Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16380
Wohnort: Arena of Air
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(#1254551) Verfasst am: 27.03.2009, 01:50 Titel: |
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Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben: | Es gibt aber dennoch logische Modelle, die zeigen was Phantasie ist. Eine Verknüpfung aus verschiedenen Erfahrungen und Wahrnehmungen erzeugt Phantasie...
Z.B. Ich sehe (zum ersten Mal) einen Baum... auf dem Baum wächst eine Frucht, die ich esse. Eine Weile später sehe ich einen anderen Baum und habe dann folglich die Phantasie, dass dieser Baum auch Früchte trägt... Ich kann aber jetzt nicht sagen, dass dieser Baum Früchte trägt. Es bleibt erstmal eine Phantasie. Phantasie ist nichts anderes als ein Zirkelschluss, weil Phantasie rein deduktiv funktioniert. Der Baum braucht also nähere Untersuchung, bevor ich tatsächlich sagen kann, dass dort eine für mich genießbare Frucht steckt. Die Wahrscheinlichkeit ist eher gering. Die Phantasie sagt mir aber, dass sie sehr hoch ist, weil ich ja einen Baum mit genießbaren Früchten kenne.
Folglich ist jede Phantasie ein Fehlschluss, auch wenn sie nützlich sein kann, aber dass es ein Fehlschluss ist muss man so lange akzeptieren, bis man die Phantasie eben beweisen kann. |
Die Phantasie wird aber hier neben die Empirie gestellt: Hat man meinetwegen zehn Bäume gesehen, die ganz ähnliche Eigenschaften haben und weiß von denen, daß sie eßbare Früchte tragen, dann wird man das auch für einen elften Baum folgern können. Jedenfalls hat der Psychologe Harald A.Euler durchaus eine Parallele zwischen religiösem Wissen und Wissen über die Natur. Urzeitliche Menschen hatten einen bestimmten Horizont, z.B. einen Umkreis von einer Tagesreise. Aber immer wieder traten ggf. existenziell wichtige Dinge auf, z.B. Regen, eine Tierherde, alle Jubeljahre auch mal eine andere Gruppe von Menschen, die von außerhalb kamen. Da sei es naheliegend gewesen, sich über die Welt jenseits dieses Horizonts Gedanken zu machen. Wer das konnte, hatte einen Überlebensvorteil -- wer z.B. weiß, daß irgendwann der Winter kommt und in der Natur nicht allzuviel zu essen zu finden ist, wird Vorräte anlegen; das kann man dann am besten, wenn man weiß, zu welcher Zeit die großen Tierherden durchziehen, dafür muß man Jagdwaffen herstellen ("Sexuelle Selektion und Religion", (verschiedene Versionen bzw. Layouts) ziemlich am Ende).
Und Religion versucht Euler dann so zu erklären wie das Rad des Pfauen -- wer Zeit hat, sich Geschichten auszudenken oder mehr oder weniger bizarre Rituale durchzuführen, müsse ein besserer Reproduktionspartner sein. Das ist aber von Religion zu Religion verschieden: Im Judentum hatten die (insbes. religiös) Gebildeteren mehr Kinder, im Christentum oder im Buddhismus aber eher weniger.
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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ballancer ... leidet an dianoia ...
Anmeldungsdatum: 27.05.2007 Beiträge: 4767
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(#1254763) Verfasst am: 27.03.2009, 11:24 Titel: |
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Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben: | Es gibt aber dennoch logische Modelle, die zeigen was Phantasie ist. Eine Verknüpfung aus verschiedenen Erfahrungen und Wahrnehmungen erzeugt Phantasie...
Z.B. Ich sehe (zum ersten Mal) einen Baum... auf dem Baum wächst eine Frucht, die ich esse. Eine Weile später sehe ich einen anderen Baum und habe dann folglich die Phantasie, dass dieser Baum auch Früchte trägt... Ich kann aber jetzt nicht sagen, dass dieser Baum Früchte trägt. Es bleibt erstmal eine Phantasie. Phantasie ist nichts anderes als ein Zirkelschluss, weil Phantasie rein deduktiv funktioniert. Der Baum braucht also nähere Untersuchung, bevor ich tatsächlich sagen kann, dass dort eine für mich genießbare Frucht steckt. Die Wahrscheinlichkeit ist eher gering. Die Phantasie sagt mir aber, dass sie sehr hoch ist, weil ich ja einen Baum mit genießbaren Früchten kenne.
Folglich ist jede Phantasie ein Fehlschluss, auch wenn sie nützlich sein kann, aber dass es ein Fehlschluss ist muss man so lange akzeptieren, bis man die Phantasie eben beweisen kann. |
Ich weiß immer noch nicht, warum es das Bestreben einiger hier ist, die Wirrnis über die Begriffe zu vermehren. Denn man kann bereits Konsistenz in dem Versuch sehen, bekannte Begriffe in ständig anderer Bedeutung zu verwenden. Sicher wird dem, der die Intention der Wirrnis kolportiert nicht beizukommen sein, aber den Anderen sei der Gebrauch von Wörterbüchern und Enzyklopädien empfohlen und wird ihnen von großem Nutzen sein.
Hier konkret zum Nachschlagen:
- Phantasie
- Zirkelschluss
- Analogieschluss
- Annahme
- Fehlschluss
- Wahrscheinlichkeit
_________________ 1.Thessalonicher 5,21 "Prüft aber alles und das Gute behaltet."
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