Malcolm Ekelpaket
Anmeldungsdatum: 25.07.2007 Beiträge: 1231
Wohnort: Hamburg
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(#1273532) Verfasst am: 22.04.2009, 20:07 Titel: |
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Hallo Frausch,
ich weiß nicht, was die Intentionen dieses Monuments sind. Ist darüber irgend etwas bekannt? Mir kommt ein solches riesiges Monument in einer Zeit wachsender Kirchenflucht eher so wie ein Pfeifen im Walde vor. Man baut sich so ein riesiges Monument, um sich Mut zu machen.
Aber ganz allgemein gesagt: Mir ist in dieser ganzen Diskussion zu viel Angst im Spiel. Der Anhänger der christlichen Religion fürchtet den Atheisten, weniger weil er Atheist ist, sondern weil er in ihm jemanden sieht, der die christliche Kultur vernichten will. Der Atheist wiederum fürchtet den Christen, weil er in ihm jemanden sieht, der ein nichtchristliches Leben vernichten will.
Gegenseitige Angst finde ich schlecht. Angst ist zudem immer eine Brutquelle des Hasses gewesen. Dabei unterstelllt man seinem Gegenüber in vielen Fällen eine Intoleranz, um seine eigenen Intoleranz zu rechtfertigen. Und am Ende befindet man sich in einer Art Kriegszustand.
Ich bin dann dafür "gegenseitige Übergriffe" sehr genau und sehr scharf zu definieren. In einer "großen Christusstatue" kann ich aber keinen Übergriff auf atheistisches Leben erkennen. Wenn Du dann schreibst, daß Du dagegen gewesen wärst, den Kölner Dom zu bauen, stellt sich für mich wieder die Frage wie definierst Du dieses Dagegensein? Da Du offensichtlich der Religion fern stehst, ist es völlig legitim, wenn Du kirchlichen Protzbauten nichts abgewinnen kannst, nur ist es doch wohl die Sache der Christen, ob sie sich große Kirchen bauen wollen oder nicht.
Ansonsten kommt man bei der Diskussion um Religion immer auf grundsätzliche Fragen der Bewertung von Religion, wobei es eben Menschen gibt wie ich, die in der Verwurzelung in einem vorwissenschaftlichen Mythos einen grundsätzlich positiven Wert sehen. Die Wahrheitsfrage wird mir da zu hoch gehängt, die ganze Sache ist eine Frage grundsätzlicher Bewertungen. Und ich übersehe die negativen Seiten des Christentums nicht, komme aber zu einer grundsätzlich positiven Bewertung.
Eine "monumentale Christusstatue" mag dabei naiv und kitschig wirken, allerdings bin ich schon froh, in einer Kultur zu leben, die die "Bilderstürmerei" nicht mitmacht. Im Gegensatz etwa zum Islam und möglicherweise auch teilweise protestantischen Gemeinschaften. Das Bilderverbot hat auch sehr üble Auswirkungen, wie man am Islam sehen kann. Christus darf im Christentum abgebildet werden, er darf sogar monumentalisierend abgebildet werden. Insofern ist die satirische Abbildung eines Christus, der Du sicher auch näher stehst, auch eine gewisse Kehrseite einer religiösen. Im Islam etwa drehen manche Moslems schon durch, nicht nur weil Mohammed satirisch abgebildet wird, sondern weil er überhaupt abgebildet wird. Man sollte den Islam trotzdem zu würdigen wissen, aber man muß diese Problematik auch benennen.
Insofern ist die satirische Abbildung von Christus auch ein Teil der christlichen Kultur und das "Leben des Brian" auch teilweise eine ironische Abwandlung religiöser Filme. In einer islamischen Kultur gibt es aber keine satirischen Filme über Mohammed, weil es auch keine religiösen gibt.
Und auch dieses Christusmonument ist in erster Linie wieder einmal eine große christliche Show, mit eingebautem Restaurant oder was da auch alles noch geplant ist. Ich verstehe nicht, wieso Du Dich davon bedroht fühlst, die Wahrheit ist doch, daß dermaßen Veräußerlichung von Religion, mitsamt höchst eindrucksvollen Monumenten doch religiösem Fanatismus nicht unbedingt vorbaut, weil dermaßen pathetisches Christentum sich zufrieden in der eigenen Größe und Monumentalität sonnt. Und auch ein Monumentalismusverbot ist ein eingeschränktes Bilderverbot.
Gruß Malcolm
_________________ Ohne die Musik wäre das Leben ein Irrtum.
"Das beste, was du weißt, kannst du den Buben doch nicht sagen." ( Goethe)
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