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PsychPhil registrierter User
Anmeldungsdatum: 06.11.2007 Beiträge: 107
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(#1100728) Verfasst am: 07.10.2008, 14:10 Titel: Der lebendige Gott - eine wahre Geschichte |
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Der lebendige Gott - eine wahre Geschichte
In früheren Jahren habe ich als Hundegänger gearbeitet, auf Neudeutsch auch "Dogwalker" genannt. Auf meinen täglichen Spaziergängen bin ich des öfteren einem Polizeimeister begegnet, der ohne Hund seine Mittagspause mit einem kleinen Waldspaziergang verbrachte, was mir diesen Menschen zunächst als äußerst sympathisch erscheinen ließ. Immer wenn wir uns begegneten haben wir uns allzumeist über Hunde unterhalten, auch diese Unterhaltungern waren zunächst sehr unterhaltsam.
Eine Tages aber wurde ich stutzig, denn nun waren wir bei einem Thema angelangt, daß sehr spannend ist, und zu dem es die unterschiedlichsten, und mitunter auch, wie ich erfahren mußte, abenteuerlichsten Ansichten gibt...
Als wir uns darüber unterhielten, wie man sich verhalten solle oder könne, falls man einmal einem sehr aggrssiven und bissigen Hund begegnen sollte, gab ich dem Polizeimeister gegenüber meine Ansicht zum Ausdruck, daß ich es im Notfall, falls eine Flucht vor einem angreifenden Hund nicht möglich sein sollte, für am sinnvollsten halte, eine Demutshaltung einzunehmen, denn Hunde reagieren, wie viele andere Tiere auch, sehr unmittelbar auf Signale, die sich per Körpersprache vermitteln. Ein Hund muß schon sehr verstört sein, um einen anderen Hund anzufreifen und zu beißen, der sich auf den Boden legt und seine Unterlegenheit demonstriert. Und eben so, das sagte ich dem Polizeimeister, würde ich es auch halten, im Notfall einfach auf den Boden legen, aber so, daß, falls der Hund doch dennoch angreifen würde, er zunächst nur die nicht ganz so wichtigen Körperteile erreichen würde.
Da plötzlich veränderte sich die gesamte Haltung des Polizeimännleins plötzlich, er wurde, wenn schon von Körpersprache die Rede ist, härter im Gesichts- als auch im Körperausdruck. Einegleitet und begleitet wurde seine Veränderung mit den Worten, daß er, der Polizist, nie auf die Idee käme, sich einem Hunde, oder sonst irgendeinem Tier, gegenüber als unterwürfig zu zeigen, denn er glaube an den lebendigen Gott! Da er, wie er mir dann näher ausführte, an den lebendigen Gott glaubte, fühlte er sich allen anderen nichtmenschlichen Geschöpfen gegenüber derart überlegen, daß es eine Entwürdigung für ihn darstellen würde, eine Demutshaltung einzunehmen, selbst wenn sein Überleben davon abhängen würde...
Auf meine Frage, wie es denn sei, wenn er im Dienst, also mit Dienstwaffe ausgerüstet, einem gefährlichen Hund begegnen würde, meinte er in fester Überzeugung, daß er viel eher den Hund erschießen würde, als durch eine Demutshaltung seinen Glauben an den lebendigen Gott, der ihn offenbar über alles andere Lebendige erhöht, zu beleidigen.
Seit diesem Gespräch hab ich den weiteren Kontakt mit diesem Polizeimeister vermieden, denn schon mein Ansatz, ihm erklären zu wollen, ob es nicht rein aus vernünftigen, oder gar aus ethischen Erwägungen heraus, möglich sei, vor einem gefährlichen Hund eine Demutshaltung einzunehmen, um diesen womöglich nicht töten zu müssen, und dennoch seine Würde als Mensch zu wahren, da man ja seine Situation reflektieren und mit Vernunftargumenten begründen kann, etc. stießen bei diesem Mann auf äußersten Widerstand, denn: Ich bin ein Geschöpf des lebendigen Gottes, also automatisch deshalb ermächtigt, jedes der Schöpfungsordnung nach unter mir stehende Geschöpf notfalls aus dem Leben zu nehmen, bevor ich mich in einer für ein Geschöpf des lebendigen Gottes unwürdigen und demütigenden Weise erniedrige...
Was aber taugt der Glaube an einen lebendigen Gott, wenn er dazu führt, jegliche Vernunft im Umgang auch nur mit einem Hund zu ersticken?
Und was, so könnten wir diese kleine Abschlußüberlegung fortführen, würde geschehen, wenn ein Mensch, der noch dazu berechtigt ist, in Ausübung seines Dienstes in der Öffentlichkeit eine Waffe tragen zu dürfen, sich auch bestimmten anderen Menschen gegenüber als überlegen empfindet?
Wie gut nur, daß ich selber nicht das Geschöpf eines lebendigen Gottes bin, denn ich brauche mich nichts und niemandem überlegen zu fühlen und kann z.B. immerhin darauf verweisen, noch nie von einem Hund gebissen worden zu sein, obwohl es brenzlige Situationen zur Genüge gab und nicht gerade selten sich beißende Hunde getrennt habe... - V.B.
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26439
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1100755) Verfasst am: 07.10.2008, 14:46 Titel: |
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Ich fasse zusammen.
Ein Hund, groß genug,dass man ihn nicht mehr eben mit dem Fuß beiseite wischt, greift einen Menschen an.
Der hat auf der einen Seite einen Glauben daran, dass auch dieser Hund eine Beißhemmung hat, wenn man ihm Kehle und Bauch ungeschützt darbietet. Auf der anderen Seite hat er Mittel, diesen Hund sofort zu entschärfen.
Ich mag Hunde. Ich kenne keinen Gott. Aber selbst, wenn dieser offensichtlich gestörte Hund mich nicht zerfleischt - ich kann mich nicht darauf verlassen, dass die Kinder, die auch im Park sind, so kaltblütig reagieren, in Demutshaltung zu gehen.
Ich würde den Hund entschärfen. Nicht aus Menschenwürde, sondern aus meinem Verständnis von Verantwortung. Und ich würde seinen Kopf mitnehmen, um ihn auf Tollwut untersuchen zu lassen.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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299792458 registrierter User
Anmeldungsdatum: 01.06.2007 Beiträge: 626
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(#1100769) Verfasst am: 07.10.2008, 15:01 Titel: |
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Es ist noch nicht lange her, da wurde auch eine Abstufung der Würde "menschlicher Geschöpfe" mit göttlichem Willen begründet (was in religiösen Gemeinschaften durchaus auch noch üblich ist -> Obrigkeitshörigkeit/Obrigkeitsglauben). Ein Mensch ist dem anderen von Geburt an überlegen, weil der Erstere gottgewollt in ein Adelsgeschlecht hineingeboren wurde. Und natürlich würde sich ein echter Blaublüter niemals von einem niederen Geschöpf wie einem dreckigen Untertan demütigen lassen, selbst wenn sein Leben davon abhinge.
Also die alte Leier.
_________________ Society is like a stew. If you don’t stir it up every once in a while then a layer of scum floats to the top.
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AXO nach unbekannt auf unbestimmte Zeit verzogen
Anmeldungsdatum: 05.02.2007 Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen
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(#1100858) Verfasst am: 07.10.2008, 17:00 Titel: |
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und dabei vernachlässigt der Typ völlig das er sich selbst der größtmöglichen Unterwerfung
unterzieht - freiwillig, ohne Not und lebenslang.
Indem sein angenommener Gott ihn über alle erhöht hat er ihn ja gleichzeitig unter sich erniedrigt = billiger Trick
um leicht kontrollierbare Hirachien zu installieren.
Logisch das daraus die Konsequenz entsteht andere Kreaturen zu suchen und zu finden,
welche man selbst unterwerfen kann - egal ob Menschen oder Tiere.
An der Option des Waffengebrauchs kann man mal sehen wo sowas völlig ohne Not
und Nutzen hinführt.
Statisches Hirachiedenken zum Selbstzweck halt - wärend die flexible, temporäre Unterwerfung unter den
Hund ja die tatsächlichen temporären Machtverhältnisse wiederspiegeln würde und zeitlich
auf deren Nützlichkeit begrenzt wäre.
_________________ Augen auf dann kann nichts passieren
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Lord Snow I am the one who knocks
Anmeldungsdatum: 05.09.2006 Beiträge: 6445
Wohnort: Würzburg
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(#1101144) Verfasst am: 07.10.2008, 22:47 Titel: |
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Also ich glaube nicht dass man in dem Moment so "eiskalt" sein kann und sich aus taktischen Gründen in eine unterwürfige Haltung zu begeben. Außerdem glaube ich nicht dass sich ein Hund überhaupt so verhält, höchstens etwa beispielsweise bei Rudelstreitigkeiten gegenüber Artgenossen, aber doch nicht gegen über seiner Beute!
_________________ Ich irre mich nie! Einmal dachte ich, ich hätte mich geirrt, aber da hatte ich mich getäuscht
"Der Gott, der Gott sterben läßt, um Gott zu besänftigen"...Hundert Folianten, die für oder wider das Christentum geschrieben worden sind, ergeben eine geringere Evidenz als der Spott dieser zwei Zeilen.
Denis Diderot
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DeHerg nun schon länger Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.04.2007 Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock
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(#1101200) Verfasst am: 07.10.2008, 23:30 Titel: Re: Der lebendige Gott - eine wahre Geschichte |
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PsychPhil hat folgendes geschrieben: | würde ich es auch halten, im Notfall einfach auf den Boden legen, aber so, daß, falls der Hund doch dennoch angreifen würde, er zunächst nur die nicht ganz so wichtigen Körperteile erreichen würde. | wenn du dich in Bodennähe begibst, gibst du automatisch alle Trümpfe für den Fall das der Hund angreift, aus der Hand(und riskierst damit schwere Verletzungen).
am Besten: Kinn runter und Arme in die nähe des Brustbereichs(schützt den Hals und gibt Abwehrmöglichkeit im Bauchbereich). Sollte er dann trotzdem angreifen geht er am wahrscheinlichsten auf den Unterarm und in der man ihn am Besten neutralisieren kann( bei Tollwut oder auf Kampfhund dressierte(lassen bei schmerz nicht los) Ko schlagen(mit dem Kopf (der ja am Unterarm hängt) wogegen schlagen oder(wenn beides nicht zutrifft) so viel schmerz zufügen das er ablässt(mit der anderen Hand in den Brustbereicht))
ich mag keine Hunde(zumindest die allermeisten nicht)
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Mad Magic auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 08.09.2007 Beiträge: 2172
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(#1101219) Verfasst am: 08.10.2008, 00:00 Titel: Re: Der lebendige Gott - eine wahre Geschichte |
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PsychPhil hat folgendes geschrieben: | [...]Als wir uns darüber unterhielten, wie man sich verhalten solle oder könne, falls man einmal einem sehr aggrssiven und bissigen Hund begegnen sollte, [...] |
Ein Hund folgt seinem Trieb, strebt seinem Triebziel entgegen. Der Trieb wird von einem Schlüsselreiz ausgelöst. Die Triebhandlung kann im Wehren oder im Meiden bestehen. Wenn sich jemand bei der Begegnung mit dem o.a. Hund vor Angst in die Hose scheißt spürt der Hund das (er kann es wirklich riechen). Bei ihm wird wahrscheinlich der Beutereiz überwiegen und er wird zur Triebbefriedigung (die Beute zu machen) tatsächlich beißen. In dem Fall müsste der Hund wahrscheinlich tatsächlich mit einem Tritt oder Stockschlag unter den Fang überlastet werden, um ein Meidverhalten auszulösen. Ich bezweifle, dass die Demutshaltung da geeigneter ist.
Ansonsten ist es meist damit getan einen Hund nicht mit den Augen zu fixieren und zu ignorieren. Wenn der Dich mit nach oben gerichteter Rute, nach vorn aufgestellten Ohren, tiefen aggressivem Bellen und freigelegten Zähnen "stellt" in "freier Wildbahn", wirst Du ihm wohl eine verpassen müssen, damit er zum Meidverhalten wechselt.
Aber zum eigentlichen Thema Deines Postings:
Zitat: | Was aber taugt der Glaube an einen lebendigen Gott, wenn er dazu führt, jegliche Vernunft im Umgang auch nur mit einem Hund zu ersticken? |
Der Glaube taugt für viele immerhin als Trostspender, in der obigen Situation taugt er, weil der Depp sich dadurch in dieser Situation zufälliger Weise dann richtig verhält.
Ansonsten ist er für mich mit seiner lebensverachtenden Sichtweise ein Musterbeispiel dafür, wenn ich sage: Schau, was Religion so alles anrichtet...
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