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ballancer ... leidet an dianoia ...
Anmeldungsdatum: 27.05.2007 Beiträge: 4767
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(#1219339) Verfasst am: 20.02.2009, 19:44 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Deine Einstellung finde ich wirklich ausgesprochen seltsam. Dir ist einfach alles egal, Hauptsache, kein "nicht hinterfragbares Dogma" (katholisches vermutlich) wird angezweifelt. Das ist irgendwie ganz furchtbar wichtig, das einzig Wichtige überhaupt, alles andere ist gleichgültig, weil: man kann immer jemand anderen (oder eine andere Gruppe) finden, die das Gleiche / was Ähnliches auch macht. Und deswegen ist doch alles in Ordnung, alles prima, überhaupt kein Problem, und es ist jedoch auf der anderen Seite eine "unerträgliche Heuchelei" und "lächerlich", wenn jemand das anders sieht. |
Kann ich nicht nachvollziehen. Malcolm hat sich lediglich für den Pluralismus ausgesprochen. Er teilt keineswegs die Weldsicht dieses Vereins oder heißt ihn gut, aber er will verstehen und nicht zuerst verurteilen und ausgrenzen.
Verkehrte Welt: Papst und Kirche wollen integrieren, Kritiker wollen ausgrenzen.
_________________ 1.Thessalonicher 5,21 "Prüft aber alles und das Gute behaltet."
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1219371) Verfasst am: 20.02.2009, 20:02 Titel: |
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ballancer hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Deine Einstellung finde ich wirklich ausgesprochen seltsam. Dir ist einfach alles egal, Hauptsache, kein "nicht hinterfragbares Dogma" (katholisches vermutlich) wird angezweifelt. Das ist irgendwie ganz furchtbar wichtig, das einzig Wichtige überhaupt, alles andere ist gleichgültig, weil: man kann immer jemand anderen (oder eine andere Gruppe) finden, die das Gleiche / was Ähnliches auch macht. Und deswegen ist doch alles in Ordnung, alles prima, überhaupt kein Problem, und es ist jedoch auf der anderen Seite eine "unerträgliche Heuchelei" und "lächerlich", wenn jemand das anders sieht. |
Kann ich nicht nachvollziehen. Malcolm hat sich lediglich für den Pluralismus ausgesprochen. Er teilt keineswegs die Weldsicht dieses Vereins oder heißt ihn gut, aber er will verstehen und nicht zuerst verurteilen und ausgrenzen.
Verkehrte Welt: Papst und Kirche wollen integrieren, Kritiker wollen ausgrenzen. |
Du bist wirklich witzig.
Alles, was Du bisher gegen den Islam vorgebracht hat, wird dann sofort hinfällig, wenn Du für einen unbegrenzten Pluralismus bist.
Falls Du Dich erinnerst: Du hast immerhin bisher die Meinung vertreten, dass es gewisse Grenzen gibt, gewisse Grundlagen einer Gesellschaft, die anerkannt werden müssen. Und dabei stimme ich Dir zu.
Es kann daher keinen Pluralismus geben, der offensive Ablehner dieser Grundlagen mit einschließt. Es ist mE richtig und notwendig, solche Leute auszugrenzen, zumindest solange sie dies offensiv und explizit vertreten.
Das sollte doch wohl klar wie Kloßbrühe sein. Oder Du argumentierst hier jetzt mal so und gegen den Islam mal so. Kann man natürlich auch machen, wirkt aber ein bisschen inkonsequent.
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atheist666 dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.02.2007 Beiträge: 8494
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(#1219396) Verfasst am: 20.02.2009, 20:18 Titel: |
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neinguar hat folgendes geschrieben: | atheist666 hat folgendes geschrieben: | Sind wir jetzt bei der Weltverschwörung der Piusse angelangt
*gähn* |
... (und nicht bei Arena-Bey abschreiben)? |
Seit wann habe ich es nötig abzuschreiben
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neinguar Blue Note
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 3088
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(#1219422) Verfasst am: 20.02.2009, 20:39 Titel: |
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atheist666 hat folgendes geschrieben: | neinguar hat folgendes geschrieben: | atheist666 hat folgendes geschrieben: | Sind wir jetzt bei der Weltverschwörung der Piusse angelangt
*gähn* |
... (und nicht bei Arena-Bey abschreiben)? |
Seit wann habe ich es nötig abzuschreiben |
Pointe verpasst.
_________________ Woran du dein Herz hängest, das ist dein Gott - Martin Luther -
Wenn ich Gott wäre, würde ich mich nicht von jedem anbeten lassen wollen - Hilde Ziegler -
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ballancer ... leidet an dianoia ...
Anmeldungsdatum: 27.05.2007 Beiträge: 4767
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(#1219447) Verfasst am: 20.02.2009, 21:10 Titel: |
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AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | ballancer hat folgendes geschrieben: | AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Deine Einstellung finde ich wirklich ausgesprochen seltsam. Dir ist einfach alles egal, Hauptsache, kein "nicht hinterfragbares Dogma" (katholisches vermutlich) wird angezweifelt. Das ist irgendwie ganz furchtbar wichtig, das einzig Wichtige überhaupt, alles andere ist gleichgültig, weil: man kann immer jemand anderen (oder eine andere Gruppe) finden, die das Gleiche / was Ähnliches auch macht. Und deswegen ist doch alles in Ordnung, alles prima, überhaupt kein Problem, und es ist jedoch auf der anderen Seite eine "unerträgliche Heuchelei" und "lächerlich", wenn jemand das anders sieht. |
Kann ich nicht nachvollziehen. Malcolm hat sich lediglich für den Pluralismus ausgesprochen. Er teilt keineswegs die Weldsicht dieses Vereins oder heißt ihn gut, aber er will verstehen und nicht zuerst verurteilen und ausgrenzen.
Verkehrte Welt: Papst und Kirche wollen integrieren, Kritiker wollen ausgrenzen. |
Du bist wirklich witzig.
Alles, was Du bisher gegen den Islam vorgebracht hat, wird dann sofort hinfällig, wenn Du für einen unbegrenzten Pluralismus bist. |
Nein ... vor allem, weil ich nicht für den unbegrenzten Pluralismus bin.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Falls Du Dich erinnerst: Du hast immerhin bisher die Meinung vertreten, dass es gewisse Grenzen gibt, gewisse Grundlagen einer Gesellschaft, die anerkannt werden müssen. Und dabei stimme ich Dir zu. |
Und dabei bleibe ich auch.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Es kann daher keinen Pluralismus geben, der offensive Ablehner dieser Grundlagen mit einschließt. Es ist mE richtig und notwendig, solche Leute auszugrenzen, zumindest solange sie dies offensiv und explizit vertreten. |
Ich sehe den Holocaust als traurige historische Tatsache an, nicht als Glaubenssatz. Wer also Tatsachen bestreitet, ist kein Ketzer, sondern Realitätsverweigerer. Warum sollte ich diesen dafür verurteilen? Wenn ich alle Realitätsverweigerer ablehnen wollte, könnte ich mit nur noch sehr wenigen Leuten kommunizieren.
Abgesehen davon, dass ich kein persönliches Interesse habe, mit jenem seltsamen 'Bischof' zu kommunizieren, habe ich allerdings viel Verständnis für jene, die hier eine offene plurale Gesellschaft vertreten - unter der Maßgabe, dass keine Gefährdung anderer von einzelnen Mitgliedern ausgeht. Eine Gefahr geht von Gewalttätern aus, von Menschen, die andere Meinungen unterdrücken oder meine Freiheiten einschränken. ... von Menschen die die FDGO unterminieren oder Druck ausüben, der die Rechte der Meinungsfreiheit deutlich übersteigt. Hier sehe ich sehr wohl Probleme.
Wer die Grundlagen der FDGO ablehnt, aber mit den Mitteln der Meinungsfreiheit an der Ausübung einer Gefahr gehindert werden kann, der bedarf keine Maßnahmen, die eben die Mittel der Meinungsfreiheit übersteigen.
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben: | Das sollte doch wohl klar wie Kloßbrühe sein. Oder Du argumentierst hier jetzt mal so und gegen den Islam mal so. Kann man natürlich auch machen, wirkt aber ein bisschen inkonsequent. |
Sicher bemühe ich mich um Konsistenz, kann sie aber nicht immer erreichen. Hier sehe ich allerdings die Konsistenz nicht gefährdet.
Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Repressalien dürfen dagegen nur in den Fällen ausgeübt werden, wo aktive Gefährdung dieser Freiheit oder der Rechte Dritter deutlich und klar ist.
Ich habe keine Probleme mit Muslimen und bin überzeugt, dass es viele vorbildliche Menschen unter jenen gibt. Keineswegs würde ich mich per se für etwas besseres halten ... alerdings meine ich, dass dies trotz der Lehre des Islams möglich ist. Die Lehre des Islams halte ich für hinreichend klar definiert und lehne diese ab. Ich halte sie für potenziell gefährlich ... im Rahmen meiner Meinungsfreiheit. Persönlich fordere ich keine Repressalien gegen Moslems grundsätzlicher Art.
Ebenso auch Islamkritiker: Ich behalte mir vor, deren Meinung zu teilen oder abzulehnen. Allerdings sind jene, die als Islamkritiker auftreten nur so lange von der Meinungsfreihiet geschützt, wie sie nicht ihrerseits zu einer Bedrohung anderer Menschen werden und zur Gewalt aufrufen. Allerdings sehe ich auch keinen Raum, beliebige Bedrohungszenarien zu konstruieren, sondern gehe von einem gerüttelt Maß an Zumutbarkeit aus, dass ander Menschen entgegestehende Ansichten in einer pluralen Gesellschaft ertragen müssen.
In diesem Sinne halte isch die Aufregung um die Pieusbrüderschaft für völlig überzogen. Ich erkenne keine Gefahr, die von ihnen ausgeht.
Noch weniger halte ich eine Kritik an jenen, die sich an der Ausgrenzung nicht beteiligen wollen, für gerechtfertigt. Malcolm hat lediglich plurale Positionen vertreten, nicht aber eine inhaltliche Akzeptanz der Anschten jener propagiert. Darum kann man sicher nicht Malcolm kritisieren.
_________________ 1.Thessalonicher 5,21 "Prüft aber alles und das Gute behaltet."
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Malcolm Ekelpaket
Anmeldungsdatum: 25.07.2007 Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg
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(#1219464) Verfasst am: 20.02.2009, 21:26 Titel: |
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Hallo Agent Provokateur,
ich habe auch bei dem von Dir gegebenen Link mit der Schrift eines Piusbruders eigentlich nichts gefunden, was gegen die deutsche Verfassung verstieße. Ich denke, das sieht bei gewissen Muslimen schon anders aus. Dogmen sind mir persönlich schon sehr unwichtig. Sie sind aber in der Auseinandersetzung allerdings schon wichtig, weil nur sie Legitimität kirchlichen Handelns wirklich begründen können. Inwiefern nun das 2. Vatikanische Konzil neue Dogmen setzt, ist mir unklar. Wenn man also sich mit den Piusbrüdern auseinandersetzt, sollte dies in Fairneß geschehen, man kann sie schließlich nicht aus der katholischen Kirche ausschließen, weil man sie irgendwie unsympathisch findet.
Und ja - Ballancer sieht das ganz richtig - ich bin für innerkirchlichen Pluralismus. Dieser setzt eine gewisse Toleranz voraus. Diese Toleranz gegenüber dem liberalen Zeitgeist geht teilweise sehr weit - hier hatte ich das Beispiel Joschka Fischers gebracht. Dann kann man aber Menschen mit einer engeren Sichtweise des Katholizismus - und dazu gehören für mich die Piusbrüder - diese Toleranz auch nicht verweigern.
Schließlich ist aber eine Kirche ganz sicher keine "politische Gemeinschaft". Sie ist keine politische Partei. Ganz im Gegenteil ist ihr potentieller politischer Pluralismus unbegrenzt. Und wenn dann Piusbrüder möglicherweise auch politisch problematische Ansichten haben, kann auch das kein Ausschlußgrund sein.
Ich denke dann, daß das Verfahren mit den Piusbrüdern "kirchlich korrekt" ablaufen sollte. Dies ist denke ich eine zivilisatorische Minimalforderung. Und sowenig mir jedes deutsche Strafgesetz gefallen muß und die Mitglieder des Freigeisterhaus vermutlich mit kirchlichen Dogmen herzlich wenig am Hut haben, so sehr genießen doch alle die Tatsache, in einem Rechtsstaat zu leben - in diesem Sinne aber, daß Konflikete wie die mit den Piusbrüdern gewissermaßen "zivilisiert" ablaufen, wenn sie auch in einem anderen gesellschaftlichen Feld spielen, nämlich einem kirchlichen, sollte eigentlich auch jemand Interesse haben, der den Kirchen fern steht.
Hier wird aber teilweise einfach nur ein lautes Geschrei veranstaltet, das aber eigentlich darauf hinaus läuft, daß kirchliche Konflikte einfach nur vollkommen unzivilisiert ablaufen sollen, in einer Anpassung an mediale Meinung, am besten noch den Spiegel, aber nicht aus der Legitimität christlicher und kirchlicher Gepflogenheiten. Das finde ich sehr bedenklich.
Gruß Malcolm
_________________ Ohne die Musik wäre das Leben ein Irrtum.
"Das beste, was du weißt, kannst du den Buben doch nicht sagen." ( Goethe)
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1219627) Verfasst am: 20.02.2009, 22:57 Titel: |
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ballancer hat folgendes geschrieben: | Abgesehen davon, dass ich kein persönliches Interesse habe, mit jenem seltsamen 'Bischof' zu kommunizieren, habe ich allerdings viel Verständnis für jene, die hier eine offene plurale Gesellschaft vertreten - unter der Maßgabe, dass keine Gefährdung anderer von einzelnen Mitgliedern ausgeht. Eine Gefahr geht von Gewalttätern aus, von Menschen, die andere Meinungen unterdrücken oder meine Freiheiten einschränken. ... von Menschen die die FDGO unterminieren oder Druck ausüben, der die Rechte der Meinungsfreiheit deutlich übersteigt. Hier sehe ich sehr wohl Probleme.
Wer die Grundlagen der FDGO ablehnt, aber mit den Mitteln der Meinungsfreiheit an der Ausübung einer Gefahr gehindert werden kann, der bedarf keine Maßnahmen, die eben die Mittel der Meinungsfreiheit übersteigen. |
Ja, nun, ich fordere auch keine solche Maßnahmen.
Es ist nur und lediglich so, dass Leute, und jetzt benutze ich Deine Worte, die die FDGO unterminieren und die andere Meinungen unterdrücken und Freiheiten einschränken wollen, (und eben dies wollen die Piusbrüder - aufgrund ihres offiziellen Programmes - tun), nicht unbedingt akzeptiert und eingebunden werden sollten, weil, wenn dies geschieht, dadurch ein Signal in Richtung der Akzeptanz dieser FDGO-feindlichen Auffassungen gesetzt wird.
Pluralismus hat seine Grenzen und zwar genau dort, wo er eingeschränkt werden soll. Ebenso hat Toleranz Grenzen und zwar dort, wo es intolerant wird.
Nun bin ich der Meinung, dass beides bei den Piusbrüdern zutrifft und sie deswegen keine Toleranz für ihre Meinungen einfordern können, bzw. eine solche Toleranz eine falsche Toleranz wäre.
Nun bleibt die Frage, ob Du dieser meiner Einschätzung über die Piusbrüder, was ihre Ansichten angeht, zustimmst oder nicht.
Oder willst Du hier einfach behaupten, dass es überhaupt nicht auf Auffassungen ankommt, sondern nur auf konkrete Taten? Dass also jede Auffassung, ganz egal welche (z.B. Juden sind alle Gottesmörder, Religionsfreiheit muss abgeschafft werden, Demokratie muss abgeschafft werden, die wahre Wahrheit muss ein Dogma werden, Frauen dürfen nicht studieren) locker flockig eingebunden werden muss, weil das ja gar keine Taten sind und auch keine Auswirkungen auf irgend etwas haben kann?
ballancer hat folgendes geschrieben: | Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Repressalien dürfen dagegen nur in den Fällen ausgeübt werden, wo aktive Gefährdung dieser Freiheit oder der Rechte Dritter deutlich und klar ist. |
Und noch einmal: ich bin noch nicht einmal gegen Repressalien. Aber eine Einbindung ist etwas anderes als keine Repressalien, denn sie bedeutet eine zumindest teilweise Akzeptanz dieser Ansichten, d.h. diese erscheinen dann wohl kaum als unannehmbar für die katholische Kirche, sondern vielmehr als in ihr diskussionswürdig. Diese Ansichten der Piusbrüder (solange sie sie vertreten) färben bei einer Einbindung auf die katholische Kirche ab, das ist nun mal so, da beißt die Maus keinen Faden ab.
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neinguar Blue Note
Anmeldungsdatum: 04.02.2008 Beiträge: 3088
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(#1219715) Verfasst am: 20.02.2009, 23:43 Titel: |
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Malcolm hat folgendes geschrieben: |
ich habe auch bei dem von Dir gegebenen Link mit der Schrift eines Piusbruders eigentlich nichts gefunden, was gegen die deutsche Verfassung verstieße. |
Och......sie lehnen die Glaubens- und Gewissensfreiheit ab, meinen, die Kirche solle die Oberhoheit über den Staat haben......
Die Stellen sind hier im FGH schon mehrfach zitiert worden. Aber wenn Du den ganzen Text von Schmidberger tatsächlich gelesen und sie dabei übersehen hast, finde ich das eine erstaunliche Leistung.
Malcolm hat folgendes geschrieben: |
(...) Wenn man also sich mit den Piusbrüdern auseinandersetzt, sollte dies in Fairneß geschehen, man kann sie schließlich nicht aus der katholischen Kirche ausschließen, weil man sie irgendwie unsympathisch findet.
(...) Dann kann man aber Menschen mit einer engeren Sichtweise des Katholizismus - und dazu gehören für mich die Piusbrüder - diese Toleranz auch nicht verweigern.
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Was die Jungs vertreten, geht doch über "irgendwie unsympathisch" oder eine "engere Sichtweise des Katholizismus" weit hinaus. Es ist eine verabscheuenswerte, zutiefst menschenfeindliche Ideologie, und darauf darf man ruhig mal hinweisen.
Malcolm hat folgendes geschrieben: |
Inwiefern nun das 2. Vatikanische Konzil neue Dogmen setzt, ist mir unklar.
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Wie man das in Kirchensprech nennt, Dogma oder was auch immer, ist mir reichlich wurscht. Inhaltlich hat sich die RKK im II. VK, v.a. mit der Anerkennung der Religionsfreiheit (von Pius X. noch in der Liste der schlimmen Irrtümer geführt), dem absolute Minimalkonsens unterworfen, der Voraussetzung ist, in einer pluralistischen, demokratischen Gesellschaft überhaupt mitzureden. Und genau das lehnen die Piusse ab.
Malcolm hat folgendes geschrieben: |
Schließlich ist aber eine Kirche ganz sicher keine "politische Gemeinschaft". Sie ist keine politische Partei. Ganz im Gegenteil ist ihr potentieller politischer Pluralismus unbegrenzt. Und wenn dann Piusbrüder möglicherweise auch politisch problematische Ansichten haben, kann auch das kein Ausschlußgrund sein.
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Jetzt tust Du das, was den Papst- und RKK-Kritikern in dieser Diskussion so oft unterstellt wurde: Du vermischst die Frage des Aus- oder Einschlusses mit der Frage, ob jemandem Gewicht und Stimme gegeben wird. Hier interessiert doch keinen Menschen, ob die Brüder an der Kommunion teilnehmen dürfen oder nicht.
Der ganze Prozess ist aber vom Vatikan darauf angelegt, die Leute als Funktionsträger wiedereinzugliedern. Es gibt doch schon ewig die kircheninternen Diskussionen und Spekulationen darüber, in welcher Form das geschehen könnte (Stichwort Personalprälatur u.ä.). Ein Bischof, oder auch ein einfacher Pfarrer, ist aber nicht nur ein innerkirchlicher Funktionsträger, sondern ein Repräsentant seiner Kirche in der Gesellschaft, und die RKK erhebt den Anspruch, über ihre Repräsentanten in Angelegenheiten der Gesellschaft mitzureden.
Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, Leute wie die Pius-Brüder von diesen Funktionen auszuschließen. Und das Recht, das einzufordern, hat die gesamte Gesellschaft.
Malcolm hat folgendes geschrieben: |
Ich denke dann, daß das Verfahren mit den Piusbrüdern "kirchlich korrekt" ablaufen sollte. Dies ist denke ich eine zivilisatorische Minimalforderung. |
Natürlich hat jedes Mitglied eines Vereins Anspruch darauf, in Übereinstimmung mit der Vereinssatzung behandelt zu werden. Soweit, so selbstverständlich, so belanglos. Oder warum schreibst Du das hier, im FGH? Willst Du damit tatsächlich etwas sagen? Setzt Du "kirchlich korrekt" mit "zivilisatorischer Minimalforderung" gleich?
Meine "zivilisatorische Minimalanforderung" an jede Organisation in dieser Gesellschaft beinhaltet z.B., dass sie Leute, die Grundrechte ablehnen und Judenhass verbreiten, konsequent von allen öffentlichen Funktionen ausschließt. Wie das "kirchlich korrekt" umgesetzt wird, ist nicht meine Sache. Aber wenn das Kirchenrecht es nicht ermöglichen sollte, dieser Minimalanforderung zu genügen, dann müsste die Kirche das eben schleunigst ändern.
Malcolm hat folgendes geschrieben: |
Hier wird aber teilweise einfach nur ein lautes Geschrei veranstaltet, das aber eigentlich darauf hinaus läuft, daß kirchliche Konflikte einfach nur vollkommen unzivilisiert ablaufen sollen, in einer Anpassung an mediale Meinung, am besten noch den Spiegel, aber nicht aus der Legitimität christlicher und kirchlicher Gepflogenheiten. Das finde ich sehr bedenklich.
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Nachdem ich diesen letzten Abschnitt noch einmal gelesen habe, bereue ich es eigentlich fast, die Zeit für meine vorherigen Antworten verschwendet zu haben. Das ist so bodenlos ignorant gegenüber der Kritik, wie sie hier zum guten Teil stattgefunden hat, dass jede Diskussion sinnlos erscheint. Du hast von der Kritik inhaltlich überhaupt nichts aufgenommen, sondern lässt nur Deine Vorurteile darüber ab.[/i]
_________________ Woran du dein Herz hängest, das ist dein Gott - Martin Luther -
Wenn ich Gott wäre, würde ich mich nicht von jedem anbeten lassen wollen - Hilde Ziegler -
Zuletzt bearbeitet von neinguar am 21.02.2009, 00:29, insgesamt einmal bearbeitet |
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recital registrierter User
Anmeldungsdatum: 31.01.2004 Beiträge: 243
Wohnort: Wien
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(#1219778) Verfasst am: 21.02.2009, 00:17 Titel: |
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Zur gefälligen Erinnerung:
Lefebvre und Genossen wurden NICHT deshalb exkommuniziert, weil sie antidemokratisch sind. Sie wurden auch NICHT deshalb exkommuniziert, weil sie antijüdisch, also rassistisch sind.
Diese Partie wurde ausschliesslich deshalb exkommuniziert, weil sie Teile des II.Vatikanums ablehnen (Stichwort: Messe nach lateinischem Ritus).
Und einer der prominenten Mit-Exkommunizierer war der damalige oberste Hüter der Glaubenslehre, der jetzige Papst Ratzinger, der angeblich von den verqueren Ansichten dieser Rotte jetzt ,,keine Ahnung hatte''.
Auslösendes Moment dieser vatikanischen Aktion war schlussendlich die ,,illegitime" Weihe von Bischöfen durch ebendiesen Lefebvre.
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Malcolm Ekelpaket
Anmeldungsdatum: 25.07.2007 Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg
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(#1219802) Verfasst am: 21.02.2009, 00:38 Titel: |
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Hallo Agent Provokateur,
Du bist leider gar nicht auf meinen Beitrag eingegangen. Ich kann in Bezug auf Deinen letzten Beitrag wieder nur sagen, daß mir eine Position a la Toleranz hat ihre Grenzen bei der Intoleranz oder Pluralismus bei der Gegnerschaft zur Pluralität eben in keinster Weise legalistisch argumentiert.
In Bezug auf Gesellschaft habe ich allerdings jeden Standpunkt zu tolerieren, der nicht wider die Gesetze verstößt. Hält sich ein Mensch an Recht und Gesetz, so ist er in seiner Meinung gänzlich frei. Er kann auch meinetwegen der Meinung sein, daß man den Frauen das Recht zum Studium verwehren sollte. Ist diese Meinung allein schon ein Straftatbestand? Keinesfalls! Man kann auch Monarchist sein und den Kaiser Wilhelm wieder haben oder den Kommunismus wieder einführen wollen und was weiß ich.
Und das finde ich auch richtig so! Toleranz hat ihre Grenzen bei der Intoleranz könnte nie ein tragfähiges Fundament für eine freie Gesellschaft sein. Intoleranz hat ihre Grenzen nur dort, wo anderen Menschen geschadet wird, und dieser Schaden innerhalb einer Justiz justitiabel wird. Wollte man allerdings Intoleranz an sich schon zum Straftatbestand machen, dann allerdings wären wir keine freie Gesellschaft mehr - und vor allem würde das eine Vorstellung von Gerechtigkeit beinhalten, die allen unseren guten Traditionen zuwiderlaufen würden, weil als Begründung für eine solche "Gerechtigkeit" nur ein "Das wollen wir nicht" oder "Daraus könnte irgendwie Unheil entstehen" , aber nicht eine Begründung aus einem realen Schaden resultierte, der einer Gesellschaft durch ein konkretes Verhalten entstünde. Wenn Du aber eine andere Gesellschaft willst, als die, die wir haben, in der gewisse Meinungen unter Strafe stehen, dann solltest Du dies klar sagen.
In Bezug auf Kirche allerdings ist es meine Auffassung, daß sie grundsätzlich ein dem staatlichen ähnliches Selbstverständnis haben sollte. Sie ist eine Glaubensgemeinschaft und hat ihren Glauben zu bewahren - allerdings nach selbst gesetzten Regeln. Sie ist aber kein "Verein", der sich seine Mitglieder "aussuchen" könnte. Grundsätzlich muß sie jedem gläubigen Menschen offen stehen. Die "menschlichen Schwächen" ihrer Mitglieder, zu denen auch so etwas wie Intoleranz gehört, haben sie als Kirche nicht zu interessieren. Und wo mir dann Menschen begegnen, die Meinungen haben, die ich für problematisch halte, so sehe ich keinen Grund, mit ihnen das Gespräch abzubrechen, sondern ich werde erst recht mir ihnen das Gespräch suchen.
Und daß diese kleine lächerliche Piusgemeinschaft die katholische Weltkirche in irgend einer Weise transformieren können soll, halte ich für lächerlich - aber selbst wenn dem so wäre, wäre dies kein Grund, sie aus der katholischen Kirche auszuschließen, denn dies wären "praktische Erwägungen" und die sind der Würde einer Kirche einfach unwürdig. Das wäre so, als ob die Legislative Gesetze erließe ohne sie begründen zu wollen, aus reiner wenn auch gut gemeinter Willkür, ohne sich über die Prinzipien von Justiz Rechenschaft ablegen zu wollen. So kann es ein Staat nicht machen und so kann es auch eine Kirche nicht machen.
Gruß Malcolm
_________________ Ohne die Musik wäre das Leben ein Irrtum.
"Das beste, was du weißt, kannst du den Buben doch nicht sagen." ( Goethe)
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1219848) Verfasst am: 21.02.2009, 01:33 Titel: |
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Malcolm hat folgendes geschrieben: | Toleranz hat ihre Grenzen bei der Intoleranz könnte nie ein tragfähiges Fundament für eine freie Gesellschaft sein. Intoleranz hat ihre Grenzen nur dort, wo anderen Menschen geschadet wird, und dieser Schaden innerhalb einer Justiz justitiabel wird. Wollte man allerdings Intoleranz an sich schon zum Straftatbestand machen, dann allerdings wären wir keine freie Gesellschaft mehr - und vor allem würde das eine Vorstellung von Gerechtigkeit beinhalten, die allen unseren guten Traditionen zuwiderlaufen würden, weil als Begründung für eine solche "Gerechtigkeit" nur ein "Das wollen wir nicht" oder "Daraus könnte irgendwie Unheil entstehen" , aber nicht eine Begründung aus einem realen Schaden resultierte, der einer Gesellschaft durch ein konkretes Verhalten entstünde. Wenn Du aber eine andere Gesellschaft willst, als die, die wir haben, in der gewisse Meinungen unter Strafe stehen, dann solltest Du dies klar sagen. |
Ich bin ein ziemlich geduldiger Mensch, deswegen will ich versuchen, es Dir noch einmal zu erklären: die Sache ist die, dass es einen Unterschied gibt zwischen einer strafbewehrten Verfolgung von Meinungen und einer kritiklosen und bedingungslosen Einbindung von Meinungen in eine Organisation. Ersteres befürworte ich nicht, zweiteres finde ich aber deswegen bedenklich, weil in einem solchen Falle der unweigerliche Eindruck entsteht, dass man mit dieser Meinung konform geht, bzw. zumindest diese Meinung anscheinend in Ansätzen als akzeptablen Bestandteil der Organisation ansieht. Verstehst Du?
Wenn man also, nur zum Beispiel jetzt, eine Gruppe in seine Organisation einbindet, die den allgemeinen Judenhass predigt, dann färbt dies unweigerlich auf die Organisation ab, falls man nicht im Vorneherein klar macht, dass dies in der Organisation keineswegs akzeptabel sein darf und man deswegen vorher die Bedingung stellt, diese für die Organisation untragbare Ansicht zu widerrufen und erst dann, wenn das tatsächlich geschehen ist, die Einbindung vornimmt.
Und wenn man aber genau das unterlässt und statt dessen lediglich eine nebulöse, willkürliche und unendliche Gnade als Motiv für sein Handeln angibt, dann könnte das einigen Leute als irgendwie merkwürdig und auch als vorgeschoben vorkommen. Dieser Eindruck ist sogar eigentlich ziemlich unausweichlich.
Malcolm hat folgendes geschrieben: | In Bezug auf Kirche allerdings ist es meine Auffassung, daß sie grundsätzlich ein dem staatlichen ähnliches Selbstverständnis haben sollte. Sie ist eine Glaubensgemeinschaft und hat ihren Glauben zu bewahren - allerdings nach selbst gesetzten Regeln. Sie ist aber kein "Verein", der sich seine Mitglieder "aussuchen" könnte. Grundsätzlich muß sie jedem gläubigen Menschen offen stehen. |
Jo, ist so, als ob die CDU jedem CDU-Grundsätzen-Anhänger (die sie selber bestimmt) offen steht. Und wenn dann die CDU aus lauter Barmherzigkeit die NPD einbinden will, plötzlich und willkürlich, ohne erkennbaren Grund also, einfach nur so aus Barmherzigkeit und wegen der angeblich wünschenswerten Einheit aller Deutschen und auch ganz ohne Vorbedingungen, solcherart zum Beispiel, dass die NPD zumindest einige ihrer Ansichten widerruft, dann drängte sich ebenso unweigerlich der Verdacht auf, dass die Ansichten der NPD wohl anscheinend CDU-kompatibel seien, denn ansonsten müsste die Einbindung der NPD-Anhänger wohl etwas anders laufen.
Malcolm hat folgendes geschrieben: | Und daß diese kleine lächerliche Piusgemeinschaft die katholische Weltkirche in irgend einer Weise transformieren können soll, halte ich für lächerlich - aber selbst wenn dem so wäre, wäre dies kein Grund, sie aus der katholischen Kirche auszuschließen, denn dies wären "praktische Erwägungen" und die sind der Würde einer Kirche einfach unwürdig. Das wäre so, als ob die Legislative Gesetze erließe ohne sie begründen zu wollen, aus reiner wenn auch gut gemeinter Willkür, ohne sich über die Prinzipien von Justiz Rechenschaft ablegen zu wollen. So kann es ein Staat nicht machen und so kann es auch eine Kirche nicht machen. |
Die Handlung des Papstes war aber Willkür, auch aus kirchenrechtlicher Sicht, auch da beißt die Maus keinen Faden ab. Der Grund für die Exkommunikation besteht weiterhin und außerdem war es mW bisher noch nie so, dass eine Exkommunikation bedingungslos zurück genommen wurde.
Es ist seltsam, dass Du jetzt mit dem Willkürverbot argumentieren willst. Was war denn der Grund für die Rücknahme der Exkommunikation, wenn nicht Willkür? Das würde ich doch zu gerne mal wissen.
Und um mein Beispiel mit der CDU von oben nochmal weiter zu führen: wenn die CDU die NPD integriert (nur aus Menschenfreundlichkeit selbstverständlich!), die NPD danach aber unbeirrt weiterhin ihre Ansichten verbreitet, dann schlüge das unweigerlich auf die CDU zurück, egal, welche Ausflüchte sie auch vorbrächte.
Edit: die NPD hat übrigens, verglichen mit der CDU, sehr wenige Mitglieder. Es wäre also, folgt man Deiner obigen Argumentation, ebenfalls einfach nur "lächerlich" anzunehmen, sie könnte einen Einfluss auf die CDU haben.
Zuletzt bearbeitet von AgentProvocateur am 21.02.2009, 01:59, insgesamt einmal bearbeitet |
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Malcolm Ekelpaket
Anmeldungsdatum: 25.07.2007 Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg
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(#1219881) Verfasst am: 21.02.2009, 01:57 Titel: |
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neinguar hat folgendes geschrieben: | Malcolm hat folgendes geschrieben: |
ich habe auch bei dem von Dir gegebenen Link mit der Schrift eines Piusbruders eigentlich nichts gefunden, was gegen die deutsche Verfassung verstieße. |
Och......sie lehnen die Glaubens- und Gewissensfreiheit ab, meinen, die Kirche solle die Oberhoheit über den Staat haben......
Die Stellen sind hier im FGH schon mehrfach zitiert worden. Aber wenn Du den ganzen Text von Schmidberger tatsächlich gelesen und sie dabei übersehen hast, finde ich das eine erstaunliche Leistung. |
Hier mißverstehen wir uns. Mir ist schon klar, daß es Positionen bei den Piusbrüdern gibt, die mit unser heutigen toleranten weltoffenen Gesellschaft nicht vereinbar sind. Allerdings verstößt es nicht gegen die Verfassung, das Grundgesetz und bestimmte Gesetze abzulehnen. Mir ist es nicht bekannt, daß die Piusbrüder Straftatbestände begehen oder zur Begehung von Straftatbeständen aufrufen. Nur darum geht es letzlich.
Zitat: | Was die Jungs vertreten, geht doch über "irgendwie unsympathisch" oder eine "engere Sichtweise des Katholizismus" weit hinaus. Es ist eine verabscheuenswerte, zutiefst menschenfeindliche Ideologie, und darauf darf man ruhig mal hinweisen.
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Sicher sind die Positionen der Piusbrüder teilweise indiskutabel, vor allem aber vollkommen reaktionär. Was ich mit dem "unsympathisch" meinte, ist, daß politisch extremistische Positionen an sich noch kein Grund sind, jemanden zu exkommunizieren - jedenfalls nach meinem Religionsverständnis.
Man muß denke ich grundsätzlich über das Religionsverständnis reden. Bei einem Wissenschaftler interessiert es bei seiner Wissenschaft auch herzlich wenig, ob er politisch radikale Forderungen vertritt. Man kann diesen Wissenschaftler zwar als politischen Menschen kritisieren, aber seine Wissenschaft ist davon sozusagen unabhängig, davon losgelöst. Ich bin dann in Bezug auf die Piusbrüder der Meinung, daß die Debatte nur religiös geführt werden kann. Wenn sie denn tatsächlich Positionen vertreten, die mit dem Katholizismus unvereinbar bleiben, dann wird die Wiedereingliederung der Piusbrüder in die Gemeinschaft natürlich nicht zu erreichen sein.
Ich denke, wir haben hier ein grundsätzlich verschiedenes Religionsverständnis. Wenn ich einen guten Mathematiker habe, so soll er lehren dürfen, egal was für Ansichten er vertritt. Wenn ich einen guten Theologen habe, sehe ich dies aber ganz genau so. Wenn ein Mathematiker allerdings mathematischen Unsinn lehrt, hat er als Mathematikdozent nichts verloren.
Ich denke es ist dann ohnehin so, daß Kirche durch die Dogmatik sicher eine freie Diskussion um Religion auch unterdrückt, daß es aber andererseits dann auch wieder Bereiche gibt, in die sie nicht eingreifen kann und will, etwa der politischen Grundausrichtung. Und das finde ich auch richtig so. Deshalb kann in der Diskussion um die Piusbrüder nur die religiöse Verortung dieser "katholischen Sekte" interessieren. Diese "grundsätzliche Freiheit" jenseits der Religion ist ein hohes Gut.
Und ich denke jenseits "religiöser Grundorientierung" ist Kirche auch so etwas wie ein "Spiegel der Gesellschaft" und soll es meines Erachtens auch sein. Und deshalb kann die Auseinandersetzung mit den Piusjüngern auch nur religiös geführt werden.
Übrigens: Diese Piusjünger an sich sind auch völlig uninteressant. Woran ich nur denke, sind die Kinder, die in einem solchen Millieu aufwachsen. Das ist schon schlimm genug, aber ist es dann nicht doch besser, wenn sie sich als Teil eines größeren Ganzen verstehen, daß andere Positionen vertritt als diese reaktionäre Sekte?
Gruß Malcolm
_________________ Ohne die Musik wäre das Leben ein Irrtum.
"Das beste, was du weißt, kannst du den Buben doch nicht sagen." ( Goethe)
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Malcolm Ekelpaket
Anmeldungsdatum: 25.07.2007 Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg
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(#1219922) Verfasst am: 21.02.2009, 02:41 Titel: |
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Hallo Agent Provokateur,
ich gebe Dir recht, mir erscheint die Rücknahme der Exkommunikation der Piusbischöfe allerdings auch sehr willkürlich - insgesamt hat die katholische Kirche in der ganzen Angelegenheit keine gute Figur gemacht.
Dein Vergleich der katholischen Kirche mit der CDU allerdings hinkt an allen Ecken und Enden. Wie ich schon sagte, ist die Kirche keine Partei, sondern "jenseits religiöser Grundorientierung" Spiegel der Gesellschaft. Und das finde ich auch sehr richtig so. Das hat mit "Hoffähigmachung" politisch radikaler Positionen gar nichts zu tun. Und ganz im Gegenteil, die ganz normalen katholischen Gemeinden, gegenüber denen die Piussekte ja eine 0,5 Promille Veranstaltung ist, wehren sich ja dagegen mit solchen unverbesserlichen Reaktionären in einen Topf geworfen zu werden, was ich auch sehr begrüßenswert finde.
Es wird aber immer solche Leute geben. Gestern etwa war ich auf der Seite der "deutschen Monarchisten". Es gibt immer noch Leute, die am liebsten den alten Kaiser Wilhelm wieder haben wollen. Aber das ist abgestorbenes Kulturgut, aber für jeden Unsinn finden sich ein paar Sektierer. In diesem Sinne denke ich, daß auch das abgestorbene Kulturgut der Piusbrüder auf Dauer keine Zukunft hat. Der Vergleich mit der NPD stimmt da nicht. Das ist gefährlicher Rechtsradikalismus, der teilweise viele Leute anspricht. Die Piusbrüder sind dagegen in meinen Augen eher die Monarchisten der katholischen Kirchen, eine winzige Minderheit, die von alten Glanzzeiten träumen. Sie vertreten zwar sehr wohl auch gefährliches Gedankengut, aber das entscheidende ist die grundsätzliche Rückwärtsgewandtheit ihrer Position. Jetzt haben sie noch mal ihren großen Auftritt, aber auf die Dauer wird man von ihnen nicht mehr viel hören, weil sie wirklich auch absterbendes Kulturgut repräsentieren. Wirklich gefährlich ist für mich ein Rechtsradikalismus, der gewisse "moderene Gedanken" mit totalitärem Gedankengut vermischt. Dagegen die nur noch rückwärtsgewandte Reaktion einschließlich der Wiedereinführung der alten lateinischen Messe, mag auch "widerwärtige Ideologie" repräsentieren, wird auf die Dauer aber nur den vergangenheitsgewandten Romantiker als Unterstützer finden. Insofern bin ich dann auch dafür, das Schisma zu vermeiden. Auf 2000 normale Katholiken kommt ein Anhänger der Piusbruderschaft. Kann man dann diese Leute nicht einfach innerhalb der katholischen Kirche marginalisieren, anstatt sie in eine Märtyrerrolle hinein zu drängen?
Gruß Malcolm
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1219955) Verfasst am: 21.02.2009, 03:54 Titel: |
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Ja, nun, dann unterscheiden wir uns eben in der Bewertung des Vorganges. Ich sehe nicht im Geringsten, wieso ein Verzicht auf die Ex-Exkommunikation der Piusbrüder diese in eine "Märtyrerrolle" hinein hätte drängen können. Das halte ich für an den Haaren herbei gezogenen Blödsinn. Kein Mensch kannte doch diese sauberen Brüder vor der Ex-Exkommunikation, erst diese hat sie doch bekannt gemacht. Und ihre ungeniert und nur nach außen minimal veränderten und weiterhin vertretenen fundamentalistischen politischen Ansichten halte ich für gänzlich unakzeptabel und ich meine immer noch, dass diese unweigerlich auf die katholische Kirche abfärben werden, solange sie sich nicht explizit davon distanziert und eine Änderung dieser Ansichten erzwingt. Was zweifellos locker in ihrer Macht stehen würde, wenn sie nur wollte. Wäre auch gar nicht schlecht, um die aktuelle Position mal darzulegen, nicht?
Ob aber die katholische Kirche eine lateinische Messe abhält, ob der Priester in Suaheli predigt, ob sein Gewand grün mit gelben Streifen oder rosa mit lila Rüschen ist, ist mir mehr als gleichgültig. Auch in welche Richtung der Priester demütig zu blicken geneigt ist und welche Ingredienzen die verteilten Backwaren haben, ist mir völlig wurscht, das juckt mich nicht im Geringsten.
Jedoch die neu eingegangene Verbindung von reaktionärem Gedankengut und Katholizismus ist mir keineswegs gleichgültig, denn das schlägt unweigerlich auf unsere Gesellschaft zurück. So oder so muss es da über kurz oder lang eine Entscheidung für oder gegen diese Ansichten geben. Einfach so integriert werden können sie jedenfalls in einem größeren Zusammenhang nicht. Bleibt erst mal abzuwarten, was passiert: ob der Papst peinlich berührt gänzlich zurückrudert, ob es eine Spaltung der Kirche geben wird oder was anderes. Man wird sehen.
Du verstehst übrigens wohl anscheinend einen kleinen, aber feinen Sachverhalt nicht so richtig: es gibt hier im Forum, aber sicher auch im wahren Leben zwei unterschiedliche Sichtweisen von außen auf die katholische Kirche, die, um das mal (sehr) plakativ darzustellen, folgendermaßen aussehen: a) die katholische Kirche ist sowieso von Vorneherein ein faschistischer ekelhafter widerwärtiger Dreckshaufen, der nicht die geringste Existenzberechtigung hat und ergo kaputt gemacht werden muss und b) Religionsfreiheit ist ein hohes Gut, jedem nach seiner Fasson und solange Religionen mit dem Grundgesetz kompatibel sind, müssen sie akzeptiert werden und die katholische Kirche ist in ihrer jetzigen Form mit dem Grundgesetz kompatibel.
Ich gehörte übrigens bisher zu Fraktion b), allerdings geht gerade meine Toleranz und mein Verständnis aufgrund dieser Vorgänge etwas zurück. Weißt Du, wenn selbst die katholische Kirche eine Gruppe wieder in ihre weichen verzeihenden Arme schließt, die die Religionsfreiheit so offensiv und explizit ablehnt, wie sollte ich diese dann weiter befürworten können? Da wird es dann langsam selbst für mich reichlich absurd.
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Malcolm Ekelpaket
Anmeldungsdatum: 25.07.2007 Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg
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(#1219963) Verfasst am: 21.02.2009, 05:19 Titel: |
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Hallo Agent Provokateur,
vielleicht war die Sache mit dem Märtyter kein guter Vergleich.
Du hast absolut recht: Viele der Ansichten dieser Piusleute sind sicher sehr schlimm. Nur ist das eine sehr kleine Gruppe. Vielleicht ist meine Anteilnahme für dieses Grüppchen Dir dann wirklich unverständlich. Worauf beruht sie eigentlich? Wie ich schon sagte, ist diese Gruppe sehr sehr vergangenheitsverhaftet. Das ist reaktionär, sicherlich. Allerdings ist die Vergangenheitsverhaftetheit auch in gewisser Hinsicht das, was diese Gruppe auch entschuldigt. Wie jemand in einer Sendung neulich sagte, repräsentiert diese Gruppe gewissermaßen die Fußkranken der katholischen Kirche. Sie sind letzlich nicht mitgekommen, sie sind zurückgeblieben.
Vielleicht habe ich mich dann in dieser Diskussion auch falsch verhalten. Nur habe ich eben nicht dieses Feindbild des Reaktionären, wenn es eine Haltung ist, die gewissermaßen "in der Vergangenheit lebt". Diese Piusleute orientieren sich eben an einem Katholizismus der Vergangenheit. Solche Menschen gibt es. Was aber ist die Vergangenheit? Es sind Positionen, die heute "unmöglich" sind, aber vor 150 Jahren vielleicht völlig normal. Ist das eine "Verteidigung" ihrer Ansichten? Sicher nicht. Aber eine Einordnung. Ich denke, diese Leute sind nicht aus persönlicher Boshaftigkeit so reaktionär, sondern weil sie gewisse kirchengeschichtliche Schritte nicht mitgegangen sind. Das enthebt sie einer gewissen persönlichen Verantwortung, weil sie ja doch nur am alten festhalten wollen.
Das bestimmt vielleicht das besondere Verhältnis, daß ich als Katholik zu Leuten wie diesen habe. Sie vertreten unsägliche Positionen, aber sie vertreten doch auch Positionen, die auf dem Bockmist beruhen, den der Katholizismus gewissermaßen über Jahrhunderte angerichtet hat. So gesehen ist die katholische Kirche historisch gesehen für das Reaktionäre dieser Leute mit verantwortlich. Das heißt nicht, daß man den Positionen dieser Leute nachgeben sollte, aber sie aus der Kirche auszuschließen, heißt für mich, sich gewissermaßen auch aus der eigenen Verantwortung stehlen.
Ich denke aber ohnehin, daß diese Leute nur eine kleine Minderheit repräsentieren. Nur das große Medienecho hat ihnen so große Aufmerksamkeit verschafft. Wenn sich die Aufregung legt, werden sie wieder das sein, was sie sind: Eine winzige Randgruppe.
Insofern hoffe ich dann auch, daß Du Dich nicht in eine Position bloßer Katholizismusfeindschaft begibst, denn ich bin sicher, daß diese Gruppe vom katholischen Mainstream nicht weniger kritisiert wird, als von Leuten wie Dir. Ich persönlich halte dann die Vorstellung, daß die katholische Kirche hinter das 2. Vatikanische Konzil wieder zurück fallen wird, für aberwitzig. Diese Leute repräsentierten sicherlich eine reale Gefahr für den Katholizismus vor 40 Jahren, aber wer bitteschön versteht heute noch eine lateinische Messe? Insofern interpretiere ich diesen Vorgang auch eher dahingehend, daß die Sache dermaßen entschärft ist, weil sich der normale Katholizismus von diesen Positionen schon so weit entfremdet hat, daß er diese Leute eigentlich gar nicht mehr versteht, daß man sozusagen aus diesem historischen Abstand heraus versuchen kann, ein Schisma zu vermeiden, was ich für begrüßenswert hielte. Schön wäre es, wenn dies Positionen wären, die innerhalb des Katholizismus historisch absterben, schlimm dagegen wäre es, wenn diese Gruppierung sich völlig unkontrolliert weiter radikalisieren würde und - abgespalten - zu einer dauerhaft gefährlichen Sekte mutierte. Ich hoffe dann, daß Du, auch wenn Du eine andere Meinung hast als ich, meine Meinung auch ein bißchen nachvollziehen kannst.
Gruß Malcolm
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