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Kreationistenargument der schwankenden Naturgesetze
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narziss
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 21939

Beitrag(#116481) Verfasst am: 16.04.2004, 23:02    Titel: Kreationistenargument der schwankenden Naturgesetze Antworten mit Zitat

Rollimom, bleze und ich besprechen grade im Chat die Entstehung der Welt. Dabei kam dann das Argument auf, dass die Wissenschaftler nicht sagen können wie alt die Welt ist, weil die Naturgesetze ja früher anders gewesen sein können. Natürlich hätte ich dafür gerne nen Beweis, aber ich hab mal drüber nachgedacht. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Naturgesetze früher anders waren. Aber überlegen wir mal, dass sie sich tatsächlich verändert haben. Wenn sie sich immer rein zufällig verändert haben, dann müssten sie sich insgesamt asugleichen. Eine Konstante kann vielleicht um 50% vom Ursprungswert abweichen. Es dürfte genausoviele Fälle mit 50% wie 150% geben. Unterm strich tut sich da nicht viel. Also kann man die naturgesetze so gesehen immer noch zurückrechnen. Dann können wir uns ja mal angucken was passiert, wenn die Werte zu stark abweichen. Wenn die Kernkraft zufällig mal zu schwach wird, dann würden die Atome ja zerfallen. Aber wegen der Entropiezunahme käme danach keien Zusammensetzung mehr. Natürlich kann auch der für die Entropie zuständige Hauptsatz der Thermodynamik anders sein, aber er müsste dann zufällig genau mit dem Atomzerfall zusammentreffen. Wenn wir also von einem so ungeordneten System ausgehen, dann wird das alles sehr unplausibel. Nehmen wir nun an, dass die Naturgesetze sich konstant verändern. Das ist n sehr einfacher Fall.
Dann müsste man die Veränderung über einige Jahre hinweg feststellen können. Unsere Messmethoden sind ja fein genug. Natürlich kann Gott die Naturgesetze auch gezielt manipuliert haben, aber dann kann man sich wieder fragen wieso er dann den Wissenschaftlern so viele Argumente schenkt.
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Graf Zahl
untot



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 7040
Wohnort: Universum

Beitrag(#116514) Verfasst am: 17.04.2004, 02:37    Titel: Antworten mit Zitat

Wir können aber nicht wissen, daß die Naturgesetze auch immer so bleiben werden.
Wir können (im Grunde genommen) noch nicht einmal davon ausgehen, daß sie wirklich im gesamten Universum gleich sind.
Wir müssen aber davon ausgehen, da es sonst sinnlos wäre, Wissenschaft zu betreiben.

M.E. gibt es nur zwei Sicherheiten:
Ich weiß, daß ich nichts weiß. (Sokrates)
Cogito ergo sum. (Descartes)

Alles andere ist eigentlich Spekulation. Die Wissenschaft ist m.E. allerdings das beste Werkzeug, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen.

War jetzt wohl etwas weitschweifig, aber da ich gerade aus einer Kneipe komme, möge man mir das verzeihen... zwinkern
_________________
42
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Nergal
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 11433

Beitrag(#116539) Verfasst am: 17.04.2004, 04:55    Titel: Antworten mit Zitat

Lesch hat ja mald darüber geredet wie unsinnig solche annahmen sind wenn man nicht mal den kleinsten Anhaltspunkt hat.
Ich denke an Lichtgwschwindigkeit, Strahlung und Gravitation hat sich in letzter Zeit nicht viel getan, auch wird das Licht nach ein bißchen längerem Weg langsamer werden zwinkern
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#116543) Verfasst am: 17.04.2004, 09:32    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Graf Zahl,

[ ... ]

Graf Zahl hat folgendes geschrieben:
Die Wissenschaft ist m.E. allerdings das beste Werkzeug, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen.


vermutlich sogar das einzige, weil in diesem Bereich der menschlichen Kultur nicht nur versucht wird, wahre Aussagen zu machen, sondern auch zu _prüfen_, ob sie das sind.

Das einzige Problem, das ich sehe, besteht darin, dass man versucht ist, aus einer Heuristik eine Ontologie zu basteln. Du hast sehr klar gesagt, dass konstante Naturgesetze (dazu gehört auch Aktualismus etc.) die Bedingung der Möglichkeit von Naturwissenschaft im üblichen Sinne ist.

Die interessante Frage ist allerdings, was wir aufgrund des bisherigen Erfolgs der Naturwissenschaften (indirekt auch der auf dieser Basis entwickelten Technik) über das 'Sein des Seienden' aussagen können.

Hier ist das letzte Wort noch lange nicht gesprochen.

Grüßle

Thomas
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shiningthrough
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Anmeldungsdatum: 08.11.2003
Beiträge: 1099

Beitrag(#116957) Verfasst am: 18.04.2004, 22:39    Titel: Sein oder Nichtsein - one beer or two beer? Shakesbeer! Antworten mit Zitat

Über das Sein des Seienden kann nur das dem Sein Entsprechende etwas aussagen (was schon tautologisch ist). Der Meßkirchner Philosoph, die alte "Haselnuß" Heidegger - Haselnuß, weil schwarz-braun - war nicht der Dümmsten einer. Geht doch aus dem Gesagten hervor, das gesprochen werden muß und daher die Vermutung naheliegt, das die Evolution der Sprache streng und eng mit der des Denkens wohl einhergehen mag.

Aber ich denke schon, dass man ihr Vertrauen darf - der Wissenschaft, denn sie ist in der Lage zeitweise gar sich selbst zu überwinden und Paradigmen zu wechseln. Sie ist ein Garant für einen richtigen Erkenntnisweg, weil seit Jahrhunderten erfolgreich und sie kann es nur sein, weil sich wenigstens seit Jahrhunderten nichts an den Gesetzen bzw. Wahrscheinlichkeiten geändert hat. Der Blick in den gestirnten Himmel über mir - möglichst mit Hubble oder Radioteleskopen - kündet gar davon, dass es schon seit vielen Jahrmilliarden wohl so zugegangen gewesen sein muss wie heute noch. Das hat doch was Beruhigendes, nicht wahr?
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frajo
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Anmeldungsdatum: 25.08.2003
Beiträge: 11440

Beitrag(#116984) Verfasst am: 19.04.2004, 02:34    Titel: Re: Sein oder Nichtsein - one beer or two beer? Shakesbeer! Antworten mit Zitat

Fischkopp hat folgendes geschrieben:
Der Blick in den gestirnten Himmel über mir - möglichst mit Hubble oder Radioteleskopen - kündet gar davon, dass es schon seit vielen Jahrmilliarden wohl so zugegangen gewesen sein muss wie heute noch. Das hat doch was Beruhigendes, nicht wahr?

kommt drauf an, was du noch vorhast. Teufel
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Klaus-Peter
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Anmeldungsdatum: 10.01.2004
Beiträge: 1534

Beitrag(#117027) Verfasst am: 19.04.2004, 11:07    Titel: Re: Sein oder Nichtsein - one beer or two beer? Shakesbeer! Antworten mit Zitat

frajo hat folgendes geschrieben:
Fischkopp hat folgendes geschrieben:
Der Blick in den gestirnten Himmel über mir - möglichst mit Hubble oder Radioteleskopen - kündet gar davon, dass es schon seit vielen Jahrmilliarden wohl so zugegangen gewesen sein muss wie heute noch. Das hat doch was Beruhigendes, nicht wahr?

kommt drauf an, was du noch vorhast. Teufel

Mein Astronomieprof. hat eine Anekdote aus einem öffentlichen Vortrag erzählt: Eine ältere Dame kam nach dem Vortrag zu ihm, und fragte: "Wie lange, sagten Sie, dass SOnne noch Brennstoff haben wird?". Er: "Je nach Modell 5-10 Milliarden Jahre". Darauf sie: "Da bin ich aber froh. Ich hatte 5-10 Millionen verstanden".
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Spock
lebt noch



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 4185
Wohnort: Herbipolis

Beitrag(#117029) Verfasst am: 19.04.2004, 11:21    Titel: Antworten mit Zitat

Es gibt Beweise, dass die 4 Fundamentalen Kräfte der Natur immer und überall im Universum dieselben waren. Das lässt sich nämlich aus den Informationen ablesen, die uns das Licht entfernter Galaxien liefert, wo entscheidende Merkmale mit denen der heutigen Zeit zu jedem Punkt identisch waren und sind. Es gab dazu auch mal eine Sendung in der Alpha-Centauri-Reihe, wobei das da nicht das Hauptthema war, afair.

Es wurde auch was über Hinweise direkt auf der Erde gesagt, wobei ich das leider wieder vergessen hab Verlegen

Was sich verändert hat, sind gewisse Faktoren, die man aber auch logisch erschließen kann. So war früher sicher die radioaktive Strahlung größer, da es mehr radioaktive Elemente gab. Die Erosion war stärker, da es keinen Pflanzenbewuchs gab usw.
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frajo
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Anmeldungsdatum: 25.08.2003
Beiträge: 11440

Beitrag(#117237) Verfasst am: 19.04.2004, 23:09    Titel: Re: Sein oder Nichtsein - one beer or two beer? Shakesbeer! Antworten mit Zitat

Klaus-Peter hat folgendes geschrieben:
Mein Astronomieprof. hat eine Anekdote aus einem öffentlichen Vortrag erzählt: Eine ältere Dame kam nach dem Vortrag zu ihm, und fragte: "Wie lange, sagten Sie, dass SOnne noch Brennstoff haben wird?". Er: "Je nach Modell 5-10 Milliarden Jahre". Darauf sie: "Da bin ich aber froh. Ich hatte 5-10 Millionen verstanden".

ich verstehe sie vollkommen.
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Lamarck
Radikaler Konstruktivist



Anmeldungsdatum: 28.03.2004
Beiträge: 2148
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Beitrag(#124001) Verfasst am: 12.05.2004, 00:15    Titel: Antworten mit Zitat

Hi!

Mir gefällt in diesem Zusammenhang der Gesetzesbegriff nicht sonderlich. Mal abgesehen von den historischen Umdeutungen (a la "Gesetz der Natur") fasse ich den Begriff enger und spreche lieber von Naturkonstanten.

Bei Naturkonstanten - die aus den erforderlichen Abstraktionsgründen unter Ideal-Bedingungen betrachtet werden - kommt es gleichwohl natürlich auch auf die Umgebungsbedingungen an. So beträgt z. B. die Geschwindigkeit des Lichts im Medium Wasser nur etwa 2/3 des Wertes im Vakuum.

Die Naturkonstanten stehen allerdings in vielerlei Abhängigkeiten, d. h., wenn auch nur eine dieser gegebenen Größen nicht statisch wäre, würde sich das ganze Universum ändern müssen! Geschockt

Hier eines meiner Lieblingsbeispiele, das den Vorteil hat, dimensionslos zu sein: Könnte sich den der Wert für die Kreiszahl Pi im Laufe der Zeit ändern ?! - Natürlich nicht! Cool


Cheers,

Lamarck
_________________
„Nothing in Biology makes sense, except in the light of evolution.” (Theodosius Dobzhansky)

„If you can’t stand algebra, keep out of evolutionary biology.” (John Maynard Smith)

„Computers are to biology what mathematics is to physics.” (Harold Morowitz)
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Darwin Upheaval
Evo-Devo-Darwinist & Wissenschaftskommunikator



Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden

Beitrag(#124041) Verfasst am: 12.05.2004, 10:48    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Lamarck,

Lamarck hat folgendes geschrieben:
Mir gefällt in diesem Zusammenhang der Gesetzesbegriff nicht sonderlich. Mal abgesehen von den historischen Umdeutungen (a la "Gesetz der Natur") fasse ich den Begriff enger und spreche lieber von Naturkonstanten.

Bei Naturkonstanten - die aus den erforderlichen Abstraktionsgründen unter Ideal-Bedingungen betrachtet werden - kommt es gleichwohl natürlich auch auf die Umgebungsbedingungen an. So beträgt z. B. die Geschwindigkeit des Lichts im Medium Wasser nur etwa 2/3 des Wertes im Vakuum.

Die Naturkonstanten stehen allerdings in vielerlei Abhängigkeiten, d. h., wenn auch nur eine dieser gegebenen Größen nicht statisch wäre, würde sich das ganze Universum ändern müssen! Geschockt

Hier eines meiner Lieblingsbeispiele, das den Vorteil hat, dimensionslos zu sein: Könnte sich den der Wert für die Kreiszahl Pi im Laufe der Zeit ändern ?! - Natürlich nicht! Cool


Dessen kannst Du Dir aber nicht sicher sein! Der Betrag der Kreiszahl Pi (3,14159265358...) gilt meines Wisses nur in der euklidischen Geometrie. So wie in einem nichteuklidischen Raum die Winkelsumme eines Dreiecks von 180 ° abweicht, so variiert auch das Verhältnis des Umfangs zum Durchmesser eines Kreises in Abhängigkeit des Krümmungstensors des umgebenden Raums. Wenn sich also die Raumzeitgeometrie des Universums ändern sollte, müßte sich auch Pi verändern.

IMAO zeigt das nur zweierlei: Erstens ist nichts logisch zwingend beweisbar (spätestens seit Popper ist das ja ein alter Hut). Und zweitens "emergieren" in einem evolvierenden Universum auch Naturgesetze (tun wir mal so, als seien sie Entitäten Sehr glücklich ), so daß das Aktualitätsprinzip nicht streng gültig sein kann. Nichts garantiert uns, daß sich infolge dessen nicht auch mal die eine oder andere Naturkonstante verändert. Geschockt

Das Problem des Kreationismus ist nur, daß sie - wenn sie z.B. eine Veränderlichkeit der Vakuum-Lichtgeschwindigkeit postulieren - dies nicht im Rahmen einer hypothetico-deduktiv formulierten Theorie tun können. Sie postulieren das ad hoc, ohne jede Evidenz - nur um die Befunde dem "A-priori-Wissen" der Heiligen Schrift anzupassen. Das geht in der Wissenschaft natürlich nicht!

Grüße

Martin
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"Science is a candle in the dark." - Carl Sagan

www.ag-evolutionsbiologie.de
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Sokrateer
souverän



Anmeldungsdatum: 05.09.2003
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Beitrag(#124047) Verfasst am: 12.05.2004, 11:16    Titel: Antworten mit Zitat

Spock hat folgendes geschrieben:
Es gibt Beweise, dass die 4 Fundamentalen Kräfte der Natur immer und überall im Universum dieselben waren. Das lässt sich nämlich aus den Informationen ablesen, die uns das Licht entfernter Galaxien liefert, wo entscheidende Merkmale mit denen der heutigen Zeit zu jedem Punkt identisch waren und sind.

Natürlich könnte sich die Information auf dem Weg zu uns verändern, so das es nur so aussieht, dass die Naturgesetze auch schon fürher so waren, wie sie heute sind.

Letztendlich ist diese Konstruktion ziemlich idiotisch. Genausogut könnte der Kreationist behaupten, Gott hätte all die Dinosaurierknochen vergraben und die ganze Welt nur so aussehen lassen, als sei sie alt. Dahinter versteckt sich letztlich nur ein kompliziert formulierter Solipsismus.
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Spock
lebt noch



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Beitrag(#124062) Verfasst am: 12.05.2004, 11:36    Titel: Antworten mit Zitat

Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Natürlich könnte sich die Information auf dem Weg zu uns verändern, so das es nur so aussieht, dass die Naturgesetze auch schon fürher so waren, wie sie heute sind.

Theoretisch ja, aber wie wahrscheinlich ist es, dass es sich genau so ändert, dass die Informationen mit den heutigen Naturgesetzen übereinstimmen?
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Sokrateer
souverän



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Beiträge: 11649
Wohnort: Wien

Beitrag(#124064) Verfasst am: 12.05.2004, 11:39    Titel: Antworten mit Zitat

Spock hat folgendes geschrieben:
Sokrateer hat folgendes geschrieben:
Natürlich könnte sich die Information auf dem Weg zu uns verändern, so das es nur so aussieht, dass die Naturgesetze auch schon fürher so waren, wie sie heute sind.

Theoretisch ja, aber wie wahrscheinlich ist es, dass es sich genau so ändert, dass die Informationen mit den heutigen Naturgesetzen übereinstimmen?

Immer noch wahrscheinlicher als die Existenz Gottes, also kein Grund für Kreationisten nicht dran zu glauben..
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narziss
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Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 21939

Beitrag(#124097) Verfasst am: 12.05.2004, 12:56    Titel: Antworten mit Zitat

Martin Neukamm hat folgendes geschrieben:
Hi Lamarck,

Lamarck hat folgendes geschrieben:
Mir gefällt in diesem Zusammenhang der Gesetzesbegriff nicht sonderlich. Mal abgesehen von den historischen Umdeutungen (a la "Gesetz der Natur") fasse ich den Begriff enger und spreche lieber von Naturkonstanten.

Bei Naturkonstanten - die aus den erforderlichen Abstraktionsgründen unter Ideal-Bedingungen betrachtet werden - kommt es gleichwohl natürlich auch auf die Umgebungsbedingungen an. So beträgt z. B. die Geschwindigkeit des Lichts im Medium Wasser nur etwa 2/3 des Wertes im Vakuum.

Die Naturkonstanten stehen allerdings in vielerlei Abhängigkeiten, d. h., wenn auch nur eine dieser gegebenen Größen nicht statisch wäre, würde sich das ganze Universum ändern müssen! Geschockt

Hier eines meiner Lieblingsbeispiele, das den Vorteil hat, dimensionslos zu sein: Könnte sich den der Wert für die Kreiszahl Pi im Laufe der Zeit ändern ?! - Natürlich nicht! Cool


Dessen kannst Du Dir aber nicht sicher sein! Der Betrag der Kreiszahl Pi (3,14159265358...) gilt meines Wisses nur in der euklidischen Geometrie. So wie in einem nichteuklidischen Raum die Winkelsumme eines Dreiecks von 180 ° abweicht, so variiert auch das Verhältnis des Umfangs zum Durchmesser eines Kreises in Abhängigkeit des Krümmungstensors des umgebenden Raums. Wenn sich also die Raumzeitgeometrie des Universums ändern sollte, müßte sich auch Pi verändern.

Grüße

Martin


Und was ist, wenn man pi konstant lässt und einfach ne Variable davor setzt? Wenn mann in gerümmten Räumen rechnet braucht man eh andere Formeln. Und ich denke, dass es am einfachsten ist, pi in dieser Formel beizubehalten.
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Spock
lebt noch



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 4185
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Beitrag(#124100) Verfasst am: 12.05.2004, 13:17    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
Und was ist, wenn man pi konstant lässt und einfach ne Variable davor setzt? Wenn mann in gerümmten Räumen rechnet braucht man eh andere Formeln. Und ich denke, dass es am einfachsten ist, pi in dieser Formel beizubehalten.

Nein, das funktioniert nicht. Nehmen wir wieder das einfache Beispiel des Dreiecks und nahmen eine Kugelobefläche. Wenn du von einem Punkt ein 90° Segment einzeichnest und dann auf halber Strecke zur gegenüberleegenden Seite die beiden Striche wieder verbindest, dann hat die Verbindungslinie zu beiden wieder einen Winkel von 90°, also ist die Winkelsumme dieses Dreiecks 270°

Wenn du nun den Sektorenwinkel änderst, bleibt der Winkel der Verbindungslinie trotzdem weiterhin auf je 90°, insgesamt also 180°. Machst du den Sektor nun kleiner, nimmt die Winkelsumme des Dreeicks ab. Machst du den Sektor größer, nimmt sie zu. Das bedeutet, du kannst keinen einfachen Umrechenfaktor für die Umrechnung einsetzen.

Um noch genauer zu sein: Es gibt drei wichtige Faktoren:
Den Winkel, die Fläche und die Länge.

Du kannst von einem Gekrümmten Raum aus nicht alle drei Faktoren exakt übernehmen. Je genauer du den einen machst, desto ungenauer werden die anderen.

Nimmst du das 270° Dreieck un überträgst Winkel und Längen exakt, dann hast du kein Dreieck mehr, da die Flächenungenauigkeit 100% beträgt.
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Lamarck
Radikaler Konstruktivist



Anmeldungsdatum: 28.03.2004
Beiträge: 2148
Wohnort: Frankfurt am Main

Beitrag(#124182) Verfasst am: 12.05.2004, 19:20    Titel: Antworten mit Zitat

Hi,

zunächst einmal: Der Ausdruck 'Kreiszahl Pi' impliziert ja schon die Betrachtung in der Ebene. Daran ändert sich natürlich auch nichts, falls Dimensionen > 2 berücksichtigt werden; Ebene bleibt Ebene.

Nun ist es selbstverstäblich ein leichtes, sphärische Geometrie zu betreiben und geodätische Linien oder sphärische Dreiecke zu berechnen. Letztere haben die Eigenschaft, eine Winkelsumme > 180° aufzuweisen. Die Differenz zu Pi, gemessen in Radianten, wird sphärischer Exzeß eines gegebenen sphärischen Dreiecks genannt. - Es sind also die entsprechenden Kenngrößen der gegebenen Kugel zu berücksichtigen. Selbst eine unendliche Anzahl von Dimensionen würde ich als Umgebungsbedingungen hier mit hereinnehmen.

Auch bei diesem erweiterten Beispiel lassen sich auch wieder die wechselseitige Abhängigkeiten ausmachen: Wenn sich Pi ändern könnte, müßte dies auch das Universum tun; und zwar dergestalt, das sich nicht das geringste ändern würde! Sehr glücklich

Es ist also auch nicht weiter überraschend, wenn auf diese Weise auf der gemittelten Erdoberfläche oder analog im Universum Winkelsummen > 180° zu finden sind. Das die Erde eine Kugel ist, hatten ja schon die Griechen eben mit ihrer Geometrie herausgefunden.

Sicherlich "emergieren" in einem evolvierenden Universum auch die Naturkonstanten - aber auf die Relationen kommt es an. Eben deshalb existieren Konstanten. Und man unterschätze mir nicht die Mathematik: Wie Einstein sagte - das Problem ist die Verbindung mit der 'Wirklichkeit' (Und da ist der Radikale Konstruktivist sehr " Sehr glücklich ").


Cheers,

Lamarck
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44649

Beitrag(#124204) Verfasst am: 12.05.2004, 20:46    Titel: Antworten mit Zitat

Graf Zahl hat folgendes geschrieben:
M.E. gibt es nur zwei Sicherheiten:
Ich weiß, daß ich nichts weiß. (Sokrates)
Cogito ergo sum. (Descartes)


Das Erste ist noch nicht einmal eine Sicherheit! Immerhin könnte es ja sein, dass du mit dem, was du glaubst zu wissen, wirklich richtig liegst, also das glauben, zu wissen tatsächlich ein Wissen ist. Somit kannst du dir auch nicht sicher sein, dass du nichts weisst.

Cogito Ergo Sum ist die einzige Sicherheit, die es gibt. (Und auch für die gibt es Gegenargumente, soweit ich gehört habe, auch wenn ich sie nicht kenne.)
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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step
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Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 22782
Wohnort: Germering

Beitrag(#124220) Verfasst am: 12.05.2004, 21:12    Titel: Antworten mit Zitat

Hi,

die hier zurecht erwähnte prinzipielle Unbeweisbarkeit für Simulationsregeln des Wahrnehmbaren gilt nicht für bestimmte Sätze in formalen Systemen. So kann man sehrwohl beweisen, daß das Verhätnis von Kreisumfang und Durchmesser in einer flachen Geometrie immer Pi ist. In der realen Welt kann man deshalb nichts beweisen, weil sie nicht hinreichend gut (um nicht zu sagen derzeit gar nicht) als formales System beschrieben werden kann.

Ganz interessant finde ich in diesem Zusammenhang Subsysteme der wahrnehmbaren Welt, in denen formale und hypothetisch reale Eigenschaften zusammenwachsen, beispielsweise einen Quantencomputer. Eine mathematisch nicht mehr zu beweisende Behauptung aus der Quantentheorie würde er möglicherweise überprüfen, indem er ein streng formales, aber physikalisch reales Experiment macht, denn man kann zeigen, daß seine Struktur bzw. Programmierung bestimmten Strukturen formaler Systeme äquivalent sind, so daß - anders als bei einem klassischen Computer - das Subsystem der Welt mithilfe seiner selbst simuliert würde. Wäre so etwas nun ein Beweis oder nicht?

Auf das Argument der theoretischen Möglichkeit, daß die Welt sich uns gegenüber nur so verhält, als SEIEN die Naturgesetze gültig, hätte ich folgenden Einwand: Die These ist entweder keine Theorie - weil sie nicht mehr voraussagt als die Naturgesetze ohne die angenommene Täuschung - oder sie kann prinzipiell widerlegt werden. Dieser Einwand ist auch als Einwand gegen natürliche Götter und gegen "übernatürliche Götter" zu gebrauchen.

gruß/step
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Was ist der Sinn des Lebens? - Keiner, aber Leere ist Fülle für den, der sie sieht.
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Nav
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Beitrag(#124381) Verfasst am: 13.05.2004, 09:28    Titel: Antworten mit Zitat

Es gibt sehr wohl Naturgesetze, die sich "ändern" (absichtlich in "" geschrieben, wohlgemerkt!). zwinkern

Durch die Expansion des Universums werden wohl einige "Konstanten" verändert.
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El Schwalmo
Naturalistischer Ignostiker



Anmeldungsdatum: 06.11.2003
Beiträge: 9073

Beitrag(#124385) Verfasst am: 13.05.2004, 10:29    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Nav,

Nav hat folgendes geschrieben:
Es gibt sehr wohl Naturgesetze, die sich "ändern" (absichtlich in "" geschrieben, wohlgemerkt!). ;)

Durch die Expansion des Universums werden wohl einige "Konstanten" verändert.


es gibt sogar 'Naturgesetze', die im Lauf der Evolution entstehen. Die Mendelschen 'Gesetze' beispielsweise 'gibt' es erst seit es Diplonten mit fairer Meiose gibt.

Grüßle

Thomas
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Spock
lebt noch



Anmeldungsdatum: 17.07.2003
Beiträge: 4185
Wohnort: Herbipolis

Beitrag(#124388) Verfasst am: 13.05.2004, 11:01    Titel: Antworten mit Zitat

Lamarck hat folgendes geschrieben:
Nun ist es selbstverstäblich ein leichtes, sphärische Geometrie zu betreiben und geodätische Linien oder sphärische Dreiecke zu berechnen. Letztere haben die Eigenschaft, eine Winkelsumme > 180° aufzuweisen.
Es ist auch möglich, Dreeicke mit einer Winkelsumme von <180° zu erzeugen. Nötig ist dafür eine Oberfläche mit negativer Krümmung (nein, die innenseite einer Kugel zählt da nicht zwinkern). Dazu zählen Sattelstrukturen. Eine möglichkeit ist ein Polyeder, dessen Flächen nach innen gewölbt sind. Dadurch können sich zwischen Kanten und Flächen Winkel bilden, die die Konstruktion eines Dreiecks mit einer Winkelsumme von <180° erlauben.

Als Vorstellungshilfe denkt euch einfach ein Dreieck, dessen Seiten nach innen gebogen sind (wodurch ja eben der Winkel spitzer wird) und legt das dann in einen solchen Polyeder hinein.
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Darwin Upheaval
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Anmeldungsdatum: 23.01.2004
Beiträge: 5491
Wohnort: Tief im Süden

Beitrag(#124836) Verfasst am: 14.05.2004, 15:54    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Lamarck,

Lamarck hat folgendes geschrieben:
zunächst einmal: Der Ausdruck 'Kreiszahl Pi' impliziert ja schon die Betrachtung in der Ebene. Daran ändert sich natürlich auch nichts, falls Dimensionen > 2 berücksichtigt werden; Ebene bleibt Ebene.


Natürlich. Wenn die Ebene im Raum sphärisch gekrümmt ist, nimmt aber das Verhältnis zwischen Kreisradius und Umfang zu. Ein Kreis, der einen unendlich tiefen "Potentialtrichter" umschlösse, hätte auch einen unendlichen Radius.

Amüsanterweise würden wir es als zweidimensionale Wesen nicht unmittelbar merken, wenn wir auf einer solchen Fläche lebten. Wir würden nur feststellten, daß die Winkelsumme in Dreiecken eben nicht 180° betrüge. Wir würden ferner feststellen, daß bewegte Materie sowie das Licht durch eine "seltsame Kraft" auf gekrümmte Bahnen gewungen wird. Und wenn wir einen Reisenden zum Mittelpunkt des Kreises schicken würden (dessen Umfang wir problemlos abmessen könnten), würden wir verduzt feststellen, daß er in unserer Zeit nie dort ankäme. In seiner Eigenzeit würde er freilich irgendwann von der Gezeitenwirkung zerrissen Geschockt


[...]

Lamarck hat folgendes geschrieben:
Auch bei diesem erweiterten Beispiel lassen sich auch wieder die wechselseitige Abhängigkeiten ausmachen: Wenn sich Pi ändern könnte, müßte dies auch das Universum tun; und zwar dergestalt, das sich nicht das geringste ändern würde! Sehr glücklich


Das Verstehe ich nicht. Wenn Du Dich in jene "Flachländer" hineinversetzst, würdest Du merken, daß sich allerhand verändert - einschließlich des Verhältnisses Kreisumfang - Kreisradius.


Lamarck hat folgendes geschrieben:
Es ist also auch nicht weiter überraschend, wenn auf diese Weise auf der gemittelten Erdoberfläche oder analog im Universum Winkelsummen > 180° zu finden sind. Das die Erde eine Kugel ist, hatten ja schon die Griechen eben mit ihrer Geometrie herausgefunden.


Der "Trick" ist hierbei natürlich, daß wir von der dritten Dimension - gewissermaßen von der "Metaebene" aus - auf die zweidimensionale Kugeloberfläche starren. Nicht anders aber wäre der Effekt, wäre die Erde eine Scheibe und das Universum in eine vierte Dimension gekrümmt! Wir wären dann in der analogen Situation wie die Flachländer - nur daß diesmal bloß Gott mitleidig auf uns herabschauen würde Cool


Lamarck hat folgendes geschrieben:
Sicherlich "emergieren" in einem evolvierenden Universum auch die Naturkonstanten - aber auf die Relationen kommt es an. Eben deshalb existieren Konstanten.


Das kann man im metaphorischen Sinne (!) eventuell so sehen. Natürlich existieren weder Konstanten noch Naturgesetze im Sinne real faßbarer Entitäten - die "Regeln" allen Seins und Werdens "liegen" IMAO in der Materie begründet, die sich aufgrund nomischer Notwendigkeiten organisiert und dabei stufenweise komplexere Systeme und neue Zwänge erschafft. Nichts spricht dafür, daß da etwas "von außen" wie eine Zwangsjacke über die Materie gestülpt würde - auch wenn uns die Anthropomorphismen in der Sprache auf Schritt und Tritt verfolgen.

Nichts desto trotz ist es eine interessante Frage, ob sich die "Naturgesetze" (vulgo: systemimmanente Notwendigkeiten) auf eine einzige Konstante (z.B. auf die Stringspannung einer allumfassenden Theorien der Quantengravitation) reduzieren lassen.

Teufel

Grüße

Martin
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frajo
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Beitrag(#124865) Verfasst am: 14.05.2004, 18:03    Titel: Antworten mit Zitat

Martin Neukamm hat folgendes geschrieben:
Amüsanterweise würden wir es als zweidimensionale Wesen nicht unmittelbar merken, wenn wir auf einer solchen Fläche lebten. Wir würden nur feststellten, daß die Winkelsumme in Dreiecken eben nicht 180° betrüge. Wir würden ferner feststellen, daß bewegte Materie sowie das Licht durch eine "seltsame Kraft" auf gekrümmte Bahnen gewungen wird.

könntest du das bitte etwas erläutern? ich meine, in so einem fall könnten wir eben nichts wahrnehmen, was irgendwie nach gekrümmter lichtbahn aus"sieht", weil die bahn des lichtes per definitionem als "gerade" gesehen wird.
wir können allenfalls die raumkrümmung zu messen versuchen, wie wir es ja auch tun.
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step
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Beitrag(#124878) Verfasst am: 14.05.2004, 19:41    Titel: Antworten mit Zitat

frajo hat folgendes geschrieben:
Martin Neukamm hat folgendes geschrieben:
Amüsanterweise würden wir es als zweidimensionale Wesen nicht unmittelbar merken, wenn wir auf einer solchen Fläche lebten. Wir würden nur feststellten, daß die Winkelsumme in Dreiecken eben nicht 180° betrüge. Wir würden ferner feststellen, daß bewegte Materie sowie das Licht durch eine "seltsame Kraft" auf gekrümmte Bahnen gewungen wird.

könntest du das bitte etwas erläutern? ich meine, in so einem fall könnten wir eben nichts wahrnehmen, was irgendwie nach gekrümmter lichtbahn aus"sieht", weil die bahn des lichtes per definitionem als "gerade" gesehen wird.
wir können allenfalls die raumkrümmung zu messen versuchen, wie wir es ja auch tun.

Wenn solche Wesen hinreichend intelligent wären (was bei 2-dimensionalen Wesen wohl physikalisch unmöglich ist), hätten sie Mathematik, Naturwissenschaft (und Religion).

Die Mathematik wäre wohl prinzipiell dieselbe wie unsere. Sie wüßten, daß ein euklidisches Dreieck 180° Winkelsuume hätte.
Mathematik und NW würden ihnen also zeigen, daß ihre Welt gekrümmt ist - d.h. durch einen entsprechenden Tensor beschrieben werden kann - und sie könnten damit nachprüfbare Vorraussagen über die Effkte der 3. Dimension machen.

(Ihre Religion würde ihnen vermutlich zuerst weismachen, eine allmächtige Gottwanze böge die Lichtstrahlen, später dann, eine höherdimensionale Gottwanze habe den Krümmungstensor geschaffen usw.)

gruß/step
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Darwin Upheaval
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Beitrag(#125161) Verfasst am: 15.05.2004, 13:45    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Step,

step hat folgendes geschrieben:
Wenn solche Wesen hinreichend intelligent wären (was bei 2-dimensionalen Wesen wohl physikalisch unmöglich ist), hätten sie Mathematik, Naturwissenschaft (und Religion).

Die Mathematik wäre wohl prinzipiell dieselbe wie unsere. Sie wüßten, daß ein euklidisches Dreieck 180° Winkelsuume hätte.
Mathematik und NW würden ihnen also zeigen, daß ihre Welt gekrümmt ist - d.h. durch einen entsprechenden Tensor beschrieben werden kann - und sie könnten damit nachprüfbare Vorraussagen über die Effkte der 3. Dimension machen.


Genau. Hab' gestern übrigens nochmals bei dem Relativitätstheoretiker Kip Thorn nachgelesen: Es ist tatsächlich so, daß das Verhältnis zwischen Umfang und Durchmesser bei der Sonne etwas kleiner ist als Pi. Bei einem Neutronenstern beträgt das Verhältnis nur noch etwa 2,5. Und bei schwarzen Löchern gibt man üblicherweise nur noch den "kritischen Umfang" an, der [in km] etwa das 18,5-fache seiner Masse [in Sonnenmassen gerechnet] beträgt. Das bedeutet, der Durchmesser wäre in unserer Raumzeit unendlich (das Verhältnis also Null). Die Kreiszahl hängt also von der Metrik der Raumzeit ab.

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Martin
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narziss
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Beitrag(#125179) Verfasst am: 15.05.2004, 14:14    Titel: Antworten mit Zitat

Martin Neukamm hat folgendes geschrieben:
Hi Step,

step hat folgendes geschrieben:
Wenn solche Wesen hinreichend intelligent wären (was bei 2-dimensionalen Wesen wohl physikalisch unmöglich ist), hätten sie Mathematik, Naturwissenschaft (und Religion).

Die Mathematik wäre wohl prinzipiell dieselbe wie unsere. Sie wüßten, daß ein euklidisches Dreieck 180° Winkelsuume hätte.
Mathematik und NW würden ihnen also zeigen, daß ihre Welt gekrümmt ist - d.h. durch einen entsprechenden Tensor beschrieben werden kann - und sie könnten damit nachprüfbare Vorraussagen über die Effkte der 3. Dimension machen.


Genau. Hab' gestern übrigens nochmals bei dem Relativitätstheoretiker Kip Thorn nachgelesen: Es ist tatsächlich so, daß das Verhältnis zwischen Umfang und Durchmesser bei der Sonne etwas kleiner ist als Pi. Bei einem Neutronenstern beträgt das Verhältnis nur noch etwa 2,5. Und bei schwarzen Löchern gibt man üblicherweise nur noch den "kritischen Umfang" an, der [in km] etwa das 18,5-fache seiner Masse [in Sonnenmassen gerechnet] beträgt. Das bedeutet, der Durchmesser wäre in unserer Raumzeit unendlich (das Verhältnis also Null). Die Kreiszahl hängt also von der Metrik der Raumzeit ab.

Grüße

Martin
Klingt interessant. War das ein populärwissenschaftliches Buch, oder was richtig anspruchvolles?
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frajo
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Beitrag(#125387) Verfasst am: 15.05.2004, 23:14    Titel: Antworten mit Zitat

narziss hat folgendes geschrieben:
Martin Neukamm hat folgendes geschrieben:
Hi Step,

step hat folgendes geschrieben:
Wenn solche Wesen hinreichend intelligent wären (was bei 2-dimensionalen Wesen wohl physikalisch unmöglich ist), hätten sie Mathematik, Naturwissenschaft (und Religion).

Die Mathematik wäre wohl prinzipiell dieselbe wie unsere. Sie wüßten, daß ein euklidisches Dreieck 180° Winkelsuume hätte.
Mathematik und NW würden ihnen also zeigen, daß ihre Welt gekrümmt ist - d.h. durch einen entsprechenden Tensor beschrieben werden kann - und sie könnten damit nachprüfbare Vorraussagen über die Effkte der 3. Dimension machen.


Genau. Hab' gestern übrigens nochmals bei dem Relativitätstheoretiker Kip Thorn nachgelesen: Es ist tatsächlich so, daß das Verhältnis zwischen Umfang und Durchmesser bei der Sonne etwas kleiner ist als Pi. Bei einem Neutronenstern beträgt das Verhältnis nur noch etwa 2,5. Und bei schwarzen Löchern gibt man üblicherweise nur noch den "kritischen Umfang" an, der [in km] etwa das 18,5-fache seiner Masse [in Sonnenmassen gerechnet] beträgt. Das bedeutet, der Durchmesser wäre in unserer Raumzeit unendlich (das Verhältnis also Null). Die Kreiszahl hängt also von der Metrik der Raumzeit ab.

Grüße

Martin
Klingt interessant. War das ein populärwissenschaftliches Buch, oder was richtig anspruchvolles?

ich habe nur ein buch von diesem autor: misner, thorne, wheeler: gravitation.
das ist zwar ein didaktisches musterexemplar, zudem ungemein ästhetisch gestaltet, aber dennoch nur für dickbrettbohrer-typen geeignet, wenn der leser nicht gerade vom fach ist.
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Spock
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Beitrag(#125870) Verfasst am: 17.05.2004, 10:34    Titel: Antworten mit Zitat

Martin Neukamm hat folgendes geschrieben:
Natürlich. Wenn die Ebene im Raum sphärisch gekrümmt ist, nimmt aber das Verhältnis zwischen Kreisradius und Umfang zu. Ein Kreis, der einen unendlich tiefen "Potentialtrichter" umschlösse, hätte auch einen unendlichen Radius.
Gutes Beispiel. in dem Fall kann man nun wirklich keinen Zusammenhang mehr zwischen Radius und Umfang herstellen.
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Darwin Upheaval
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Beitrag(#126060) Verfasst am: 17.05.2004, 18:42    Titel: Antworten mit Zitat

Hi Narziss,

Narziss hat folgendes geschrieben:
Martin Neukamm hat folgendes geschrieben:
Genau. Hab' gestern übrigens nochmals bei dem Relativitätstheoretiker Kip Thorn nachgelesen: Es ist tatsächlich so, daß das Verhältnis zwischen Umfang und Durchmesser bei der Sonne etwas kleiner ist als Pi. Bei einem Neutronenstern beträgt das Verhältnis nur noch etwa 2,5. Und bei schwarzen Löchern gibt man üblicherweise nur noch den "kritischen Umfang" an, der [in km] etwa das 18,5-fache seiner Masse [in Sonnenmassen gerechnet] beträgt. Das bedeutet, der Durchmesser wäre in unserer Raumzeit unendlich (das Verhältnis also Null). Die Kreiszahl hängt also von der Metrik der Raumzeit ab.


Klingt interessant. War das ein populärwissenschaftliches Buch, oder was richtig anspruchvolles?


Da die ART in meinem Physik-LK nicht und im Grundstudium nur in allgemeinen Zügen behandelt wurde, muß ich mich leider mit ersterem begnügen:

Thorne, K.S. (2000): Gekrümmter Raum und verbogene Zeit. Bechtermünz-Verlag.


Das Buch ist aber außerordentlich lesenswert und - so man ein paar Basics mitbringt - gut verständlich. Auch die Darstellung der historischen Entwicklung der relativistischen Astrophysik ist überaus interessant. Das Buch spannt einen weiten Bogen von Eddington, Einstein und Schwarzschild (der erstmals eine Lösung der Einsteinschen Feldgleichung im Schwerefeld kugelsymmetrischer Körper präsentiert hat) über Seldovic, Oppenheimer und Wheeler bis hin zu den neueren Konzepten von Penrose und Hawking. Was man aber unbedingt braucht, ist Ausdauer: Der Schmöker hat über 700 Seiten, was der Spannung aber keinen Abbruch tut.

Grüße

Martin
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