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Atheisten = christlich geprägt, nur eben gottlos?
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Zynix
registrierter User



Anmeldungsdatum: 15.10.2008
Beiträge: 462

Beitrag(#1161028) Verfasst am: 22.12.2008, 13:52    Titel: Antworten mit Zitat

Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
...
Hier im FGH wird doch immer wieder direkt oder indirekt postuliert, daß Atheismus letztlich der Schlüssel zur "heilen Welt" wäre.
...

Wüßte nicht, wie du darauf kommst. Atheisten gibt es nicht erst seit 50 Jahren sondern schon immer, seit es Theisten gibt. Den Schlüssel zur "heilen Welt" glauben die Theisten zu haben - bitte nicht immer diese Verdrehungen .

Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
...
Fakt ist doch, daß offensichtlich das Gros der Atheisten fest in der Vorstellungswelt einer Gesellschaft verankert ist, die sich Demokratie nennt, und letztlich auf christlich geprägten "Werten", Normen und Grundsätzen beruht und dabei ganz nebenbei diesen wundervollen Planeten zerstört.
Da müsste es doch erlaubt sein zu fragen, wieso Atheisten durch ihren geringen Eifer, die Gesellschaft radikal verändern zu wollen, fleißig mit an dem Ast sägen, auf dem die gläubige UND ungläubige Erdbevölkerung sitzt...
...

Was für ein Durcheinander! Was für eine Sammlung von Vorurteilen. Woher weißt du, was das Gros der Atheisten für eine Vorstellungswelt hat? Wieso soll die Gesellschaft christlich geprägt sein? Mit Jesus Christus hat diese Welt spätestens seit Paulus' Siegezug durch die Kirche nichts mehr zu tun. Wer zerstört den nun diesen wundervollen Planeten? Woher hast du die Information, dass Atheisten einen geringen Eifer haben, aber trotzdem fleißig sägen? Soll ich annehnmen, dass die gläubige Bevölkerung nicht mitsägt?
_________________
1.Thessalonicher 5,21 "Prüft aber alles und das Gute behaltet."
1.Zynix 1,1 "Habe die Bibel geprüft und nichts Gutes zum Behalten gefunden."

LG
Zynix
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Argáiþ
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#1161170) Verfasst am: 22.12.2008, 16:59    Titel: Antworten mit Zitat

Hucklebuck hat folgendes geschrieben:

Diese Herangehensweise des Negierens von Wahrhaftigkeit erinnert mich immer ein bißchen an die fast hilflosen, pampigen und infantilen Abwehrversuche des DDR-Politbüros kurz vor dem Mauerfall, als Gorbatschow und die zu Zigtausenden abhauenden Ossis die offensichtliche Realität präsentierten und die alten Männer anfingen, öfter mal im Fernsehen zu stottern.


Was denn für eine "Wahrhaftigkeit"? Wovon soll hier genau die Rede sein? Muss ich vor jedem Kreuz zwanghaft einen Kniefall machen und Psalmen daherbrabbeln? Ich kann gerade mal das Vater Unser auswendig, aber nur deshalb, weil ich mich etwas mit alten Sprachen befasse und das eine wichtige, weil verbreitete, Textprobe ist. Welche tiefgreifenden Prägungen sollen das denn also sein, die zumindest indirekt auf das Christentum zurückzuführen sind? Du willst hoffentlich nicht sagen, dass ohne die 10 Gebote jeder hemmungslos lügen, töten, stehlen und fluchen würde oder?
Und den pseudoabgeklärten Veteranen des kalten Krieges lassen wir in Zukunft lieber stecken, ja?!
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Argáiþ
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#1161190) Verfasst am: 22.12.2008, 17:52    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
Sicher: Nation kann auf alles mögliche abgeklopft werden. Ändert das was an der Tatsache ihrer Existenz bzw. Existenzberechtigung?

Ja. Sicher. Es gibt keine deutsche Nation. Es gibt aber einen deutschen Staat.
Ausserdem wende ich mich gegen Bestrebungen, das dumpfe und dumpfmachende Nationalgefühl als politische Größe wieder Hoffähig zu machen. Bin nämlich Grundgesetz-Fan. Da kommt man ohne aus.


- Es gibt einen deutschen Staat, weil es eine deutsche Nation gibt, genau wie das bei jedem anderen Staat der Fall ist.

- Das Nationalgefühl macht nicht dumpf, jedenfalls nicht dumpfer als das Christentum.

- Das Grundgesetz ist kulturhistorischer Bestandteil dieser Nation.

- Nation, Tradition und kulturelle Identität sind heutzutage in mindestens zweifacher Hinsicht zu relativieren: Es muss sich im Rahmen des GG bewegen und kompatibel mit dem europäischen Staatengefüge sein. Wenn das erfüllt ist, ist an den genannten Dingen eigentlich rein gar nichts auszusetzen. Vor allem ist die Nation aber eine unvermeidliche Tatsache, das ist nichts, wozu man irgendwie im Besonderen Stellung beziehen muss. Es ist eine Konstante der heutigen politischen Situation und wird auch sicherlich für lange Zeit eine Konstante bleiben. Die Nation ist etwas Normales, kein hochgefährliches Kontaktgift, das man derzeit noch nicht entfernen kann.
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Uriziel
Herpiderpi



Anmeldungsdatum: 22.12.2007
Beiträge: 1728

Beitrag(#1170324) Verfasst am: 04.01.2009, 06:00    Titel: Antworten mit Zitat

Hornochse hat folgendes geschrieben:
Komodo hat folgendes geschrieben:
Da Verwechselt wohl jemand Kultur mit Religion.


Und Christentum mit dem Bösen.
Und sich selbst mit der Objektivität.



Da schützt doch nicht etwa jemand das Christentum? zwinkern
Wenn doch, muss es denn geschützt werden? ^^
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Hucklebuck
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Anmeldungsdatum: 25.11.2008
Beiträge: 996

Beitrag(#1172274) Verfasst am: 05.01.2009, 22:29    Titel: Antworten mit Zitat

Zynix hat folgendes geschrieben:
Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
...
Hier im FGH wird doch immer wieder direkt oder indirekt postuliert, daß Atheismus letztlich der Schlüssel zur "heilen Welt" wäre.
...

Wüßte nicht, wie du darauf kommst. Atheisten gibt es nicht erst seit 50 Jahren sondern schon immer, seit es Theisten gibt. Den Schlüssel zur "heilen Welt" glauben die Theisten zu haben - bitte nicht immer diese Verdrehungen .
Wenn von Atheisten postuliert wird, welch haarsträubender Unsinn mit dem Theismus verbreitet wird und welche Folgen dieser Unsinn für einen signifikanten Teil der Bevölkerung, die Geschichte, Politik, Wirtschaft usw. hat und hatte, wird damit im Prinzip impliziert (richtigerweise), daß der eigene weltanschauliche Ausgangspunkt, nämlich der "Atheismus", die Grundlage für die Findung eines revolutionär veränderten gesamtgesellschaftlichen Miteinanders darstellt, nur das genau diese Konsequenz gedanklich, verbal und medial eben sehr selten in dieser Klarheit dargestellt wird, weil es zu unbequem auf Grund der automatisch daraus abzuleitenden Handlungszwänge ist...
Zitat:

Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
...
Fakt ist doch, daß offensichtlich das Gros der Atheisten fest in der Vorstellungswelt einer Gesellschaft verankert ist, die sich Demokratie nennt, und letztlich auf christlich geprägten "Werten", Normen und Grundsätzen beruht und dabei ganz nebenbei diesen wundervollen Planeten zerstört.
Da müsste es doch erlaubt sein zu fragen, wieso Atheisten durch ihren geringen Eifer, die Gesellschaft radikal verändern zu wollen, fleißig mit an dem Ast sägen, auf dem die gläubige UND ungläubige Erdbevölkerung sitzt...
...

Was für ein Durcheinander! Was für eine Sammlung von Vorurteilen. Woher weißt du, was das Gros der Atheisten für eine Vorstellungswelt hat?
Ich pauschalisiere - weil das zur Abstraktion notwendig ist, sonst lassen sich Einschätzungen des gesellschaftlichen Diskurses überhaupt nicht formulieren. Hier wird doch auch immer fleißig behauptet, was Nazis, polnische Kleinbauern oder Marxisten für eine Vorstellungswelt haben. Wieso sollte das bei Atheisten nicht möglich sein?
Außerdem habe ich garnicht behauptet zu wissen, was "das Gros" der Atheisten für eine Vorstellungswelt hat, sondern höchstens, was sie NICHT haben: Nämlich den Eifer, die Gesellschaft radikal verändern zu wollen....
Zitat:

Wieso soll die Gesellschaft christlich geprägt sein?
Öhm.....Diese Frage macht mich tatsächlich sprachlos.
Zitat:

Mit Jesus Christus hat diese Welt spätestens seit Paulus' Siegezug durch die Kirche nichts mehr zu tun. Wer zerstört den nun diesen wundervollen Planeten?
Wer????????
Tja, das sind dann wohl die Mainzelmännchen, oder? Laß mich noch mal raten! Jaaaaaa, jetzt hab ichs!!!!!!!!! Es sind die verdammten Tiere, die wollen die Erde ständig für ihre Zwecke mißbrauchen! Bloß weg mit dem Pack, gibt viel zu viele davon!!!!!!!!!
Zitat:

Woher hast du die Information, dass Atheisten einen geringen Eifer haben, aber trotzdem fleißig sägen? Soll ich annehnmen, dass die gläubige Bevölkerung nicht mitsägt?


Die deutschen Intellektuellen, Künstler und Wissenschaftler haben im dritten Reich auch fleißig mitgesägt - durch ihr Nichtstun...
Ausnahmen haben die Regel bestätigt.
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Hucklebuck
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Anmeldungsdatum: 25.11.2008
Beiträge: 996

Beitrag(#1172318) Verfasst am: 05.01.2009, 22:52    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Hallo Hucklebuck,

Ich unterstelle Dir gar nichts, nur darum, Dein Gegenkonzept zur Demokratie vorzutragen, kommst Du ja wohl nicht herum. Bisher scheint dies ja ein großes Staatsgeheimnis zu sein. Wieviel Zeit hast Du denn für die Vorstellung Deines großen Konzeptes vorgesehen? Es geht gar nicht darum, hier irgend jemand fertig zu machen.
Bei allem Respekt, aber das ist doch ein klein wenig Träumerei. Ich würde schätzen, daß es bei ca. 50 Prozent der Stamm-User überwiegend genau darum geht. Das gilt aber für die meisten Foren. Insofern ordnen sich die "Freigeister" auch in dieser Hinsicht brav in die Gesellschaft ein...
Zitat:
Ich persönlich halte Dich auch eher für einen Träumer als einen Fanatiker.
Ich bin beides - denn beides ist notwendig
Zitat:

Ich bin dann gespannt, welche Träume von anderen Gesellschaftsordnungen Du uns hier vorstellst.
Nicht Träume - sondern Notwendigkeiten
Zitat:

Ich glaube einfach, daß Du den Kulturschock von der alten DDR in die neue BRD nicht ganz überwunden hast.
Ich habe 20 Jahre meines Ostlebens intensivst Westfernsehen geglotzt und nicht nur die schönen, bunten Bilder wahrgenommen. Insofern war ich einer der wenigen Ossis, für die der Westen KEIN Kulturschock war - wenn man von den Linken und Linkslilberalen absieht. Die haben mich tatsächlich schockiert, und zwar so, daß ich selber keiner mehr sein wollte...
Zitat:

Du kommst aus einer Diktatur aufrechter Dummköpfe und nun bist Du in einer Gesellschaft verlogener Zyniker gelandet, samt mittelalterlicher Kirchen und all so einem Zeug.
Putzige Beschreibung, aber das trifft es nicht ganz.
Zitat:

Das ist allerdings ein Kulturschock. Irgendwie hatte man sich doch ganz andere Dinge erträumt. Verstehe das sehr gut. Bin der letzte, der Dich dafür fertig machen will, im Gegenteil, ich verstehe dies rein menschlich sehr gut.

Gruß Malcolm


Wenn ich mir was ganz anderes erträumt hätte, wäre ich spätestens Mitte der Achtziger mit einem Ausreiseantrag aufgelaufen. Danach stand mir nie der Sinn, denn ich hatte ja Westfernsehen...
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1172350) Verfasst am: 05.01.2009, 23:41    Titel: Antworten mit Zitat

Ja Hucklebuck,

mir ist es trotzdem einfach nicht klar, was Deine politische Position nun eigentlich ist. Wie es sich mir hier darstellt, lehnst Du einfach alles nur ab, ohne einen positiven Gegenentwurf zur Diskussion zu stellen, den man diskutieren könnte. Immerhin weiß ich jetzt, daß Du "Fanatiker" bist und die Demokratie ablehnst, aber wohin dann die Reise bei Dir geht, ist mir immer noch nicht klar. Klar, Christen machen es häufig halt ähnlich und verschieben Diskussionen auf später - aber bei denen wundert es mich auch nicht.

Abgesehen davon, wenn Du "Westfernsehen" geguckt hast, dann hat Dich das wohl doch eben nicht auf die Realität des Westens vorbereitet. Du scheinst ja daran ernsthaft zu glauben.

Im übrigen sollte man nie jemanden "fertig machen". Ich war nie ein Anhänger der DDR, aber als die DDR dann unterging, hats mir für den armen DKP Mann, der aufrecht an sie geglaubt hat, doch leid getan. Auch Christen kann man denke ich nur verstehen, wenn man ihnen zugesteht, daß sie eine aufrechte Liebe zum Christentum haben. Oder jemand liebt die Wissenschaften über alles und läßt gar nichts anderes mehr an sich ran - das muß man auch verstehen. Insofern jemand fertig zu machen, hat noch nie geholfen.

Aber mir ist es eben gar nicht klar, was Du eigentlich für eine Position hast - und solange Du sie nicht offen legst, läßt sich schwer diskutieren. Es ist allerdings schon sehr unwahrscheinlich, daß Du mich in meinen Grundpositionen erschüttern wirst, die nun einmal die eines Bekenntnisses zur Demokratie sind als auch die der individuellen Freiheit, einschließlich einer Position zum Christentum, die diesem eine teilweise auch positive Rolle zugesteht.

Gruß Malcolm
_________________
Ohne die Musik wäre das Leben ein Irrtum.

"Das beste, was du weißt, kannst du den Buben doch nicht sagen." ( Goethe)
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Hucklebuck
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Anmeldungsdatum: 25.11.2008
Beiträge: 996

Beitrag(#1173376) Verfasst am: 06.01.2009, 22:54    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Ja Hucklebuck,

mir ist es trotzdem einfach nicht klar, was Deine politische Position nun eigentlich ist. Wie es sich mir hier darstellt, lehnst Du einfach alles nur ab, ohne einen positiven Gegenentwurf zur Diskussion zu stellen, den man diskutieren könnte.
Muss sowas denn immer klar sein? Wenn ich mich mit jemanden über den Klimawandel unterhalte, ist mir erstmal vollkommen egal, ob derjenige nach (tradierten) Vorstellungen Marxist, Normalo, Nazi oder Neoliberaler ist. Ich überprüfe die Logik seiner Ausführungen und versuche, von einleuchtenden Argumentationen für meine Erkenntnisfähigkeit zu profitieren. Das ist dann im Endeffekt durch den dialektischen Prozess ein nachhaltiger sozialer Gewinn für mich UND die Gesellschaft. Frage ich aber immer bei jedem normabweichenden oder unorthodoxen Einwurf meines Diskurspartners nach seiner grundsätzlichen politischen Haltung, stagniert folgerichtig der allgemeine Prozess des Erkenntnisgewinns. Das Missvergnügen, diesen Vorgang beobachten zu können, habe ich permanent.
Ich lehne nicht einfach nur alles ab. Was ich ablehne, ist die ausdifferenzierte Form des Kapitalismus in seiner heutigen Spielart inclusive seines verbalen und manipulativen Deckmäntelchens, "Demokratie" genannt. Folgerichtig lehne ich auch den mehrtausendjährigen gesellschaftlichen Weg dahin als einer für Umwelt, Mensch, Kultur bzw. Gesamtgesellschaft vernichtenden, grotesken Fehlentwicklung ab.
Ergo bleibt nicht viel übrig, auf dem man aufbauen kann, wenn man einen "positiven Gegenentwurf zur Diskussion stellen" will.
Das muss immerhin ein Entwurf sein, der nicht nur Wirtschaft, Wissenschaft, "Politik" und Gesellschaft schlüssig vereint, sondern obendrein noch kommuniziert werden muss. Hat Deiner Vorstellung nach jemals ein Mensch existiert, dem man auch nur ansatzweise solch eine herkulische Aufgabe zuzutrauen vermocht hätte???
Wenn ich Einstein, Marx, Sokrates, Dutschke und da Vinci in einer Person wäre, würde ich vielleicht die Frechheit aufbringen, sowas zu postulieren, aber reichen würde es trotzdem nicht.
Mit ausreichend Chuzpe bin ich schon ausgestattet, aber ich bin nicht größenwahnsinnig.
Ansonsten verweise ich auf das, was ich in diesem Thread schon genau dazu gesagt habe...
Zitat:


Immerhin weiß ich jetzt, daß Du "Fanatiker" bist und die Demokratie ablehnst, aber wohin dann die Reise bei Dir geht, ist mir immer noch nicht klar. Klar, Christen machen es häufig halt ähnlich und verschieben Diskussionen auf später - aber bei denen wundert es mich auch nicht.

Abgesehen davon, wenn Du "Westfernsehen" geguckt hast, dann hat Dich das wohl doch eben nicht auf die Realität des Westens vorbereitet. Du scheinst ja daran ernsthaft zu glauben.

Im übrigen sollte man nie jemanden "fertig machen". Ich war nie ein Anhänger der DDR, aber als die DDR dann unterging, hats mir für den armen DKP Mann, der aufrecht an sie geglaubt hat, doch leid getan.
Mir nicht: Bekanntermaßen sind die von der DDR finanziert, korrumpiert und instrumentalisiert worden. Wer derartig gegen die wegweisenden Vorgaben der Aufklärung verstößt, hat seinen Anspruch auf progressive gesellschaftliche Wahrhaftigkeit verspielt...
Zitat:


Auch Christen kann man denke ich nur verstehen, wenn man ihnen zugesteht, daß sie eine aufrechte Liebe zum Christentum haben. Oder jemand liebt die Wissenschaften über alles und läßt gar nichts anderes mehr an sich ran - das muß man auch verstehen. Insofern jemand fertig zu machen, hat noch nie geholfen.

Aber mir ist es eben gar nicht klar, was Du eigentlich für eine Position hast - und solange Du sie nicht offen legst, läßt sich schwer diskutieren. Es ist allerdings schon sehr unwahrscheinlich, daß Du mich in meinen Grundpositionen erschüttern wirst, die nun einmal die eines Bekenntnisses zur Demokratie sind als auch die der individuellen Freiheit, einschließlich einer Position zum Christentum, die diesem eine teilweise auch positive Rolle zugesteht.

Gruß Malcolm


Meine Position ist es, keine zu haben. Ich habe fest umrissene Standpunkte, die sich immer mehr zu einem für mich schlüssigen Gesellschaftsbild verdichten. Das ist ein dynamischer Prozess. Es ist eine komplett andere Herangehensweise: Ihr anderen fügt Euch ein in die tradierte Vorstellungswelt Eurer oft zufällig über Euch zusammengeschlagenen politischen Grundausrichtung. Sind Dir schon mal soziologische Untersuchungen untergekommen, von welchen Zufallsfaktoren es abhängig ist, ob jemand in die jugendlichen Subkulturen der Punks, Skinheads, Heavy Metals, Hooligans, HipHopper, Sprayer usw. verschlagen wird und wie prägend das für seine spätere politische "Positionierung" ist???
Diese politische "Positionierung" hat Balken, Ecken, Kanten, Tabus und soziale Kuschelfaktoren. Mit all diesen Parametern formen und disziplinieren sich ihre Mitglieder untereinander, sie manipulieren sich und andere, um die Gruppe zu stärken - ganz normale, wissenschaftlich schon lange nachgewiesene gruppendynamische Vorgänge.
Das ist bei mir völlig anders: Ich hatte so viele Brüche in meinem Leben und soviele Gruppenzwangverweigerungsstrategien, daß ich niemals in irgendeinem Strom mitschwimmen konnte noch wollte. Ergo schwimme ich seit vielen Jahren alleine im kalten Erkenntniswasser, OHNE ideologische Balken, Tabu-Inseln und Positionierungszwängen, an denen ich mich festhalten könnte oder wollte. Deswegen gibt es für mich keine Denk-Beschränkungen. Damit mache ich mir keine Freunde und versammel auch keine Schar von Jüngern um mich, aber das macht micht im besten Sinne unabhängig.
Damit bin ich, soviel Frechheit nehme ich mir heraus, einer der ganz wenigen realen Freidenker.
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1173486) Verfasst am: 07.01.2009, 00:57    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Hucklebuck,

mir ist Deine Grundeinstellung, keine Tabus zu kennen und mit keinem Strom mitzuschwimmen grundsätzlich durchaus sympathisch. Als persönliche Lebenseinstellung - durchaus prima - ich teile sie auch durchaus. Nur welche praktischen Konsequenzen Du daraus ziehst, das bleibt durchaus offen.

Zitat:
Ergo bleibt nicht viel übrig, auf dem man aufbauen kann, wenn man einen "positiven Gegenentwurf zur Diskussion stellen" will.
Das muss immerhin ein Entwurf sein, der nicht nur Wirtschaft, Wissenschaft, "Politik" und Gesellschaft schlüssig vereint, sondern obendrein noch kommuniziert werden muss. Hat Deiner Vorstellung nach jemals ein Mensch existiert, dem man auch nur ansatzweise solch eine herkulische Aufgabe zuzutrauen vermocht hätte???
Wenn ich Einstein, Marx, Sokrates, Dutschke und da Vinci in einer Person wäre, würde ich vielleicht die Frechheit aufbringen, sowas zu postulieren, aber reichen würde es trotzdem nicht.


Es tut mir leid, Hucklebuck, diese Grundidee, daß es da noch etwas "ganz anderes" gäbe, aber kein Mensch dieses "ganz andere" wirklich leisten könne und dann doch Deine Hoffnung in dieses "ganz andere" zu setzen - dies ist eine Haltung, die mir einfach nur sehr "messianisch" vorkommt. Worauf Du Deine Hoffnung doch nur setzen kannst, ist, daß doch irgendwann einmal der Herkules kommt, der diese Gesellschaft des ganz anderen verwirklicht - und diese Hoffnung ist ganz grundsätzlich messianisch.

Meine Haltung ist dies nicht; ich denke das vieles in Politik und Gesellschaft auch einfach nur Stückwerk ist und bleibt. Das alleine ist aber noch kein Grund, diese Gesellschaft abzulehnen.

Gruß Malcolm
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Hucklebuck
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Anmeldungsdatum: 25.11.2008
Beiträge: 996

Beitrag(#1173899) Verfasst am: 07.01.2009, 13:53    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Hallo Hucklebuck,

mir ist Deine Grundeinstellung, keine Tabus zu kennen und mit keinem Strom mitzuschwimmen grundsätzlich durchaus sympathisch. Als persönliche Lebenseinstellung - durchaus prima - ich teile sie auch durchaus. Nur welche praktischen Konsequenzen Du daraus ziehst, das bleibt durchaus offen.

Zitat:
Ergo bleibt nicht viel übrig, auf dem man aufbauen kann, wenn man einen "positiven Gegenentwurf zur Diskussion stellen" will.
Das muss immerhin ein Entwurf sein, der nicht nur Wirtschaft, Wissenschaft, "Politik" und Gesellschaft schlüssig vereint, sondern obendrein noch kommuniziert werden muss. Hat Deiner Vorstellung nach jemals ein Mensch existiert, dem man auch nur ansatzweise solch eine herkulische Aufgabe zuzutrauen vermocht hätte???
Wenn ich Einstein, Marx, Sokrates, Dutschke und da Vinci in einer Person wäre, würde ich vielleicht die Frechheit aufbringen, sowas zu postulieren, aber reichen würde es trotzdem nicht.


Es tut mir leid, Hucklebuck, diese Grundidee, daß es da noch etwas "ganz anderes" gäbe, aber kein Mensch dieses "ganz andere" wirklich leisten könne
Meine Intention ist und war: Kein Mensch alleine!
Marx z.B. wäre mit seiner fundamentalen anderen Gesellschaftsanalyse nicht denkbar gewesen ohne seine Vordenker Hegel, Feuerbach und Kant, ohne die Mitarbeit von Engels, ohne die Grundlagen der griechischen philosophischen Klassik (Demokrit) usw.. Ob man Marx nun zustimmt oder nicht, ist eine ganz andere Frage! Die heutige Gesellschaft hatte mit dem Katalysator des menschlichen Egoismus plus deren Grundlage, nämlich der hemmungslosen Ausbeutung und Selbstausbeutung des Menschen und der genauso hemmungslosen Ausbeutung der endlichen Erde
mehrere 1000 Jahre Zeit, ein vermeintlich nahezu perfekt funktionierendes Gesellschaftssystem namens Kapitalismus alias "Demokratie" auszubilden.
Das weist unzweifelhaft darauf hin, daß wir es immer mit Prozessen zu tun haben. Komplexe Prozesse, die komplexe Systeme (Gesellschaftssysteme) hervorbringen, verbunden mit Irrtümern, Wirrungen, Rückläufern und Entwicklungssprüngen.
Ein System (Gesellschaftssystem) ist eben nur ein (wenn auch komplexes) System, genau wie ein Motor, ein Schwein (biol. System), eine Uhr oder auch das Klima.
Bis jetzt waren die Parameter für die Herausbildung des globalkapitalistischen Systems ideal, ergo ging eine mehr als lineare Ausdifferenzierung vor sich. Das beruhte auf dem Common Sense des "Wachstums", was wiederum nur möglich war, weil niemand einen Gedanken darauf verschwenden wollte, daß die Ressourcen der Erde nur in endlicher Form zu Verfügung stehen.
Verbunden mit der Grundlage dieser Wirtschaftsdoktrin "Wachstum" ist der manipulative Verblödungsausdruck "Wohlstand", mit dem seit Generationen die Gehirne der kleinen Leute zugeschissen werden.
Das, was wir heutzutage unter "Wohlstand" verstehen, hat nachgewiesenermaßen kaum etwas zu tun mit dem eigentlich notwendigerweise zu verwendenden Begriff "Lebensqualität", der einer wahrhaftigen gesellschaftlichen Grundausrichtung die eigentliche Zielrichtung vorgeben würde. "Wohstand" als in die Köpfe der Menschen implantierter Ausdruck inklusive seiner semantischen Bedeutung ist der schleimige Faktor, auf dem der Kapitalismus am schnellsten rutscht, er ist DIE Stütze der Gesellschaft (siehe auch Calvinismus als Grundlage protestantischer Arbeitsmoral, das Hauptscharnier zwischen Kapitalismus, Religion, menschlichem Egoismus und Wachstumsglauben)!

Zusammengefasst: Kapitalismus (von mir aus auch "Marktwirtschaft", ist das gleiche Deckmäntelchen wie "Demokratie") beruht auf "Wachstum". "Wachstum" ist nicht unendlich möglich, da die Erde endlich ist. Ergo hat Kapitalismus keine nachhaltige, wissenschaftlich, ökonomisch, ökologisch und gesellschaftspolitisch haltbare Geschäftsgrundlage mehr. Er ist lediglich eine gigantische Presse, die immer mehr von allem verbraucht, und dabei alles immer weiter zusammenquetscht - bis zur Selbstzerstörung.

Damit ist klar: Wenn die "Geschäftsgrundlage" des Kapitalismus wegfällt, fällt auch dessen Existenzberechtigung weg. Ergo MUSS ein System erschaffen werden, welches ein Überleben der Erde und der menschlichen Spezies OHNE Wachstum sichert. Folgerichtig, da der Kapitalismus eigentlich nur eine Fortsetzung einer mehrtausendjährigen Menschheitsentwicklung ist, also inklusive Sklaverei, Feudalismus, Faschismus, Sozialismus usw., muss die GESAMTE menschliche Zivilisation und ihre Geschichte in ihrer Grundausrichtung einer Neubewertung unterzogen werden, um einen grundlegenden Evolutionssprung heraus aus der Agonie der heutigen Gesellschaft zu bewerkstelligen bzw. um unsere Weiterexistenz mit angemessener "Lebensqualität" für alle (Gerechtigkeitsgedanke) zu sichern.
Das ist dann tatsächlich eine "Umwertung aller Werte", allerdings im ursprünglichen Sinne, wie es von Diogenes verstanden wurde "Paracharattein to nomisma", was Dir als Kyniker wohlbekannt sein müsste.
Die Ablehnung diese "Wachstums-und Wohlstandsparadigmas" ist EINE Grundlage einer neuen Gesellschaft.
Eine andere ist das Zugeständnis, das die Natur einen eigenen, unveräußerbaren Wert hat, der mindestens genauso hoch anzusiedeln ist wie der allgemeine Wert menschlichen Lebens.
USW.
Ich habe jetzt erstmal nur angerissen, in welche Richtung es geht, sonst führt das hier wirklich zu weit.
Die konkreten Schlussfolgerungen, die man daraus ziehen kann, werden sich erst dann im allgemeinen Verständnis erschließen, wenn durch den Leidensdruck der einzelnen katastrophalen Entwicklungen (Klimakatastrophe, Migrationskatastrophe, weiter erhöhte Massenarbeitslosigkeit, Bürgerkriege, allgemeine Gewaltpotentiale, die allgemeine soziale Katastrophe, Massenverblödung usw.usf.) und deren wechselseitigen Potenzierungseffekten eine erhöhte Bereitschaft zu radikalen Paradigmenwechseln da ist. Das kann sehr schnell gehen, das kann aber vor allen Dingen durch die enorme Flexibilität des Kapitalismus noch ein paar Jahre dauern.
Fakt ist jedoch, daß etwas derartiges kommen wird, denn insbesondere angesichts der sich exponentiell verstärkenden weltweiten Umweltkatastrophe ist die heutige Wirtschaftsordnung (auch Finanzordnung) nicht mehr lange für die Allgemeinheit darstellbar.
Zitat:

und dann doch Deine Hoffnung in dieses "ganz andere" zu setzen - dies ist eine Haltung, die mir einfach nur sehr "messianisch" vorkommt. Worauf Du Deine Hoffnung doch nur setzen kannst, ist, daß doch irgendwann einmal der Herkules kommt, der diese Gesellschaft des ganz anderen verwirklicht - und diese Hoffnung ist ganz grundsätzlich messianisch.

Meine Haltung ist dies nicht; ich denke das vieles in Politik und Gesellschaft auch einfach nur Stückwerk ist und bleibt. Das alleine ist aber noch kein Grund, diese Gesellschaft abzulehnen.

Gruß Malcolm


Die Grundlage, diese Gesellschaft abzulehnen, ist die Aufklärung. Diese ist im Laufe der Jahrhunderte auf halbem Wege steckengeblieben, da sie für jeden Einzelnen und die Gesellschaft UNBEQUEM ist.
Es IST unbequem, zu erkennen,daß diese Gesellschaft verlogen, ungerecht, ausbeuterisch, unsozial, brutal, umweltvernichtend, schizophren und selbstgerecht ist, und zwar AUS PRINZIP!
Die Menschen werden durch die Umstände GEZWUNGEN werden, diese Gesellschaft in die Tonne zu treten.
Innerhalb dieses Prozesses werden sich viele Menschen mehr und mehr mit der Konzeption einer neuen Gesellschaft präzisierend beschäftigen.
Die Frage ist für wirkliche "Freidenker" doch schon lange nicht mehr ob, sondern lediglich wann das passiert.
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Malcolm
Ekelpaket



Anmeldungsdatum: 25.07.2007
Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg

Beitrag(#1174812) Verfasst am: 08.01.2009, 09:40    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Hucklebuck,

vielen Dank für Deinen recht umfangreichen Beitrag. Allerdings ist mir immer noch nicht klar, worauf die Sache eigentlich hinaus laufen soll.

Ich bin entschiedener Demokrat. Und ich bin ein Anhänger der Marktwirtschaft, wobei ich auch darauf hoffe, daß dieses ganze System auch noch einmal in einer humaneren, gerechteren Weise gestaltet wird.

Du sagst: Du ist ein Freigeist. Ich denke, diese Haltung nehmen viele in Anspruch, ich übrigens auch. Trotzdem komme ich zu anderen Schlußfolgerungen. Daß die Demokratie gegenüber den ökologischen Herausforderungen auch versagt, gestehe ich zu. Allerdings haben sehr viele Menschen eine sehr materialistische Einstellung. Die Toleranz gegenüber dem Kapitalismus beruht nicht zuletzt darauf, daß viele Menschen nach der Einstellung leben: Der reiche Mann mag zwar ein Ferkel sein, aber wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich es genauso machen.

Deine Analyse teile ich teilweise sogar - nur wiegesagt, ich komme zu anderen Schlußfolgerungen. Nicht gelöst ist für mich die Freiheitsproblematik. Ich habe schon an anderen Orten gesagt, daß ich gegen eine paternalistische Haltung des Staates bin: Viele Menschen sind durchaus auch unfrei - etwa in ihrer Interpretation von Religiösität, aber sie dann "befreien" zu wollen, läuft auf Bevormundung hinaus und das hat bisher noch nie geklappt.

Du diagnostizierst, daß die Aufklärung in irgend einer Weise "stecken geblieben" sei. Das weiß ich nicht. Was ist Aufklärung? In erster Linie gesellschaftliche Analyse, aus der man Schlußfolgerungen zieht. Das "stecken bleiben" von Aufklärung hat eben damit zu tun, daß Menschen auch zu anderen Schlußfolgerungen kommen. Zum Beispiel bei der Religionsproblematik. Von daher ist Aufklärung nie ein abgeschlossener Prozeß, er geht vielmehr immer weiter. Aufklärung statisch zu denken, ist letzlich antiaufklärerisch. Deine Vorstellung ist, daß wir irgendwann eine andere Gesellschaft haben sollten - über deren Freiheitsproblematik Du Dich aber völlig ausschweigst, genauso wie über ihr Entwicklungspotential.

Demokratie hinwiederum hat mit genuin verstandener Aufklärung soviel gemein, daß sie wie diese ein durchaus unabgeschlossener Prozeß ist. Sie kann sich in jeder Richtung entwickeln. Ganz grundsätzlich. So wie auch Aufklärung immer weiter geht. Daß Demokratie anderseits auch immer wieder in alten Strukturen stecken bleibt, ist auch ein Faktor. So hatte ich vor ungefähr 30 Jahren große Hoffnungen in die Grünen gesetzt. Heute sehe ich sie skeptisch: Ich denke, die Argumentation, daß Atomkraft auch etwas gegen die globale Erwärmung tun kann, ist für mich nicht von der Hand zu weisen, wiewohl sich die Grünen in ihrer Anti AKW Wagenburg einmauern. Windmühlen sind ganz nett, tragen aber nur einen unwesentlichen Beitrag bei und im übrigen waren auch nicht die Grünen in der Lage, das System des Kapitalismus grundsätzlich in Frage zu stellen.

Immerhin: Die Grünen waren ein Versuch - aber ein für mich letzlich gescheiterter. Ich war selber einmal Mitglied dieser Partei.

Aber anderseits setze ich im Gegensatz zu Dir meine Hoffnungen nicht darauf, daß das System irgendwie zusammenkracht, sondern darauf, daß grundsätzliche Bewußtseinsveränderungen eintreten. Dafür ist die Demokratie grundsätzlich offen. Einen "neuen Menschen" werden wir allerdings nicht schaffen, sondern wir müssen uns ganz grundsätzlich fragen, wie der alte auch veränderbar bleibt. Im moment sehe ich, gerade in der brennensten ökologischen Frage, einfach sehr viel "Verdrängung" am Werke, wo dann aber wohl weniger die Aufklärung hilfreich ist, sondern viel mehr der gesellschaftliche Pychoanalytiker gefragt ist, der die Gesellschaft mal ganz grundsätzlich auf die Couch legt, nicht in der Illusion, ihn zu ändern, sondern in der Hoffnung, ihn zu der ihm erreichbaren Rationalität zu führen.

Im Christentum sehe ich dabei durchaus ein gewisses Potential, leider wird dieses Potential nie abgerufen, weil die Diskussion immer bei irgendwelchen durchaus alberenen und leidigen Glaubensfragen hängen bleibt. Dies ist aber ein ganz grundsätzliches menschliches Phänomen - auch ein Sozialdemokrat wird meinetwegen eher danach beurteilt, wie er eine Parteilinie vertritt - dann ist er ein guter Sozialdemokrat. Daß auf diesem Grunde sich Gruppierungen jeder Art auch in das Gegenteil von dem entwickeln können, für das sie einmal angetreten sind, ist ein leider immer wieder zu bemerkendes Grundphänomen.

Wie auch immer: Das grundsätzliche Befremden, mit dem man der eigenen Gesellschaft gegenüber steht, kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich bin jedoch ganz grundsätzlich Realist, und meine, man sollte gerade innerhalb eines solchen Prozesses sich selber durchaus ernst nehmen und die Gesellschaft durchaus weniger ernst nehmen - erst vor einem solchen Hintergrund ist Veränderung möglich.

Gruß Malcolm
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Hucklebuck
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Beitrag(#1175600) Verfasst am: 09.01.2009, 00:21    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Hallo Hucklebuck,

vielen Dank für Deinen recht umfangreichen Beitrag. Allerdings ist mir immer noch nicht klar, worauf die Sache eigentlich hinaus laufen soll.
Tja Malcolm, den Dank muss ich wohl postwendend zurückgeben: Man hats hier nicht so oft, daß mehr oder weniger kontroverse Positionen auf sachlicher Grundlage erörtert werden können. Danke für Deine ausführlichen Darlegungen, unabhängig davon, ob ich dem zustimmen kann oder nicht!
Zitat:


Ich bin entschiedener Demokrat. Und ich bin ein Anhänger der Marktwirtschaft, wobei ich auch darauf hoffe, daß dieses ganze System auch noch einmal in einer humaneren, gerechteren Weise gestaltet wird.
Ich befürchte, diese Hoffnung ist vergebens, ich hätte sie auch gerne. Schließlich kostet es mehr Zeit, Kraft und Nerven, den Status quo gegen den Widerstand der Mehrheit anzugreifen, als ihn für reformierbar zu halten...
Zitat:

Du sagst: Du ist ein Freigeist. Ich denke, diese Haltung nehmen viele in Anspruch, ich übrigens auch. Trotzdem komme ich zu anderen Schlußfolgerungen. Daß die Demokratie gegenüber den ökologischen Herausforderungen auch versagt, gestehe ich zu.
Das Versagen für sich ist ja nicht das Problem, dafür sind wir alle fehlbare Menschen. Nur sind die Folgen so nachhaltig wie tödlich. Ergo läuft hier gerade was so extrem falsch, daß man daran denken muss, eventuell JEDE heilige Kuh zu schlachten...
Dazu fällt mir mal wieder Einstein ein: "Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind!"
Zitat:


Allerdings haben sehr viele Menschen eine sehr materialistische Einstellung. Die Toleranz gegenüber dem Kapitalismus beruht nicht zuletzt darauf, daß viele Menschen nach der Einstellung leben: Der reiche Mann mag zwar ein Ferkel sein, aber wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich es genauso machen.
Absolut richtig, könnte glatt von mir sein. Das sagt uns allerdings nicht, daß diese Denkweise richtig und WAHRHAFTIG ist, sondern lediglich, daß "das Volk" entweder von Hause aus verblödet ist oder (nicht nur meine Meinung) verblödet, sprich: manipuliert wurde und wird, und das seit sehr langer Zeit.
Dazu fällt mir auch der putzige Spruch ein: "Fresst Scheiße, Milliarden Fliegen können nicht irren!"
Zitat:

Deine Analyse teile ich teilweise sogar - nur wiegesagt, ich komme zu anderen Schlußfolgerungen. Nicht gelöst ist für mich die Freiheitsproblematik. Ich habe schon an anderen Orten gesagt, daß ich gegen eine paternalistische Haltung des Staates bin: Viele Menschen sind durchaus auch unfrei - etwa in ihrer Interpretation von Religiösität, aber sie dann "befreien" zu wollen, läuft auf Bevormundung hinaus und das hat bisher noch nie geklappt.
Die Sache mit der Freiheit ist tatsächlich ein Knackpunkt. Schon die Definitionen gehen ja weit auseinander...
Ich sags mal so: Maximale Freiheit (was auch immer man darunter versteht) ist immer erstrebenswert. Die gesamtgesellschaftliche Suggestion ist ja die, daß wir diese "Freiheit" in der "Demokratie" alle haben - was eine der großen Lügen ist. Wäre die Demokratie das, was sie vorgibt zu sein, wäre es nicht notwendig, sich "Freiheit" kaufen zu müssen. Das ist aber de facto der Fall. Niemand ist hier wirklich frei, vor allen Dingen kann es hier niemals Freiheit für alle geben. Außerdem richtet sich jedes einschränkende Gesetz, und davon gibt es sehr viele, gegen eine "absolute" Freiheit. Da könnte ich jetzt noch seitenweise drüber dozieren...
Wenn man also diese Realität anerkennt, weiß man, daß "Freiheit" ein Propaganda-Popanz des Kapitalismus ist, aber das will keiner hören, weil man sich sonst eingestehen müsste, sein ganzes Leben schon beschissen zu werden.
"Freiheit" ist aber innerhalb einer Gesellschaft ein Parameter, der am Verantwortungsbewußtsein hängt. Einfach gesagt: Je nachdem, wie verantwortungsbewußt sich mein Kind im Vorfeld verhält, dementsprechend kann ich ihm als Vater Freiheiten im Nachhinein einräumen.
Das ist letztlich das Problem: Die Menschheit hat sich offensichtlich unverantwortlich verhalten, sonst wär die Welt ja in einem anderen Zustand. Das geschah und geschieht wider besseren Wissens. Ergo muss man der Menschheit zugestehen, dumm zu sein - oder boshaft. In beiden Fällen hat sie ihren Anspruch auf grenzenlose Freiheit erstmal verwirkt - bis sie sich als verantwortungsbewußt genug erweist...
Als Folge der globalen Verantwortungslosigkeit muß eine neue Gesellschaftsordnung erstmal für eine begrenzte Zeit die Funktion eines Reperaturbetriebes übernehmen, um die Erde wieder in ihr natürliches Gleichgewicht zurückzuführen - und das bedeutet Beschränkung von "Freiheiten". Mit der Maßgabe, diese Beschränkungen gerecht und gleichmäßig zu verteilen, erwächst dadurch eigentlich aber kein existentielles Problem, wenn man zugrundelegt, daß die Hauptbeschränkungen den sogenannten "Wohlstand" betreffen werden, der ja, wie man "eigentlich" weiß, mit LEBENSQUALITÄT nur sehr wenig zu tun hat. Beispielsweise wird es unausweichlich sein, den Individualverkehr massivst zu beschränken: aber dazu würden wir etwas später durch die sich erschöpfenden Ölvorräte sowieso gezwungen werden.
Außerdem ist es notwendig, die Bevölkerungsexplosion weltweit unverzüglich zu stoppen - was ohne Zwangsmaßnahmen nicht funktionieren wird. Aber: Je schneller wir das tun, um so eher ist wieder Individualverkehr möglich.
usw.usf..
Das ist alles unschön und unpopulär, aber die Erdbevölkerung hat sich durch íhr unverantwortliches Verhalten gegenüber sich selbst und unserem Schöpfer, nämlich der Erde, selbst in dieses Dilemma hineinmanövriert...
Zitat:

Du diagnostizierst, daß die Aufklärung in irgend einer Weise "stecken geblieben" sei. Das weiß ich nicht. Was ist Aufklärung? In erster Linie gesellschaftliche Analyse, aus der man Schlußfolgerungen zieht.
Nein.
Die sogannte "Demokratie" und ihre "Parteien" berufen sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf das Erbe der Aufklärung, also sollte man sie auch daran messen. Wenn Du dich noch nicht mit der Aufklärung und ihren Protagonisten (Kant) beschäftigt hast, kann ich Dir nur zuraten. Misst man jedenfalls die "Demokratie" an ihrem Anspruch, bleibt eben nur die von mir schon erwähnte "vollgeschissene Windel" übrig, und das ist doch ziemlich armselig...
Zitat:

Das "stecken bleiben" von Aufklärung hat eben damit zu tun, daß Menschen auch zu anderen Schlußfolgerungen kommen. Zum Beispiel bei der Religionsproblematik. Von daher ist Aufklärung nie ein abgeschlossener Prozeß, er geht vielmehr immer weiter. Aufklärung statisch zu denken, ist letzlich antiaufklärerisch. Deine Vorstellung ist, daß wir irgendwann eine andere Gesellschaft haben sollten - über deren Freiheitsproblematik Du Dich aber völlig ausschweigst, genauso wie über ihr Entwicklungspotential.
Das ist, Verzeihung, romantisch gedacht. Wir haben nämlich keine andere Wahl angesichts der Umstände. Selbstverständlich ist Aufklärung ein dynamischer Prozess. UND: Forderst Du vom real existierenden und herrschenden Kapitalismus ebenfalls den Nachweis seines Entwicklungspotentials?
Ich behaupte: jeder Gesellschaftsversuch, der anstrebt, die Balanceproblematik innerhalb der Gesamtpopulation der Erde und im Einklang mit ihr zu lösen, hat mehr Entwicklungspotential...
Zitat:

Demokratie hinwiederum hat mit genuin verstandener Aufklärung soviel gemein, daß sie wie diese ein durchaus unabgeschlossener Prozeß ist. Sie kann sich in jeder Richtung entwickeln. Ganz grundsätzlich.
Nö.
Sorry, Malcolm, aber das ist sträflich naiv. Das Finanzkapital, die Wirtschaftseliten und ihre Marionetten, die "Politiker" inclusive des militärisch-industriellen Komplexes würden es NIEMALS zulassen, daß so etwas naheliegendes wie z.B. eine Bodenreform auch nur diskutiert wird, geschweige denn durchgeführt. Von einer gesamtgesellschaftlichen Enteignung von Grundbesitz und Immobilien, die m.E. nach zwingend erforderlich ist, wollen wir erst gar nicht reden.
Ich denke hier ja keine Reformen an, auch nicht sowas halbgares wie den "Sozialismus" oder die Strukturen, die Chavez oder Morales in Südamerika als Lösung anbieten. Ich gehe von etwas wirklich radikal anderem aus.
Zitat:

So wie auch Aufklärung immer weiter geht. Daß Demokratie anderseits auch immer wieder in alten Strukturen stecken bleibt, ist auch ein Faktor. So hatte ich vor ungefähr 30 Jahren große Hoffnungen in die Grünen gesetzt. Heute sehe ich sie skeptisch: Ich denke, die Argumentation, daß Atomkraft auch etwas gegen die globale Erwärmung tun kann, ist für mich nicht von der Hand zu weisen, wiewohl sich die Grünen in ihrer Anti AKW Wagenburg einmauern. Windmühlen sind ganz nett, tragen aber nur einen unwesentlichen Beitrag bei und im übrigen waren auch nicht die Grünen in der Lage, das System des Kapitalismus grundsätzlich in Frage zu stellen.
Du bist, entschuldige bitte, rührend: Es ging den Grünen NIEMALS darum, das System des Kapitalismus in Frage zu stellen, nicht mal ansatzweise - sie sind schlicht und ergreifend bejahender Teil des Systems, Töchter und Söhne aus gutbürgerlichen Elternhäusern, die lediglich ein bißchen Revolution spielen wollten, und dann Glück hatten, daß sie mit dem Umweltgedanken tatsächlich eine Marklücke entdeckt hatten, die es ihnen ermöglichte, sich die Illusion einer revolutionären Gutmenschentätigkeit zu erhalten.
Zitat:

Immerhin: Die Grünen waren ein Versuch - aber ein für mich letzlich gescheiterter. Ich war selber einmal Mitglied dieser Partei.
Als geborener Wessi wäre ich das vielleicht sogar auch gewesen
Zitat:

Aber anderseits setze ich im Gegensatz zu Dir meine Hoffnungen nicht darauf, daß das System irgendwie zusammenkracht, sondern darauf, daß grundsätzliche Bewußtseinsveränderungen eintreten. Dafür ist die Demokratie grundsätzlich offen. Einen "neuen Menschen" werden wir allerdings nicht schaffen, sondern wir müssen uns ganz grundsätzlich fragen, wie der alte auch veränderbar bleibt. Im moment sehe ich, gerade in der brennensten ökologischen Frage, einfach sehr viel "Verdrängung" am Werke, wo dann aber wohl weniger die Aufklärung hilfreich ist, sondern viel mehr der gesellschaftliche Pychoanalytiker gefragt ist, der die Gesellschaft mal ganz grundsätzlich auf die Couch legt, nicht in der Illusion, ihn zu ändern, sondern in der Hoffnung, ihn zu der ihm erreichbaren Rationalität zu führen.
Nein.
Das einzige, was das Bewußtsein von Menschen ändert, ist der Schmerz. Man könnte auch sagen: Leidensdruck. Das Sein bestimmt das Bewußtsein, alles andere ist Illusion. Natürlich gibts da auch ne Rückkopplung, aber die ist nicht primär. Erst wenn die Menschen in übergroßer Zahl von der Natur so richtig in die Fresse kriegen, was sie sich ja auch verdient haben, wird es wieder Respekt und Achtung vor den natürlichen Gesetzmäßigkeite geben, denen wir uns nachhaltig unterordnen müssen.
Zitat:

Im Christentum sehe ich dabei durchaus ein gewisses Potential, leider wird dieses Potential nie abgerufen, weil die Diskussion immer bei irgendwelchen durchaus alberenen und leidigen Glaubensfragen hängen bleibt. Dies ist aber ein ganz grundsätzliches menschliches Phänomen - auch ein Sozialdemokrat wird meinetwegen eher danach beurteilt, wie er eine Parteilinie vertritt - dann ist er ein guter Sozialdemokrat. Daß auf diesem Grunde sich Gruppierungen jeder Art auch in das Gegenteil von dem entwickeln können, für das sie einmal angetreten sind, ist ein leider immer wieder zu bemerkendes Grundphänomen.
Es gibt tatsächlich ein Potential im Christentum, und zwar ein Erkenntnispotential: Wer oder was auch immer dieses dicke Märchenbuch zu verantworten hat, erkannte eines sehr richtig. Es gibt GRUNDWERTE einer Gesellschaft bzw. des menschlichen Miteinanders, die, wenn man sie verletzt, langfristig in den Untergang führen: Bescheidenheit, Demut, Hilfsbereitschaft, Mäßigung, Respekt, Einsicht, Gerechtigkeit usw..
Da muss keine Hölle, Sodom und Gomorrha oder die Sintflut warten...
Zitat:

Wie auch immer: Das grundsätzliche Befremden, mit dem man der eigenen Gesellschaft gegenüber steht, kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich bin jedoch ganz grundsätzlich Realist, und meine, man sollte gerade innerhalb eines solchen Prozesses sich selber durchaus ernst nehmen und die Gesellschaft durchaus weniger ernst nehmen - erst vor einem solchen Hintergrund ist Veränderung möglich.

Gruß Malcolm


Realist zu sein bedeutet doch eigentlich, eine Gesamtlage vorurteilsfrei einschätzen zu wollen bzw. auch zu können. In dem Moment, wo ich Pläne schmiede, an die Zukunft denke, meinen Kindern ein Ausbildung empfehle und zuguterletzt über die Zukunft nachdenke, verlasse ich IMMER den Boden der Augenblicksrealität. Zukunftsprognosen sind IMMER spekulativ. Je objektiver ich eine Realität analysiert habe, umso wahrscheinlicher ist das Eintreffen einer Prognose. Ich beurteile die Lage der Welt sehr negativ, da ich nicht mit positiven Vorurteilen belastet bin. Daraus leite ich ab, daß wir für eine friedliche, gesunde, gerechte und nachhaltige Lebensweise dringend ein (komplett) anderes Gesamtsystem, einen völlig anderen Ansatz zum menschlichen Leben brauchen. Das ist möglich, da wir alle Instrumente, alles Wissen und (gerade noch) alle materiellen Ressourcen dafür haben - nicht mehr, aber auch nicht weniger...
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Malcolm
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Beitrag(#1175695) Verfasst am: 09.01.2009, 02:57    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Hucklebuck,

danke für Deinen interessanten Beitrag. Allerdings sollten wir uns noch einmal über das Grundsätzliche der Kapitalismuskritik unterhalten. Ausbeutung gibt es, sicher, und wie mir scheint nimmt sie in letzter Zeit bei irgendwelchen Minimallöhnen wieder zum Teil ekelhafte Formen an. Das ist aber letzlich nur ein Umverteilungsproblem.

Insgesamt bin ich durchaus kein grundsätzlicher Kapitalismuskritiker. Das System hat rein wirtschaftlich bombig funktioniert - obwohl wir im moment die Bankenkrise am Hals haben. Hat man ja beim Zusammenbruch der DDR gesehen, der Westen hatte alle Segnungen der modernen Zeit und der Osten hinkte der Entwicklung Lichtjahre hinterher. Ich halte Dich nicht für so dumm, dies zu übersehen, oder irgendwelchen Träumen hinterher zu laufen, daß da doch nur irgend ein ganz anderer Sozialismus die Lösung des Problems gewesen wären.

Ich halte die Marktwirtschaft für rein wirtschaftlich für ein großartiges System, wenn die sozialen Probleme gelöst werden und wenn nicht alles einem hemmungslosen Privatisierungswahn geopfert wird.

Das Grundproblem ist nicht der Kapitalismus, sondern der Wahn, diesen Kapitalismus quasi zum Götzen zu machen. Der Kapitalismus ist nun wirklich kein Wert, schon gar nicht ein Wert an sich. Er ist ein erfolgreiches System. Aus diesem Grunde schon verabscheue ich die PDS, die im Grunde auch nicht den Kapitalismus in Frage stellt - nur entschieden weniger von ihm versteht.

Nein, die Grundfrage ist allerdings, ob wir unsere Grundpositionen überprüfen können. Etwa im Sinne der Umweltproblematik. Diese Kultur hier kotzt mich entschieden an. Flüge etwa sind spottbillig, dürfen sie so billig sein? Und vieles andere mehr.

Wir müssen umsteuern. Es ist aber komisch: Als Großbritannien in den Krieg eintrat, verkündete Churchill "Blut, Schweiß und Tränen". Also da gings. Aber daß sich die Weltpolitiker mal hinstellen und so etwas wie eine globale "Blut, Schweiß und Tränen" Rede hielten, also nach dem Motto: Wir bekämpfen die globale Erwärmung, aber dies wird zu "Massenarmut, Firmensterben, Arbeitslosigkeit, sozialen Verwerfungen und Elend und fast völligem Verzicht auf materiellen Besitz führen" - man stelle sich DAS mal vor.

Zitat:
Das Versagen für sich ist ja nicht das Problem, dafür sind wir alle fehlbare Menschen. Nur sind die Folgen so nachhaltig wie tödlich. Ergo läuft hier gerade was so extrem falsch, daß man daran denken muss, eventuell JEDE heilige Kuh zu schlachten...


Gut, wenn ich ganz offen bin, ich bin zwar geradezu glühender Demokrat und liebe dieses System mit all seinen Idiotien - es ist für mich auch keine heilige Kuh, die man schlachten müßte, aber manchmal wünschte ich mir schon, daß man das demokratische System vielleicht mal ne Weile "abschalten" könnte, mit den entsprechenden Leuten, die einfach in der gegebenen Situation das vernünftige tun würden, ohne irgendwelchen Wahlen oder Parteikämpfen hinter her zu hecheln. Wenn die Umweltproblematik, die Bevölkerungsexplosion, die Rückständigkeit der dritten Welt, ein überbordender Kapitalismus und was dergleichen gelöst wären, also wenn all unsere WIRKLICHEN Probleme gelöst wären - dann wäre ich allerdings sehr dafür, dieses System auch wieder anzuschalten. Denn daß hier viele Sachen extrem falsch laufen, glaube ich allerdings auch. Nur sind das reine Wunschträume, wobei ich mir eine solche Diktatur der Vernunft durchaus nicht wünsche, aber rein sachlich wäre sie vielleicht notwendig. Wobei ich manche Politiker möglicherweise durchaus für vernünftig halte - aber die kommen aus ihren Strukturen nicht raus.

Zitat:
Das sagt uns allerdings nicht, daß diese Denkweise richtig und WAHRHAFTIG ist, sondern lediglich, daß "das Volk" entweder von Hause aus verblödet ist oder (nicht nur meine Meinung) verblödet, sprich: manipuliert wurde und wird, und das seit sehr langer Zeit.


Ich glaube nicht, daß die Sache so einfach ist. Selbstverständlich gibt es Verblödung und die wird es auch zu allen Zeiten geben, woran ich allerdings nicht glaube, ist sozusagen eine Zentrale der Verblödung. Wir leben nicht in einer zentralistisch manipulierten Gesellschaft, sondern Manipulation findet auf sehr verschiedenen Ebenen statt, womit Du sie auch nicht "abstellen" kannst- allerhöchstens vielleicht mit einem radikalen Systemwechsel, den ich aber im Gegensatz zu Dir allerhöchtens auf Zeit akzeptieren würde, denn auf lange Sicht halte ich die Demokratie durchaus für die beste Gesellschaftsform, wie auch eine marktwirtschaftliche Organisation der Wirtschaft.

Zitat:
Ich sags mal so: Maximale Freiheit (was auch immer man darunter versteht) ist immer erstrebenswert. Die gesamtgesellschaftliche Suggestion ist ja die, daß wir diese "Freiheit" in der "Demokratie" alle haben - was eine der großen Lügen ist.


Nein, das betrachte ich nicht als Lüge. Es gibt die freie Presse, freie politische Betätigung, diese Gesellschaft ist sehr frei und ich würde nie in einer anderen leben wollen - die einzige Frage, die mich beschäftigt, ist, daß durchaus etwas schief läuft und daß dies allerdings auch mit Demokratie zusammenhängt.

Zitat:
Wäre die Demokratie das, was sie vorgibt zu sein, wäre es nicht notwendig, sich "Freiheit" kaufen zu müssen. Das ist aber de facto der Fall. Niemand ist hier wirklich frei, vor allen Dingen kann es hier niemals Freiheit für alle geben. Außerdem richtet sich jedes einschränkende Gesetz, und davon gibt es sehr viele, gegen eine "absolute" Freiheit.


Du machst Dir etwas vor. Wir leben hier durchaus am Limit erreichbarer Freiheit. Essentiell wichtig ist nur die Freiheit der Meinungsäußerung und der Lebensführung und diese wird durchaus gewährleistet. Bei vielen anderen Dingen ist der Freiheitsbegriff auch umstritten, manche Liberalen haben einen Freiheitsbegriff, der wohl einen Kapitalismus bedeutet, andere wieder leiten den Begriff der Freiheit aus sozialer Gerechtigkeit ab und vieles andere mehr. Wenn Du also darauf abzieltest, wäre Deine Haltung intolerant, da Du hier andere Freiheitskonzepte nicht tolerieren würdest. Insofern ist die Demokratie dann schön - nur daß sie leider auch versagt.

Zitat:
Wenn man also diese Realität anerkennt, weiß man, daß "Freiheit" ein Propaganda-Popanz des Kapitalismus ist, aber das will keiner hören, weil man sich sonst eingestehen müsste, sein ganzes Leben schon beschissen zu werden.


Das ist absolut nicht meine Meinung. Der Kapitalismus hat die grundlegenden Freiheitsrechte nicht für sich erfunden, um Werbung für sich zu machen, sondern die grundlegenden Freiheitsrechte führen auch zu Fehlentwicklungen. Du verwechselst Wirkung und Ursache.

Zitat:
"Freiheit" ist aber innerhalb einer Gesellschaft ein Parameter, der am Verantwortungsbewußtsein hängt. Einfach gesagt: Je nachdem, wie verantwortungsbewußt sich mein Kind im Vorfeld verhält, dementsprechend kann ich ihm als Vater Freiheiten im Nachhinein einräumen.
Das ist letztlich das Problem: Die Menschheit hat sich offensichtlich unverantwortlich verhalten, sonst wär die Welt ja in einem anderen Zustand. Das geschah und geschieht wider besseren Wissens. Ergo muss man der Menschheit zugestehen, dumm zu sein - oder boshaft. In beiden Fällen hat sie ihren Anspruch auf grenzenlose Freiheit erstmal verwirkt - bis sie sich als verantwortungsbewußt genug erweist...


Als grundsätzliche Haltung kann ich Deine Auffassung hier nicht akzeptieren. Dies MAG eine gewisse Haltung in Ausnahmesituationen sein, grundsätzlich ist die Haltung falsch, weil sie nicht mit der Würde des Menschen im Einklang steht und seinem Recht, nicht wie ein Kind behandelt zu werden. Abgesehen davon sind nicht alle Menschen boshaft und dumm. Aber einige sind es durchaus.

Zitat:
Als Folge der globalen Verantwortungslosigkeit muß eine neue Gesellschaftsordnung erstmal für eine begrenzte Zeit die Funktion eines Reperaturbetriebes übernehmen, um die Erde wieder in ihr natürliches Gleichgewicht zurückzuführen - und das bedeutet Beschränkung von "Freiheiten". Mit der Maßgabe, diese Beschränkungen gerecht und gleichmäßig zu verteilen, erwächst dadurch eigentlich aber kein existentielles Problem, wenn man zugrundelegt, daß die Hauptbeschränkungen den sogenannten "Wohlstand" betreffen werden, der ja, wie man "eigentlich" weiß, mit LEBENSQUALITÄT nur sehr wenig zu tun hat. Beispielsweise wird es unausweichlich sein, den Individualverkehr massivst zu beschränken: aber dazu würden wir etwas später durch die sich erschöpfenden Ölvorräte sowieso gezwungen werden.


Kann sein, aber wie soll das praktisch aussehen? Das sind reine Wunschvorstellungen. Vernünftige Menschen, die in vernünftigen Positionen vernünftige Dinge tun, waren immer eine Wunschvorstellung, aber genauso kann ich auf den Wechsel der Demokratie hoffen, wie es bei Dir reines Wunschdenken bleibt, daß "eine neue Gesellschaftsordnung" automatisch eine vernünftigere Politik auf den Weg bringt.

Zitat:
Das ist alles unschön und unpopulär, aber die Erdbevölkerung hat sich durch íhr unverantwortliches Verhalten gegenüber sich selbst und unserem Schöpfer, nämlich der Erde, selbst in dieses Dilemma hineinmanövriert...


Ich hoffe da mal auf eine Blut, Schweiß und Tränen Rede. Oder so. Ist unrealistisch, ich weiß, aber immer noch realistischer, als daß irgendein globaler guter, aber strenger Papa auftritt, der die Dinge wieder in Ordnung bringt.

Zitat:
Zitat:

Demokratie hinwiederum hat mit genuin verstandener Aufklärung soviel gemein, daß sie wie diese ein durchaus unabgeschlossener Prozeß ist. Sie kann sich in jeder Richtung entwickeln. Ganz grundsätzlich.
Nö.
Sorry, Malcolm, aber das ist sträflich naiv. Das Finanzkapital, die Wirtschaftseliten und ihre Marionetten, die "Politiker" inclusive des militärisch-industriellen Komplexes würden es NIEMALS zulassen, daß so etwas naheliegendes wie z.B. eine Bodenreform auch nur diskutiert wird, geschweige denn durchgeführt. Von einer gesamtgesellschaftlichen Enteignung von Grundbesitz und Immobilien, die m.E. nach zwingend erforderlich ist, wollen wir erst gar nicht reden.



Also dieses Argument kenne ich seit langem und es hat mich nie überzeugt. Du kannst doch gerne eine Partei gründen, die eine "gesamtwirtschaftliche Enteignung" fordert, wer hindert Dich. Die Wahrheit ist einfach, daß die Leute von einem solchen Unsinn nichts halten. Das erinnert mich an irgend welche Kommunisten, die nach dem Motto argumentierten: Wenn wir zur Macht kämen, würde man uns verbieten, also sind die demokratischen Parteien genauso wenig demokratisch wie wir. Wer naiv ist, bist Du, weil Deine Kapitalismuskritik sich an solche mir nur allzu bekannten Argumentationsmuster sich anlehnt.

Zitat:
Du bist, entschuldige bitte, rührend: Es ging den Grünen NIEMALS darum, das System des Kapitalismus in Frage zu stellen, nicht mal ansatzweise - sie sind schlicht und ergreifend bejahender Teil des Systems, Töchter und Söhne aus gutbürgerlichen Elternhäusern, die lediglich ein bißchen Revolution spielen wollten, und dann Glück hatten, daß sie mit dem Umweltgedanken tatsächlich eine Marklücke entdeckt hatten, die es ihnen ermöglichte, sich die Illusion einer revolutionären Gutmenschentätigkeit zu erhalten.


So einfach liegt die Sache nicht. Ich habe im übrigen niemals etwas gegen kapitalistische Prinzipien gehabt - das was mich beschäftigt ist die ökologische und möglicherweise auch humanitäre Katastrophe, in die wir hinein schliddern. Und die Geschichte der Grünen ist nicht so einfach. Es gab allerdings am Anfang durchaus radikalere Gruppierungen bei den Grünen, die am Anfang sogar die Mehrheit hatten, nur haben die sich mit ihrer plumpen Linksradikalität am Ende selber ausgebootet. Die waren sehr "kapitalismuskritisch" - aber auf eine sehr dumme Weise. Zumal ich sowieso nie von der Anti AKW Bewegung überzeugt war.

Zusammengefaßt noch mal: Ich erkenne bei Dir ganz grundsätzlich linksradikale Verschwörungstheorien, die für mich ganz grundsätzlich die nüchterne Analyse verdecken. Ich kann mir gut vorstellen, daß Du wie ich zu den Grünen gegangen wärest - allerdings hätten wir da kaum auf der selben Seite gestanden und Du wärest nur Teil einer sich selbst zersplitternden Parteilinken gewesen. Ich bin grundsätzlich für jede Freigeistigkeit zu haben - ich akzeptiere grundsätzlich jeden Ansatz, selbst einen totalitären, wenn man ihn mir einsichtig macht. Nur machst Du ihn mir letzlich nicht einsichtig. Worin wir uns schon grundsätzlich unterscheiden ist, daß ich bei aller Bereitschaft, Tabus auch zu brechen, die Aufgabe dieser demokratisch verfaßten Gesellschaft immer nur als ein großes Opfer betrachten würde, das zu erbringen würde, ohne daß ich Deine Verachtung für diese angebliche Scheindemokratie in irgend einer Weise teilen könnte, die wiegesagt auf Verschwörungstheorien beruht. Und daß hier viele Dinge falsch laufen, mag durchaus auch mit dem manipulativen Charakter auch eine freien Gesellschaft zu tun haben, allerdings gibt es hier keinen bösen Manipolator, den man nur einfach an der Gurgel zu fassen brauchte. Und vor irgendwelchen Massenenteignungen halte ich gar nichts, weil dies dem Prinzip der Marktwirtschaft widerspricht, der wir unseren Wohlstand verdanken - der allerdings auch unser Problem ist. Auch das ist für mich wieder kein Tabu, aber dann muß man mir auch deutlich machen, daß Enteignung eine sinnvolle Maßnahme ist, wobei ich ganz grundsätzlich einer Gesellschaft, die nach gusto enteignet, schon unter dem Gesichtspunkt der Gleichbehandlung für bedenklich halte.

Gruß Malcolm

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Anmeldungsdatum: 25.11.2008
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Beitrag(#1176231) Verfasst am: 09.01.2009, 20:44    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Hallo Hucklebuck,

danke für Deinen interessanten Beitrag. Allerdings sollten wir uns noch einmal über das Grundsätzliche der Kapitalismuskritik unterhalten. Ausbeutung gibt es, sicher, und wie mir scheint nimmt sie in letzter Zeit bei irgendwelchen Minimallöhnen wieder zum Teil ekelhafte Formen an. Das ist aber letzlich nur ein Umverteilungsproblem.
Warum besteht dann dieses "Umverteilungsproblem" seit Anbeginn aller kapitalistischen Tage? Nö, Malcolm, das ist systemimmanent. Ich verstehe nicht, wieso Du einerseits (natürlich nicht nur Du) Ausbeutung eingestehst, andererseits aber damit so umgehst, als wäre das ein unabwendbarer gesellschaftlicher Kollateralschaden. Man kann eben nicht halbschwanger sein, genauso wie eine Gesellschaft nicht "teil-gerecht" sein kann. Entweder sie ist für alle gerecht, oder sie ist es eben nicht.
Zitat:

Insgesamt bin ich durchaus kein grundsätzlicher Kapitalismuskritiker. Das System hat rein wirtschaftlich bombig funktioniert -
auf Kosten der Erde und sämtlicher Bewohner, die, sofern es eine Umkehr gibt, die ausstehenden Rechnungen noch über Generationen abzuzahlen haben...
Außerdem: Wieso fokussiert sich bei Dir und anderen das Beschreiben einer Gesellschaft nur auf das (oberflächlich scheinbar) Funktionieren der "Wirtschaft". Was ist, abgesehen von der Umweltzerstörung, mit Bildung, Sozialkompetenz, Glaubwürdigkeit, humanistischen Werten, Perspektiven, Frieden usw.???
Zitat:

obwohl wir im moment die Bankenkrise am Hals haben. Hat man ja beim Zusammenbruch der DDR gesehen, der Westen hatte alle Segnungen der modernen Zeit
Waffenhandel, Neokolonialismus, Migrationsströme, weltweite Krisenherde, Korruption, Kriminalität, usw.??? Oder meinst Du den reinen technologischen Fortschritt? Oder den sogenannten "Wohlstand" der wenigen? Wo ist da die Lebensqualität und Zukunftsperspektive für alle?
Zitat:

und der Osten hinkte der Entwicklung Lichtjahre hinterher.
Ja und? Beweist das irgendwas, außer aggressiver wirtschaftlicher Prosperität, die auf unbezahlten Rechnungen aufbaut?
Zitat:

Ich halte Dich nicht für so dumm, dies zu übersehen, oder irgendwelchen Träumen hinterher zu laufen, daß da doch nur irgend ein ganz anderer Sozialismus die Lösung des Problems gewesen wären.
Wäre ich ein Träumer, so wäre ich immer noch Linker. Elemente des Sozialismus sind sicherlich in eine Zukunftsgesellschaft einzubauen, das ist klar, schließlich ist ja auch die Grundidee nicht ganz verkehrt.
Zitat:

Ich halte die Marktwirtschaft für rein wirtschaftlich für ein großartiges System, wenn die sozialen Probleme gelöst werden und wenn nicht alles einem hemmungslosen Privatisierungswahn geopfert wird.
Nochmal. Es ist nichts großartig an einem System, daß (anscheinend) wirtschaftlich funktioniert, weil es sowohl Mensch als auch Natur ausbeutet - was systemimmanent ist.
Zitat:

Das Grundproblem ist nicht der Kapitalismus, sondern der Wahn, diesen Kapitalismus quasi zum Götzen zu machen. Der Kapitalismus ist nun wirklich kein Wert, schon gar nicht ein Wert an sich. Er ist ein erfolgreiches System.
Nein. Siehe oben. Deine Vergleichsgröße ist anscheinend lediglich das wirtschaftliche Nicht-Funktionieren des temporär vorhandenen Antagonisten, also des Sozialismus. Du vergleichst ein System, daß mindestens 2000 Jahre Zeit hatte, sich auszudifferenzieren mit einem zeitgeschichtlich gesehen gesellschaftlichen KURZVERSUCH. Das ist so, als würde jemand ein Auto-Rennen zwischen dem neuesten Ferrari-Modell und einem Solarmobil aus den Achtzigern veranstalten...
Zitat:

Aus diesem Grunde schon verabscheue ich die PDS, die im Grunde auch nicht den Kapitalismus in Frage stellt - nur entschieden weniger von ihm versteht.
Stimme zu: Die PDS ist vor allen Dingen deswegen für mich nicht wählbar, weil sie den Kapitalismus nicht abschaffen will.
Zitat:


Nein, die Grundfrage ist allerdings, ob wir unsere Grundpositionen überprüfen können. Etwa im Sinne der Umweltproblematik. Diese Kultur hier kotzt mich entschieden an. Flüge etwa sind spottbillig, dürfen sie so billig sein? Und vieles andere mehr.
Das sind lediglich nachrangige Symptome einer schizophrener werdenden Welt
Zitat:

Wir müssen umsteuern. Es ist aber komisch: Als Großbritannien in den Krieg eintrat, verkündete Churchill "Blut, Schweiß und Tränen". Also da gings. Aber daß sich die Weltpolitiker mal hinstellen und so etwas wie eine globale "Blut, Schweiß und Tränen" Rede hielten, also nach dem Motto: Wir bekämpfen die globale Erwärmung, aber dies wird zu "Massenarmut, Firmensterben, Arbeitslosigkeit, sozialen Verwerfungen und Elend und fast völligem Verzicht auf materiellen Besitz führen" - man stelle sich DAS mal vor.
Ja eben, das ist das Problem. Einerseits müsste man radikale Maßnahmen ergreifen, andererseits ist das nicht möglich, weil die Politiker, also die Wirtschaftsmarionetten, dann die Grundlagen des Systems angreifen müssten, bzw. auf Grund der Radikalität der Maßnahmen eine "revolutionäre Situation" durch den dann ausgelösten "Wohlstandsverlust" in der Gesamtbevölkerung befürchten dürften, was wiederum systemgefährdend wäre...
Zitat:

Zitat:
Das Versagen für sich ist ja nicht das Problem, dafür sind wir alle fehlbare Menschen. Nur sind die Folgen so nachhaltig wie tödlich. Ergo läuft hier gerade was so extrem falsch, daß man daran denken muss, eventuell JEDE heilige Kuh zu schlachten...


Gut, wenn ich ganz offen bin, ich bin zwar geradezu glühender Demokrat und liebe dieses System mit all seinen Idiotien - es ist für mich auch keine heilige Kuh, die man schlachten müßte, aber manchmal wünschte ich mir schon, daß man das demokratische System vielleicht mal ne Weile "abschalten" könnte, mit den entsprechenden Leuten, die einfach in der gegebenen Situation das vernünftige tun würden, ohne irgendwelchen Wahlen oder Parteikämpfen hinter her zu hecheln. Wenn die Umweltproblematik, die Bevölkerungsexplosion, die Rückständigkeit der dritten Welt, ein überbordender Kapitalismus und was dergleichen gelöst wären, also wenn all unsere WIRKLICHEN Probleme gelöst wären - dann wäre ich allerdings sehr dafür, dieses System auch wieder anzuschalten. Denn daß hier viele Sachen extrem falsch laufen, glaube ich allerdings auch. Nur sind das reine Wunschträume, wobei ich mir eine solche Diktatur der Vernunft durchaus nicht wünsche, aber rein sachlich wäre sie vielleicht notwendig. Wobei ich manche Politiker möglicherweise durchaus für vernünftig halte - aber die kommen aus ihren Strukturen nicht raus.
Ich würde mir wünschen, daß Du Dir diesen letzten Absatz von Dir selber noch mal durchliest. Ich muss das jetzt nicht unbedingt knallhart auseinandernehmen. Dein Glaube an die "Demokratie" in allen Ehren, aber ....
Zitat:

Zitat:
Das sagt uns allerdings nicht, daß diese Denkweise richtig und WAHRHAFTIG ist, sondern lediglich, daß "das Volk" entweder von Hause aus verblödet ist oder (nicht nur meine Meinung) verblödet, sprich: manipuliert wurde und wird, und das seit sehr langer Zeit.


Ich glaube nicht, daß die Sache so einfach ist. Selbstverständlich gibt es Verblödung und die wird es auch zu allen Zeiten geben, woran ich allerdings nicht glaube, ist sozusagen eine Zentrale der Verblödung. Wir leben nicht in einer zentralistisch manipulierten Gesellschaft,
Das hat niemand behauptet! Der "große Manipulator" ist ein Automatismus, nämlich die Manipulierung aller eigentlich humanistischen Werte unter die Knute der alle Lebensbereiche auf ihre wirtschaftliche Verwertbarkeit reduzierenden Geldwirtschaft (Laufzeit: seit mehreren Tausend Jahren). Das macht es für den Einzelnen so schwer erkennbar. Das Problem an sich läßt sich eben nicht personalisieren, da ein System nun mal ein Abstraktum ist. Daher auch die vernebelnde ständige Betonung des "Individuellen", die in Wirklichkeit so individuell ist, wie es bei "Des Kaisers neue Kleider" war. In Wirklichkeit steht der einzelne Mensch im Angesicht der Macht des Kapitals nackt da.
Zitat:
sondern Manipulation findet auf sehr verschiedenen Ebenen statt, womit Du sie auch nicht "abstellen" kannst- allerhöchstens vielleicht mit einem radikalen Systemwechsel, den ich aber im Gegensatz zu Dir allerhöchtens auf Zeit akzeptieren würde,
Siehe oben: halbschwanger geht nicht
Zitat:

denn auf lange Sicht halte ich die Demokratie durchaus für die beste Gesellschaftsform, wie auch eine marktwirtschaftliche Organisation der Wirtschaft.
Du fällst wie die meisten anderen auf das vorgegebene Schema herein, daß das Eine vom Anderen zu trennen wäre. Das eine ist der Geruch, und das andere ist der Schiss, von dem er stammt
Zitat:

Zitat:
Ich sags mal so: Maximale Freiheit (was auch immer man darunter versteht) ist immer erstrebenswert. Die gesamtgesellschaftliche Suggestion ist ja die, daß wir diese "Freiheit" in der "Demokratie" alle haben - was eine der großen Lügen ist.


Nein, das betrachte ich nicht als Lüge. Es gibt die freie Presse, freie politische Betätigung, diese Gesellschaft ist sehr frei und ich würde nie in einer anderen leben wollen - die einzige Frage, die mich beschäftigt, ist, daß durchaus etwas schief läuft und daß dies allerdings auch mit Demokratie zusammenhängt.
Du sagst es...
Außerde: Wie kommst Du darauf, daß es eine (vermeintlich) "freie Presse", freie politische Betätigung, Meinungsfreiheit (die wir hier noch nicht mal haben) und dergleichen nicht auch in einer anderen Gesellschaft geben kann. Ich lege da jedenfalls auch sehr großen Wert drauf!
Zitat:

Zitat:
Wäre die Demokratie das, was sie vorgibt zu sein, wäre es nicht notwendig, sich "Freiheit" kaufen zu müssen. Das ist aber de facto der Fall. Niemand ist hier wirklich frei, vor allen Dingen kann es hier niemals Freiheit für alle geben. Außerdem richtet sich jedes einschränkende Gesetz, und davon gibt es sehr viele, gegen eine "absolute" Freiheit.


Du machst Dir etwas vor. Wir leben hier durchaus am Limit erreichbarer Freiheit.

Nö. Finde ich überhaupt nicht, da geht wesentlich mehr, z.B. Volksabstimmungen
Zitat:

Essentiell wichtig ist nur die Freiheit der Meinungsäußerung und der Lebensführung und diese wird durchaus gewährleistet. Bei vielen anderen Dingen ist der Freiheitsbegriff auch umstritten, manche Liberalen haben einen Freiheitsbegriff, der wohl einen Kapitalismus bedeutet, andere wieder leiten den Begriff der Freiheit aus sozialer Gerechtigkeit
Ja, wenn das nicht essentiell ist, was dann?
Zitat:

ab und vieles andere mehr. Wenn Du also darauf abzieltest, wäre Deine Haltung intolerant, da Du hier andere Freiheitskonzepte nicht tolerieren würdest. Insofern ist die Demokratie dann schön - nur daß sie leider auch versagt.

Zitat:
Wenn man also diese Realität anerkennt, weiß man, daß "Freiheit" ein Propaganda-Popanz des Kapitalismus ist, aber das will keiner hören, weil man sich sonst eingestehen müsste, sein ganzes Leben schon beschissen zu werden.


Das ist absolut nicht meine Meinung. Der Kapitalismus hat die grundlegenden Freiheitsrechte nicht für sich erfunden, um Werbung für sich zu machen, sondern die grundlegenden Freiheitsrechte führen auch zu Fehlentwicklungen. Du verwechselst Wirkung und Ursache.
Nö, ich verwechsel da garnix. Natürlich hat der Kapitalismus die grundlegenden Freiheitsrechte nicht erfunden, aber er benutzt und biegt sie sich zurecht, genau so, wie es am nützlichsten ist.
Zitat:

Zitat:
"Freiheit" ist aber innerhalb einer Gesellschaft ein Parameter, der am Verantwortungsbewußtsein hängt. Einfach gesagt: Je nachdem, wie verantwortungsbewußt sich mein Kind im Vorfeld verhält, dementsprechend kann ich ihm als Vater Freiheiten im Nachhinein einräumen.
Das ist letztlich das Problem: Die Menschheit hat sich offensichtlich unverantwortlich verhalten, sonst wär die Welt ja in einem anderen Zustand. Das geschah und geschieht wider besseren Wissens. Ergo muss man der Menschheit zugestehen, dumm zu sein - oder boshaft. In beiden Fällen hat sie ihren Anspruch auf grenzenlose Freiheit erstmal verwirkt - bis sie sich als verantwortungsbewußt genug erweist...


Als grundsätzliche Haltung kann ich Deine Auffassung hier nicht akzeptieren. Dies MAG eine gewisse Haltung in Ausnahmesituationen sein, grundsätzlich ist die Haltung falsch, weil sie nicht mit der Würde des Menschen im Einklang steht und seinem Recht, nicht wie ein Kind behandelt zu werden. Abgesehen davon sind nicht alle Menschen boshaft und dumm. Aber einige sind es durchaus.
Wenn die Menschheit sich dumm, naiv, fahrlässig und unverantwortlich wie ein Kind verhält, muss sie von der Gesetzgebung eben so behandelt werden, was ja auch bloß temporär zu sein braucht. Und die Würde des Menschen ist etwas, dem sich der Gegenstand, nämlich der Mensch auch erstmal gewachsen, also würdig erweisen muss. Wenn er der Natur dasselbe Recht auf Würde zugesteht wie sich selbst, dann gewinnt er auch sein Recht auf Würde zurück. Andernfalls wird ihn die Natur so lange zu Verantwortung ziehen, bis er sich wieder in ein respektvolles, partnerschaftliches Verhalten einfügt
Zitat:

Zitat:
Als Folge der globalen Verantwortungslosigkeit muß eine neue Gesellschaftsordnung erstmal für eine begrenzte Zeit die Funktion eines Reperaturbetriebes übernehmen, um die Erde wieder in ihr natürliches Gleichgewicht zurückzuführen - und das bedeutet Beschränkung von "Freiheiten". Mit der Maßgabe, diese Beschränkungen gerecht und gleichmäßig zu verteilen, erwächst dadurch eigentlich aber kein existentielles Problem, wenn man zugrundelegt, daß die Hauptbeschränkungen den sogenannten "Wohlstand" betreffen werden, der ja, wie man "eigentlich" weiß, mit LEBENSQUALITÄT nur sehr wenig zu tun hat. Beispielsweise wird es unausweichlich sein, den Individualverkehr massivst zu beschränken: aber dazu würden wir etwas später durch die sich erschöpfenden Ölvorräte sowieso gezwungen werden.


Kann sein, aber wie soll das praktisch aussehen? Das sind reine Wunschvorstellungen. Vernünftige Menschen, die in vernünftigen Positionen vernünftige Dinge tun, waren immer eine Wunschvorstellung, aber genauso kann ich auf den Wechsel der Demokratie hoffen, wie es bei Dir reines Wunschdenken bleibt, daß "eine neue Gesellschaftsordnung" automatisch eine vernünftigere Politik auf den Weg bringt.
Nicht automatisch, sondern zwangsläufig. Der Mensch wird nur aus Schaden klug, das ist nun mal so in der Evolution. Wir kriegen die nächsten Jahre so richtig in die Fresse, wie wir es uns verdient haben, die "Vernunft" im Sinne der Aufklärung kommt dann ganz von alleine
Zitat:

Zitat:
Das ist alles unschön und unpopulär, aber die Erdbevölkerung hat sich durch íhr unverantwortliches Verhalten gegenüber sich selbst und unserem Schöpfer, nämlich der Erde, selbst in dieses Dilemma hineinmanövriert...


Ich hoffe da mal auf eine Blut, Schweiß und Tränen Rede. Oder so. Ist unrealistisch, ich weiß, aber immer noch realistischer, als daß irgendein globaler guter, aber strenger Papa auftritt, der die Dinge wieder in Ordnung bringt.
Na, ich weiß nicht, das hört sich seltsam an
Zitat:

Zitat:
Zitat:

Demokratie hinwiederum hat mit genuin verstandener Aufklärung soviel gemein, daß sie wie diese ein durchaus unabgeschlossener Prozeß ist. Sie kann sich in jeder Richtung entwickeln. Ganz grundsätzlich.
Nö.
Sorry, Malcolm, aber das ist sträflich naiv. Das Finanzkapital, die Wirtschaftseliten und ihre Marionetten, die "Politiker" inclusive des militärisch-industriellen Komplexes würden es NIEMALS zulassen, daß so etwas naheliegendes wie z.B. eine Bodenreform auch nur diskutiert wird, geschweige denn durchgeführt. Von einer gesamtgesellschaftlichen Enteignung von Grundbesitz und Immobilien, die m.E. nach zwingend erforderlich ist, wollen wir erst gar nicht reden.



Also dieses Argument kenne ich seit langem und es hat mich nie überzeugt. Du kannst doch gerne eine Partei gründen, die eine "gesamtwirtschaftliche Enteignung" fordert, wer hindert Dich. Die Wahrheit ist einfach, daß die Leute von einem solchen Unsinn nichts halten. Das erinnert mich an irgend welche Kommunisten, die nach dem Motto argumentierten: Wenn wir zur Macht kämen, würde man uns verbieten, also sind die demokratischen Parteien genauso wenig demokratisch wie wir. Wer naiv ist, bist Du, weil Deine Kapitalismuskritik sich an solche mir nur allzu bekannten Argumentationsmuster sich anlehnt.
Außer Enteignung fordere ich noch vielmehr. Außerdem weißt Du sehr gut, daß die Forderung nach Abschaffung des Systems ein Parteiverbot nach sich zieht. Insofern verbietet man nicht nach einer hypothetischen Machtergreifung, sondern schon davor, umgekehrt wärs Unsinn. Ferner wären meine Forderungen so radikal, daß selbst die Kommunisten das Verbot dieser Partei fordern würden...[/quote]
[/quote]Du bist, entschuldige bitte, rührend: Es ging den Grünen NIEMALS darum, das System des Kapitalismus in Frage zu stellen, nicht mal ansatzweise - sie sind schlicht und ergreifend bejahender Teil des Systems, Töchter und Söhne aus gutbürgerlichen Elternhäusern, die lediglich ein bißchen Revolution spielen wollten, und dann Glück hatten, daß sie mit dem Umweltgedanken tatsächlich eine Marklücke entdeckt hatten, die es ihnen ermöglichte, sich die Illusion einer revolutionären Gutmenschentätigkeit zu erhalten.
Zitat:


So einfach liegt die Sache nicht. Ich habe im übrigen niemals etwas gegen kapitalistische Prinzipien gehabt - das was mich beschäftigt ist die ökologische und möglicherweise auch humanitäre Katastrophe, in die wir hinein schliddern.
Das eine ist vom anderen nicht zu trennen.
Zitat:

Und die Geschichte der Grünen ist nicht so einfach. Es gab allerdings am Anfang durchaus radikalere Gruppierungen bei den Grünen, die am Anfang sogar die Mehrheit hatten, nur haben die sich mit ihrer plumpen Linksradikalität am Ende selber ausgebootet. Die waren sehr "kapitalismuskritisch" - aber auf eine sehr dumme Weise. Zumal ich sowieso nie von der Anti AKW Bewegung überzeugt war.

Zusammengefaßt noch mal: Ich erkenne bei Dir ganz grundsätzlich linksradikale Verschwörungstheorien, die für mich ganz grundsätzlich die nüchterne Analyse verdecken.
Ich weiß nicht, wie Du darauf kommst. Eine Verschwörungstheorie funktioniert nur mit einem zu benennenden Personenkreis. Ich aber führe eine Systemdebatte, im Prinzip genauso, wei es Marx gemacht hat, und der war in der Beziehung ja geradezu liberal, da er ja richtigerweise erkannt hat, daß ebenso wie jeder "Proletarier" auch jeder "Kapitalist" letztlich den allgegenwärtigen Wirkmechanismen der Kapitalverwertung unterworfen ist.
Zitat:

Ich kann mir gut vorstellen, daß Du wie ich zu den Grünen gegangen wärest - allerdings hätten wir da kaum auf der selben Seite gestanden und Du wärest nur Teil einer sich selbst zersplitternden Parteilinken gewesen. Ich bin grundsätzlich für jede Freigeistigkeit zu haben - ich akzeptiere grundsätzlich jeden Ansatz, selbst einen totalitären, wenn man ihn mir einsichtig macht. Nur machst Du ihn mir letzlich nicht einsichtig.
Das ist für Zonis leichter als für Wessis, da wir aus eigener Erfahrung wissen, wie extrem anders gesellschaftliches Leben vonstatten geht, wenn man entscheidende Parameter ändert: daraus folgt auch der Mut, dies zuzulassen, wenigstens den Gedanken daran. Ich WEISS, was möglich ist, und ich WEISS, daß es möglich ist, wenn wir aus unserer selbstverschuldeten Unmündigkeit erwachen...Wir müssen uns "lediglich" über die Parameter einigen, die es zu ändern gilt.
Zitat:

Worin wir uns schon grundsätzlich unterscheiden ist, daß ich bei aller Bereitschaft, Tabus auch zu brechen, die Aufgabe dieser demokratisch verfaßten Gesellschaft immer nur als ein großes Opfer betrachten würde, das zu erbringen würde, ohne daß ich Deine Verachtung für diese angebliche Scheindemokratie in irgend einer Weise teilen könnte, die wiegesagt auf Verschwörungstheorien beruht.
Ich hoffe, Du entschuldigst, aber ich bestehe darauf, keinen verbalen Anlass für die Annahme einer Verschwörung gegeben zu haben
Zitat:

Und daß hier viele Dinge falsch laufen, mag durchaus auch mit dem manipulativen Charakter auch eine freien Gesellschaft zu tun haben, allerdings gibt es hier keinen bösen Manipolator, den man nur einfach an der Gurgel zu fassen brauchte. Und vor irgendwelchen Massenenteignungen halte ich gar nichts, weil dies dem Prinzip der Marktwirtschaft widerspricht, der wir unseren Wohlstand verdanken
Nochmal:
1. Vermeintlicher "Wohlstand" hat nur begrenzt mit Lebensqualität zu tun.
2."Unser Wohlstand" hat zu einem großen Teil mit unbezahlten Rechnungen zu tun, die wir später alle noch zu begleichen haben, spätestens unsere Kinder und Kindeskinder
3."Unser Wohlstand" beruht auf der perfektionierten Ausbeutung des Menschen durch den Menschen.
4."Unser Wohlstand" beruht auf der Ausbeutung von Entwicklungsländern-wirtschaftlich und damit ökologisch.
5."Unser Wohlstand" beruht ebenfalls auf nachhaltig wirkenden kolonialen Erbhöfen
Zitat:

- der allerdings auch unser Problem ist. Auch das ist für mich wieder kein Tabu, aber dann muß man mir auch deutlich machen, daß Enteignung eine sinnvolle Maßnahme ist, wobei ich ganz grundsätzlich einer Gesellschaft, die nach gusto enteignet, schon unter dem Gesichtspunkt der Gleichbehandlung für bedenklich halte.

Gruß Malcolm

[/quote]

Also, lieber Malcolm, ich kann Deine Argumentation deswegen nachvollziehen, weil ich sie kenne - von vielen.
Wenn Du Deinen vollständigen Beitrag noch mal liest, wird auch Dir auffallen, daß Du sehr oft entscheidende Parameter dieser Gesellschaft selbst offensichtlich in Zweifel gezogen hast, bzw. sogar für eine temporäre "Abschaltung" Deiner geliebten Demokratie plädierst. Das spricht nicht unbedingt für eine bedingungslose Überzeugung. Das spricht eigentlich eher dafür, daß auch Du mittlerweile ziemlich ins Grübeln gekommen bist. Allerdings bist Du so ehrlich, daß auch zu erkennen zu geben.
Es ist ja nicht so, daß ich nicht auch für bestimmte zweckdienliche demokratische Prinzipien in einer zukünftigen Gesellschaft plädieren würde, da läßt sich über alles diskutieren, was nicht dem Machterhalt einer vermögenden Kaste bzw. dem Machterhalt des Faktors "Geld" dient.
Leider argumentierst auch Du vorwiegend mit den vom Meinungsmainstream inflationär vorgegebenen und implizierten realkapitalistischen Propagandafloskeln "Wohlstand", "Demokratie","Freiheit", die in dieser Gesellschaft eigentlich nur noch Hülle ohne Inhalt sind.
Ich bin auch etwas erstaunt, daß Du mehrfach eine Blut-Schweiß-und Tränenrede ins Spiel bringst. Ich weiß nicht, ob das ins Ironische gehen sollte oder tatsächlich ernst gemeint war.
Aber egal, Danke für Deinen Beitrag!
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zelig
Kultürlich



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Beitrag(#1176240) Verfasst am: 09.01.2009, 21:01    Titel: Antworten mit Zitat

Das schöne an der Demokratie ist, daß sie Kritik und "Zweifel" zulässt. Was nach ihrer "Abschaltung" kaum mehr der Fall sein dürfte.
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Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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Malcolm
Ekelpaket



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Beitrag(#1176320) Verfasst am: 09.01.2009, 22:21    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Zelig,

das sehe ich ganz genau so. Hucklebucks Positionen überzeugen mich auch nicht. Mir ist seine Position auch absolut nicht klar. Einerseits will er "nicht links" sein, anderseits plädiert er für "Massenenteignungen", Dinge, denen ich absolut nichts abgewinnen kann.

Ich habe auch nicht die "Abschaltung" von Demokaratie gefordert. Anderseits kann man der reinen Tatsache, daß in der Demokratie Dinge auch falsch laufen und daß dies auch mit der demokratischen Verfaßtheit demokratischer Gesellschaft zu tun hat nicht grundsätzlich aus dem Wege gehen. Ich vertrete keinen antidemokratischen Standpunkt, halte aber einen solchen Standpunkt im Sinne eines "keine Tabus haben" durchaus für diskutabel. KEINE Sache ist für mich ein Tabu, auch nicht die Demokratie. Allerdings eine globale Politik, die auf die menschliche Natur keine Rücksicht nehmen müßte und dabei die global richtigen Sachen täte - eine solche Politik wäre wünschenswert, aber an die glaube ich genauso wenig wie an den Weihnachtsmann. Und insofern orientiere ich mich an demokratischer Politik, nicht an irgendwelchen radikalen antidemokratischen Positionen - damit wir uns da nicht falsch verstehen.

Und in der Tat kann man Dinge immer "negativ" kritisieren, man muß ihnen aber auch "positiv" etwas entgegen setzen können, was ich bei Hucklebuck nicht sehe. Hucklebucks Position ist mir schon von daher suspekt, da er seine eigene Sicht der Dinge verabsolutiert - Demokratie kennt aber einen Streit um politische Grundpositionen - und diesen Streit bejahe ich. Nur findet dieser Streit nicht im Seminar statt. Und dann ist es leider dann immer so, daß Politik immer zu einer Sache von "Versprechungen" wird. Es scheint geradezu undenkbar, daß jemand sich zur Wahl stellt und sagt: " Wenn ihr mich wählt, wird es euch lausig gehen, aber das ist nicht zu vermeiden, weil die Dinge, die ich mache, einfach notwendig sind." Und gerade auch linksradikale Gruppierungen arbeiten nach dem Muster: Wenn ihr uns wählt, werden die Reichen aus ihren Palästen vertrieben und ihr werdet darin wohnen können.

Und die Grünen wiederum argumentieren sehr gerne mit der "Wachstumsbranche Ökologie". Daß wir grundsätzlich "bescheidener" leben sollten und daß dieses bescheidenere Leben auch erzwungen werden müßte und daß bei einem solchen Versuch auch "soziale Verwerfungen", Massenarbeitslosigkeit und ein nicht mehr zu erhaltender Sozialstaat heraus kämen - das wäre eine redliche Position. Hucklebucks Position dagegen empfinde ich als unredlich, wenn er Dinge wie Massenenteignungen fordert - so als ob die Tatsache, daß die Reichen weniger reich wären, die Ärmeren automatisch schon weniger arm machen würde.

Aus meiner Sichtweise sind es gerade diese "linken" Positionen, die sich besonders "radikal" geben und bei denen ich auch Hucklebuck verorte, die die Diskussion um die wirklich auch notwendige Radikalität von Politik erschweren. Wobei ich die Behauptung von Hucklebuck, er sei "nicht links" überhaupt nicht verstehe. Aber ich kenne solche Positionen nur zu gut, da ich selber mal bei den Grünen war - zu ihren Anfangszeiten. Und dabei ist es meine grundsätzliche Erfahrung, daß die "Fundamentalisten", wie sie damals genannt wurden, besonders "radikal" waren und schon aus diesem Gefühl von Radikalität das Gefühl bezogen, die eigentlichen Sachwalter der ökologischen Sache zu sein. Nur hilft es da, wo radikale Änderungen gefordert sind, nicht unbedingt etwas, nur "irgendwie radikal" zu sein. Das waren für mein Gefühl nur irgendwelche Altkommunisten, die sich auf die ökologische Sache drauf gesattelt hatten. Aber bei den Grünen und Sozialdemokraten kann ich mich sowieso nicht mehr verorten, dann eher im anderen Spektrum, da die Sache mit der Ablehnung von Atomkraft im Zeitalter globaler Erwärmung ganz einfach eine Lebenslüge ist. Und die Grünen in Hamburg tragen Moorburg mit - ein Kohlekraftwerk - natürlich mit den "größten Bauchschmerzen", so als ob sie "dagegen gekämpft" hätten, während doch in Wahrheit die Ablehnung der Atomkraft den Bau von Kohlekraftwerken notwendig macht. Da wird es mir übel.

Gruß Malcolm
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Ohne die Musik wäre das Leben ein Irrtum.

"Das beste, was du weißt, kannst du den Buben doch nicht sagen." ( Goethe)
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Hucklebuck
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Anmeldungsdatum: 25.11.2008
Beiträge: 996

Beitrag(#1176629) Verfasst am: 10.01.2009, 04:44    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Das schöne an der Demokratie ist, daß sie Kritik und "Zweifel" zulässt. Was nach ihrer "Abschaltung" kaum mehr der Fall sein dürfte.

Warum nicht?
Wieso muss es so sein, daß das, was hier und heute unter "Demokratie" verstanden wird, nicht möglicherweise in einer Gesellschaft mit anderen Grundparametern viel demokratischer vonstatten geht.
Das Grundproblem ist doch, daß die mantra-artige Demokratie-Behauptung aus dem unausgesprochenen Faschismus-Gegensatz rekrutiert wird.
Man hat sich gerade in Deutschland in die Demokratie-Nische gerettet, sonst wären wir alle Faschisten-das ist die gesellschaftspolitische Zwangsneurose.
Alles, was nicht den Stallgeruch von 150prozentiger Demokratie für sich in Anspruch zu nehmen gedenkt, ist demzufolge tendenziell faschistisch-das ist permanent der unausgesprochene oder auch offen ausgesprochene Verdacht.
Wenn man sich nicht von dieser Neurose befreit und anfängt, "freier" zu denken, begibt man sich tatsächlich durch den dadurch verursachten gesellschaftspolitischen Denk-Stillstand in die Gefahr einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung.
Die Fokussierung einer ganzen Gesellschaft auf den faschistischen Popanz fördert letztlich das, was man vorgibt, zu bekämpfen-den Faschismus...
Aber bitte, immer weiter so. Dieser permanente "Kampf" hat ja gerade bei den Wahlen in Österreich bei den Jungwählern ganz erstaunliche antifaschistische Wahlentscheidungen hervorgerufen...
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Uriziel
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Beiträge: 1728

Beitrag(#1176639) Verfasst am: 10.01.2009, 08:09    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:

Das schöne an der Demokratie ist, daß sie Kritik und "Zweifel" zulässt. Was nach ihrer "Abschaltung" kaum mehr der Fall sein dürfte.


Also wenn das nicht schon ein Zitat ist, sollte es auf jeden Fall eines werden. *Honig um' Mund schmier* zwinkern


Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Das schöne an der Demokratie ist, daß sie Kritik und "Zweifel" zulässt. Was nach ihrer "Abschaltung" kaum mehr der Fall sein dürfte.


Wieso muss es so sein, daß das, was hier und heute unter "Demokratie" verstanden wird, nicht möglicherweise in einer Gesellschaft mit anderen Grundparametern viel demokratischer vonstatten geht.


Weil überall, wo du verhaftet und für teils dreissig Jahre eingesperrt wirst, weil du einmal auf einer lauten Kundgebung (Demonstration) deine Regierung kritisiert hast - "Keine" Demokratie herrscht.
(Oder wo du ganz plötzlich von seltsamen, schattenhaften Gestalten vergiftet/erschossen/sonstwie umgebracht wirst, die irgendwie von der Polizei nie gefunden oder gesucht werden und man daran schnell erkennen kann, das es der Geheimdienst war.)

Zitat:

Man hat sich gerade in Deutschland in die Demokratie-Nische gerettet, sonst wären wir alle Faschisten-das ist die gesellschaftspolitische Zwangsneurose.


Ich will mich ja nicht unbeliebt machen... ^^

Aber mir wäre eine Regierung, die "von anderen Ländern" faschistisch genannt wird lieber, als diese schleimige Vertretung Deutschland's, die wir hier und heute haben.
(NPD geht allerdings nicht, die sind viel zu beschränkt...)

Zitat:

Alles, was nicht den Stallgeruch von 150prozentiger Demokratie für sich in Anspruch zu nehmen gedenkt, ist demzufolge tendenziell faschistisch-das ist permanent der unausgesprochene oder auch offen ausgesprochene Verdacht.


Wahr.
Aber das heisst nicht, das der Demokratiewunsch an sich schlecht ist.
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zelig
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Beitrag(#1176719) Verfasst am: 10.01.2009, 12:14    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Malcolm,
danke für Deine ausführliche Antwort. In wesentlichen Fragen sind wir uns einig. Ich möchte aber auf einen Punkt speziell eingehen, den ich für sehr interessant halte.

Malcolm hat folgendes geschrieben:
[...]Wobei ich die Behauptung von Hucklebuck, er sei "nicht links" überhaupt nicht verstehe.[...]


Mit aller Vorsicht, die meiner Spekulation geschuldet ist, denke ich, daß Hucklebuck sich selber tatsächlich überhaupt nicht links verortet, sondern auf der politischen Skala am entgegengesetzten Ende, nämlich rechts. Interessant ist die Frage, wie es kommen kann, daß eine ehemals linke (selbst)Verortung in eine rechte umschlagen kann. Wie es beispielsweise bei Mahler der Fall ist. Meiner Meinung nach kann das geschehen, wenn radikale Positionen vertreten werden, die gegenüber den Grundideen der demokratischen Gesellschaft priorisiert werden. Und wenn bestimmte Ressentiments vorhanden sind (gegen den Internationalismus vielleicht), oder wenn eine Neigung zu Verschwörungstheorien besteht ("Wir werden alle verarscht, als Kriegsverlierer wird die deutsche Bevölkerung desinformiert."), dann kann die radikale Selbstverortung wohl umschlagen. Mahler hat vermutlich bereits als Linker antijüdische Vorbehalte gehabt. Ist ja bei radikalen Linken, unter dem Deckmantel des anti-Zionismus, nicht so selten vorzufinden.
Daher glaube ich, daß es nicht immer leicht ist überhaupt zu glauben, daß jemand, der vorgeblich linke Positionen vertritt, sich als radikal Rechter entpuppt. Aber meiner Erfahrung nach geschieht dies nicht so selten.
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Argáiþ
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Beitrag(#1176769) Verfasst am: 10.01.2009, 12:48    Titel: Antworten mit Zitat

Hucklebuck hat folgendes geschrieben:

Die Fokussierung einer ganzen Gesellschaft auf den faschistischen Popanz fördert letztlich das, was man vorgibt, zu bekämpfen-den Faschismus...


Du redest wirr. Eine antifaschistische Hysterie mag zwar verachtenswert sein, Faschismus ist das aber noch lange nicht. Wie kann man denn auf so einen Stuss kommen, wenn man auch nur oberflächlich weiss, wobei es sich um Faschismus handelt? Die DDR war ein faschistoides System, wenn dir dort Antifschismus begegnet ist, ist erwartungsgemäß einfach auch hier der staatsideologische Stempel aufgedrückt worden.
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Hucklebuck
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Beitrag(#1177383) Verfasst am: 10.01.2009, 23:45    Titel: Antworten mit Zitat

Argaith hat folgendes geschrieben:
Hucklebuck hat folgendes geschrieben:

Die Fokussierung einer ganzen Gesellschaft auf den faschistischen Popanz fördert letztlich das, was man vorgibt, zu bekämpfen-den Faschismus...


Du redest wirr. Eine antifaschistische Hysterie mag zwar verachtenswert sein, Faschismus ist das aber noch lange nicht. Wie kann man denn auf so einen Stuss kommen, wenn man auch nur oberflächlich weiss, wobei es sich um Faschismus handelt? Die DDR war ein faschistoides System, wenn dir dort Antifschismus begegnet ist, ist erwartungsgemäß einfach auch hier der staatsideologische Stempel aufgedrückt worden.


Putzig...
Ich rede also wirr - tja, dann muss ich wohl mal entwirren.
Ich sprach von fördern. Kennst Du die Bedeutung diese Wortes im Unterschied zu Deiner Wortwahl? Du verdrehst den Sinn - absichtlich oder aus Ahnungslosigkeit?
Die DDR war also ein faschistoides System. Also ich habe da 25 Jahre verbracht, wie viele Du? Vermutlich NULL.
Ich habe mich massiv mit dem System angelegt, und sie haben versucht, meinen Arsch zu versenken-aber ich hab die Wichser gefickt, und es hat manchmal sogar Spaß gemacht.
Ich würde trotzdem nicht auf die abstruse Idee kommen, die DDR als faschistoides System zu bezeichnen - auch oder gerade als Leidtragender.
Deine Einschätzung ist folgerichtig nach politisch korrekter Lesart als Verharmlosung des NS-Regimes zu werten-und damit eine Beschimpfung realer NS-Opfer...
Über den Antifaschismus oder Nicht-Antifaschismus in der DDR unterhalt ich mich dann doch lieber mit Leuten, die über Informationen aus erster Hand verfügen bzw. in der Lage sind objektiv zu werten, unideologisch zu urteilen und einen Diskurs auf redliche Art und Weise zu führen...
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Beitrag(#1177387) Verfasst am: 10.01.2009, 23:50    Titel: Antworten mit Zitat

Fast hätte ich Dich gefragt, was Du mit "faschistischen Popanz" eigentlich meinst, Hucklebuck. Aber zum Glück ist mir noch eingefallen, daß Du solche Fragen nicht gerne magst.
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Beitrag(#1177389) Verfasst am: 10.01.2009, 23:53    Titel: Antworten mit Zitat

Faschistoid ist ein Kunstwort.
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Beitrag(#1177396) Verfasst am: 11.01.2009, 00:03    Titel: Antworten mit Zitat

Uriziel hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:

Das schöne an der Demokratie ist, daß sie Kritik und "Zweifel" zulässt. Was nach ihrer "Abschaltung" kaum mehr der Fall sein dürfte.


Also wenn das nicht schon ein Zitat ist, sollte es auf jeden Fall eines werden. *Honig um' Mund schmier* zwinkern


Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
zelig hat folgendes geschrieben:
Das schöne an der Demokratie ist, daß sie Kritik und "Zweifel" zulässt. Was nach ihrer "Abschaltung" kaum mehr der Fall sein dürfte.


Wieso muss es so sein, daß das, was hier und heute unter "Demokratie" verstanden wird, nicht möglicherweise in einer Gesellschaft mit anderen Grundparametern viel demokratischer vonstatten geht.


Weil überall, wo du verhaftet und für teils dreissig Jahre eingesperrt wirst, weil du einmal auf einer lauten Kundgebung (Demonstration) deine Regierung kritisiert hast - "Keine" Demokratie herrscht.
(Oder wo du ganz plötzlich von seltsamen, schattenhaften Gestalten vergiftet/erschossen/sonstwie umgebracht wirst, die irgendwie von der Polizei nie gefunden oder gesucht werden und man daran schnell erkennen kann, das es der Geheimdienst war.)
Du hast die Diskussion vermutlich nicht richtig verfolgt, sonst müsste Dir klar sein, daß nicht von verflossenen oder gegenwärtigen, parallel existierenden Gesellschaften die Rede ist, sondern von dem, was NACH der zur Zeit herrschenden pseudodemokratischen Kapitalismus-Variante kommt.
Denn es gibt immer ein DANACH...
Zitat:

Zitat:

Man hat sich gerade in Deutschland in die Demokratie-Nische gerettet, sonst wären wir alle Faschisten-das ist die gesellschaftspolitische Zwangsneurose.


Ich will mich ja nicht unbeliebt machen... ^^

Aber mir wäre eine Regierung, die "von anderen Ländern" faschistisch genannt wird lieber, als diese schleimige Vertretung Deutschland's, die wir hier und heute haben.
(NPD geht allerdings nicht, die sind viel zu beschränkt...)

Zitat:

Alles, was nicht den Stallgeruch von 150prozentiger Demokratie für sich in Anspruch zu nehmen gedenkt, ist demzufolge tendenziell faschistisch-das ist permanent der unausgesprochene oder auch offen ausgesprochene Verdacht.


Wahr.
Aber das heisst nicht, das der Demokratiewunsch an sich schlecht ist.

Nö, hab ich auch nie behauptet. Es gibt wichtige Element, die man in einer zukünftigen Gesellschaft auf jeden Fall einarbeiten sollte. Es ist genau wie mit dem Sozialismus, dessen Grundidee im marxschen Sinne völlig in Ordnung ist. Das Problem war ja, was in der Praxis aus dieser Idee gemacht wurde...
Übrigens, was ich hier auch schon angeführt habe, gilt ähnliches für das Christentum: Die christlichen Tugenden sind für sich genommen Werte, die einer Zivilisation nicht nur gut zu Gesicht stehen, sondern gefördert und gefordert werden müssen: Wahrhaftigkeit, Bescheidenheit, Demut, Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe usw. Das mag im Angesicht des Zeitgeistes altbacken klingen, aber man muss sich ja vom Zeitgeist nicht manipulieren lassen...
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Argáiþ
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Anmeldungsdatum: 27.01.2007
Beiträge: 12486

Beitrag(#1177398) Verfasst am: 11.01.2009, 00:04    Titel: Antworten mit Zitat

Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
Argaith hat folgendes geschrieben:
Hucklebuck hat folgendes geschrieben:

Die Fokussierung einer ganzen Gesellschaft auf den faschistischen Popanz fördert letztlich das, was man vorgibt, zu bekämpfen-den Faschismus...


Du redest wirr. Eine antifaschistische Hysterie mag zwar verachtenswert sein, Faschismus ist das aber noch lange nicht. Wie kann man denn auf so einen Stuss kommen, wenn man auch nur oberflächlich weiss, wobei es sich um Faschismus handelt? Die DDR war ein faschistoides System, wenn dir dort Antifschismus begegnet ist, ist erwartungsgemäß einfach auch hier der staatsideologische Stempel aufgedrückt worden.


Putzig...
Ich rede also wirr - tja, dann muss ich wohl mal entwirren.
Ich sprach von fördern. Kennst Du die Bedeutung diese Wortes im Unterschied zu Deiner Wortwahl? Du verdrehst den Sinn - absichtlich oder aus Ahnungslosigkeit?
Die DDR war also ein faschistoides System. Also ich habe da 25 Jahre verbracht, wie viele Du? Vermutlich NULL.
Ich habe mich massiv mit dem System angelegt, und sie haben versucht, meinen Arsch zu versenken-aber ich hab die Wichser gefickt, und es hat manchmal sogar Spaß gemacht.
Ich würde trotzdem nicht auf die abstruse Idee kommen, die DDR als faschistoides System zu bezeichnen - auch oder gerade als Leidtragender.
Deine Einschätzung ist folgerichtig nach politisch korrekter Lesart als Verharmlosung des NS-Regimes zu werten-und damit eine Beschimpfung realer NS-Opfer...
Über den Antifaschismus oder Nicht-Antifaschismus in der DDR unterhalt ich mich dann doch lieber mit Leuten, die über Informationen aus erster Hand verfügen bzw. in der Lage sind objektiv zu werten, unideologisch zu urteilen und einen Diskurs auf redliche Art und Weise zu führen...


Wenn es dich so aufbringt, dann darfst du gern "faschistoid" zB durch "autoritaristisch" ersetzen und dich dann nochmal als DDR-Opfer präsentieren, um für Verständnis für dein merkwürdiges Gelaber zu hausieren. Ich habe das einfach so gemeint, dass deine staatsideologisch geprägten Erfahrungen mit dem Antifaschismus in der DDR eventuell deine Sicht getrübt haben. Nachdem du ja klar gemacht hast, dass du sie alle "gefickt" hast, erscheint mir das um so plausibler.


Zuletzt bearbeitet von Argáiþ am 11.01.2009, 00:21, insgesamt einmal bearbeitet
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Hucklebuck
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Beitrag(#1177410) Verfasst am: 11.01.2009, 00:20    Titel: Antworten mit Zitat

zelig hat folgendes geschrieben:
Hi Malcolm,
danke für Deine ausführliche Antwort. In wesentlichen Fragen sind wir uns einig. Ich möchte aber auf einen Punkt speziell eingehen, den ich für sehr interessant halte.

Malcolm hat folgendes geschrieben:
[...]Wobei ich die Behauptung von Hucklebuck, er sei "nicht links" überhaupt nicht verstehe.[...]


Mit aller Vorsicht, die meiner Spekulation geschuldet ist, denke ich, daß Hucklebuck sich selber tatsächlich überhaupt nicht links verortet, sondern auf der politischen Skala am entgegengesetzten Ende, nämlich rechts.
Deine Logik ist bewundernswert klar: Wer nicht oder nicht mehr links ist, muss zwangsläufig rechts sein. Genau wie auf einer eindimensionalen Scheibenwelt, da gibt es auch nur die Mitte und ansonsten links oder rechts. Beeindruckende Beweisführung, eines Moderators würdig!
Zitat:

Interessant ist die Frage, wie es kommen kann, daß eine ehemals linke (selbst)Verortung in eine rechte umschlagen kann. Wie es beispielsweise bei Mahler der Fall ist. Meiner Meinung nach kann das geschehen, wenn radikale Positionen vertreten werden, die gegenüber den Grundideen der demokratischen Gesellschaft priorisiert werden. Und wenn bestimmte Ressentiments vorhanden sind (gegen den Internationalismus vielleicht), oder wenn eine Neigung zu Verschwörungstheorien besteht ("Wir werden alle verarscht, als Kriegsverlierer wird die deutsche Bevölkerung desinformiert."), dann kann die radikale Selbstverortung wohl umschlagen. Mahler hat vermutlich bereits als Linker antijüdische Vorbehalte gehabt. Ist ja bei radikalen Linken, unter dem Deckmantel des anti-Zionismus, nicht so selten vorzufinden.

Daher glaube ich, daß es nicht immer leicht ist überhaupt zu glauben, daß jemand, der vorgeblich linke Positionen vertritt, sich als radikal Rechter entpuppt. Aber meiner Erfahrung nach geschieht dies nicht so selten.


Großartig, absolut bewundernswert, wie sich alle Fragen so einfach beantworten lassen, alle Nebel auflösen und die Dämonen der politischen Finsterniss das Weite suchen, wenn jemand mit Deiner Weisheit die Menschen auf den rechten Weg bringt.
Diese Reinheit der Gedanken, diese unbezwingbare Brillianz der Beweisführung, diese unbezwingbaren Schlußfolgerungen im Angesicht des antidemokratischen Gottseibeiuns!
Ich verneige mich in Ehrfurcht!!!
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Malcolm
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Anmeldungsdatum: 25.07.2007
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Beitrag(#1177413) Verfasst am: 11.01.2009, 00:27    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Hucklebuck,

die Sache des Antifaschismus ist komplex. Ursprünglich von Kommunisten als Begriff eingeführt, sind auch demokratische Richtungen auf den antifaschistischen Zug aufgesprungen. Nach dem zweiten Weltkrieg sind dann halt alle "Antifaschisten" gewesen, aber das Problem des Antifaschismus ist es eben, daß er sich zwar vom Faschismus distanziert, aber nicht von anderen totalitären Richtungen. Weder wollten sich Demokraten da von Kommunisten vereinnahmen lassen, noch haben Kommunisten davon Abstand genommen, alles, was ihnen nicht in den Kram paßte, als Faschismus zu bezeichnen. So zerbröckelte die antifaschistische Front wieder, was Kommunisten als Beleg für die Vorstellung sehen, daß Demokraten mit dem Faschismus sympathisieren - was aber nichts als plumper Demagogik ist.

Zitat:
Ich habe mich massiv mit dem System angelegt, und sie haben versucht, meinen Arsch zu versenken-aber ich hab die Wichser gefickt, und es hat manchmal sogar Spaß gemacht.


Das belegt aber auch nur, daß die DDR mit dem Nationalsozialismus nicht zu vergleichen war. Unter den Nazis wärst Du gleich einen Kopf kürzer gemacht worden. Im übrigen wirst auch Du die Sache nur bis zu einem gewissen Grade getrieben haben. Ich glaube kaum, daß Dir die Sache so viel Spaß gemacht hätte, wenn Du die Sache über das Maß von etwas "gerade noch tolerierten", oder "auf niedrigerer Eben bekämpften" betrieben hättest.

Was Du hier sagst, zeigt für mich einfach, daß Du, auch ohne dieses DDR Regime zu unterstützen, die Diktaturerfahrung doch nicht richtig verarbeitet hast. Die haben nicht "versucht", Deinen Arsch zu versenken und sind dann sozusagen "an Dir gescheitert", die hätten das auch ohne weiteres machen können, wenn eine "härtere Parole" ausgegeben worden wäre. Daß Du Dich gegenüber diesem Regime nicht ohnmächtig gefühlt hast, sondern sogar "die Wichser gefickt" hast, bedeutet eine Umdeutung realer Ohnmacht in gefühlte Macht. Das mag für Deinen "psychischen Haushalt" dann wichtig sein, ist aber auch eine Lebenslüge, die Du mal in Frage stellen solltest, bevor Du hier leichtfertig die Abschaffung der Demokratie zur Diskussion stellst.

Gruß Malcolm
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Ohne die Musik wäre das Leben ein Irrtum.

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Hucklebuck
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Anmeldungsdatum: 25.11.2008
Beiträge: 996

Beitrag(#1177735) Verfasst am: 11.01.2009, 14:07    Titel: Antworten mit Zitat

Malcolm hat folgendes geschrieben:
Hallo Hucklebuck,

die Sache des Antifaschismus ist komplex. Ursprünglich von Kommunisten als Begriff eingeführt, sind auch demokratische Richtungen auf den antifaschistischen Zug aufgesprungen. Nach dem zweiten Weltkrieg sind dann halt alle "Antifaschisten" gewesen, aber das Problem des Antifaschismus ist es eben, daß er sich zwar vom Faschismus distanziert, aber nicht von anderen totalitären Richtungen. Weder wollten sich Demokraten da von Kommunisten vereinnahmen lassen, noch haben Kommunisten davon Abstand genommen, alles, was ihnen nicht in den Kram paßte, als Faschismus zu bezeichnen. So zerbröckelte die antifaschistische Front wieder, was Kommunisten als Beleg für die Vorstellung sehen, daß Demokraten mit dem Faschismus sympathisieren - was aber nichts als plumper Demagogik ist.
Würde ich ungefähr so auch einschätzen. Die Zerbröckelung der "antifaschistischen Front" hat aber sicherlich auch was damit zu tun, daß nach dem 2.Weltkrieg der "Hauptgegner" militärisch besiegt, "moralisch" endgültig diskreditiert bzw. richtigerweise als verbrecherisch verurteilt war. Da zerbröckelt zwangsläufig jede Front, und im Zuge der historischen Aufarbeitung erfolgt dann eine Ausdifferenzierung der vorher durch die Kriegsnotwendigkeiten hergestellten Allianzen. Richtig ist aber auch, was eigentlich historischer Konsens ist, daß die sich als "demokratisch" verstehenden Elemente der antifaschistischen "Not-Allianz", durchaus kritisch gesehen werden, weil sie durch opportunistisches Zögern und Zaudern, inkonsequentes Handeln und Ressentiments gegen Kommunisten/Sozialisten die Expansion und Propaganda-Tragweite des Faschismus fahrlässig befördert haben. Aber das ist m.E. nach ein Symptom, daß dieser politischen Überzeugung systemimmanent ist.
Allerdings sollten wir das nun wirklich nicht auseinanderklamüsern, bin dieser Thematik auch ein wenig überdrüssig.
Zitat:


Zitat:
Ich habe mich massiv mit dem System angelegt, und sie haben versucht, meinen Arsch zu versenken-aber ich hab die Wichser gefickt, und es hat manchmal sogar Spaß gemacht.


Das belegt aber auch nur, daß die DDR mit dem Nationalsozialismus nicht zu vergleichen war.
Danke für die klare Aussage.
Zitat:

Unter den Nazis wärst Du gleich einen Kopf kürzer gemacht worden.
Unter den Nazis wäre man auch konspirativer gewesen. Das macht ja den Unterschied aus zwischen beiden "Diktaturen". In der einen haben sie dich relativ schnell ausradiert, in der anderen haben sie erst versucht, dich ideologisch umzubiegen, um dich danach bei anhaltender Renitenz fertigzumachen. Dementsprechend gab es unterschiedliche Widerstands-Strategien.
Zitat:

Im übrigen wirst auch Du die Sache nur bis zu einem gewissen Grade getrieben haben. Ich glaube kaum, daß Dir die Sache so viel Spaß gemacht hätte, wenn Du die Sache über das Maß von etwas "gerade noch tolerierten", oder "auf niedrigerer Eben bekämpften" betrieben hättest.
Ich war kein "Held", nur ein kleiner Stolperstein für das System. Allerdings haben sie mein Leben trotzdem massivst negativ beeinflusst. Es hat auch nicht "soviel Spaß" gemacht. Es ist aber nun mal so, daß sich David im Kampf gegen einen Goliath an den kleinen Siegen seine Lebenszuversicht holt, das ist eine Mischung aus Fatalismus und demokritischem Humorverständnis.
Allerdings hat das Leben ansonsten immer noch genug Spaß und Lebensfreude bereitgehalten, so daß ich abschließend sagen muss, daß ich meine Jugend nicht missen möchte und die heutige Jugend sogar bedauere, wenn ich die Umstände miteinander vergleiche. Wir hatten damals klare Gegner, ein manifestes soziales Miteinander, eine spürbare Aufbruchstimmung und die Fähigkeit und Möglichkeit, "Spaß" selbst zu produzieren: Heutzutage sind die Gehirne der jungen Leute bis zum Geht-nicht-mehr im Sinne der Verwertungsgesellschaft manipuliert - kapitalistische Nachwuchs-Zombies at its best. Grauenvoll
Zitat:


Was Du hier sagst, zeigt für mich einfach, daß Du, auch ohne dieses DDR Regime zu unterstützen, die Diktaturerfahrung doch nicht richtig verarbeitet hast.
Nö Malcolm, ich glaube, das ist ne Fehleinschätzung: Meine Traumata haben nur z.T. mit der Diktaturerfahrung zu tun. Im Gegenteil, ich schätze den Anteil dieser Erfahrungen für meine "Persönlichkeitsbildung". Schließlich wurde ich zur dialektischen Auseinandersetzung gezwungen. Wenn das nicht gewesen wäre, wäre ich überhaupt nicht in der Lage, mich in der Art und Weise zu artikulieren, wie es auf einer etwas qualifizierteren Ebene notwendig ist. Außerdem verdanke ich "dem System" die konsequente Verhinderung von christlicher Glaubensentfaltung innerhalb der Gesellschaft. Ich musste mir den "Glauben" nicht selbst austreiben, er war gar nicht erst da, bzw. es bestand nicht die Gefahr einer "Infizierung". Meine Traumata sind eher durch meine Eltern und andere persönliche "Unfälle" verursacht worden. Die Diktatur hat höchstens das Gegenteil bewirkt, eben eine Schulung von Charakter, Standhaftigkeit, Abstraktionsvermögen, klarer Sicht und Horizonterweiterung in der Abfolge der Auseinandersetzung.
Zitat:

Die haben nicht "versucht", Deinen Arsch zu versenken und sind dann sozusagen "an Dir gescheitert",
Also Kumpel, ich habe nicht davon geredet, daß sie "an mir gescheitert" wären, das impliziert genau das, was ich verneine: Ich war eben kein verdammter Held!
Zitat:

die hätten das auch ohne weiteres machen können, wenn eine "härtere Parole" ausgegeben worden wäre. Daß Du Dich gegenüber diesem Regime nicht ohnmächtig gefühlt hast,
Malcolm, das haut leider wieder nicht hin: Ich hab nicht davon geredet, daß ich mich NICHT ohnmächtig gegenüber dem Regime gefühlt habe: Wenn ich mich nicht ohnmächtig gefühlt hätte, wäre für Widerstand kaum ein besonderer Grund vorhanden gewesen. Die Ohnmacht war nicht allgegenwärtig, wie das wahrscheinlich im Dritten Reich der Fall war, aber latent präsent
Zitat:

sondern sogar "die Wichser gefickt" hast, bedeutet eine Umdeutung realer Ohnmacht in gefühlte Macht. Das mag für Deinen "psychischen Haushalt" dann wichtig sein, ist aber auch eine Lebenslüge, die Du mal in Frage stellen solltest,
siehe oben.
Zitat:

bevor Du hier leichtfertig die Abschaffung der Demokratie zur Diskussion stellst.

Gruß Malcolm

Das Dilemma, Malcolm, ist doch leider immer wieder, und da werden mir die meisten nicht-assimilierten Ossis zustimmen, daß Wessis immer ganz genau zu wissen glauben, wie es im Osten war. Und sie lassen sich auch nicht von echten "Zeitzeugen" davon abbringen, steif und fest an ihren Überzeugungen festzuhalten, auch wenn sie höchstens mal auf nem Schulausflug über den Alex in Ostberlin geturnt sind. Das ist für einen fruchtbaren Diskurs nicht zielführend - und leider auch äußerst selbstgerecht.
Außerdem ist es äußerst ermüdend, gerade hier im Forum, permanent Äußerungen, Unterstellungen und Zitate dementieren zu müssen, die sinnentstellend sind und die man nachweislich NICHT getätigt hat.
Ich bitte auch Dich, mich von sowas zu verschonen! Du bist da sicher eher ein "leichter Fall".
Ich habe einfach keine Lust, die Lust an einer (qualifizierten) Auseinandersetzung vollständig zu verlieren, weil die Mehrheit der User sich nicht an die notwendige Sorgfaltspflicht hält und dadurch die Netikette verletzt, ohne befürchten zu müssen, von der Moderation sanktioniert zu werden. Das ist unproduktiv, lästig und dem Spaß an der Sache abträglich...
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Malcolm
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Beitrag(#1177828) Verfasst am: 11.01.2009, 15:27    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Hucklebuck,

recht vielen Dank für Deinen wirklich sehr interessanten Beitrag. Ich wollte keinesfalls als Besserwessi auftreten, das liegt mir völlig fern, ganz im Gegenteil freue ich mich aufrichtig, daß Du mal aus Dir raus gekommen bist und etwas über Deine DDR Vergangenheit erzählt hast. Vielleicht hängt Dir die Sache ja zum Hals raus, mir macht es richtig Spaß, denn ich kenne eigentlich keinen, der mir aus der DDR Vergangenheit erzählen könnte.

Du bist auf jeden Fall auch jemand - und es tut mir leid, wenn ich Dich da falsch verstanden haben sollte - der die Erfahrung dieser sehr speziellen Diktatur, mit diesen höchst merkwürdigen Dingen wie Blockparteien, die sogar den selben Namen trugen wie ihre westlichen Gegenpartner erlebt hat und auch reflektieren kann. Ich kann nur sagen, ich habe Deinen Beitrag genossen, wie schon lange keinen mehr.

Zitat:
Allerdings hat das Leben ansonsten immer noch genug Spaß und Lebensfreude bereitgehalten, so daß ich abschließend sagen muss, daß ich meine Jugend nicht missen möchte und die heutige Jugend sogar bedauere, wenn ich die Umstände miteinander vergleiche. Wir hatten damals klare Gegner, ein manifestes soziales Miteinander, eine spürbare Aufbruchstimmung und die Fähigkeit und Möglichkeit, "Spaß" selbst zu produzieren: Heutzutage sind die Gehirne der jungen Leute bis zum Geht-nicht-mehr im Sinne der Verwertungsgesellschaft manipuliert - kapitalistische Nachwuchs-Zombies at its best. Grauenvoll


Nun, solche Überlegungen stelle ich zum Teil auch an. Allerdings ist das teilweise auch ein Generationenproblem, sofern ich die Entwicklung im Westen überblicke. Ich bin 47, als ich aufwuchs gab es zum Beispiel kein Privatfernsehen, sondern nur das Öffentlichrechtliche - schon das war eine vollkommen andere Kultur als die heutige mit all dem Privat TV Unterschichten Müll, der da produziert wird. Den Kulturwechsel merkte ich halt an meinem kleinen Bruder, der 14 Jahre jünger ist als ich. Der ganze Markenscheiß ( Du mußt ne Levisjeans tragen, sonst bist Du nicht in) spielte in seiner Jugend eine riesige Rolle, während es zu meine Zeit eigentlich überhaupt kein Rolle spielte, aber wir hatten ja auch noch nicht sowas wie Privatfernsehen.

Allerdings, gerade weil ich die westliche Gesellschaft auch anders erlebt habe als Du, auch Generationenwechsel, sehe ich die Sache etwas anders. Ich stellte zum Beispiel auch fest, daß die Generation vor mir, deren Ausläufer ich noch erleben durfte auch völlig anders war. Als ich zur Oberschule ging, waren die Lehrer noch sehr durch die Schulgenerationen vor uns geprägt, die waren völlig rebellisch - so rebellsich waren wir nicht, irgendwie mehr so eine Zwischengeneration, die weniger von den Ausläufern der 68 er geprägt waren als von den Grünen und so was. Joschka Fischer als Turnschuhminister - das war was.

Ich gebe Dir allerdings recht, daß ich diese Zeit, in der wir leben rein kulturell auch ein wenig als eine Zeit bleierner Schwere erlebe - allerdings erlebt man auch viel persönliche Emanzipation, aber dieses Gefühl "großer Aufbrüche" ist verloren gegangen, diese Zeit meines Bruders muß irgendwie fürchterlich gewesen sein. Aber alles wandelt sich, es wird dann sicher auch wieder Generationen geben, die den Materialismus ihrer Eltern als fürchterlich begreifen, es ist doch letzlich alles im Fluß. Und selbst die Generationen selber ändern sich - mein markenbesessener Bruder, der es zu seinen jungen Zeiten nie begriffen hat, daß ich halt "irgendeine Jeans" trug, hat sich doch sehr zum positiven verändert.

Zitat:
Außerdem verdanke ich "dem System" die konsequente Verhinderung von christlicher Glaubensentfaltung innerhalb der Gesellschaft. Ich musste mir den "Glauben" nicht selbst austreiben, er war gar nicht erst da, bzw. es bestand nicht die Gefahr einer "Infizierung".


Da ist sicher auch etwas dran. Nun bin ich wieder in die katholische Kirche eingetreten gut, aber sicher mußte ich so etwas wie eine katholische Sozialisation übergehen lassen, die ich zwiespältig sehe - teileweise positiv, teilweise negativ - was meine Kindheit betrifft, aber dann eher negativ, was die katholische Sexualmoral betrifft. Was Du allerdings nicht übersehen solltest, ist, daß die Kirchen sich auch gewandelt haben, weniger in ihrer Dogmatik, aber schon in ihrer Glaubenspraxis. Ein weites Feld.

Zitat:
Die Diktatur hat höchstens das Gegenteil bewirkt, eben eine Schulung von Charakter, Standhaftigkeit, Abstraktionsvermögen, klarer Sicht und Horizonterweiterung in der Abfolge der Auseinandersetzung.


Dies will ich Dir gar nicht absprechen. Anderseits hoffe ich doch sehr, so wenig Du Dich von einem Besserwessi belehren lassen willst, daß Du dies eben immer doch auch noch reflektieren kannst. Auf gewisse üble Begleiterscheinungen einer freien Gesellschaft hat Dich die Diktatur doch nicht vorbereiten können. Aber ich hoffe doch sehr, daß Du die Freiheit, die Du hast, doch auch genießt. Man muß sich dann ja auch nicht unbedingt mit "Konsumzombies" unterhalten.

Zitat:
Das Dilemma, Malcolm, ist doch leider immer wieder, und da werden mir die meisten nicht-assimilierten Ossis zustimmen, daß Wessis immer ganz genau zu wissen glauben, wie es im Osten war. Und sie lassen sich auch nicht von echten "Zeitzeugen" davon abbringen, steif und fest an ihren Überzeugungen festzuhalten, auch wenn sie höchstens mal auf nem Schulausflug über den Alex in Ostberlin geturnt sind. Das ist für einen fruchtbaren Diskurs nicht zielführend - und leider auch äußerst selbstgerecht.


Ach, weißt Du, ehrlich gesagt weiß ich gar nichts. So wie Du mit dem Westfernsehen, so bin ich allerdings mit dem Ostfernsehen aufgewachsen, lebte in Lübeck an der Zonengrenze und konnte Ostfernsehen empfangen. Nein, ich weiß rein gar nichts über das Leben in der DDR, würde mich aber freuen, wenn wir darüber ins Gespräch kämen. Allerdings ist Deine Aufassung der Westens allerdings auch ein bißchen Besserossi mäßig - ich habe die gesellschaftliche Entwicklung des Westens auch äußerst differenziert gesehen - leider finde ich diese Gesellschaft zum Teil auch etwas Zombiemäßig, habe aber ganz grundsätzlich auch eine Hoffnung auf gesellschaftliche Veränderungen, die Dir vielleicht abgehen, da Du nur die Nachwende BRD kennst, wo ich im Grunde keine wirklich spannenden gesellschaftlichen Entwicklungen sehe.

Gruß Malcolm
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Karlchen
kritisch christlicher Exot ohne Artenschutz



Anmeldungsdatum: 30.04.2008
Beiträge: 1119

Beitrag(#1178207) Verfasst am: 11.01.2009, 21:45    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Atheisten = christlich geprägt, nur eben gottlos?


Hab nur die Überschrift gelesen, der ich jedoch zustimmen würde - auch wenn sich die Mehrheit hier natürlich heftig dagegen wehren wird. Cool
Christentum ist eben nicht nur Religion sondern auch kulturstiftend.
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