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Anmeldungsdatum: 01.09.2008 Beiträge: 1057
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(#1199827) Verfasst am: 02.02.2009, 19:51 Titel: "Der katholische Fels bröckelt" |
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Diskussion hier:
http://freigeisterhaus.de/viewtopic.php?t=26140&postdays=0&postorder=asc&&start=0
Hier bitte das Gewicht auf die Dokumentation legen (verschiedene Perspektiven unterschiedlicher Berichterstatter erwünscht!).
"Vorgeschichte":
29.02.08
http://www.focus.de/politik/deutschland/karfreitags-fuerbitte_aid_263383.html
Zitat: | Karfreitags-Fürbitte
Papst Benedikt verärgert Juden
Eine von Papst Benedikt XVI. vorgelegte Neuordnung der Karfreitags-Fürbitte sorgt in Deutschland für Verärgerung. Sie sieht vor, dass für die Erleuchtung der Juden gebetet werden soll.
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Nach der Wiederzulassung des tridentinischen Ritus für die Heilige Messe in lateinischer Sprache hatte Papst Benedikt eine Neufassung der Karfreitags-Fürbitte vorgelegt. Darin heißt es ins Deutsche übersetzt: „Lasst uns auch beten für die Juden. Dass unser Gott und Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus erkennen, den Heiland aller Menschen.“
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24.01.09
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,603355,00.html
Zitat: | Papst rehabilitiert Holocaustleugner
Bischof Richard Williamson stritt in einem TV-Interview den Massenmord an den Juden ab. Der Brite gehört zu einer ultrakonservativen Gruppe, die sich einst von der katholischen Kirche abspaltete. Nun hob Papst Benedikt die Exkommunizierung von Bischöfen wieder auf - trotz massiver Proteste. |
31.01.09:
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,604769,00.html
Zitat: |
Papst ernennt Ultrakonservativen zum Bischof
Neuer Konfliktstoff aus dem Vatikan: Der Papst hat Gerhard Wagner zum Linzer Weihbischof berufen - obwohl er auf der Bistumsliste nicht auftauchte. Der Ultrakonservative nennt den Hurrikan "Katrina" eine göttliche Strafe für eine unmoralische Stadt und vermutet hinter Harry-Potter-Büchern Satanismus. |
Die Reaktionen:
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,604831,00.html
Zitat: | Vatikan-Diplomaten kehren Benedikts Scherben zusammen
"Katastrophe", "Vertrauensverlust", "Unsensibilität": Mit der Rehabilitierung eines Holocaust-Leugners hat der Papst seine Kirche blamiert, die Reaktionen sind verheerend. Der Vatikan will nun retten, was an Glaubwürdigkeit noch übrig ist. Doch der katholische Fels bröckelt bereits.
Rom - Jean-Pierre Wils gilt als renommierter Theologe und Ethiker, er genießt international hohes Ansehen - und seit Samstag ist er nicht mehr Mitglied der katholischen Kirche. Seinen Austritt begründet der Gelehrte mit der Entscheidung des Papstes, vier Traditionalistenbischöfe - einschließlich des Holocaust-Leugners Richard Williamson - zu rehabilitieren. Der Beschluss hatte einen weltweiten Sturm der Entrüstung ausgelöst, insbesondere katholische Gläubige, Geistliche und jüdische Vertreter meldeten sich zu Wort.
Wils hat nun Konsequenzen gezogen. "Ich will nicht mehr mit dem anti-modernen, anti-pluralistischen und totalitären Geist dieser Kirche identifiziert werden", sagte Wils im Interview mit dem holländisch-katholischen Online-Magazin "Katholiek Nederland".
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Der Rottenburger Bischof Gebhardt Fürst wandte sich in einer Erklärung ebenfalls gegen den Beschluss des Papstes, den Holocaust-Leugner zu rehabilitieren. "Es belastet mich als Bischof und als Seelsorger, dass diese Vorgänge zur äußeren und inneren Entfremdung zahlreicher Gläubiger von der Kirche, zu einem Vertrauensverlust besonders der jüdischen Schwestern und Brüder gegenüber der Kirche sowie zu einer erheblichen Störung des christlich-jüdischen Dialogs geführt haben." |
http://www.tagesschau.de/ausland/kirchenaustritt102.html
Zitat: | Aus Protest gegen Papst Benedikt XVI. hat der international renommierte Theologe und Ethiker Prof. Jean-Pierre Wils seinen Austritt aus der katholischen Kirche erklärt. Wils verwies im Interview mit dem holländisch-katholischen Online-Magazin "Katholiek Nederland" auf die Rehabilitierung der vier Traditionalisten-Bischöfe der Piusbruderschaft einschließlich des Holocaust-Leugners Richard Williamson. Er sagte: "Ich will nicht mehr mit dem anti-modernen, anti-pluralistischen und totalitären Geist dieser Kirche identifiziert werden.".......
.....Auch in der Deutschen Bischofskonferenz nimmt der Protest gegen die Entscheidung Benedikts XVI. zu. Als erster katholischer Kirchenobere distanzierte sich der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, öffentlich....
.....Unterdessen wächst in Österreich die Empörung über die Ernennung des konservativen Priesters Gerhard Maria Wagner zum neuen Weihbischof der Diözese Linz. Franz Wild, Generaldechant der Diözese, sagte der "Oberösterreichischen Rundschau: "Es ist verwunderlich, dass jemand, der in so vielen Fragen eine extreme Position einnimmt, für so ein Amt, das doch zusammenführen soll, berufen wird."... |
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,605037,00.html
Zitat: | Jetzt versuchen die deutschen Bischöfe, für ihre Kirche zu retten, was zu retten ist, doch längst geht es nicht allein nur um die Distanzierung von Holocaust-Leugner Bischof Richard Williamson. Es rumort überall im Lande an der Basis, zu spüren ist es an den Protestbriefen und E-Mails, die in den Zentralen der Bistümer eingehen, an den empörten Anrufern in Pfarrbüros oder bei der Kirchenpresse. Die nach dem Papst-Eklat hinterher geschobenen Entschuldigungen haben die Protestwelle nicht aufhalten können. Nahezu sämtliche katholische Theologen der Fakultäten in Tübingen und Münster haben geharnischte Erklärungen verfasst.
In der Münchner Zentrale der Kirchenreformbewegung "Wir sind Kirche" gehen im Minutentakt E-Mails von Kirchenmitgliedern ein, die ihren Namen unter eine Petition setzen wollen, die sich gegen "die Wiederaufnahme von Personen" richtet, "die offen als Gegner der mit dem II. Vatikanischen Konzil begonnen Reformen aufgetreten sind."
Christian Weisner von der kirchenkritischen Gruppe zählte schon nach wenigen Stunden fast tausend Unterzeichner. "Das geht von katholischen Theologen über engagierte Laien bis hin zu einfachen Gemeindemitglieder. Die Leute sind alle sehr aufgebracht." Die Protestaktion erstreckt sich inzwischen auch auf Österreich und die Schweiz.
Für den renommierten Grazer Kirchenhistoriker Maximilian Liebmann war die Entscheidung des Papstes zur Rehabilitation Williamsons "kein Versehen", sondern Teil einer "wohlüberlegten Strategie". "Dies war kein Unfall aufgrund mangelnder Kommunikation", betonte Liebmann. Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen nannte die Rücknahme der Exkommunikation Williamsons im "Hamburger Abendblatt" "eine schlechte Entscheidung". |
http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3857&Alias=wzo&cob=394851
Zitat: | Printausgabe vom Dienstag, 03. Februar 2009
Holocaust: Innerkirchliche Kritik an Papst wird lauter
Aufzählung Zentralrat der Juden spricht von "Scherbenhaufen".
Berlin. In der Debatte um die Wiederaufnahme des Holocaust-Leugners Bischof Richard Williamson in die Katholische Kirche lassen nun einige Bischöfe und Theologen mit Kritik an Papst Benedikt XVI. aufhorchen...
Vor einem "Scherbenhaufen" stehen die jüdisch-katholischen Beziehungen nach Ansicht des Generalsekretärs des Zentralrates der Juden in Deutschland, Stephan Kramer. Die Wiederaufnahme Williamsons in die Kirche sei "kein Betriebsunfall" und stelle alles infrage, was im Vatikan bisher geäußert geworden sei, sagte Kramer am Montag.
Auch der Grazer Kirchenhistoriker Maximilian Liebmann glaubt nicht an Zufall: "Dieser Mann ist einer der intelligentesten Päpste der vergangenen Jahrhunderte. Der kennt sich ganz genau aus", so Liebmann.
Die rehabilitierten Traditionalisten wollen unterdessen "nicht unsere Positionen ändern, sondern Rom bekehren", sagte einer der Bischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius X. der Zeitung "La Stampa". |
Küng u.a. legen Papst Rücktritt nahe (Video):
http://www.spiegel.de/video/video-49535.html#sp.playlist=49534,49535,49536,49537&sp.starttab=1
Ein Erklärungsversuch:
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,605025,00.html
Zitat: | BENEDIKT XVI. IN DER KRITIK
Was den Papst antreibt
Von Ulrich Schwarz
Sein Kurs stößt selbst in der eigenen Kirche auf immer mehr Protest: Papst Benedikt XVI. agiert als Dogmatiker, stellt seine eigene Wahrheit über alles. Dabei hatte er den Ruf eines weltoffenen Theologen, als er noch in Tübingen lehrte - bis die 68er-Revolte für immer sein Leben veränderte.
Dieser Wahrheit, die nicht verfügbar ist, die nicht hinterfragt werden kann, hat sich für den Kirchenmann Ratzinger alles unterzuordnen. Der Gedanke, dass Wahrheit sich im Wandel der Zeiten dem Menschen anders darstellen kann, dass sich die Erkenntnis von Wahrheit entwickeln kann, ist für Ratzinger das, was er verächtlich als "Relativismus" verurteilt.
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Nichts als Kälte
In diesem Weltbild nimmt der Mensch nur eine untergeordnete Rolle ein. Kritiker Benedikts XVI. registrieren immer wieder die distanzierte Kühle, die Ratzinger selbst dann ausstrahlt, wenn er sich betont herzlich an Menschen wendet. Das Charisma der Menschenliebe, das sein Vorgänger Johannes Paul II. verbreitete, geht ihm ab.
Hüter der Wahrheit, das war der Job, der Ratzinger auf den Leib geschnitten war: Mehr als 20 Jahre verteidigte er als oberster Wächter seiner Kirche den rechten Glauben gegen alle Kirchenschafe, die es wagten, sich eigene Gedanken über die reine Lehre zu machen.
Kein Wunder, dass der Kardinal Ratzinger eine der treibenden Kräfte im Vatikan gegen die revolutionäre lateinamerikanische Befreiungstheologie war. Kein Wunder, dass Papst Benedikt den evangelischen Kirchen abspricht, wirklich Kirchen zu sein.
Und ebenfalls kein Wunder, dass dieses Oberhaupt der katholischen Kirche im Namen der Kirche gegen Homosexualität und gegen Empfängnisverhütung wettert. Mögen im Zeitalter von Aids auch Millionen Menschen zugrundegehen... |
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Anmeldungsdatum: 01.09.2008 Beiträge: 1057
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Anmeldungsdatum: 01.09.2008 Beiträge: 1057
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(#1200806) Verfasst am: 03.02.2009, 18:46 Titel: |
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Alles 03.02.09:
mit Video:
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,605107,00.html
Zitat: |
STREIT ÜBER HOLOCAUST-LEUGNER
Kardinal Lehmann nennt Papst-Entscheidung "Katastrophe"
Selbst einstige Unterstützer erhöhen den Druck auf den Papst: Kardinal Lehmann bezeichnete die Entscheidung, den Holocaust-Leugner Williamson zu rehabilitieren, als "Katastrophe". Der Vatikan müsse sich entschuldigen.
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Lehmann fordert Konsequenzen
Die Äußerungen Lehmanns lassen auf eine Kehrtwende bei führenden Katholiken schließen. Der Kardinal hatte nämlich bislang vor allem eines kritisiert: Die mediale Berichterstattung. In der Öffentlichkeit sei ein "falscher Eindruck" entstanden, sagte Lehmann noch am Sonntag.
Nun, wenige Tage später, griff der Kardinal den Präsidenten der zuständigen Päpstlichen Kommission "Ecclesia Dei", Kardinal Darío Castrillon Hoyos, scharf an. Hoyos hatte in einem Interview mit einer italienischen Zeitung betont, er habe nichts von den kruden Äußerungen Williamsons zum Holocaust gewusst - obwohl diese bereits länger bekannt waren. Eine solche Aussage könne nicht angehen, sagte Lehmann.
Lehmann forderte Konsequenzen für die päpstliche Kommission. Ob aus Unwissenheit oder Fahrlässigkeit, "es müssen auch Konsequenzen her für diejenigen, die dafür verantwortlich sind". |
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,605001,00.html
Zitat: | PÄPSTLICHES PR-DESASTER
Warum der Vatikan die Krise nicht beherrscht
Von Annett Meiritz
Erst der Gnadenerweis für einen Holocaust-Leugner, dann die Ernennung eines Erzkonservativen zum Weihbischof - der Vatikan ist im Erklärungsnotstand. Kirchenführer klagen über die desaströse Informationspolitik - und mangelhaftes Krisenmanagement.
Hamburg - Wer nach Tagen der Irritationen über den Vatikan, nach mehr als einer Woche heftiger Empörung über die päpstliche Rehabilitierung eines Holocaust-Leugners in Deutschland nach Erklärungen sucht, fragt vergeblich. Selbst bei der direkten Vertretung des Heiligen Stuhls in Berlin, der Apostolischen Nuntiatur. "Wir geben keinerlei Kommentar", heißt es knapp.
Offiziell wegen "zu vieler Anfragen". Inoffiziell, erzählt ein Mitarbeiter, weil selbst der päpstliche Botschafter in Deutschland nicht mehr weiß als das, was Presse und Internet verbreiten. "Wir bekommen immer alles als letzte mit", sagt er.
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Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, klagte vergangene Woche: "Wir wurden nicht gefragt, wir wurden nicht vorab informiert". Der Fall offenbart einmal mehr die desaströse Informationspolitik des katholischen Kirchenstaats.
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Niemand sprach mit niemandem
Mehr als absurd mutet etwa die Erklärung von Kardinal Dario Castrillon Hoyos an, der im Interview mit der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" erklärte, ihm seien die kruden Äußerungen Williamsons zum Holocaust nicht bekannt. Und das, obwohl Hoyos als Leiter der Kommission Ecclesia Dei - die zentrale Einrichtung für den Dialog mit den Lefebvre-Bischöfen - freilich am besten über die ultrakonservative Piusbruderschaft Bescheid wissen müsste.
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Der päpstliche Rat für die Einheit der Christen, der sich um die Beziehungen zum Judentum kümmert, stehe wiederum kaum mit den katholischen Traditionalisten in Kontakt.
Doch offenbar sprach niemand mit niemandem. "Irgendwo im Vatikan gab es ein Kommunikationsproblem", sagt der Chefredakteur. "Da ist etwas schief gelaufen." Er wirft einigen von Benedikts Beratern "Inkompetenz" vor. "Die Situation ist äußerst unangenehm."
Betrachtet man den zeitlichen Ablauf der Geschehnisse, kann man dem Geistlichen nur Recht geben.
* Bereits in seiner Ausgabe vom 19. Januar berichtet der SPIEGEL über das Interview Williamsons mit einem schwedischen Fernsehsender ("Ich glaube, es gab keine Gaskammern").
* Ausgestrahlt wird es zwei Tage später, am 21. Januar. Am selben Tag unterschreibt Benedikts zuständiger Kardinal von der Bischofs-Kongregation, Giovanni Battista Re, die Entscheidung zur Aufhebung der Exkommunikation.
* Am Donnerstag, 22. Januar, berichtet die italienische Tageszeitung "Il Giornale" über das Dekret.
* Am Freitag, 23. Januar, meldet die katholische Nachrichtenagentur KNA, die Regensburger Staatsanwaltschaft ermittele gegen Pius-Bischof Williamson wegen Volksverhetzung. Ironischerweise wird diese Meldung noch am selben Tag von Radio Vatikan aufgegriffen, als Nachricht gesendet und auf die eigene Internet-Seite gestellt - spätestens dann hätten die Entscheidungsträger also stutzig werden müssen.
* Am Samstag, 24. Januar, verkündet der Papst offiziell über seine Pressestelle, die um die Mittagszeit das Dekret veröffentlichte, die Piusbrüderschaft wieder in die katholische Kirche aufnehmen zu wollen.
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"Skandal sondergleichen"
Die Diskussion über die päpstliche Entscheidung läuft derweil weiter auf Hochtouren. In katholischen Foren wie gloria.tv und kathtube.de hagelt es aufgeregte Kommentare. Von einem "Skandal sondergleichen" ist die Rede, und "tiefem Entsetzen". Fast 2500 Einträge fasst am Montagmittag ein Thread zum Thema Williamson.
Und der Vatikan? Bleibt in der Defensive. Auf der offiziellen Seite des Heiligen Stuhls findet sich unter "Aktuelles" kein einziges zur Wort zur Debatte.
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Mitarbeit: Peter Wensierski, Christian Stöcker |
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,605285,00.html
Zitat: | KRITIK VOM ZENTRALRAT
Verhältnis der Juden zum Vatikan "vergiftet"
Scharfe Kritik am Verhalten der katholischen Kirche: Von einem vergifteten Verhältnis zwischen jüdischer Gemeinschaft und Vatikan spricht der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann. Wer Hetzer umarme, werde auf Dauer nicht sauber bleiben können.
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Die Teilrehabilitierung der traditionalistischen Piusbruderschaft sei "ein Signal für die Vergiftung und gegen die Versöhnung, für die Kälte und gegen jede Herzlichkeit". Der Dialog mit der katholischen Kirche sei schwer beschädigt.
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Die Gruppe sei zutiefst fundamentalistisch, antisemitisch und reaktionär. "Ich glaube, wer mit Schmutz werfende Hetzer umarmt, wird auf die Dauer selbst nicht sauber bleiben können", sagte Graumann. "Die Kirche muss wissen, wen sie sich da ins Boot holt."
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Der Papst müsse die Entscheidung der Teilrehabilitierung "klar und unzweideutig zurückzunehmen", betonte der Zentralrat-Vizepräsident. "Wir waren auf diesem Kurs von Versöhnung schon so weit vorangekommen in den letzten 50 Jahren." Vor allem Papst Johannes Paul II. habe viel bewegt. "Dass dieser Kurs nun verlassen wird, ausgerechnet von einem deutschen Papst, tut uns weh", betonte Graumann.
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http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,605244,00.html
Zitat: |
HOLOCAUST-DEBATTE
Merkel fordert Papst zur Klarstellung auf
Angela Merkel fordert klare Worte vom Papst: Benedikt XVI. müsse in der Debatte um die Pius-Bruderschaft klarstellen, dass es keine Leugnung des Holocaust geben darf. Dies sei aus ihrer Sicht "noch nicht ausreichend erfolgt".
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Merkel betonte, dass sie normalerweise innerkirchliche Entscheidungen nicht bewerte oder kommentiere. "Allerdings ist das anders, wenn es um Grundsatzfragen geht"
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Auch in der katholischen Kirche gibt es weiter Kritik am Verhalten des Vatikan. "Es sind mit Sicherheit Fehler im Management der Kurie gemacht worden", sagte der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper in einem Interview von Radio Vatikan. Der Kardinal zeigte sich zutiefst besorgt über die durch die Rücknahme der Kirchenstrafe ausgelöste Debatte und sprach von einem entscheidenden "Mangel an Kommunikation im Vatikan". Dabei nahm er auch Bezug auf ähnliche "Betriebsunfälle" des deutschen Pontifex - wie etwa die Regensburger Rede, die 2006 durch ein Zitat über den Islam heftige Proteste in der islamischen Welt ausgelöst hatte.
Nach Kaspers Worten handelt es sich gewissermaßen um eine "Teil- Rehabilitierung" der Traditionalisten. Ein Hindernis sei sozusagen weggenommen worden, "um in das Gespräch mit der Lefebvre-Bewegung eintreten zu können - über eine ganze Reihe theologischer Fragen".
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Beispiellos in der Kirchengeschichte
Nach Beinerts Einschätzung ist das Vorgehen von Benedikt XVI. in der 2000-jährigen Geschichte der katholischen Kirche beispiellos. Bisher hätten Gruppierungen, die im Widerspruch zum Papst standen, immer erst ihren Auffassungen abschwören müssen, bevor sie wieder aufgenommen werden konnten. Die vier Bischöfe seien aber teilweise rehabilitiert worden, ohne dass sie ihre abweichenden Auffassungen hätten revidieren müssen. Beinert bezweifelte auch, dass Rom nichts über die antisemitischen Auffassungen von Williamson gewusst habe.
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Am Rande:
Fakten über die Piusbrüderschaft:
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,605239,00.html
Zitat: | KATHOLISCHE HARDLINER
Wie die Piusbrüder gegen Juden, Muslime und Schwule hetzen
Von Peter Wensierski
Die Holocaust-Leugnung des Bischofs Richard Williamson ist kein einfacher Ausrutscher - er und seine Weggefährten predigen seit Jahrzehnten Hass gegen Juden, Muslime und Homosexuelle. Ihre Schriften gewähren einen erschreckenden Einblick in die Geisteswelt der katholischen Hardliner.
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Das unscheinbare Gotteshaus wurde im April 1989 Schauplatz eines ungeheuren Sündenfalls, der sich nun wiederholt hat. Hier wurde die katholische Kirche zum ersten Mal klar darüber informiert, dass Bischof Richard Williamson ein notorischer Holocaust-Leugner ist.
Bei einer heiligen Messe kam der Bischof zunächst auf die Juden, dann auf die Gaskammern, schließlich auf Auschwitz zu sprechen. Wörtlich sagte er: "Dort wurden keine Juden in den Gaskammern getötet!" Dann rief Williamson den gläubigen Katholiken zu: "Das waren alles Lügen, Lügen, Lügen! Die Juden erfanden den Holocaust, damit wir demütig auf Knien ihren neuen Staat Israel genehmigen."
Anschließend holte der Geistliche zum Rundumschlag aus und fasste seine Welt- und Kirchensicht mit den Worten zusammen: "Die Juden erfanden den Holocaust, Protestanten bekommen ihre Befehle vom Teufel, und der Vatikan hat seine Seele an den Liberalismus verkauft."
Warnung vor der "jüdischen Weltherrschaft"
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Im Juni 2000 beispielsweise heißt es in Williamsons in mehreren Ländern erscheinendem monatlichen "Brief an Freunde und Wohltäter": "Seit 2000 Jahren haben die Juden nichts unversucht gelassen, die katholische Kirche zu unterwandern und Christus aus dem Christentum zu entfernen." Im Oktober 2001 schreibt Williamson im katholischen Magazin "Die Geißel der Sünde": "Im Mittelalter waren die Juden schwach gegenüber den Christen, aber über die Jahrhunderte wurden die Katholiken immer schwächer im Glauben, besonders seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil." Und dann warnt er im Ton der Rechtsextremisten: "So kommen die Juden immer näher und näher ihrem Ziel, der jüdischen Weltherrschaft."
Zudem ist klar: Williamson ist kein Einzelfall. Piusbruder Emmanuel Herkel meint in seinem Pamphlet "Kommt der Antichrist?", nachzulesen an prominenter Stelle auf den Web-Seiten der amerikanischen Piusbrüder, "Der Antichrist wird jüdisch sein ... Der Teufel wird nicht versäumen, von ihrer Blindheit Gebrauch zu machen, um sie dem Antichristen unter ihnen unterzuschieben. Christus, den sie zurückwiesen, ist die Wahrheit. Somit wird sich der Fluch von St. Paul den Juden zuwenden ..."
1997 äußern sich die beiden Piusbrüder Michael Crowdy und Kenneth Novak im Pius-Magazin "Angelus" einmal ganz grundsätzlich: "Das Judentum ist generell feindlich gegenüber allen Nationen, in besonderer Weise gegenüber christlichen Nationen."
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"Frankreich überschwemmt von Arabern, Deutschland von Türken"
Diese antijüdische Propaganda ist keine isolierte extremistische Position innerhalb des Weltbildes der Piusbruderschaft, sie geht vielmehr einher mit antiislamischen Parolen, Hasstiraden gegen Homosexuelle und Diskriminierung von Frauen. Die Holocaust-Leugnung von Williamson ist kein Ausrutscher, für den man sich mal eben schnell entschuldigen kann, sie ist eine deutlich sichtbare Blüte in einem weltanschaulichen Sumpf, mit dem die gesamte katholische Kirche unter Benedikt XVI. und teils schon unter seinem Vorgänger Johannes Paul II. stärker belastet ist, als ihr lieb ist.
Der deutsche Pius-Chef, Pater Schmidberger, warnt ständig vor einem Vormarsch des Islam in Deutschland. In dem Brief, den er kurz vor Weihnachten an die deutschen Bischöfe schickte, heißt es: "Was dem Islam im 16. und 17. Jahrhundert mit Waffengewalt nicht gelungen ist, das schafft er heute in der nachkonziliaren Ära auf friedlichem Wege. Er besetzt Europa, Frankreich wird überschwemmt von Arabern, Deutschland von Türken, England und Skandinavien von Pakistanern.
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"Frauen, die Frau sein wollen"
Die Türken, so Schmidbergers Schreiben, würden Deutschland mehr und mehr als Kolonie betrachten. "Erster Punkt: Eroberung von ganzen Stadtvierteln! Zweiter Punkt: Eindringen in die Stadtverwaltungen! Dritter Punkt: Kinder! Einer von den Moslems sagte: Wir werden die Deutschen im Wochenbett überwinden!"
Schmidberger stachelt zum Handeln an: "Ja, sollen wir da weiter die Hände in den Schoß legen, oder sollen wir reagieren? Oder was sollen wir tun?".
Kein deutscher Bischof widersprach oder hat sich bislang von Schmidberger und der Piusbrüderschaft wegen ihres militanten Antiislamismus distanziert. |
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GL11 dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 01.09.2008 Beiträge: 1057
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(#1200810) Verfasst am: 03.02.2009, 18:48 Titel: |
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Besonders hervorgehoben sei der - wie ich finde - sehr gute und kritische Artikel der "Berliner Umschau":
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devi als Doppelnick gesperrt
Anmeldungsdatum: 18.11.2008 Beiträge: 277
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(#1200877) Verfasst am: 03.02.2009, 19:59 Titel: |
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Ich finde nicht, daß das Verhältnis der Juden zum Vatikan durch diesen Fall vergiftetet wird. Man kann nichts zerstören an was nie ein Interesse bestand. Weder Israel, noch dem Zentralrat der Juden bringt ein gutes Verhältnis zu Kirche etwas. Der Antijudaismus und Antisemitismus werden in alles westlichen Ländern staatlich bzw. rechtlich unterdrückt, somit ist ein gutes Verhältnis zu den christlichen Kirchen nicht nötig um das Problem zu beherrschen.
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GL11 dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 01.09.2008 Beiträge: 1057
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(#1200899) Verfasst am: 03.02.2009, 20:12 Titel: |
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devi hat folgendes geschrieben: | Ich finde nicht, daß das Verhältnis der Juden zum Vatikan durch diesen Fall vergiftetet wird. |
Macht ja nix.
Diskussion bitte in dem oben angeg. Thread (ich kommentiere ja auch nicht).
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GL11 dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 01.09.2008 Beiträge: 1057
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GL11 dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 01.09.2008 Beiträge: 1057
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GL11 dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 01.09.2008 Beiträge: 1057
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(#1202303) Verfasst am: 04.02.2009, 19:22 Titel: |
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04.02.:
Erste Reaktionen des Vatikans:
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,605498,00.html
Zitat: | PAPST-MACHTWORT
Vatikan fordert Holocaust-Leugner Williamson zum Widerruf auf
Jetzt reagiert der Vatikan: Die katholische Kirche hat den Holocaust-Leugner Richard Williamson aufgefordert, seine Thesen zu widerrufen - andernfalls könne der erzkonservative Brite nicht wieder als Bischof eingesetzt werden. Dem Zentralrat der Juden in Deutschland geht dies nicht weit genug. |
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,605392,00.html
Zitat: | HOLOCAUST-DEBATTE
Vatikan beklagt Komplott gegen Benedikt
Der Beschluss des Papstes entzweit die Kirche: Der Berliner Erzbischof verlangt, Benedikt müsse seine Entscheidung zurücknehmen, den Holocaust-Leugner Williamson wieder in die Kirche aufzunehmen. Der Regensburger Bischof spricht von einer "Kampagne" - der Vatikan gar von einem "gezielten Komplott". |
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GL11 dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 01.09.2008 Beiträge: 1057
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(#1202478) Verfasst am: 04.02.2009, 20:30 Titel: |
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http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,605455,00.html
04.02.2009
Zitat: | PRESSEREAKTIONEN
Lob für Merkels Vorstoß gegen Holocaust-Leugner
"Außergewöhnlich direkt", ein "unerwarteter Vorstoß": In europäischen Zeitungen gibt es viel Lob für Angela Merkels Initiative im Streit um den Holocaust-Leugner Williamson - Papst Benedikt XVI. hatte den Bischof rehabilitiert und damit viel Kritik ausgelöst.
Hamburg - "Angela Merkel bietet Ratzinger die Stirn", schrieb die spanische Zeitung "El País" am Mittwoch. Die Kanzlerin hatte vom Papst eine Klarstellung gefordert, dass man den Holocaust nicht leugnen darf. "Sie schloss sich damit der Welle der Empörung an, die das aus Bayern stammende Kirchenoberhaupt mit seinen jüngsten Entscheidungen ausgelöst hatte", schrieb das Blatt weiter.
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Die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" nannte Merkels Forderung einen "ungewöhnlichen und unerwarteten Vorstoß". "Frau Merkel hat sich zur Wortführerin eines Großteils des Landes gemacht." Nach Meinung der rechtsliberalen Zeitung "El Mundo" in Madrid hat die Kanzlerin damit "die Proteste praktisch zu einer Angelegenheit des Staates" erhoben. "El Periódico de Catalunya" in Barcelona sieht den Papst deshalb "in der schlimmsten Krise seines Pontifikats".
Die Turiner Tageszeitung "La Stampa" schrieb: "Jetzt geht auch Deutschland auf Distanz zu seinem Papst. Und tut dies mit einer außergewöhnlich direkten Stellungnahme der Kanzlerin. (...) Ihre Kritik am Papst kommt praktisch unerwartet, zeugt indessen aber von einem verbreiteten Missbehagen nicht nur in den jüdischen Gemeinden und in denen der katholischen Kirche. Denn man befürchtet jetzt, dass diese Diskussion über die Rehabilitierung eines Bischofs, der die Existenz der Gaskammern leugnet, sich als schädlich für das gesamte Land erweisen wird, in dem die Holocaust-Leugnung unter Strafe steht."
Die linksliberale dänische Tageszeitung "Information" kritisierte den Vatikan: "Man kann bedauern, dass es der katholischen Kirche nicht gelungen ist, ihre Botschaft der Nächstenliebe von reaktionären Umklammerungen freizuhalten. Man könnte auch Optimismus daraus ziehen, dass der Papst seinen persönlichen Beitrag dafür leistet, modern denkende Menschen aus seiner Institution zu verjagen, die selbst historisch stark kompromittiert ist." |
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Anmeldungsdatum: 01.09.2008 Beiträge: 1057
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(#1202981) Verfasst am: 05.02.2009, 04:56 Titel: |
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Doppelpost gelöscht.
Zuletzt bearbeitet von GL11 am 05.02.2009, 04:58, insgesamt einmal bearbeitet |
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Anmeldungsdatum: 01.09.2008 Beiträge: 1057
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(#1202982) Verfasst am: 05.02.2009, 04:56 Titel: |
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Zoff zwischen RKK und Merkel:
http://www.welt.de/politik/article3147814/Theologe-haelt-Merkel-fuer-Katholiken-fuer-unwaehlbar.html
Zitat: |
Nach Papst-Kritik der Kanzlerin
Theologe hält Merkel für Katholiken für unwählbar
4. Februar 2009, 17:56 Uhr
Merkels offene Kritik an Papst Benedikt XVI. hat harte Reaktionen ausgelöst. Die Bundeskanzlerin sei für deutsche Katholiken jetzt nicht mehr wählbar, sagt der Theologe Hubert Windisch. Auch der Vatikan wird weiter angegriffen: "Der Papst ist ein Lügner und Heuchler", sagte Michel Friedman.
Die Kritik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an Papst Benedikt XVI.hat für heftige Reaktionen gesorgt. Der Freiburger Theologieprofessor Hubert Windisch meinte, Merkel sei für deutsche Katholiken nun nicht mehr wählbar. Sie habe sich als „Anti-Papst-Kanzlerin“ erwiesen, so Windisch in einem Beitrag für das Internetmagazin „Kath.net“.
Der Professor warf Merkel vor, sie habe ihr Amt missbraucht, anstatt zur Beruhigung der „Hetzmentalität“ beizutragen. Auch der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hält die Papst-Kritik Merkels für „unbegreiflich und empörend“.
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Kritik an Merkel kommt nicht nur aus der katholischen Kirche, sondern auch aus der deutschen Politik. Der CSU-Politiker Bernd Posselt warnte Merkel davor, sich weiterhin „als Lehrmeisterin des Papstes zu gerieren“. |
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Anmeldungsdatum: 01.09.2008 Beiträge: 1057
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(#1202986) Verfasst am: 05.02.2009, 05:34 Titel: |
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Reaktionen der Gläubigen:
http://www.tagesschau.de/inland/kirchenaustritte100.html
Zitat: | Kirchenaustritte nach Papst-Entscheidung
"Große Verunsicherung"
Viele Katholiken sind enttäuscht oder entsetzt über das Zugehen des Papstes auf die Gruppierung der erzkonservativen Traditionalisten.
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In der Diözese Rottenburg-Stuttgart habe die Entscheidung des Papstes "große Verunsicherung" ausgelöst, sagte ein Sprecher. Auch in Freiburg, Köln und Mannheim äußerten Gläubige Enttäuschung und Verständnislosigkeit.
Einzelne Gemeinden verzeichneten seit einigen Tagen eine ungewöhnlich hohe Zahl an Kirchenaustritten, sagte der Stuttgarter Sprecher. Aktuelle Zahlen für die gesamte Diözese gebe es aber noch nicht.
Auch der Freiburger Dompfarrer Claudius Stoffel sagte: "Immer mehr Menschen bekunden ihre Absicht, aus der Kirche auszutreten." Im Ordinariat und in den Kirchengemeinden gingen viele E-Mails und Briefe ein. "Die aktuellen Geschehnisse rund um den Vatikan werden von den meisten Gläubigen intensiv verfolgt und emotional diskutiert."
Der Diözesanjugendleiter des Bundes der Katholischen Jugend (BDKJ) in Freiburg, Ingmar Neumann, sagte: "Viele fragen besorgt, ob das der neue Kurs der katholischen Kirche ist."
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"Glaube hängt nicht vom Papst ab"
Ihren Zorn auf den Vatikan können Gläubige nun auch bei einer eigens eingerichteten Telefon-Hotline loswerden. Die Hotline der katholischen Kirchengemeinden in Mannheim richte sich an Menschen, "die verärgert und verängstigt sind", sagte der Jesuitenpater Hans-Joachim Martin von der Citykirche am Markt St. Sebastian.
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Viele Anrufer seien sehr empört und fragten, wie der Papst "so unsensibel" sein könne. "Unser Glaube hängt nicht vom Papst ab" - das versuchten die drei Mitarbeiter der Hotline zu vermitteln und die Anrufer zu ermutigen. |
Und hier wird das Thema "Spaltung" angesprochen (Video):
http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video445512.html
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GL11 dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 01.09.2008 Beiträge: 1057
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(#1204589) Verfasst am: 06.02.2009, 18:15 Titel: |
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06.02.:
Vor allem eine Problemanalyse:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,605750,00.html
Zitat: |
PAPST IN DER DEFENSIVE
Piusbrüder schalten auf stur
Von Sebastian Fischer, Julia Jüttner und Philipp Wittrock
Der Vatikan macht Druck, der Staatsanwalt ermittelt, Kritik kommt von allen Seiten - doch die Piusbrüder fallen mit neuen Provokationen auf. Die Kirche hat ein Problem: Wie kann sie der Affäre Herr werden, und über welche Druckmittel verfügt der Papst überhaupt noch?
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Angela Merkel, die den Vatikan mit ihrer öffentlichen Kritik an Benedikt XVI. enorm unter Druck gesetzt hatte, nannte die Aufforderung inzwischen ein wichtiges Signal: "Das macht deutlich, dass eine Leugnung des Holocaust niemals ohne Folgen im Raum stehen bleiben kann." Doch manchen ist das zu wenig.
Die Erklärung des Vatikan reiche nicht, sagt zum Beispiel Grünen-Chefin Claudia Roth SPIEGEL ONLINE. Es müsse unmissverständlich klargestellt werden, "dass der wiederholte Holocaust-Leugner Williamson und die antidemokratische, erzreaktionäre Piusbruderschaft in der katholischen Kirche nichts zu suchen haben", verlangt sie - und trifft dabei einen Nerv. Auch der Zentralrat der Juden verlangt eine vollständige Abkehr der Kirche von der Bruderschaft.
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Wenn er (Anm.:Williamson) die Holocaust-Leugnung nicht widerrufe, könne er seine "bischöflichen Funktionen" nicht zurückerhalten: Das war die Drohung des Vatikans an den Bischof. Sie ist allerdings hohl. Denn seine bischöflichen Funktionen hatte Williamson einst verloren, ohne dass Äußerungen zum Holocaust dabei eine Rolle gespielt hätten - den Zusammenhang gibt es nicht.
Der katholische Theologe Hans Küng hat eine neuerliche Exkommunikation als Mittel ins Spiel gebracht. "Das wäre eine klare Position", sagte er dem Fernsehsender N24. Allerdings kann Williamson nicht wegen seiner Äußerungen zum Holocaust der Kirche verwiesen werden, denn "das Leugnen historischer Fakten stellt juristisch keinen Grund für eine Exkommunikation dar", sagt Monica Herghelegiu, Dozentin für katholisches Kirchenrecht an der Universität Tübingen. Zu bestrafen sind dagegen nach dem Kodex des kanonischen Rechts zum Beispiel die Verletzung des Beichtgeheimnisses durch den Beichtvater, der Schwangerschaftsabbruch, jegliche "Straftaten gegen die Religion und die Einheit der Kirche" - Letzteres ist zum Beispiel der Hebel, um Schismatiker zu exkommunizieren.
Genau dies geschah 1988 mit Williamson und seinen drei Mitstreitern. Weil sie sich ohne Einverständnis des Papstes zu Bischöfen hatten weihen lassen, machten sie sich zu Spaltern. Sie erkannten sein Vorrecht nicht an. Benedikt XVI. nahm diese Exkommunikation deshalb zurück, weil die Verstoßenen in einem Brief an den Vatikan versicherten, sie glaubten nun doch "fest an den Primat Petri und an seine besondere Stellung".
Nur eine Chance zur Exkommunikation
Juristisch habe der Vatikan damit korrekt gehandelt und sich abgesichert, sagt Kirchenrechtlerin Herghelegiu SPIEGEL ONLINE - allerdings sei das Ergebnis "eine politische Katastrophe". Benedikt XVI. sei ein "81-jähriger brillanter Dogmatiker aus dem tiefen Bayern", er sei in festen Denkstrukturen verhaftet.
Die Expertin sieht nur eine Möglichkeit zur neuerlichen Exkommunikation der Piusbrüder: Den Umstand, dass die Gruppierung das Zweite Vatikanische Konzil nicht anerkennt, in dem sich die katholische Kirche zum Beispiel für Religionsfreiheit ausgesprochen hat.
In der vatikanischen Widerrufsforderung an Williamson heißt es recht schwach: "Für eine künftige Anerkennung der Bruderschaft St. Pius ist eine eindeutige Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils selbst unabdinglich." Von Exkommunikation kein Wort - dabei erfülle die Ablehnung des Vaticanum II den Tatbestand der Häresie nach dem Kodex des kanonischen Rechts, sagt Expertin Herghelegiu. "Das wäre also ein neuer Fall."
Hier kommt die Bischofskongregation ins Spiel. Um ihre Suspendierung vom Bischofsamt rückgängig zu machen, müssen sich Williamson und seine drei Mitstreiter dieser zentralen römischen Behörde stellen. Die Kongregation kann Bedingungen stellen – "und eine davon muss die Anerkennung des Vaticanum II sein", sagt Herghelegiu. "Lehnen die vier ab, muss man sie konsequenterweise ein zweites Mal exkommunizieren." |
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GL11 dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 01.09.2008 Beiträge: 1057
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(#1204758) Verfasst am: 06.02.2009, 20:37 Titel: |
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06.02.:
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,606024,00.html
Zitat: | AUSTRITTSWELLE
Katholiken verlassen aus Wut über den Papst ihre Kirche
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Berlin - "Raus aus dieser Kirche!", titelt die "Tageszeitung" an diesem Freitag, darunter druckt sie ein Formular zum Kirchenaustritt. Der Leser kann ankreuzen, ob ihm die Kirche zu "frauenfeindlich, judenfeindlich, pädophil, schwulenfeindlich, reaktionär" oder einfach zu "Ratzinger" sei. Auf Seite 14 folgt ein "taz-Service für KatholikInnen", Rechtslage und Kosten sind penibel aufgezählt, die Überschrift lautet "Ausstieg leicht gemacht".
In vielen Kommunen ist das bereits Realität: In Freiburg traten alleine am Mittwoch zwölf Katholiken aus der Kirche aus, wie Standesamtsleiterin Dominique Kratzer auflistet. Zum Vergleich: Im gesamten Februar 2008 zählte das Standesamt gerade mal 27 Austritte. Dominique Kratzer vermutet, dass es an der Papst-Debatte liegt: "Viele haben gesagt, dass sie mit der Kirche schon länger unzufrieden seien und jetzt das Maß endgültig voll sei."
Ähnlich ist es in Stuttgart: "Man kann einen gewissen Trend sehen", sagt Verena Rathgeb-Stein vom Standesamt Mitte. Normalerweise träten hier zwei bis drei Leute pro Tag aus, seit die Debatte läuft, gebe es bis zu acht Austritte täglich.
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GL11 dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 01.09.2008 Beiträge: 1057
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(#1205589) Verfasst am: 07.02.2009, 18:43 Titel: |
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07.02.:
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,606173,00.html
Zitat: | KATHOLIKEN-KRISE
Deutsche Bischöfe verlangen erneuten Ausschluss des Holocaust-Leugners
Die Deutsche Bischofskonferenz hat genug: Sie plädiert für die erneute Exkommunikation von Richard Williamson. "Ich sehe keinen Platz für ihn in der katholischen Kirche", sagte Bischof Zollitsch - der Holocaust-Leugner hatte zuvor im SPIEGEL angekündigt, seine Thesen trotz päpstlicher Aufforderung vorerst nicht zu widerrufen.
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Vor Zollitsch hatte schon der Regensburger Bischof Gerhard Müller scharfe Sanktionen gegen Williamson gefordert. Der Bischof der erzkonservativen Pius-Bruderschaft müsse "freiwillig oder zwangsweise aus dem Klerikerstand" ausscheiden, schrieb Müller in einer Erklärung, die an diesem Wochenende in den Gottesdiensten in der ostbayerischen Diözese verlesen werden soll. Auch für die drei anderen wieder in die Kirche aufgenommenen Bischöfe der Bruderschaft forderte Müller Konsequenzen. Die sollten auf ihre Weihevollmacht verzichten und nur noch als Priester arbeiten, heißt es in dem Schreiben Müllers, das auf der Internet-Seite des Bistums Regensburg veröffentlicht wurde.
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Kirchenrechtler halten erneute Exkommunikation für möglich
Williamson kann nach Ansicht eines deutschen Kirchenrechtsexperten durchaus erneut exkommuniziert werden. Es handele sich bei der Frage nach dem Völkermord an den europäischen Juden zwar nicht um eine Glaubensfrage, sagte der Trierer Professor für Kirchenrecht, Peter Krämer, dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Dennoch habe die katholische Kirche "die Pflicht, zu ethischen oder sozialen Fragen Stellung zu nehmen und einzuschreiten, wenn aus dem Raum der Kirche die Würde des Menschen verletzt wird". Dies sei der Fall, wenn jemand den Holocaust leugne.
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Auch Monica Herghelegiu, Dozentin für katholisches Kirchenrecht an der Universität Tübingen, hatte schon in der vergangenen Woche im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE eine erneute Exkommunikation möglich genannt - allerdings nicht wegen der Holocaust-Leugnung, sondern wegen der Ablehnung des Zweiten Vatikanischen Konzils.
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Der katholischen Kirche laufen Insidern zufolge wegen der Turbulenzen um die umstrittene Piusbruderschaft vermehrt Mitglieder weg. "Die Austrittswelle hat bereits eingesetzt", sagte der Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Eberhard von Gemmingen. |
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