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phaeton als Doppelnick gesperrt
Anmeldungsdatum: 04.05.2009 Beiträge: 497
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(#1285420) Verfasst am: 09.05.2009, 13:52 Titel: |
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fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | Hallo huckebuck
schöner Beitrag, danke
Zitat: | Der Atheismus bzw. die Atheisten sollten, um ihrem Anliegen förderlich zu sein, versuchen, dieses "Sinn-Vakuum" des "modernen Menschen" insofern zu bedienen, als daß sie eingestehen, daß NUR empirische Forschung allein keine "Sinnstiftung" für eine moderne, humane Zivilisation generiert. |
Denkst du denn, der Atheismus sei fähig, das Bedürfnis nach Sinn und Sinnlichkeit zu erfüllen? Wenn ja, auf welche Weise?
Wenn ich mir sowas vorzustellen versuche, dann komme ich auf Rituale, Symbole, Gruppenevents, Musik... und sowas wär dann doch dem, was die Religionen machen, ziemlich ähnlich in der Form und der Struktur, auch wenn der Inhalt ein anderer sein mag. Ich glaube, sowas dürfte vielen AtheistInnen überhaupt nicht behagen...
grüsse, das fräulein |
Wenn Du vielleicht eine Antwort auf meinen Eingangspost findest, kann ich Dir das mit dem Sinn beim Atheismus sicherlich deutlich machen.
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis
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(#1285434) Verfasst am: 09.05.2009, 14:22 Titel: |
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jagy hat folgendes geschrieben: | fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: |
Denkst du denn, der Atheismus sei fähig, das Bedürfnis nach Sinn und Sinnlichkeit zu erfüllen? Wenn ja, auf welche Weise?
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"Leere ist Fülle, für den, der sie sieht".
(Der Spruch kam glaub ich von irgendjemadem hier aus dem Forum) |
klingt irgendwie nach Tao Te King.
Soll das heissen, dass Atheismus eine Weltanschauung für die rational-intellektuell gebildete Elite ist, und nichts für Leute, die eher dazu neigen, die Welt über die Hände, die Farben, die Gerüche... zu begreifen?
grüsse, das fräulein
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis
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(#1285438) Verfasst am: 09.05.2009, 14:27 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: |
Der Atheismus für sich alleine kann natürlich genausowenig irgendein Bedürfnis erfüllen, wie der Verzicht auf fettes Fleisch satt machen kann.
Dafür sind dann jeweils andere Dinge nötig und zuständig. Rituale, Symbole, Gruppenevents kann ich auch als Atheist haben; dazu muss man sich jetzt um diese Zeit nur mal auf den Weg vor ein Fußballballstadion stellen.
Wieso sollte so etwas einem Atheisten nicht behagen? |
och, natürlich kann es Atheisten geben, die Fussball mögen, warum auch nicht...
Aber der Atheismus, der sich gegen Religionen stellt, nimmt den Leuten erst mal was weg - also all die Rituale etc und sagt dann sinngemäss: Religion brauchst du nicht, religiöse Rituale brauchst du nicht, aber andere Rituale bieten wir nicht an. Fussball ist wahrlich nicht jedermanns Sache.
Vielleicht ist Atheismus gerade darum eine noch recht kleine Bewegung, weil er all diese sinnlichen Dinge nicht selbst anbietet...
grüsse, das fräulein
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1285448) Verfasst am: 09.05.2009, 14:40 Titel: |
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fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: |
Der Atheismus für sich alleine kann natürlich genausowenig irgendein Bedürfnis erfüllen, wie der Verzicht auf fettes Fleisch satt machen kann.
Dafür sind dann jeweils andere Dinge nötig und zuständig. Rituale, Symbole, Gruppenevents kann ich auch als Atheist haben; dazu muss man sich jetzt um diese Zeit nur mal auf den Weg vor ein Fußballballstadion stellen.
Wieso sollte so etwas einem Atheisten nicht behagen? |
och, natürlich kann es Atheisten geben, die Fussball mögen, warum auch nicht...
Aber der Atheismus, der sich gegen Religionen stellt, nimmt den Leuten erst mal was weg - also all die Rituale etc und sagt dann sinngemäss: Religion brauchst du nicht, religiöse Rituale brauchst du nicht, aber andere Rituale bieten wir nicht an. Fussball ist wahrlich nicht jedermanns Sache.
Vielleicht ist Atheismus gerade darum eine noch recht kleine Bewegung, weil er all diese sinnlichen Dinge nicht selbst anbietet...
grüsse, das fräulein |
Es ist überhaupt nicht die Absicht einer "atheistischen Bewegung", etwas anzubieten. Dir bieten auch Antialkoholiker oder Nichtraucher eine Ersatzbefriedigung an.
Die sind gegen das Zeugs, weil sie das - und zwar spezifisch, genau das ! - für unnütz, ja schädlich halten.
Wenn zufällig ein Antialkoholiker sagt: "Du, Deinen kick kannste Dir auch mit körpereigenen Hormonen holen, lass uns joggen gehen", dann ist das zwarmöglich, aber nicht zwingend notwendig. dieser Mensch macht das dann in seiner eigenschaft als Sporfreak, nicht als Atheist.
Ein Atheist kann Dir Alternativen aufzeigen. Das ist der Weg, den offenbar Michael Schmidt-Salomon geht, indem er quasi zur Vereinigung der atheisten allerVölker aufruft
Das darf er meinetwegen machen; hab ich nix gegen. Find ich nicht unbehaglich.
Nur muss ich genau dieses oder etwas vergleichbares als Atheist nicht machen.
Was aus meiner Sicht den Leuten "weggenommen" wird durch den Atheismus ist aus meiner Sicht lediglich eine Sperre, eine Hürde, ein Hindernis, sich an dessen Stelle aus einer Vielzahl anderer Angebote zu entscheiden.
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
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(#1285451) Verfasst am: 09.05.2009, 14:41 Titel: |
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phaeton hat folgendes geschrieben: |
Wenn Du vielleicht eine Antwort auf meinen Eingangspost findest, kann ich Dir das mit dem Sinn beim Atheismus sicherlich deutlich machen. |
Zitat: | Welchen Sinn hat denn nun unser Dasein gemäß Deiner Religion bzw. gemäß Deines Glaubens?
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Hallo Phaeton
Meiner Auffassung nach ist Religion nicht etwas, das mir den Sinn gibt, sondern etwas, das mir Werkzeuge zur Verfügung stellt, damit ich den Sinn selbst finden kann.
Wenn ich sage "der Sinn meines Lebens ist, Lehrerin zu sein", so steht das in keinem Buch geschrieben: "fräulein, Du Sollst Lehrerin Sein". Aber ich finde darin Werkzeuge - zum Beispiel Gebete, oder die Sonntagsruhe, oder bestimmte Aussagen wie "dein Wille geschehe", über die ich nachdenken und mit denen ich meditieren kann - die mir dabei helfen können, denn Sinn selbst zu entdecken.
es grüsst
das fräulein
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis
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(#1285455) Verfasst am: 09.05.2009, 14:47 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: |
Es ist überhaupt nicht die Absicht einer "atheistischen Bewegung", etwas anzubieten. Dir bieten auch Antialkoholiker oder Nichtraucher eine Ersatzbefriedigung an.
Die sind gegen das Zeugs, weil sie das - und zwar spezifisch, genau das ! - für unnütz, ja schädlich halten. |
Wenn Atheisten grundsätzlich gegen Rituale sind, so müssten sie aber genauso engagiert gegen Fussballrituale wie gegen religiöse Rituale sein. Wenn Atheisten gegen Bewusstseinsveränderung durch Musik sind, so müssten sie genauso engagiert gegen alle Musik sein, nicht nur gegen religiöse Formen von Musik.
Atheisten sind aber in der Regel nicht grundsätzlich gegen Rituale und gegen Musik, sondern nur gegen deren religiöse Varianten.
Und wenn Menschen Bedürfnisse haben - natürliche Bedürfnisse - wie eben jene danach, die Zeit mit Hilfe von Feierlichkeiten zu strukturieren, warum sollten sich Atheisten gegen natürliche Bedürfnisse stellen? Das scheint mir eine sehr verkopfte Haltung zu sein, aber Menschen existieren eben auch unterhalb des Gehirns.
Zitat: |
Was aus meiner Sicht den Leuten "weggenommen" wird durch den Atheismus ist aus meiner Sicht lediglich eine Sperre, eine Hürde, ein Hindernis, sich an dessen Stelle aus einer Vielzahl anderer Angebote zu entscheiden. |
Inwiefern ist Religion ein Hindernis? Es gibt bestimmt viele Fussballfreunde, die ebenso regelmässig eine Messe besuchen. Schwierig wird es nur dann, wenn zufälligerweise die Messe und das Europacupspiel zur selben Zeit stattfinden sollten, das gibt dann einen Gewissenskonflikt.
Religion hindert mich an gar nichts. Im Gegenteil, ich empfinde Religion - so wie ich sie lebe - als Bereicherung zusätzlich zu allen andern möglichen Dingen, die ich auch noch tue.
grüsse, das fräulein
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1285466) Verfasst am: 09.05.2009, 15:04 Titel: |
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fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: |
Wenn Atheisten grundsätzlich gegen Rituale sind, so müssten sie aber genauso engagiert gegen Fussballrituale wie gegen religiöse Rituale sein. |
Wenn. Hat das irgendein Atheist behauptet? Wenn ja, sein Bier. Ich hab nix gegen Rituale, ich beginne jeden Tag mit einem.
fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: |
Atheisten sind aber in der Regel nicht grundsätzlich gegen Rituale und gegen Musik, sondern nur gegen deren religiöse Varianten. |
Na und? Wie gesagt,ein Antialkoholiker ist ja auch nicht grundsätzlich gegen Rauschzustände. Er praktiziert das als Jogger vielleicht auch, oder ist sogar Raucher. Selbst Kiffer gibt es, die die medizinisch positiv wirksamen Substanzen ihres Zeugs loben, aber grundsätzlich Alkohol meiden, weil der eben schädlich sei.
Wieso soll ich gegen ein gemütliches Beisammensein an sich sein? Ich bin es nur dann, wenn es Ziele verfolgt, die meines Erachtens nicht so schön sind, wie zum Beispiel wenn wieder mal munter beim Gottesdienst über "verprerrsiche Atheistennazis" gehetzt wird.
Zitat: | Und wenn Menschen Bedürfnisse haben - natürliche Bedürfnisse - wie eben jene danach, die Zeit mit Hilfe von Feierlichkeiten zu strukturieren, warum sollten sich Atheisten gegen natürliche Bedürfnisse stellen? |
Tut doch gar keiner. Feiern tun Atheisten auch, manche sogar Weihnachten. Was störend dran ist, ist eldiglich dass religiöse Feiern ein gesellschaftliches, soziales Muss sein kann und dass an diesen Feiertagen der Atheist selbst in seinen Bedürfnissen, beispielsweise dem Tanzbedürfnis am Karfreitag, beschnitten wird.
Zitat: |
Inwiefern ist Religion ein Hindernis? Es gibt bestimmt viele Fussballfreunde, die ebenso regelmässig eine Messe besuchen. Schwierig wird es nur dann, wenn zufälligerweise die Messe und das Europacupspiel zur selben Zeit stattfinden sollten, das gibt dann einen Gewissenskonflikt.
Religion hindert mich an gar nichts. Im Gegenteil, ich empfinde Religion - so wie ich sie lebe - als Bereicherung zusätzlich zu allen andern möglichen Dingen, die ich auch noch tue.
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Ja, sowie Du sie lebst und verstehst mag das ja sein. Normalerweise aber verstehe ich unter Religion eine Weltsicht oder zumindest einen erheblichen Anteil einer persönlichen Weltsicht, die auch Verhaltensanweisungen gibt.
Und wie Du vielleicht inzwischen gemerkt haben dürftest, bin ich wenig begeistert davon, wenn irgendwo ein "muss" strikt vorgeschrieben ist, ohne die individuellen oder situationsabhängigen Umstände oder den sonstigen kontext zu berücksichtigen.
Aber nichtsdestotrotz habe ich als Atheist ja gar nix gegen, wenn Du religiös bist und zusammen mit anderen Gleichgesinnten Räucherstäbchen abbrennst oder was auch immer.
Solange ich davon nicht behelligt werde. Und dasselbe gilt auch für andere Hobbies, die Du hast, die ich nicht teile oder gar schädlich finde.
Es war Deine Idee, dass ich davon automatisch was ablehnen muss, wenn man Atheist ist. Das tun atheisten zuweil, aber dann eben aus anderen Gründen;etwa weilsie Räucherstäbchenhasser sind, keine Menschenansammlungen mögen oder ihrerseitsdich dazu verpflichten wollen, ihrem politischen Oberguru zu lauschen statt dem eines reliösen Führers oder Meisters.
Alles durchaus möglich, nur eben nicht zwingend, wie Du offenbar in der guten alten Denktradition, dass Atheismus ja auch nur ein Glaube sei und seinerseits etwas zu definieren habe, vermutest.
edit: einige Tippfehler zugefügt
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Gott_der_Luecke dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 26.02.2008 Beiträge: 3110
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(#1285468) Verfasst am: 09.05.2009, 15:08 Titel: |
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@fräulein
Nur weil sich der Mensch einen Sinn schaffen kann, heißt es nicht, dass tatsächlich Sinn existiert... Sinn ist etwas sehr individuelles.
Es ist aber auch ein Unterschied, ob ich etwas Reales als empfindsam finde oder mit etwas einbilde... Mit Musik oder Fußball meine Sinne zu stimulieren ist etwas anderes als wenn ich der Überzeugung bin, dass Jesus gerade ein Wunder vollbracht hat, weil meine Mannschaft gewonnen hat oder durch die Musik der göttliche Geist Allahs in mir wohnt...
Ganz frei zietiert nach dem Motto: "Reicht es nicht, dass ein Garten einfach nur schön ist. Müssen darin auch unbedingt Elfen wohnen?"
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis
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(#1285477) Verfasst am: 09.05.2009, 15:24 Titel: |
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Hallo Noseman
da hab ich offenbar nicht richtig verstanden, wogegen du bist.
Zitat: | wie zum Beispiel wenn wieder mal munter beim Gottesdienst über "verprerrsiche Atheistennazis" gehetzt wird. |
Ich hab auch was gegen Hetze, egal in welchem Kontext. Aber mit Religion und Glauben hat das erstmal nichts zu tun. Ich hab ja auch nichts Grundsätzliches gegen Politik, auch wenn es radikale PolitikerInnen gibt, die auf politischen Veranstaltungen hetzen.
Zitat: | Was störend dran ist, ist eldiglich dass religiöse Feiern ein gesellschaftliches, soziales Muss sein kann und dass an diesen Feiertagen der Atheist selbst in seinen Bedürfnissen, beispielsweise dem Tanzbedürfnis am Karfreitag, beschnitten wird. |
naja, diese Karfreitagstanzerei... ich möcht ja wirklich mal wissen, wie viele Atheisten ohne täglichen Tanz nicht leben könnten, und wie viele einfach aus Protest einmal pro Jahr am Karfreitag tanzen gehen.
Öffentliche Ruhetage finde ich generell eine gute Sache, egal mit welchem Hintergrund, ob da jetzt etwas Religiöses oder etwas Politisches wie wichtige staatliche Ereignisse gefeiert werden. Wozu auch gehört, dass Leute bitte ihre Nachbarn von Lärm verschonen. Die Welt ist schon laut genug. Doch wenn sich wer in die einsame Berghütte verziehen will und dort Musik, meinetwegen...
Zitat: | Normalerweise aber verstehe ich unter Religion eine Weltsicht oder zumindest einen erheblichen Anteil einer persönlichen Weltsicht, die auch Verhaltensanweisungen gibt. |
Mein Glaube gibt mir auch Leitlinien für das Verhalten, im Grossen und Ganzen nach der Goldenen Regel. Viele Atheisten dürften es sehr ähnlich halten. Ansonsten kommt es noch darauf an, worin diese Verhaltensweisen genau bestehen... allzu streng geregelt mag ich es nicht. Religiös zwingt mich keiner zu irgendwas, im Beruf kam es schon hin und wieder vor, und an solchen allzu streng geregelten Orten bin ich dann auch nicht allzu lange geblieben. Nicht mein Ding.
Zitat: | Und wie Du vielleicht inzwischen gemerkt haben dürftest, bin ich wenig begeistert davon, wenn irgendwo ein "muss" strikt vorgeschrieben ist, ohne die individuellen oder situationsabhängigen Umstände oder den sonstigen kontext zu berücksichtigen. |
Geht mir genau so, allerdings hat das doch nichts mit Glaube oder Nicht-Glaube zu tun?
Zitat: | Alles durchaus möglich, nur eben nicht zwingend, wie Du offenbar in der guten alten Denktradition, dass Atheismus ja auch nur ein Glaube sei und seinerseits etwas zu definieren habe, vermutest. |
Ich würde Atheismus eher als Bekenntnis bezeichnen "ich bekenne, es gibt (wahrscheinlich) keinen Gott". Wissenschaftlich korrekte Bezeichung wär der Agnostizismus "ich weiss es nicht, (es interessiert mich nicht, ich brauch es nicht)"
grüsse, das fräulein
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis
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(#1285479) Verfasst am: 09.05.2009, 15:26 Titel: |
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Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben: |
Es ist aber auch ein Unterschied, ob ich etwas Reales als empfindsam finde oder mit etwas einbilde... Mit Musik oder Fußball meine Sinne zu stimulieren ist etwas anderes als wenn ich der Überzeugung bin, dass Jesus gerade ein Wunder vollbracht hat, weil meine Mannschaft gewonnen hat oder durch die Musik der göttliche Geist Allahs in mir wohnt...
Ganz frei zietiert nach dem Motto: "Reicht es nicht, dass ein Garten einfach nur schön ist. Müssen darin auch unbedingt Elfen wohnen?" |
http://www.amazon.de/Wie-wirklich-ist-die-Wirklichkeit/dp/3492243193/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1241875514&sr=8-1
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1285486) Verfasst am: 09.05.2009, 15:40 Titel: |
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fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: |
Ich würde Atheismus eher als Bekenntnis bezeichnen "ich bekenne, es gibt (wahrscheinlich) keinen Gott". |
Ein Bekenntnis sollte einen positiven Inhalt haben, zu was man sich bekennt. Kein Theist bekennt sich dazu, nicht an Zeus, nicht an Odin, nicht an Vishnu ... zu glauben, sondern eben dazu an Xy zu glauben.
Das wäre auch überhaupt nicht praktisch, denn solch ein Bekenntnis wäre ja identisch mit meinem, nur dass ich eben noch an einen Gott zusätzlich nicht glaube.
Ein Bekenntnis ist beispielsweise das islamische, was unter vielen anderen vorschreibt, keinen Alkohol zu trinken; ein anderes wäre der Katholizismus der das Abendmahl und somit das Weintrinken vorsieht.
Das alles geht aus dem Atheismus nicht hervor. Ob ich mir sonntag morgens um zehn den Tütenwein reinhauen darf, soll oder auf keinen Fall darf, geht daraus überhaupt nicht hervor.
Das ergibt sich womöglich aus einem tatsächlichen Bekenntnis, dem man als Atheist jeweils anhängen kann. Für manche ist Weintrinkene- oder der Kampf dagegen - ein Lebensinhalt.
Dann ist aber das das Bekenntnis, und nicht der Atheismus.
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis
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(#1285495) Verfasst am: 09.05.2009, 15:57 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: |
Ein Bekenntnis sollte einen positiven Inhalt haben, zu was man sich bekennt. Kein Theist bekennt sich dazu, nicht an Zeus, nicht an Odin, nicht an Vishnu ... zu glauben, sondern eben dazu an Xy zu glauben. |
Dann hat der Atheismus also keinen positiven Inhalt? oder gar einen negativen Inhalt...?
ich bekenne, ich definierte Bekenntnisse bisher als Sätze, die sagen "ich glaube, dass *nicht beweisbare Aussage*". Unabhängig davon, ob ich die Existenz von etwas anerkenne, oder im Gegenteil die Existenz von etwas nicht anerkenne.
Zitat: |
Ein Bekenntnis ist beispielsweise das islamische, was unter vielen anderen vorschreibt, keinen Alkohol zu trinken; ein anderes wäre der Katholizismus der das Abendmahl und somit das Weintrinken vorsieht. |
Alkohol trinken oder nicht ist ein Verhalten. Ein Mensch, der auf den Alkoholkonsum verzichtet, ist Abstinenzler - wird dadurch aber nicht automatisch zum Muslim. Und Leute, die gern Wein trinken, werden dadurch auch nicht automatisch Christen.
Verhalten ist nicht per se Bekenntnis. Sonst müssten ja alle abstinenten Atheisten automatisch Moslems sein, und alle alkoholkonsumierenden Atheisten müssten Christen sein.
Zitat: |
Das alles geht aus dem Atheismus nicht hervor. Ob ich mir sonntag morgens um zehn den Tütenwein reinhauen darf, soll oder auf keinen Fall darf, geht daraus überhaupt nicht hervor. |
Das geht auch aus dem Christentum nicht hervor. Christentum lehrt die Freiheit des einzelnen Menschen, also auch die Freiheit, ob ich am Sonntag Morgen mich besaufen will oder nicht.
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Gott_der_Luecke dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 26.02.2008 Beiträge: 3110
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(#1285499) Verfasst am: 09.05.2009, 16:09 Titel: |
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Rede mal mit ein paar Evangelikalen, was das Christentum tatsächlich so sagt. Da wirst du mit deinen "relativistischen Argumenten" nicht besonders weit kommen und wenn du ernsthaft mit denen diskutierst "relativ" bald in Tränen ausbrechen.
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vanini registrierter User
Anmeldungsdatum: 17.04.2008 Beiträge: 847
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(#1285505) Verfasst am: 09.05.2009, 16:19 Titel: |
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fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | Ich würde Atheismus eher als Bekenntnis bezeichnen "ich bekenne, es gibt (wahrscheinlich) keinen Gott". Wissenschaftlich korrekte Bezeichung wär der Agnostizismus "ich weiss es nicht, (es interessiert mich nicht, ich brauch es nicht)" |
In der Tat gibt es viele Zeitgenossen, die sich als "Agnostiker" bezeichnen, damit aber nur meinen, dass sie die ganze Thematik nicht weiter interessiert. Das ist allerdings etwas ganz anderes als ein aus interessiertem Nachdenken entsprungener, konsequenter Agnostizismus, also die Überzeugung, dass auch nur irgendwelche Aussagen über nicht wiss-, beleg- und nachprüfbare Dinge, Existenzen, Zusammenhänge und dgl. gegenstandslos und daher abzulehnen und zu verwerfen sind. Da nun aber ohne Ausnahme jeder Theismus aus eben solchen Aussagen über nicht wiss-, beleg- und nachprüfbare Dinge, Existenzen, Zusammenhänge und dgl. besteht, bedeutet dies, dass jeder konsequente Agnostizismus notwendig auch auf Atheismus hinausläuft.
Darüber hinaus aber scheint es für die meisten oder sogar fast alle theistischen Zeitgenossen nur schwer zu begreifen und/oder zu akzeptieren zu sein, dass die Verneinung theistischer Vorstellungen und Behauptungen keineswegs allein oder zuerst durch das Ablehnen unbelegbarer und nicht nachprüfbarer - und darum willkürlicher - Existenzbehauptungen begründet ist, sondern vornehmlich dadurch motiviert wird, dass allen diesen unbelegbaren und nicht nachprüfbaren - und darum willkürlichen - Behauptungen irgendwelcher Götter immer und untrennbar dezidierte und dogmatische Welt- und Menschenbilder inklusive der entsprechenden ethischen Dogmen anhängen. Weil aber die Anmaßung, solche, für das ganz konkrete Leben der Menschen maßgebliche Sozialisationsgrundlagen mit Geboten, Befehlen, Satzungen usw. willkürlich behaupteter, unbelegbarer und nicht nachprüfbarer Götter-Existenzen "letzt"zubegründen, in jeder nur denkbaren Hinsicht zurückzuweisen ist, gilt dies notwendig auch für jene willkürlich behaupteten, unbelegbaren und nicht nachprüfbaren Gottes/Götter-Existenz-Behauptungen!
_________________ Was immer DAS GANZE auch sein mag: Es hat mit einem MEHR oder WENIGER von SUMMEN von TEILEN gar nichts zu tun!
Zuletzt bearbeitet von vanini am 09.05.2009, 16:50, insgesamt einmal bearbeitet |
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1285508) Verfasst am: 09.05.2009, 16:30 Titel: |
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fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: |
Ein Bekenntnis sollte einen positiven Inhalt haben, zu was man sich bekennt. Kein Theist bekennt sich dazu, nicht an Zeus, nicht an Odin, nicht an Vishnu ... zu glauben, sondern eben dazu an Xy zu glauben. |
Dann hat der Atheismus also keinen positiven Inhalt? oder gar einen negativen Inhalt...? |
Er hat selbstverständlich einen negativen Inhalt. Das ist aber eine sehr gute Nachricht; wie beim AIDStest.
fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | ich bekenne, ich definierte Bekenntnisse bisher als Sätze, die sagen "ich glaube, dass *nicht beweisbare Aussage*". |
Das tut ein Atheist aber eben gar nicht. Es ist nicht so, dass "ich glaube, *das es keinen Gott gibt* "
Sondern, dass "ich nicht glaube, dass es einen Gott gibt".
Der Satz "es gibt Gott" ist der Satz, der nicht beweisbar ist und ein Bekenntnis darstellt. Diesen Satz, diese nicht belegbare Aussage persönlich nicht zu unterschreiben ist eben kein Bekenntnis; auch nicht in Deinem oben definierten Verständnis von Bekenntnis.
Oder bekennst Du Dich zum "Nichtjediismus", weil Du Die Aussage, dass es Todessterne wirklich gäbe, nicht teilst ?
Zitat: | Alkohol trinken oder nicht ist ein Verhalten. Ein Mensch, der auf den Alkoholkonsum verzichtet, ist Abstinenzler - wird dadurch aber nicht automatisch zum Muslim. Und Leute, die gern Wein trinken, werden dadurch auch nicht automatisch Christen.
Verhalten ist nicht per se Bekenntnis. Sonst müssten ja alle abstinenten Atheisten automatisch Moslems sein, und alle alkoholkonsumierenden Atheisten müssten Christen sein. |
Ein bestimmtes Verhalten impliziert nicht automatisch ein bestimmtes Bekenntnis.
Andersrum aber eigentlich sehr wohl, wenn man denn nicht nur einem Lippenbekenntnis frönt.
Und da ist der Knackpunkt: ein solches Verhalten gibt es für einen Atheisten nicht.
Ich könnte sogar Atheist sein und öffentlich zu Gott beten; wenn ich nämlich eine sozialdarwinistische Weltsicht hat, nach der man sich möglichst optimal angepasst verhalten soll, um zu überleben.
Zitat: | Zitat: |
Das alles geht aus dem Atheismus nicht hervor. Ob ich mir sonntag morgens um zehn den Tütenwein reinhauen darf, soll oder auf keinen Fall darf, geht daraus überhaupt nicht hervor. |
Das geht auch aus dem Christentum nicht hervor. Christentum lehrt die Freiheit des einzelnen Menschen, also auch die Freiheit, ob ich am Sonntag Morgen mich besaufen will oder nicht. |
Gut, dann war es eben ein schlechtes Beispiel.
Es gibt aber gewünschte Verhaltensweisen, die aus dem Christentum hervorgehen, und das ist eben beim Atheismus nicht der Fall.
Da ist es nur das Fehlen von einigen spezifischen Verhaltensvorschriften,die daraus folgen, was noch lange nicht heisst, dass es nicht andere geben könnte, die eben in der Wirkung auf selbe hinauslaufen können.
Aber nicht müssen. Ich kann als Atheist dem Gebot, keine Menschen zu töten, folgen. Dann mach ich es aber nicht, weilich Atheist bin, sondern weil ich beispielsweise Humanist oder Speziesist bin.
Ein anderer Atheist ist vielleicht zufällig Sozialdarwinist und tötet gern alle Menschen sofort, weil er die als Konkurrenten oder gar Beute ansieht.
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis
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(#1285518) Verfasst am: 09.05.2009, 16:51 Titel: |
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Gott_der_Luecke hat folgendes geschrieben: | Rede mal mit ein paar Evangelikalen, was das Christentum tatsächlich so sagt. Da wirst du mit deinen "relativistischen Argumenten" nicht besonders weit kommen und wenn du ernsthaft mit denen diskutierst "relativ" bald in Tränen ausbrechen. |
nee, das hab ich schon versucht. Früher oder später schmeissen sich mich in der Regel raus, zu Tränen haben sie mich bisher noch nie getrieben. Zu ausführlichem Kopfschütteln allerdings schon.
Abgesehen davon ist das Evangelikale meist ein recht trauriger Abklatsch von dem, was Religion at its best sein kann. Religion nach den Evangelikalen zu beurteilen, wär, als ob man die möglichen Leistungen und Fähigkeiten der Medizin nach dem Können eines 1.Semester-Medizinstudis beurteilen würde.
grüsse, das fräulein
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis
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(#1285523) Verfasst am: 09.05.2009, 16:54 Titel: |
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vanini hat folgendes geschrieben: |
dass auch nur irgendwelche Aussagen über nicht wiss-, beleg- und nachprüfbare Dinge, Existenzen, Zusammenhänge und dgl. gegenstandslos und daher abzulehnen und zu verwerfen sind. Da nun aber ohne Ausnahme jeder Theismus aus eben solchen Aussagen über nicht wiss-, beleg- und nachprüfbare Dinge, Existenzen, Zusammenhänge und dgl. besteht, bedeutet dies, dass jeder konsequente Agnostizismus notwendig auch auf Atheismus hinausläuft.
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du machst den Fehler, die naturwissenschaftliche Methode für die einzige Quelle des Wissens zu halten. Was allerdings nicht der Fall ist.
Konsequenter Agnostizismus ist einfach konsequenter Agnostizismus und läuft keinesweg notwendigerweise auf Atheismus hinaus.
grüsse, das fräulein
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vanini registrierter User
Anmeldungsdatum: 17.04.2008 Beiträge: 847
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(#1285526) Verfasst am: 09.05.2009, 17:01 Titel: |
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fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | vanini hat folgendes geschrieben: |
dass auch nur irgendwelche Aussagen über nicht wiss-, beleg- und nachprüfbare Dinge, Existenzen, Zusammenhänge und dgl. gegenstandslos und daher abzulehnen und zu verwerfen sind. Da nun aber ohne Ausnahme jeder Theismus aus eben solchen Aussagen über nicht wiss-, beleg- und nachprüfbare Dinge, Existenzen, Zusammenhänge und dgl. besteht, bedeutet dies, dass jeder konsequente Agnostizismus notwendig auch auf Atheismus hinausläuft.
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du machst den Fehler, die naturwissenschaftliche Methode für die einzige Quelle des Wissens zu halten. Was allerdings nicht der Fall ist. |
Was verstehst du unter "naturwissenschaftlicher Methode"? Und wie definierst du "Wissen"?
fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | Konsequenter Agnostizismus ist einfach konsequenter Agnostizismus und läuft keinesweg notwendigerweise auf Atheismus hinaus. |
Das ist nun aber leider nur eine unbegründete Behauptung...
_________________ Was immer DAS GANZE auch sein mag: Es hat mit einem MEHR oder WENIGER von SUMMEN von TEILEN gar nichts zu tun!
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis
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(#1285527) Verfasst am: 09.05.2009, 17:02 Titel: |
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Noseman hat folgendes geschrieben: |
Es gibt aber gewünschte Verhaltensweisen, die aus dem Christentum hervorgehen, und das ist eben beim Atheismus nicht der Fall. |
ja, die Goldene Regel. die allerdings nicht typisch ist für das Christentum, die meisten Ethiken weltweit kennen sie, religiöse und nicht religiöse.
Ansonsten gibt es nichts, woran man "die Christen" erkennen kann, es gibt viel zu grosse Unterschiede in den Gebräuchen verschiedener christlicher Gruppen, und wenn die individuellen Unterschiede betrachtet werden: im Christentum gibts nichts, was es nicht gibt.
In andern Weltreligionen dürfte es ähnlich aussehen. mit einem Katalog von ganz bestimmten Verhaltensregeln dürfte es höchstens gelingen, jeweils eine kleine, geschlossene Gruppe innerhalb der Religion einigermassen präzise zu definieren.
es grüsst
das fräulein
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Hucklebuck dauerhaft gesperrt
Anmeldungsdatum: 25.11.2008 Beiträge: 996
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(#1285774) Verfasst am: 09.05.2009, 22:42 Titel: |
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fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | Noseman hat folgendes geschrieben: |
Der Atheismus für sich alleine kann natürlich genausowenig irgendein Bedürfnis erfüllen, wie der Verzicht auf fettes Fleisch satt machen kann.
Dafür sind dann jeweils andere Dinge nötig und zuständig. Rituale, Symbole, Gruppenevents kann ich auch als Atheist haben; dazu muss man sich jetzt um diese Zeit nur mal auf den Weg vor ein Fußballballstadion stellen.
Wieso sollte so etwas einem Atheisten nicht behagen? |
och, natürlich kann es Atheisten geben, die Fussball mögen, warum auch nicht...
Aber der Atheismus, der sich gegen Religionen stellt, nimmt den Leuten erst mal was weg - also all die Rituale etc und sagt dann sinngemäss: Religion brauchst du nicht, religiöse Rituale brauchst du nicht, aber andere Rituale bieten wir nicht an. Fussball ist wahrlich nicht jedermanns Sache.
Vielleicht ist Atheismus gerade darum eine noch recht kleine Bewegung, weil er all diese sinnlichen Dinge nicht selbst anbietet...
grüsse, das fräulein |
Das ist zweifellos gut analysiert.
Sinnlichkeit läßt sich nur schwer quantifizieren.
Sie ist aber zweifellos erfassbar.
Dazu muss man aber erstmal ihre Evidenz erkennen.
Daran mangelt es Atheisten häufig, und daß ist auch ein Problem, welches man allerdings lösen kann, wenn man aus dem heutigen technokratischen Lebensverständnis einen Weg zurück in das eigentlich schon vorhandene "Paradies auf Erden" findet.
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Roter Ballon Lifted
Anmeldungsdatum: 22.12.2006 Beiträge: 2631
Wohnort: München
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(#1285784) Verfasst am: 09.05.2009, 22:56 Titel: |
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Wenn das der Watzlawick, von dem auch:
Paul Watzlawick hat folgendes geschrieben: | Besonders bekannt wurde folgendes Beispiel aus der „Anleitung zum Unglücklichsein“. Darin beschreibt Watzlawick einen Mann, der alle zehn Sekunden in die Hände klatscht. Nach dem Grund für dieses merkwürdige Verhalten befragt, erklärt er: „Um die Elefanten zu verscheuchen.“ Auf den Hinweis, es gebe hier doch gar keine Elefanten, antwortet der Mann: „Na, also! Sehen Sie?“ Damit wollte Watzlawick zeigen, dass der konsequente Versuch, ein Problem zu vermeiden – hier: die Konfrontation mit Elefanten – es in Wirklichkeit verewigt. |
ist,
dann versteh ich deinen Wink nicht - ist das Beten denn dann nicht ebenso, die Handlung des Herbeiwünschens von rosa Elefanten ... ähhh Gottes?
Ansonsten beschreibt PW wohl eher wie sich Beziehungen über Kommunikation etablieren.
Ein reales Gegenüber kann gedacht werden, aber Gedachtes muß nicht Real sein.
Da sind ja schon Anrufbeantworter sehr frustrierend, wenn man mal was wichtiges mitzuteilen hatte.
Die Kommunikation geht da wohl ins Leere
Jedoch meine ich schon, das ein "gedachter-konstruierter" Fokus eine ordnende Funktion haben kann. Muß natürlich nicht mit "Gott"-interpretiert sein - aber okay, wers braucht.
fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | (...)
Ich würde Atheismus eher als Bekenntnis bezeichnen "ich bekenne, es gibt (wahrscheinlich) keinen Gott". Wissenschaftlich korrekte Bezeichung wär der Agnostizismus "ich weiss es nicht, (es interessiert mich nicht, ich brauch es nicht)"
grüsse, das fräulein |
dem letzteren stimme ich zu - hat allerdings nix mit "wissenschaftlich" zu tun sondern
Vernunft und "Life and let loose"
"Gott" ist mir unnütz, egal geworden ich brauch kein Ritual oder ein Fokus um mich auf etwas nicht vorhandenes zu konzentrieren - das Denken funzt auch ohne Verschnörkelungen.
Dinge brauchen keine Bedeutungen die mehr beschreiben als das Ding ist. - oh heilige Sandale.
Situationen sollten so aufgelöst werden, daß der Mensch handlungsfähig bleibt und vor nichts in Ehrfurcht erstarrt oder das ein Glaube Ihm Handlungsmuster vorschreibt
- das Ihn von seinem Handlungsbewußtsein entmündigt. - oh heiliges Kanonenrohr.
Dagegen meine ich, das der geniale Gott, der schwache und ohnmächtige Gott ist, der fordert,
"Begleite mich! - laß mich nicht zurück! -Hilf mir!"
Was den dann aber von ner guten Erziehung unterscheidet weiß ich auch nicht
- nett aber nicht außergewöhnlich.
Anbetungswürdiges wird überschätzt und ist doch albern.
_________________ ____________________
ertrage die Clowns!
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Einsiedler registrierter User
Anmeldungsdatum: 01.03.2007 Beiträge: 1435
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(#1285788) Verfasst am: 09.05.2009, 23:12 Titel: |
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fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | naja, diese Karfreitagstanzerei... ich möcht ja wirklich mal wissen, wie viele Atheisten ohne täglichen Tanz nicht leben könnten, und wie viele einfach aus Protest einmal pro Jahr am Karfreitag tanzen gehen.  |
Du hättest also kein Problem, wenn z.B. am 1. Mai Gottesdienste verboten wären?
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Einsiedler registrierter User
Anmeldungsdatum: 01.03.2007 Beiträge: 1435
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(#1285790) Verfasst am: 09.05.2009, 23:14 Titel: |
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fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: | Ansonsten gibt es nichts, woran man "die Christen" erkennen kann, es gibt viel zu grosse Unterschiede in den Gebräuchen verschiedener christlicher Gruppen, und wenn die individuellen Unterschiede betrachtet werden: im Christentum gibts nichts, was es nicht gibt. |
Welchen Sinn hat dann das Etikett "Christ"?
Welchen Sinn hat es, von "christlichen Werten" oder "christlichen Wurzeln des Abendlands" zu sprechen?
Sind das dann nicht bloß leere Floskeln ohne brauchbaren Inhalt?
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis
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(#1285868) Verfasst am: 10.05.2009, 09:04 Titel: |
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Hucklebuck hat folgendes geschrieben: |
Sinnlichkeit läßt sich nur schwer quantifizieren.
Sie ist aber zweifellos erfassbar.
Dazu muss man aber erstmal ihre Evidenz erkennen.
Daran mangelt es Atheisten häufig, und daß ist auch ein Problem, welches man allerdings lösen kann, wenn man aus dem heutigen technokratischen Lebensverständnis einen Weg zurück in das eigentlich schon vorhandene "Paradies auf Erden" findet. |
Hi Hucklebuck
ich glaube, so schwer ist das nicht, zu sagen, ob etwas die Sinne anspricht oder nicht. Alle Werbeleute und jene, die Veranstaltungen zum Vergnügen organisieren - Konzerte, Themenparks, Ikeas Kinderecke etc - tun das ja sehr gezielt.
Abgesehen davon fördern vielfältige sinnliche Erfahrungen die Intelligenz, vor allem im Kleinkindalter, aber auch später noch. Also wär es doch vernünftig, der Sinnlichkeit lieber zuviel als zuwenig Stellenwert beizumessen...
grüsse, das fräulein
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis
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(#1285873) Verfasst am: 10.05.2009, 09:21 Titel: |
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Robbe Piere hat folgendes geschrieben: |
Ansonsten beschreibt PW wohl eher wie sich Beziehungen über Kommunikation etablieren.
Ein reales Gegenüber kann gedacht werden, aber Gedachtes muß nicht Real sein. |
Beten ist ja gemeint als Kommunikation mit Gott. Und viele Gläubige erleben, dass eine Kommunikation im Gebet andere Resultate oder Einsichten bringt, als wenn sie einfach selbst über ein Thema nachdenken würden. Im Labor kann sichtbar gemacht werden, dass auch das Gehirn anders reagiert, mit anderen Frequenzen, im Gebet als im Alltagsbewusstsein.
Zitat: | Muß natürlich nicht mit "Gott"-interpretiert sein - aber okay, wers braucht. |
Natürlich kann man das auch anders interpretieren, zum Beispiel als "Zugang zum Unbewussten" herstellen... was grundsätzlich auch nicht klarer definiert ist als "Gott". Aber, wer unbedingt das Wort "Gott" vermeiden will, okay, wers braucht...
Zitat: |
"Gott" ist mir unnütz, egal geworden ich brauch kein Ritual oder ein Fokus um mich auf etwas nicht vorhandenes zu konzentrieren - das Denken funzt auch ohne Verschnörkelungen. |
Denken funktioniert am besten in einem konzentierten und gleichzeitig unverkrampften Zustand. Um in diesen Zustand zu kommen, gibt es Übungen und Rituale, die nützlich dafür sind - und wenn es ist, vor der Arbeit sorgfältig-meditativ den Bleistift zu spitzen und alles genau so hinzulegen, wie man es am liebsten hat. Jede Arbeit geht besser, wenn sie sorgfältig vorbereitet ist, was immer auch den Zweck hat, den Menschen darauf einzustimmen.
Zitat: |
Dinge brauchen keine Bedeutungen die mehr beschreiben als das Ding ist. |
Problem ist, wir wissen in der Tiefe nicht allzu genau, was das Ding ist. Spätestens auf der subatomaren Ebene wird es verwirrend, zumindest für Laien wie mich.
Zitat: |
Situationen sollten so aufgelöst werden, daß der Mensch handlungsfähig bleibt und vor nichts in Ehrfurcht erstarrt oder das ein Glaube Ihm Handlungsmuster vorschreibt
- das Ihn von seinem Handlungsbewußtsein entmündigt. |
Stimmt. Sich selbst zu sammeln, zu konzentrieren, tief durchzuatmen und ähnliche Rituale - helfen dabei, handlungsfähig und bei klarem Kopf zu bleiben. Auch ein Stossgebet schadet kaum je.
Zitat: |
Dagegen meine ich, das der geniale Gott, der schwache und ohnmächtige Gott ist, der fordert,
"Begleite mich! - laß mich nicht zurück! -Hilf mir!" |
Zitat: |
Anbetungswürdiges wird überschätzt und ist doch albern. |
find ich nicht. Es gibt viele Dinge, die das Wissen und die Fähigkeiten meiner kleinen Person so sehr übersteigen, dass mir nichts anders als Bewunderung und Erstaunen bleibt vor so viel Schönheit, Weisheit und Macht.
grüsse, das fräulein
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis
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(#1285874) Verfasst am: 10.05.2009, 09:24 Titel: |
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Einsiedler hat folgendes geschrieben: |
Du hättest also kein Problem, wenn z.B. am 1. Mai Gottesdienste verboten wären? |
Wenn es so an einem oder vielleicht auch drei Tagen pro Jahr ist, und wenn es eine gute Begründung dafür geben sollte, das ist mir egal.
grüsse, das fräulein
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis
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(#1285877) Verfasst am: 10.05.2009, 09:36 Titel: |
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Einsiedler hat folgendes geschrieben: |
Welchen Sinn hat dann das Etikett "Christ"?
Welchen Sinn hat es, von "christlichen Werten" oder "christlichen Wurzeln des Abendlands" zu sprechen?
Sind das dann nicht bloß leere Floskeln ohne brauchbaren Inhalt? |
Vo "christlichen Werten" zu sprechen muss tatsächlich nicht sein, denn die islamischen Werte oder die humanistischen Werte sind sehr ähnlich. Möglicherweise war es früher mal sinnvoll, zu Beginn der Christianisierung in Europa, als hier noch vor allem Stämme lebten, die nur den eigenen Clan als gleichgestellte Menschen akzeptierten - während das Christentum lehrte, dass alle Christen, egal aus welchem Clan, gleichgestellt seien.
"christliche Wurzeln des Abendlandes" ist aber durchaus sinnvoll, weil damit nicht in erster Linie die Ethik / der Inhalt angesprochen wird, sondern die Form - also das, was an Kultur und Kunst in den letzten tausend oder so Jahren alles entstanden ist, und da hat das Christentum als Bewegung eine klar beschreibbare Formensprache entwickelt in allen Bereichen - Architektur, Literatur, Bildhauerei, Malerei, Musik etc - und diese Formensprache beeinflusst uns alle nach wie vor. Auch dem hier aufgewachsenen Atheisten ist eine Kirche meist vertrauter als eine Moschee, sowohl vom Anblick, als auch von den erwarteten Verhaltensregeln.
grüsse, das fräulein
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1285906) Verfasst am: 10.05.2009, 11:22 Titel: |
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fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: |
Vo "christlichen Werten" zu sprechen muss tatsächlich nicht sein, denn die islamischen Werte oder die humanistischen Werte sind sehr ähnlich. |
Ist das so gemeint, wie es dasteht?
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fräulein rottenmeier registrierter User
Anmeldungsdatum: 16.02.2009 Beiträge: 1106
Wohnort: Saint Louis
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(#1285912) Verfasst am: 10.05.2009, 11:28 Titel: |
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Ja.
Alle lehren Barmherzigkeit, ein friedliches Zusammenleben verschiedener Menschen, und Verhaltensregeln, nach dem Prinzip der Goldenen Regel.
An diesen Grundsätzen ändern auch einige Fanatiker nichts.
grüsse, das fräulein
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Evilbert auf eigenen Wunsch deaktiviert
Anmeldungsdatum: 16.09.2003 Beiträge: 42408
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(#1285917) Verfasst am: 10.05.2009, 11:37 Titel: |
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fräulein rottenmeier hat folgendes geschrieben: |
Vo "christlichen Werten" zu sprechen muss tatsächlich nicht sein, denn die islamischen Werte oder die humanistischen Werte sind sehr ähnlich. |
Zitat: | Humanismus ist eine aus der abendländischen Philosophie hergeleitete Weltanschauung, die sich an den Interessen, den Werten und der Würde insbesondere des einzelnen Menschen orientiert. Toleranz, Gewaltfreiheit und Gewissensfreiheit gelten als wichtige humanistische Prinzipien menschlichen Zusammenlebens. Die eigentlichen Fragen des Humanismus sind aber: „Was ist der Mensch? Was ist sein wahres Wesen? Wie kann der Mensch dem Menschen ein Mensch sein?“ |
Zitat: | Der Islam (arabisch إسلام islām, „Unterwerfung (unter Gott) / völlige Hingabe (an Gott)“[1][2]; الإسلام al-islām, „der Islam“) ist mit rund 1,4 Milliarden Anhängern nach dem Christentum (ca. 2,2 Milliarden Anhänger) die zweitgrößte Religion der Welt. |
Fürs Christentum kann ich leider keine so einleuchtende Wikidefinition reinkopieren, denn imDeutschen Wiki sind ein paar christliche apologeten unterwegs, die vor allem eines im Sinne haben: das christentum immunresistent zu machen.
Im wesentlichen leiten sich christliche Werte aus der Idee her, dass Gott im Mittelpunkt steht.Bis auf ein paar theologische Feinheiten wie der Dreifaltigkeit usw. also tatsächlich grunsätzlich sehr ähnlich wie der Islam.
Nun guck Dir bitte mal an, aus welcher Idee der Humanismus sich herleitet. Vergleiche dies mit dem Islam, wie er im Wikibuche steht.
Es ist kein Zufall, dass dem Christentumoder dem Islam nahestehenden Personen und Gruppen eher autoritären Herrschern, zuweil Diktatoren und Tyrannen mit gottgleichem charisma verfallen, während Humanisten her auf Bewegungen reinfallen, die den Menschen in den mittelpunkt stellen und so tun,als ob sie durch diesen legitimiert seien.
Humanismus auf der einen Seite und Gottgläubigkeit auf der anderen Seite mögen den einen oder anderen Wert teilen, sie sind sich aber genauso wenig ähnlich wie täglich eine Sahnetorte oder täglich 2 Stunden Krafttraining im Fitnessstudio, auch wenn beide auf den ersten Blick die Konsequenz haben, dass sich meine Konfektionsgröße nach oben hin ändert.
Man kann zwar auch beides zugleich haben, und dem Verhungertenden wäre eine Sahnetorte angemessener, und zuviel Sport kann auch Mord sein, aber ich hoffe doch sehr stark, dass mittels meiner Polemik angekommen ist, dass ich mich entschieden dagegen verewehre, die Werte, die ich teile gleichzusetzen mit den Werten, die etwa ein ballancer verfolgt.
Auch wenn er "nur" ein christlicher Fanatiker ist: trotzdem ändert das nichts dran, das auch tillichs oder zeligs Werte zwar ähnlich wie meine sein können, aber anders zu stande gekommen sein könnten.
Den Vergleich empfinde ich also als persönlich herabsetzend. Ich fühle mich in meinen humanistischen Gefühlen verletzt. Nimm ihn also bitte zurück. Beimir steht Gott nicht im mittelpunkt, ichnleite nix davon ab, deswegen ist es falsch zu sagen entsprechende Wertre seien meinen ähnlich.
Und Zwiebeltürme von Moscheen finde ich übrigens viel hübscher als die gothischen Monster vieler Kirchen, die nur angst verbreiten sollen.
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