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Islamische Hochkultur
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Arena-Bey
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Anmeldungsdatum: 29.01.2008
Beiträge: 1460

Beitrag(#1105768) Verfasst am: 14.10.2008, 20:26    Titel: Antworten mit Zitat

Zu der Geschichte, die immer gern in interessierten Kreisen erzählt wird mit dem so wunderbaren Kalifat von Cordoba, hat ballancer schon einige anzutreffenden Aussagen gemacht.

Die Systematik des Untergangs von Imperien ( egal auf welcher ideologischen Basis sie sich entwickelten) kann im Buch von Prof Münkler "Imperien" nachgelesen werden.

In der Islamischen Welt kam das einzigartige Phänomen des sog. geschlossenen Tores mit zum Tragen. In der okzidentalen Geistesgeschichte hat die Reformation eine "Öffnung" ein "Aufbrechen" ermöglicht in der orientalen entstand in der Auseinandersetzung zwischen dem Erzkonservativen Al Ghazali und dem Reformer Ibn Ruschd ( Avoerres , sic Cordoba ) nach dem Sieg der konservativen Kräfte ein Backslash und ein frühes Dogma der Unfehlbarkeit des nicht zu diskutierenden Inhalts des Korans. Und somit die Trennung von Philosophie ( freiem Denken =) und strikter Befolgung alleinig der religiösen Regeln. Diese Handhabe hat dann das freie Denken im islamischen Kulturkreis zum Erliegen gebracht.

Im Okzident lief es besser zwinkern zwinkern wie man heute sieht oder meint zu sehen zwinkern zwinkern

Dazu:
http://sammelpunkt.philo.at:8080/862/1/ps01arbziegler.pdf

schönes Weiterdiskutieren
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Shadaik
evolviert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#1105864) Verfasst am: 14.10.2008, 22:31    Titel: Antworten mit Zitat

kamelpeitsche hat folgendes geschrieben:
Hallo erstmal, ich bin wieder (ein bisschen) da. Winken

VT_340 hat folgendes geschrieben:
Warum wieso kann sich eine Kultur wieder zurückentwickeln


Manche mögen das nicht mehr hören, aber gerade in diesem Falle trägt "der Westen" eine massive Mitschuld. Hunderte Jahre von rücksichtsloser Kolonialgeschichte hängen ganz unmittelbar mit dem Niedergang von muslimisch geprägten Hochkulturen zusammen - wie man dieses Wort Hochkultur nun auch definieren mag. Die "Reconquista" in Südspanien etwa, nach der die unter muslimischer Herrschaft einigermaßen unbehelligten Juden wieder zu Hassobjekten wurden; oder die Nachwehen der französischen Kolonialgeschichte in Algerien. Hier ist der Zusammenhang besonders deutlich: 1820 waren 40 Prozent der Algerier alphabetisiert, das sind mehr als zur damaligen Zeit in Frankreich oder Großbritanien. Nach dem Abzuh der Franzosen 1962 waren es noch ca. 20 Prozent.

Ähnliches geht auch für das Russische Reich: Ein nicht kleiner Teil der bedeutenden Persönlichkeiten progressiver Strömungen im Islam lebten in dne ganzen -stans, die damals zum Russischen Reich gehörten.
Das ging recht gut und die islamische Kultur dort begann, zu verwestlichen und im Zuge dessen setzte eine Säkularisierung der Gesellschaft ein. dann kam der Erste Weltkrieg und die kolonialrussischen Südvölker wurden reihenweise in die Armee eingezogen. nach dem Krieg hatte man dann andere Sorgen als Frauenrechte und Philosophie, die -stans versanken in der Bedeutungslosigkeit (mit einem kleinen Nachspiel in Form von Kemal Atatürk).
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ballancer
... leidet an dianoia ...



Anmeldungsdatum: 27.05.2007
Beiträge: 4767

Beitrag(#1106033) Verfasst am: 15.10.2008, 09:53    Titel: Antworten mit Zitat

Arena-Bey hat folgendes geschrieben:
In der okzidentalen Geistesgeschichte hat die Reformation eine "Öffnung" ein "Aufbrechen" ermöglicht in der orientalen entstand in der Auseinandersetzung zwischen dem Erzkonservativen Al Ghazali und dem Reformer Ibn Ruschd ( Avoerres , sic Cordoba ) nach dem Sieg der konservativen Kräfte ein Backslash und ein frühes Dogma der Unfehlbarkeit des nicht zu diskutierenden Inhalts des Korans. Und somit die Trennung von Philosophie ( freiem Denken =) und strikter Befolgung alleinig der religiösen Regeln. Diese Handhabe hat dann das freie Denken im islamischen Kulturkreis zum Erliegen gebracht.

Im Okzident lief es besser zwinkern zwinkern wie man heute sieht oder meint zu sehen zwinkern zwinkern

http://sammelpunkt.philo.at:8080/862/1/ps01arbziegler.pdf


Vielen Dank für den Link - vom Format noch überschaubar werden ganz erstaunliche Dinge zur Beleuchtung der Geistesgeschichte deutlich. Leider ist der Text zum Copy und Paste gesperrt. Sonst würde ich hier gerne einiges Zitieren. Interessant ist vor allem die geistesgeschichtliche Bewegung der Rezptionsgeschichte im Okzident - 13. bis 16. Jahrhundert. Sicher muss man Ibn-Rushd einen starken Einfluss auf das europäische Denken zubilligen.

Ist es nun ein Zufall, dass Al-Ghazali in der islamischen Welt obsiegte, oder ist dies der inneren Logik des Koran geschuldet?
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1.Thessalonicher 5,21 "Prüft aber alles und das Gute behaltet."
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Arena-Bey
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Anmeldungsdatum: 29.01.2008
Beiträge: 1460

Beitrag(#1106044) Verfasst am: 15.10.2008, 10:19    Titel: Antworten mit Zitat

ballancer hat folgendes geschrieben:
Arena-Bey hat folgendes geschrieben:
In der okzidentalen Geistesgeschichte hat die Reformation eine "Öffnung" ein "Aufbrechen" ermöglicht in der orientalen entstand in der Auseinandersetzung zwischen dem Erzkonservativen Al Ghazali und dem Reformer Ibn Ruschd ( Avoerres , sic Cordoba ) nach dem Sieg der konservativen Kräfte ein Backslash und ein frühes Dogma der Unfehlbarkeit des nicht zu diskutierenden Inhalts des Korans. Und somit die Trennung von Philosophie ( freiem Denken =) und strikter Befolgung alleinig der religiösen Regeln. Diese Handhabe hat dann das freie Denken im islamischen Kulturkreis zum Erliegen gebracht.

Im Okzident lief es besser zwinkern zwinkern wie man heute sieht oder meint zu sehen zwinkern zwinkern

http://sammelpunkt.philo.at:8080/862/1/ps01arbziegler.pdf


Vielen Dank für den Link - vom Format noch überschaubar werden ganz erstaunliche Dinge zur Beleuchtung der Geistesgeschichte deutlich. Leider ist der Text zum Copy und Paste gesperrt. Sonst würde ich hier gerne einiges Zitieren. Interessant ist vor allem die geistesgeschichtliche Bewegung der Rezptionsgeschichte im Okzident - 13. bis 16. Jahrhundert. Sicher muss man Ibn-Rushd einen starken Einfluss auf das europäische Denken zubilligen.

Ist es nun ein Zufall, dass Al-Ghazali in der islamischen Welt obsiegte, oder ist dies der inneren Logik des Koran geschuldet?


Es ist der inneren Logik des Korans nicht geschuldet und des ist auch kein Zufall. Es ist wie vieles in der geistigen Auseinandersetzung ein Geflecht von politischen Ambitionen, geistigem Führungsanspruch und ökonomischen Zwängen.

Die Sache ist sehr komplex und - vergleichbar mit der Entwicklung im Abendland hin zur Reformation - eine Echternacher Springprozession der kulturellen Einflüsse. Wilhelm von Ockham geduldet, Abealard entmannt, Johann Hus verbrannt , Luther von den politische Kräften in Deutschland benutzt.

Religion ist immer überall eine Säule von Herrschaft und nachdem diese theologische Säule im Islam durch Farabi und Avicenna als zu eng erkannt wurde, traten die alten Philosophenschulen aus Damaskus und Bagdad, die aus den uralten Quellen der griechischen Philosophen ( besonders Plotin ) schöpften, wieder in den Vordergrund.
Das ergab aber politische Schwierigkeiten weil in der Viel-Völker- Welt des Orients die Abkehr von der reinen Theologie des Korans hin zu Philosophie nach dem Koran die Einheit der muslimischen Welt zu zerstören drohte. Deshalb wurde die reaktionäre Haltung des Al Gazahli von den herrschenden Familien unterstützt und Ibn- Rushd zum Abealard der islamischen Welt... da ihm kein Luther folgte habe wir heute ein "reformatorisches " Problem mit dem Islam zwinkern zwinkern ...

alles viel zu komplex um hier abgehandelt zu werden...Professoren mit ihrem Lehrstühlen beschäftigen sich damit.
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ballancer
... leidet an dianoia ...



Anmeldungsdatum: 27.05.2007
Beiträge: 4767

Beitrag(#1106082) Verfasst am: 15.10.2008, 11:50    Titel: Antworten mit Zitat

Arena-Bey hat folgendes geschrieben:
ballancer hat folgendes geschrieben:

Ist es nun ein Zufall, dass Al-Ghazali in der islamischen Welt obsiegte, oder ist dies der inneren Logik des Koran geschuldet?


Es ist der inneren Logik des Korans nicht geschuldet und des ist auch kein Zufall. Es ist wie vieles in der geistigen Auseinandersetzung ein Geflecht von politischen Ambitionen, geistigem Führungsanspruch und ökonomischen Zwängen.


Ohne Frage kann man diese im konkreten Geschehen herausarbeiten. allerdings glaube ich, dass diese Sicht zu kurz greift. Denn es mögen Konsterlationen politischer und ökunomischer Strukturen gleichsam den genialen Denker hin formen als auch von ihnen geformt werden. In dieser geistigen Ökologie gibt es allerdings auch Ideen und Inhalte. Diese als rein instrumental einzuschätzen führt selbstredend jeden Erkenntnisprozess ad absurdum.

Wenn aber die Idee wirkmächtig ist, dann ist auf deren Bedeutung auch eine Analyse - vor allem eine Langfrist-Analyse sinnvoll. Man mag die Idee im Kontext einer Ideologie (hier wertfrei gemeint) sehr wohl in seiner Entwicklung zu beurteilen.

Meine These: Ideen zeigen erst über längere Entwicklung ihre wahre Bedeutung. Und die Bedeutung setzt sich auch gegen kurzfristige Wirkungen von Umständen und Interessen durch. Vielmehr kann man ein Muster der Ideen als Treiber der Geschichte erkennen.

Arena-Bey hat folgendes geschrieben:
Die Sache ist sehr komplex und - vergleichbar mit der Entwicklung im Abendland hin zur Reformation - eine Echternacher Springprozession der kulturellen Einflüsse. Wilhelm von Ockham geduldet, Abealard entmannt, Johann Hus verbrannt , Luther von den politische Kräften in Deutschland benutzt.


Wie gesagt: Man darf m.E. nicht beim Vordergündigen aufhören. Das wäre, als wollte man durch die Beobachtung der Wellen die Meeresströmungen analysieren.

Arena-Bey hat folgendes geschrieben:
Religion ist immer überall eine Säule von Herrschaft und nachdem diese theologische Säule im Islam durch Farabi und Avicenna als zu eng erkannt wurde, traten die alten Philosophenschulen aus Damaskus und Bagdad, die aus den uralten Quellen der griechischen Philosophen ( besonders Plotin ) schöpften, wieder in den Vordergrund.
Das ergab aber politische Schwierigkeiten weil in der Viel-Völker- Welt des Orients die Abkehr von der reinen Theologie des Korans hin zu Philosophie nach dem Koran die Einheit der muslimischen Welt zu zerstören drohte. Deshalb wurde die reaktionäre Haltung des Al Gazahli von den herrschenden Familien unterstützt und Ibn- Rushd zum Abealard der islamischen Welt... da ihm kein Luther folgte habe wir heute ein "reformatorisches " Problem mit dem Islam zwinkern zwinkern ...


Du scheinst doch letztlich den Zufall als treibende Kraft der Geschichte zu verstehen. Ich aber entdecke deutliche Zusammenhänge. Idee

Arena-Bey hat folgendes geschrieben:
alles viel zu komplex um hier abgehandelt zu werden...Professoren mit ihrem Lehrstühlen beschäftigen sich damit.


Offensichtlich ziehen es hier einige vor, sich mit zugeworfenen mehr oder minder geistreichen Bonmots Selbstbestätigung einzuholen. Das halte ich aber für langweilig und überflüssig wie einen Kropf.
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Rreinhard
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Anmeldungsdatum: 22.03.2007
Beiträge: 910
Wohnort: Oberbayern

Beitrag(#1115943) Verfasst am: 28.10.2008, 20:40    Titel: Antworten mit Zitat

HOCHkultur.Höhere Zivilisierung. Gut dass wir heute ein gesetzliches Diskriminierungsverbot haben.

Andererseits: Hier geht es primär nur um die islamische Hochkultur. Beziehungsweise um deren Leitkultur damals.
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Ich bin ein Optimist:
Der das Leben nicht so tragisch nimmt wie es ist.
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