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Kapitalismus
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rabenkrähe
Gast






Beitrag(#127548) Verfasst am: 21.05.2004, 13:31    Titel: Kapitalismus Antworten mit Zitat

Mit 'Arbeiterklasse' wurden zumindest in marxistischer Literatur noch nie nur Fabrikarbeiter oder nur solche bezeichnet, die in ihrem Vertrag das Wort 'Arbeiter' stehen haben.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Auch diesbezüglich ist der Markt das erfolgreichste regulativ, das allerdings versagen muß, wenn die Eckdaten nicht mehr stimmen und wenn Entwicklungen die regionalen Märkte zerstören, wie beispielsweise durch die schwachsinnige Globalisierung, die, wenn überhaupt jemandem, ausschließlich den Amerikanern dient, die die Märkte damit auf sich zugeschnitten haben.

Erfolgreicher Regulativ? Wo? Im übrigen profitieren von der Globalisierung deutsche Grosskonzerne gewaltig. Schliesslich sind "wir" Exportweltmeister

Es ist ein zwangsläufiger Prozess der kapitalistischen Entwicklung, dass sich globalen Handel und Kapitalexport entwickelt (was heute als Globalisierung bezeichnet wird, von Marxisten als Imperialismus). Abgeschottete "regionale Märkte" können unter kapitalistischen Bedingungen überhaupt nicht über längere existieren und dann auch nur durch eine politsche Abschottung, die von einer entsprechenden militärischen Aufrüstung begleitet ist. Ich sehe in solchen autarken Märkten auch keinen Vorteil, da die internationale Zusammenarbeit bei der Produktion eigentlich einen gewaltigen Fortschritt darstellt. Nur im Kapitalismus kommt dieser Fortschritt in erster Linie den Kapitalisten zugute, während die Arbeiterklasse (und auch die Bauern und andere Teile der Mittelschichten) von diesem Fortschritt zwar ab und zu bessere Produkte erhalten, aber im wesentlichen Arbeitslosigkeit, Pleiten von Kleinstunternehmern und Kürzungsdruck auf Löhne und Sozialleistungen haben.

Da der Kapitalismus auf Nationalstaaten beruht, ist auch die zunehmende Militarisierung zwangsläufig. Die Grosskonzerne und der Staatsapparat sind immer stärker vernetzt - insbesondere in den Grossmächten - so dass sich die Konkurrenz zwischen den Konzernen auf eine Konkurrenz zwischen den Staaten überträgt. Deshalb ist die EU auch keine Alternative zum US-Imperialismus, sondern wird sich - falls sie je ein gemeinsames Militär aufbauen können - sich mindestens genauso aufführen. Durch die bestehenden Verhältnisse ist auch jede Regierung gezwungen, diese Politik zu machen - unabhängig von ihren Wahlversprechen und ihrer politischen Ausrichtung. Dies wird sehr deutlich dadurch, dass in der BRD die SPD und die Grünen - also ehemals linke Parteien mit einer langen antimilitaristischen Tradition - für zwei Angriffskriege und die Unterstützung eines weiteren verantwortlich ist. Ein weiteres Beispiel ist Blair, der von den Rechten nicht mehr zu unterscheiden ist. Es braucht also nicht einfach eine Abwahl von Leuten wie Bush, sondern eine grundlegende gesellschaftliche Veränderung.

Guten Tach, Max.

Ich denke, daß das sehr differenziert werden sollte.

Da sind zunächst mal die von Dir inkriminierten Kapitalisten als Kapitalinhaber, die im Wirtschaftszirkus in Konkurrenz stehen zu den Elementen Arbeit und Boden. Diese drei Elemente sind aufeinander angewiesen, in einer gesunden Wirtschaft sollten sie harmonieren, eine Ganzheit bilden.
Leider tun sie das selten.
Das Kapital an sich ist erstmal nicht schlecht, ohne Kapital kann keine Wirtschaft funktionieren.
Zwei einfache Beispiele dazu, die rein sachlich gemeint sind:
Das einige Wenige viel Geld haben, stört an sich nicht weiter. Wenn diese Wenigen nur Filets essen, bleiben die Reste vom Fleisch für jene, die sich nicht so viel leisten können, es wird also kein Überschuß produziert, sondern das "Wirtschaftsgut" wird ganz und gar benötigt und benutzt.
(Kleine Entschuldigung für dieses Beispiel an die Vegetarier und Veganer).

Anderes Beispiel: Wenn Wenige reisen können, macht das nichts weiter, gesamtgesellschaftlich gesehen. Wenn alle reisen können und wollen, dann wird es schwierig, dann kommt es zu schlimmen Folgen (Landschaftszerstörung, Energieverschwendung, Umweltfolgen etc).

Will heißen: Nifht der Reichtum weniger zerstört, sondern der Massenwohlstand tut es.
Das gilt für Umwelt, Energie, Rohstoffe undundund.

(Nicht falsch verstehen: Ich bin für Massenwohlstand, meine Entwicklung ist "obejktiv" gemeint).

Die von Dir eingebrachten politischen Aspekte sind absolut zutreffend, sie haben mit dem Kapital aber relativ wenig oder nur bedingt zu tun, denn bei den von Dir benannten Strukturen geht es nicht ums Geld, sondern um Macht und MachtMißbrauch.
Der könnte, theoretisch, auch dem Element Arbeit zukommen.

was indes seltener geschieht, denn zum wirtschaftlichen Geschehen ist erstmal das Kapital wichtig, ohne das sich keine Betriebsstätten schaffen, keine Rohstoffe kaufen, keine Arbeit bezahlen läßt.
Kapital spielt nicht nur dort eine Rolle, es spielt auch im Gemeinwesen die entscheidende Rolle, kein Kindergarten, kein Krankenhaus läßt sich ohne Kapital errrichten.

Das wiederum bedingt die Abhängigkeit des Staates vom Kapital und den Kapitalgebern.

Die von Dir aufgeworfenen Fragen würde ich deshalb für mich so abwandeln, daß es nicht das Ziel wäre, unbedingt den Faktor Arbeit/ Lohnabhängigkeit unangemessen in den Mittelpunkt zu stellen, sondern die jenigen und das, was Macht hat, besser zu kontrollieren und in die Verantwortung zu nehmen.
Wie ich an anderer Stelle schon mal schrieb, steht in unserem Grundgesetz der hehre Satz "Eigentum verpflichtet", nur haben leider die Eigentum nicht den ebenfalls an anderem Ort angesprochenen "Radikalenerlaß" unterschreiben müssen, sondern Lohnabhängige, die diese Macht eben nicht haben.
Ihnen könnte, real, die Macht der Kontrolle zukommen. Und dazu zu kommen, wäre in der Tat ein Schritt.

Herzlich

bin rabenkrähe Anbetung des lila Einhorns
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Tarvoc
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Beitrag(#127774) Verfasst am: 21.05.2004, 19:10    Titel: Re: Kapitalismus Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Das einige Wenige viel Geld haben, stört an sich nicht weiter. Wenn diese Wenigen nur Filets essen, bleiben die Reste vom Fleisch für jene, die sich nicht so viel leisten können, es wird also kein Überschuß produziert, sondern das "Wirtschaftsgut" wird ganz und gar benötigt und benutzt.


rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Will heißen: Nifht der Reichtum weniger zerstört, sondern der Massenwohlstand tut es.


Ich finde diese Einstellung absolut menschenverachtend, denn sie rechtfertigt die totale Ausbeutung der unteren Klassen durch die Oberen!
In Anlehnung an das Wort "rassistisch" würde ich eine solche Einstellung als "klassistisch" bezeichnen.


Anmerkung: Ich bin keinesfalls gegen die Einrichtung, die man "Privateigentum" nennt, und ich bin auch kein Kommunist. Ich glaube nur, dass der Kapitalismus auf ganzer Linie versagt hat, was die Aufrichtung eines humanen Systems angeht, und deshalb über kurz oder lang scheitern wird. Ausserdem ist es auch falsch, den Begriff "Kapital" notwendig mit "Kapitalismus" zu verknüpfen. Für die Existenz von Kapital ist kein Kapitalismus nötig! Kapital gab es z.B. auch im Merkantilismus oder sogar im Realsozialismus!
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
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Beitrag(#127776) Verfasst am: 21.05.2004, 19:23    Titel: Antworten mit Zitat

Es geht ja nicht darum, dass es überhaupt Kapital gibt, sondern um die Frage, in wessen Händen es ist und was damit geschehen darf. Auch sind Kommunisten nicht unbedingt gegen Privateigentum. Meine Unterhose und meine Zahnbürste dürfen mir gehören, denn damit beute ich keine anderen Menschen aus.

Es geht vielmehr um die Frage, ob Produktionsstätten in privatem Besitz sein dürfen, vor allem solche Produktionsstätten, die der Besitzer nicht selber betreiben kann, sondern für die er Arbeiter benötigt. Es geht um die Frage, ob es gerecht ist, dass jemand dauerhaft Einkünfte aus seinem Besitz bezieht und ihn somit immer weiter vermehrt, während andere sich für ihre bescheidenen Einkünfte immer wieder neu verkaufen müssen.
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Falameezar
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Beitrag(#127791) Verfasst am: 21.05.2004, 20:19    Titel: Re: Kapitalismus Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:

Die von Dir aufgeworfenen Fragen würde ich deshalb für mich so abwandeln, daß es nicht das Ziel wäre, unbedingt den Faktor Arbeit/ Lohnabhängigkeit unangemessen in den Mittelpunkt zu stellen, sondern die jenigen und das, was Macht hat, besser zu kontrollieren und in die Verantwortung zu nehmen.
Wie ich an anderer Stelle schon mal schrieb, steht in unserem Grundgesetz der hehre Satz "Eigentum verpflichtet", nur haben leider die Eigentum nicht den ebenfalls an anderem Ort angesprochenen "Radikalenerlaß" unterschreiben müssen, sondern Lohnabhängige, die diese Macht eben nicht haben.
Ihnen könnte, real, die Macht der Kontrolle zukommen. Und dazu zu kommen, wäre in der Tat ein Schritt.


Dies kann nur funktionieren, wenn ein Tabu gebrochen wird, nämlich die Kontrolle über die Produktionsmittel. Die Demokratisierung dieser P. wäre zB eine solche Machtkontrolle. Dies würde allerdings voraussetzen, um auf dem Boden des GG zu bleiben, daß die Arbeitnehmer der Unternehmen Mehrheitseigentümer ihres Betriebes werden müßten, also nicht die Verstaatlichung der Unternehmen. Dies würde aber auch zur Folge haben (müssen), daß die Schaffung von Kapital durch Kapital (= unproduktiver Wert) mittels Aktienspekulationen und Zinsen ausgeschlossen werden muß.

Im Endzustand wäre eine freie Wirtschaft denkbar, deren Unternehmen von allen Belastungen befreit (Steuern, Sozialabgaben etc.) wären, jedoch nicht die "Unternehmer" selbst, da diesen die Nettogewinne der Arbeit zufließen würden. Aus diesen Gewinnausschüttungen haben die Unternehmer (= Arbeitnehmer) sowohl die, an den Staat delegierten Aufgaben zu begleichen (Steuern) als auch ihre eigene soziale und medizinische Absicherung.

M.E. hätte ein solches Modell noch weitere Vorzüge:

1) Motivationschub für die Mitarbeiter (heute haben ca. 80% aller AN innerlich gekündigt) und flexible Arbeitszeit- und Entgeltgestaltung wäre möglich, je nach Unternehmenserfordernissen.

2) Politikverdrossenheit wird zurückgehen, da jeder Arbeitnehmer ein ureigenes Interesse an der Verwendung seiner Abgaben heben würde.

3) Eine Kapitalflucht im großen Rahmen kann nicht mehr erfolgen.

4) Verringerung von "toten", also unproduktiven Projekten, welche laut einer mehrjährigen Umfrage bei Unternehmensmanagern jährlich einen geschätzten Schaden von 120-140 Milliarden (ich hab mich nicht verschrieben!!!) verursachen.
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Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.

Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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Tarvoc
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Beitrag(#127815) Verfasst am: 21.05.2004, 21:48    Titel: Antworten mit Zitat

Wow, Falameezar! Echt geniale Ausführungen! Ich bin weitgehend ähnlicher Meinung, aber so ausführlich ausgeführt hatte ich es noch nicht!

Btw. klick' mal auf den Link in meiner Sig!
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rabenkrähe
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Beitrag(#127916) Verfasst am: 22.05.2004, 02:57    Titel: Antworten mit Zitat

Guten Morgen.

@Tarvoc

Menschenverachtend ist ein heftiger Begriff, Du solltest ihn nicht einfach in den Raum stellen, sondern dann auch schon detailliert erläutern, zumal ich eine Gegebenheit neutral, unverziert von meiner Meinung und Sicht dargestellt hatte.

Noch ein Beispiel:
Alle gut sechs Milliarden Menschen dieser Welt hätten ein Auto. Das wäre Massenwohlstand.
(Ich gönne jedem nicht nur ein, ich gönne jedem so viele Autos, wie er haben möchte... das nur nebenbei....)
Nur leider würde das die Rohstoff- und Energieausbeutung forcieren, die Umweltschädigungen potenzierten sich, druch Schadstoffe, durch Abgase, durch Verschrottung undundundund. Lanndschaft würde zersiedelt, neue Straßen müßten gebaut werden, mehr Menschen kämen durch Unfälle ums Leben oder würden Krüppel.
Aber den Wirtschaften ginge es wahrscheinlich relativ gut, wie auch den vielen Arbeitnehmern, die in der Produktion und der Zulieferindustrie arbeiteten (jeder siebte Arbeitsplatz hat hierzulande was mit der Autoindustrie zu tun).

Nun erläutere mir doch mal bitte an diesem Beispiel, was warum und wie menschenverachtend oder menschenverachtender als das andere ist???

@Flameezar
Du entwickelst da so schwungvoll ein Modell, das mir ganz schwindlig wird.
Es erschließt sich mir auch nicht ganz, außer, daß es eine hübsche Theorie ist, ich werde darüber auch noch nachdenken, aber zwei Dinge, die fielen mir schon sehr ins Auge:
a) Die Arbeitnehmerschaft soll also die Kontrolle über die Produktionsmittel übernehmen. So so. Wer ist das bitte? Wie sollen sie sich orgaisieren, nach welchem Modell? Wer soll sie vertreten?
Und wer ist die Arbeitnehmerschaft? Derjenige, der 30 Jahre dem Betrieb zugehört, oder die Aushilfe, die da drei Wochen arbeitet?
Wie sollen deren ungleiche Interessen auf einen Nenner gebracht werden?
Wo soll das Kapital für die Produktionsmittel herkommen oder fallen die vom Himmel?
Wer woll eventuelle Verluste tragen, wenn der Betrieb mal nicht so läuft?

b) Du kritisierst Aktien? Warum? Sie wären ein geeignetes Mittel der Lohnabhängigen, Besitz an ihrem Unternehmen zu nehmen.
Bloß: Warum gibt es kaum ein Unternehmen, deren Arbeitnehmer den Unternehmensbesitz durch Aktien sich nahmen?
Obwohl das zumindest zu Zeiten des "Neuen Marktes" durchaus möglich gewesen wäre.
Und vergiß bei diesem Gedankenspiel das böse Großkapital, die Möglichkeit zur Betriebsübernahme wäre durchaus gegeben gewesen, in diversen Unternehmen, es gab auch Modelle. sie haben sich alle, bis auf drei oder vier Ausnahmen, nicht durchsetzen können.

Herzlich

bin rabenkrähe Anbetung des lila Einhorns
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max
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Beiträge: 3055

Beitrag(#127937) Verfasst am: 22.05.2004, 09:03    Titel: Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Da sind zunächst mal die von Dir inkriminierten Kapitalisten als Kapitalinhaber, die im Wirtschaftszirkus in Konkurrenz stehen zu den Elementen Arbeit und Boden. Diese drei Elemente sind aufeinander angewiesen, in einer gesunden Wirtschaft sollten sie harmonieren, eine Ganzheit bilden.
Leider tun sie das selten.
Das Kapital an sich ist erstmal nicht schlecht, ohne Kapital kann keine Wirtschaft funktionieren.

Das Problem ist nicht Geld, sondern ein soziales Verhältnis. Die Kapitalisten leben von der Ausbeutung von Arbeitern, ihr Reichtum stammt aus dieser Ausbeutung. Zu dieser Ausbeutung sind sie in der Lage, weil sie die Produktionsmittel kontrollieren, während die Masse der Menschen ohne Zugang zu Produktionsmitteln ist und deshalb ihre Arbeitskraft verkaufen müssen um überleben zu können (was glücklicherweise noch etwas durch den Sozialstaat relativiert wird).
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Du kritisierst Aktien? Warum? Sie wären ein geeignetes Mittel der Lohnabhängigen, Besitz an ihrem Unternehmen zu nehmen.

Nein, da den Arbeitern einfach die Mitteln hierfür fehlen. Es gibt zwar einzelne Konzerne, die Aktien an die Beschäftigen ausgegeben haben. Dies war aber eine ideologische Massnahme, um zu erreichen, dass sich die Arbeiter besser mit dem Konzern identifizieren und die Arbeiter ihre eigene Ausbeutung unterstützen. Die reale Kontrolle über das Unternehmen konnte so noch nie erreicht werden.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Wie sollen deren ungleiche Interessen auf einen Nenner gebracht werden?

Die sozialen Interessen der Arbeiter sind weitgehend identisch, was es enorm erleichtert gemeinsam vorzugehen.
rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Alle gut sechs Milliarden Menschen dieser Welt hätten ein Auto. Das wäre Massenwohlstand.

Es gäbe auch z.B. die Alternative, dass der öffentliche Nahverkehr massiv ausgebaut wird und gleichzeitig auf umweltfreundliche Energiegewinnung umgerüstet wird. zwinkern Wenn die diktatorische Kontrolle über die Wirtschaft beendet wird - und damit die Priorität der Profite - , besteht ja die Möglichkeit eine Wirtschaft zu schaffen, die als Ziel Wohlstand für alle und eine Symbiose mit der Umwelt hat.
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Zuletzt bearbeitet von max am 22.05.2004, 09:17, insgesamt einmal bearbeitet
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max
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Beitrag(#127939) Verfasst am: 22.05.2004, 09:13    Titel: Antworten mit Zitat

@Falameezar:
Das Problem bei deinem Modell ist, dass du die Rolle des Staates als Verteidiger der Interessen der Kapitalisten ignorierst und insgesamt die Frage ist, wie ein solches Modell durchgesetzt werden kann. Auf rein gewerkschaftlicher Ebene dürfte es nicht möglich sein, weil hierfür schon etwas mehr als normale Tarifverhandlungen nötig sein dürften. Entsprechende gewerkschaftliche Kampfmassnahmen würden aber automatisch in Konflikt mit den Staatsorganen geraten, schliesslich sind alle effektiven Streikformen in der BRD illegal. Notfalls verteidigen die Kapitalisten ihre Macht halt so wie in Chile (oder noch schlimmer wie in Italien 1922 oder Deutschland 1933).

Das gleiche Problem existiert, wenn man durch eine parlamentarische Mehrheit entsprechende Gesetze erlassen will. Es ist ebenfalls sicher, dass dann die Kapitalisten ihre Liebe zu Diktatoren oder Faschos entdecken werden und sich nicht einfach entmachten lassen.

Es geht also auch darum, wie der bürgerliche Staatsapparat als Machtorgan für die Kapitalisten ausgeschaltet werden kann und eine wirklich demokratisches System aufgebaut werden kann. Dafür bedarf es eine Revolution, die von der Mehrheit der Menschen unterstützt wird und die möglich macht die alten Unterdrückungsorgane zu zerstören und durch demokratische Strukturen auf jeder Ebene (Staat, Wirtschaft etc.) zu ersetzen.
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Tarvoc
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Beiträge: 44649

Beitrag(#127962) Verfasst am: 22.05.2004, 10:34    Titel: Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Alle gut sechs Milliarden Menschen dieser Welt hätten ein Auto. Das wäre Massenwohlstand.
(Ich gönne jedem nicht nur ein, ich gönne jedem so viele Autos, wie er haben möchte... das nur nebenbei....)
Nur leider würde das die Rohstoff- und Energieausbeutung forcieren, die Umweltschädigungen potenzierten sich, druch Schadstoffe, durch Abgase, durch Verschrottung undundundund.


Mit RAPSÖL wäre Ihnen das nicht passiert!

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:

Nun erläutere mir doch mal bitte an diesem Beispiel, was warum und wie menschenverachtend oder menschenverachtender als das andere ist???


Weil es reichen Menschen einen höheren Wert und ein höheres Lebensrecht zuspricht als Armen.

max hat folgendes geschrieben:

was glücklicherweise noch etwas durch den Sozialstaat relativiert wird


Ja, solange es ihn noch gibt. Traurig

max hat folgendes geschrieben:

Wenn die diktatorische Kontrolle über die Wirtschaft beendet wird - und damit die Priorität der Profite - , besteht ja die Möglichkeit eine Wirtschaft zu schaffen, die als Ziel Wohlstand für alle und eine Symbiose mit der Umwelt hat.


Let's Rock Genau das meinte ich!

max hat folgendes geschrieben:

Das Problem bei deinem Modell ist, dass du die Rolle des Staates als Verteidiger der Interessen der Kapitalisten ignorierst und insgesamt die Frage ist, wie ein solches Modell durchgesetzt werden kann. Auf rein gewerkschaftlicher Ebene dürfte es nicht möglich sein, weil hierfür schon etwas mehr als normale Tarifverhandlungen nötig sein dürften. Entsprechende gewerkschaftliche Kampfmassnahmen würden aber automatisch in Konflikt mit den Staatsorganen geraten, schliesslich sind alle effektiven Streikformen in der BRD illegal. Notfalls verteidigen die Kapitalisten ihre Macht halt so wie in Chile (oder noch schlimmer wie in Italien 1922 oder Deutschland 1933).


1. Die Kapitalisten können nicht das ganze Volk einsperren!
2. Die Kapitalisten können nicht das ganze Volk erschießen!
Daraus folgt: Wenn nur genug Leute geschlossen zueinander stehen und die Veränderung wollen, ist sie nicht aufzuhalten!

Es gab so viele in der Geschichte, die uns die Macht des Wortes Nein gezeigt haben: Jesus, Sokrates, Ghandi, etc. Warum lernen wir nicht 'mal daraus?

max hat folgendes geschrieben:

Dafür bedarf es eine Revolution, die von der Mehrheit der Menschen unterstützt wird und die möglich macht die alten Unterdrückungsorgane zu zerstören und durch demokratische Strukturen auf jeder Ebene (Staat, Wirtschaft etc.) zu ersetzen.


Meiner Meinung nach bedarf es, bevor die Leute überhaupt auf die Idee kommen, so eine Revolution zu starten, zuerst einmal einer psychischen Revolution.
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Wygotsky
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Beitrag(#127975) Verfasst am: 22.05.2004, 10:51    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
1. Die Kapitalisten können nicht das ganze Volk einsperren!
2. Die Kapitalisten können nicht das ganze Volk erschießen!
Daraus folgt: Wenn nur genug Leute geschlossen zueinander stehen und die Veränderung wollen, ist sie nicht aufzuhalten!

Es gab so viele in der Geschichte, die uns die Macht des Wortes Nein gezeigt haben: Jesus, Sokrates, Ghandi, etc. Warum lernen wir nicht 'mal daraus?


Weil für die meisten Menschen ihr eigenes Leben einen höheren Wert darstellt als das Leben eines anderen. Was nützt es mir, dass die Revolution nicht aufzuhalten ist, wenn ich in ihrem Verlauf erschossen werde? Vom Paradies auf Erden, dass mir die Kommunisten bereiten werden, bekomme ich dann nichts mehr mit. Genauso wenig wäre ich scharf drauf, meinen Bruder, meine Schwester, meine Eltern, meine Frau, meine Kinder für die Revolution zu opfern. Ich glaube nämlich nicht an ein besseres Leben im Jenseits oder an ein Wiedersehen im Himmelreich. In dieser Hinsicht ist der Al Quaida Kämpfer im Vorteil. Der gewinnt auch, wenn er umgebracht wird.

Aus den genannten Gründen ist es den meisten Menschen lieber, auf kleine Verbesserungen zu hoffen, oder auf den nächsten Lustmoment hinzuarbeiten. In unserer Gesellschaft geschieht das vor allem durch den Konsum.

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Meiner Meinung nach bedarf es, bevor die Leute überhaupt auf die Idee kommen, so eine Revolution zu starten, zuerst einmal einer psychischen Revolution.


Ach so. Für deine neue Weltordnung brauchst du erst mal einen neuen Menschen. Dann viel Spaß beim Warten. Eine Ideologie, die mich überzeugt, muss auch mit Arschlöchern funktionieren.
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Tarvoc
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Beitrag(#127990) Verfasst am: 22.05.2004, 11:14    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Vom Paradies auf Erden, dass mir die Kommunisten bereiten werden, bekomme ich dann nichts mehr mit.


Ich bin kein Kommunist!
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Wygotsky
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Beitrag(#127997) Verfasst am: 22.05.2004, 11:31    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Vom Paradies auf Erden, dass mir die Kommunisten bereiten werden, bekomme ich dann nichts mehr mit.


Ich bin kein Kommunist!


Hab ich auch nicht behauptet. Gibt es eigentlich überhaupt noch welche?

Das sympathische am Kapitalismus ist, dass er vom Eigennutz der Menschen ausgeht. Der Kapitalismus als System funktioniert auch mit Arschlöchern. Zur Zeit halte ich Ausschau nach einem Arschlochsystem, dass ein bisschen gerechter ist.
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Tarvoc
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Beitrag(#127999) Verfasst am: 22.05.2004, 11:39    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Dann viel Spaß beim Warten.


Ich habe nicht vor, darauf zu "warten".
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Nav
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Beitrag(#128001) Verfasst am: 22.05.2004, 11:42    Titel: Antworten mit Zitat

Ich bin für soziale Marktwirtschaft, ähnlich wie in D oder Ö, aber mit ein paar Änderungen:


  • Mehr soziale Abfederung für AN, aber auch für Unternehmer
  • Weniger behördliche Auflagen für Unternehmen (insbesondere im Umweltbereich)
  • 2/3 der Beamten sofort rauswerfen - dafür Dienstrecht wie in der Privatwirtschaft, Leistungssystem
  • Massive Förderungen von KMU's und Gründer, keine Unterstützung für Konzerne und dergleichen
  • ARGE's statt AG's
  • Eine neue Art von Unternehmen: die Möglichkeit für Jedermann, ohne großartigen bürokratischen Aufwand, mal eben ein paar Euro durch selbstständige Tätigkeit dazuzuverdienen, ohne daß man erst wochenlang von Amt zu Amt laufen und bei Beamten und dergleichen arschkriechen muß
  • Abitur für alle durch Änderung des Schulsystems (keine Pflichtgegenstände mehr ab der 9. Schulstufe, dafür Kurssystem - dadurch kann sich JEDER frei entfalten)
  • Abschaffung der Ausbeutung junger Menschen in diesem unsäglichen dualen "Ausbildungs" - System, stattdessen Berufsausbildung an berufsbildenden Schulen
  • Grundeinkommen für alle
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Nav
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Beitrag(#128002) Verfasst am: 22.05.2004, 11:44    Titel: Antworten mit Zitat

Ach ja, die Tobin - Steuer habe ich vergessen... Verlegen
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#128010) Verfasst am: 22.05.2004, 11:58    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Dann viel Spaß beim Warten.


Ich habe nicht vor, darauf zu "warten".


Was dann? Willst du den neuen Menschen machen? Da wärst du nicht der erste.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44649

Beitrag(#128017) Verfasst am: 22.05.2004, 12:10    Titel: Antworten mit Zitat

Nav hat folgendes geschrieben:

  • Abitur für alle durch Änderung des Schulsystems (keine Pflichtgegenstände mehr ab der 9. Schulstufe, dafür Kurssystem - dadurch kann sich JEDER frei entfalten)


Fände ich gut!

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Willst du den neuen Menschen machen?


Naja, nicht ganz, aber so ähnlich...

Im Übrigen: Deine Signatur ist sehr interessant!
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Zuletzt bearbeitet von Tarvoc am 22.05.2004, 12:11, insgesamt einmal bearbeitet
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
Beiträge: 5014

Beitrag(#128019) Verfasst am: 22.05.2004, 12:10    Titel: Antworten mit Zitat

Nav hat folgendes geschrieben:
Abschaffung der Ausbeutung junger Menschen in diesem unsäglichen dualen "Ausbildungs" - System, stattdessen Berufsausbildung an berufsbildenden Schulen


Bei allem Respekt für deine Ideen. Diese halte ich nicht für so gut. In meinem Job ist eines der Probleme, dass die Ausbildung überwiegend fachschulisch organisiert ist. Am Ende der Ausbildung hast du daher wenig Ahnung, wie es in der Praxis läuft. In meinen Augen kranken viele Ausbildungsgänge daran, dass es zu wenig Verzahnung von Theorie und Praxis gibt. Für Studiengänge trifft das ganz besonders zu. Ich denke da nur mal an die unsägliche Lehrerausbildung.

Meine Schwester bildet hier in D Floristinnen aus. Da es nicht genügend Ausbildungsplätze gibt, schafft der Staat parallel zum dualen System eine Art schulische Ausbildung. Da hocken dann die angehenden Floristinnen in einer Halle und binden jahrelang Sträuße, die nie jemand kauft. Weil sie so nicht lernen, wirtschaftlich zu arbeiten oder mit Kunden umzugehen, werden sie möglichst oft in Praktika in echten Betrieben geschickt. Diese Mädels wären dankbar, könnten sie sich im dualen System ausbeuten lassen. Ihr Problem ist eher, dass keiner mehr Bock hat, sie auszubeuten. Das hat zum Teil damit zu tun, dass sie nicht ordentlich lesen, schreiben und rechnen können. Zumindest hier könnte der Staat einen sinnvolleren Beitrag leisten, als mit ihnen Berufsausbildung zu spielen.

Dass die Ausbildung im dualen System bisweilen sehr ausbeuterische Züge annehmen kann, sei hier unbestritten. Meine Schwester war selbst drei Jahre lang Auszubildende in einem Betrieb, der sowohl auf den Vertrag als auch auf den Jugendschutz geschissen hat. Zu klagen hat sie sich nie getraut, aus Angst, von niemandem mehr genommen zu werden. So wie ihr ging es fast allen Mädchen in ihrer Klasse.

An solchen Missständen muss dringend etwas geändert werden. Aber nicht dadurch, dass echte Ausbildungen in der Praxis durch schulische Veranstaltungen ersetzt werden, die bald ebenso wertlos sind wie ein Schulabschluss.
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Wygotsky
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Anmeldungsdatum: 25.01.2004
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Beitrag(#128022) Verfasst am: 22.05.2004, 12:17    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Im Übrigen: Deine Signatur ist sehr interessant!


Ist natürlich nicht von mir. Passt aber leider nur zu gut auf mich.
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Tarvoc
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Anmeldungsdatum: 01.03.2004
Beiträge: 44649

Beitrag(#128034) Verfasst am: 22.05.2004, 12:55    Titel: Antworten mit Zitat

Siehst du. Sobald auf unsere Gedanken der zweite Satz deiner Signatur nicht mehr zutrifft, haben wir den neuen Menschen.

Freidenken heißt Querdenken. Und freies Denken (auch frei von selbst auferlegten Zwängen) ist der Schlüssel.

Deswegen bin ich ja auch kein Kommunist, weil es da so viele Regeln und geistige Beschränkungen gibt (Privateigentum ablehnen, etc.).
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"Die Tradition der Unterdrückten belehrt uns darüber, daß der Ausnahmezustands in dem wir leben, die Regel ist."
- Walter Benjamin, VIII. These zum Begriff der Geschichte
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Wygotsky
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Beitrag(#128042) Verfasst am: 22.05.2004, 13:17    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Siehst du. Sobald auf unsere Gedanken der zweite Satz deiner Signatur nicht mehr zutrifft, haben wir den neuen Menschen.

Freidenken heißt Querdenken. Und freies Denken (auch frei von selbst auferlegten Zwängen) ist der Schlüssel.

Deswegen bin ich ja auch kein Kommunist, weil es da so viele Regeln und geistige Beschränkungen gibt (Privateigentum ablehnen, etc.).


Die Frage ist, ob das Erreichen eines neuen Standortes und die Vertrautheit mit ihm schon den neuen Menschen macht.

Ich habe den Eindruck, dass ich bei allen Veränderungen in meinem Leben essentiell der gleiche geblieben bin.

Anders ausgedrückt: Vor mir selbst kann ich nicht davonlaufen. Und wenn ich mich selbst nicht lieben kann, wird es mir nichts helfen, ein anderer zu werden.

Dementsprechend muss auch eine andere Gesellschaft mit dem ewig gleichen Menschen funktionieren.
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Tarvoc
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Beitrag(#128066) Verfasst am: 22.05.2004, 14:01    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:

Und wenn ich mich selbst nicht lieben kann, wird es mir nichts helfen, ein anderer zu werden.


1. Du selbst entscheidest, was du kannst und was nicht!
2. Du selbst entscheidest, wen du liebst und wen nicht!
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Wygotsky
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Beitrag(#128074) Verfasst am: 22.05.2004, 14:27    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
1. Du selbst entscheidest, was du kannst und was nicht!


De facto gibt es eine Menge Dinge, die ich nicht kann obwohl ich sie gerne will und eine Menge Dinge die ich kann aber nicht will. Reif wäre in meinen Augen, den Menschen (und sich selbst) so zu akzeptieren, wie er ist, und sich danach zu richten.

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
2. Du selbst entscheidest, wen du liebst und wen nicht!


Von allen Dingen entscheide ich dies am allerwenigsten.
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rabenkrähe
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Beitrag(#128078) Verfasst am: 22.05.2004, 14:33    Titel: Antworten mit Zitat

Das sind nun so viele Reaktionen und Gedanken, daß ich mal ein bißchen wahllos antworte.
Wobei ich schmunzelnd voranstelle, daß mir das Argument mit den Arschlöchern, mit denen ein solches System funktionieren müsse, mit Abstand am besten gefallen hat.
Es ist einfach: lebensrealistisch!!!!!

Solidarität der Arbeitnehmer, wo hätte es die jemals gegeben????

Öffentlicher Nahverkehr hätte Vorrang vor Individualverkehr, wie alle sozialen Belange überhaupt.
Es wäre ein Wunder, wenn sich so etwas irgendwo durchsetzte. In der DDR war es ja zu beobachten, wo Nahverkehr, Grundnahrungsmittel und Wohnraum hoch subventioniert waren.
In der Realität wollte jeder nur eins: Ein Auto, und wartete auch Jahrzehnte darauf, Konsumgüter und die bessere Wohnung als der Nachbar.

Mit Rapsöl fahrende Autos, na Klasse, was ändere das am Erfordernis des Straßenbaus, der Rohstoffausbeute etcpp?
Unnd wo das Menschenverachtende ist, wenn Realitäten durchdacht werde, hab ich noch immer nicht verstanden.

Max: Aktien sind Kapital, mit ihnen wird Kapital geschaffen. Gerade am Neuen Markt haben sich das ja viele zunutzen gemacht. Vor allem INett-Anbieter leider, die durch die Aktien Kapital für ihre Unternehmen, ihre Angebote schufen
....und dann das Geld verpraßten und in ihrer unendlichen Gier und häufig auch betrügerisch nur Lusxusgüter anschafften auf Kosten der Aktionäre und der Betriebe, um die es eigentlich ging (Mobilcom, EMTV undundund).
Es gab durchaus Versuche mittelständischer Unternehmen, Eigentum für Lohnabhängige durch Aktienbesitz zu schaffen (Porst, Behrends zum Beispiel). Die Modelle scheiterten schon dadurch, daß die Lohnabhängigen nichts eiligeres zu tun hatte, als ihren Kapitalbesitz zu kapitalisieren, für Konsumgüter.
Mir ist nicht ein Beispiel bekannt, in dem Lohnabhängige wirklich solidarisch sich erhoben hätten, vielleich in den Aufständen nach dem ERsten Weltkrieg. Aber da ging es um andere Belange, vor allem darum, überhaupt Arbeit zu haben.
Das Drama für die Ökonomie ist gar nicht so sehr die Geldgier des Kapitals, das Drama ist mehr der Wachstumswahn, und der liegt auf allen Seiten vor. Niemand ist zufrieden, wenn ihm weniger zur Verfügung steht, als im Vorjahr.
Im normalen Leben indes heißt ständiges Wachstum "Krebs" und den möchte keiner haben, wahrlich nicht.
Für jede Wirtschaft ist dieser Wachstumswahn nichts anderes als Krebs, schon weil es Rohstoffe nicht in unendlicher Menge gibt.
Nur wird kein System etwas anderes durchzusetzen vermögen, weil gerade die Lohnabhängigen natürlich nicht noch ärmer werden wollen.

Es gäbe zum Beispiel eine sehr simple Methode, viel vorwärtszubringen, verschiedene Probleme mit einem Schlag zu lösen und der Realität anzupassen: Die Arbeitszeit auf 30 Stunden zu senken, bei fast vollem Lohnausgleich, und den Arbeitnehmern dafür zehn freiwillige Wochenstunden im Dienste der Gemeinschaft nach eigener Wahl nahezulegen, Feuerwehr, Umweltschutz, soziale Dienste, was auch immer. Und wer zu diesen ehrenamtlichen Nebenleistungen nicht bereit wäre, müßte halt in eine Kasse zahlen, damit andere für ihn das hauptberuflich erfüllen.
Damit könnten die Arbeitslosenzahlen erheblich gesenkt werden, es ginge achtsamer und menschlicher in dieser, unserer Gesellschaft zu, die Randgruppen ja immer mehr weg- und anschiebt, und es würden neue Freiräume geschaffen. auch würde vielleicht das Bewußtsein der Massen, der Arschlöcher (schmuuuuuunzel) mal ein bißchen angespornt.

Manchmal bräuchten gar nicht die großen ideologisch-politischen Umschwünge erfolgten, es reichten vergleichsweise kleine Schritte. Nur wird selbst die kaum jemand wagen, schließlich könnten dadurch Wählerstimmen verlorgengehen, da singen wir doch lieber das traurige Lied vom ewigen Wachstum, das es nie geben wird und das eine Ursache für kriegerische Auseinandersetzungen ist.

bin rabenkrähe Anbetung des lila Einhorns
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Wygotsky
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Beitrag(#128091) Verfasst am: 22.05.2004, 14:51    Titel: Antworten mit Zitat

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Im normalen Leben indes heißt ständiges Wachstum "Krebs" und den möchte keiner haben, wahrlich nicht.


Was ist denn bitte normales Leben? Fällt das Leben eines Baumes unter diese Kategorie? Der wächst nämlich solange er lebt. Warum sollte ausgerechnet der menschliche Körper eine treffendere Metapher für die Wirtschaft sein als ein Baum?

Zum Argument der begrenzten Rohstoffe zwei mögliche Gegenargumente:
1. Es gibt Produkte, die bei konstantem Rohstoffverbrauch immer größeren Wert erzielen. Eine gute Zeitung hat ihren Wert nicht durch ihr Papier. Sie kann sogar sogar bei sinkendem Umfang noch besser und wertvoller werden.
2. Ich kann eine begrenzte Rohstoffmenge auf immer raffiniertere Weise veredeln und damit neue Wertsteigerungen erzielen. Mit einem Stück Holz kann ich ein Feuer machen oder eine raffinierte Schnitzerei herstellen.
3. Nehmen wir an, alle Menschen lebten auf einem staatlich garantierten Wohlstandsniveau und es wäre bei Todesstrafe verboten, mehr Rohstoffe zu verbrauchen oder mehr Güter zu produzieren. Dann könnten wir immer noch gegenseitig Dienstleistungen erbringen und dadurch ein Wirtschaftswachstum herbeiführen.

rabenkrähe hat folgendes geschrieben:
Es gäbe zum Beispiel eine sehr simple Methode, viel vorwärtszubringen, verschiedene Probleme mit einem Schlag zu lösen und der Realität anzupassen: Die Arbeitszeit auf 30 Stunden zu senken, bei fast vollem Lohnausgleich, und den Arbeitnehmern dafür zehn freiwillige Wochenstunden im Dienste der Gemeinschaft nach eigener Wahl nahezulegen, Feuerwehr, Umweltschutz, soziale Dienste, was auch immer.


Mit anderen Worten: Du plädierst du für ein Modell der Staatsfinanzierung, bei dem der Multimillionär exakt die gleiche Belastung trägt wie der Fließbandarbeiter - 10 Arbeitsstunden. Interessant. Ich bleibe doch lieber bei der Idee, dass diejenigen, die viel Geld haben, auch viel zum Gemeinwohl beitragen müssen.

Eines würde mich noch interessieren: Nach welchen Kriterien teilst du ein, welche Arbeit bezahlt wird, und welche ehrenamtlich gemacht werden soll. Lass mich mal raten. Bezahlt wird das Designen von Klingeltönen und Logos für Handys. Behinderte füttern soll hingegen als "freiwillige" Zwangsarbeit stattfinden.


Zuletzt bearbeitet von Wygotsky am 22.05.2004, 15:49, insgesamt einmal bearbeitet
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Tarvoc
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Beitrag(#128107) Verfasst am: 22.05.2004, 15:10    Titel: Antworten mit Zitat

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
De facto gibt es eine Menge Dinge, die ich nicht kann obwohl ich sie gerne will und eine Menge Dinge die ich kann aber nicht will.


Was du willst, das kannst du (innerhalb gewisser, nämlich der physikalischen Grenzen) auch. "Kann ich nicht" gibt's nicht. Man kann fast alles (lernen).

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Reif wäre in meinen Augen, den Menschen (und sich selbst) so zu akzeptieren, wie er ist, und sich danach zu richten.


Andere zu verändern wäre ein Akt der Gewalt. Aber dich selbst zu verändern ist möglich und wünschenswert!

Wygotsky hat folgendes geschrieben:
Lass mich mal raten. Bezahlt wird das designen von Klingeltönen und Logos für Handys. Behinderte füttern soll hingegen als "freiwillige" Zwangsarbeit stattfinden.


Das hast du schön gesagt. Weinen
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Wygotsky
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Beitrag(#128124) Verfasst am: 22.05.2004, 15:34    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Was du willst, das kannst du (innerhalb gewisser, nämlich der physikalischen Grenzen) auch. "Kann ich nicht" gibt's nicht. Man kann fast alles (lernen).


Und genau das Wollen ist doch Knackpunkt an der Sache. Deine These war: Du selbst entscheidest, was du kannst. Ich kann aber nicht das, was ich nicht will. Und gegen mein Wollen komme ich nicht an. Selbst wenn ich etwas völlig idiotisches will, von dem ich ganz genau weiß, dass es mich ins Verderben stürzen wird. Selbst wenn ich andere Handlungsalternativen sehe, die mir in jeder Hinsicht vernünftiger und erfolgversprechender erscheinen.

"Du entscheidest, was du kannst." Dieser Satz trifft nur auf Leute zu, die sich einbilden, einen freien Willen zu haben. Dieser freie Wille ist aber von allen Ideen die unmoralischste.

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Andere zu verändern wäre ein Akt der Gewalt. Aber dich selbst zu verändern ist möglich und wünschenswert!


Für wen und warum?
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frajo
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Beitrag(#128134) Verfasst am: 22.05.2004, 15:52    Titel: Antworten mit Zitat

Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Deswegen bin ich ja auch kein Kommunist, weil es da so viele Regeln und geistige Beschränkungen gibt (Privateigentum ablehnen, etc.).

das sind kindermärchen.
insbesondere ist gegen privateigentum an sich nichts einzuwenden.

sehr wohl aber gegen privateigentum an produktionsmitteln, die nur funktionieren, wenn andere leute, die kein privateigentum an produktionsmitteln haben, ihre arbeitskraft verscheuern müssen dafür, daß die privaten produktionsmittel profit abwerfen.
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Wygotsky
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Beitrag(#128135) Verfasst am: 22.05.2004, 15:54    Titel: Antworten mit Zitat

frajo hat folgendes geschrieben:
Tarvoc hat folgendes geschrieben:
Deswegen bin ich ja auch kein Kommunist, weil es da so viele Regeln und geistige Beschränkungen gibt (Privateigentum ablehnen, etc.).

das sind kindermärchen.
insbesondere ist gegen privateigentum an sich nichts einzuwenden.


Das Gerücht hält sich leider hartnäckig. Die Leute hören Kommunismus und denken, dass sie ihre Zahnbürste mit anderen teilen sollen.
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Falameezar
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Beitrag(#128174) Verfasst am: 22.05.2004, 17:15    Titel: Antworten mit Zitat

@ Rabenkrähe & Max

Ich bin den Tränen nahe, da ich eine ausführliche Antwort vorbereitet hatte. Allerdings, als ich sie absenden wollte, wurde von mir ein erneuter Login abgefragt u. danach war mein ganzes Posting futsch.

Leider kann ich nun nicht noch einmal alles schreiben, da ich noch andere Dinge zu erledigen habe. Vielleicht später einmal.
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Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15. Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen, dann wird etwas von ihr zu hoffen sein.

Arthur Schopenhauer (Philosoph, 1788-1860)
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