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Nergal dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 17.07.2003 Beiträge: 11433
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(#1271149) Verfasst am: 18.04.2009, 21:13 Titel: Wohnungsnot Gottes |
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Als Wohnungsnot Gottes hat ein Freund von mir diese Geschichte bezeichnet, es geht darum dass die Menschen früherer Jahrhunderte wirklich Dachten Gott würde im physischen Himmel über ihnen thronen, mit der verfeinerung der Wissenschaft verlor Gott seinen himmlischen Wohnsitz und wanderte in einen metaphysischen Breich ab wo er heute noch vermutet wird.
Wie war es eigentlich möglich so etwas umzusetzen, ich meine den Bruch vom "echten" zum nicht physischen Himmel?
Ich habe hierüber nur etwas über die Aufteilung der Welt gefunden aber nichts darüber ab wann und ob während einem großteil der Zeit der Existenz des Juden/Christentums nicht bereits an den nichtphysischen Himmel geglaubt wurde oder wie sich das der einfache Mann von der Straße vorstellte.
Was wißt ihr dazu?
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pewe auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 20.01.2008 Beiträge: 3377
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(#1271152) Verfasst am: 18.04.2009, 21:17 Titel: |
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Ich kenne jemanden der diese Problematik plausibel, konsistent und vor allem logisch erklären kann. Willst du seine PN?
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis
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(#1271157) Verfasst am: 18.04.2009, 21:34 Titel: Re: Wohnungsnot Gottes |
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Nergal hat folgendes geschrieben: |
Ich habe hierüber nur etwas über die Aufteilung der Welt gefunden aber nichts darüber ab wann und ob während einem großteil der Zeit der Existenz des Juden/Christentums nicht bereits an den nichtphysischen Himmel geglaubt wurde oder wie sich das der einfache Mann von der Straße vorstellte.
Was wißt ihr dazu? |
ich weiss nicht wirklich was darüber - allerdings dürfte im Englischen der Unterschied zwischen "heaven" und "sky" schon ziemlich alt sein...?
Vor der Zeit der Ratio und der Aufklärung waren wohl physisch und metaphysisch ziemlich vermischt. Siehe die ganzen Volkssagen, die Elfen, Trolle, Zwerge, Kobolde, Gespenster und andere seltsame Wesen zum Inhalt haben. Da haben sich wohl viele nicht gross den Kopf darüber zerbrochen, wer in welche Schublade gehört.
grüsse, das fräulein
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sehr gut dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 05.08.2007 Beiträge: 14852
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(#1271164) Verfasst am: 18.04.2009, 21:47 Titel: |
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Wir haben ein Sprichwort was zeigen soll wenn man über alle Maßen glücklich ist: man ist "im siebten Himmel".
Paulus(2.Korinther 12:2) : "Ich kenne einen Menschen, eins mit dem Messias, der vor vierzehn Jahren in den dritten Himmel entrückt wurde; ob er sich im Körper oder ausserhalb des Körpers befand, weiß ich nicht"
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fwo Caterpillar D9
Anmeldungsdatum: 05.02.2008 Beiträge: 26451
Wohnort: im Speckgürtel
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(#1271323) Verfasst am: 19.04.2009, 02:43 Titel: Re: Wohnungsnot Gottes |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | .......
Wie war es eigentlich möglich so etwas umzusetzen, ich meine den Bruch vom "echten" zum nicht physischen Himmel?..... |
Das ist doch ganz einfach nachzuvollziehen:
Da steht in deinem heiligen Buch: Zitat: | Gott wohnt auf der Insel Helgoland Be de Spukerbu 48. |
Und dann fährt jemand nach Helgoland und erzählt nacher rum , dass da vielleicht ein Herr Rickmers wohnt, aber kein Gott.
Dann habe ich als Klerus zwei Möglichkeiten: Entweder ich finde schnell einen Urtext, aus dem hervorgeht, dass Helgoland eine falsche Übersetzung war und es statt dessen die Dimension des Heiligen heißen muss und dass die Straßenbezeichenung vom Wohnort der Oma des Übersetzers stammte, oder ich muss meinen Laden dicht machen.
Nun ist der Klerus nicht ganz so blöd und wartet, bis jemand aus Helgoland zurückkommt. Normalerweise finden diese Anpassungen statt, sobald eines der Gebiete aus dem jeweils heiligen Buch beackert werden könnte. Das heißt, mit jeder Erweiterung unserer Kenntnis der Welt wird das heilige Buch genau so ausgelegt, dass die Eigenschaften des Gottes genau so sind, dass sie direkt nicht mehr fassbar sind. Sehr häufig wird man übrigens keine alten Urtexte benötigen, sondern es wir reichen, alte "Fehler" in der Exegese des Textes zu korrigieren. (Und wenn Du wissen willst, wie das geht, lies balla.)
UNd die Kirchen, die ein Betrachter dieser Erde zu irgendeinem Zeitpunkt sehen kann, sind immer diejenigen, die dieses Wegdefinieren ihres Gottes aus der sichtbaren Welt bis dahin erfolgreich gemeistert haben.
fwo
_________________ Ich glaube an die Existenz der Welt in der ich lebe.
The skills you use to produce the right answer are exactly the same skills you use to evaluate the answer. Isso.
Es gibt keinen Gott. Also: Jesus war nur ein Bankert und alle Propheten hatten einfach einen an der Waffel (wenn es sie überhaupt gab).
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Ahriman Tattergreis
Anmeldungsdatum: 31.03.2006 Beiträge: 17976
Wohnort: 89250 Senden
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Freikletterer hat's überstanden.
Anmeldungsdatum: 20.05.2008 Beiträge: 601
Wohnort: Fußballfreie Zone
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(#1274535) Verfasst am: 24.04.2009, 11:22 Titel: Re: Wohnungsnot Gottes |
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Nergal hat folgendes geschrieben: | Als Wohnungsnot Gottes hat ein Freund von mir diese Geschichte bezeichnet, es geht darum dass die Menschen früherer Jahrhunderte wirklich Dachten Gott würde im physischen Himmel über ihnen thronen, mit der verfeinerung der Wissenschaft verlor Gott seinen himmlischen Wohnsitz und wanderte in einen metaphysischen Breich ab wo er heute noch vermutet wird.
Wie war es eigentlich möglich so etwas umzusetzen, ich meine den Bruch vom "echten" zum nicht physischen Himmel?
Ich habe hierüber nur etwas über die Aufteilung der Welt gefunden aber nichts darüber ab wann und ob während einem großteil der Zeit der Existenz des Juden/Christentums nicht bereits an den nichtphysischen Himmel geglaubt wurde oder wie sich das der einfache Mann von der Straße vorstellte.
Was wißt ihr dazu? |
Das ist eine sehr gute Frage, die mich auch lange beschäftigt hat (und die maßgeblich an meiner Abkehr von der Religion beteiligt war).
Ich wurde mit ca. 16 Jahren zum Atheisten.
Das ist jetzt bald 20 Jahre her und damals gab es noch kein Freigeisterhaus, Dawkins, Deschner und co. waren mir noch unbekannt und auch sonst kannte ich niemanden, der meine Ansicht teilte.
Ich zermarterte mir das Hirn darüber, wie es denn möglich sein könnte, daß ich der einzige auf der Welt bin, der diesen Schwindel durchschaut hat, denn wenn eine bislang als absolut akzeptierte Erklärung plötzlich relativiert werden muß (und sei es auch noch so marginal), ist sie nicht mehr absolut und damit ad absurdum geführt.
Dazu habe ich mir - sozusagen als Diskussions-"Munition" ein Gleichnis einfallen lassen, das die Strategie der Kirche in diesem Dilemma verdeutlichen soll:
Zitat: |
Einem kleinen Kind wird erzählt, die Babys werden vom Storch gebracht.
Als die Geburt eines Geschwisterchens ins Haus steht und Mamas Bauch immer dicker wird, erklärt man dem Kind - in der Annahme, daß das es die Storchgeschichte entweder vergessen hat oder den Widerspruch nicht bemerkt - daß in dem Bauch ein Baby wächst.
Aber Kinder sind wie wir wissen klüger als viele annehmen und merken sich so einiges, was ihnen erzählt wurde, und so kommt auf diese Erklärung postwendend die Frage, was denn nun mit dem Storch sei.
Die Mutter ist aber um keine Erklärung verlegen und meint, daß das Baby zwar in ihrem Bauch wachse, aber irgendwie müsse es ja dorthin gekommen sein - und das war eben der Storch, der hat es dort eingesetzt.
Nun, das Kind wächst auf und beginnt die Schule zu besuchen.
Unweigerlich kommt früher oder später der Aufklärungsunterricht und das Kind erfährt von Spermien und Eizellen, deren Verschmelzung und anschließender Teilung usw.
Verwirrt kommt das Kind nach Hause und erzählt, was es gelernt hat und weist wiederum auf den Widerspruch mit der schon überstrapazierten Storchgeschichte hin.
Spätestens jetzt wäre wohl der Zeitpunkt gekommen, dem Kind die Wahrheit zu erzählen.
Statt dessen modifiziert die Mutter einfach ihren alten Kunstgriff und verschiebt die Letztbegründung um einen Schritt nach hinten:
Mag ja sein, daß ein Baby durch die Verschmelzung von Spermium und Eizelle entsteht, aber wie um alles in der Welt sollten den die Spermien in den Mann und die Eizellen in die Frau kommen?? - Das macht natürlich der Storch. |
Diese Geschichte ließe sich nahezu beliebig fortsetzen, aber ich denke es ist klar, worauf ich hinaus will.
Leider konnte ich sie in einer Diskussion mit Gläubigen bisher noch nie wirklich anbringen, weil sie einfach zu lang und komplex ist um ein unmittelbares "Aha"-Erlebnis auszulösen.
Ich weiß natürlich, daß ich mit dieser Geschichte hier offene Türen einrenne, aber es erschien mir einfach passend, sie einmal anzubringen.
Um auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen - ich weiß auch nicht, ob und wann sich dieser Wechsel vollzogen hat.
Für mich ist es einfach ein Beleg dafür, wie leicht sich die Menschen etwas vormachen lassen und wie sehr der Wunsch der Vater des Gedankens ist.
Religion basiert meiner Ansicht nach einerseits auf Unwissenheit, andererseits auch auf Selbsttäuschung bis hin zur Ignoranz von offensichtlichen Widersprüchen.
Dazu gehört eben auch das geflissentliche Übersehen von allmählichen Modifikationen, Umdeutungen und Relativierungen der ach so absoluten göttlichen Offenbarung.
Indes, die Frage wann und wie das genau passiert ist, bleibt wohl offen.
_________________ "22 Männer in lächerlicher Kriegsausrüstung, die sich gegenseitig niederschlagen, nur um an eine luftgefüllte Blase aus Schweinsleder zu kommen! Einige der menschlichen Bräuche verwirren mich, aber Football ist mir ein absolutes Rätsel!"
- K.I.T.T.
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