.


Dir ist schon klar, dass Singer auch Lenin ziemlich gut findet?

Agnost
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#1089482) Verfasst am: 19.09.2008, 11:23    Titel: Antworten mit Zitat

Agnost hat folgendes geschrieben:
Dir ist schon klar, dass Singer auch Lenin ziemlich gut findet?

Und wer weiß, was Lenin so alles ziemlich gut gefunden hat ...
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