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Grammatik und Naturwissenschaft
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Lamarck
Radikaler Konstruktivist



Anmeldungsdatum: 28.03.2004
Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main

Beitrag(#120012) Verfasst am: 01.05.2004, 01:52    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Thomas

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Lamarck hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:

das verstehe ich nicht. Für den Realisten 'gibt' es eine an sich seiende Welt (der hypothetische Realist nimmt sie jedenfalls an). Letztendlich ist die 'real' (operational: es gab sie, bevor der erste Mensch hinieden wandelte, und wird sie noch geben, wenn es keine Menschen mehr gibt). Warum sollte die Welt des 'radikalen Konstruktivisten' realer sein?


Ist die Welt denn für den Radikalen Konstruktivisten denn "irrealer"? Dein operationales Konstrukt der Realität existiert doch für den Radikalen Konstruktivisten gleichermaßen. Im Unterschied zum Hypothetischen Realist verneint der RK aber die Existenz etwa von 'realen Dingen', seien sie nun 'an sich' oder sonstiger Art. Für ihn gibt es eben nur Konstrukte. Dagegen bleibt auch die Hypothese von einer Realität doch eben wiederum nur eine Hypothese.


dann sägt er den Ast ab, auf dem er sitzt. In meinem Weltbild bastelt er aus einer erkenntnistheoretischen Problematik eine Ontologie.


Doch stellt sich hier nach wie vor die Frage: Was bedeuted den im Begriff Hypothetischer Realismus nun Realismus? Läßt sich das Problem mit Ontologie wirklich flicken?


Cheers,

Lamarck
_________________
„Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.” (Theodosius Dobzhansky)

„If you can’t stand algebra, keep out of evolutionary biology.” (John Maynard Smith)

„Computers are to biology what mathematics is to physics.” (Harold Morowitz)
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Lamarck
Radikaler Konstruktivist



Anmeldungsdatum: 28.03.2004
Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main

Beitrag(#120015) Verfasst am: 01.05.2004, 01:59    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Wygotsky!

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Schwanitz hat mal ein Buch über Systemtheorie und Literatur geschrieben. Hast du das schon mal in den Händen gehalten und warst der Ansicht, dass es sich lohnt?


Nein, das kenne ich noch nicht. Obwohl der Name Schwanitz für einen Naturwissenschaftler nicht gar so rühmlich scheint ("Alles, was man wissen muß ...") hat die Universitätsbibliothek das Buch für mich schon zurückgelegt. Nächste Woche mehr dazu ... . Smilie



Cheers,

Lamarck
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Lamarck
Radikaler Konstruktivist



Anmeldungsdatum: 28.03.2004
Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main

Beitrag(#120018) Verfasst am: 01.05.2004, 02:13    Titel: Antworten mit Zitat

Hi step!

step hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Lamarck hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
das verstehe ich nicht. Für den Realisten 'gibt' es eine an sich seiende Welt (der hypothetische Realist nimmt sie jedenfalls an). Letztendlich ist die 'real' (operational: es gab sie, bevor der erste Mensch hinieden wandelte, und wird sie noch geben, wenn es keine Menschen mehr gibt). Warum sollte die Welt des 'radikalen Konstruktivisten' realer sein?
Ist die Welt denn für den Radikalen Konstruktivisten denn "irrealer"? Dein operationales Konstrukt der Realität existiert doch für den Radikalen Konstruktivisten gleichermaßen. Im Unterschied zum Hypothetischen Realist verneint der RK aber die Existenz etwa von 'realen Dingen', seien sie nun 'an sich' oder sonstiger Art. Für ihn gibt es eben nur Konstrukte. Dagegen bleibt auch die Hypothese von einer Realität doch eben wiederum nur eine Hypothese.

dann sägt er den Ast ab, auf dem er sitzt. In meinem Weltbild bastelt er aus einer erkenntnistheoretischen Problematik eine Ontologie.

Dem stimme ich zu. Der Konstruktivismus kann in bezug auf bestimmte Phänomene vertreten werden, etwa Weltbilder, Wahrnehmungen usw.. - und ist in diesem Bereich nicht weniger realistisch als der HR, vielleicht sogar realistischer als der "echte Realismus". Als TOE ist der Konstruktivismus aber mE inkonsistent, denn er muß letztlich sogar HR-Methoden anwenden.


Mich interessiert, wie oben schon angesprochen, vor allem die Bedeutung des Begriffs Realismus im Hypothetischen Realismus. Ist das nicht in Wirklichkeit ein Strohhalm, um eine Illusion aufrechtzuerhalten?

BTW: Was ist TOE?


Cheers,

Lamarck
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Graf Zahl
untot



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 7040
Wohnort: Universum

Beitrag(#120026) Verfasst am: 01.05.2004, 03:44    Titel: Antworten mit Zitat

Lamarck hat folgendes geschrieben:

BTW: Was ist TOE?


Theory of Everything zwinkern
_________________
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#120054) Verfasst am: 01.05.2004, 09:00    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Lamarck,

Lamarck hat folgendes geschrieben:

Doch stellt sich hier nach wie vor die Frage: Was bedeuted den im Begriff Hypothetischer Realismus nun Realismus?


die _hypothetische_ Annahme einer von uns unabhängig 'an sich' existierenden 'Welt'. 'Hypothetisch', weil man das nicht beweisen kann.

Lamarck hat folgendes geschrieben:
Läßt sich das Problem mit Ontologie wirklich flicken?


Welches _Problem_? Dass wir nicht entscheiden können, ob es ein 'Sein des Seienden' in irgendeinem Sinn 'gibt'? Oder dass wir uns entscheiden müssen, ob wir diese Annahme für plausibler halten als eine andere?

'Ontologie' flickt nichts. Sie ist nur die rationale Darstellung des jeweiligen Weltbilds. In meiner Ontologie spielt das hypothetische 'Sein des Seienden' eine tragende Rolle. Was trägt Dein Weltbild?

Grüßle

Thomas
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Shadaik
evolviert



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 26377
Wohnort: MG

Beitrag(#120067) Verfasst am: 01.05.2004, 10:15    Titel: Antworten mit Zitat

Ich wäre ja dafür, die wahrgenommene Realität als einen Kompromiss zwischen Umwelt und den im Hirn existierenden/entstehenden Vorstellungen aufzufassen.

Die wahrgenommene Realität ist (IMHO unbestreitbar) mit der Realität als solcher gekoppelt, sonst wären wir nicht überlebensfähig und würden sofort vor die nächste Wand laufen.
Sie ist aber auch mit unserer Vorstellung gekoppelt, sonst wäre es aufgrund der Einzigartigkeit jedes OBjekts unmöglich, gelerntes auf neue Umstände zu übertragen.

Das ist für mich analog mit der Frage Natur/Kultur, bei der auch immer das Mittelding übersehen wird (Kollateralartefakte wie Sprachen oder Trampelpfade, die weder natürlich entstanden noch absichtlich angelegt sind)


edit: Ich sah grade, dass du, Thomas, in dem anderen Thread etwas entsprechendes geschrieben hast ("Die Hypothese braucht die Realität"). Ich hoffe, dihc da richtig verstanden zu haben und freue mich über Zustimmung.
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step
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Beitrag(#120079) Verfasst am: 01.05.2004, 11:12    Titel: Antworten mit Zitat

Lamarck hat folgendes geschrieben:
Mich interessiert, wie oben schon angesprochen, vor allem die Bedeutung des Begriffs Realismus im Hypothetischen Realismus.

Meist wird es so verstanden, wie Thomas es erklärt hat. Mir ist allerdings zusätzlich wichtig, welche Rolle diese Hypothese einnimmt, und hier unterscheiden sich nach meinem Verständnis Thomas' und mein Weltbild:

In Thomas Weltbild nimmt die Realismushypothese eine zentrale Rolle ein, er ist sich zwar bewußt, daß es nur eine Hypothese ist, "glaubt" diese aber, es ist seine Ontologie, eine Art Letztbegründung.

Für mich dagegen spielt die Realismushypothese keine zentrale Rolle, es ist für mich eigentlich (ähnlich wie Shadaik andeutet) nicht mehr als die Beobachtung, daß sich die Welt praktischerweise (also gut für meinen Wissenschaftsbegriff) regulär verhält. Es ist keine Ontologie.

Lamarck hat folgendes geschrieben:
Ist das nicht in Wirklichkeit ein Strohhalm, um eine Illusion aufrechtzuerhalten?

Es wird wohl in dem Moment tatsächlich ein Strohalm, wo man eine Ontologie draus macht, sich dran festhält.

Daher empfinde ich auch Thomas Aussage:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
'Ontologie' flickt nichts. Sie ist nur die rationale Darstellung des jeweiligen Weltbilds. In meiner Ontologie spielt das hypothetische 'Sein des Seienden' eine tragende Rolle.
als widersprüchlich, denn eine Ontologie, in der das Sein des Seienden eine tragende Rolle spielt, flickt durchaus etwas und ist auch keine rationale Darstellung.

gruß/step
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El Schwalmo
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Beiträge: 9073

Beitrag(#120084) Verfasst am: 01.05.2004, 11:27    Titel: Antworten mit Zitat

Hi step
step hat folgendes geschrieben:
In Thomas Weltbild nimmt die Realismushypothese eine zentrale Rolle ein, er ist sich zwar bewußt, daß es nur eine Hypothese ist, "glaubt" diese aber, es ist seine Ontologie, eine Art Letztbegründung.


wenn Du das Buch von Mahner und Bunge, oder wenigstens die Abschnitte, die ich zitiert habe, lesen würdest, würde Dir auffallen, dass 'Letztbegründung' in diesem Weltbild gar nicht vorkommt.

step hat folgendes geschrieben:
Für mich dagegen spielt die Realismushypothese keine zentrale Rolle, es ist für mich eigentlich (ähnlich wie Shadaik andeutet) nicht mehr als die Beobachtung, daß sich die Welt praktischerweise (also gut für meinen Wissenschaftsbegriff) regulär verhält. Es ist keine Ontologie.


Nach meinen Verständnis hast Du soeben Deine _Ontologie_ geschildert.

[ ... ]

step hat folgendes geschrieben:
Daher empfinde ich auch Thomas Aussage:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
'Ontologie' flickt nichts. Sie ist nur die rationale Darstellung des jeweiligen Weltbilds. In meiner Ontologie spielt das hypothetische 'Sein des Seienden' eine tragende Rolle.
als widersprüchlich, denn eine Ontologie, in der das Sein des Seienden eine tragende Rolle spielt, flickt durchaus etwas und ist auch keine rationale Darstellung.


Das verstehe ich nicht. Eine Ontologie ist schlicht und ergreifend eine rationale Auflistung dessen, was man vertritt. Selbstverständlich spielen dabei bestimmte Konzepte eine tragende Rolle. Dein Fehler in meinen Augen ist, dass Du unter 'Ontologie' so etwas wie ein (letzt?)begründetes Weltbild verstehst, mir diese Verwendung des Begriffs unterstellst und dann dagegen argumentierst.

Grüßle

Thomas
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#120097) Verfasst am: 01.05.2004, 11:42    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Thomas,

immerhin schreibst Du selbst, wie wichtig Dir das "hypothetische Sein des Seienden" ist. Wenn es Dir also sehr wichtig, aber hypothetisch ist, so ist es einer Letztbegründung ähnlich. Oder?

gruß/step
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El Schwalmo
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Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#120109) Verfasst am: 01.05.2004, 12:26    Titel: Antworten mit Zitat

Hi step,

step hat folgendes geschrieben:
immerhin schreibst Du selbst, wie wichtig Dir das "hypothetische Sein des Seienden" ist.


Du schreibst doch genau dasselbe. Im Gegensatz zu Dir mache ich das explizit, was Du 'herunterspielst', um den Begriff 'Ontologie' nicht verwenden zu müssen.

step hat folgendes geschrieben:
Wenn es Dir also sehr wichtig, aber hypothetisch ist, so ist es einer Letztbegründung ähnlich. Oder?


Warum? In 'hypothetisch' steckt doch _explizit_, dass es _keine_ Begründung gibt, die man auch nur ansatzweise als _Letzt_begründung werten könnte. 'Ähnlich' sieht das für Dich nur deshalb aus, weil Du Dir gar keine Gedanken darüber machst sondern einfach so tust, als sei das, was Du für Deinen Ansatz brauchst, gegeben. Ich teile _inhaltlich_ Deine Auffassung, gehe aber einen Schritt weiter, indem ich sie _explizit_ mache. Und das bezeichne ich als 'Ontologie'.

Grüßle

Thomas
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#120118) Verfasst am: 01.05.2004, 13:39    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
immerhin schreibst Du selbst, wie wichtig Dir das "hypothetische Sein des Seienden" ist.
Du schreibst doch genau dasselbe. Im Gegensatz zu Dir mache ich das explizit, was Du 'herunterspielst', um den Begriff 'Ontologie' nicht verwenden zu müssen.

Ich wüßte nicht, wo ich das Sein des Seienden (hypothetisch oder nicht) jemals als mir wichtig oder ähnlich bezeichnet hätte. Im Gegenteil halte ich solche Begriffe für unnütz, irreführend, und eben weder Psyche noch Wissenschaft notwendig zugrundeliegend.

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Wenn es Dir also sehr wichtig, aber hypothetisch ist, so ist es einer Letztbegründung ähnlich. Oder?
Warum? In 'hypothetisch' steckt doch _explizit_, dass es _keine_ Begründung gibt, die man auch nur ansatzweise als _Letzt_begründung werten könnte.
Hypothetisch heißt, daß es nicht bewiesen wurde oder werden kann. Wenn es als Annahme dennoch eine so wichtige Stellung einnimmt, so ist es doch eine "allumfassende Setzung". Diese wird häufig als Letztbegründung (für etwas anderes) angeführt, z.B. im sog. ontologischen Gottesbeweis oder beim Kontingenzargument.

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
'Ähnlich' sieht das für Dich nur deshalb aus, weil Du Dir gar keine Gedanken darüber machst sondern einfach so tust, als sei das, was Du für Deinen Ansatz brauchst, gegeben.

Ich muß aber für meinen Ansatz gar nicht annehmen, es sei wirklich gegeben. Es reicht mir, daß es bisher so schien, als sei es weitgehend so. Daher ist mein wissenschaftstheoretischer Ansatz mit dem Konstruktivismus und dem hypothetischen Realismus prinzipiell vereinbar. Mich würde interessieren, wo genau ich den von Dir zusätzlich gemachten Schritt des Glaubens an das Sein des Seienden unbewußt ebenfalls benötige.

gruß/step
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El Schwalmo
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Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#120122) Verfasst am: 01.05.2004, 14:07    Titel: Antworten mit Zitat

Hi step

step hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
immerhin schreibst Du selbst, wie wichtig Dir das "hypothetische Sein des Seienden" ist.
Du schreibst doch genau dasselbe. Im Gegensatz zu Dir mache ich das explizit, was Du 'herunterspielst', um den Begriff 'Ontologie' nicht verwenden zu müssen.

Ich wüßte nicht, wo ich das Sein des Seienden (hypothetisch oder nicht) jemals als mir wichtig oder ähnlich bezeichnet hätte. Im Gegenteil halte ich solche Begriffe für unnütz, irreführend, und eben weder Psyche noch Wissenschaft notwendig zugrundeliegend.


step, irgendwo kommen wir nicht weiter. Ich verwende den _Begriff_ 'Sein des Seienden' für einen _Inhalt_, den Du auch vertrittst.

step hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Wenn es Dir also sehr wichtig, aber hypothetisch ist, so ist es einer Letztbegründung ähnlich. Oder?
Warum? In 'hypothetisch' steckt doch _explizit_, dass es _keine_ Begründung gibt, die man auch nur ansatzweise als _Letzt_begründung werten könnte.
Hypothetisch heißt, daß es nicht bewiesen wurde oder werden kann. Wenn es als Annahme dennoch eine so wichtige Stellung einnimmt, so ist es doch eine "allumfassende Setzung". Diese wird häufig als Letztbegründung (für etwas anderes) angeführt, z.B. im sog. ontologischen Gottesbeweis oder beim Kontingenzargument.


Dann formuliere Deine Ontologie bitte _explizit_ aus und suche dann nach einem Unterschied zu der, die ich vertrete.

step hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
'Ähnlich' sieht das für Dich nur deshalb aus, weil Du Dir gar keine Gedanken darüber machst sondern einfach so tust, als sei das, was Du für Deinen Ansatz brauchst, gegeben.

Ich muß aber für meinen Ansatz gar nicht annehmen, es sei wirklich gegeben. Es reicht mir, daß es bisher so schien, als sei es weitgehend so.


Willkommen im Club.

step hat folgendes geschrieben:
Daher ist mein wissenschaftstheoretischer Ansatz mit dem Konstruktivismus und dem hypothetischen Realismus prinzipiell vereinbar.


Meiner doch auch. Im schlimmsten Fall wechsle ich eine Hypothese aus.

step hat folgendes geschrieben:
Mich würde interessieren, wo genau ich den von Dir zusätzlich gemachten Schritt des Glaubens an das Sein des Seienden unbewußt ebenfalls benötige.


Sobald Du Dir Gedanken über das machst, was Du treibst. Beispielsweise deshalb, warum Du Formel aufstellen kannst, mit denen Du etwas berechnest.

Grüßle

Thomas
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#120127) Verfasst am: 01.05.2004, 14:57    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Ich verwende den _Begriff_ 'Sein des Seienden' für einen _Inhalt_, den Du auch vertrittst.

Das mag sein. Falls Du also mit "Sein des Seienden" meinst, daß die Welt regulär erscheint, so scheint mir - neben der zumindest mich irreführenden Übertriebenheit des Begriffs - dies erstmal eine Beobachtung prinzipiell wie jede andere zu sein, insbesondere eine, zu der man möglicherweise eine Theorie finden könnte. Diese Beobachtung zu einer zentralen, grundlegenden Annahme im Weltbild zu machen, erscheint mir nicht notwendig, sondern ontologisches Privatvergnügen.

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Hypothetisch heißt, daß es nicht bewiesen wurde oder werden kann. Wenn es als Annahme dennoch eine so wichtige Stellung einnimmt, so ist es doch eine "allumfassende Setzung". Diese wird häufig als Letztbegründung (für etwas anderes) angeführt, z.B. im sog. ontologischen Gottesbeweis oder beim Kontingenzargument.
Dann formuliere Deine Ontologie bitte _explizit_ aus und suche dann nach einem Unterschied zu der, die ich vertrete.

Auf das Risiko, daß Du mir wieder ein vorbewußtes Stadium attestierst, weil ich die Sinnhaftigkeit gewisser philosophischer Konstrukte leugne: Ich vertrete keine Ontologie - also keine Lehre von einem etwaigen Sein des Seienden. Das sollte Unterschied genug sein.

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Mich würde interessieren, wo genau ich den von Dir zusätzlich gemachten Schritt des Glaubens an das Sein des Seienden unbewußt ebenfalls benötige.
Sobald Du Dir Gedanken über das machst, was Du treibst. Beispielsweise deshalb, warum Du Formel aufstellen kannst, mit denen Du etwas berechnest.

Hmm ... reicht es dazu nicht, sich über das Funktionieren des Wahrgenommenen Gedanken zu machen?
Nehmen wir an, wir beide "fänden heraus", warum das so ist, also wir fänden eine voraussagefähige derzeit beste Theorie dafür. Dann wäre die Frage "geklärt", gleichwohl hätte weder ich nach dem Sein des Seienden gefragt noch Du eine Antwort darauf gefunden.

gruß/step
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El Schwalmo
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Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#120133) Verfasst am: 01.05.2004, 15:17    Titel: Antworten mit Zitat

Hi step

step hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Ich verwende den _Begriff_ 'Sein des Seienden' für einen _Inhalt_, den Du auch vertrittst.

Das mag sein. Falls Du also mit "Sein des Seienden" meinst, daß die Welt regulär erscheint, so scheint mir - neben der zumindest mich irreführenden Übertriebenheit des Begriffs - dies erstmal eine Beobachtung prinzipiell wie jede andere zu sein, insbesondere eine, zu der man möglicherweise eine Theorie finden könnte. Diese Beobachtung zu einer zentralen, grundlegenden Annahme im Weltbild zu machen, erscheint mir nicht notwendig, sondern ontologisches Privatvergnügen.


ich sehe das anders. Mir ist bekannt, dass für Physiker beschreiben = erklären ist. Ich bin aber kein Physiker. Und der Positivismus scheint mir durchaus seine Zeit gehabt zu haben.

step hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Hypothetisch heißt, daß es nicht bewiesen wurde oder werden kann. Wenn es als Annahme dennoch eine so wichtige Stellung einnimmt, so ist es doch eine "allumfassende Setzung". Diese wird häufig als Letztbegründung (für etwas anderes) angeführt, z.B. im sog. ontologischen Gottesbeweis oder beim Kontingenzargument.

Dann formuliere Deine Ontologie bitte _explizit_ aus und suche dann nach einem Unterschied zu der, die ich vertrete.

Auf das Risiko, daß Du mir wieder ein vorbewußtes Stadium attestierst, weil ich die Sinnhaftigkeit gewisser philosophischer Konstrukte leugne: Ich vertrete keine Ontologie - also keine Lehre von einem etwaigen Sein des Seienden. Das sollte Unterschied genug sein.


Ich habe definiert, was ich unter 'Ontologie' verstehe. Vergleiche das mit dem, was Du gerade geschrieben hast. Merkst Du, warum wir aneinander vorbeireden?

step hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
step hat folgendes geschrieben:
Mich würde interessieren, wo genau ich den von Dir zusätzlich gemachten Schritt des Glaubens an das Sein des Seienden unbewußt ebenfalls benötige.
Sobald Du Dir Gedanken über das machst, was Du treibst. Beispielsweise deshalb, warum Du Formel aufstellen kannst, mit denen Du etwas berechnest.

Hmm ... reicht es dazu nicht, sich über das Funktionieren des Wahrgenommenen Gedanken zu machen?
Nehmen wir an, wir beide "fänden heraus", warum das so ist, also wir fänden eine voraussagefähige derzeit beste Theorie dafür. Dann wäre die Frage "geklärt", gleichwohl hätte weder ich nach dem Sein des Seienden gefragt noch Du eine Antwort darauf gefunden.


Das ist ja das Schöne an der Wissenschaft: man kann sie betreiben, ohne zu wissen, was man da tut. Merkwürdig ist nur, wenn jemand das als Argument gegen weitere Überlegungen einsetzen möchte. Wie gesagt, es gab da mal so was wie den 'Wiener Kreis' etc.

Grüßle

Thomas
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step
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Wohnort: Germering

Beitrag(#120141) Verfasst am: 01.05.2004, 16:30    Titel: Antworten mit Zitat

Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Das ist ja das Schöne an der Wissenschaft: man kann sie betreiben, ohne zu wissen, was man da tut.

Die Frage, was man da tut, ist je nach genauer Definition der Frage entweder wiederum wissenschaftlich zu behandeln, oder aber auch Ontologen können nichts wesentliches zur Antwort beitragen.

Wir waren auch schonmal so weit, daß Du dies eingestanden hast und den Unterschied nur noch in dem Stellen der Frage gesehen hast.

gruß/step
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El Schwalmo
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Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#120152) Verfasst am: 01.05.2004, 17:12    Titel: Antworten mit Zitat

Hi step,

step hat folgendes geschrieben:
Thomas Waschke hat folgendes geschrieben:
Das ist ja das Schöne an der Wissenschaft: man kann sie betreiben, ohne zu wissen, was man da tut.

Die Frage, was man da tut, ist je nach genauer Definition der Frage entweder wiederum wissenschaftlich zu behandeln,


das macht die Wissenschaftstheorie. Und die ist ohne eine explizite Ontologie nicht besonders tragfähig.

step hat folgendes geschrieben:
oder aber auch Ontologen können nichts wesentliches zur Antwort beitragen.


Kommt darauf an, was für Dich 'Ontologen' sind. Und dann kommt noch dazu, ob Du Dich _im_ Rahmen des Konsenses bewegst, oder ob Du diesen Konsens 'verteidigen' musst.

step hat folgendes geschrieben:
Wir waren auch schonmal so weit, daß Du dies eingestanden hast und den Unterschied nur noch in dem Stellen der Frage gesehen hast.


Habe ich das nicht auch in den vorigen Postings schon explizit gemacht?

Ich habe dort doch geschrieben, dass uns eigentlich nur trennt, dass Du die Fragen gar nicht stellst. Und Du hast selber geschrieben, mit welchem Adjektiv man das belegen kann.

Grüßle

Thomas
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Lamarck
Radikaler Konstruktivist



Anmeldungsdatum: 28.03.2004
Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main

Beitrag(#123593) Verfasst am: 10.05.2004, 23:01    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Wygotsky!

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Lamarck hat folgendes geschrieben:
ii) 'Sprache' ist als Komplexitätsphänomen systemtheoretisch zu betrachten
Von Systemtheorie habe ich noch keine Ahnung. Gibt's da was in knapper und leicht verständlicher Form. Bitte bei der Literaturempfehlung berücksichtigen, dass ich als Kindergärtner eher schlichteren Gemütes bin.


Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Lamarck hat folgendes geschrieben:
Wygotsky hat folgendes geschrieben:
[Ich suche weniger einen Rundumschlag als vielmehr etwas zum Bereich Sprache und Literatur. Da irgendwelche Tipps?
Leider nein! Obwohl ich auch hierzu schon so manches Buch (und da gibt es reichlich) in Händen gehalten habe, hat mich zum Gegenstand noch nichts wirklich überzeugt.
Schwanitz hat mal ein Buch über Systemtheorie und Literatur geschrieben. Hast du das schon mal in den Händen gehalten und warst der Ansicht, dass es sich lohnt?


Okay, hier ist der Buchtitel:

Schwanitz, D. (1990): Systemtheorie und Literatur. Ein neues Paradigma. Opladen : Westdt. Verl.

Für einen Naturwissenschaftler ist der Band im Hinblick zur Systemtheorie nicht überzeugend. Möglicherweise ist er aber brauchbar für die Literaturinterpretation (Was außerhalb meiner Interessen liegt). Schwanitz beruft sich auf die Systemtheorie Luhmanns und erfindet hierzu u. a. eine Reihe von Kurzdramen, die den Gegenstand aus literarischer Sicht erhellen sollen. Vielleicht für den Interessierten ganz interessant, die Naturwissenschaft versteht unter Systemtheorie jedenfalls was anderes. Aufgrund der sozialwissenschaftlichen Bedeutung empfehle ich Dir eher, das Orginal, nämlich Luhmann, zu lesen und dabei die Kritik von Habermas zu beachten.


Cheers,

Lamarck
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