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Grundlegung einer Ethik - worauf fußt sie?
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#115360) Verfasst am: 13.04.2004, 16:31    Titel: Antworten mit Zitat

Shadaik hat folgendes geschrieben:

Fassen wir dennoch bis hierhin zusammen: Utilitarismus ist zwingend Bestandteil atheistischer Ethik

Letztendlich sind alle Ethiken utilitaristisch, auch die theistischen. Umso verwunderlicher ist es, dass alle immer dagegen argumentieren.

Shadaik hat folgendes geschrieben:
, nicht aber alleinig hinreichende Ausgangsbasis. Oder aber es findet sich einfach jemand, der bessere Antworten weiß als ich. Dürfte nicht lange dauern, ich denke zu selten über Ethik nach und mache einfach.

Die ganze Idee von einer argumentativen Ausgangsbasis für eine Ethik, die wir unbedingt brauchen ist mir zu sehr im Geist-Körper Dualismus verhaftet, den ich ablehne.

Wir sind Menschen. Menschen sind soziale Tiere, wie viele andere Tiere auch. Die Evolution hat uns dazu gemacht, weil es funktioniert. Deshalb wollen wir nicht nur unser eigenes Wohl sondern auch das Wohl unserer Freunde, Verwandter, Sippe, unseres Dorfes, unserer Spezies, usw. (nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge und mit individuell abweichender Gewichtung)
Das ist die Ausgangsbasis. Wir sind was wir sind und dementsprechend werden wir handeln.

Ich will nicht ermordet werden und ich will auch nicht, dass andere ermordet werden. Die allermeisten Menschen sind dieser Ansicht, also verbieten wir Mord und handeln dementsprechend. Das ist nun wirklich keine Quantenphysik.

Die Welt ist kompliziert und genauso sind unsere individuellen Wünsche komplex und gegeneinander abzuwägen. Insofern ist nicht jede Frage so einfach zu beantworten wie die nach dem Mord. Das ist aber eine Frage der Komplexität, nicht eine nach der richtigen Ethik oder deren Ausgangsbasis.
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#115364) Verfasst am: 13.04.2004, 16:33    Titel: Antworten mit Zitat

Mecky hat folgendes geschrieben:
Ist Utilitarismus wirklich ein zwingender Bestandteil der atheistischen Ethik? Das glaube ich nicht. Ich kenne Atheisten, die überhaupt nicht utilitaristisch denken.

Na dann formuliere mal eine Ethik, ohne den Utilitarismus doch irgendwo einzubauen. Wir werden ja sehen...
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Ralf Rudolfy
Auf eigenen Wunsch deaktiviert.



Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#115374) Verfasst am: 13.04.2004, 17:16    Titel: Antworten mit Zitat

Mecky hat folgendes geschrieben:
Hinter dem Utilitarismus stecken m.E. noch wesentlich tiefere Motive, die aber Atheisten aber nicht so geläufig sind, weil sie nicht mehr in eine sachliche Logik hineinpassen, sondern auf menschliche Eigenschaften gründen.

Und welche Motive sind das Deiner Meinung nach? Was sind menschliche Eigenschaften, bzw. gibt es Eigenschaften des Menschen, die über das Streben nach Befriedigung der Grundbedürfnisse hinausgehen? Ginge ich von einer "Natur" des Menschen aus, würde ich voraussetzen, daß das Sozialverhalten des Menschen durch Erfahrungen aus seiner Umwelt nicht beeinflußbar ist. In Wirklichkeit ist das Sozialverhalten sehr stark durch die Sozialisation der Umgebung veränderbar. Zu dieser Sozialisation kann sehr wohl die Erfahrung gehören, daß das Dasein in einer solidarischen Gesellschaft angenehmer und angstfreier ist.
_________________
Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#115380) Verfasst am: 13.04.2004, 17:50    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Sokrateer,

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Wir sind Menschen. Menschen sind soziale Tiere, wie viele andere Tiere auch. Die Evolution hat uns dazu gemacht, weil es funktioniert. Deshalb wollen wir nicht nur unser eigenes Wohl sondern auch das Wohl unserer Freunde, Verwandter, Sippe, unseres Dorfes, unserer Spezies, usw. (nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge und mit individuell abweichender Gewichtung)


hmmmm, das mit Spezies würde ich nicht unterschreiben, nicht einmal 'unseres Dorfes'. AFAIK gibt es keinen Mechanismus, der so etwas bewirken könnte. Andere Argumente s.u.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Das ist die Ausgangsbasis. Wir sind was wir sind und dementsprechend werden wir handeln.

Ich will nicht ermordet werden und ich will auch nicht, dass andere ermordet werden. Die allermeisten Menschen sind dieser Ansicht, also verbieten wir Mord und handeln dementsprechend. Das ist nun wirklich keine Quantenphysik.


IMAO nicht einmal zutreffend. Du kennst doch auch Kopfjäger. Bei denen durften Männer oft erst heiraten, nachdem sie einen Gegner getötet hatte. Du musst in diesem Fall immer zwischen 'uns' und 'denen' unterscheiden. Die Menschheit als Ganzes gar spielt dabei keinerlei Rolle.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Die Welt ist kompliziert und genauso sind unsere individuellen Wünsche komplex und gegeneinander abzuwägen. Insofern ist nicht jede Frage so einfach zu beantworten wie die nach dem Mord. Das ist aber eine Frage der Komplexität, nicht eine nach der richtigen Ethik oder deren Ausgangsbasis.


Ich finde, dass man bei derartigen Fragen zwei Dinge nicht durcheinander werfen sollte: biologische Grundlagen und kulturelle Bedingungen. Schau Dir irgendwelche populationsgenetischen Rechnereien an. Allele, selbst wenn sie sehr hohe Selektionskoeffizienten haben, brauchen meist mindestens 100 Generationen bis zur Fixierung. Irgendwelche menschlichen Verhaltensweisen oder gar Einstellungen mit Genen erklären zu wollen, scheint mir sehr problematisch zu sein. Außerdem verläuft unsere Entwicklung genuin lamarkistisch ('tradigenetisch'). Und da ist, im Rahmen dessen, was das nackte Überleben erfordert, sehr viel möglich. Beispielsweise ganz unterschiedliche Ethiken.

Angeblich gibt es einige Invarianzen, die man bei allen untersuchten Gesellschaften findet. Kennt jemand, der hier mitliest, vielleicht Beispiele?

Grüßle

Thomas
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#115388) Verfasst am: 13.04.2004, 18:12    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Hi Sokrateer,

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Wir sind Menschen. Menschen sind soziale Tiere, wie viele andere Tiere auch. Die Evolution hat uns dazu gemacht, weil es funktioniert. Deshalb wollen wir nicht nur unser eigenes Wohl sondern auch das Wohl unserer Freunde, Verwandter, Sippe, unseres Dorfes, unserer Spezies, usw. (nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge und mit individuell abweichender Gewichtung)


hmmmm, das mit Spezies würde ich nicht unterschreiben, nicht einmal 'unseres Dorfes'. AFAIK gibt es keinen Mechanismus, der so etwas bewirken könnte. Andere Argumente s.u.

Was verstehst du unter Mechanismus? Wir reagieren doch zum Beispiel auf Mimik und weiters auf das Kindchenschema usw. Dafür ist es nicht relevant, ob die Person aus dem näheren Umkreis stammt, oder 10000 Kilometer entfernt vor einer Fernsehkamera sitzt. Die Verfolgung anderer Völker geht meistens mit der Behauptung einher diese Menschen seien keine echten Menschen, sondern Halbmenschen, oder Unmenschen. Aus gutem Grund sendeten die US-Sender während des Irakkrieges keine schrecklichen Bilder von zerfetzten Kindern, sondern nur Tote Bewaffnete.

Bei Gorillas wurde übrigens sogar Mitleid gegenüber anderen Spezies festgestellt, was wir ja auch entwickeln können.

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Das ist die Ausgangsbasis. Wir sind was wir sind und dementsprechend werden wir handeln.

Ich will nicht ermordet werden und ich will auch nicht, dass andere ermordet werden. Die allermeisten Menschen sind dieser Ansicht, also verbieten wir Mord und handeln dementsprechend. Das ist nun wirklich keine Quantenphysik.


IMAO nicht einmal zutreffend. Du kennst doch auch Kopfjäger. Bei denen durften Männer oft erst heiraten, nachdem sie einen Gegner getötet hatte. Du musst in diesem Fall immer zwischen 'uns' und 'denen' unterscheiden. Die Menschheit als Ganzes gar spielt dabei keinerlei Rolle.

Nein, ich kenne die Kopfjäger nicht.

Trotzdem lag den Kopfjägern wohl das eigene Wohl am Herzen und möglicherweise auch das ihrer Frauen und Kinder, Brüder und Väter. Insofern ist die Unterstüzung der Kopfjägergesellschaft irrational, denn in ihr ist ein langes Leben kaum möglich. Hinzu kommt aber noch das Gefangenendilemma, oder so was ähnliches. "Was nützt es, wenn nur ich mich ändere, alle anderen aber weitermachen wie bisher?" würde sich der Kopfjäger fragen. Erst der demokratische Rechtstaat löst dieses Problem hinreichend.
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#115395) Verfasst am: 13.04.2004, 18:29    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Sokrateern,

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:

hmmmm, das mit Spezies würde ich nicht unterschreiben, nicht einmal 'unseres Dorfes'. AFAIK gibt es keinen Mechanismus, der so etwas bewirken könnte. Andere Argumente s.u.

Was verstehst du unter Mechanismus?


ups, zu biologisch gedacht. Dort gibt es immer noch einen heftigen Streit um die Einheit der Selektion. Es gab auch Menschen wie Lorenz, die das Wohl der Art oder Wynne-Edwards, die das der Gruppe als Ziel betrachteten. Williams konnte zeigen, dass es keinen Mechanismus gab, der so etwas bewirken konnte.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Wir reagieren doch zum Beispiel auf Mimik und weiters auf das Kindchenschema usw. Dafür ist es nicht relevant, ob die Person aus dem näheren Umkreis stammt, oder 10000 Kilometer entfernt vor einer Fernsehkamera sitzt. Die Verfolgung anderer Völker geht meistens mit der Behauptung einher diese Menschen seien keine echten Menschen, sondern Halbmenschen, oder Unmenschen. Aus gutem Grund sendeten die US-Sender während des Irakkrieges keine schrecklichen Bilder von zerfetzten Kindern, sondern nur Tote Bewaffnete.

Bei Gorillas wurde übrigens sogar Mitleid gegenüber anderen Spezies festgestellt, was wir ja auch entwickeln können.


Klar, aber das ist nicht das, was ich mit 'Mechanismus' meinte. Ich habe mich aber unklar ausgedrückt. Übrigens hat sich Lorenz dazu einige Gedanken gemacht, die Du vermutlich kennst. Ist schon ein Unterschied, ob ich jemanden erwürge oder auf einen Knopf drücke, der eine Rakete abschießt.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
IMAO nicht einmal zutreffend. Du kennst doch auch Kopfjäger. Bei denen durften Männer oft erst heiraten, nachdem sie einen Gegner getötet hatte. Du musst in diesem Fall immer zwischen 'uns' und 'denen' unterscheiden. Die Menschheit als Ganzes gar spielt dabei keinerlei Rolle.

Nein, ich kenne die Kopfjäger nicht.


Glück gehabt ;-)

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Trotzdem lag den Kopfjägern wohl das eigene Wohl am Herzen und möglicherweise auch das ihrer Frauen und Kinder, Brüder und Väter.


Das ist soziobiologisch leicht zu erklären.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Insofern ist die Unterstüzung der Kopfjägergesellschaft irrational, denn in ihr ist ein langes Leben kaum möglich.


Was meinst Du mit 'Unterstützung'? Ich wollte nur darauf hinaus, dass alles, das über das Wohl der _Verwandten_ hinausgeht (AKA 'kin selection'), mit biologischen Wurzeln nicht mehr erklärbar ist.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Hinzu kommt aber noch das Gefangenendilemma, oder so was ähnliches. "Was nützt es, wenn nur ich mich ändere, alle anderen aber weitermachen wie bisher?" würde sich der Kopfjäger fragen. Erst der demokratische Rechtstaat löst dieses Problem hinreichend.


Der ist dann aber nicht mehr biologisch. Siehst Du, dass das zwei Paar Stiefel sind?

Grüßle

Thomas
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Mecky
registrierter User



Anmeldungsdatum: 11.04.2004
Beiträge: 145

Beitrag(#115406) Verfasst am: 13.04.2004, 19:19    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Letztendlich sind alle Ethiken utilitaristisch, auch die theistischen. Umso verwunderlicher ist es, dass alle immer dagegen argumentieren.
Lieber Sokrateer!

Nein, utilitaristisch sind sie nicht, oder genauer: Nur dann, wenn man unter Utilitarismus etwas versteht, was mit dem Wort gar nicht gemeint ist. Dies dürfte bei Dir der Fall sein. Wirklicher Utilitarismus liegt nämlich nur dann vor, wenn man etwas bewusst mit dem Ziel macht, etwas direkt zurückzubekommen. "Do ut des". Bei dieser Direktheit wird es schwer, eine Ethik zu begründen.

Dessen ungeachtet hast Du natürlich vollkommen recht, wenn Du die Einengung auf finanzielle oder herrschaftliche Aspekte für zu eng empfindest. Richtig. Hier kann die Lösung nicht liegen. Es gibt mehr Ziel-Möglichkeiten als Geld und Herrschaft. Überhaupt scheinen wir uns der Sache nach in vielem einig zu sein, z.B. auch darin, dass eine rein argumentative Grundlegung der Ethik zu kurz greift.

Du kommst aber dann doch wieder auf utilitaristische klingende Ansichten zurück: "Ich will nicht ermordet werden und ich will auch nicht, dass andere ermordet werden. Die allermeisten Menschen sind dieser Ansicht, also verbieten wir Mord und handeln dementsprechend." Solltest Du meinen, dass das Nicht-Ermordet-Werden-Wollen die Grundlage für eine nichtmörderische Ethik ist, (dies wäre wirklich Utilitarismus), dann stimmt das so einfach nicht. Ich habe noch nie jemanden nicht ermordet, weil ich nicht ermordet werden will. Da habe ich andere Motive.
Ich mache da mal weiter: Mein Grund, dass ich nicht stehle ist auch nicht, dass ich nicht bestohlen werden will. (Weitere Beispiele kann sich jeder selbst ausdenken und bei sich selbst nachschauen).

Dessen ungeachtet halte ich es für richtig, dass eine völlig selbstlose Ethik unbrauchbar ist. Kein Mensch (weder Atheist noch ein Gläubiger) würde etwas von ihr haben. Reinen Altruismus halte ich für einen verlogenen Wahn, das gibt es nicht. Ich vermute, dass Du Deine Utilitarismusbegrifflichkeit als Gegenposition zu einem solchen irrigen Altruismus aufgestellt hast. Damit hast Du natürlich in jedem Falle recht, was die Sache angeht, auch wenn Du den Begriff (vielleicht auch aus polemischen Gründen) nicht getroffen hast.
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#115409) Verfasst am: 13.04.2004, 19:32    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
IMAO nicht einmal zutreffend. Du kennst doch auch Kopfjäger. Bei denen durften Männer oft erst heiraten, nachdem sie einen Gegner getötet hatte. Du musst in diesem Fall immer zwischen 'uns' und 'denen' unterscheiden. Die Menschheit als Ganzes gar spielt dabei keinerlei Rolle.

Nein, ich kenne die Kopfjäger nicht.


Glück gehabt zwinkern

Nach dem Kopfjäger laut Google mit Kanibalismus im Zusammenhang stehen, bezweifle ich mal, dass sie existierten.


Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Hinzu kommt aber noch das Gefangenendilemma, oder so was ähnliches. "Was nützt es, wenn nur ich mich ändere, alle anderen aber weitermachen wie bisher?" würde sich der Kopfjäger fragen. Erst der demokratische Rechtstaat löst dieses Problem hinreichend.


Der ist dann aber nicht mehr biologisch. Siehst Du, dass das zwei Paar Stiefel sind?

Sicher. Wo die Grenze zu ziehen ist, weiß ich nicht, ist aber auch nicht sonderlich wichtig für eine biologische Begründung der Ethik. Eigentlich reicht der Überlebensinstinkt schon vollkommen aus.
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Mecky
registrierter User



Anmeldungsdatum: 11.04.2004
Beiträge: 145

Beitrag(#115411) Verfasst am: 13.04.2004, 19:36    Titel: Antworten mit Zitat

Grundlage einer Ethik ist meiner Meinung nach nicht ein Utilitarismus, sondern eine entsprechende Veranlagung des Menschen inklusive dessen Prägung.

Aus diesem Grunde kommt man auch nur zum Teil mit ethischen Denkweisen an die Ethik heran: Die Anlagen sind vorgegeben, änderbar sind sie nicht. Und auch die Prägungen sind zwar nicht festgeschrieben, so doch ziemlich zäh.

Grundlage einer Ethik kann nur sein, dass ein Mensch seiner Grundausstattung entsprechend leben kann - und da bin ich gar nicht mal so pessimistisch, dass das schlecht für die anderen Menschen ist.

Der Mensch ist, wie hier schon beschrieben wurde, ein animal sociale. Von der Natur (wie auch immer man den Begriff Natur belegt) hat er sowohl eine Grundausstattung für soziales Handeln mitbekommen.

Mit bei dieser Grundausstattung dabei scheint mir ein Trieb hin zum "Guten" zu liegen - bei aller Dehnbarkeit dieses Begriffs. Und hier, in dieser Grundausstattung scheint mir die Wurzel der Ethik zu liegen - und eben nicht im Kalkül. Das Kalkül kann höchstens auf diese Grundausstattung regreddieren.

So kommt es, dass es einfach gut tut, Gutes zu tun. Unsere Natur belohnt uns durchaus mit Glücksgefühl, wenn wir stolz auf etwas sein können. Und dieses Gute kann durchaus fern von einem berechnenden Kalkül sein. Wenn Katastrophen auftreten, sind viele Menschen zu geradezu rührenden Spenden bereit - und zwar nicht, weil sie sich wieder etwas zurückerhoffen, sondern weil es einfach ihrem Inneren entspricht. Denn zu diesem Inneren gehören auch Mitgefühl und Hilfsbereitschaft weit über die Grenzen eines Utilitarismus hinaus. Die Natur hat uns die Eigenschaft mitgegeben, sogar "selbstlos" sein zu können - natürlich nicht im Sinne eines illusionären Altruismus, sondern in dem Sinne, dass wir etwas davon haben, "selbstlos" zu sein: Es gibt eine innere Belohnung, die sich im Selbstgefühl und in Stolz ausdrückt.
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#115420) Verfasst am: 13.04.2004, 19:55    Titel: Antworten mit Zitat

Mecky hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Letztendlich sind alle Ethiken utilitaristisch, auch die theistischen. Umso verwunderlicher ist es, dass alle immer dagegen argumentieren.
Lieber Sokrateer!

Nein, utilitaristisch sind sie nicht, oder genauer: Nur dann, wenn man unter Utilitarismus etwas versteht, was mit dem Wort gar nicht gemeint ist. Dies dürfte bei Dir der Fall sein. Wirklicher Utilitarismus liegt nämlich nur dann vor, wenn man etwas bewusst mit dem Ziel macht, etwas direkt zurückzubekommen. "Do ut des". Bei dieser Direktheit wird es schwer, eine Ethik zu begründen.

Das sehe ich nicht so. Was meinst du mit direkt zurückbekommen? Kannst du Beispiele nennen?

Mecky hat folgendes geschrieben:

Du kommst aber dann doch wieder auf utilitaristische klingende Ansichten zurück: "Ich will nicht ermordet werden und ich will auch nicht, dass andere ermordet werden. Die allermeisten Menschen sind dieser Ansicht, also verbieten wir Mord und handeln dementsprechend." Solltest Du meinen, dass das Nicht-Ermordet-Werden-Wollen die Grundlage für eine nichtmörderische Ethik ist, (dies wäre wirklich Utilitarismus), dann stimmt das so einfach nicht. Ich habe noch nie jemanden nicht ermordet, weil ich nicht ermordet werden will. Da habe ich andere Motive.

Das habe ich auch nicht behauptet. Trittst du für ein Mordverbot ein und wenn ja, warum? Würdest du helfen einen Mörder zu fassen, einzusperren, vor Gericht zu bringen, usw? Wenn ja, warum?

Den direkten Zusammenhang zwischen selber Morden und dadurch entstehender Gefahr selbst ermordet zu werden sehen wohl nur Kriegsgenerationen bzw. Gesellschaften in denen Rache eine große Rolle spielt. In verkleinerten Rahmen kennen aber auch Mitglieder einer friedlichen Kultur dieses Prinzip. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Das lernt jeder schon im Kindergarten.

Ähnliches gilt für das von dir erwähnte Stehlen. Du stiehlst nicht, weil du entweder nicht stehlen willst, oder weil es sich aus verschiedensten Gründen nicht auszahlt. Damit es sich nicht auszahlt, verbieten wir es zusätzlich und bestrafen jeden bei Zuwiderhandlung.

Mecky hat folgendes geschrieben:
Ich vermute, dass Du Deine Utilitarismusbegrifflichkeit als Gegenposition zu einem solchen irrigen Altruismus aufgestellt hast. Damit hast Du natürlich in jedem Falle recht, was die Sache angeht, auch wenn Du den Begriff (vielleicht auch aus polemischen Gründen) nicht getroffen hast.

Ganz und gar nicht. Ich glaube du verwechselst Utilitarismus mit Sozialdarwinismus, oder Objektivismus nach Ayn Rand. Beide Ströhmungen attackieren den Utilitarismus übrigens massiv.

Andere attackieren den Utilitarismus auf ganz andere Weise. Z.b. habe ich schon öfter gehört, dass wir laut Utilitarismus alle alten Menschen töten müssten, da sie nichts zur Gesamtwirtschaft beitragen, oder die Nation bremsen würden. Hier wird unterstellt das Ziel des Utilitarismus sei die Maximierung des BIP, oder die Vergrößerung der Nation und nehme überhaupt keine Rücksicht auf das Individuum.
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Mecky
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Anmeldungsdatum: 11.04.2004
Beiträge: 145

Beitrag(#115438) Verfasst am: 13.04.2004, 20:25    Titel: Antworten mit Zitat

Lieber Sokrateer!

Ich sitze in einer Wirtschaft und bekomme von dem Nachbartisch ein Gespräch mit. Sie planen ein Attentat auf einen Prominenten, den ich sowieso für unfähig halte und der auch mir Nachteile bringt.
Utilitaristisch wäre, dass ich mir ins Fäustchen lache, dass diese Flasche jetzt wegkommt. Ich habe - was das Äußere anbetrifft - nur Vorteile, wenn ich sie gewähren lasse.

Ich melde es trotzdem bei der Polizei, weil ich Mord allgemein als eine Sauerei und ein Verbrechen ansehe. Ich opfere hier meinen schönen Abend und womöglich sogar einen Teil meiner Sicherheit, einer nichtutilitaristischen, einer inneren Belohnung wegen - z.B. weil ich vor mir selbst grade stehen will und weil ich auch Mord als etwas Schlechtes empfinde.

Wieso genügt Dir nicht das Beispiel mit der Katastrophenhilfe? Auch hier hat ein Spender keinen direkten (äußeren) Vorteil - im Gegenteil: Das Geld ist für ihn verloren. Das Moment, dass dann irgendwann einmal auch andere für die eigene (falls jemals eintreffende) Notlage spenden, ist doch hier ganz gewiss nicht das auslösende Moment für eine solche Spende.

PS: Sozialdarwinismus ist noch mal was völlig Anderes.
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Mecky
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Anmeldungsdatum: 11.04.2004
Beiträge: 145

Beitrag(#115439) Verfasst am: 13.04.2004, 20:27    Titel: Antworten mit Zitat

Ironie des Schicksals: Nebenan, bei den Selbstmordattentätern, hat Nordseekrabbe wunderschön beschrieben, was ich meine:

Nordseekrabbe hat folgendes geschrieben:
Ganz normale Menschen werden mit in den Tod gerissen, nur weil ein einziger es sich in sein Hirn gesetzt hat. Das kann ich unter keinen Umständen nachvollziehen; und angesichts der Nachrichten der letzten Zeit speziell aus Israel und Palästina bin ich immer wieder einfach und innig tief erschüttert ob solcher Grausamkeiten.
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#115451) Verfasst am: 13.04.2004, 20:57    Titel: Antworten mit Zitat

Mecky hat folgendes geschrieben:
So kommt es, dass es einfach gut tut, Gutes zu tun. Unsere Natur belohnt uns durchaus mit Glücksgefühl, wenn wir stolz auf etwas sein können.

Ich fürchte, die Erklärung greift etwas zu kurz. Schließlich lernt doch der Mensch erst durch die Reaktion der anderen Gruppenmitglieder auf seine Handlungen, was "gut" ist. Das positive Gefühl, das aus "guten" Handlungen folgt, ist, denke ich, eher durch Lob und Anerkennung begründet. Schließlich gibt es ja durchaus den Fall, indem das Lob und die Anerkennung von Gruppenmitgliedern auch dieses gute Gefühl geben, wenn auch die Handlung außerhalb der Gruppennorm als "schlecht" gilt.

Mecky hat folgendes geschrieben:
Und dieses Gute kann durchaus fern von einem berechnenden Kalkül sein. Wenn Katastrophen auftreten, sind viele Menschen zu geradezu rührenden Spenden bereit - und zwar nicht, weil sie sich wieder etwas zurückerhoffen, sondern weil es einfach ihrem Inneren entspricht.

Bin ich nicht sicher, ob da das Kalkül so völlig abwesend ist. Ich meine, daß bei einer Katastrophe irgendwo durchaus die Überlegung eine Rolle spielt, daß einen selbst auch ähnliches ereilen kann und daß man selbst dann auch auf Hilfe angewiesen ist. Ich habe das an mir selbst schon beobachtet, daß mich ähnliche Ereignisse unterschiedlich berühren, und zwar in dem Maße, ob ich oder mir nahestehende Menschen potentiell betroffen sein könnten. Beispielsweise: der Bombenanschlag in Madrid ging mir ziemlich nahe, der von Bali hat mich (muß ich zugeben) nicht besonders gejuckt. Offenbar ist da ein innerer Selektionsprozeß am Werke.
_________________
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Lissie
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Anmeldungsdatum: 20.02.2004
Beiträge: 457

Beitrag(#115453) Verfasst am: 13.04.2004, 20:59    Titel: Antworten mit Zitat

Mecky hat folgendes geschrieben:
Ist Utilitarismus wirklich ein zwingender Bestandteil der atheistischen Ethik? Das glaube ich nicht. Ich kenne Atheisten, die überhaupt nicht utilitaristisch denken.


Ich auch, mich zum Beispiel. zwinkern Die Idee, dewegen für andere etwas gutes zu tun, anderen zu helfen, andere nicht schamlos auszubeuten, usw., damit sie dasselbe auch mit mir tun, ist für meine Ethik relativ unwichtig.

Ich mag es nicht, wenn Menschen leiden. Ich freue mich, wenn es Menschen gut geht. (Für beide Prinzipien gibt es natürlich auch Gegenbeispiele, aber die Grundrichtig stimmt). Mehr braucht es nicht. Es ist reiner Egoismus: Mir tut das Leid der anderen weh und ich will es vermeiden helfen oder wenigstens nicht noch dafür ursächlich sein.

Das mag jetzt ungeheuer simpel und naiv klingen, aber ich beschreibe nur das Motiv. Ein Motiv, das keinen Glauben nötig hat und kein außerweltliches Heil. Die einzelenen Erwägungen, die dann bei der Herausarbeitung einer konkreteren Moral eine Rolle spielen, sind natürlich weitaus komplizierter und hier kann u.a. auch der Utilitarismus eine Rolle spielen.
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Ralf Rudolfy
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Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#115456) Verfasst am: 13.04.2004, 21:05    Titel: Antworten mit Zitat

Lissie hat folgendes geschrieben:
Mecky hat folgendes geschrieben:
Ist Utilitarismus wirklich ein zwingender Bestandteil der atheistischen Ethik? Das glaube ich nicht. Ich kenne Atheisten, die überhaupt nicht utilitaristisch denken.


Ich auch, mich zum Beispiel. zwinkern Die Idee, dewegen für andere etwas gutes zu tun, anderen zu helfen, andere nicht schamlos auszubeuten, usw., damit sie dasselbe auch mit mir tun, ist für meine Ethik relativ unwichtig.

Naja, vielleicht nicht direkt. Gutes zu tun, andere nicht auszubeuten usw. schafft immerhin ein angenehmers soziales Klima, von dem man auf Umwegen letztloch selbst doch profitiert.

Lissie hat folgendes geschrieben:
Ich mag es nicht, wenn Menschen leiden. Ich freue mich, wenn es Menschen gut geht. (Für beide Prinzipien gibt es natürlich auch Gegenbeispiele, aber die Grundrichtig stimmt). Mehr braucht es nicht. Es ist reiner Egoismus: Mir tut das Leid der anderen weh und ich will es vermeiden helfen oder wenigstens nicht noch dafür ursächlich sein.

Dann sind ja doch in gewissem Sinne eigennützige Motive gegeben, oder?
_________________
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Sokrateer
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Anmeldungsdatum: 05.09.2003
Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#115459) Verfasst am: 13.04.2004, 21:09    Titel: Antworten mit Zitat

Mecky hat folgendes geschrieben:
Lieber Sokrateer!

Ich sitze in einer Wirtschaft und bekomme von dem Nachbartisch ein Gespräch mit. Sie planen ein Attentat auf einen Prominenten, den ich sowieso für unfähig halte und der auch mir Nachteile bringt.
Utilitaristisch wäre, dass ich mir ins Fäustchen lache, dass diese Flasche jetzt wegkommt. Ich habe - was das Äußere anbetrifft - nur Vorteile, wenn ich sie gewähren lasse.

Ich melde es trotzdem bei der Polizei, weil ich Mord allgemein als eine Sauerei und ein Verbrechen ansehe. Ich opfere hier meinen schönen Abend und womöglich sogar einen Teil meiner Sicherheit, einer nichtutilitaristischen, einer inneren Belohnung wegen - z.B. weil ich vor mir selbst grade stehen will und weil ich auch Mord als etwas Schlechtes empfinde.

Du willst also doch nicht, dass besagter Prominenter stirbt und tust das nötige um das Attentat zu verhindern. Warum sollte das nichtutilitaristisch sein? Warum erklärst du manche deiner Bedürfnisse als nichtutilitaristisch um? Am Kopf kratzen

Mecky hat folgendes geschrieben:

Wieso genügt Dir nicht das Beispiel mit der Katastrophenhilfe? Auch hier hat ein Spender keinen direkten (äußeren) Vorteil - im Gegenteil: Das Geld ist für ihn verloren. Das Moment, dass dann irgendwann einmal auch andere für die eigene (falls jemals eintreffende) Notlage spenden, ist doch hier ganz gewiss nicht das auslösende Moment für eine solche Spende.

Detto. Du greifst Egozentrismus, Objektivismus oder Sozialdarwinismus an. Nicht den Utilitarismus. Wenn du anderen Menschen eine Freude machen willst, dann ist eine Spende ein gutes Mittel um das zu erreichen.
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Mecky
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Anmeldungsdatum: 11.04.2004
Beiträge: 145

Beitrag(#115460) Verfasst am: 13.04.2004, 21:16    Titel: Antworten mit Zitat

Lissie hat folgendes geschrieben:
Ich auch, mich zum Beispiel. zwinkern Die Idee, dewegen für andere etwas gutes zu tun, anderen zu helfen, andere nicht schamlos auszubeuten, usw., damit sie dasselbe auch mit mir tun, ist für meine Ethik relativ unwichtig.
Ich mag es nicht, wenn Menschen leiden. Ich freue mich, wenn es Menschen gut geht.
Ach, komm an mein Herz, liebe Lissie! Das macht Dich so sympathisch.
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Mecky
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Anmeldungsdatum: 11.04.2004
Beiträge: 145

Beitrag(#115461) Verfasst am: 13.04.2004, 21:17    Titel: Antworten mit Zitat

Lieber Sokrateer!

Ich habe das Gefühl, dass wir uns in der Sache recht einig sind.
Um Begriffe zu streiten halte ich für Zeitverschwendung.
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Mecky
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Beiträge: 145

Beitrag(#115463) Verfasst am: 13.04.2004, 21:20    Titel: Antworten mit Zitat

Peter Raulfs hat folgendes geschrieben:
Dann sind ja doch in gewissem Sinne eigennützige Motive gegeben, oder?
Lieber Peter, das habe ich nie bestritten und würde sogar Verlogenheit anmahnen, wenn jemand die eigennützigen Motive bestreitet.

Trotzdem halte ich die inneren Motive (wie sie Lissie so schön beschrieben hat: Freude daran, dass jemand blüht. Mitgefühl mit den Leidenden) für die ausschlaggebenden Motive und nicht utilitaristische Kalküle.
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Ralf Rudolfy
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Beiträge: 26674

Beitrag(#115466) Verfasst am: 13.04.2004, 21:28    Titel: Antworten mit Zitat

Mecky hat folgendes geschrieben:
Trotzdem halte ich die inneren Motive (wie sie Lissie so schön beschrieben hat: Freude daran, dass jemand blüht. Mitgefühl mit den Leidenden) für die ausschlaggebenden Motive und nicht utilitaristische Kalküle.

Na gut, dann wärs wohl ein Streit um Begriffe. Ich weiß selbst nicht, wo ich jetzt den Begriff Utilitarismus eingrenzen sollte, und ob das Motiv "Steigerung des eigenen Wohlbefindes" für Leidvermeidung bei anderen darunter fällt.
_________________
Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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Sokrateer
souverän



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Beitrag(#115469) Verfasst am: 13.04.2004, 21:31    Titel: Antworten mit Zitat

Mecky hat folgendes geschrieben:
Lieber Sokrateer!

Ich habe das Gefühl, dass wir uns in der Sache recht einig sind.
Um Begriffe zu streiten halte ich für Zeitverschwendung.

Geht mir genauso. Da ich den Utilitarismus sowieso als impliziten Teil jeder Ethik inklusive jeder theistischen Ethik ansehe, muss ich ihn ja ohnehin nicht verteidigen. zwinkern

Es erstaunt mich halt nur wie gerne der Utilitarismus angegriffen wird und wie oft ihm die jeweils gegenteilige Auffassung unterstellt wird. In den eher liberalistisch eingestellten Ami-Foren wird unterstellt der Utilitarismus verlange den totalen Verzicht persönlicher Bedürfnisse, würde den Kommunismus implizieren und sei daher abzulehnen.
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Mecky
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Anmeldungsdatum: 11.04.2004
Beiträge: 145

Beitrag(#115478) Verfasst am: 13.04.2004, 21:43    Titel: Antworten mit Zitat

Peter Raulfs hat folgendes geschrieben:
Na gut, dann wärs wohl ein Streit um Begriffe. Ich weiß selbst nicht, wo ich jetzt den Begriff Utilitarismus eingrenzen sollte, und ob das Motiv "Steigerung des eigenen Wohlbefindes" für Leidvermeidung bei anderen darunter fällt.
Da kommt es nun offensichtlich darauf an, mit wem Du sprichst: Mit Sokrateer oder mit mir.

Am Besten wird sein, wenn Du anstelle dieses Kurzbegriffs jeweils kurz andeutest, was Du konkret meinst.
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Lissie
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Beiträge: 457

Beitrag(#115481) Verfasst am: 13.04.2004, 21:45    Titel: Antworten mit Zitat

Mecky hat folgendes geschrieben:
Lissie hat folgendes geschrieben:
Ich auch, mich zum Beispiel. zwinkern Die Idee, dewegen für andere etwas gutes zu tun, anderen zu helfen, andere nicht schamlos auszubeuten, usw., damit sie dasselbe auch mit mir tun, ist für meine Ethik relativ unwichtig.
Ich mag es nicht, wenn Menschen leiden. Ich freue mich, wenn es Menschen gut geht.
Ach, komm an mein Herz, liebe Lissie! Das macht Dich so sympathisch.


Danke, Mecky, aber ich wollte mit meiner in Ich-Form gehaltenen Feststellung gar nicht einmal so sehr auf mich persönlich abzielen, sondern ich denke, daß dieses Mit-Fühlen mit Anderen tatsaächlich bei uns allen die Grundlage jedweder Ethik ist. IN den Momenten, wo man spontan jemand Leidendem hilft, werden rationale, vernünftige oder theolgische Überlegungen schnell in den Hintergrund rücken - wir sprechen einfach biologisch auf das Befinden anderer an, auf Schmerzen und Qualen vermutlich noch mehr als auf Glück. (Da es da meist eher gilt, aktiv einzuschreiten).

In der Ethik sind natürlich die Konfliktfälle zwischen dem offenkundigen eigenen Wohlergehen (auf das ich auch recht großen Wert lege) und den möglichen Nachteilen anderer von Bedeutung. Was tue ich, wenn das eigene Glück das Unglück eines anderen nach sich zieht? Das wäre der Extremfall. Der weitaus häufigere Fall ist sicher der, wo nur die eigene Bequemlichkeit auf dem Prüfstand steht.

(Von den Fällen, in denen ich mit sadistischem Genuß manche Menschen zur Hölle wünsche, will ich jetzt gar nicht erst reden, sonst kommen wir in Teufels Küche. zwinkern )
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#115507) Verfasst am: 13.04.2004, 23:02    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Lissie,

[ ... ]

lissie hat folgendes geschrieben:
ich denke, daß dieses Mit-Fühlen mit Anderen tatsaächlich bei uns allen die Grundlage jedweder Ethik ist.


vermutlich sollte man hier wieder 'Ethik' und 'Moral' differenzieren. Ethiken kann man auf äußerst vielfältige Weisen begründen, wobei das Mit-Fühlen mit Anderen eher unterdrückt werden kann.

lissie hat folgendes geschrieben:
IN den Momenten, wo man spontan jemand Leidendem hilft, werden rationale, vernünftige oder theolgische Überlegungen schnell in den Hintergrund rücken - wir sprechen einfach biologisch auf das Befinden anderer an, auf Schmerzen und Qualen vermutlich noch mehr als auf Glück. (Da es da meist eher gilt, aktiv einzuschreiten).


Das scheint mir eher 'Moral' als 'Ethik' zu sein. 'Ethisch' im Sinne von wissenschaftlicher (Letzt?)Begründung oder doch zumindest mit Anspruch auf Geltung vertretenen, was wir tun sollen, ist bestenfalls die letzte Passage, und die sieht mir eher nach Biologismus aus.

lissie hat folgendes geschrieben:
In der Ethik sind natürlich die Konfliktfälle zwischen dem offenkundigen eigenen Wohlergehen (auf das ich auch recht großen Wert lege) und den möglichen Nachteilen anderer von Bedeutung. Was tue ich, wenn das eigene Glück das Unglück eines anderen nach sich zieht? Das wäre der Extremfall. Der weitaus häufigere Fall ist sicher der, wo nur die eigene Bequemlichkeit auf dem Prüfstand steht.


Natürlich ist es ein Unterschied, was Du als Person machst und richtig findest und der kritischen Reflexion darüber, ob das nun allgemeingültig ist und so weiter. Ich denke, das sind zwei Paar Stiefel.

Grüßle

Thomas
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#115508) Verfasst am: 13.04.2004, 23:11    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Sokrateer,

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Nach dem Kopfjäger laut Google mit Kanibalismus im Zusammenhang stehen, bezweifle ich mal, dass sie existierten.


ich denke, Du solltest das eher in einem Lehrbuch der vergleichenden Anthropologie nachlesen als auf irgendwelchen Webseiten, die Dir google zufälligerweise auflistet. Bei den Tuareg gab es dasselbe. Überleg das nochmals im Hinblick auf den Sachverhalt, auf den ich hinweisen wollte.


Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Hinzu kommt aber noch das Gefangenendilemma, oder so was ähnliches. "Was nützt es, wenn nur ich mich ändere, alle anderen aber weitermachen wie bisher?" würde sich der Kopfjäger fragen. Erst der demokratische Rechtstaat löst dieses Problem hinreichend.


Der ist dann aber nicht mehr biologisch. Siehst Du, dass das zwei Paar Stiefel sind?

Sicher. Wo die Grenze zu ziehen ist, weiß ich nicht, ist aber auch nicht sonderlich wichtig für eine biologische Begründung der Ethik. Eigentlich reicht der Überlebensinstinkt schon vollkommen aus.


Okay, das ist Hobbes 'Leviathan'. Aber man kann Ethiken durchaus auch anders begründen. Nur eins glaube ich nicht: dass man sie _biologisch_ begründen kann. Vor allem weil das den Darwinismus crashen würde. Darwin hat expressis verbis 'fremddienliche Zweckmäßigkeit' als Falsifikationskriterium für seine Theorie formuliert (und das gilt auch heute noch). Alles, was über 'kin selection' hinausgeht, dürfte es in diesem Weltbild nicht geben. Deshalb hob ich darauf ab, dass die Evolution des Menschen eben _nicht_ darwinistisch, sondern genuin lamarckistisch ('tradigenetisch') verläuft. Dann brauchst Du aber keinen Überlebensinstinkt, sondern nur noch 'praktische Philosophie' wie man Ethik traditionell benamst hat.

Grüßle

Thomas
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Lissie
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Anmeldungsdatum: 20.02.2004
Beiträge: 457

Beitrag(#115509) Verfasst am: 13.04.2004, 23:37    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Hi Lissie,

[ ... ]

lissie hat folgendes geschrieben:
ich denke, daß dieses Mit-Fühlen mit Anderen tatsaächlich bei uns allen die Grundlage jedweder Ethik ist.


vermutlich sollte man hier wieder 'Ethik' und 'Moral' differenzieren. Ethiken kann man auf äußerst vielfältige Weisen begründen, wobei das Mit-Fühlen mit Anderen eher unterdrückt werden kann.


Ich habe Mecka hier so verstanden, daß es ihm um eine Erklärung für die Akzeptanz einer Ethik bei Atheisten geht. Und in dieser Frage halte ich die Unterscheidung zwischen Ethik und Moral für nebensächlich.

Ohne Mitgefühl kann ich jede Ethik genauso vom Tisch wischen wie jede Moral.
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Sokrateer
souverän



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Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#115512) Verfasst am: 13.04.2004, 23:55    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Hi Sokrateer,

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Nach dem Kopfjäger laut Google mit Kanibalismus im Zusammenhang stehen, bezweifle ich mal, dass sie existierten.


ich denke, Du solltest das eher in einem Lehrbuch der vergleichenden Anthropologie nachlesen als auf irgendwelchen Webseiten, die Dir google zufälligerweise auflistet. Bei den Tuareg gab es dasselbe. Überleg das nochmals im Hinblick auf den Sachverhalt, auf den ich hinweisen wollte.

Kann ich nicht, denn schließlich willst du mir nicht verraten, was Kopfjäger eigentlich sind und inwiefern das relevant sein soll.

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Nur eins glaube ich nicht: dass man sie _biologisch_ begründen kann. Vor allem weil das den Darwinismus crashen würde. Darwin hat expressis verbis 'fremddienliche Zweckmäßigkeit' als Falsifikationskriterium für seine Theorie formuliert (und das gilt auch heute noch). Alles, was über 'kin selection' hinausgeht, dürfte es in diesem Weltbild nicht geben.

Kin selection reicht doch völlig. Wieviel Prozent aller Gene sind innherhalb der Menschheit ident? Sehe jedenfalls nicht ein, warum die die Grenze bei Familie, oder Freunden ziehst und Sippe, Nation oder Spezies nicht mehr gelten lässt. Familie ist genauso wie Nation ein soziales Konstrukt, bis vielleicht auf die Mutter-Kind-Beziehung. Spezies hingegen ist kein soziales Konstrukt.
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#115513) Verfasst am: 13.04.2004, 23:56    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Lissie,

Lissie hat folgendes geschrieben:

Ich habe Mecka hier so verstanden, daß es ihm um eine Erklärung für die Akzeptanz einer Ethik bei Atheisten geht. Und in dieser Frage halte ich die Unterscheidung zwischen Ethik und Moral für nebensächlich.


ich sehe das nicht so. Man kann durchaus auch Ethiken aus anderen Gründen akzeptieren, beispielsweise, weil sie konsistent sind. Die Atheisten, die ich kenne, und die sich mit Ethik befassen, begründen ihre Ethik eher über Konsistenz als über Akzeptanz.

Lissie hat folgendes geschrieben:
Ohne Mitgefühl kann ich jede Ethik genauso vom Tisch wischen wie jede Moral.


Natürlich. Aber Ethik als wissenschaftliche Untersuchung von Normensystemen hat kein Problem damit, von Ignoranten oder Gutmenschen vom Tisch gewischt zu werden.

Grüßle

Thomas
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#115516) Verfasst am: 14.04.2004, 00:11    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Sokrateer,

Sokrateer hat folgendes geschrieben:

Kann ich nicht, denn schließlich willst du mir nicht verraten, was Kopfjäger eigentlich sind und inwiefern das relevant sein soll.


Was soll ich Dir 'verraten'? Mehr als die Tatsache, dass die Männer nicht heiraten konnten, bevor sie einen Menschen getötet hatten, sollte reichen. Du hobst doch so sehr auf Mitgefühl etc. ab. Ich wollte darauf hinaus, dass das keine kultur-invariante Verhaltensweise ist und habe ein konkretes Beispiel gebracht. Und, ehrlich gesagt, mich ein wenig darüber gewundert, dass die Tatsache, dass es Kannibalismus gibt, immer noch abgelehnt wird. Es gibt Arbeiten aus neueren Zeiten, die anhand von Spuren an Knochen etc. nachweisen konnten, dass die Menschen zerlegt und verspeist wurden. Bei den Kopfjägern, auf die ich anspielte, war das nicht der Fall. Daher fragte ich mich, was das soll. Und ein anderes Beispiel genannt.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Nur eins glaube ich nicht: dass man sie _biologisch_ begründen kann. Vor allem weil das den Darwinismus crashen würde. Darwin hat expressis verbis 'fremddienliche Zweckmäßigkeit' als Falsifikationskriterium für seine Theorie formuliert (und das gilt auch heute noch). Alles, was über 'kin selection' hinausgeht, dürfte es in diesem Weltbild nicht geben.

Kin selection reicht doch völlig.


Dann musst Du die Lehrbücher der Populationsgenetik umschreiben.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Wieviel Prozent aller Gene sind innherhalb der Menschheit ident?


Jedenfalls zu wenig um uns zu einer globalen Familie zu machen. Zumindest nicht bis zur Zeit vor dem Kolonialismus. Und die Zeit seit damals reicht bei weitem nicht, ein Allel zu fixieren.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Sehe jedenfalls nicht ein, warum die die Grenze bei Familie, oder Freunden ziehst und Sippe, Nation oder Spezies nicht mehr gelten lässt.


Weil ich Biologe bin. Du hast _biologisch_ argumentiert, und ich wollte darauf hinaus, dass das nicht geht.

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Familie ist genauso wie Nation ein soziales Konstrukt, bis vielleicht auf die Mutter-Kind-Beziehung. Spezies hingegen ist kein soziales Konstrukt.


Sagen wir so: Du willst, via Biologie, Verhaltensweisen oder gar Moral (wenn nicht sogar Ethik) von Menschen erklären. Das kannst Du nur aufgrund der Lebensumstände von Menschen in grauer Vorzeit. Da gab es keine Nationen. Und die Haufen, die gemeinsam herumzogen, waren miteinander verwandt. Und das hatte, nach Auffassung der Soziobiologen, Konsequenzen. Mein Ansatz hingegen ist anders: ich gehe, wie schon betont, davon aus, dass die Evolution des Menschen anders verläuft als die des Rests der Organismen: tradigenetisch und nicht darwinistisch.

Grüßle

Thomas
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Critic
oberflächlich



Anmeldungsdatum: 22.07.2003
Beiträge: 16361
Wohnort: Arena of Air

Beitrag(#115522) Verfasst am: 14.04.2004, 00:53    Titel: Antworten mit Zitat

Kann man eine Ethik nur oktroyieren, oder kann auch der Schwache eine Ethik definieren? Zunächst einmal ist der Mensch egoistisch, sei es aus Selbsterhaltungstrieb, oder sei es -- viel mehr noch -- aus Besitzstreben. Jeder ist so, auch ich. Ich hätte gerne viele Sachen, die ich mir jetzt nicht leisten kann. Geht vielen so. Aber andererseits habe ich eingesehen, daß es, wenn es wirklich die Möglichkeit gäbe, an solche Dinge zu kommen, also etwa Diebstahl straffrei wäre, es viele gäbe, die stärker wären als ich, und so größere Chancen hätten, im "Besitzkampf" an die entsprechenden Waren zu kommen. Auch Dinge, die ich besitze -- auch wenn es nicht viele sind, die für einen Dieb wirklich reizvoll wären -- ansonsten säße ich vielleicht ganz schnell in einer leeren Bude. Ich möchte nicht bestohlen werden. Deshalb bin ich dagegen, daß Menschen einander bestehlen. Ich möchte nicht ermordet werden. Deshalb sollen Menschen einander nicht umbringen. Ich bin der Meinung, daß solche Dinge nicht "von oben" kommen sollten, sondern "von unten", nicht durch Befehlen also, sondern durch Nachdenken, nämlich dadurch, daß es viele Schwache gibt, die ebenso denken.

(Oje: "Herrschaft des Volkes" gegen "Herrschaft des Pöbels". Wie ist es, wenn Menschen durch einen Populisten dahin manipuliert werden, etwas Bestimmtes zu denken, etwa daß grüne Krawatten tragen bestraft werden sollte. Wäre es dann gerechtfertigt, das Tragen grüner Krawatten strafzubewehren, weil Menschen es fordern, auch wenn es nicht rational sein sollte?)
_________________
"Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"

Dann bin ich halt bekloppt. Mit den Augen rollen

"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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