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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1221528) Verfasst am: 22.02.2009, 21:05 Titel: |
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@Norm
Zitat: | Hm interessante Perspektive. Männlich-weiblich ist mir da noch nicht als Unterscheidungsmerkmal aufgefallen. Ich mache da keinen Unterschied. |
Aus meiner Sicht brauchst Du Dir als Frau damit ja auch keine Probleme zu machen - Du hast es gegenüber Männern in der Hand, wie es mit der Anrede gehandhabt wird, wenn die Situation nicht schon durch die Hierarchie klar ist.
Noch schwieriger kann es mit den Vorstellungsregeln sein, da ist hier offenbar noch niemand darauf gekommen. Drei Paare treffen sich. Jetzt geht es los: wer stellt wen vor.
Ein Mann wird für gewöhnlich der Frau vorgestellt. Das geht in dem Fall über Kreuz.
Wenn die Atmosphäre locker ist, bekommt man es eher leicht über die Bühne, und da kann es auch einmal etwas durcheinander gehen.
Wehe aber, es geht steif und förmlich zu, und zu den Geschlechtsunterschieden kommen dann noch unterschiedliche Stellungen in der Hierarchie und Qualifikation. Oder man hat es mit Ausländern zu tun, die nicht den aus dem amerikanischen Bereich stammenden Bräuchen folgen. Im Umgang mit Russen etwa sind wir in der Regel nicht auf die Vatersnamen bei der offiziellen Anrede vorbereitet. Da wird bei der Vorstellung gesagt "Igor Swjatoslawitsch" und "Olga Evgenieva", und im nächsten Moment hat man die Vatersnamen wieder vergessen. Ja und dann kommt: Hast Du mit Igor Sergejewitsch gesprochen oder mit Igor Swjatoslawitsch? In Tolstojs "Krieg und Frieden" geht es hier voll zur Sache, Ungeübte verstehen bloß Telefonbuch.
Beim Threaderöffner und einigen Diskutanten gewinnt man den Eindruck, dass sie noch nicht häufig in solche Situationen geraten sind. Wenn man es mit dem "Du" und "Sie" auch nicht so genau sehen will und bestimmte Unterschiede am liebsten ganz abschaffen möchte - im Berufsleben bekommt man dann mit solchen Situationen zu tun.
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Norm registrierter User
Anmeldungsdatum: 12.02.2007 Beiträge: 8149
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(#1221545) Verfasst am: 22.02.2009, 21:37 Titel: |
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Telliamed hat folgendes geschrieben: | @Norm
Zitat: | Hm interessante Perspektive. Männlich-weiblich ist mir da noch nicht als Unterscheidungsmerkmal aufgefallen. Ich mache da keinen Unterschied. |
Aus meiner Sicht brauchst Du Dir als Frau damit ja auch keine Probleme zu machen - Du hast es gegenüber Männern in der Hand, wie es mit der Anrede gehandhabt wird, wenn die Situation nicht schon durch die Hierarchie klar ist.
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Aber da sollte mir dann doch zumindest klar sein, dass es in meiner Hand liegt. Sonst könnte es zu Missverständnissen kommen.
Mich würde mal interessieren, ob die anderen da auch eine/diese Geschlechterasymetrie sehen.
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DeHerg nun schon länger Ranglos
Anmeldungsdatum: 28.04.2007 Beiträge: 6525
Wohnort: Rostock
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(#1221549) Verfasst am: 22.02.2009, 21:44 Titel: |
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Zitat: | Ebenso häufig ist die Redewendung in der ersten Person Plural geläufig: Na, haben wir uns entschieden was es denn jetzt zum Trinken sein soll? (bzw. Na, hamwa nu det richt'je Jesöff jewählt?) oder Da waren wir wohl ein wenig zu schnell, was? (bzw. Da warn wa wohl'n bisken fix, wa?). | Das kenn ich noch von vor einigen Jahren immer wenn es mal zu Begegnungen mit der Polizei kam. Und es ist so ziemlich die arroganteste Anrede die man sich vorstellen kann.
_________________ Haare spalten ist was für Grobmotoriker
"Leistung muss sich wieder lohnen"<--purer Sozialismus
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1221642) Verfasst am: 22.02.2009, 23:14 Titel: |
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DeHerg hat folgendes geschrieben: |
Zitat: | Ebenso häufig ist die Redewendung in der ersten Person Plural geläufig: Na, haben wir uns entschieden was es denn jetzt zum Trinken sein soll? (bzw. Na, hamwa nu det richt'je Jesöff jewählt?) oder Da waren wir wohl ein wenig zu schnell, was? (bzw. Da warn wa wohl'n bisken fix, wa?). |
Das kenn ich noch von vor einigen Jahren immer wenn es mal zu Begegnungen mit der Polizei kam. Und es ist so ziemlich die arroganteste Anrede die man sich vorstellen kann. |
Naja, weiß aber jetzt nicht, ob Letzteres tatsächlich irgendwie Berliner-spezifisch ist. Ich kenne dieses "wir" nicht von hier, sondern eher so aus der Sozialpädagogen- und/oder Krankenhaussprache: "Na, wie fühlen wir uns denn heute?", "Haben wir gut geschlafen?", "Jetzt wollen wir noch schnell dieses kleine Pillchen nehmen" oder "Na, haben wir denn heute schon A-A gemacht?" Schleimiger und respektloser geht es gar nicht. Ich würde dann sehr unhöflich werden müssen.
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Telliamed registrierter User
Anmeldungsdatum: 05.03.2007 Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten
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(#1221686) Verfasst am: 22.02.2009, 23:34 Titel: |
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@AgentProvokateur
Zitat: | Naja, weiß aber jetzt nicht, ob Letzteres tatsächlich irgendwie Berliner-spezifisch ist. Ich kenne dieses "wir" nicht von hier, sondern eher so aus der Sozialpädagogen- und/oder Krankenhaussprache: "Na, wie fühlen wir uns denn heute?", "Haben wir gut geschlafen?", "Jetzt wollen wir noch schnell dieses kleine Pillchen nehmen" oder "Na, haben wir denn heute schon A-A gemacht?" Schleimiger und respektloser geht es gar nicht. Ich würde dann sehr unhöflich werden müssen. |
Da aber besagte Sozialpädagogen und das gestresste Krankenhauspersonal immer nur das Gute wollen, kann man auch noch - wenn man noch kann - leicht spöttisch reagieren:
"Na, wie fühlen wir uns denn heute?" - "Ich fühle mich gut. Und Duu?"
"Na haben wir denn heute schon A-A gemacht?" - "Ich nicht, aber ..." aber wenn da jetzt eine hübsche Krankenschwester steht, würde ich lieber in Erwartung des Zäpfchens den Hintern zusammenkneifen und nicht mit einer Gegenfrage antworten wollen (Krankenschwestern und Pfleger habe ich prinzipiell nicht mit "Du" angeredet, und wie es aus dem Bett schallte, hallte es auch wieder zurück, schiefes Bild ).
= "Respektlos" vielleicht ja, kann aber auch hilfloser Ausdruck der Zuwendung sein, wenn wieder vergessen wurde, was für den Umgang mit jugendlichen "Problemfällen" und Patienten gelehrt wurde.
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AgentProvocateur registrierter User
Anmeldungsdatum: 09.01.2005 Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin
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(#1221712) Verfasst am: 22.02.2009, 23:46 Titel: |
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Du hast ja recht, vor allem, weil es mir schwer fällt, unhöflich zu werden, da steht meine Sozialisation mir etwas im Wege. Ich würde also natürlich auch sehr höflich darauf hinweisen, dass ich keinerlei Kenntnis über den kürzlichen Stuhlgang-Erfolg des Fragestellers haben könne und wie sie denn auf die Idee käme, ich könne derlei Sachverhalte wissen. Und dann würde ich bitten, die Frage doch einfach erneut zu formulieren.
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Nowhere registrierter User
Anmeldungsdatum: 19.05.2007 Beiträge: 349
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(#1221734) Verfasst am: 22.02.2009, 23:58 Titel: |
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moritura hat folgendes geschrieben: | zum Englischen you. Ich dachte, das es allgemein bekannt ist, das das you im Englischen ursprünglich die Höflichkeitsform war. "du" war ursprünglich "thou".
Das "you" als "du" empfunden wird, ist eigentlich die Folge davon, das sich der Brauch verbreitet hat jeden beim Vornamen zu nennen. |
Thou ist eine alte Form der 2. Person Singular, die irgendwann vollkommen mit ‘you’ ersetzt wurde. Thou wurde nicht zur formalen Anrede gebraucht - das war ye (2. Person Plural). Im Gegenteil, thou war ein Ausdruck von Initimität, und zudem wurde thou auch als Anrede gebraucht, um bewusst zu beleidigen. Der Grund, warum thou heute oft noch also formal angesehen wird, ist der, dass es immer noch in alten Texten vorkommt (und vor allem in religiösen!).
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Tassilo Deaktiviert
Anmeldungsdatum: 17.05.2004 Beiträge: 7361
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(#1221983) Verfasst am: 23.02.2009, 11:55 Titel: |
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Nowhere hat folgendes geschrieben: | Thou ist eine alte Form der 2. Person Singular, die irgendwann vollkommen mit ‘you’ ersetzt wurde. Thou wurde nicht zur formalen Anrede gebraucht - das war ye (2. Person Plural). Im Gegenteil, thou war ein Ausdruck von Initimität, und zudem wurde thou auch als Anrede gebraucht, um bewusst zu beleidigen. Der Grund, warum thou heute oft noch also formal angesehen wird, ist der, dass es immer noch in alten Texten vorkommt (und vor allem in religiösen!). |
Ist "thou" im englischen "Vater unser" dann intim oder beleidigend?
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Nowhere registrierter User
Anmeldungsdatum: 19.05.2007 Beiträge: 349
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(#1222449) Verfasst am: 23.02.2009, 19:53 Titel: |
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Tassilo hat folgendes geschrieben: | Nowhere hat folgendes geschrieben: | Thou ist eine alte Form der 2. Person Singular, die irgendwann vollkommen mit ‘you’ ersetzt wurde. Thou wurde nicht zur formalen Anrede gebraucht - das war ye (2. Person Plural). Im Gegenteil, thou war ein Ausdruck von Initimität, und zudem wurde thou auch als Anrede gebraucht, um bewusst zu beleidigen. Der Grund, warum thou heute oft noch also formal angesehen wird, ist der, dass es immer noch in alten Texten vorkommt (und vor allem in religiösen!). |
Ist "thou" im englischen "Vater unser" dann intim oder beleidigend? |
Kommt auf deinen Standpunkt an.
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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(#1222469) Verfasst am: 23.02.2009, 20:11 Titel: |
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Naja, ist doch schon sehr lustig, daß die Christen den Priestern in den Arsch kriechen: Eminenz, Hochwürden, Ehrwürdige Mutter, Euer Heiligkeit und so, und ihren Gott duzen sie.
Aber der ist ja auch ein Trottel, seine Angestellten haben alles zu bestimmen, er sagt nie was.
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