Gutmenschen-Lehrer

[Namronia]

ich versuche einfach mal, objektiv zu bleiben, aber jeder der mich kennt, weiß, dass ich solche menschen hasse.

seit 2 tagen haben wir eine referendarin als deutschlehrerin, sie war mir von anfang an nicht ganz "ok", sie stellte sich so vor:
"ich bin ... und ich studiere germanistik und theologie an der und der uni..."
aber ok, dachte ich, wenn sie mich nicht mit gott nervt, solls mir doch recht sein.
in deutsch haben wir vor ewigkeiten das (grausame) buch "so lonely" gelesen, heute hat sie das thema aufgegriffen und erstmal eine folie auf den overheadprojektor gelegt, bei der man viele menschen sah. dann gab es die aufgabe, unsere gefühle zu den bildern aufzuschreiben oder zu zeichnen(!), dann haben wir ca. 10 min über die gefühle gesprochen, und wer was anderes sagte, als "liebe", wurde von ihr ignoriert.

danach hieß es, wir machen eine "aufstellung", wir sollten uns so aufstellen, wie es im buch an irgendeiner stelle war (meine "gruppe" hatte eine szene im bus) und dann sollten sich die personen gegenseitig alle total verliebt ansehen und eine minute so ausharren, damit die klasse "besprechen" kann, was eh jeder wusste, liebe...

was hat das bitteschön mit deutschunterricht zutun?
lernt man in deutsch nicht mehr die grundlagen, sondern macht einen schauspielkurs?
ist sie ein schrecklicker einzelfall oder werden alle neuen lehrer so "erzogen"?

bitte nicht in den sammelthread schieben, ich würde mich über ernsthafte antworten freuen.

[Evilbert]

Hört sich an wie ein

"szenisches Spiel".


Diese Methode das erste Mal gleich mit dem Thema "Liebe" zu verwursten ist wohl tatsächlich ein "Gutmenschenfehler" (und Anfängerfehler); das stelle ich mich schwierig vor; Reaktionen wie Deine sind da bestimmt keine Seltenheit.

[Namronia]

[Rasmus]

[Yog-Sothoth]

[atheist666]

[Danol]

[Wygotsky]

Ich denke mir heute manchmal, dass ein Schauspielkurs mehr zum Textverständnis der Schüler betragen könnte als die ewigen Textanalysen, die wir damals schreiben sollten. Die von dir beschriebene Situation kann ich nicht beurteilen. Aber wenn wir zum Beispiel damals versucht hätten, den Faust zu inszenieren oder auch nur versuchsweise ein paar Szenen daraus gespielt hätten, ich glaube schon, dass das viel hätte bringen können.

[Zverov]

[pewe]

[Danol]

[DeHerg]

[Namronia]

darf ich noch einige zitate von ihr heute posten..?

ziemlich genau die gleiche aufgabe...

"da muss viel emotion rüber kommen!"
"SCHAUSPIELER!"
"ihr seid professionelle schauspieler!"
"professionelles theater!"
"KEINER LACHT HIER!"
"nicht lachen!"
"das zieht ihr solange durch, bis es euch allen aus den ohren rauskommt, dann lacht auch keiner mehr!"

[GermanHeretic]

Frag sie doch mal, da es Deutschunterricht ist, ob man den Satz "Das ist nichts weiter als Rudelbumsen hier." nicht besser im Konjunktiv formulieren sollte, weil das höflicher klingt.
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"Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück." (Henrik Ibsen)

[sponor]

Ihr müsst auch mal ein bisschen Empathie zeigen!

Ne, im Ernst: Es könnte sein, dass die arme Frau einfach ein Opfer der herrschenden Meinung in der Lehrerausbildung geworden ist – einfach nur so Unterricht (Wissensvermittlung! womöglich gar frontal!), darauf folgt die Höchststrafe bei einem Unterrichtsbesuch.

Stattdessen ist man gehalten, immer irgendeinen Zirkus zu veranstalten. Das mag z.B. auch sowas sein, wie es geschildert wurde.
Ich krieg fast Ausschlag, wenn ich daran zurückdenke... Kompetenzen statt Inhalte. Konstruktivistische Lehr-Lern-Konzepte. Portfolios. — gnaaa!

Andererseits gehört Schauspiel schon zum Deutschunterricht; auch wenn das hier reichlich albern klang. Es gibt (gab?) an der Schule, an der ich Referendar war, auch ein eigenes Fach namens "Darstellendes Spiel". Hatte aber durchaus Substanz und recht hohes Ansehen und verlangte einiges Engagement von allen Beteiligten.
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Unsere Welt wird noch so fein werden, daß es so lächerlich sein wird, einen Gott zu glauben als heutzutage Gespenster.
(G. Chr. Lichtenberg)

[Rasmus]

[Rasmus]

[Wygotsky]

Ich sehe das eigentliche Problem darin, dass man als Schüler angehalten ist, das mitzumachen, was der Lehrer vorgibt. Wäre das eine freiwillige Veranstaltung, bräuchte sich niemand zu beschweren. Wer Spaß daran hat, sich schauspielernd mit einem Text zu beschäftigen, geht da hin. Wer sich wohler fühlt, Analysen zu schreiben oder Referate zu halten, macht halt da mit.