Freigeisterhaus Foren-Übersicht
 FAQFAQ   SuchenSuchen   MitgliederlisteMitgliederliste   NutzungsbedingungenNutzungsbedingungen   BenutzergruppenBenutzergruppen   LinksLinks   RegistrierenRegistrieren 
 ProfilProfil   Einloggen, um private Nachrichten zu lesenEinloggen, um private Nachrichten zu lesen   LoginLogin 

Kalte Kinder
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3  Weiter
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   Drucker freundliche Ansicht    Freigeisterhaus Foren-Übersicht -> Kultur und Gesellschaft
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Evilbert
auf eigenen Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1285941) Verfasst am: 10.05.2009, 12:32    Titel: Antworten mit Zitat

Bergmann hat nach Erfurt gesagt, dass die Herkunft so vieler Gewalttäter aus dem Osten kein Zufall sei, da dort eben die Erfahrungen von 1968 fehlen.

Angesichts Emsdetten und Winnenden hat er sich offenbar geirrt.


(Dieser Gedankengang ist nicht von mir, aber ich hab keinen bock zu suchen wo ich ihn herhab. Ist ja auch egal-derGedankengang wird ja hoffentlich nciht dadurch schlechter, dass ich ihn präsentiere Lachen ) .

Worauf ich aber hinaus will ist, dass sich prima klasse Theorien ja bewähren können und müssen.

Wir sollten also mal abwarten, ob es dabei bleibt, dass " die Amokläufer der jüngeren Gegenwart" aus dem "bildungsbürgerlichen Millieu" stammen.

Bis dahin schlage ich vor, eher eine Korrelation wie beim Klapperstorch zu vermuten. Die bisherigen Täter hatten nämlich neben ihrer Millieuzugehörigkeit auch Waffenzugang.

Im bildungsfernen Prekariat könnten genausoviele Zeitbomben rumlaufen; nur hat sich Hartzpapi von der letzten ARGEüberweisung selten Waffen für den Wohnzimmerschrank gekauft

Schließlich musste er ja davon bereits Tabak, Alkohol und Unterhaltungselektronik kaufen noc
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Zumsel
registrierter User



Anmeldungsdatum: 08.03.2005
Beiträge: 4667

Beitrag(#1285963) Verfasst am: 10.05.2009, 12:56    Titel: Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:
Bergmann hat nach Erfurt gesagt, dass die Herkunft so vieler Gewalttäter aus dem Osten kein Zufall sei, da dort eben die Erfahrungen von 1968 fehlen.


Ich dachte, es liegt am Kollektiven Aufstöpchengehen in der DDR.

Solche steilen Soziologenthesen (vom Feuilleton stets begierig aufgenommen) sind praktisch immer für'n Arsch.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Telliamed
registrierter User



Anmeldungsdatum: 05.03.2007
Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten

Beitrag(#1285997) Verfasst am: 10.05.2009, 13:31    Titel: Antworten mit Zitat

In den Pädagogik-Lehrbüchern der DDR, die zum Teil aus dem Russischen übersetzt worden waren, wurden drei Erziehungsstile unterschieden:

Autoritäre Erziehung;
Laissez faire;
Demokratische Erziehung.

Die autoritäre Erziehung war die bis 1945 vorherrschende Form, mit Erzwingung von Autorität, Strafen und Belohnungen.
Die "Laissez faire"-Methode war in der DDR verpönt - Erziehung "vom Kinde aus" schien nicht geeignet zu sein, die Heranwachsenden auf das spätere Leben in der Gesellschaft vorzubereiten.
Befremdet und amüsiert betrachtete man Versuche in der Bundesrepublik mit der "antiautoritären Erziehung", die nur zu unangepasstem Benehmen führen konnte; die derart (Nicht-)Erzogenen würden schon noch zu spüren bekommen, wie eine Gesellschaft mit hierarchischen Strukturen mit Unangepassten umgehen würde.

Die demokratische Erziehung war die anzustrebende. Rückblickend möchte ich sagen, dass sie meine Eltern auch versuchten. Ich wurde in die wichtigsten Familienentscheidungen einbezogen.
Im nachhinein betrachtet, scheint mir dieses "Hineinreden" von Kindern in Erwachsenen-Angelegenheiten nicht gerade erstrebenswert zu sein, und die Möglichkeit wurde von mir auch nicht sonderlich in Anspruch genommen. Seinerseits als Vater, als "Erzieher" (so, ich setze das mal
in Anführungszeichen) suchte ich schon, meinem Kind so viel wie möglich zuzuhören.

In unserem Bücherschrank zu Hause fanden sich sowohl die Pädagogik- und Psychologielehrbücher, als auch die Wochenzeitschrift "Elternhaus und Schule" sowie die Bücher von Makarenko "Flaggen auf den Türmen" und "Der Weg ins Leben".
Makarenko hatte die im Bürgerkrieg in Sowjetrußland herumziehenden und verwahrlosten Kinder zu militärischen Verbänden geformt, die sich selbst verwalteten, gemeinsame Ziele stellten (z. B. Feuerholz aus dem Wald holen) und im Ringen um ihre Verwirklichung so etwas wie einen Gruppenstolz entwickelten. Seine Erziehungsgrundsätze wurden nun in der DDR angewandt, wo es überwiegend funktionierende Kleinfamilien gab.
Die Gesellschaft war hochmilitarisiert, und manche Offizierssöhne liefen zum Gespött ihrer Mitschüler mit lackierten schwarzen Stiefeln herum. Aber diese Militarisierung machte in der Regel an der Wohnungstür der Familien halt.

Die evangelische Pfarrersfamilie, die eine Rückzugsmöglichkeit in den Kreis von Gleichgesinnten bot, wie es Christian Führer, der Pfarrer der Nikolaikirche, in seinen Erinnerungen 2008 beschreibt, war der Nährboden für den Widerstand gegen die "Kollektiverziehung", der 1989 erfolgreich war.

@Nani
Das in Deinem Link vorgestellte Kinderhaus mag tatsächlich zu so einer Begegnungsstätte für Eltern und Kinder geworden sein. Aber es ist eine Insel in einer Umgebung, wo anders erzogen wird.
So gut sich das dort lesen mag - ich würde dort nicht wohnen wollen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Nani
registrierter User



Anmeldungsdatum: 08.08.2008
Beiträge: 2202

Beitrag(#1286032) Verfasst am: 10.05.2009, 14:25    Titel: Antworten mit Zitat

Telliamed hat folgendes geschrieben:
@Nani
Das in Deinem Link vorgestellte Kinderhaus mag tatsächlich zu so einer Begegnungsstätte für Eltern und Kinder geworden sein. Aber es ist eine Insel in einer Umgebung, wo anders erzogen wird.
So gut sich das dort lesen mag - ich würde dort nicht wohnen wollen.

Es ging mir weniger um das Kinderhaus, das ich leider gar nicht persönlich kenne,
sondern um die Antipädagogik im Allgemeinen.
(Ich sehe gerade, dass ich falsch verlinkt habe, hier noch einmal der richtige Text:
http://projekte.free.de/schwarze-katze/texte/rb300500.html)
Diese wird nicht nur in diesem einen Kinderhaus gelebt.
In ganz Deutschland finden sich kleine antipädagogische "Inseln",
die Dank Internet im Austausch miteinander stehen.

Telliamed hat folgendes geschrieben:
Die "Laissez faire"-Methode war in der DDR verpönt - Erziehung "vom Kinde aus" schien nicht geeignet zu sein, die Heranwachsenden auf das spätere Leben in der Gesellschaft vorzubereiten.
Befremdet und amüsiert betrachtete man Versuche in der Bundesrepublik mit der "antiautoritären Erziehung", die nur zu unangepasstem Benehmen führen konnte; die derart (Nicht-)Erzogenen würden schon noch zu spüren bekommen, wie eine Gesellschaft mit hierarchischen Strukturen mit Unangepassten umgehen würde.

Das meinte ich mit falschverstandener antiautoritärer Erziehung,
Ein Miteinander, dass sich ausschließlich am Kind orientiert ist für alle Beteiligten (Eltern und Kinder)
genauso "unbefriedigend" wie autoritäre Erziehungsmaßnahmen.
Die einzig zufriedenstellende Lösung ist für mich ein Miteinander,
bei dem die Bedürfnisse aller Familienmitglieder berücksichtigt werden.

"Das spätere Leben in der Gesellschaft" ist so eine Sache,
ehrlich gesagt finde ich die zur Zeit herrschenden gesellschaftlichen Zustände,
nicht unbedingt das non-plus-ultra und sehe keinen Sinn darin,
das Erhalten dieser Zustände zum Erziehungsziel zu machen.
Verleugnen bringt natürlich auch nichts.
Also bleibt mir nur, mit Kindern ehrlich darüber zu sprechen.

Das Vorbereiten auf die Zukunft allgemein als Erziehungsziel kann ebenfalls nicht zum Erfolg führen,
da ich heute keinerlei gesichrten Kenntnisse über die Zukunft habe.
(Dieser Punkt wird in dem von mir verlinkten Referat anschaulich beschrieben wird.)

Telliamed hat folgendes geschrieben:
Im nachhinein betrachtet, scheint mir dieses "Hineinreden" von Kindern in Erwachsenen-Angelegenheiten nicht gerade erstrebenswert zu sein, ...

Mir ebenfalls nicht, genausowenig wie das Hereinreden von Erwachsenen in Kinder-Angelegenheiten
(du darfst nicht mehr mit xy spielen)
oder allgemein das Hereinreden von Außenstehenden in die Belange anderer
(die Freundin, die sich in meine Partnerwahl einmischt,
der Kollege, der meint, ungefragt bei meiner Wohnungssuche mitreden zu müssen,
der Partner, der sich ungefragt über meine Jobwahl auslässt,
die Mutter, die sich in meine Haushaltsführung einmischt,
der Nachbar, der sich allgemein an meiner Lebensführung stört,
der Verkäufer, der mich ungefragt von meiner Auto-Wahl abringen will
der Politiker, der ...)
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hucklebuck
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 25.11.2008
Beiträge: 996

Beitrag(#1286600) Verfasst am: 11.05.2009, 16:06    Titel: Antworten mit Zitat

Zoff hat folgendes geschrieben:


http://www.internet4jurists.at/gesetze/bg_urhg_inhalt01.htm


Danke, hab ich erstmal gleich in den Sammelsack gepackt.
Ist ja n umfangreiches Werk...
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AXO
nach unbekannt auf unbestimmte Zeit verzogen



Anmeldungsdatum: 05.02.2007
Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen

Beitrag(#1286602) Verfasst am: 11.05.2009, 16:09    Titel: Re: Kalte Kinder Antworten mit Zitat

Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
kalte Kinder...


Produkte eines kalten Umfeldes Schulterzucken
_________________
Augen auf dann kann nichts passieren
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hucklebuck
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 25.11.2008
Beiträge: 996

Beitrag(#1286608) Verfasst am: 11.05.2009, 16:17    Titel: Re: Kalte Kinder Antworten mit Zitat

armer schlucker hat folgendes geschrieben:
Reza hat folgendes geschrieben:
Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
Gastkommentar: Erleben wir einen neuen Menschentypus?
Kalte Kinder
Von Wolfgang Bergmann 27. April 2009, 03:32 Uhr

http://www.welt.de/die-welt/article3628943/Kalte-Kinder.html
Vollzitat durch Link ersetzt, Zoff

Der Autor ist Erziehungswissenschaftler in Hannover


Habe diesen Artikel in der "Welt" gefunden.
M.E. beschreibt es relativ gut ein Erscheinungsbild bei einer Vielzahl Kinder und insbesondere Jugendlicher, daß mir schon seit vielen Jahren auffällt.
Ein Auftreten, daß ich im ersten Moment als cool und entspannt im besten Sinne intepretiere, erweist sich nach kurzer Zeit als gut verpackte Gleichgültigkeit gegenüber jedweder tiefergehenden Gefühlsregung. ....


Zitat:
In alle Kontakte ist eine merkwürdige Abwesenheit eingebunden, sogar in ihre Freundlichkeit und in ihre Sprache. Sie wissen so wenig von Nähe, dass ihnen Fremdheit zwischen Menschen nicht auffällt. Ihr Verhalten wirkt wie auswendig gelernt, ihre Höflichkeit ist eine Spur zu geschickt, ihr Lächeln einen Moment zu schnell, beliebig. Zugleich haben solche Jungen diese enorme Fähigkeit, sich gewandt, sympathisch in Erscheinung zu bringen, da etwas Narzisstisches in ihrer Wendigkeit liegt.

http://www.welt.de/die-welt/article3628943/Kalte-Kinder.html


So soll und muss er sein, der Leistungsträger des 21. JH - und wenn er's ist passt's auch nicht? Schulterzucken


Seltsam, genau das in dem Artikel beschriebene Verhalten fiel mir vor 20 Jahren an vielen Erwachsenen auf, als ich in den Westen gefahren bin. skeptisch


Womit Du natürlich recht hast.
Ist mir auch erst auf im 2.Moment klargeworden.
Ich versuche jetzt mal das Positive zu sehen: Vielleicht ist manchem Erwachsenen im Westen erst eine bewußte Reflektion der eigenen "Welt" und ihrer betriebsblinden Selbstzerstörungsmechanismen möglich, wenn an den eigenen Kindern erkennbar wird, daß der Kaiser doch eigentlich nackt ist.
Aber wie gesagt, zu diesem Positivismus muss ich mich zwingen...
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AXO
nach unbekannt auf unbestimmte Zeit verzogen



Anmeldungsdatum: 05.02.2007
Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen

Beitrag(#1286610) Verfasst am: 11.05.2009, 16:24    Titel: Antworten mit Zitat

Telliamed hat folgendes geschrieben:
In den Pädagogik-Lehrbüchern der DDR, die zum Teil aus dem Russischen übersetzt worden waren, wurden drei Erziehungsstile unterschieden:

Autoritäre Erziehung;
Laissez faire;
Demokratische Erziehung.

Die autoritäre Erziehung war die bis 1945 vorherrschende Form, mit Erzwingung von Autorität, Strafen und Belohnungen.


nun - als "DDR-Kind" bin ich durchaus ein Produkt autoritärer Erziehung - und auch ein Verfechter derselben.
Allerdings habe ich weder Zwang erfahren noch wurde ich über Strafe und Belohnung abgerichtet,
noch glaube ich das sich Autorität erzwingen lässt, sondern halte sie für uneingeschränkt
kompetenzabhängig.
Heißt - ich habe als Erwachsener jedes letzte und entscheidende Wort, weil ich kompetenter bin als das Kind und (!) mit autoritären Entscheidungen extrem sparsam umgehe um maximale Entwicklungsfreiheit
zu ermöglichen wo sie "ungefährlich" ist.
Bin ich nicht ausreichend kompetent muß ich mich um mehr Kompetenz bemühen anstatt zu versuchen Anerkennung zu erzwingen.

kurz -> unsere Eltern waren unangefochtene Autoritäten weil sie es tatsächlich besser wußten
und es sinnvoll war ihrer Autorität zu folgen - oder aber sie waren nicht ausreichend kompetent,
dann habe ich die zum selbst probieren notwendigen Freiheiten erzwungen wenn ichs für
sinnvoll erachtete und keine mögliche Strafe - oder Korrumpierung durch Belohnung hätte das verhindern können.
So ziemlich genau dementsprechend lebe ich auch heute - mit über 40 - noch und bin damit nie
wirklich schlecht gefahren und dementsprechend zufrieden damit.
_________________
Augen auf dann kann nichts passieren
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hucklebuck
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 25.11.2008
Beiträge: 996

Beitrag(#1286642) Verfasst am: 11.05.2009, 16:57    Titel: Antworten mit Zitat

NOCQUAE hat folgendes geschrieben:
astarte hat folgendes geschrieben:
Zitat:

Zitat:
Bergmann: Es geht um die einfachsten Dinge: Wenn zwei Jungs im Kindergarten raufen, um die Hierarchie untereinander festzulegen, dann hat ein Pädagoge da nichts zu suchen.

Quelle

Auch das finde ich bedenklich.

Ich auch.

Aah, jetzt wird mir auch klar, warum Hucklebuck grade diesen Artikel ausgewählt hat. idee


Da hast Du leider Unrecht.
Ich kannte vorher weder den Namen von dem Kollegen Bergmann noch andere Veröffentlichungen von ihm.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Telliamed
registrierter User



Anmeldungsdatum: 05.03.2007
Beiträge: 5125
Wohnort: Wanderer zwischen den Welten

Beitrag(#1286646) Verfasst am: 11.05.2009, 17:02    Titel: Antworten mit Zitat

@Hucklebuck

...
Zitat:
Vielleicht ist manchem Erwachsenen im Westen erst eine bewußte Reflektion der eigenen "Welt" und ihrer betriebsblinden Selbstzerstörungsmechanismen möglich, wenn an den eigenen Kindern erkennbar wird, daß der Kaiser doch eigentlich nackt ist.


Mal was zur "Taktik" des Auftretens hier im FGH. Wir kommen beide aus dem Osten, sind beide längere Zeit in den westlichen Bundesländern tätig gewesen und haben uns auch in weiteren Ländern aufgehalten, sind also geneigt, jeweils "von innen" und "von außen" auf die Gemeinschaften zu blicken, die wir an unterschiedlichen Orten vorfinden.

In dem oberen Auschnitt, noch krasser allerdings in früheren Statements, haust Du für meine Begriffe ziemlich auf den "Westen" bzw. die "Wessis" ein. Wenn Du Dich aber ebenfalls als "Wanderer zwischen den Welten" auffasst wie ich, müsstest Du ebenso in den westlichen Bundesländern eine große, bunte Vielfalt an Typen und Meinungen kennengelernt haben. Also mir würde es schwerfallen, die Leute im "Westen" über einen Kamm zu scheren oder selbst eine gemeinsame Grundhaltung herauszufinden.
Es sei denn, Du willst, dass sich die Leute an solchen Formulierungen von Dir reiben.

Im Osten gibt es unter denjenigen, die die Zeit vor 1989 bewusst miterlebt haben, trotz ähnlicher biographischer Prägungen auch immer mehr verschiedene Haltungen und Typen: Mürrisch-verbissene Verweigerer, Resignierende, Jammernde, in schwierigen Lagen Kämpfende bis hin zu den Initiativreichen und Unternehmenden. Und je jünger die Leute sind, desto mehr verwischen sich die Unterschiede.

Immer wieder äußern regierungsoffizielle Stellen, Schulpolitiker und "Aufarbeitungs"-Experten, dass viele Jugendliche eher den Erzählungen in ihren Elternhäusern über die DDR Glauben schenken, als dem verordeneten Geschichtsbild, das "Mauer, Stasi, Stacheldraht und Schießbefehl" in den Vordergrund schiebt. In den Familien ist die Erinnerung an eine Zeit geblieben, in der die sozialen Unterschiede nicht so ungeheuer groß und die Scheidung in der Gesellschaft nach dem Geldbeutel nicht so krass waren. Außer einigen wenigen Unbelehrbaren will sicher niemand die DDR zurück haben. Aber die Erinnerung an eine Zeit wird in den Familien weitergegeben, da man keine Angst vor Arbeitslosigkeit und sozialem Abstieg zu haben brauchte.

Was die Erziehungsfragen oder den Umgang mit Heranwachsenden betrifft, so warnten schon mehrere Vorredner vor zu weitgehenden "Theorien" und Verallgemeinerungen.

Auch in der DDR wurde Erziehung, wie Vorredner @Axo betont, recht unterschiedlich aufgefasst und betrieben.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hucklebuck
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 25.11.2008
Beiträge: 996

Beitrag(#1286656) Verfasst am: 11.05.2009, 17:18    Titel: Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:
Was ich von Wolfgang Bergmann halten soll, weiss ich auch noch nicht so genau.

Einerseits ist er ja offenbar mit denselben sympathischen ideologischen Scheuklappen wie ich auch ausgerüstet: er verteidigt antiautroitäre Erziehung, will, dass sich Eltern gefälligst Zeit nehmen und mit den Sproßlingen liebevoll kuscheln, statt sie leistungsmässig zu überfordern usw.

Andererseits liest sich bei ihm auch sowas:

Wolfgang Bergmann hat folgendes geschrieben:
Moderne Autorität ist in sich widersprüchlich

Wir haben nicht nur die Verlässlichkeit der Traditionen verloren, sondern auch das Vermögen, uns die Zukunft vorstellen zu können. Weit mehr als zwei Jahrtausende hat die Menschheit mit den Fragen nach dem Sinn ihrer Existenz gerungen – in unserer Gegenwart verblassen diese Fragen und erscheinen nichtig. Sie tauchen im öffentlichen Leben gar nicht mehr auf! Unsere Kinder werden mit ihnen nicht konfrontiert. Und das heißt: Unsere Kinder werden von sich selbst abgelenkt. In unserer Kultur ist alles Lebendige und Seelische extrem «veräußerlicht». Solange wir unseren Kindern nichts anderes anzubieten haben als RTL-Tugenden, werden wir als Autorität ausfallen. Nur dort, wo die großen Menschheitsfragen in einem Kind drängend werden, wird es auch nach der Autorität suchen, die es lenkt.

Wir haben unseren Kindern die Verbindlichkeit einer stabilen Ordnung weggenommen. Wir verkörpern keine geistige Tradition, keine Kultur. Keine der Fragen, die jedes pubertierende Mädchen und jeden Jungen bewegen, können wir wirklich beantworten. Dazu fehlt uns die Bindung an die geistige Geschichte und die Werte unserer eigenen Kultur. Wann haben Sie das letzte Mal mit Ihrem Kind über Glauben, Wahrheit, Tod und Gnade gesprochen? Nicht wahr, schon diese Worte klingen fremd, oder, was noch schlimmer ist, vertrocknet und altmodisch. Wir verbinden nichts mehr mit ihnen. Wir haben in unserem gesellschaftlichen Leben den Respekt vor dem Höheren verloren. Auch aus diesem Grunde sind wir für unsere Kinder keine Autorität. Tief empfundener Respekt ist Offenheit für das Menschliche an sich. Unsere Kinder führen uns nicht an rationale, sondern vielmehr an emotionale Grenzen. Da hilft es wenig, in abstrakter Weise Autorität zu proklamieren. Wir müssen uns der Relativität unserer Autorität bewusst sein, wir haben sie uns selbst zuzuschreiben.


Quelle

Klingt irgendwie eher nach Predigt statt Vorlesung.
Das KANN man rauslesen, man KÖNNTE aber auch schließen, daß Bergmann sich an unveräußerlichen "Werten" orientiert, die jenseits eines Gottesbezugs wesentlicher Bestandteil nicht nur von Erziehung, sondern natürlich auch von Zivilisation ganz allgemein sein sollten, was jetzt aber schon wieder eine andere Diskussion wäre.
Ich für meinen Teil kann das nachvollziehen und entdecke dort nichts, was (negativ) bedenkenswert wäre.
Zitat:




Zitat:
In Sachen Erziehung und Schule läuft es für die Jungen zurzeit wirklich schlecht. Hier hat sich eine Wohlfühl-Kuschel-Pädagogik eingeschlichen, die den kleinen Jungs gewaltig auf die Nerven geht.

SPIEGEL ONLINE: Weil in Kindergärten und Grundschule fast nur Frauen arbeiten?

Bergmann: Das hat sicher damit zu tun. Es geht aber mehr um diese generelle Antigewalt-, Antikörperlichkeit-, Antimännlichkeitserziehung. Auch die männlichen Pädagogen haben ja dieses seltsame Umhüllungs- und Friedensideal soweit übernommen, dass es schnurz ist, ob ein Mann oder eine Frau verantwortlich ist. Wenn heute im Kindergarten beim Ballspielen eine Fensterscheibe zu Bruch geht, wird doch sofort der Morgenkreis einberufen. Jungen haben heute kaum noch die Fähigkeit, sich selbst in ihrer Körperlichkeit, in ihrer männlichen Durchsetzungsfähigkeit kennenzulernen. Sie werden mit Teilen ihrer Männlichkeit überhaupt nicht mehr bekannt.

SPIEGEL ONLINE: Welche männlichen Eigenschaften oder Verhaltensweisen meinen Sie?


Bergmann: Es geht um die einfachsten Dinge: Wenn zwei Jungs im Kindergarten raufen, um die Hierarchie untereinander festzulegen, dann hat ein Pädagoge da nichts zu suchen.

Quelle

Auch das finde ich bedenklich.


Das finde ich im Gegenteil erfrischend undogmatisch und gut beobachtet. Mir ist aber natürlich klar, welche Keule schon wieder im Anschwung ist...
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hucklebuck
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 25.11.2008
Beiträge: 996

Beitrag(#1286660) Verfasst am: 11.05.2009, 17:31    Titel: Re: Kalte Kinder Antworten mit Zitat

DeHerg hat folgendes geschrieben:

erst heißt es sie sind außer Kontrolle und sollten sich benehmen
dann sind sie mal wieder zu weich und können keine Anstrengung mehr ertragen(sowohl körperlich als auch geistig)
dann sind sie wieder zu gewalttätig


und als sie endlich ruhig, höflich und freundlich sind ist das auch wieder falsch
<-gnaa ich geh nen Baum verprügeln


Übrigens: Bäume sind auch Lebewesen...

Aber zu Deinem Einwurf:
Du beschreibst hervorragend die Ambivalenz, der sich die Kinder ausgesetzt sehen. Insofern hast Du das beste Argument geliefert, um die daraus erwachsenden Probleme für "junge Menschen" logisch zu verorten.
Diese Ambivalenz, die sukzessive von Kindern internalisiert wird, schafft ja gerade erst einerseits schizophrene und andererseits distanzierende Emotionen, worin sich dann folgerichtig die Gesamtambivalenz einer Gesellschaft spiegelt.
Kinder werden also so konditioniert, wie es die Gesellschaft vorlebt: Wer objektiv und kritisch reflektiert, kann sich dieses automatischen "erzieherischen" Effektes kaum verschließen...
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1286661) Verfasst am: 11.05.2009, 17:32    Titel: Re: Kalte Kinder Antworten mit Zitat

Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
kalte Kinder...

Kalte Kinder hat folgendes geschrieben:
Mir erging und ergeht es ähnlich - freundliche Kinder, sie beginnen ein Gespräch in Beratung und Therapie ganz unproblematisch, kaum ein Stocken, kein Zögern, geschweige denn Abwehr ist erkennbar. Und doch hockt man nach dem Gespräch beklommen hinter dem Schreibtisch und fühlt sich leer. Nur dieses kaum in Worte zu fassende aufdringliche Empfinden ist da: Ich habe diesen Jungen (fast immer handelt es sich um Jungen) nicht erreicht.

Ein Erziehungswissenschaftler kann keine Beziehung zu bestimmten Kindern aufbauen, die (wahrscheinlich nicht freiwillig) bei ihm in Therapie sind.

Und weil er das nicht kann, bezeichnet er die Kinder als "leer". Das sei aber nur eine "Vermutung", sonst nichts. Aber selbstverständlich muss das an den Kindern liegen, die Frage, ob es auch an ihm liegen könne, liegt wohl abseits jeglicher Vorstellungskraft, wird also erst gar nicht gestellt.

Naja. Da könnte man jetzt auch andere Vermutungen zu äußern. Er scheint sich selber als Rebell zu sehen und scheint nun zu meinen, dass andere auch so sein müssten wie er. So kann er gut mit Kindern umgehen, die Rebellen wie er sind. Kinder, die er nicht als Rebellen ansieht, sondern als zu angepasst, findet er nicht gut und vielleicht findet er deswegen keinen Zugang zu ihnen. Oder vielleicht ist es auch so, dass "die Rebellen" in seiner Therapie selber ein Problem im Umgang mit ihrer Umwelt sehen, das sie lösen möchten und daher eher bereit sind, mit ihm zusammenarbeiten, als die anderen, die vielleicht selber gar kein Problem sehen. Aber anstatt das mal zu überlegen und dann halt einfach nur diejenigen zu therapieren, die ihm wohl besser liegen, kategorisiert er die anderen mal schnell als "leer" ein.

Und sowat is' nu' Erziehungswissenschaftler.

Mal abgesehen davon würde ich mich nicht anders verhalten als die beschriebenen Kinder. Ich würde auch nur noch verständnislos mit großen Augen dasitzen, wenn mich jemand auffordert, ich müsse doch jetzt mal über meine tiefsten Gefühle sprechen und solle mich selber mal einschätzen und wo ich meine Schwächen sähe und meine Stärken und was mir Freundschaft bedeute und ich könne mich gar nicht richtig öffnen und das sei ja nun gar nicht so gut und ich müsse mal aus mir herauskommen und 'ne Urschreitherapie machen und so, aber es sei doch trotzdem total schön gewesen, dass wir mal darüber geredet hätten. "Was will der Sack?" würde ich denken, wäre aber zu höflich, das so zu sagen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hucklebuck
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 25.11.2008
Beiträge: 996

Beitrag(#1286667) Verfasst am: 11.05.2009, 17:36    Titel: Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:
Bergmann hat nach Erfurt gesagt, dass die Herkunft so vieler Gewalttäter aus dem Osten kein Zufall sei, da dort eben die Erfahrungen von 1968 fehlen.

Angesichts Emsdetten und Winnenden hat er sich offenbar geirrt.




Selbst wenn das Blödsinn war, heißt das ja nicht, daß er ansonsten nur Blödsinn erzählt.
Insofern steht Dein Strohmännchen etwas windschief...
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
nocquae
diskriminiert nazis



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18183

Beitrag(#1286668) Verfasst am: 11.05.2009, 17:37    Titel: Re: Kalte Kinder Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ein Erziehungswissenschaftler kann keine Beziehung zu bestimmten Kindern aufbauen, die (wahrscheinlich nicht freiwillig) bei ihm in Therapie sind.

Und weil er das nicht kann, bezeichnet er die Kinder als "leer". Das sei aber nur eine "Vermutung", sonst nichts. Aber selbstverständlich muss das an den Kindern liegen, die Frage, ob es auch an ihm liegen könne, liegt wohl abseits jeglicher Vorstellungskraft, wird also erst gar nicht gestellt.

Jo, das ist eine Sache, die mir auch in den Sinn gekommen ist. Hier beschreiben Leute ihre ganz persönlichen Einschätzungen. Die Frage, inwiefern diese Einschätzung mit der Realität übereinstimmt, wird gar nicht erst gestellt.
Vielleicht sind die betreffenden Kinder sogar ganz besonders emotional. Vielleicht können sie diese Emotionalität nur nicht kommunizieren. Oder nur nicht ihm gegenüber. Oder nur nicht in einer Weise, die er versteht.
Ein paar „nur” zuviel, um gleich einen neuen Menschentypus postulieren zu können.
_________________
In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, als viel gefährlicher, als derjenige, der den Schmutz macht.
-- Kurt Tucholsky
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden ICQ-Nummer
AXO
nach unbekannt auf unbestimmte Zeit verzogen



Anmeldungsdatum: 05.02.2007
Beiträge: 10129
Wohnort: Thüringen

Beitrag(#1286676) Verfasst am: 11.05.2009, 17:53    Titel: Antworten mit Zitat

Telliamed hat folgendes geschrieben:
Aber die Erinnerung an eine Zeit wird in den Familien weitergegeben, da man keine Angst vor Arbeitslosigkeit und sozialem Abstieg zu haben brauchte.


OT - > Eine unschätzbare Erinnerung wie ich meine - die man gar nicht lange genug wach halten kann.
_________________
Augen auf dann kann nichts passieren
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Reza
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 10.09.2006
Beiträge: 4188

Beitrag(#1286844) Verfasst am: 11.05.2009, 21:50    Titel: Antworten mit Zitat

Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
Noseman hat folgendes geschrieben:
Bergmann hat nach Erfurt gesagt, dass die Herkunft so vieler Gewalttäter aus dem Osten kein Zufall sei, da dort eben die Erfahrungen von 1968 fehlen.

Angesichts Emsdetten und Winnenden hat er sich offenbar geirrt.




Selbst wenn das Blödsinn war, heißt das ja nicht, daß er ansonsten nur Blödsinn erzählt.
...


Findest du?

Die Kindergärten etc. im Osten waren "früher" voll von männlichen Personal?
Also im Westen gar keines, und die Grundschulen - doch, es gab auch männliche Lehrer teilweise.

Zudem widerspricht der sich irgendwie dauernd selbst, oder von welchem Männerbild geht er überhaupt aus?

Zitat:
Ich habe diesen Jungen (fast immer handelt es sich um Jungen) nicht erreicht. Diagnostische Klassifikationen dafür gibt es nicht. Auffällig ist dies: Diese Kinder sind an den funktionalen beherrschbaren Anteilen ihres Kinderlebens hochgradig interessiert, naturwissenschaftliche Zusammenhänge, überhaupt alles, was beherrschbar erscheint, erfassen sie rasch und komplex, sobald das Gespräch aber auf Bindungen, Beziehungen zu Eltern oder Freunden kommt, weichen sie aus. Sie ziehen sich freundlich auf unverbindliche Worte zurück, als fehle ihnen die Sprache. Ich frage sie nach Freunden, die Antwort ist wie ein Achselzucken: Klar habe ich Freunde, viele sogar, oder doch keinen?


Seit wann gehört nun eigentlich über (tiefe) Gefühle quatschen zum Männlichkeitsbild, zur männlichen Identität?
Emotionen sind doch sowieso nicht Männersache, oder?

Oder muss ich das so verstehen, dass sich prügeln, Gewalt, bei Männern den Zugang zu Gefühlen verbessert, bewirkt, gar das drüber reden können/wollen?

Wäre dann nicht regelmäßg jede Generation wieder in Kriege schicken ganz super, für die Gefühligkeit von Männern?
Na gut, danach sieht's ja mittlerweile aus - es besteht dann wohl noch Hoffnung für diese kalten Jungs, dass sie wieder warme (upps, ist das nicht zweideutig?) Männer werden, so wie meine Vätergeneration, die haben ja über Gefühle und all so Zeug gequatscht - das glaubt man ja nicht! - also die, die wieder kamen, natürlich nur.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Evilbert
auf eigenen Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1286855) Verfasst am: 11.05.2009, 22:04    Titel: Antworten mit Zitat

Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
Noseman hat folgendes geschrieben:
Bergmann hat nach Erfurt gesagt, dass die Herkunft so vieler Gewalttäter aus dem Osten kein Zufall sei, da dort eben die Erfahrungen von 1968 fehlen.

Angesichts Emsdetten und Winnenden hat er sich offenbar geirrt.




Selbst wenn das Blödsinn war, heißt das ja nicht, daß er ansonsten nur Blödsinn erzählt.
Insofern steht Dein Strohmännchen etwas windschief...


Ich hab im Übrigen gar nicht gesagt, dass er "ansonsten nur Blödsinn" labert, sondern gegenteilig mit Einstieg in diesem thread betont, dass ich viele seiner Positionen teile... Bist wohl eher Du, der hier gestrohmannt hat.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hucklebuck
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 25.11.2008
Beiträge: 996

Beitrag(#1286897) Verfasst am: 11.05.2009, 22:42    Titel: Antworten mit Zitat

Erstmal danke für Deine differenzierte Kritik!
Da kann man mit arbeiten, wie es so schön heißt...
Du bist sicherlich hier nicht umsonst Mod: Bis jetzt kann ich Dein Bemühen um Ausgewogenheit und verbale Mäßigung eigentlich immer gut erkennen, was ich selbstverständlich respektiere.

Telliamed hat folgendes geschrieben:
@Hucklebuck

...
Zitat:
Vielleicht ist manchem Erwachsenen im Westen erst eine bewußte Reflektion der eigenen "Welt" und ihrer betriebsblinden Selbstzerstörungsmechanismen möglich, wenn an den eigenen Kindern erkennbar wird, daß der Kaiser doch eigentlich nackt ist.


Mal was zur "Taktik" des Auftretens hier im FGH.
"Taktik" ist eine meiner Schwächen, vor allen Dingen deshalb, weil ich, insbesondere in Sachdiskussionen, nicht allzuviel davon halte. M.E. ist "Taktik", wie sie im Gepräch gehandhabt wird, sogar anrüchig, weil sie denjenigen bevorteilt, der dieses "Werkzeug" benutzt. Sie ist Mittel zum Zweck einen vermeintlichen "Sieg" davon zu tragen, indem man manövriert, Fallen stellt und Scheingefechte führt. Das ist aber zum Erkenntnisgewinn, und nur darum kann es im Sinne der "Aufklärung" gehen, nicht zielführend.
Ein taktisch gewiefter Diskutant kann durch sein Geschick der zuhörenden Mehrheit und eventuell sogar seinem Meinungswidersacher dadurch plausibel darlegen, im Recht zu sein, ja er schafft es witzigerweise häufig sogar, in sich aus der eigenen phänomenalen Selbstgerechtigkeit heraus so etwas wie "Überzeugung" zu induzieren.
Dem "Unterlegenen" dagegen wird keine Gerechtigkeit getan, unabhängig davon, wieviel "Wahrheitsgehalt" seine Äußerungen innewohnt.
"Taktik" ist also im Falle eines erkenntnissuchenden Diskurses oder auch Dialoges tendenziell unethisch, insbesondere nach Kants kategorischem Imperativ.
Beim "Siedler von Catan"-spielen dagegen bin ich fanatischer Taktiker...
Zitat:

Wir kommen beide aus dem Osten, sind beide längere Zeit in den westlichen Bundesländern tätig gewesen und haben uns auch in weiteren Ländern aufgehalten, sind also geneigt, jeweils "von innen" und "von außen" auf die Gemeinschaften zu blicken, die wir an unterschiedlichen Orten vorfinden.

In dem oberen Auschnitt, noch krasser allerdings in früheren Statements, haust Du für meine Begriffe ziemlich auf den "Westen" bzw. die "Wessis" ein. Wenn Du Dich aber ebenfalls als "Wanderer zwischen den Welten" auffasst wie ich, müsstest Du ebenso in den westlichen Bundesländern eine große, bunte Vielfalt an Typen und Meinungen kennengelernt haben.
Ja und nein. Es handelt sich hierbei, was manchmal schwer zu erkennen ist, um eine vermeintlich "große, bunte Vielfalt an Typen und Meinungen".
Zitat:

Also mir würde es schwerfallen, die Leute im "Westen" über einen Kamm zu scheren oder selbst eine gemeinsame Grundhaltung herauszufinden.
Nachvollziehbar, und zwar deswegen, weil es tatsächlich schwer herauszufinden ist. "Über einen Kamm scheren" enthält bekanntermaßen eine negative Konnotation. In diesem Fall würde ich das so nicht verstanden wissen wollen, denn der Mensch aus dem Westen ist genau wie der Patient aus dem Osten auch nur eine humanoidisierte Säugetier-Variante. Ergo gelten die Naturgesetze (Evolution durch Anpassung), und die sagen letztlich aus, das wir entsprechend der Gesellschaft, in der wir leben, konditioniert sind, die einen mehr, die anderen weniger.
Ergo lassen sich selbstverständlich gemeinsame Grundhaltungen herausfinden, schließlich hätten wir ja ansonsten tatsächlich Anarchie.
Wessis haben mehrheitlich, und nur daß ist bei allgemeinen Aussagen über gesellschaftliche Prozesse relevant und zweckdienlich, bestimmte Eigenschaften, Schrullen, Grundmentalitäten, Haltungen usw. - genau wie Ossis, Eskimos, australische Dingos oder afrikanische Kurzhalsgiraffen.
Natürlich gibt es relevante Minderheiten, nur daß deren Relevanz eben mehrheitlich irrelevant ist und demzufolge vernachlässigt werden kann, ob daß denen nun passt oder nicht, es ist die Macht des (soziologisch bzw. gesellschaftspolitisch) Faktischen...
Die (vor allen Dingen älteren, kritischen und nicht-assimilierten) Ossis sind insofern gesellschaftliche bzw. soziale Zwitterwesen, als daß ihre "Konditionierung" unter fundamental anderen Parametern verlaufen ist. Die nachträgliche West-Konditionierung (je nach Alter und innerem Widerstand) generierte die genannte "Verzwitterung".
Aus dieser heraus hat der Ossi, der sich dessen bewußt ist und das entsprechende Reflektionsvermögen mitbringt, den nur schlecht wegzudiskutierenden generellen Vorteil, eine evident objektivere Sicht des gesellschaftlichen Ist-Zustandes dialektisch ausarbeiten zu können.
Diesen Vorteil kann (im "Normalfall") kein Wessi wettmachen, da wiederum durch die Macht des Faktischen kein Wessi in der Lage ist, ein gelebtes Leben unter grundsätzlich anderen gesellschaftspolitischen Eckparametern "gedanklich" oder auch "emotional" zu simulieren.
Das ist genauso unmöglich, wie es für einen Mann unmöglich ist, eine Schwangerschaft entsprechend nachvollziehen zu wollen...
Zitat:


Es sei denn, Du willst, dass sich die Leute an solchen Formulierungen von Dir reiben.
Das nehme ich billigend in Kauf, ja. Nicht mehr und nicht weniger.
Du musst aber entschuldigen, wenn ich meine "Anliegen" auch mal mit einer etwas "offensiveren" Attitüde vortrage.
Schließlich gehöre ich einer nicht besonders relevanten Minderheit an, da liegt es in der Natur der Sache, wenn man auch mal etwas weniger kuschelig rüberkommt. Das sollte die Mehrheit der Bäume, wenn sie sich an einer Wildsau reiben, nicht besonders aufregen.

Ich habe viele Jahre im Westen versucht, die Menschen dort zu verstehen: Das ist mir annähernd gelungen, da ich ja "ihr" Leben gelebt habe. Ich habe dort genauso liebenswerte oder weniger liebenswerte Zeitgenossen getroffen.
Ebenfalls habe ich mir aber auch viele Jahre (besonders als Tresenschlampe) bis zum Erbrechen Ossi-Witze und alle Plattheiten und Vorurteile, von subtil bis dümmlich, anhören müssen, und bei gutem Vortrag auch fleißig und aus vollem Herzen mitgelacht.
Ein gerütteltes Mass an Selbstironie ist ja dem Ossi bekanntermaßen zu eigen, das hilft ungemein bei der Selbsterkenntnis.
Wenn von den Ossis richtigerweise erwartet wird, kritisch mit der eigenen Geschichte und Biographie umzugehen und sich selber nicht zu ernst zu nehmen, habe ich diese Ansprüche aber auch an "den Wessi".
Insofern sollte ein halbwegs gebildeter und intelligenter "natural born Westbürger" emotional in der Lage sein, aus seinem Weltbürgerverständnis heraus Ironie, Sarkasmus, harte gesellschaftspolitische Analyse und auch mal einen doofen Witz zu verkraften, ohne gleich Satisfaction im östlichen Morgengrauen zu verlangen.
Soviel Zutrauen zu (Achtung: wohlwollende Ironie) westdeutscher Zivilisationsreife habe ich aus Erfahrung dann doch...
Zitat:

Im Osten gibt es unter denjenigen, die die Zeit vor 1989 bewusst miterlebt haben, trotz ähnlicher biographischer Prägungen auch immer mehr verschiedene Haltungen und Typen: Mürrisch-verbissene Verweigerer, Resignierende, Jammernde, in schwierigen Lagen Kämpfende bis hin zu den Initiativreichen und Unternehmenden.
Unwidersprochen.
Und trotzdem: Es gibt genügend allgemein UND wissenschaftlich akzeptierte soziologische Untersuchen, die genau das von mir angesprochene "gemeinsame Erbe" des Großteil der Ossis dokumentieren: gemeinsame Haltungen, Grundmentalitäten, Vorlieben, Sexualverhalten, Beziehungspraxis etc..
Das muss ich hier hoffentlich nicht "belegen"...
Zitat:

Und je jünger die Leute sind, desto mehr verwischen sich die Unterschiede.
Leider ist das tatsächlich so, die Ossis assimilieren sich logischerweise - nicht zu ihrem Vorteil.
Zitat:


Immer wieder äußern regierungsoffizielle Stellen, Schulpolitiker und "Aufarbeitungs"-Experten, dass viele Jugendliche eher den Erzählungen in ihren Elternhäusern über die DDR Glauben schenken, als dem verordeneten Geschichtsbild, das "Mauer, Stasi, Stacheldraht und Schießbefehl" in den Vordergrund schiebt. In den Familien ist die Erinnerung an eine Zeit geblieben, in der die sozialen Unterschiede nicht so ungeheuer groß und die Scheidung in der Gesellschaft nach dem Geldbeutel nicht so krass waren. Außer einigen wenigen Unbelehrbaren will sicher niemand die DDR zurück haben. Aber die Erinnerung an eine Zeit wird in den Familien weitergegeben, da man keine Angst vor Arbeitslosigkeit und sozialem Abstieg zu haben brauchte.

Was die Erziehungsfragen oder den Umgang mit Heranwachsenden betrifft, so warnten schon mehrere Vorredner vor zu weitgehenden "Theorien" und Verallgemeinerungen.
Das mag sein. Nichtsdestotrotz kann so etwas sehr wohl berechtigt sein. "Zu weitgehend" ist insofern nichts, was einen Rückschluss auf einen eventuellen Wahrheitsgehalt zu lässt, Kassandra läßt grüßen..
Zitat:

Auch in der DDR wurde Erziehung, wie Vorredner @Axo betont, recht unterschiedlich aufgefasst und betrieben.


Das mag wohl so sein, aber auch da gab es eine Mehrheit bzw. mehrheitliche Schnittmengen, deren Grundparameter sich über Kinderkrippen-bzw. Kindergartenbesuch, Pioniernachmittag, Subotnik, Patenbrigade, Neubauwohnung, Ferienspiele, Ferienlager, GST-Ausbildung, Lehre usw. manifestiert haben.

Zitat repariert - astarte
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hucklebuck
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 25.11.2008
Beiträge: 996

Beitrag(#1287407) Verfasst am: 12.05.2009, 17:32    Titel: Re: Kalte Kinder Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
kalte Kinder...

Kalte Kinder hat folgendes geschrieben:
Mir erging und ergeht es ähnlich - freundliche Kinder, sie beginnen ein Gespräch in Beratung und Therapie ganz unproblematisch, kaum ein Stocken, kein Zögern, geschweige denn Abwehr ist erkennbar. Und doch hockt man nach dem Gespräch beklommen hinter dem Schreibtisch und fühlt sich leer. Nur dieses kaum in Worte zu fassende aufdringliche Empfinden ist da: Ich habe diesen Jungen (fast immer handelt es sich um Jungen) nicht erreicht.

Ein Erziehungswissenschaftler kann keine Beziehung zu bestimmten Kindern aufbauen, die (wahrscheinlich nicht freiwillig) bei ihm in Therapie sind.
Das die meisten Erziehungswissenschaftler das nicht können, beweist erst mal nichts. Wenn der Mann mit seine Methoden Erfolg hat, was wohl offensichtlich ist, wird er wahrscheinlich in der Lage sein, eine entsprechende "Beziehung" aufzubauen - ohne das gehts schließlich nicht.
Zitat:


Und weil er das nicht kann, bezeichnet er die Kinder als "leer".
Das sei aber nur eine "Vermutung", sonst nichts.
Danke, daß Du das hinzufügst.
Zitat:

Aber selbstverständlich muss das an den Kindern liegen, die Frage, ob es auch an ihm liegen könne, liegt wohl abseits jeglicher Vorstellungskraft, wird also erst gar nicht gestellt.
Na ja, sein "Arbeitsgegenstand" sind Kinder, da liegt es in der Natur der Sache, daß man sich vermittels einer entsprechenden Ausbildung erstmal um seine Arbeit kümmert. Wenn der Mann Erfolg hat, mit dem, was er tut, wird er sich selbstverständlich hinterfragen. Daß Du ihm einfach mal so das Gegenteil unterstellst, spricht nicht gegen ihn, sondern gegen Deine Voreingenommenheit.
Zitat:

Naja. Da könnte man jetzt auch andere Vermutungen zu äußern. Er scheint sich selber als Rebell zu sehen und scheint nun zu meinen, dass andere auch so sein müssten wie er. So kann er gut mit Kindern umgehen, die Rebellen wie er sind. Kinder, die er nicht als Rebellen ansieht, sondern als zu angepasst, findet er nicht gut und vielleicht findet er deswegen keinen Zugang zu ihnen. Oder vielleicht ist es auch so, dass "die Rebellen" in seiner Therapie selber ein Problem im Umgang mit ihrer Umwelt sehen, das sie lösen möchten und daher eher bereit sind, mit ihm zusammenarbeiten, als die anderen, die vielleicht selber gar kein Problem sehen. Aber anstatt das mal zu überlegen und dann halt einfach nur diejenigen zu therapieren, die ihm wohl besser liegen, kategorisiert er die anderen mal schnell als "leer" ein.

Und sowat is' nu' Erziehungswissenschaftler.

Mal abgesehen davon würde ich mich nicht anders verhalten als die beschriebenen Kinder. Ich würde auch nur noch verständnislos mit großen Augen dasitzen, wenn mich jemand auffordert, ich müsse doch jetzt mal über meine tiefsten Gefühle sprechen und solle mich selber mal einschätzen und wo ich meine Schwächen sähe und meine Stärken und was mir Freundschaft bedeute und ich könne mich gar nicht richtig öffnen und das sei ja nun gar nicht so gut und ich müsse mal aus mir herauskommen und 'ne Urschreitherapie machen und so, aber es sei doch trotzdem total schön gewesen, dass wir mal darüber geredet hätten. "Was will der Sack?" würde ich denken, wäre aber zu höflich, das so zu sagen.


Ich wollte eigentlich den Rest Deines Postings auch noch scheibchenweise kommentieren, aber das lasse ich mal: Entweder hast Du ein Therapeuten-Trauma oder Dir passt der Typ nicht in Dein gesellschaftspolitisches Schema, so daß Du mit fast jedem Satz Mutmaßungen und Unterstellungen postulierst, mit kritischer Kommentierung hat so ein pampiger Flach-Bild-Verriss jedenfalls nichts zu tun...
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Evilbert
auf eigenen Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1287424) Verfasst am: 12.05.2009, 17:49    Titel: Re: Kalte Kinder Antworten mit Zitat

Hucklebuck hat folgendes geschrieben:

Das die meisten Erziehungswissenschaftler das nicht können, beweist erst mal nichts. Wenn der Mann mit seine Methoden Erfolg hat, was wohl offensichtlich ist, wird er wahrscheinlich in der Lage sein, eine entsprechende "Beziehung" aufzubauen - ohne das gehts schließlich nicht.


Das ist richtig. Das zeigt dann aber auch bloss seine Befähigung dazu, Kinder zu therapieren, nicht die, andere Leute in die Lage zu versetzen, Kinder zu therapieren. Warum und wieso er erfolgreich ist, muss nichts damit zu tun haben, was er selbst theoretisch postuliert. Ein guter Mathematiker muss kein guter Mathelehrer sein und umgekehrt.

Zitat:
Der Kinderpsychologe selbst kann stundenlang darüber reden, wie er solche kleinen Erziehungswunder bewirkt – erklären kann er sie letztlich nicht. In seinen zahlreichen Büchern stehen zwar viele kluge Betrachtungen über die neuen Kinder und die Medien. Aber Bergmanns oft erfolgreicher Umgang mit schwierigen Jugendlichen ist mit Theorie allein nicht zu verstehen. Sein ehemaliger Vorgesetzter Martin Bonhoeffer, der Leiter eines Berliner Jugendprojekts, sagte dazu: „Das ist der unbewusste Kontakt der Unangepassten, was da so gut funktioniert.“ Bergmann wäre nicht der erste Therapeut, der sich immer auch selbst therapiert.


Zeit online: "Der Rebell als Ordnungshüter" über W. Bergmann
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Wraith
diskordianischer Papst



Anmeldungsdatum: 24.06.2007
Beiträge: 3189
Wohnort: Regensburg

Beitrag(#1287433) Verfasst am: 12.05.2009, 18:02    Titel: Re: Kalte Kinder Antworten mit Zitat

Noseman hat folgendes geschrieben:
Hucklebuck hat folgendes geschrieben:

Das die meisten Erziehungswissenschaftler das nicht können, beweist erst mal nichts. Wenn der Mann mit seine Methoden Erfolg hat, was wohl offensichtlich ist, wird er wahrscheinlich in der Lage sein, eine entsprechende "Beziehung" aufzubauen - ohne das gehts schließlich nicht.


Das ist richtig. Das zeigt dann aber auch bloss seine Befähigung dazu, Kinder zu therapieren, nicht die, andere Leute in die Lage zu versetzen, Kinder zu therapieren. Warum und wieso er erfolgreich ist, muss nichts damit zu tun haben, was er selbst theoretisch postuliert. Ein guter Mathematiker muss kein guter Mathelehrer sein und umgekehrt.


umgekehrt schon. Zumindest darf der Mathelehrer kein schlechter Mathematiker sein.
_________________
"Das ganze Problem ignorieren. Wenn man so tut, als ob es nicht existiert, glaubt es das vielleicht auch."
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Evilbert
auf eigenen Wunsch deaktiviert



Anmeldungsdatum: 16.09.2003
Beiträge: 42408

Beitrag(#1287442) Verfasst am: 12.05.2009, 18:13    Titel: Re: Kalte Kinder Antworten mit Zitat

Wraith hat folgendes geschrieben:
Noseman hat folgendes geschrieben:
Hucklebuck hat folgendes geschrieben:

Das die meisten Erziehungswissenschaftler das nicht können, beweist erst mal nichts. Wenn der Mann mit seine Methoden Erfolg hat, was wohl offensichtlich ist, wird er wahrscheinlich in der Lage sein, eine entsprechende "Beziehung" aufzubauen - ohne das gehts schließlich nicht.


Das ist richtig. Das zeigt dann aber auch bloss seine Befähigung dazu, Kinder zu therapieren, nicht die, andere Leute in die Lage zu versetzen, Kinder zu therapieren. Warum und wieso er erfolgreich ist, muss nichts damit zu tun haben, was er selbst theoretisch postuliert. Ein guter Mathematiker muss kein guter Mathelehrer sein und umgekehrt.


umgekehrt schon. Zumindest darf der Mathelehrer kein schlechter Mathematiker sein.


Gut, stimmt.
Und das dürfte auch für Bergmann gelten; er wird sicher kein unterdurchschnittlich theoretisch bewanderter Kinderpsychologe sein.

Dennoch finde ich, sollte man wenigstens erstmal sehr skeptisch bleiben, ob an der Sache mit den "kalten Kindern" was dran ist.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
AgentProvocateur
registrierter User



Anmeldungsdatum: 09.01.2005
Beiträge: 7851
Wohnort: Berlin

Beitrag(#1287477) Verfasst am: 12.05.2009, 19:06    Titel: Re: Kalte Kinder Antworten mit Zitat

Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ein Erziehungswissenschaftler kann keine Beziehung zu bestimmten Kindern aufbauen, die (wahrscheinlich nicht freiwillig) bei ihm in Therapie sind.

Das die meisten Erziehungswissenschaftler das nicht können, beweist erst mal nichts. Wenn der Mann mit seine Methoden Erfolg hat, was wohl offensichtlich ist, wird er wahrscheinlich in der Lage sein, eine entsprechende "Beziehung" aufzubauen - ohne das gehts schließlich nicht.
Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Aber selbstverständlich muss das an den Kindern liegen, die Frage, ob es auch an ihm liegen könne, liegt wohl abseits jeglicher Vorstellungskraft, wird also erst gar nicht gestellt.

Na ja, sein "Arbeitsgegenstand" sind Kinder, da liegt es in der Natur der Sache, daß man sich vermittels einer entsprechenden Ausbildung erstmal um seine Arbeit kümmert. Wenn der Mann Erfolg hat, mit dem, was er tut, wird er sich selbstverständlich hinterfragen. Daß Du ihm einfach mal so das Gegenteil unterstellst, spricht nicht gegen ihn, sondern gegen Deine Voreingenommenheit.
Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
Ich wollte eigentlich den Rest Deines Postings auch noch scheibchenweise kommentieren, aber das lasse ich mal: Entweder hast Du ein Therapeuten-Trauma oder Dir passt der Typ nicht in Dein gesellschaftspolitisches Schema, so daß Du mit fast jedem Satz Mutmaßungen und Unterstellungen postulierst, mit kritischer Kommentierung hat so ein pampiger Flach-Bild-Verriss jedenfalls nichts zu tun...

Hehe, ich habe mich da etwas zu Polemik hinreißen lassen, das ist wohl wahr.

Nüchern betrachtet habe ich zwei Einwände: dass ein Therapeut X und eine Lehrerin Y keine Beziehung zu bestimmten Kindern herstellen können, bedeutet erst mal gar nichts, denn ich halte es für eine Binsenweisheit, dass man zu einigen Leuten einen Draht bekommt und zu anderen nicht. Die "Chemie" stimmt dann nicht. Aber das heißt eben noch lange nicht, dass diese Kinder nicht zu anderen eine tiefe Beziehung aufbauen können. Das wäre dann etwas anderes, wenn sie es grundsätzlich nicht könnten, aber das gibt der Artikel nun mal nicht her. Die Lehrerin hat noch nicht mal ihre Kollegen gefragt (davon steht da jedenfalls nichts) und der Therapeut hat noch nicht mal diese Kinder zu Kollegen geschickt und sich dann mit diesen ausgetauscht (davon steht da auch nichts). Dass sich nun X und Y leer fühlen, weil sie persönlich keine Beziehung aufbauen können, nun ja, that's life. Ihr Problem. Und wenn sie fähige Pädagogen und Therapeuten wären, dann müsste ihnen das klar sein.

Mein anderer Einwand beruht darauf, dass ein Lehrer und ein Therapeut, zu denen man gezwungenermaßen gehen muss, nicht notwendigerweise mehr als Höflichkeit erwarten können. Sie haben keinerlei Anspruch auf eine einseitige Öffnung eines anderen. Aber auch das sollte doch wohl jedem Pädagogen und Therapeuten klar sein, ich verstehe nicht, wieso sie nur von ihren unangenehmen Gefühlen sprechen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hucklebuck
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 25.11.2008
Beiträge: 996

Beitrag(#1287508) Verfasst am: 12.05.2009, 19:52    Titel: Re: Kalte Kinder Antworten mit Zitat

AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ein Erziehungswissenschaftler kann keine Beziehung zu bestimmten Kindern aufbauen, die (wahrscheinlich nicht freiwillig) bei ihm in Therapie sind.

Das die meisten Erziehungswissenschaftler das nicht können, beweist erst mal nichts. Wenn der Mann mit seine Methoden Erfolg hat, was wohl offensichtlich ist, wird er wahrscheinlich in der Lage sein, eine entsprechende "Beziehung" aufzubauen - ohne das gehts schließlich nicht.
Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Aber selbstverständlich muss das an den Kindern liegen, die Frage, ob es auch an ihm liegen könne, liegt wohl abseits jeglicher Vorstellungskraft, wird also erst gar nicht gestellt.

Na ja, sein "Arbeitsgegenstand" sind Kinder, da liegt es in der Natur der Sache, daß man sich vermittels einer entsprechenden Ausbildung erstmal um seine Arbeit kümmert. Wenn der Mann Erfolg hat, mit dem, was er tut, wird er sich selbstverständlich hinterfragen. Daß Du ihm einfach mal so das Gegenteil unterstellst, spricht nicht gegen ihn, sondern gegen Deine Voreingenommenheit.
Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
Ich wollte eigentlich den Rest Deines Postings auch noch scheibchenweise kommentieren, aber das lasse ich mal: Entweder hast Du ein Therapeuten-Trauma oder Dir passt der Typ nicht in Dein gesellschaftspolitisches Schema, so daß Du mit fast jedem Satz Mutmaßungen und Unterstellungen postulierst, mit kritischer Kommentierung hat so ein pampiger Flach-Bild-Verriss jedenfalls nichts zu tun...

Hehe, ich habe mich da etwas zu Polemik hinreißen lassen, das ist wohl wahr.

Nüchern betrachtet habe ich zwei Einwände: dass ein Therapeut X und eine Lehrerin Y keine Beziehung zu bestimmten Kindern herstellen können, bedeutet erst mal gar nichts, denn ich halte es für eine Binsenweisheit, dass man zu einigen Leuten einen Draht bekommt und zu anderen nicht. Die "Chemie" stimmt dann nicht. Aber das heißt eben noch lange nicht, dass diese Kinder nicht zu anderen eine tiefe Beziehung aufbauen können. Das wäre dann etwas anderes, wenn sie es grundsätzlich nicht könnten, aber das gibt der Artikel nun mal nicht her. Die Lehrerin hat noch nicht mal ihre Kollegen gefragt (davon steht da jedenfalls nichts) und der Therapeut hat noch nicht mal diese Kinder zu Kollegen geschickt und sich dann mit diesen ausgetauscht (davon steht da auch nichts). Dass sich nun X und Y leer fühlen, weil sie persönlich keine Beziehung aufbauen können, nun ja, that's life. Ihr Problem. Und wenn sie fähige Pädagogen und Therapeuten wären, dann müsste ihnen das klar sein.

Mein anderer Einwand beruht darauf, dass ein Lehrer und ein Therapeut, zu denen man gezwungenermaßen gehen muss, nicht notwendigerweise mehr als Höflichkeit erwarten können. Sie haben keinerlei Anspruch auf eine einseitige Öffnung eines anderen. Aber auch das sollte doch wohl jedem Pädagogen und Therapeuten klar sein, ich verstehe nicht, wieso sie nur von ihren unangenehmen Gefühlen sprechen.


Sie sprechen von ihren "unangenehmen Gefühlen", weil das Quintessenz ihres fachlichen und menschlichen Eindrucks ist.
So einfach ist das...
Das Du in das, was im Vorfeld alles gelaufen ist, ob Gespräche, Sitzungen oder was auch immer, Deine eigenen Interpretationen einbringst, führt einfach in extremer Weise in den Bereich der Spekulation.
Du setzt einen in Deinen Augen inakzeptablen Verlauf voraus und schließt daraus, daß sowohl das Verfahren an sich fragwürdig ist und dadurch erst recht die Schlussfolgerungen.
Das ist, denke ich, mehrere Nummern zu hypothetisch...

Ich habe auch ein gesundes Misstrauen gegenüber Therapeuten, ebenfalls aus praktischer Erfahrung.
Meine Kritik zielt aber eher darauf hin, daß ihre Aussagen ansonsten grundsätzlich schwammig, bis zur Unglaubwürdigkeit verständnisvoll, nichtssagend und unkonkret sind.

Vielleicht ist ja das der springende Punkt, warum sich einige hier empören: Man ist von Psychologen und Therapeuten gewohnt, daß sie im Grunde NICHTS sagen und trotzdem für ALLES Verständnis haben: Bloß niemandem wehtun und immer um den heißen Brei herum reden.

Wenn dann mal einer kommt und Klartext redet, ist man ob der "Anmaßung" not amused.

Aber danke, daß Du die Größe hattest, Deine Polemik einzuräumen, auch wenn ich in der Sache völlig anders denke.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hucklebuck
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 25.11.2008
Beiträge: 996

Beitrag(#1287517) Verfasst am: 12.05.2009, 20:00    Titel: Re: Kalte Kinder Antworten mit Zitat

NOCQUAE hat folgendes geschrieben:
AgentProvocateur hat folgendes geschrieben:
Ein Erziehungswissenschaftler kann keine Beziehung zu bestimmten Kindern aufbauen, die (wahrscheinlich nicht freiwillig) bei ihm in Therapie sind.

Und weil er das nicht kann, bezeichnet er die Kinder als "leer". Das sei aber nur eine "Vermutung", sonst nichts. Aber selbstverständlich muss das an den Kindern liegen, die Frage, ob es auch an ihm liegen könne, liegt wohl abseits jeglicher Vorstellungskraft, wird also erst gar nicht gestellt.

Jo, das ist eine Sache, die mir auch in den Sinn gekommen ist. Hier beschreiben Leute ihre ganz persönlichen Einschätzungen. Die Frage, inwiefern diese Einschätzung mit der Realität übereinstimmt, wird gar nicht erst gestellt.
Vielleicht sind die betreffenden Kinder sogar ganz besonders emotional. Vielleicht können sie diese Emotionalität nur nicht kommunizieren. Oder nur nicht ihm gegenüber. Oder nur nicht in einer Weise, die er versteht.
Ein paar „nur” zuviel, um gleich einen neuen Menschentypus postulieren zu können.


Die Einschätzung, daß wir in einer emotional erkalteten, glatten und narzistischen Gesellschaft leben, ist doch nun wirklich nichts weltbewegend Neues.

Wieso sollte denn dieser soziologisch allgemein anerkannte gesellschaftspolitische Zustand augerechnet vor den schwächsten Mitgliedern der Gesellschaft einen respektvollen Bogen machen und sie unbeeinflusst davon aufwachsen lassen?
Ich frage mich, wie man sowas ernsthaft ausblenden kann?
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
hainer
frustrierter User



Anmeldungsdatum: 24.08.2006
Beiträge: 2539

Beitrag(#1287686) Verfasst am: 13.05.2009, 00:02    Titel: Re: Kalte Kinder Antworten mit Zitat

armer schlucker hat folgendes geschrieben:
Reza hat folgendes geschrieben:
Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
Gastkommentar: Erleben wir einen neuen Menschentypus?
Kalte Kinder
Von Wolfgang Bergmann 27. April 2009, 03:32 Uhr

http://www.welt.de/die-welt/article3628943/Kalte-Kinder.html
Vollzitat durch Link ersetzt, Zoff

Der Autor ist Erziehungswissenschaftler in Hannover


Habe diesen Artikel in der "Welt" gefunden.
M.E. beschreibt es relativ gut ein Erscheinungsbild bei einer Vielzahl Kinder und insbesondere Jugendlicher, daß mir schon seit vielen Jahren auffällt.
Ein Auftreten, daß ich im ersten Moment als cool und entspannt im besten Sinne intepretiere, erweist sich nach kurzer Zeit als gut verpackte Gleichgültigkeit gegenüber jedweder tiefergehenden Gefühlsregung. ....


Zitat:
In alle Kontakte ist eine merkwürdige Abwesenheit eingebunden, sogar in ihre Freundlichkeit und in ihre Sprache. Sie wissen so wenig von Nähe, dass ihnen Fremdheit zwischen Menschen nicht auffällt. Ihr Verhalten wirkt wie auswendig gelernt, ihre Höflichkeit ist eine Spur zu geschickt, ihr Lächeln einen Moment zu schnell, beliebig. Zugleich haben solche Jungen diese enorme Fähigkeit, sich gewandt, sympathisch in Erscheinung zu bringen, da etwas Narzisstisches in ihrer Wendigkeit liegt.

http://www.welt.de/die-welt/article3628943/Kalte-Kinder.html


So soll und muss er sein, der Leistungsträger des 21. JH - und wenn er's ist passt's auch nicht? Schulterzucken


Seltsam, genau das in dem Artikel beschriebene Verhalten fiel mir vor 20 Jahren an vielen Erwachsenen auf, als ich in den Westen gefahren bin. skeptisch

Kann das gut nachvollziehen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
nocquae
diskriminiert nazis



Anmeldungsdatum: 16.07.2003
Beiträge: 18183

Beitrag(#1287908) Verfasst am: 13.05.2009, 13:01    Titel: Re: Kalte Kinder Antworten mit Zitat

Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
NOCQUAE hat folgendes geschrieben:
Hier beschreiben Leute ihre ganz persönlichen Einschätzungen. Die Frage, inwiefern diese Einschätzung mit der Realität übereinstimmt, wird gar nicht erst gestellt.


Die Einschätzung, daß wir in einer emotional erkalteten, glatten und narzistischen Gesellschaft leben, ist doch nun wirklich nichts weltbewegend Neues.

(Hervorhebung von mir)
Eben. Erstens: es ist eine Einschätzung, also eine persönliche Empfindung, dass es so sei. Wie emotional jemand ist, ließe sich aber z. B. mit einem Persönlichkeitsinventartest von der subjektiven auf eine objektive Ebene heben. Das wird aber gar nicht erst versucht. Und so bleiben die persönlichen Einschätzungen von Herrn X eine ziemlich wackelige Grundlage für eine weitere Diskussion.
Zweitens: Wenn diese Einschätzung keine neue ist, warum kann man dann von einem neuen Menschentypus sprechen?
_________________
In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, als viel gefährlicher, als derjenige, der den Schmutz macht.
-- Kurt Tucholsky
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden ICQ-Nummer
Ralf Rudolfy
Auf eigenen Wunsch deaktiviert.



Anmeldungsdatum: 11.12.2003
Beiträge: 26674

Beitrag(#1287910) Verfasst am: 13.05.2009, 13:07    Titel: Re: Kalte Kinder Antworten mit Zitat

NOCQUAE hat folgendes geschrieben:
Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
NOCQUAE hat folgendes geschrieben:
Hier beschreiben Leute ihre ganz persönlichen Einschätzungen. Die Frage, inwiefern diese Einschätzung mit der Realität übereinstimmt, wird gar nicht erst gestellt.


Die Einschätzung, daß wir in einer emotional erkalteten, glatten und narzistischen Gesellschaft leben, ist doch nun wirklich nichts weltbewegend Neues.

(Hervorhebung von mir)
Eben. Erstens: es ist eine Einschätzung, also eine persönliche Empfindung, dass es so sei.

Ebend. Es gibt schließlich auch genügend Leute, die der Einschätzung sind, wir hätten einen Werteverfall.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hucklebuck
dauerhaft gesperrt



Anmeldungsdatum: 25.11.2008
Beiträge: 996

Beitrag(#1288172) Verfasst am: 13.05.2009, 19:28    Titel: Re: Kalte Kinder Antworten mit Zitat

NOCQUAE hat folgendes geschrieben:
Hucklebuck hat folgendes geschrieben:
NOCQUAE hat folgendes geschrieben:
Hier beschreiben Leute ihre ganz persönlichen Einschätzungen. Die Frage, inwiefern diese Einschätzung mit der Realität übereinstimmt, wird gar nicht erst gestellt.


Die Einschätzung, daß wir in einer emotional erkalteten, glatten und narzistischen Gesellschaft leben, ist doch nun wirklich nichts weltbewegend Neues.

(Hervorhebung von mir)
Eben. Erstens: es ist eine Einschätzung, also eine persönliche Empfindung, dass es so sei.
Nö, das ist insofern eine "unpersönliche" Empfindung, als es die angenommenen Singularität angesichts der Vielzahl der Stimmen nicht gibt. Eine hohe Zahl von Stimmen sagt natürlich nichts über einen eventuell objektiven Wahrheitsgehalt aus. Allerdings sagt es aus, daß diese "Einschätzung" emotionales "Allgemeingut" ist.
Wenn Du diese Einschätzung nicht teilst, gehörst Du (unter denjenigen, die diesen Gedanken überhaupt zulassen) jedenfalls nicht zu einer signifikanten Mehrheit, was auf zwei Dinge schließen läßt: Entweder geht es Dir um grundsätzliche Zweifel an soziologischer Erkenntnisfähigkeit oder Du bist selbst jemand, dem emotionale Wärme nicht allzuviel bedeutet.
Zitat:

Wie emotional jemand ist, ließe sich aber z. B. mit einem Persönlichkeitsinventartest von der subjektiven auf eine objektive Ebene heben. Das wird aber gar nicht erst versucht. Und so bleiben die persönlichen Einschätzungen von Herrn X eine ziemlich wackelige Grundlage für eine weitere Diskussion.
Zweitens: Wenn diese Einschätzung keine neue ist, warum kann man dann von einem neuen Menschentypus sprechen?


Das ist wohl wahr: Ich würde diese Entwicklung ebenfalls als "nicht neu" klassifizieren und behaupte, der "neue Menschentypus" ist schon lange da.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   Drucker freundliche Ansicht    Freigeisterhaus Foren-Übersicht -> Kultur und Gesellschaft Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3  Weiter
Seite 2 von 3

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.



Impressum & Datenschutz


Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group