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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1133046) Verfasst am: 20.11.2008, 02:13 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Rationalität ist immer mit einem Ziel verbunden |
Weiß ich.
Zitat: | in diesem Fall ist es mal vereinfacht ausgedrückt: Ich-Bewusste Lebewesen sollen nicht durch mich verantwortet zu Tode kommen. Genau genommen ist das Ziel weit abstrakter und das nur eine Ableitung davon, aber das will ich hier jetzt eigentlich nicht ausführen. |
Würde mich aber interessieren, wie du aus dem normativen Satz "Ich-bewusste Lebewesen sollen nicht durch mich verantwortet zu Tode kommen" auf etwas anderes als eine Moralvorstellung kommst.
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1133048) Verfasst am: 20.11.2008, 02:17 Titel: |
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Hornochse hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | in diesem Fall ist es mal vereinfacht ausgedrückt: Ich-Bewusste Lebewesen sollen nicht durch mich verantwortet zu Tode kommen. Genau genommen ist das Ziel weit abstrakter und das nur eine Ableitung davon, aber das will ich hier jetzt eigentlich nicht ausführen. |
Würde mich aber interessieren, wie du aus dem normativen Satz "Ich-bewusste Lebewesen sollen nicht durch mich verantwortet zu Tode kommen" auf etwas anderes als eine Moralvorstellung kommst. |
Ich finde den Begriff "Moralvorstellung" viel zu unklar. Das System ist im Prinzip: Es gibt erstmal Ziele, die ich erreichen will, daraus werden dann Werte, Normen, Regeln abgeleitet, man kann rational darüber diskutieren, ob diese Werte, Normen, Regeln etc. dazu geeignet sind, die Ziele zu erreichen. Zudem kann man auch die Ziele selber wieder diskutieren, bei der Zielsetzung bleibt aber letztlich ein irrationales Moment.
EDIT: Normative Sätze können natürliche nur normative Sätze implizieren. Die Technologie um Normen umzusetzen kann aber auch wieder mit deskriptiven Sätzen kritisiert werden, etc. pp. (sorry für die fremdwörter, aber ich hab gerade nicht die Zeit, dass in verständlicherem Deutsch zu formulieren)
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1133049) Verfasst am: 20.11.2008, 02:20 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Hornochse hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | in diesem Fall ist es mal vereinfacht ausgedrückt: Ich-Bewusste Lebewesen sollen nicht durch mich verantwortet zu Tode kommen. Genau genommen ist das Ziel weit abstrakter und das nur eine Ableitung davon, aber das will ich hier jetzt eigentlich nicht ausführen. |
Würde mich aber interessieren, wie du aus dem normativen Satz "Ich-bewusste Lebewesen sollen nicht durch mich verantwortet zu Tode kommen" auf etwas anderes als eine Moralvorstellung kommst. |
Ich finde den Begriff "Moralvorstellung" viel zu unklar. Das System ist im Prinzip: Es gibt erstmal Ziele, die ich erreichen will, daraus werden dann Werte, Normen, Regeln abgeleitet, man kann rational darüber diskutieren, ob diese Werte, Normen, Regeln etc. dazu geeignet sind, die Ziele zu erreichen. Zudem kann man auch die Ziele selber wieder diskutieren, bei der Zielsetzung bleibt aber letztlich ein irrationales Moment. |
Aus einem Ziel werden Werte abgeleitet? Das Ziel selbst hat doch seine Grundlage in einer Wertvorstellung.
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1133050) Verfasst am: 20.11.2008, 02:21 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | (sorry für die fremdwörter, aber ich hab gerade nicht die Zeit, dass in verständlicherem Deutsch zu formulieren) |
Schade, jetzt kann der Dummi wieder nichts verstehen.
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- Niklas Luhmann -
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Gergon dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 22.08.2008 Beiträge: 1301
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(#1133052) Verfasst am: 20.11.2008, 02:26 Titel: |
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Was heisst in so einem Fall rational? Es kann da, wo es viele Maeuse gibt, rational erscheinen diese zu essen, weil es ökonomisch als sinnvoll erscheint. Es kann aber auch rational sein keine Maeuse zu essen. Es erscheint uns als rational und vernünftig keine Affen zu essen, da sie uns sehr aehneln. Bedeutet rational in diesem Fall nicht nur, dass es nachvollziehbar ist, man es also begründen kann? Die vermeindlich eigene Vorteilssuche ist meist rational, nur was Vorteile sind und was nicht, ist meist streitig. Ein Vorteil für den andere getötet werden, gilt für manche als viel und für andere als gar nichts erstrbenswertes.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1133054) Verfasst am: 20.11.2008, 02:32 Titel: |
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Hornochse hat folgendes geschrieben: |
Aus einem Ziel werden Werte abgeleitet? Das Ziel selbst hat doch seine Grundlage in einer Wertvorstellung. |
Hm, ich behaupte, dass das Umsetzen von Wertvorstellungen mit Interessen zusammenhängt. Und es ist überhaupt kein Problem einen Schluss von W1->Z->W2 zu machen. Werte sind meist unklar, die Formulierung von Zielen hat den Zweck, sich klar zu machen, worum es einem eigentlich geht, dann kann man dann unter Umständen wieder Werte und Normen formulieren, die der Durchsetzung dieses Ziels dienen oder vergleichbaren. Ich behaupte nicht damit zu beschreiben, wie Werte und Normen in einer Gesellschaft entstehen, es ist sozusagen ein Vorschlag zur Rationalisierung von Ethik in einer bestimmten Hinsicht .
@Gergon
Rational mal aus meiner Sicht frei definiert: Etwas ist rational in Bezug zu einem Ziel, wenn man rational begründen kann, dass dies der Erfüllung des Ziels dient.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1133055) Verfasst am: 20.11.2008, 02:33 Titel: |
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Hornochse hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | (sorry für die fremdwörter, aber ich hab gerade nicht die Zeit, dass in verständlicherem Deutsch zu formulieren) |
Schade, jetzt kann der Dummi wieder nichts verstehen. |
Grrr, nicht jeder kennt die Fremdworte, also ist es eigentlich besser, sie nicht zu ausführlich zu verwenden.
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1133059) Verfasst am: 20.11.2008, 02:42 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Hm, ich behaupte, dass das Umsetzen von Wertvorstellungen mit Interessen zusammenhängt. Und es ist überhaupt kein Problem einen Schluss von W1->Z->W2 zu machen. |
Ich hatte mich auch missverständlich ausgedrückt. Die Möglichkeit des Schlusses von Z zu W2 wollte ich nicht bestreiten. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass m.E. am Anfang dieser Kette immer ein W steht. Ich hatte den Eindruck, du hättest dies quasi bestritten - aber:
Kival hat folgendes geschrieben: | Ich behaupte nicht damit zu beschreiben, wie Werte und Normen in einer Gesellschaft entstehen, es ist sozusagen ein Vorschlag zur Rationalisierung von Ethik in einer bestimmten Hinsicht . |
Damit hat sich das geklärt.
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1133062) Verfasst am: 20.11.2008, 02:44 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Hornochse hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: | (sorry für die fremdwörter, aber ich hab gerade nicht die Zeit, dass in verständlicherem Deutsch zu formulieren) |
Schade, jetzt kann der Dummi wieder nichts verstehen. |
Grrr, nicht jeder kennt die Fremdworte, also ist es eigentlich besser, sie nicht zu ausführlich zu verwenden. |
Ist ja richtig, es klang nur so herrlich elitär.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1133063) Verfasst am: 20.11.2008, 02:45 Titel: |
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Hornochse hat folgendes geschrieben: | Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass m.E. am Anfang dieser Kette immer ein W steht. |
Oh, da wäre ich mir nicht so sicher, es könnte auch sein:
Ideologie->Wert
Interesse+Einfluss->Wert
Irgendwelche Fragen danach, was "am Anfang" steht, erscheint mir grundsätzlich problematisch, weil es relativ willkürlich ist, wo man da aufhört.
Man kann sich auch Zyklen vorstellen:
Wert->Ziel->Interesse->Wert->Ziel->Interesse (ich würde jetzt gerne wieder einen Pfeil zum ersten Wert machen )
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1133064) Verfasst am: 20.11.2008, 02:48 Titel: |
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Das würde ich eher umkehren
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1133065) Verfasst am: 20.11.2008, 02:53 Titel: |
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Argaith hat folgendes geschrieben: |
Das würde ich eher umkehren |
Ich würde bezweifeln, dass es sich hier um lineare Zusammenhänge handelt, ich befürchte, die sind eher furchtbarer dynamischer Natur mit vielfacher Wechselwirkung (@Hornochse: Jetzt fangen wir an elitär zu werden). Wenn man jetzt ernsthaft versuchen wollte mathematische Modelle dafür aufzustellen, wie all diese variablen zusammenhängen, käme man, befürchte ich, nicht an partiellen Differentialgleichungen vorbei (von denen ich k(aum)eine Ahnung habe).
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1133066) Verfasst am: 20.11.2008, 02:55 Titel: |
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Aber bleiben wir mal auf einer zwar abstrakten Ebene, aber ohne übers Ziel hinauszuschießen: Du meinst also, Wertvorstellungen würden Ideologien produzieren und weniger Ideologien Werte?
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1133067) Verfasst am: 20.11.2008, 03:01 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Oh, da wäre ich mir nicht so sicher, es könnte auch sein:
Ideologie->Wert |
Ideologie beeinhaltet doch Werte.
Kival hat folgendes geschrieben: | Interesse+Einfluss->Wert |
Interesse ist tatsächlich eine in diesem Zusammenhang interessante Kategorie, die mich schon einmal dazu bringt, die Allgemeingültigkeit meiner Aussage aufzugeben.
Aber bezogen auf das konkrete Beispiel: Welches Interesse könnte deinem Verhalten zugrunde liegen, dem nicht wiederum ein Wert zugrund liegt?
Edit: quote entfernt.
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- Niklas Luhmann -
Zuletzt bearbeitet von Hornochse am 20.11.2008, 03:06, insgesamt einmal bearbeitet |
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1133069) Verfasst am: 20.11.2008, 03:04 Titel: |
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Ich hatte gerade ein wenig über deinen anderen Post nachgedacht, daher die Verzögerung. Verzeihung.
Kival hat folgendes geschrieben: | Wenn man jetzt ernsthaft versuchen wollte mathematische Modelle dafür aufzustellen, wie all diese variablen zusammenhängen, käme man, befürchte ich, nicht an partiellen Differentialgleichungen vorbei (von denen ich k(aum)eine Ahnung habe). |
Wir können ja erst einmal versuchen, es nicht-formal zu halten.
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1133070) Verfasst am: 20.11.2008, 03:05 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Aber bleiben wir mal auf einer zwar abstrakten Ebene, aber ohne übers Ziel hinauszuschießen: Du meinst also, Wertvorstellungen würden Ideologien produzieren und weniger Ideologien Werte? |
Gibt es eine Ideologie die keine Werte in sich birgt? Falls nein, wäre diese Frage in unserer Diskussion irrelevant.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1133079) Verfasst am: 20.11.2008, 03:19 Titel: |
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Wir haben natürlich das Problem hier mit ziemlich undefinierten Begriffen zu hantieren. Zu Ideologie nur kurz: Gerade wenn Ideologien Wertvorstellungen enthalten gilt: I->W; aber es kann ja auch erst einmal Ideologie im Sinne von Weltvorstellung sein: Vorstellung darüber, wie die Welt ist, Das kann auch Werte produzieren.
Zitat: | Interesse ist tatsächlich eine in diesem Zusammenhang interessante Kategorie, die mich schon einmal dazu bringt, die Allgemeingültigkeit meiner Aussage aufzugeben.
Aber bezogen auf das konkrete Beispiel: Welches Interesse könnte deinem Verhalten zugrunde liegen, dem nicht wiederum ein Wert zugrund liegt? |
Es gibt m. E. keine "reinen Interessen". Das egoistische Motiv ist aber natürlich hier vor allem: Das Verletzen der Norm "kein ich-bewusstes Lebewesen töten" würde mir innerlich zum Nachteil gereichen. Nun halte ich es aber für möglich, dass man diese Wertvorstellung auf das Interesse zurückführen kann, dass ich als ich-bewusstes Lebewesen nicht getötet werden will. Wenn ich jetzt rational rechtfertige, dass ich diese Norm vertrete, sagt das aber wenig darüber aus, wie diese Norm entstanden ist.
Ich-Bewusste Lebewesen ist ziemlich offensichtlich eine Abstraktion von Mensch, also wäre dann die Frage: Warum keinen Menschen töten? Wieso gibt es diese Norm? Man könnte jetzt rekonstruieren, dass dies etwas damit zu tun hat, dass die Menschen im sozialen Miteinander eine Absicherung wollten, nicht bald durch die Hand des anderen zu sterben. Es ist sicherlich eine Bedingung für die Existenz sozialer Strukturen, aber eine historische Rekonstruktion der Entstehung dieser Norm ist das nicht nur weil es erstmal plausibel erscheint.
(Ja, ich weiß, dass ich hier auch von Norm zu Wert springe, nicht von Ziel genau differenziere, aber es ist spät und ich kann nicht mal so eben auf ausformulierte Theorien zurückgreifen )
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1133082) Verfasst am: 20.11.2008, 03:36 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Wir haben natürlich das Problem hier mit ziemlich undefinierten Begriffen zu hantieren. Zu Ideologie nur kurz: Gerade wenn Ideologien Wertvorstellungen enthalten gilt: I->W; aber es kann ja auch erst einmal Ideologie im Sinne von Weltvorstellung sein: Vorstellung darüber, wie die Welt ist, Das kann auch Werte produzieren. |
Diese Vorstellung darüber, wie die Welt ist, wäre dann aber - wenn ich dich recht verstehe - ein System deskriptiver Sätze. Das sieht mir dann aber im nächsten Schritt nach einem naturalistischen Fehlschluss aus.
Kival hat folgendes geschrieben: | Es gibt m. E. keine "reinen Interessen". Das egoistische Motiv ist aber natürlich hier vor allem: Das Verletzen der Norm "kein ich-bewusstes Lebewesen töten" würde mir innerlich zum Nachteil gereichen. Nun halte ich es aber für möglich, dass man diese Wertvorstellung auf das Interesse zurückführen kann, dass ich als ich-bewusstes Lebewesen nicht getötet werden will. Wenn ich jetzt rational rechtfertige, dass ich diese Norm vertrete, sagt das aber wenig darüber aus, wie diese Norm entstanden ist. |
OK, doch möglich wäre m.E. nur der direkte Schluss von "Ich als Ich-bewusstes Lebewesen will nicht getötet werden" auf "Der/das andere als Ich-bewusstes Lebewesen will nicht getötet werden". Damit ist noch nicht begründet, weshalb es dir zum Nachteil ist, das andere Lebewesen dennoch zu töten.
Zitat: | Ich-Bewusste Lebewesen ist ziemlich offensichtlich eine Abstraktion von Mensch, also wäre dann die Frage: Warum keinen Menschen töten? Wieso gibt es diese Norm? Man könnte jetzt rekonstruieren, dass dies etwas damit zu tun hat, dass die Menschen im sozialen Miteinander eine Absicherung wollten, nicht bald durch die Hand des anderen zu sterben. Es ist sicherlich eine Bedingung für die Existenz sozialer Strukturen, aber eine historische Rekonstruktion der Entstehung dieser Norm ist das nicht nur weil es erstmal plausibel erscheint.
(Ja, ich weiß, dass ich hier auch von Norm zu Wert springe, nicht von Ziel genau differenziere, aber es ist spät und ich kann nicht mal so eben auf ausformulierte Theorien zurückgreifen ) |
Du hättest hier aufgrund zweier Interessen (nicht getötet werden wollen des Ich-bewussten-Lebewesens; Absicherung im sozialen Miteinander) evtl. begründet, wie der Wert in bezug auf den Menschen bildet - doch was ist das Interesse bezogen auf das Tier? Mit einem Tier lebe ich nicht in einer sozialen Gemeinschaft, es kann mich auch nicht töten.
Ich merke aber, dass ich auch langsam fertig bin. Lass' und das Ganze demnächst fortsetzen, wenn du Interesse hast.
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
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Katatonia ...the quiet cold of late november
Anmeldungsdatum: 05.04.2005 Beiträge: 826
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(#1133083) Verfasst am: 20.11.2008, 03:37 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: |
Rational mal aus meiner Sicht frei definiert: Etwas ist rational in Bezug zu einem Ziel, wenn man rational begründen kann, dass dies der Erfüllung des Ziels dient. |
Es ist nicht gut, wenn das Definiens das zu definierende Wort enthält.
_________________ Faulheit: der Hang zur Ruhe ohne vorhergehende Arbeit. (Kant)
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1133086) Verfasst am: 20.11.2008, 03:42 Titel: |
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Katatonia hat folgendes geschrieben: | Kival hat folgendes geschrieben: |
Rational mal aus meiner Sicht frei definiert: Etwas ist rational in Bezug zu einem Ziel, wenn man rational begründen kann, dass dies der Erfüllung des Ziels dient. |
Es ist nicht gut, wenn das Definiens das zu definierende Wort enthält. |
Es ist der Irrglaube der Philosophen, Definitionen wären ohne Zirkel möglich. :p Ich hätte auch nur "begründen" schreiben können, in dem Begründen hätte trotzdem Ratoinalität mit dringesteckt, allerdings ein etwas anderer Begriff von Rationalität.
@Hornoche
Gut Nacht
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1133088) Verfasst am: 20.11.2008, 03:47 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Gut Nacht |
Gute Nacht.
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
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L.E.N. im falschen Film
Anmeldungsdatum: 25.05.2004 Beiträge: 27745
Wohnort: Hamburg
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(#1133101) Verfasst am: 20.11.2008, 08:15 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Es ist der Irrglaube der Philosophen, Definitionen wären ohne Zirkel möglich. |
_________________ Ich will Gott lästern dürfen! Weg mit §166 StGB!
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caballito zänkisches Monsterpony
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 12112
Wohnort: Pet Sematary
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(#1133354) Verfasst am: 20.11.2008, 16:07 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: |
Es ist der Irrglaube der Philosophen, Definitionen wären ohne Zirkel möglich. :p |
Wenn es ein Zirkel ist, wird dadurch nichts neues definiert ... also haben die Philosophen recht
Das Problem liegt mE an einer ganz anderen Stelle: Wenn alles durch anderes definiert wäre, dann hätte man eine unendliche Rekursion, das ganze wäre nicht fundiert, und am Ende wäre gar nichts definiert.
Am Anfang stehen deswegen eben nicht Definitionen, sondern Begriffe, von denen man einfach weiß, was sie bedeuten, Begriffe, die keiner Definition bedürfen, bzw, die nicht definierbar sind. (Wollte man elitär wereen, könnte man von "primordialen" Begriffen sprechen ).
Versuche z.B. mal "rot" oder "ich" oder einfach nur "Baum" zu definieren.
Diese Begriffe werden nicht duerch Definition, sondern durch Benutzung, durch Kategorisierung, durch Beispiele und Gegenbeispiele (Ja, das ist ein Baum - Nein, das ist ein Strauch ...) gelernt.
Ich denke, ein großer Teil des (ersten) Spracherwerbs besteht in Findung dieser Begriffe, und das Problem, dass manche Dinge nicht übersetzbar sind, liegt schlicht daran, dass den fraglichen Sprachen unterschiedliche Sätze solcher ursprünglichen Begriffe zugrundeliegen.
Und ich denke, dass gerade in der Moral sehr stark auf solche ursprünglichen Begriffe zurückgegriffen wird. Und wenn man die dann zu definieren versucht, dann kommt man auf Zirkel, weil diese Begriffe eben auch gerade durch ihrem Zusammenhang bestimmt sind.
_________________ Die Gedanken sind frei.
Aber nicht alle Gedanken wissen das.
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1133531) Verfasst am: 20.11.2008, 20:32 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | Argaith hat folgendes geschrieben: |
Das würde ich eher umkehren |
Ich würde bezweifeln, dass es sich hier um lineare Zusammenhänge handelt, |
hat keiner behauptet, ich würde es daher auch 'eher' umkehren. Ideologieen können Werte produzieren, sind aber selbst komplexer und enthalten zudem Werte als Eigenschaften. Der Gleichheitsgedanke könnte zB als Wert sowohl zur Ideologie des Sozialismus führen, wie auch im Rahmen desselben auf charakteristische Weise verstärkt und ausgebuat werden. Eine Reihe von Werten, d.h. Zustände, die man unbedingt wahren möchte, führen in aller Regel zu einem Ideologischen Überbau, der der Verletzung etwahiger Wertvorstellungen zusätzliches Gewicht verleiht, in dem es Werte in ein theoretisches Gebäude fügt und Erklärungen für Mechanismen liefert, die die Verletzungen normgebender Werte eindämmt. Marxisten zB sehen hinter jeder Übeltat des Faschismus, hinter jeder Verletzung der Gleichheit, die ungerechte Verteilung des Kapitals. Nationalsozialisten erheben den Wert kulturalistischer und rassischer Homogenität und erklären, weshalb es so wichtig ist, die arische Rasse reinzuhalten und wer letztlich an allem schuld ist.
Zitat: | ich befürchte, die sind eher furchtbarer dynamischer Natur mit vielfacher Wechselwirkung |
Das denke ich gar nicht mal so sehr. Es besteht sicher eine Wechselbeziehung und zwar derart, dass zunächst Werte sich zu Ideologieen zusammenfügen und dann aber auch im Bestehen dieser zu mehr Geltung gelangen und natürlich können in Folge dessen auch zusätzlich Werte entstehen, um die Verflechtung von Sittengesetzen zu verdichten, die letztlich ein wertgerechtes, bzw. ideologiegerechtes Verhalten sichern soll. Ideologie wirkt i.d.Z als eine Totalisierung und Bündelung einzelner Wertvorstellungen zu einer Art Dogma, das die einzelne Wertverletzung viel schlimmer dastehen lässt, als sie eigentlich ist.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1133576) Verfasst am: 20.11.2008, 21:20 Titel: |
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@argaith, hornochse, caballito
Soll ich die "Normentstehungsgeschichte" mal abtrennen, wenn ich dass denn hinbekomme?
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1133577) Verfasst am: 20.11.2008, 21:21 Titel: |
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Würde ich schon sagen, ja
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1133585) Verfasst am: 20.11.2008, 21:26 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | ich befürchte, die sind eher furchtbarer dynamischer Natur mit vielfacher Wechselwirkung |
Bezog sich übrigens allgemein auf den Komplex Werte, Normen, Interessen, Ideologien, etc. - Bei der Vorlesung heute kam das übrigens zufällig auch zur Sprache, Durkheims (und auch Profs) Vorstellung ist, dass man die Entstehung von Normen nicht mit Reduktion auf individuelles Verhalten begründen könne, prinzipiell solle man soziales nur mit sozialem erklären. Dass da aber natürlich gar nicht erklärt wird, wie es zu Normen kam, fand ich das eher etwas schwach (mehr vom Prof als vom alten Durkheim).
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Hornochse Orthographiefetischist
Anmeldungsdatum: 22.07.2007 Beiträge: 8223
Wohnort: Bundeshauptstadt
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(#1133589) Verfasst am: 20.11.2008, 21:28 Titel: |
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Kival hat folgendes geschrieben: | @argaith, hornochse, caballito
Soll ich die "Normentstehungsgeschichte" mal abtrennen, wenn ich dass denn hinbekomme? |
Nur zu. Vielleicht versuchen wir dann auch, etwas mehr Struktur in die Diskussion zu bringen.
_________________ Alles könnte anders sein - und fast nichts kann ich ändern.
- Niklas Luhmann -
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1133620) Verfasst am: 20.11.2008, 22:04 Titel: |
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Ich les jetzt erst mal Durkheim, ihr könnt also ruhig ohne mich anfangen .
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1133672) Verfasst am: 20.11.2008, 23:19 Titel: |
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Sollte sich hier OT ansammeln, werde ich das übrigens einfach in nen anderen Thread ausgliedern.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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