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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#125476) Verfasst am: 16.05.2004, 10:35 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | Wenn erstmal das Sozialsystem und die Demokratie total abgebaut sind (Nicht, dass ich das gut finden würde! Es passiert nur ganz einfach...), werden die Leute schon anfangen, nachzudenken! |
Ich befürchte, dies ist auch ein gefährlicher Irrglauben Es gibt zahlreiche Staaten ohne Sozialsystem und Demokratie, deren Bevölkerung trotzdem resigniert und nicht-revolutionär ist. Eine Revolution ist dann möglich, wenn die Herrschenden nicht mehr weiter können (z.B. aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung) und (dadurch) die Beherrschten sehen, dass sie die Möglichkeit haben etwas zu ändern. Die Zerstörung von Demokratie und Sozialstaat - was in den meisten Industriestaaten zu befürchten ist - ist erstmal nur eine gigantische Niederlage. Obwohl eindeutig die Notwendigkeit zum Handeln bestehen würde, ist dann immer noch das Selbstbewusstsein um der Meinung sein selbst etwas ändern zu können, nicht automatisch vorhanden.
Noch mal was dazu, ob die Folterungen systematisch waren oder das Werk von ein paar einzelnen Soldaten:
Zitat: | Nach Meinung von Michael Manning liegt die Ursache der Misshandlungen in der Ausbildung - Verbote sind hier selten ein Thema. Er sollte es wissen: Manning war früher Spezialist für Befragungen eines Militärbataillons der US-Nationalgarde.
Verhörexperte: 'Übe Druck auf die Gefangenen aus' |
(Der Link zum SZ-Artikel wird sich wahrscheinlich morgen ändern.)
_________________ Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!
The only general I like is called strike
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#125492) Verfasst am: 16.05.2004, 11:26 Titel: |
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Zu der Enthauptung von Nick Berg:
Zitat: | Allein der Zeitpunkt und die politischen Folgen des Mordes werfen Fragen auf. Die Bush-Regierung steckte mitten in einem riesigen Skandal. Da konnten die Regierung und Medien Amerikas plötzlich Bergs Tod ausnutzen, um nach den Enthüllungen über die systematischen Folterungen der USA in Abu Ghraib und anderen irakischen Gefängnissen in die Gegenoffensive zu gehen. Jetzt wird ein groß angelegter Versuch unternommen, die amerikanische und internationale öffentliche Meinung von der Empörung über den kriminellen Charakter der US-Besatzung des Irak abzubringen und mit der eigennützigen Behauptung zu manipulieren, die amerikanischen Streitkräfte würden im Irak gebraucht, um zu verhindern, dass das Land in Barbarei und Chaos versinkt.
Wären Bergs Mörder direkt von der amerikanischen Regierung bezahlt worden, hätten sie Bushs Weißem Haus keinen besseren Dienst zur rechten Zeit erweisen können.
[...]
Während der letzten Woche hat Bergs Vater Michael immer wieder die Bush-Regierung beschuldigt, mitverantwortlich für den Tod seines Sohnes zu sein. Am Dienstag sagte er dem Radiosender WBUR: "Was meinen Sohn das Leben gekostet hat ist die Tatsache, dass die US-Regierung ihn einfach 13 Tage ohne jedes faire Verfahren oder Bürgerrechte eingesperrt und ihn dann wieder freigelassen hat, wie es ihr gerade passte. Es geht nicht nur um Donald Rumsfeld. Es ist dieser ganze Patriot Act, die ganze Stimmung in diesem Land, dass Grundrechte nichts mehr zählen, weil es Terroristen gibt. Meiner Meinung nach ist 'Terrorist' nur ein anderes Wort für 'Kommunist' oder 'Hexe', und es ist eine Hexenjagd, was hier stattfindet. Diese ganze Bush-Regierung steht für etwas, was nicht Amerika ist."
Die Umstände des Todes von Nick Berg ebenso grauenhaft wie undurchsichtig |
Zu der Rolle der deutschen Regierung und Fischers USA-Reise:
Zitat: | Hätte die deutsche Regierung ihre Ablehnung des Kriegs jemals ernst gemeint, würde sie jetzt ein Ende der Besatzung und den sofortigen Rückzug der amerikanischen und britischen Besatzungstruppen fordern. Aber das ist nicht ihre Reaktion.
Außenminister Joschka Fischer reiste in den vergangenen Tagen nach Washington, um seinem Amtskollegen und "Freund" Colin Powell bei der Schadensbegrenzung zu helfen und der angeschlagenen Regierung Unterstützung bei der Ausarbeitung einer UN-Resolution anzubieten. In seinen Gesprächen mit Powell und Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice wagte es Fischer nicht, die kriminellen Machenschaften der USA im Irak beim Namen zu nennen. Stattdessen übernahm er die beschönigende und verlogene Wortwahl des Pentagon.
Außenminister Fischer in Washington Die personifizierte Feigheit |
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#126453) Verfasst am: 18.05.2004, 14:59 Titel: |
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max hat folgendes geschrieben: | Ich befürchte, dies ist auch ein gefährlicher Irrglauben Es gibt zahlreiche Staaten ohne Sozialsystem und Demokratie, deren Bevölkerung trotzdem resigniert und nicht-revolutionär ist. |
Das stimmt zwar, allerdings gab es in diesen Staaten auch noch nie Aufklärung, Demokratie und Sozialsystem, während das in Germany bekannt ist. Und wenn die Leute merken, dass ihre geliebte Demokratie dahin ist, werden sie aufstehen.
Europa ist einfach mental soweit, dass sich die Leute einen Abbau der Demokratie nicht mehr gefallen lassen!
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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rabenkrähe Gast
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(#126486) Verfasst am: 18.05.2004, 17:05 Titel: |
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Tarvoc, ist das wirklich ernst gemeint?????
Zwar rechne ich es der deutschen Demokratie äußerst hoch an, daß die Okkupation der DDR friedlich und ohne Blutvergießen möglich war, wer hätte das zuvor jemals für möglich gehalten, aber daß die Masse den Kopf für die Demokratie hinhielte, das halte ich für völlig ausgeschlossen.
Ganz im Gegenteil halte ich totalitäre Entwicklungen für wesentlich leicher möglich.
Leider sind Entwicklungen meist materiell begründet. Massenarbeitslosigkeit, Massenelend, das sind Gründe, damit sich etwas bewegt, real betrachtet. Und gerade diese Phänomene, wie so viele andere, schreien nach starken Strukturen, dem starken Mann.
Zudem sind simple Lösungen und Entwicklungen den meisten leichter nachvollziehbar und zugänglicher, als kompliziertere, hinterfragende.
Eine Regierung, die verkündete: Ihr alle, die iihr das seid, müßt auf ein Prozent Eures Einkommens verzichten, damit es weitergehen kann, hätte keine Chance, eine Wahl zu gewinnen, sie hätte eher mit der fünf-Prozent-Hürde zu kämpfen.
Und wie gleichgültig hier die ersten deutschen Militäreinsätze im Ausland zur Kenntnis genommen wurden, wie begeistert, ja frenetisch unterstützt die Waffengänge der Demokratien England zum Beispiel gegen die Falkland Inseln (die operttenhafte Lachnummer) und der angeblichen Demokratie USA gegen diverse Staaten dieser Welt nicht nur hingenommen, sondern unterstützt wurden, zeigt, wie schnell der Masse durch Säbelrasseln zu imponieren ist.
Nein, also diese Vision, daß die Demokratie so stark sei, daß die Masse für sie stritte, die teile ich überhaupt nicht.
bin rabenkrähe
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Tarvoc would prefer not to.
Anmeldungsdatum: 01.03.2004 Beiträge: 44649
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(#126494) Verfasst am: 18.05.2004, 17:43 Titel: |
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rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Nein, also diese Vision, daß die Demokratie so stark sei, daß die Masse für sie stritte, die teile ich überhaupt nicht. |
Das stimmt ja auch im Moment noch nicht.
_________________ "Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#126495) Verfasst am: 18.05.2004, 17:45 Titel: |
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Tarvoc hat folgendes geschrieben: | rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Nein, also diese Vision, daß die Demokratie so stark sei, daß die Masse für sie stritte, die teile ich überhaupt nicht. |
Das stimmt ja auch im Moment noch nicht.  |
Wo gibt es im Moment überhaupt eine wirkliche Demokratie?
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#126523) Verfasst am: 18.05.2004, 19:58 Titel: |
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rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Leider sind Entwicklungen meist materiell begründet |
Leider? Momentan sehen wir eine Entdemokratisierung (Verlangerung von Entscheidungen weg von gewählten Gremien) und gleichzeitig Angriffe auf den Lebensstandard der Mehrheit der Bevölkerung (Sozialabbau, Lohnkürzungen, Einsparungen bei Bildung, Gesundheit) und eine Militarisierung der Innen- und Aussenpolitik. Die Gefährdung von demokratischen Errungenschaften und die Gefährdung der materiellen Voraussetzungen für ein vernünftiges Leben sind zwei Seiten der gleichen Medaille.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Eine Regierung, die verkündete: Ihr alle, die iihr das seid, müßt auf ein Prozent Eures Einkommens verzichten, damit es weitergehen kann, hätte keine Chance, eine Wahl zu gewinnen, sie hätte eher mit der fünf-Prozent-Hürde zu kämpfen. |
Genau dies sehen wir in allen Industriestaaten. Die Parteien, die den Lebensstandard der Mehrheit angreifen, verlieren immer mehr an Boden und sind nur wegen dem starken Rückgang der Wahlbeteiligung (siehe z.B. die Landtagswahlen in Bayern, die Wahlen in den USA) überhaupt noch nennenswert im Parlament vertreten. Eine Politik gegen die Mehrheit kann nicht demokratisch durchgesetzt werden. Deshalb werden auch undemokratische EU-Gremien und "unabhängige Zentralbanken" (deren Chefs sich aber sehr abhängig von anderen Bankern machen, siehe Welteke) etc. gestärkt.
Das Problem ist hier das gleiche, wie beim Sozialabbau: es fehlt eine glaubwürdige Alternative. Was den Aufbau einer neuen von den alten unabhängigen Arbeiterpartei umso dringlicher macht
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rabenkrähe Gast
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(#126664) Verfasst am: 19.05.2004, 03:41 Titel: |
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Moin, Moin Max.
Der von Dir wahrgenommenen Militarisierung steht entgegen, daß die Wehrpflicht aufgegeben werden soll.
Das empfinde ich wohlig als Schritt der hiesigen vorsichtigen Rücknahme der Militärisierung. Vor zehn Jahren hätte noch nichtmal einer von solcher Konsquenz zu sprechen gewagt.
An den Segen einer reinen Arbeiterpartei wage ich nicht zu glauben. Die Geschichte hat gezeigt, daß gerade diese Parteien stets äußerst zerstritten sind und schon deswegen wenig erfolgreich, was sich auch im Siechtum der hiesigen Gewerkschaften spiegelt.
Außerdem geht der prozentuale Anteil der Arbeiter an der Gesamtbevölkerung drastisch zurück, schon weil unsere Wirtschaft immer mehr zu Dienstleistungen und Arbeitslosigkeit tendiert, viele Produktionsstätten werden auch einfach ausgelagert in Niedriglohngebiete.
Alternative Vorstellungen gibt es durchaus, auch sehr gute, aber die Interessenvertreter nur zu vieler Gruppen stehen dem im Wege.
Eine meiner LieblingsVorstellungen ist das sogenannte negative Einkommen. Danach steht jedem Bürger ein Grundeinkommen von, schreiben wir mal, 1000 Euro zur Verfügung. Sozialhilfe, Arbeitslosengeld, Renten entfallen. Jeder hat ein verbrieftes Recht auf dieses Einkommen. Wer mehr braucht oder will, muß arbeiten und alles was über 1000 Euro liegt, würde versteuert.
Durch diese Variante würden nicht nur Unmengen an Beamten und Bediensteten des öffentlichen Dienstes eingespart, das System wäre einfacher und beispielsweise demütigende Nachweise an Arbeitsämter und Sozialämter entfielen.
Unter anderem Ralf Dahrendorf hat sich für diese Variante eingesetzt.
Herzlich
bin rabenkrähe
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frajo dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.08.2003 Beiträge: 11440
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(#126672) Verfasst am: 19.05.2004, 05:21 Titel: |
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rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Der von Dir wahrgenommenen Militarisierung steht entgegen, daß die Wehrpflicht aufgegeben werden soll.
Das empfinde ich wohlig als Schritt der hiesigen vorsichtigen Rücknahme der Militärisierung. Vor zehn Jahren hätte noch nichtmal einer von solcher Konsquenz zu sprechen gewagt. |
oh, oh - da kann ich dir überhaupt nicht zustimmen.
eine berufsarmee bedeutet keine entmilitarisierung, sondern, im gegenteil, eine militarisierung.
und zwar eine mit weniger personal und mehr gerät.
"professionelleres" personal, weniger zickig als wehrpflichtige, wenn es ans töten geht oder eine invasion abzuhaken ist oder wenn sonst irgendwelche gesetze zu brechen sind.
professionelleres gerät, um mit weniger mann-einsatz mehr zivilisten umbringen zu können.
notfalls auch im inland.
die usurpatoren der macht beginnen sich von der bevölkerung auf allen ebenen zu entkoppeln.
sie bereiten sich vor auf das, was sie - wenn auch nur klammheimlich - als "unausweichlich" bezeichnen, wenn sie meinen, daß sie von ihren bastionen ihrer macht und ihres wohlstands um keinen preis weichen wollen.
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frajo dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.08.2003 Beiträge: 11440
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(#126674) Verfasst am: 19.05.2004, 05:35 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: | Tarvoc hat folgendes geschrieben: | rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Nein, also diese Vision, daß die Demokratie so stark sei, daß die Masse für sie stritte, die teile ich überhaupt nicht. |
Das stimmt ja auch im Moment noch nicht.  |
Wo gibt es im Moment überhaupt eine wirkliche Demokratie?  |
kommt drauf an, was wir unter "wirklicher demokratie" verstehen.
für einen fischer oder einen schröder mag als "wirkliche demokratie" sich darstellen, was ihnen erlaubt, auch nach der billigenden inkaufnahme des tötens hunderter unschuldiger sowie nach vollzogenem gesetzesbruch weiterhin an dem ort zu bleiben, den ihre wähler als "da oben" begreifen.
für andere mag sie eher der real existierenden schweiz ähneln, jener merkwürdigen gesellschaft, die als letzte in EU das frauenwahlrecht einführte, wo die gewesenen wehrpflichtigen ihr gewehr alle zuhause im spind haben, wo kleine dörfer bei der frage, ob ein fremder sich bei ihnen niederlassen kann, frei von landesweiten politischen rücksichtnahmen für den fremden entscheiden können.
[ich habe keine ahnung von der schweiz und bitte um höfliche korrektur aller sachlichen fehler. die unsachlichen bitte belassen.]
und wieder andere leute verstehen unter "wirklicher demokratie" das immerwährende mühselige herantasten an eine bestenfalls asymptotisch erreichbare idee, an einen weg, der das ziel ist.
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notkerbakker Proud member of the EAC
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 1474
Wohnort: Rheinland
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(#126903) Verfasst am: 19.05.2004, 13:58 Titel: |
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rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Der von Dir wahrgenommenen Militarisierung steht entgegen, daß die Wehrpflicht aufgegeben werden soll.
Das empfinde ich wohlig als Schritt der hiesigen vorsichtigen Rücknahme der Militärisierung. Vor zehn Jahren hätte noch nichtmal einer von solcher Konsquenz zu sprechen gewagt. |
Hier gabs im FGH schon eine Diskussion um die jüngeren Entwicklungen bzgl Militarisierung, in der Max sich rege beteiligt hat.
Zitat: | Eine meiner LieblingsVorstellungen ist das sogenannte negative Einkommen. Danach steht jedem Bürger ein Grundeinkommen von, schreiben wir mal, 1000 Euro zur Verfügung. Sozialhilfe, Arbeitslosengeld, Renten entfallen. Jeder hat ein verbrieftes Recht auf dieses Einkommen. Wer mehr braucht oder will, muß arbeiten und alles was über 1000 Euro liegt, würde versteuert.
Durch diese Variante würden nicht nur Unmengen an Beamten und Bediensteten des öffentlichen Dienstes eingespart, das System wäre einfacher und beispielsweise demütigende Nachweise an Arbeitsämter und Sozialämter entfielen.
Unter anderem Ralf Dahrendorf hat sich für diese Variante eingesetzt. |
Die Idee der "negativen Einkommenssteuer" (oder auch "Bürgergeld", "Grundsicherung") gehört auch zu den von mir favorisierten Ideen.
_________________ "[Die Kirchen versuchen] ... das, was sie an unmittelbarem Einfluß auf die moderne Gesellschaft verloren haben, mittelbar durch staatskirchenrechtliche Institutionalisierung zurückzugewinnen" Der Staatsrechtler Konrad Hesse 1965.
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notkerbakker Proud member of the EAC
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 1474
Wohnort: Rheinland
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(#126924) Verfasst am: 19.05.2004, 14:27 Titel: |
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frajo hat folgendes geschrieben: | für andere mag sie eher der real existierenden schweiz ähneln, jener merkwürdigen gesellschaft, die als letzte in EU das frauenwahlrecht einführte, wo die gewesenen wehrpflichtigen ihr gewehr alle zuhause im spind haben, wo kleine dörfer bei der frage, ob ein fremder sich bei ihnen niederlassen kann, frei von landesweiten politischen rücksichtnahmen für den fremden entscheiden können.
[ich habe keine ahnung von der schweiz und bitte um höfliche korrektur aller sachlichen fehler. die unsachlichen bitte belassen.] |
Du hast deinen Fehler wohl schon selbst gemerkt!!?? Ist die Schweiz wirklich in der EU?
Zitat: | und wieder andere leute verstehen unter "wirklicher demokratie" das immerwährende mühselige herantasten an eine bestenfalls asymptotisch erreichbare idee, an einen weg, der das ziel ist. |
So in der Art verstehe ich das auch. Demokratie ist mE nichts per se statisches, das entweder "da" ist oder eben nicht "da" ist.
Da gerade ein Paralellthread zu Brandt läuft: das seinerzeitige Wahlkampfmotto "Mehr Demokratie wagen!" halte ich nach wie vor für eins der besten überhaupt, von denen wo ich kenne, und es zeigt mE eine Menge Verständnis für das Funktionieren von Demokratie an.
Manche neueren Entwicklungen - gerade zB rund um die EU und die EU-Verfassung - scheinen mir hingegen unter dem (unausgesprochenen) Motto "Weniger Demokratie wagen!" abzulaufen.
_________________ "[Die Kirchen versuchen] ... das, was sie an unmittelbarem Einfluß auf die moderne Gesellschaft verloren haben, mittelbar durch staatskirchenrechtliche Institutionalisierung zurückzugewinnen" Der Staatsrechtler Konrad Hesse 1965.
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rabenkrähe Gast
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(#127020) Verfasst am: 19.05.2004, 16:44 Titel: |
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Tachchen, noterbakker & frajo.
Jedes Militär ist schlecht, nach meiner Meinung. Gerade Berufsarmeen können besonders schlecht sein. Wenn es nach mir geht, werden alle Armeen dieser Welt abgeschafft und die ehemaligen Soldaten hüpfen mit Blumensträußen durch die Gegend, kümmern sich am alte, sieche, kranke, gebrechliche Menschen.
Ist aber leider irreal.
Wichtig ist deswegen aus meiner Sicht, daß mit der Abschaffung der Wehrpflicht die Zwangsverpflichtung nicht nachdenkender junger Menschen verhindert wird.
Als ich seinerzeit noch mein Gewissen überprüfen lassen mußte, um zunächst als KDV anerkannt zu werden, fragte ich die frechen Prüfer (unter anderem zwei Offiziere), warum eigentlich nicht die Soldaten eine Gewissensprüfung ablegen müßten, schließlich seien sie es, die gegen die hehren Grundsätze unserer christlich-demokratsichen Gesellschaft das Töten lernten.
Es stehen im Grundgesetz so locker 30 Artikel gegen die damit verstoßen wird.
Mein Ansatz ist, wenn mann so will, ein Radikaldemokratischer, also daß in dieser, unserer Gesellschaft alles okay ist, was freiwillig, aus eigener Überzeugung geschieht. Also muß ich auch tolerieren, wenn sich jemand für die Wehrmacht entscheidet (auch wenn ich für mich keinerlei Verständnis dafür habe).
Und unter diesem Aspekt ist die Aufhebung der Wehrpflicht ein Riesenschritt.
Daß da auch andere Zusammenhänge und Bedeutungen eine Rolle spielen, ist mir schon klar. Nur das 18jährige, die vor allem Fun, das Saufen und Mädels im Kopf haben, noch dabei sind, sich eine Meinung zu bilden, zum Töten und Mißhandeln für irgendwas, dem sie sich eh nichtverbunden fühlen, herangezogen werden, sich nun unabhängig davon entfalten und erstmal selber finden und ausrichten können, das gefällt mir und ich halte es auch nicht für unwichtig.
Die Diskussion darob mit Max habe ich noch nicht gefunden, in welchem thread ist sie?
herzlich
bin rabenkrähe
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#127061) Verfasst am: 19.05.2004, 19:57 Titel: |
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rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Die Diskussion darob mit Max habe ich noch nicht gefunden, in welchem thread ist sie? |
notkerbakker brachte doch schon den Link zu:
Sparen und die Aufrüstung der Bundeswehr
Ich sehe die Berufsarmee so wie frajo. Es ist keine Entmilitarisierung, sondern dient nur dazu, eine Armee mit einer anderen Aufgabe - Angriff statt Landesverteidigung - zu schaffen. Hierfür sind weniger Soldaten notwendig, die aber besser ausgerüstet und ausgebildet sein müssen. Und auch distanzierter von der Bevölkerung sind ("professioneller"), so dass sie auch bei den ganzen Kriegsverbrechen (z.B. Angriffskriege) willig mitmachen.
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rabenkrähe Gast
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(#127151) Verfasst am: 20.05.2004, 02:43 Titel: |
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Moin Max.
Danke ich habs gefunden und resigniert. Da muß ich mich mal ganz in Ruhe hineinlesen, ist ja keine leichte Problematik.....
So belasse ich es im MOment mit zwei kurzen Anmerkungen zu Aktualitäten:
Einer zur Taktikveränderung bei den Amerikanern, die nun, nachdem ihree Folterei aufgefallen ist, sich an Hochzeitsgesellschaften gütlich halten....
Und einer zu dieser hammerharten Verurteilung von ihrem Soldaten. Höchststrafe: Er wurde aus der Armee entlassen!!!!!!!!!
Darum werden ihn viele beneiden.
Und ein Jahr Haft, allerdings ganz sicher nicht in Guantanamo... Oder doch? In den Zimmern der Wachmannschaften?
Ich nehme auch mal an, daß er nicht für die Folterungen verurteilt wurde, sondern für die Unverschämtheit, daß seine ach so schönen Fotos an die Öffentlichkeit gelangten.....
bin rabekrähe
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frajo dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.08.2003 Beiträge: 11440
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(#127174) Verfasst am: 20.05.2004, 04:11 Titel: |
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notkerbakker hat folgendes geschrieben: | frajo hat folgendes geschrieben: | für andere mag sie eher der real existierenden schweiz ähneln, jener merkwürdigen gesellschaft, die als letzte in EU das frauenwahlrecht einführte, wo die gewesenen wehrpflichtigen ihr gewehr alle zuhause im spind haben, wo kleine dörfer bei der frage, ob ein fremder sich bei ihnen niederlassen kann, frei von landesweiten politischen rücksichtnahmen für den fremden entscheiden können.
[ich habe keine ahnung von der schweiz und bitte um höfliche korrektur aller sachlichen fehler. die unsachlichen bitte belassen.] |
Du hast deinen Fehler wohl schon selbst gemerkt!!?? Ist die Schweiz wirklich in der EU? |
der fehler bestand in der faulheitsbedingten verwendung des kürzels "EU"; ich hätte schreiben müssen "europa".
Zitat: | Manche neueren Entwicklungen - gerade zB rund um die EU und die EU-Verfassung - scheinen mir hingegen unter dem (unausgesprochenen) Motto "Weniger Demokratie wagen!" abzulaufen. |
es handelt sich dabei m.e. um einen zielstrebigen rückbau demokratischer errungenschaften zugunsten jener kreise, deren außerordentliches wohlergehen ansonsten gefährdet wäre, durch jene kreise, die sich als wasserträger ersterer ein relativ angenehmes leben zu ermöglichen trachten.
und nur letzteres ist der sinn der unangemessen hohen vergütungen für parlamentarier, nicht die ständig wiedergekaute, doch niemals praktizierte "verantwortung".
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#127176) Verfasst am: 20.05.2004, 07:47 Titel: |
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rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | An den Segen einer reinen Arbeiterpartei wage ich nicht zu glauben. Die Geschichte hat gezeigt, daß gerade diese Parteien stets äußerst zerstritten sind und schon deswegen wenig erfolgreich, was sich auch im Siechtum der hiesigen Gewerkschaften spiegelt.
Außerdem geht der prozentuale Anteil der Arbeiter an der Gesamtbevölkerung drastisch zurück, schon weil unsere Wirtschaft immer mehr zu Dienstleistungen und Arbeitslosigkeit tendiert, viele Produktionsstätten werden auch einfach ausgelagert in Niedriglohngebiete. |
Die Geschichte hat gezeigt, dass diese Parteien stets äusserst zerstritten sind? Wenn du meinst. Diese Darstellung ist mir lieber als die Legende von den Bolschewiki als Partei ohne interne Demokratie und Diskussionskultur
Der Grossteil der Beschäftigten im Dienstleistungssektor gehört der Arbeiterklasse an, wie auch die Arbeitlosen Heute ist der prozentualle Anteil der Arbeiterklasse an der Bevölkerung eher höher, als vor 50 Jahren. Und es werden auch die meisten Arbeitsplätze nicht einfach verlagert, sondern wegrationalisiert. Ein Beispiel dafür, dass der vorhandene technische Fortschritt nicht der Mehrheit zugute kommt, sondern nur den Kapitalisten.
Dies liegt aber daran, dass man sie (und die Regierung) machen lässt. Das Problem ist nicht eine zerstrittene Arbeiterklasse und Gewerkschaften, sondern dass diese heute immer noch viel zu sehr an die SPD (und teilweise die Grünen, was noch schlimmer ist) gebunden ist und deshalb nicht gegen die Regierung vorgeht. Es hilft aber gar nichts, wenn man eine Reform vorschlägt (negative Einkommen). Das Problem sind nicht neue Konzepte, sondern eine fehlende Kraft diese durchzusetzen.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | So belasse ich es im MOment mit zwei kurzen Anmerkungen zu Aktualitäten:
Einer zur Taktikveränderung bei den Amerikanern, die nun, nachdem ihree Folterei aufgefallen ist, sich an Hochzeitsgesellschaften gütlich halten.... |
Man kann sich die Panik dieser US-Soldaten in den Kampfhubschraubern gut vorstellen. Da sitzen sie in ihrem modernsten Waffensystemen und sehen ein Paar Freudenschüsse in die Luft als Bedrohung an und feuern mit allem was sie haben
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#127190) Verfasst am: 20.05.2004, 10:26 Titel: |
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Angeblich sollen US-Soldaten das Geschehen aus der Nähe gesehen haben. Da muss denen doch auffallen, dass es sich nur um ne Hochzeit handelt.
Außerdem gab es so einen Vorfall schon in Afghanistan, da muss man doch draus lernen können.
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Zamis Gast
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(#127194) Verfasst am: 20.05.2004, 11:13 Titel: |
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narziss hat folgendes geschrieben: | Angeblich sollen US-Soldaten das Geschehen aus der Nähe gesehen haben. Da muss denen doch auffallen, dass es sich nur um ne Hochzeit handelt.
Außerdem gab es so einen Vorfall schon in Afghanistan, da muss man doch draus lernen können. |
Im Rahmen des Nato-Einsatzes waren es auch amerikanische Streitkräfte, die einen Flüchtlingstrek im Kosovo bombardierten, da die Piloten einen Traktor als Kampfgerät identifiziert hatten, daß unter den Flüchtenden wohl irgendwohin "geschmuggelt" werden sollte. Daß ist wohl das was immer als Kollateralschäden bezeichnet wird, oder was abgestumpfte Kriegslogiker als "Späne beim Hobeln" bezeichnen...
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Critic oberflächlich
Anmeldungsdatum: 22.07.2003 Beiträge: 16338
Wohnort: Arena of Air
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(#127437) Verfasst am: 20.05.2004, 23:26 Titel: |
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Es sind auch (laut BBC) wieder neue Bilder aufgetaucht. Soldaten haben sich grinsend zusammen mit zumindest einer Leiche ablichten lassen, die die Torturen überstanden hatte. Nach dem Motto: "Wieder ein Terrorverdächtigenschwein weniger."
______________
In Deutschland nicht erlaubt, habe ich sowohl zu den Schüssen in Gaza als auch über die neuerlichen Atrocities im Irak gedacht, den (zumindest bis 1934) offiziell verwendeten Gruß für die Fahne der USA zu benutzen. (Tip: "Heil...")
_________________ "Die Pentagon-Gang wird in der Liste der Terrorgruppen geführt"
Dann bin ich halt bekloppt.
"Wahrheit läßt sich nicht zeigen, nur erfinden." (Max Frisch)
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rabenkrähe Gast
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(#127471) Verfasst am: 21.05.2004, 03:33 Titel: |
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Moin, Moin.
Da wird noch einiges an Fotos auftauchen, und das ist auch gut so. Es wird zwar nix ändern, aber es wird jene, die dieAugen nicht vor diesen menschenunwürdigen Perversionen verschließen wollen, stärken, in dem Sinne stärken, daß sie sich weiterhin nichts vormachen lassen und damit jene, die so einen Dreck veranlassen oder ermöglichen, dies nicht gänzlich unbeobachtet tun können.
Ist ja vielleicht auch für angebliche Saubermänner peinlich, wenn nicht dran vorbeigesehen werden kann, daß sie Dreck am Stecken haben.
.........
@Max:
Du meinst also nicht Arbeiter, sondern lohnabhängige Menschen.
Die sind ja, wenn überhaupt jemals durch irgendwen, dann von den Gewerkschaften wirklich vertreten worden.
Deine Anmerkung, es fehlten jene, die etwas durch- und umsetzen könnten, ist nur zu berechtigt.
Heutzutage wird jedem Menschen, vornehnlich jedem Lohnabhängigen vor Augen geführt, wie überflüssig und leichg austauschbar er ist.
für mich eine der schlimmsten Entwicklungen der Gegenwart.
Zumal gerade sie die Ellenbogenmentalität fördert.
Daß indes das Wohlergehen der Arbeitnehmerschaft nicht nur etwas mit den bösen Kapitalisten zu tun hat, beweisen die bundesrepublikanischen 60er und 70er Jahre. Damals konnten Lohnabhängige fast alles durchsetzen, errangen hohe soziale Zugeständnisse, Lohnsteigerungen, die pro Jahr bis zu 12 Prozent lagen.
Der Grund war einfach der, daß es nicht genügend Arbeitskräfte gab.
Auch diesbezüglich ist der Markt das erfolgreichste regulativ, das allerdings versagen muß, wenn die Eckdaten nicht mehr stimmen und wenn Entwicklungen die regionalen Märkte zerstören, wie beispielsweise durch die schwachsinnige Globalisierung, die, wenn überhaupt jemandem, ausschließlich den Amerikanern dient, die die Märkte damit auf sich zugeschnitten haben.
Herzlich
bin rabenkrähe
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#127476) Verfasst am: 21.05.2004, 08:00 Titel: |
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Schöne Kolumne
Zitat: | Was für eine Gemeinheit: So ein schöner, anständiger Krieg war das, und dann kommen ein paar Privatsadisten und machen alles kaputt! Richtige Soldaten würden so etwas niemals tun: demütigen, quälen, foltern. Soldaten sind Sportler, Fair Play ist ihr höchstes Gut, auch beim Umbringen. Da geht alles mit rechten Dingen zu. |
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#127478) Verfasst am: 21.05.2004, 08:43 Titel: |
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rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | @Max:
Du meinst also nicht Arbeiter, sondern lohnabhängige Menschen. |
Mit 'Arbeiterklasse' wurden zumindest in marxistischer Literatur noch nie nur Fabrikarbeiter oder nur solche bezeichnet, die in ihrem Vertrag das Wort 'Arbeiter' stehen haben.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben: | Auch diesbezüglich ist der Markt das erfolgreichste regulativ, das allerdings versagen muß, wenn die Eckdaten nicht mehr stimmen und wenn Entwicklungen die regionalen Märkte zerstören, wie beispielsweise durch die schwachsinnige Globalisierung, die, wenn überhaupt jemandem, ausschließlich den Amerikanern dient, die die Märkte damit auf sich zugeschnitten haben. |
Erfolgreicher Regulativ? Wo? Im übrigen profitieren von der Globalisierung deutsche Grosskonzerne gewaltig. Schliesslich sind "wir" Exportweltmeister
Es ist ein zwangsläufiger Prozess der kapitalistischen Entwicklung, dass sich globalen Handel und Kapitalexport entwickelt (was heute als Globalisierung bezeichnet wird, von Marxisten als Imperialismus). Abgeschottete "regionale Märkte" können unter kapitalistischen Bedingungen überhaupt nicht über längere existieren und dann auch nur durch eine politsche Abschottung, die von einer entsprechenden militärischen Aufrüstung begleitet ist. Ich sehe in solchen autarken Märkten auch keinen Vorteil, da die internationale Zusammenarbeit bei der Produktion eigentlich einen gewaltigen Fortschritt darstellt. Nur im Kapitalismus kommt dieser Fortschritt in erster Linie den Kapitalisten zugute, während die Arbeiterklasse (und auch die Bauern und andere Teile der Mittelschichten) von diesem Fortschritt zwar ab und zu bessere Produkte erhalten, aber im wesentlichen Arbeitslosigkeit, Pleiten von Kleinstunternehmern und Kürzungsdruck auf Löhne und Sozialleistungen haben.
Da der Kapitalismus auf Nationalstaaten beruht, ist auch die zunehmende Militarisierung zwangsläufig. Die Grosskonzerne und der Staatsapparat sind immer stärker vernetzt - insbesondere in den Grossmächten - so dass sich die Konkurrenz zwischen den Konzernen auf eine Konkurrenz zwischen den Staaten überträgt. Deshalb ist die EU auch keine Alternative zum US-Imperialismus, sondern wird sich - falls sie je ein gemeinsames Militär aufbauen können - sich mindestens genauso aufführen. Durch die bestehenden Verhältnisse ist auch jede Regierung gezwungen, diese Politik zu machen - unabhängig von ihren Wahlversprechen und ihrer politischen Ausrichtung. Dies wird sehr deutlich dadurch, dass in der BRD die SPD und die Grünen - also ehemals linke Parteien mit einer langen antimilitaristischen Tradition - für zwei Angriffskriege und die Unterstützung eines weiteren verantwortlich ist. Ein weiteres Beispiel ist Blair, der von den Rechten nicht mehr zu unterscheiden ist. Es braucht also nicht einfach eine Abwahl von Leuten wie Bush, sondern eine grundlegende gesellschaftliche Veränderung.
_________________ Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollen Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlicher Mindestlohn!
The only general I like is called strike
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#127497) Verfasst am: 21.05.2004, 10:39 Titel: |
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Augenzeuge beschreibt Todesfall durch US-Folter im Irak
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
Zuletzt bearbeitet von Ralf Rudolfy am 21.05.2004, 10:59, insgesamt einmal bearbeitet |
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Heike N. wundert gar nix mehr
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 26138
Wohnort: Bottrop
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(#127498) Verfasst am: 21.05.2004, 10:43 Titel: |
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Falscher Link.
_________________ God is Santa Claus for adults
Front Deutscher Äpfel (F.D.Ä.) - Nationale Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst
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Ralf Rudolfy Auf eigenen Wunsch deaktiviert.
Anmeldungsdatum: 11.12.2003 Beiträge: 26674
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(#127506) Verfasst am: 21.05.2004, 10:58 Titel: |
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Heike N. hat folgendes geschrieben: |
Falscher Link. |
Nanü? Hier nochmal:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,300791,00.html
_________________ Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk. (Carl Schmitt)
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rabenkrähe Gast
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(#127544) Verfasst am: 21.05.2004, 13:11 Titel: |
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Guten Tach, Max.
Da der Bezug zu den traurigen Vorgängen im Zusammenhang mit den Folterungen im Irak durch unsere Ökonomie-Debatte immer diffuser wird, wechsel ich mal mit dem Teil in einen neuen thread, den ich gleich unter "Kapitalismus" eröffne.
bin rabenkrähe
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max registrierter User
Anmeldungsdatum: 18.07.2003 Beiträge: 3055
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(#128491) Verfasst am: 23.05.2004, 10:28 Titel: |
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Ein Artikel aus dem Wall Street Journal (!!), der aufzeigt, dass es die US-Regierung nicht plant, den Irak in absehbarer Zeit wirklich unabhängig werden zu lassen:
Zitat: | As Washington prepares to hand over power, US administrator Paul Bremer and other officials are quietly building institutions that will give the US powerful levers for influencing nearly every important decision the interim government will make. In a series of edicts earlier this spring Mr Bremer's Coalition Provisional Authority (CPA) created new commissions that effectively take away virtually all of the powers once held by several ministries. The CPA also established an important new security adviser position which will be in charge of training and organising Iraq's new army and paramilitary forces, and put in place a pair of watchdog institutions that will serve as checks on individual ministries and allow for continued US oversight. Meanwhile the CPA reiterated that coalition advisers will remain in virtually all remaining ministries after the handover. In many cases these US and Iraqi proxies will serve multi-year terms and have significant authority to run criminal investigations, award contracts, direct troops and subpoena citizens. The new Iraqi government will have little control over its armed forces, lack the ability to make or change laws, and be unable to make major decisions within specific ministries without tacit US approval, say US officials and others familiar with the plan.
Quelle: Behind the Scenes, U.S. Tightens Grip On Iraq's Future |
Siehe auch The fake Iraq handover US to hold power after 30 June
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narziss auf Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.07.2003 Beiträge: 21939
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(#128496) Verfasst am: 23.05.2004, 10:35 Titel: |
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Und vor einigen Tagen hat Colin Powell noch gesagt, dass die Amerikaner ihre Truppen abziehen, wenn die irakische Regierung es so wünscht.
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rabenkrähe Gast
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(#128626) Verfasst am: 23.05.2004, 14:01 Titel: |
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tja, die Amerikaner sagen viel. Alles Show.
Aber der Verteidigungsminister hat jetzt endlich den entscheidenden Schritt gewagt, der alles ändern wird: Er hat Fotohandies und andere Digicams für die im Irak stationierten Truppen untersagt.
Weil doch mit den Teilen die FolterFotos gemacht worden sind.
Jaja, nicht die Tat zählt, sondern daß darüber berichtet wurde, es ist immerimmerimmer wieder dasselbe.
bähhhhhhhhhhhhh
bin rabenkrähe
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