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neinguar Blue Note
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 3088
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(#1178122) Verfasst am: 11.01.2009, 20:28 Titel: Re: Darwin contra Darwinismus |
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: | jagy hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | In einem lesenswerten Beitrag zum Darwin-Jahr schreibt Jürgen Neffe in der ZEIT:
Zitat: |
[...]
Darwins Schatten überragt seinen Namen um genau fünf Buchstaben: ismus. Sie trennen Wissenschaft von Weltanschauung, Idee von Ideologie, Biologie von Biologismus.
[...]
Im gängigen Sprachgebrauch jedoch steht Darwinismus für Sozialdarwinismus, für Ellbogen und das Recht des Stärkeren im allgegenwärtigen Verdrängungswettbewerb. Wer jemand anderen einen Darwinisten nennt, meint das in der Regel nicht freundlich.
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Sorry, aber das ist doch Quatsch! Sodzialdarwinismus steht für Sozialdarwinismus. Darwinismus ist für mich einfach nur eine "Ehrerweisung", indem man Darwins bahnbrechende Evolutionstheorie auch mit seinem Namen bezeichnet. |
Yepp! Genau das habe ich auch gedacht.
Skeptiker |
Muss hier irgendjemand darüber ernsthaft diskutieren?
Es geht in dem Artikel darum, dass der Begriff Darwinismus tatsächlich oft in einem anderen (und wie wir uns hier hoffentlich einig sind, falschen) Sinn verwendet wird.
_________________ Woran du dein Herz hängest, das ist dein Gott - Martin Luther -
Wenn ich Gott wäre, würde ich mich nicht von jedem anbeten lassen wollen - Hilde Ziegler -
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jagy Herb Derpington III.
Anmeldungsdatum: 26.11.2006 Beiträge: 7275
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(#1178142) Verfasst am: 11.01.2009, 20:41 Titel: Re: Darwin contra Darwinismus |
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neinguar hat folgendes geschrieben: | Skeptiker hat folgendes geschrieben: | jagy hat folgendes geschrieben: | zelig hat folgendes geschrieben: | In einem lesenswerten Beitrag zum Darwin-Jahr schreibt Jürgen Neffe in der ZEIT:
Zitat: |
[...]
Darwins Schatten überragt seinen Namen um genau fünf Buchstaben: ismus. Sie trennen Wissenschaft von Weltanschauung, Idee von Ideologie, Biologie von Biologismus.
[...]
Im gängigen Sprachgebrauch jedoch steht Darwinismus für Sozialdarwinismus, für Ellbogen und das Recht des Stärkeren im allgegenwärtigen Verdrängungswettbewerb. Wer jemand anderen einen Darwinisten nennt, meint das in der Regel nicht freundlich.
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Sorry, aber das ist doch Quatsch! Sodzialdarwinismus steht für Sozialdarwinismus. Darwinismus ist für mich einfach nur eine "Ehrerweisung", indem man Darwins bahnbrechende Evolutionstheorie auch mit seinem Namen bezeichnet. |
Yepp! Genau das habe ich auch gedacht.
Skeptiker |
Muss hier irgendjemand darüber ernsthaft diskutieren?
Es geht in dem Artikel darum, dass der Begriff Darwinismus tatsächlich oft in einem anderen (und wie wir uns hier hoffentlich einig sind, falschen) Sinn verwendet wird. |
Das wir uns hier einig sind ist ja klar. Aber ich denke eben, dass auch in der Öffentlichkeit Darwinismus nicht unbdingt mit Sozialdarwinismus gleichgesetzt wird.
_________________ INGLIP HAS BEEN SUMMONED - IT HAS BEGUN!
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satsche registrierter User
Anmeldungsdatum: 30.07.2006 Beiträge: 2091
Wohnort: Südhessen
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(#1178153) Verfasst am: 11.01.2009, 20:59 Titel: |
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Artanis hat folgendes geschrieben: | Zeit hat folgendes geschrieben: | Genau dies machte im Prinzip der britische Biologe Richard Dawkins, als er 1976 die Debatte mit seiner gleichermaßen originellen wie gefährlichen Hypothese vom »egoistischen Gen« zuspitzte. »Wir sind Überlebensmaschinen – Roboter, die blind darauf programmiert sind, diese egoistischen kleinen Moleküle zu erhalten, die gemeinhin als Gene bekannt sind.« Damit folgte Dawkins direkt dem Gedanken des survival of the fittest: Die Gene, die uns formen, haben sich gegen alle anderen Konkurrenten durchgesetzt. Sie »kämpfen« gegeneinander in Form der Organismen, deren Eigenschaften sie bestimmen. |
Also ich bin mir ziemlich sicher, dass Dakwins gegen diese Unterstellung hier in seinem Buch am Ende so einige relativierende Bemerkungen fallen lässt, indem er sich den Begriff des Mems zurecht bastelt. |
Vielleicht sollte hier mal auf das Buch von Neffe hingewiesen werden (steht direkt unter dem Zeit-Artikel):
Jürgen Neffe ist Autor der Reise-Biografie »Darwin. Das Abenteuer des Lebens« (C. Bertelsmann Verlag, 2008)
Die hier zitierte Passage steht wörtlich so in dem Buch und ist so etwas aus dem Zusammenhang gerissen.
Der Autor der die Reise Darwins nachvollzogen hat, offenbar ohne, wie Darwin, seekrank zu sein, setzt sich an noch drei anderen Stellen mit „Darwins Rottweiler“ auseinander; aber so weit bin ich noch nicht.
_________________ Keiner hat das Recht zu gehorchen. Hannah A.
Das, was lebt, ist etwas anderes als das, was denkt. G. Benn
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Cyborg Eukaryot
Anmeldungsdatum: 28.08.2008 Beiträge: 136
Wohnort: Wien
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(#1178158) Verfasst am: 11.01.2009, 21:03 Titel: |
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Wie es Einige bereits erwähnt haben, bedeutet Darwinismus nicht Sozialdarwinismus. Ulrich Kutschera schreibt in seinem Werk "Evolutionsbiologie" vom Neo-Darwinismus und seinem Begründer, August Weismann, unzwar im streng wissenschaftlichen Sinne. Kutschera hat extra einen Kapitel gegen die Politisierung der Biologie gewidmet.
Neo-Darwinismus ist nichts anderes als ein veralteter Begriff für die Synthetische Theorie der biologischen Evolution bzw. Synthetische Evolutionsbiologie.
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jagy Herb Derpington III.
Anmeldungsdatum: 26.11.2006 Beiträge: 7275
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(#1178173) Verfasst am: 11.01.2009, 21:17 Titel: |
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offtopic:
Cyborg hat folgendes geschrieben: | Synthetische Theorie der biologischen Evolution bzw. Synthetische Evolutionsbiologie. |
Hab neulich (genauer gesagt vor einigen Monaten) mal meine Oberstufen-Unterlagen 12. oder 13. Klasse (Abi 2002) Biologie durchgeschaut:
Dort hatte ich zum Thema Evolution mitnotiert: (sinngemäß) "Heute anerkannt ist die synthetische Evolutionstheorie; Selektiert wird auf der Ebene der Gruppe".
Würde gerne nochmal meine damalige Biologielehrerin fragen, ob es wirklcih anerkannt ist, dass auf der Ebene der Gruppe selektiert wird, ober ob sie nicht damals eher ihre persönliche Meinung als allgemeine Auffassung der Wissenschaft ausgegeben hat...
_________________ INGLIP HAS BEEN SUMMONED - IT HAS BEGUN!
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Philipp Wehrli registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.06.2007 Beiträge: 139
Wohnort: Winterthur
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(#1178383) Verfasst am: 12.01.2009, 00:38 Titel: Re: Darwin contra Darwinismus |
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[quote="step" postid=1177789] [quote="jagy" postid=1177777] zelig hat folgendes geschrieben: | Die meisten Leute wissen z.B. gar nicht, was Darwin mit "survival of the fittest" gemeint hat.
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Zur Klärung: "fit" heisst "passend", "geeignet". Das muss nicht notgedrungen "sportlich fit" bedeuten. Heute wissen die Biologen, dass natürlich nicht nur der "geeignetste" überlebt, sondern alle "ausreichend geeigneten". Mir scheint, dass ist eine sehr kleine Ungenauigkeit von Darwins Seite, wenn man bedenkt, was heute noch für Unsinn zur Evolutionstheorie geschrieben wird.
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Philipp Wehrli registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.06.2007 Beiträge: 139
Wohnort: Winterthur
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(#1178388) Verfasst am: 12.01.2009, 00:44 Titel: |
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jagy hat folgendes geschrieben: | Würde gerne nochmal meine damalige Biologielehrerin fragen, ob es wirklcih anerkannt ist, dass auf der Ebene der Gruppe selektiert wird, ober ob sie nicht damals eher ihre persönliche Meinung als allgemeine Auffassung der Wissenschaft ausgegeben hat... |
Es gibt bekanntlich nur noch wenige Indianer. Entweder war das Gruppenselektion oder die ausgestorbenen Indianer waren alle weniger überlebensfähig als ein Taugenichts und Säufer, den ich kenne, der aber vier Kinder gezeugt hat. Ich glaube, es war Gruppenselektion.
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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#1178427) Verfasst am: 12.01.2009, 01:17 Titel: |
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Hi jagy!
jagy hat folgendes geschrieben: | offtopic:
Cyborg hat folgendes geschrieben: | Synthetische Theorie der biologischen Evolution bzw. Synthetische Evolutionsbiologie. |
Hab neulich (genauer gesagt vor einigen Monaten) mal meine Oberstufen-Unterlagen 12. oder 13. Klasse (Abi 2002) Biologie durchgeschaut:
Dort hatte ich zum Thema Evolution mitnotiert: (sinngemäß) "Heute anerkannt ist die synthetische Evolutionstheorie; Selektiert wird auf der Ebene der Gruppe".
Würde gerne nochmal meine damalige Biologielehrerin fragen, ob es wirklcih anerkannt ist, dass auf der Ebene der Gruppe selektiert wird, ober ob sie nicht damals eher ihre persönliche Meinung als allgemeine Auffassung der Wissenschaft ausgegeben hat...
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Mit 'kin selection' erklärst Du auf spieltheoretischer Grundlage Altruismus. Dagegen ist die 'Einheit der Selektion' im synthetischen Evolutionsverständnis meist die Population.
Cheers,
Lamarck
_________________ „Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.” (Theodosius Dobzhansky)
„If you can’t stand algebra, keep out of evolutionary biology.” (John Maynard Smith)
„Computers are to biology what mathematics is to physics.” (Harold Morowitz)
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Lamarck Radikaler Konstruktivist
Anmeldungsdatum: 28.03.2004 Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main
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(#1178431) Verfasst am: 12.01.2009, 01:21 Titel: Re: Darwin contra Darwinismus |
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Hi Philipp Wehrli!
Philipp Wehrli hat folgendes geschrieben: |
step hat folgendes geschrieben: | jagy hat folgendes geschrieben: |
zelig hat folgendes geschrieben: | Die meisten Leute wissen z.B. gar nicht, was Darwin mit "survival of the fittest" gemeint hat.
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Zur Klärung: "fit" heisst "passend", "geeignet". Das muss nicht notgedrungen "sportlich fit" bedeuten. Heute wissen die Biologen, dass natürlich nicht nur der "geeignetste" überlebt, sondern alle "ausreichend geeigneten". Mir scheint, dass ist eine sehr kleine Ungenauigkeit von Darwins Seite, wenn man bedenkt, was heute noch für Unsinn zur Evolutionstheorie geschrieben wird.
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"the fittest" := "die ausreichend geeigneten"
Cheers,
Lamarck
_________________ „Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.” (Theodosius Dobzhansky)
„If you can’t stand algebra, keep out of evolutionary biology.” (John Maynard Smith)
„Computers are to biology what mathematics is to physics.” (Harold Morowitz)
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evohum Pendler
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 464
Wohnort: Rheingau
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(#1178466) Verfasst am: 12.01.2009, 03:10 Titel: |
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Cyborg hat folgendes geschrieben: | Wie es Einige bereits erwähnt haben, bedeutet Darwinismus nicht Sozialdarwinismus. Ulrich Kutschera schreibt in seinem Werk "Evolutionsbiologie" vom Neo-Darwinismus und seinem Begründer, August Weismann, unzwar im streng wissenschaftlichen Sinne. Kutschera hat extra einen Kapitel gegen die Politisierung der Biologie gewidmet.
Neo-Darwinismus ist nichts anderes als ein veralteter Begriff für die Synthetische Theorie der biologischen Evolution bzw. Synthetische Evolutionsbiologie. |
Ja, Cyborg, danke auf den Hinweis auf das andere Kutschera-Werk!
Und konkreter im zeitlichen Ablauf laut:
(mehr inhaltlich-wiss. orientiert) Kutschera "Evolutionsbiologie" (habe 2. Auflage v. 2006, 3. ist v. 2008) und
(mehr im historischen Kontext) Kutschera "Tatsache Evolution" (2009) siehe mein voriger Hinweis: http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=1178082#1178082
ab ca. 1858: Deszendenztheorie von Darwin (der eigentliche 'Darwinismus', mit mehreren Selektionsprinzipien)
um 1900: Neodarwinismus
...(dazwischen, aber nicht auf Darwin zurückgehend, Sozialdarwinismus)
bis 1950: Synthetische Theorie der Biologischen Evolution
ab 1950 (bes. ab ca. 2000): die Erweiterte Synthetische Theorie der Biologischen Evolution (Expanded Synthesis)
wird als interdisziplinäre Fachdisziplin Evolutionsbiologie weiter entwickelt
und umfasst alle neueren relevanten Erkenntnisse aus z.B. Genetik (DNA, Epigenetik), Geologie (Plattentektonik) etc.
D.h. die ursprüngliche Deszendenztheorie hat sich zur Evolutionsbiologie entwickelt - und wird sich weiter entwickeln.
Insofern macht der Threadtitel "Darwin contra Darwinismus" schon viel Sinn...
@jagy ("Heute anerkannt ist die synthetische Evolutionstheorie; Selektiert wird auf der Ebene der Gruppe"):
Für z.B. Altruismus macht Selektion auf der Ebene der Gruppe Sinn; aber das ist nur 1 von mehreren Selektionsprinzipien - und diese nur 1 von vielen Aspekten der Evolutionsbiologie, s.o.
Möglicherweise wollte zelig sowas aber gar nicht nicht hören?
Die kulturelle Evolution des Menschen ist jedoch weder bei Darwin noch i.d. Evolutionsbiologie Gegenstand.
Dennoch berührt 'natürlich' die Evolutionsbiologie "das Selbstbild des Menschen"!
Weil bereits Darwin die bibl. Schöpfung des Menschen entthronte und durch die Abstammungsgeschichte ersetzte. Das kann, muss aber nicht kränken.
evohum grüßt!
_________________ "Jesus ist gekommen, um uns zu sagen, dass er uns alle im Paradies haben will und dass die Hölle, von der man in unserer Zeit so wenig spricht, existiert und ewig ist für jene, die ihre Augen vor seiner Liebe verschließen." Papst Benedikt XVI, 26.03.2007
Das Grundgesetz verbürgt die Religionsfreiheit, das 1. Gebot verurteilt sie.
Glaubst Du noch oder denkst Du schon?
...und sie bewegt sich doch!
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#1178587) Verfasst am: 12.01.2009, 10:52 Titel: Ernst Mayr |
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Cyborg hat folgendes geschrieben: | Wie es Einige bereits erwähnt haben, bedeutet Darwinismus nicht Sozialdarwinismus. Ulrich Kutschera schreibt in seinem Werk "Evolutionsbiologie" vom Neo-Darwinismus und seinem Begründer, August Weismann, unzwar im streng wissenschaftlichen Sinne. Kutschera hat extra einen Kapitel gegen die Politisierung der Biologie gewidmet.
Neo-Darwinismus ist nichts anderes als ein veralteter Begriff für die Synthetische Theorie der biologischen Evolution bzw. Synthetische Evolutionsbiologie. |
Ja, und die synthetische Evolutionsbiologie geht im wesentlichen auf Ernst Mayr zurück, dessen Hauptwerk ich mir mal reingezogen habe. Sehr lehrreich und erhellend, wie ich fand.
Er ist leider vor 4 Jahren verstorben, im Alter von 100 Jahren.
Skeptiker
_________________ °
K.I.Z - Frieden
Das ist Postmoderne Ideologie! Psychologe und Philosoph analysieren RASSISMUS-Video
Informationsstelle Militarisierung e.V.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1178843) Verfasst am: 12.01.2009, 15:28 Titel: |
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evohum hat folgendes geschrieben: | [...]
Möglicherweise wollte zelig sowas aber gar nicht nicht hören?
Die kulturelle Evolution des Menschen ist jedoch weder bei Darwin noch i.d. Evolutionsbiologie Gegenstand.
Dennoch berührt 'natürlich' die Evolutionsbiologie "das Selbstbild des Menschen"!
Weil bereits Darwin die bibl. Schöpfung des Menschen entthronte und durch die Abstammungsgeschichte ersetzte. Das kann, muss aber nicht kränken.
evohum grüßt! |
Das finde etwas zu kurz gegriffen und stimmt auch nicht so ganz.
Es gibt Bemühungen, gerade aus naturalistischer Sicht denke ich, den Menschen als evolutionsbiologisch festgelegtes Wesen zu verstehen. Ich denke, diese Bemühungen schlagen sich beispielsweise in Kutscheras Geringschätzung all dessen nieder, was irgendwie nach Geistes/Kulturwissenschaften riecht. Es gibt auch Streit um die Deutungshoheit darüber, was einen Menschen ausmacht.
Ich glaube mit der angeblichen Kränkung des Menschen durch seine Entthronung lockt man mittlerweile keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor.
_________________ Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26487
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1178863) Verfasst am: 12.01.2009, 15:58 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | ......
Es gibt Bemühungen, gerade aus naturalistischer Sicht denke ich, den Menschen als evolutionsbiologisch festgelegtes Wesen zu verstehen. Ich denke, diese Bemühungen schlagen sich beispielsweise in Kutscheras Geringschätzung all dessen nieder, was irgendwie nach Geistes/Kulturwissenschaften riecht. Es gibt auch Streit um die Deutungshoheit darüber, was einen Menschen ausmacht.
Ich glaube mit der angeblichen Kränkung des Menschen durch seine Entthronung lockt man mittlerweile keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. |
OT?
Aber hat das alles mit Darwin / ismus zu tun? Die Geringschätzung der Geisteswissenschaften habe ich auch in mir drin, aber mit einem ganz anderen Hintergrund: Die meisten meiner Lehrer von der geisteswissenschaftlichen Seite trugen die Nase furchtbar hoch, weil die Naturwissenschaftler nur Handwerker seien. Und dann kam ich an die Uni, ging aus Vergnügen mal ins philosophische anthropologische Seminar und hörte mit Erstaunen Diskutanden, denen die schlichtesten zoologischen Daten über das Tier Mensch nicht geläufig waren, geschweige denn Wissen über andere Tiere, die aber dafür eine gehörige Lautstärke an den Tag legten. Dann bin ich - der Freundin wegen - u.a. mit "Forschung" in der Pädagogik in Berührung gekommen, die aus rührenden Einzelfallbeschreibungen mit unterschiedlicer Datenerhebung und esoterischen Deutungen bestand usw. (Ich will aber nicht verheimlichen, dass ich im Thema Versuchsplanung, Methoden, Auswertung usw. auch in der Biologie z.T. heftige Defizite erlebt habe, wenn auch nicht vergleichbar mit denen aus der Pädagogik.)
Auch wenn die Pädagogik sich inzwischen gebessert hat, die Psychologie ist inzwischen fast eine Naturwissenschaft, eine Grundlage für die Hochnäsigkeit, die mir teilweise immer noch von geisteswissenschaftlicher Seite entgegenkommt, sehe ich nicht. Meine Geringschätzung ist mit Sicherheit nicht in allen Fällen richtig und als Grundeinstellung sowieso Kappes - sie ist aber erklärbar aus einer Mischung aus Abwehr und Erfahrung.
Kutschera hat ungefähr mein Alter.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Argáiþ dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 27.01.2007 Beiträge: 12486
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(#1178865) Verfasst am: 12.01.2009, 16:00 Titel: |
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Ach so ist das. Nuja, dann.
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jagy Herb Derpington III.
Anmeldungsdatum: 26.11.2006 Beiträge: 7275
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(#1178873) Verfasst am: 12.01.2009, 16:12 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: |
Ich glaube mit der angeblichen Kränkung des Menschen durch seine Entthronung lockt man mittlerweile keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. |
Nur z.B. mehr als die Hälfte der Bevölkerung der aktuell einzigen Supermacht der Erde...
_________________ INGLIP HAS BEEN SUMMONED - IT HAS BEGUN!
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evohum Pendler
Anmeldungsdatum: 31.01.2008 Beiträge: 464
Wohnort: Rheingau
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(#1178940) Verfasst am: 12.01.2009, 17:48 Titel: |
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zelig hat folgendes geschrieben: | evohum hat folgendes geschrieben: | [...]
Möglicherweise wollte zelig sowas aber gar nicht nicht hören?
Die kulturelle Evolution des Menschen ist jedoch weder bei Darwin noch i.d. Evolutionsbiologie Gegenstand.
Dennoch berührt 'natürlich' die Evolutionsbiologie "das Selbstbild des Menschen"!
Weil bereits Darwin die bibl. Schöpfung des Menschen entthronte und durch die Abstammungsgeschichte ersetzte. Das kann, muss aber nicht kränken.
evohum grüßt! |
Das finde etwas zu kurz gegriffen und stimmt auch nicht so ganz.
Es gibt Bemühungen, gerade aus naturalistischer Sicht denke ich, den Menschen als evolutionsbiologisch festgelegtes Wesen zu verstehen. Ich denke, diese Bemühungen schlagen sich beispielsweise in Kutscheras Geringschätzung all dessen nieder, was irgendwie nach Geistes/Kulturwissenschaften riecht. Es gibt auch Streit um die Deutungshoheit darüber, was einen Menschen ausmacht.
Ich glaube mit der angeblichen Kränkung des Menschen durch seine Entthronung lockt man mittlerweile keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. |
zelig, irgendwie bist Du mir sympathisch. Aber was stimmt da "nicht so ganz"?
Kein Naturalist oder Evolutionsbiologe begreift IMHO 'den Menschen als evolutionsbiologisch festgelegtes Wesen'; auch Kutschera nicht (ich schon gar nicht).
Er regt sich m.E. nur berechtigt auf, wenn Geisteswissenschaften (mitunter Pseudowissenschaften) Deutungshoheit über die physische Menschwerdung beanspruchen. Mit der psychischen Menschwerdung gibt er sich ansonsten überhaupt nicht ab.
Und noch was: Nicht der Mensch, sondern seine angeblich göttliche Schöpfung wurde durch Darwin entthront.
Und das kränkt so manchen Hund hinter dem Ofen...
evohum grüßt!
_________________ "Jesus ist gekommen, um uns zu sagen, dass er uns alle im Paradies haben will und dass die Hölle, von der man in unserer Zeit so wenig spricht, existiert und ewig ist für jene, die ihre Augen vor seiner Liebe verschließen." Papst Benedikt XVI, 26.03.2007
Das Grundgesetz verbürgt die Religionsfreiheit, das 1. Gebot verurteilt sie.
Glaubst Du noch oder denkst Du schon?
...und sie bewegt sich doch!
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Philipp Wehrli registrierter User
Anmeldungsdatum: 21.06.2007 Beiträge: 139
Wohnort: Winterthur
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(#1178989) Verfasst am: 12.01.2009, 18:51 Titel: |
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fwo hat folgendes geschrieben: |
Auch wenn die Pädagogik sich inzwischen gebessert hat, die Psychologie ist inzwischen fast eine Naturwissenschaft, ... |
Das müsste in den letzten zehn Jahren in aller Stille passiert sein. Als ich meine Pädagogikprüfung absolvierte, hielt mein Professor Platon für die einzige Autorität auf diesem Gebiet. In der Psychologie mussten wir nur wissen, wer was gesagt hat und welche Fremdwörter er dafür verwendete. Mit welchen Experimenten die Theorien sich stützten oder auf welchen Beobachtungen sie beruhten oder welche Bedeutung die Behauptungen in unserem Alltag haben, interessierte die Experten nicht.
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Kival Profeminist Ghost
Anmeldungsdatum: 14.11.2006 Beiträge: 24071
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(#1178992) Verfasst am: 12.01.2009, 18:59 Titel: |
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Philipp Wehrli hat folgendes geschrieben: | fwo hat folgendes geschrieben: |
Auch wenn die Pädagogik sich inzwischen gebessert hat, die Psychologie ist inzwischen fast eine Naturwissenschaft, ... |
Das müsste in den letzten zehn Jahren in aller Stille passiert sein. Als ich meine Pädagogikprüfung absolvierte, hielt mein Professor Platon für die einzige Autorität auf diesem Gebiet. |
Pädagogik ist ja von der Anlage her schon nicht sonderlich wissenschaftlich.
Zitat: | In der Psychologie mussten wir nur wissen, wer was gesagt hat und welche Fremdwörter er dafür verwendete. Mit welchen Experimenten die Theorien sich stützten oder auf welchen Beobachtungen sie beruhten oder welche Bedeutung die Behauptungen in unserem Alltag haben, interessierte die Experten nicht. |
Die Universitäten haben bei Psychologie - heute - verschiedene Schwerpunkte, manche sind eher naturwissenschaftlich, andere eher sozialwissenschaftlich orientiert. Es ist allerdings schon richtig, was fwo sagt, da es in der Psychologie eine starke Entwicklung quantitativ metrischer Begriffe gab, sie also sich methodisch Naturwissenschaften annähert. Allerdings muss man sich klar machen, dass in der Psychologie viele Voraussetzungen, die es bei Naturwissenschaften meist einfach gibt, nicht gegeben sind, so dass die Messtheorie da große Schwierigkeiten hat. Andererseits ist die Psychologie sich dafür methodischer Fragen auch viel bewusster als z. B. die Physik.
_________________ "A basic literacy in statistics will one day be as necessary for efficient citizenship as the ability to read and write." (angeblich H. G. Wells)
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Mr Schnuffi Faule Schäfer haben gute Hunde.
Anmeldungsdatum: 18.02.2007 Beiträge: 827
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(#1179757) Verfasst am: 13.01.2009, 13:57 Titel: |
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jagy hat folgendes geschrieben: | offtopic:
Cyborg hat folgendes geschrieben: | Synthetische Theorie der biologischen Evolution bzw. Synthetische Evolutionsbiologie. |
Hab neulich (genauer gesagt vor einigen Monaten) mal meine Oberstufen-Unterlagen 12. oder 13. Klasse (Abi 2002) Biologie durchgeschaut:
Dort hatte ich zum Thema Evolution mitnotiert: (sinngemäß) "Heute anerkannt ist die synthetische Evolutionstheorie; Selektiert wird auf der Ebene der Gruppe".
Würde gerne nochmal meine damalige Biologielehrerin fragen, ob es wirklcih anerkannt ist, dass auf der Ebene der Gruppe selektiert wird, ober ob sie nicht damals eher ihre persönliche Meinung als allgemeine Auffassung der Wissenschaft ausgegeben hat... |
In der aktuellen Spektrum der Wissenschaft ist ein beitrag von E.O. Wilson zum Thema "Selektion: Gene, Individuum oder Gruppe".
_________________ Das Leben ist ein Hund, mal schwarz mal weiß mal kunterbunt
"Kleine pubertierende Mädchen, alte senile Weiber und Christen reden also meistens nicht, um Nachrichten und Informationen zu übermitteln, sondern nur um ihre Stimmung zu steigern! " Bondy, verschollene Userin
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Cyborg Eukaryot
Anmeldungsdatum: 28.08.2008 Beiträge: 136
Wohnort: Wien
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(#1180180) Verfasst am: 13.01.2009, 22:35 Titel: Re: Ernst Mayr |
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Cyborg hat folgendes geschrieben: | Wie es Einige bereits erwähnt haben, bedeutet Darwinismus nicht Sozialdarwinismus. Ulrich Kutschera schreibt in seinem Werk "Evolutionsbiologie" vom Neo-Darwinismus und seinem Begründer, August Weismann, unzwar im streng wissenschaftlichen Sinne. Kutschera hat extra einen Kapitel gegen die Politisierung der Biologie gewidmet.
Neo-Darwinismus ist nichts anderes als ein veralteter Begriff für die Synthetische Theorie der biologischen Evolution bzw. Synthetische Evolutionsbiologie. |
Ja, und die synthetische Evolutionsbiologie geht im wesentlichen auf Ernst Mayr zurück, dessen Hauptwerk ich mir mal reingezogen habe. Sehr lehrreich und erhellend, wie ich fand.
Er ist leider vor 4 Jahren verstorben, im Alter von 100 Jahren.
Skeptiker |
Ernst Mayr ist sicherlich der wichtigste Vertreter der Synthetischen Evolutionstheorie. Er meinte ja auch, dass Ernst Haeckel den größten Beitrag zur Verbreitung der Evolutionstheorie in Deutschland geleistet hat, obwohl der Haeckel eine etwas kontroverse Persönlichkeit war. Mit seinem Rassenhygiene-Kack hat er Darwins Erkenntnisse teils missbraucht. Darwin stammte aus einer liberalen Familie und war strikter Gegner der Sklaverei.
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Einsiedler registrierter User
Anmeldungsdatum: 01.03.2007 Beiträge: 1435
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(#1180534) Verfasst am: 14.01.2009, 12:08 Titel: Re: Darwin contra Darwinismus |
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Philipp Wehrli hat folgendes geschrieben: | Heute wissen die Biologen, dass natürlich nicht nur der "geeignetste" überlebt, sondern alle "ausreichend geeigneten". Mir scheint, dass ist eine sehr kleine Ungenauigkeit von Darwins Seite, wenn man bedenkt, was heute noch für Unsinn zur Evolutionstheorie geschrieben wird. |
Man könnte die Aussage auch umdrehen: (nur) die Ungeeigneten sterben aus.
Das gibt der Sache einen anderen Blickwinkel und vermeidet sinnlose (nach meinem
laienhaften Verständnis) Fragestellungen der Art: "Wieso hat die Evolution Merkmal x
bei der Art y hervorgebracht? Welchen Nutzen hat das?" Ein Merkmal muß überhaupt
keinen Nutzen haben und wird auch nicht "von der Evolution" hervorgebracht.
Es entsteht einfach (durch Mutation) und wird vererbt, wenn es keinen Schaden anrichtet!
("Keinen Schaden bewirken" ist eben nicht das exakte Gegenteil von "einen Nutzen haben").
Viel sinnvoller als die Frage, warum Art x überlebt hat, wäre die Frage, warum Art y
ausgestorben ist.
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satsche registrierter User
Anmeldungsdatum: 30.07.2006 Beiträge: 2091
Wohnort: Südhessen
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(#1180850) Verfasst am: 14.01.2009, 18:55 Titel: |
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Vielleicht ist ein anderes Bild hilfreicher:
Der Zusammenprall von Zufällen.
Die Hervorbringung von einer irrwitzigen Anzahl von Variationen, verglichen mit einem Loskäufer, der soviel Lose kauft, dass darunter Treffer sind, die mit dem anderen Zufall, der Zukunft, der doch ebenso unbekannten Umwelt, kompatibel sind.
_________________ Keiner hat das Recht zu gehorchen. Hannah A.
Das, was lebt, ist etwas anderes als das, was denkt. G. Benn
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Bremer als Doppelnick gesperrt
Anmeldungsdatum: 11.01.2009 Beiträge: 1956
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(#1182154) Verfasst am: 15.01.2009, 23:39 Titel: Re: Ernst Mayr |
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Cyborg hat folgendes geschrieben: | Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Cyborg hat folgendes geschrieben: | Wie es Einige bereits erwähnt haben, bedeutet Darwinismus nicht Sozialdarwinismus. Ulrich Kutschera schreibt in seinem Werk "Evolutionsbiologie" vom Neo-Darwinismus und seinem Begründer, August Weismann, unzwar im streng wissenschaftlichen Sinne. Kutschera hat extra einen Kapitel gegen die Politisierung der Biologie gewidmet.
Neo-Darwinismus ist nichts anderes als ein veralteter Begriff für die Synthetische Theorie der biologischen Evolution bzw. Synthetische Evolutionsbiologie. |
Ja, und die synthetische Evolutionsbiologie geht im wesentlichen auf Ernst Mayr zurück, dessen Hauptwerk ich mir mal reingezogen habe. Sehr lehrreich und erhellend, wie ich fand.
Er ist leider vor 4 Jahren verstorben, im Alter von 100 Jahren.
Skeptiker |
Ernst Mayr ist sicherlich der wichtigste Vertreter der Synthetischen Evolutionstheorie. Er meinte ja auch, dass Ernst Haeckel den größten Beitrag zur Verbreitung der Evolutionstheorie in Deutschland geleistet hat, obwohl der Haeckel eine etwas kontroverse Persönlichkeit war. Mit seinem Rassenhygiene-Kack hat er Darwins Erkenntnisse teils missbraucht. Darwin stammte aus einer liberalen Familie und war strikter Gegner der Sklaverei. |
Darwin war sicherlich kein Rassist, sondern eher ein Kind seiner Zeit. Er war Gegner der Sklaverei und kritisierte auch den Völkermord an der südamerikanischen Urbevölkerung. Haeckel hingegen war Rassist und benutzte Darwins Lehren für abstruse Rassentheorien, die durch Darwin allerdings schon vorher widerlegt waren. Inwieweit Darwin für den späteren Sozialdarwinismus verantwortlich ist, ist strittig. Es konnte zu seiner Zeit eben viele Dinge auch noch nicht wissen.
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Cyborg Eukaryot
Anmeldungsdatum: 28.08.2008 Beiträge: 136
Wohnort: Wien
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(#1182756) Verfasst am: 16.01.2009, 14:54 Titel: Re: Ernst Mayr |
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Bremer hat folgendes geschrieben: | Cyborg hat folgendes geschrieben: | Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Cyborg hat folgendes geschrieben: | Wie es Einige bereits erwähnt haben, bedeutet Darwinismus nicht Sozialdarwinismus. Ulrich Kutschera schreibt in seinem Werk "Evolutionsbiologie" vom Neo-Darwinismus und seinem Begründer, August Weismann, unzwar im streng wissenschaftlichen Sinne. Kutschera hat extra einen Kapitel gegen die Politisierung der Biologie gewidmet.
Neo-Darwinismus ist nichts anderes als ein veralteter Begriff für die Synthetische Theorie der biologischen Evolution bzw. Synthetische Evolutionsbiologie. |
Ja, und die synthetische Evolutionsbiologie geht im wesentlichen auf Ernst Mayr zurück, dessen Hauptwerk ich mir mal reingezogen habe. Sehr lehrreich und erhellend, wie ich fand.
Er ist leider vor 4 Jahren verstorben, im Alter von 100 Jahren.
Skeptiker |
Ernst Mayr ist sicherlich der wichtigste Vertreter der Synthetischen Evolutionstheorie. Er meinte ja auch, dass Ernst Haeckel den größten Beitrag zur Verbreitung der Evolutionstheorie in Deutschland geleistet hat, obwohl der Haeckel eine etwas kontroverse Persönlichkeit war. Mit seinem Rassenhygiene-Kack hat er Darwins Erkenntnisse teils missbraucht. Darwin stammte aus einer liberalen Familie und war strikter Gegner der Sklaverei. |
Darwin war sicherlich kein Rassist, sondern eher ein Kind seiner Zeit. Er war Gegner der Sklaverei und kritisierte auch den Völkermord an der südamerikanischen Urbevölkerung. Haeckel hingegen war Rassist und benutzte Darwins Lehren für abstruse Rassentheorien, die durch Darwin allerdings schon vorher widerlegt waren. Inwieweit Darwin für den späteren Sozialdarwinismus verantwortlich ist, ist strittig. Es konnte zu seiner Zeit eben viele Dinge auch noch nicht wissen. |
Vieles von Darwin wurde stets missbraucht, wie zum Beispiel "survival of the fittest", dass er von Herbert Spencer übernommen hat. "Sozialdarwinisten" versuchten damit das Gesetz des Stärkeren zu argumentieren, wobei Darwin vom Bestangepassten sprach. Es ist mir aufgefallen, dass Kreationisten häufig auf den Sozialdarwinismus zurückgreifen, um die Evolution und Darwin selbst zu diffamieren. Da muss man also aufpassen, wenn man ins "Kreuzfeuer" wissenschaftlicher Analphabeten (sprich: Kreationisten) gerät und mit den Tatsachen herausrücken (die sie ohnehin nicht hören wollen). Ironisch, dass diese "Beschuldigungen" ausgerechnet von Kreationisten kommen, deren Religionen zu den Fundamenten des alten und neuen Faschismus zählten/zählen.
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#1182905) Verfasst am: 16.01.2009, 16:53 Titel: Re: Ernst Mayr |
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Cyborg hat folgendes geschrieben: | Bremer hat folgendes geschrieben: | Cyborg hat folgendes geschrieben: | Skeptiker hat folgendes geschrieben: | Cyborg hat folgendes geschrieben: | Wie es Einige bereits erwähnt haben, bedeutet Darwinismus nicht Sozialdarwinismus. Ulrich Kutschera schreibt in seinem Werk "Evolutionsbiologie" vom Neo-Darwinismus und seinem Begründer, August Weismann, unzwar im streng wissenschaftlichen Sinne. Kutschera hat extra einen Kapitel gegen die Politisierung der Biologie gewidmet.
Neo-Darwinismus ist nichts anderes als ein veralteter Begriff für die Synthetische Theorie der biologischen Evolution bzw. Synthetische Evolutionsbiologie. |
Ja, und die synthetische Evolutionsbiologie geht im wesentlichen auf Ernst Mayr zurück, dessen Hauptwerk ich mir mal reingezogen habe. Sehr lehrreich und erhellend, wie ich fand.
Er ist leider vor 4 Jahren verstorben, im Alter von 100 Jahren.
Skeptiker |
Ernst Mayr ist sicherlich der wichtigste Vertreter der Synthetischen Evolutionstheorie. Er meinte ja auch, dass Ernst Haeckel den größten Beitrag zur Verbreitung der Evolutionstheorie in Deutschland geleistet hat, obwohl der Haeckel eine etwas kontroverse Persönlichkeit war. Mit seinem Rassenhygiene-Kack hat er Darwins Erkenntnisse teils missbraucht. Darwin stammte aus einer liberalen Familie und war strikter Gegner der Sklaverei. |
Darwin war sicherlich kein Rassist, sondern eher ein Kind seiner Zeit. Er war Gegner der Sklaverei und kritisierte auch den Völkermord an der südamerikanischen Urbevölkerung. Haeckel hingegen war Rassist und benutzte Darwins Lehren für abstruse Rassentheorien, die durch Darwin allerdings schon vorher widerlegt waren. Inwieweit Darwin für den späteren Sozialdarwinismus verantwortlich ist, ist strittig. Es konnte zu seiner Zeit eben viele Dinge auch noch nicht wissen. |
Vieles von Darwin wurde stets missbraucht, wie zum Beispiel "survival of the fittest", dass er von Herbert Spencer übernommen hat. "Sozialdarwinisten" versuchten damit das Gesetz des Stärkeren zu argumentieren, wobei Darwin vom Bestangepassten sprach. Es ist mir aufgefallen, dass Kreationisten häufig auf den Sozialdarwinismus zurückgreifen, um die Evolution und Darwin selbst zu diffamieren. Da muss man also aufpassen, wenn man ins "Kreuzfeuer" wissenschaftlicher Analphabeten (sprich: Kreationisten) gerät und mit den Tatsachen herausrücken (die sie ohnehin nicht hören wollen). Ironisch, dass diese "Beschuldigungen" ausgerechnet von Kreationisten kommen, deren Religionen zu den Fundamenten des alten und neuen Faschismus zählten/zählen. |
Tja, man wundert sich wirklich, wie viel Menschen in diesem ach so "hochentwickelten" Kulturkreis immer noch so denken, als würden sie sich im 10. Jahrhundert n.Chr. befinden.
Philosophisches Elend. Elend der Philosophie.
Noch nicht mal der Unterschied zwischen Darwin'schen 'survival of the fittest' und dem faschistisch-esoterischen Sozialdarwinismus wird den kleinen Buben und Mädels in den Schulen des Westens durchgehend beigebracht.
Skeptiker
_________________ °
K.I.Z - Frieden
Das ist Postmoderne Ideologie! Psychologe und Philosoph analysieren RASSISMUS-Video
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1182924) Verfasst am: 16.01.2009, 17:07 Titel: |
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Wenn hier Kritik an den Geisteswissenschaften geübt wird, so sollte doch die Bedeutung der Geschichtswissenschaft und speziell der Urgeschichtsforschung differenziert gewürdigt werden.
Durch ihre Ergebnisse wurde gerade in den letzten fünfzig Jahren ein viel größerer zeitlicher Horizont für die Menschwerdung sichtbar gemacht, als er im Jahrhundert Darwins und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angenommen wurde. Durch die archäologischen Funde, vor allem von Werkzeugen, konnte gezeigt werden, wo und wann qualitative Unterschiede einsetzten, die für die Menschwerdung bedeutsam wurden. Wenn auch der Volkswitz in der DDR den unablässig wiederholten Titel der Engels-Schrift "Der Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen" in "Der Affe auf dem Weg zur Arbeit" umänderte, wurde die Vorstellung von der Fähigkeit zum Produzieren, die wiederum die Herausbildung der menschlichen Sprache förderte, immer mehr zum Allgemeingut.
Wer jetzt, da es um Jahrmillionen geht, die Chronologie der Menschheitsgeschichte noch von der Bibel herleitet, gerät in eine ziemliche Außenseiterposition.
Evolutionsbiologische und urgeschichtliche Forschung ergänzen einander und engen den Rahmen der Evangelikalen wirksam ein.
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zelig Kultürlich
Anmeldungsdatum: 31.03.2004 Beiträge: 25405
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(#1392201) Verfasst am: 15.11.2009, 21:11 Titel: |
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Zwar ein längerer, aber wie ich finde ein lohnenswerter Beitrag zum Thema:
Zitat: |
Darwin und die Sklaverei
Der größte Fluch auf Erden
Das Schlagwort des Daseinskampfes, des „struggle for existence“, stammt nicht aus dem Arsenal der Evolutionstheorie, sondern ist von dem Soziologen Herbert Spencer geprägt worden. Es wirkt so, als sollte damit die soziale Auseinandersetzung angeheizt werden. Die biologische Theorie Darwins unternahm dagegen alles, um die Grausamkeit des Evolutionsgeschehens abzumildern. Die Grausamkeit des Daseinskampfs in der Natur sollte allenfalls als Randphänomen erscheinen. Darwins Theorie beschrieb nur einen winzigen Ausschnitt des Evolutionsgeschehens als grausam im handgreiflichen Sinne. Die Evolution tat ihre Arbeit nicht in den blutigen Szenen des Daseinskampfes, sondern in der unendlich langsamen Anpassung der Organismen an ihre Existenzbedingungen.[...] |
http://www.faz.net/s/Rub9D229D57C7F947129665399BB3D3BB9B/Doc~ECDA255C867C7457194CC08333BFAC5DF~ATpl~Ecommon~Scontent.html
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#1392223) Verfasst am: 15.11.2009, 22:18 Titel: |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: | Wenn hier Kritik an den Geisteswissenschaften geübt wird, so sollte doch die Bedeutung der Geschichtswissenschaft und speziell der Urgeschichtsforschung differenziert gewürdigt werden. |
Das Problem der Geisteswissenschaften steckt schon im Namen. Was willst du erwarten, wenn Geschichte, Theologie, Jura, Kunst, um nur einige zu nennen, unter einen Begriff zusammengefaßt werden.
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
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Skeptiker "I can't breathe!"
Anmeldungsdatum: 14.01.2005 Beiträge: 16834
Wohnort: 129 Goosebumpsville
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(#1392234) Verfasst am: 15.11.2009, 22:52 Titel: |
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Marcellinus hat folgendes geschrieben: | Telliamed hat folgendes geschrieben: | Wenn hier Kritik an den Geisteswissenschaften geübt wird, so sollte doch die Bedeutung der Geschichtswissenschaft und speziell der Urgeschichtsforschung differenziert gewürdigt werden. |
Das Problem der Geisteswissenschaften steckt schon im Namen. Was willst du erwarten, wenn Geschichte, Theologie, Jura, Kunst, um nur einige zu nennen, unter einen Begriff zusammengefaßt werden. |
Theologie, Jura, Kunst sind keine Wissenschaften.
Skeptiker
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K.I.Z - Frieden
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Marcellinus Outsider
Anmeldungsdatum: 27.05.2009 Beiträge: 7429
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(#1392243) Verfasst am: 15.11.2009, 23:09 Titel: |
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Skeptiker hat folgendes geschrieben: |
Theologie, Jura, Kunst sind keine Wissenschaften. |
Sie zählen zu den Geisteswissenschaften. Das ist ja ein Teil des Problems. Physik und Biologie haben definierte Bereiche der Wirklichkeit, mit denen sie sich beschäftigen und grundlegende Theorien, die Zusammenhänge in diesen Bereichen in nachprüfbarer Weise erklären. In den Geisteswissenschaften fehlt beides.
_________________ "Mangel an historischem Sinn ist der Erbfehler aller Philosophen ... Alles aber ist geworden;
es gibt keine ewigen Tatsachen: sowie es keine absoluten Wahrheiten gibt."
Friedrich Nietzsche
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